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Sechstes Kapitel

Die drei nicht eben großen Zimmer in dem oberen Stock der von dem General bewohnten kleinen Villa in der Springbrunnenstraße waren zum Empfang der Gesellschaft hergerichtet; das nach hinten gelegene größere, »der Saal« genannte Gemach blieb vorläufig noch geschlossen. Es sollte hernach da soupiert, nach dem Souper ein wenig getanzt werden. Else durchging noch einmal die Räume, zu sehen, ob alles in Ordnung sei. Sie pflegte das sonst nicht zu tun, da sie sich auf die meisterhafte Akkuratesse des vortrefflich geschulten August verlassen konnte; heute schien er zum ersten Male seine Aufgabe leichter genommen zu haben. Oder kam es ihr auch nur so vor? Sie fragte sich das selbst, während sie hier ein paar Leuchter weiter auseinanderrückte und dann wieder zusammenschob, und dort ein paar Nippessachen anders ordnete, ohne an dem neuen Arrangement mehr Geschmack zu finden. – Ich weiß nicht, was das nur heute ist? sagte Else.

Sie trat vor den Spiegel und betrachtete ihr Bild mit großer Aufmerksamkeit: sie fand sich heute nicht im mindesten hübsch; von dem neuen blauen Kleide hatte sie sich viel mehr versprochen; die Haarfrisur war gar zu locker geraten, die Rosenknospen waren entschieden zu dunkel, saßen auch zu weit nach hinten; ihre Augen hatten heute auffallend wenig Glanz, dafür war die Nase auf der linken Seite ganz merklich gerötet – ich weiß wirklich nicht, was das heute nur ist? sagte Else.

Sie ließ sich in einen Fauteuil sinken, legte Fächer und Handschuhe in den Schoß und stützte den Kopf in die Hand.

Und ich hatte mich so auf diesen Abend gefreut! aber Ottomar ist an allem schuld. Wie kann man nur jemand heiraten wollen, den man nicht liebt! – es kommt ja wohl oft genug vor – Wallbach liebt Luise gewiß nicht, so wenig wie sie ihn; aber Ottomar! er hat sonst so viel Herz und kann so lieb und gut sein und doch! – das abscheuliche Geld! Wie kann ein einzelner Herr nur so sündhaft viel brauchen! ich weiß gar nicht, wie sie das anfangen. Die Pferde! – sie sagen stets: sie haben so und so viel Louisdor teurer verkauft, als gekauft; ich glaube es nicht; sie verlieren gewiß immer; aber das kann ja doch so viel nicht ausmachen. Ich weiß es nicht: Wartenberg freilich soll mit seinen zwanzigtausend nicht auskommen; und von Clemda sagen sie ja, daß er zu seinen fünfzigtausend noch jedes Jahr ebenso viele Schulden mache – es ist unglaublich! Was nützen ihm dann meine armseligen fünftausend, auf die er, sowieso, noch beinahe fünf Jahre warten müßte? Und wenn ich nun jemand liebte, der nicht adlig wäre, und meinen Anteil verlöre – ich würde mir nichts daraus machen! wahrhaftig nicht! aber ich könnte ihm dann doch nichts geben, wenn ich selbst nichts hätte – von dem Papa ganz abgesehen, der es gewiß nicht erlaubte, obgleich er alle Augenblicke wieder von ihm anfängt – es ist nur wegen der Hafenfrage, die ihm fortwährend durch den Kopf geht – ich bin doch so glücklich darüber, daß er immer so freundlich von ihm spricht – so glücklich –

Großer Gott, Kind, was tust du?

Was denn? rief Else, aus ihren Träumereien in die Höhe fahrend und ihre Tante erschrocken anblickend, die mit nicht minder erschrockener Miene vor ihr stand.

Dein neues Tarlatankleid! Du zerdrückst es ja in tausend Falten!

Und weiter ist es nichts? rief Else tiefaufatmend.

Dir ist es nichts! rief Sidonie; – nun, du gewöhnst mich allmählich daran, daß dir nichts ist, worauf ich großen Wert lege!

