August Silberstein
Herkules Schwach. Zweiter Band
August Silberstein

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Neunundzwanzigstes Capitel.

Fortsetzung der Weihnacht – Geschichten und Gestalten – nebst einer Geschichte aus dem Feuer.

Die Stühle kamen in Bewegung – die Gesellschaft saß um den Tisch.

Rose Marie's Amt begann. Sie eilte hinaus und kam wieder, brachte Schüsseln und reichte sie rastlos herum.

Wenn früher zarte Schamhaftigkeit ihr freies Bewegen gehindert hatte, so war sie jetzt vollends geschäftiges, sorgsames Hausmütterchen. Ihr Blick wachte, ihre Hand half überall niedlich. Das Lob für ihre einfachen, aber schmackhaftest bereiteten Speisen nahm sie mit reizenden Lächeln hin; denn Alles hatte sie bereitet. Die Kinder waren voller Wonne, der kleine Toni schöpfte Gesundheit für Wochen aus diesen erquickenden Genüssen. Und über das Ganze schwebte voll Seligkeit Krimpler's Blick, wenn auch von dem grünen Lichtschirme hervor, den ihm Rose Marie, mit Beistimmung der Gäste, aufgezwungen. Wenn er aß, so war es nur seiner theueren kleinen Hausmutter zu liebe, denn heute bedurfte er keiner Speise, um sich zu kräftigen!

»Eine fehlt noch, Eine,« sagte er endlich bewegt, mit vor Wonne und Schmerzen zitternder Stimme, als er die ganze Tafel übersehen hatte.

»Lassen Sie die Seligen in ihrer Seligkeit,« sagte Schwach, auf die todte Frau des Freundes anspielend.

»Sie ist es nicht, derer ich jetzt gedacht; meine gute Frau ist in höheren Sphären und lächelt auf diese Erde und uns herab. Aber es ist eine Lebende.« 126

»Eine Lebende?«

»Meine Adele, meine theuere Adele!«

»Wie, Sie haben noch eine Tochter? Das wußte ich nicht.«

»Sie ist nicht meine Tochter.«

»Eine Schwester vermuthlich.«

»Auch das nicht, mein liebes, theueres Pflegekind. Wo mag sie sein, wo mag sie sein?«

»Sie wissen nicht wo Ihre Pflegetochter . . .?«

»Mein bester Herr Schwach, mein theuerer Herr Steady, seien Sie mir nicht böse, daß ich an diesem festlichen, heiteren Abende eine Erinnerung ausspreche, die mein Herz traurig bewegt und auch Sie, um meinetwillen, nicht heiter stimmen kann. Aber mein Herz ist heute so voll, daß ich Sie an Allem Theil nehmen lassen muß, was es bewegt, daß ich es wenigstens in dieser Beziehung vor Ihnen ausschütten muß. Verzeihen Sie mir!«

»O verzeihen,« sagte Steady, »sicher; im Aussprechen wird das Herz mehr leichter, und wir fühlen mit Ihnen innig.«

»Der Vater kann seine Adele nicht leicht vergessen,« sagte Otto.

»Ja, sie ist das liebe Kind meines Herzens. Ich bin nicht ihr wirklicher Vater; aber ich liebe sie wie ein solcher – mehr wie ihr Vater . . . sie lieben könnte!« setzte er hinzu.

»Sie hat also noch ihren rechten Vater?« fragte Schwach.

»Ihren rechten Vater?« sagte Krimpler verwirrt und erröthend. »Sie ist verwaist,« setzte er schnell hinzu, »ich kenne ihren Vater nicht und weiß nicht, lebt er, oder 127 nicht. – Was spreche ich? – Der ist seit längst todt, war es noch vor dem Absterben ihrer Mutter.« – Und er hielt in einer Art inne, als müßte er sich von einer plötzlichen, ungewollten Aufregung fassen. Dann setzte er fort: »Ich kannte Ihre Mutter nur sterbend. Adele war verwaist, allein, verlassen als kleines Kind, sie hatte Niemanden. – Mich erbarmte sie, und ich nahm sie zu mir.«

»Und jetzt wurden Sie von ihr verlassen?«

»Verlassen, das wurde ich. Aber glauben Sie nicht: undankbar. Meine Adele ist nicht undankbar! Als meine Selige gestorben war, Rose Marie ein Alter erlangt hatte, das sie fähig machte mein kleines Hauswesen zu besorgen, glaubte Adele sich mir entziehen zu müssen. Sie hielt es in ihrem Gewissen für Unrecht, mir, wie sie sagte, wenn auch nur die kleinste Sorge für sie aufzulegen. Sie küßte mit heißen Thränen meine Hände, und beschwor mich, sie gehen zu lassen. Sie schied, um sich mit ihrer Arbeit ihr Brod zu verdienen, trotz meines liebenden Gegenwillens, meines väterlichen Einsprechens, sie ging in einen Dienst.«

»Wacker' jung Lady!« sagte Steady.

