Ludwig Thoma
Satiren
Ludwig Thoma

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Frau M. Käsebier an Frau Auguste Krause, Berlin NW, Lessingstr.

Firenze, 24 febbraio.

Dearest Auguste!

In aller Eile möchte ich dir auch brieflich mitteilen, dass und warum ich dich um sofortige Sendung meines Schmuckes ersuchen musste. Am 27 febbraio ist eine Gesellschaft beim Principe Orsini und ich soll durch Conte Bonciani dort eingeführt werden!

Welch ein Glück, dass ich wenigstens eine Gesellschaftstoilette mitgenommen habe! Du hast hoffentlich den Schmuck sofort abgeschickt, damit er noch rechtzeitig eintrifft, denn Bonciani sagt, dass es florentinische Sitte ist, bei so einer Gesellschaft Schmuck zu tragen, und dass die Crème de la crème von Firenze an diesem Abend im höchsten Glanze erscheinen wird. Es ist die denkbar größte Ausnahme, wenn forestieri – Ausländer – zu solch intimem Abend eingeladen werden, und nur dem kolossalen Einfluss des Conte ist es gelungen, diese hohe Ehre für mich zu erreichen. Bonciani sagt, dass die großen Familien der Colonna und Orsini viel, viel exklusiver sind als die deutschen Fürstenhöfe und dass es viel leichter ist, in der Wiener Hofburg Eingang zu finden als bei der altissima nobiltà hierzulande.

Verzeih, dass ich dir die Mühe machte, aber du verstehst doch, wie viel mir daran liegt, bei diesem Abend repräsentativ zu erscheinen!

Viele, viele Grüße an dich und alle Lieben von

eurer felicissima Mathilde.


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