Liebe Tante!

Else hatte die Tante umarmt und geküßt; mehr hatte die Gutmütige nicht gewollt. – Nun, nun, sagte sie, du unverständiges Kind! Du wirst deine hübsche Toilette noch vollends ruinieren.

Sie hatte sich aus der Umarmung los gemacht und glättete und fältelte an ihrem Liebling herum: So, so! trat dann einen Schritt zurück; du siehst heute abend entzückend aus, Else!

Ich finde das nun gar nicht.

Ganz wie meine Prinzessin! an dem Abend, als ihr der Herzog, ihr jetziger erlauchter Gatte, zum ersten Male vorgestellt werden sollte! Ich finde mich heute gar nicht hübsch, sagte sie.

Aber ich soll keinem Herzog vorgestellt werden, sagte Else.

Wie du alles durcheinander wirfst, Kind! Als ob du dich überhaupt mit einem Regierenden anders als zur linken Hand vermählen könntest! Wir haben überdies heute nur einen früheren Reichsunmittelbaren hier: Fürst Clemda, und der ist bereits versprochen. Ich rede also auch gar nicht einmal von dem!

Hoffentlich auch von sonst niemand, Tante.

Es müßte mich alles täuschen, Else, oder dein Erröten, – ja, du bist errötet, liebes Kind, und errötest jetzt eben noch mehr – obgleich du deiner Tante gegenüber das wirklich nicht nötig hättest. Ich kann dich im Gegenteil versichern, daß ich die Partie in jeder Beziehung konvenabel und wünschenswert finde, und den Zufall – wenn es nicht Frevel gegen die göttliche Vorsehung ist, in solchen wichtigen Dingen von einem Zufall zu sprechen –

Um Himmels willen, Tante, wenn du mich lieb hast, kein Wort mehr davon! rief Else. Der Schrecken, den sie empfand, jetzt auch die Tante vom Grafen Golm anfangen zu hören, nachdem Ottomar sie bereits heute morgen mit demselben Thema gequält, klang zu deutlich aus dem Ton ihrer Stimme heraus, um selbst Sidonien zu entgehen.

Ja, lieber Himmel, sagte sie, sollte ich mich denn wirklich getäuscht haben? Ich hatte mir in meiner Weise den wunderlichen Streit, den wir heute morgen hatten, überlegt und nur eine Erklärung dafür gefunden, daß du unter dem Schleier einer fingierten Gleichgültigkeit, ja Rücksichtslosigkeit gegen den Grafen, das kleine Faible, das du für ihn gefaßt, kaschieren wolltest.

Ich habe nichts derart gewollt, sagte Else.

Das tut mir in der Tat leid, sagte Sidonie, die sich jetzt – nicht ohne die nötige Rücksichtnahme auf ihre braune Seidenrobe – unter dem Druck ihrer Enttäuschung selbst gesetzt hatte, während Else erregt in dem Gemache auf und nieder schritt – in der Tat sehr leid; denn ich wüßte nichts, was mir nächst der Verbindung Ottomars mit Carla, die sich nach meinem Empfinden viel zu lange hinausschiebt, eine größere Freude gemacht haben würde. Der Graf ist dreißig Jahr – die höchste Zeit für einen Mann seines Standes, um zu heiraten; er muß, will und wird einen dieser Tage heiraten, und er könnte lange suchen, bevor er eine junge Dame fände, die allen Ansprüchen, die er machen kann und ohne Zweifel macht, so vollkommen genügt. Seine Verhältnisse sind ein wenig derangiert; aber bei großen Vermögen ist das leider jetzt fast als Regel anzunehmen; man arrangiert sich erst in der Ehe. Überdies wird er ja durch die neue Eisenbahn ganz enorm gewinnen, sagt Schieler, von dem ich alle diese Details habe. Der Geheimrat war gestern nachmittag bei mir, und es kam mir fast so vor, als ob er nur in der Absicht gekommen war, mir diese Mitteilungen zu machen und zu hören, was ich, auf deren Urteil er immer sehr viel gegeben, dazu sagen würde. Er ist ein lieber Mann und die Diskretion selbst; so habe ich denn auch keinen Anstand genommen, mit meiner Ansicht etwas weiter heraus zu gehen: in solchen Dingen ist Offenheit immer die beste Diplomatie, und wenn uns ein Schritt entgegen gemacht wird, vergibt man sich nichts, wenn man um ebensoviel – nicht mehr und nicht weniger –

