Ludwig Thoma
Satiren
Ludwig Thoma

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Frau M. Käsebier an Frau Auguste Krause, Berlin NW, Lessingstraße.

Firenze, 19 febbraio.

Dearest Auguste! Sweetheart!

Schon längst wollte ich dir schreiben, aber die Flut dieser Eindrücke strömte so mächtig über mich herein, dass ich wirklich zu gar nichts kam.

Was soll ich dir schreiben? Wie soll ich es dir schildern, was ich im amfiteatro in Verona, vor dem Palazzo ducale in Venezia, vor dem herrlichen Colleoni empfand?!

Es ist unsagbar und Worte sind zu schwach um all das wiederzugeben, was sich angesichts solcher Wunder in uns vollzieht! Darüber einmal mündlich und ich werde dir dann mein Herz ausschütten.

Wir sind alle gesund und überglücklich.

Fritz natürlich in seiner Art. Du kennst ja deinen Bruder und weißt, dass er nun mal von einer gewissen Erdenschwere ist und wie er als echter Berliner keine Bewunderung nie zu erkennen gibt, sondern hinter schnoddrigen Bemerkungen versteckt.

Manchmal verletzt es einen sogar, aber man muss ihn eben nehmen, wie er ist. Ich bin überzeugt, dass er doch auch gegen die Sprache, welche all diese Herrlichkeiten reden, nicht taub ist. Wie geht es deinem Karl, oder Carlo? So werde ich ihn von jetzt ab nennen, denn ich werde mich nie mehr von dem Wohllaute dieser Sprache losreißen.

Grüße ihn und deine Kleine. Täglich sagen wir, wie schade es ist, dass ihr nicht mit uns sein könnt.

Saluta i tuoi cari! Addio con tutta l'anima!

Deine dich liebende Schwägerin Mathilde.

Gestern waren wir im Palazzo Vecchio, im Palazzo degli Uffizi und im Palazzo Pitti. Schon diese Namen!

Und eine Menge von Gemälden! Wenn man sie nur zählen wollte, würde man schon ermüden, und erst, wenn man sich in sie versenkt!

Addio carissima!


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