Aber das alles ist abscheulich, Tante! rief Else, mit einer plötzlichen Wendung stehen bleibend und das Spitzentaschentuch zwischen den Händen zerknitternd, während ihr brennende Tränen der Scham und des Zornes aus den Augen stürzten.

Sidonie war über diesen Ausbruch, auf den sie durchaus nicht gefaßt gewesen war, so erschrocken, daß sie, ohne sich zu regen, mit weit aufgerissenen Augen, sprachlos sitzen blieb, als Else jetzt, anstatt sie sofort um Verzeihung zu bitten, oder sich auch nur zu mäßigen, mit hochgeröteten Wangen und flammenden Augen fortfuhr: So über mich mit einem fremden Manne zu sprechen! und noch dazu mit Schieler, den ich gar nicht leiden kann, ebensowenig wie den andern, den ihr für mich ausgesucht habt und den ich niemals heiraten würde, und wenn er mir eine Krone zu Füßen legte – niemals, niemals!

Was gibt es denn, Else? fragte der General, der eben in den Salon trat und die letzten Worte gehört hatte.

Eine kleine Meinungsverschiedenheit zwischen mir und der Tante, erwiderte Else, sich schnell über die Augen fahrend.

So, so, sagte der General, – ich dächte, ihr Damen überließet dergleichen uns Männern. Ist Ottomar noch nicht hier?

Er ging wieder hinaus, nach Ottomar zu fragen.

Verzeihung, Tante! sagte Else, der Tante die Hand bietend; – – es war recht schlecht von mir, aber du weißt nicht, – ich weiß selbst nicht, wie ich heute abend bin.

Sidonie hatte nicht ohne einiges Widerstreben die Hand genommen; der General kam wieder herein.

Das ist doch stark, sagte er: Ottomar ist bereits vor einer Stunde ausgegangen und noch nicht wieder zurück.

Er wird eine wichtige Abhaltung haben, sagte Sidonie.

Ohne Zweifel! sagte der General, mit gerunzelter Stirn, an dem grauen Schnurrbart drehend.

Herr Geheimrat Schieler! meldete August, die Flügeltüren öffnend.

Der Geheimrat begrüßte die Damen, indem er Sidonien die Hand küßte und sich vor Elsen tief verbeugte, und wandte sich dann zu dem General:

Ich habe einen Sack voll Neuigkeiten, verehrter Freund.

Es passiert jetzt wenig, was mich interessiert, und noch weniger, was mir Freude macht, erwiderte der General mit verbindlichem, aber doch düsterm Lächeln.

Daß meine Neuigkeiten Ihnen Freude machen werden, daran zweifle ich leider selbst, sagte der Geheimrat; – interessant ist es Ihnen jedenfalls – und auch Ihnen – meine Damen – daß die Baronin, anstatt am ersten, wie sie ursprünglich beabsichtigte, bereits am zehnten, also in drei Tagen eintreffen wird.

Ich hatte heute morgen einen Brief, in dem davon noch nicht die Rede war, sagte der General.

Mein Brief kam heute nachmittag, ist also zweifellos der neuere; übrigens nicht von ihr selbst, sondern – der Geheimrat hatte einen leichten Hustenanfall zu überwinden.

Sprechen Sie den Namen getrost aus, lieber Freund, sagte der General; – er wird sich, wenn die Konferenzen erst beginnen, doch nicht vermeiden lassen.

Da haben Sie recht! rief der Geheimrat; – und ich bin glücklich –

Eine verwitwete Frau Oberst Gräfin von Fischbach mit ihren beiden Töchtern kam; die Damen waren in Anspruch genommen; der Geheimrat konnte den General auf die Seite ziehen.

Ich wollte vorhin sagen, daß ich glücklich bin, Sie gegenüber dem, was Ihnen von München droht, in so gefaßter Stimmung zu finden. Ich weiß, wie peinlich Ihnen alles ist, was mit der Sache zusammenhängt, und doch muß ich Ihre Geduld noch einen Augenblick in Anspruch nehmen, bevor Sie mir von Ihren andern Gästen entführt werden. Meine zweite Neuigkeit: daß die Konzession erteilt ist –

Unmöglich! rief der General.

So gut wie erteilt ist.

Wir haben noch heute vormittag eine Sitzung gehabt; es lagen allerdings andere Sachen vor; aber Se. Exzellenz hätte doch jedenfalls –

Er kennt Ihre Aversion gegen das Projekt; ich wiederhole auch: so gut wie erteilt ist; und das »so gut« ist in diesem Augenblick besser als gut. Ich flehe Sie an, verehrter Freund, hören Sie mir freundlich zu: die Sache ist von der enormsten Wichtigkeit nicht sowohl für mich, der ich ja nur ein indirektes Interesse daran habe, sondern in erster Linie für Sie. Also: die Konzession wird natürlich nur für einen Nordhafen erteilt werden, gegen den Sie ja in letzter Linie auch nichts haben; nicht wahr? gut. Nun weiß ich aber positiv, daß man – ein wenig hinter Ihrem Rücken – bis zum letzten Augenblick wieder zwischen dem Nord- und dem Osthafen geschwankt hat und daß der ausgeübte Druck nur eben nicht ganz hingereicht hat, die Wagschale nach Osten zu neigen. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, von wem die Pression ausgegangen ist: Sie kennen ja besser als irgend jemand das Interesse, das Golm, der nebenbei in den Verwaltungsrat treten wird, an dem Zustandekommen der Bahn hat; und seine Verbindungen nach einer gewissen Region sind besser, aber sehr viel besser, als ich mir irgend habe träumen lassen. Ich sage Ihnen: es fehlte nur noch ein Minimum. Und, denken Sie sich, da schreibt mir heute – ich muß nun schon den Namen nennen – Signor Giraldi schreibt mir, daß ihm zur besseren Regulierung und leichteren Verwaltung der Masse ein Verkauf der Güter angezeigt erscheine und daß die Baronin – das heißt: er, denn er wird hier wie überall der Mandatar der Baronin sein – in der Konferenz den Verkauf beantragen wird. Wallbach ist dafür, ist immer dafür gewesen; ich werde aus rein geschäftlichen Gründen nicht dagegen sein können; kurz, die Güter werden voraussichtlich verkauft werden. Es ist fast unmöglich, oder doch wenigstens bis zur Unmöglichkeit unwahrscheinlich, daß Giraldi die hiesigen Verhältnisse kennt und weiß, daß in Golm ein eifrigster Käufer schon bereit steht. Wenn Golm aber auch nur die Möglichkeit sieht, den Handel abzuschließen, wird er Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um in der letzten Minute den Osthafen durchzudrücken. Und nun, mein verehrter, mein vortrefflicher Freund, verstatten Sie einem alten Freunde, von dessen Ergebenheit Sie überzeugt sind, ein vertrauliches, meinetwegen kühnes Wort: Sie sind nicht reich; Ottomar braucht sehr viel; es ist keine Kleinigkeit für Ottomar, wenn mit den übrigen Anteilen sein Anteil mit einem Schlage auf den doppelten, den vierfachen Wert steigt; und so wird Fräulein Else in derselben Proportion reicher; und wenn beide dermaleinst nach dem Tode der Baronin die übrige Hälfte erben und Fräulein Else ebenfalls eine passende Verbindung eingeht – sagen wir, mit Graf Golm, um den ersten besten Namen zu nennen – so dürfen Sie – was Gott noch lange in seiner Weisheit verhüten möge! – die Augen schließen in der schönen Zuversicht, daß der äußere Glanz Ihres Hauses für alle Zukunft, soweit Menschenklugheit reicht, gesichert ist. Seien Sie menschlich klug, verehrter Freund! Sie sollen ja nichts dafür tun! Sie sollen sich nur nicht dagegen stemmen; sollen geschehen lassen, was Sie ja doch nicht verhindern können! Sie sollen schließlich »das Unvermeidliche mit Würde tragen«, wie es in dem alten frommen Spruch heißt, dessen Sie sich ja auch wohl aus Ihrer Kinderzeit erinnern werden.

Der General hatte, ohne ein Zeichen der Ungeduld, wie er es sonst nur zu leicht äußerte, wenn ihm eine widerwärtige Meinung vorgetragen wurde, zugehört; auch hatte sich seine Stirn nicht umwölkt; es lag sogar ein ungewöhnlich weicher, fast melancholischer Klang in seiner tiefen Stimme, als er jetzt, ohne die Augen aufzuschlagen, wie mit sich selbst sprechend, sagte:

Wohl erinnere ich mich dieses Spruches. Er stammt aus den Freiheitskriegen, und manches gedrückte Herz hat sich in jenen schweren Zeiten Trost aus ihm gesogen, und mancher gebrochene Mut sich an ihm aufgerichtet. In meiner Eltern bestem Zimmer hing er an der Wand unter Glas und Rahmen; ich sehe meine gute Mutter noch davor stehen und lesen, was sie tausendmal gelesen:

»Im Glück nicht jubeln und im Sturm nicht zagen,
Das Unvermeidliche mit Würde tragen,
Das Gute tun, am Schönen sich erfreuen,
Das Leben lieben und den Tod nicht scheuen,
Und fest an Gott und bess're Zukunft glauben:
Heißt leben, heißt dem Tod sein Bittres rauben.«

Der General blickte sinnend vor sich nieder. Welch unbequem zähes Gedächtnis dieser Mann hat! dachte der Geheimrat.

Und sehen Sie, lieber Freund! fuhr der General fort – und seine Augen ruhten jetzt so fest auf dem Geheimrat, daß dieser trotz des größten Widerstrebens die seinen abwenden mußte: es würde in des Spruches und in meinem Sinne nicht gut getan sein; ja ich würde in meinem Sinne nicht mehr leben können und den Tod mit Recht als ein Schrecknis fürchten müssen, wie nur irgend ein ehrloser Feigling, wenn ich um eines äußeren Vorteils willen, und wäre er tausendmal größer, als er hier gleißt und lockt, meine klar erkannte Pflicht und Schuldigkeit nicht täte und mit allen Mitteln, die mir zu Gebote stehen, ein Projekt nicht bekämpfte, dessen Ausführung nach meiner festen Überzeugung eine offenbare Schädigung unserer Wehrkraft und eine gewissenlose Verschleuderung unserer Mittel sein würde, die, straff zusammenzuhalten, wir die gegründetste Veranlassung haben. Ich bin bereits einmal, als ich das Dezernat über die fatale Sache auf Sättelstädts Schultern abwälzte – obgleich ich wußte, daß er in meinem Sinne entscheiden würde – bis hart an die Grenze der Pflichtverletzung gegangen. Nach dem, was ich jetzt von Ihnen gehört, kann ich nicht anders, als die Sache aus eigner Machtvollkommenheit in der Session zur Sprache bringen und auf alle Fälle dem Minister mein abfälliges Gutachten unterbreiten. Und nun, lieber Freund, entschuldigen Sie mich! Ich muß meinen Damen ein wenig helfen, die Honneurs zu machen.

Er wandte sich in den großen Salon; der Geheimrat blickte ihm mit bösen Augen nach: der Mensch ist unverbesserlich – ich wundere mich, daß er mich nicht gleich hat an die Tür führen lassen. Das fehlte eigentlich nur. Strapazieren Sie sich nur nicht so, Herr Graf! es hilft Ihnen doch nichts!


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