»Wacker, das war sie immer, meine blonde, sanfte, blauäugige Adele,« sagte Krimpler; »und trotz dem Schmerze über sie in meinem Herzen, kann ich sie doch nur segnen bis an mein Ende. – Sie ging, weil sie ihren alten Pflegevater innig liebte. – Aber ein Mädchen, wenn es achtzehn Jahre alt geworden, hat noch ein Plätzchen in ihrem Herzen für einen Andern als ihren Vater –«

Rose Marie schlug die Augen verschämt nieder, und Steady wußte nicht wohin er blicken solle.

»Sie ward bekannt,« fuhr Krimpler fort,« mit einem jungen Manne. Er ist brav, kein gewöhnlich alltäglicher 128 Mensch, ein junger Mann voll Wissen und Talent. Aber leider, leider, die unglückseligen Verhältnisse!«

»Unglückselige Verhältnisse?« warf Schwach mit zagendem Fragetone ein, indem er nicht gleich wußte, was er unter diesem Ausdrucke denken solle.

»Unglückselige Verhältnisse, anders kann ich es nicht nennen. Der junge Mann ist reich an Wissen, Talent und Geist, aber arm an allem Besitze.«

»Und Sie haben Einsprache gethan . . . .« ergänzte Schwach.

»Einsprache, ich kann es nicht so nennen. Ich habe nur für Pflicht gehalten, auf die Gefahr dringend aufmerksam zu machen. – Doch, war ich nicht selbst arm, als ich geheiratet, haben nicht Tausende blos ihre leibliche oder geistige Arbeitskraft besessen, nichts Anderes, und dennoch ein Weib genommen und beglückt ihr kleines Haus geführt?«

»Gewiß, sehr häufig . . . geschieht täglich,« sagten die Gäste.

»Ich mahnte, verzögerte, vertröstete – der Ungestüm der Liebe riß sie hin, sie wurden Braut und Bräutigam, ohne bessere Aussichten. – Die unglückseligen Verhältnisse! – Er ward verwickelt in politische Umtriebe, die Regierung verhaftete ihn und machte ihm den Hochverrathsprozeß.«

Schwach dachte nach, ihm war es plötzlich, überrascht, als hätte er schon Derlei oder Aehnliches vernommen, als müßte er sich daran entsinnen. – Die Erinnerung wollte jedoch noch nicht lebhaft sich vor seinen Geist stellen.

»Ich erfuhr dies Alles zu spät. Adele entzog sich in falscher Scham meinen Blicken. Weil sie mein Dach verlassen, mein wenig aber gern gegebenes Brod von sich 129 gewiesen, fürchtete sie dem alten Pflegevater wieder kommen und von seinem Erwerbe beanspruchen zu müssen. Sie verbarg sich, in falscher Scham, sie verbarg sich, um mir keine Sorge aufzulegen, mich nicht mehr zu betrüben, als ich es ohnedies schon war. – Und das that sie erst recht, als Ernst wieder frei ward!«

»Ernst!« rief Schwach erstaunt aus. Lebhafter zuckten jetzt Gestalten, doch noch nicht ganz klare, in seinem Gedächtnisse auf.

»Ja, als er frei ward. Stolz und ein wenig zu hochfahrend, wie er immer gewesen, wollte er sich nun selbst als Mann zeigen, wies Alle zurück, oder vermied sie, die ihn durch Beistand erniedrigen konnten – ein stolzer, aufbrausender, aber im Grunde edler junger Mann. Er hatte Adele in seiner Macht, sie stimmten Beide zusammen wie . . . wie sage ich es denn nur? Ich kann's nicht besser sagen, sie stimmten zusammen wie die Töne in einem Lied. Und sie verbargen sich Beide vor mir – ich habe nichts mehr von ihnen gehört – nichts mehr!«

»Nennen Sie die Namen nochmals,« rief Schwach lebhaft, als wäre er nahe einer Entdeckung. »Irre ich mich nicht . . . Ernst und . . .«

»Adele.«

»Ernst und Adele! Das ist ja die Geschichte des Poeten Aster!«

»Ernst Aster, ja so heißt er. Sie kennen ihn?«

»Ernst Aster heißt er!« rief Schwach erstaunt aus.

»Allerdings« nannten Sie doch selbst so eben seinen Namen.«

»Das wußte ich nicht,« sagte Schwach.

»Entschuldigen Sie, ich begreife den Zusammenhang 130 nicht. Sie sagten so eben, dies sei die Geschichte Ernst Aster's, und nun sagen Sie, daß Sie nicht den Namen wußten?«

»Allerdings,« sagte Schwach, und Aller Augen hefteten sich erwartend auf ihn. »Das ist die Geschichte, die Ernst Aster in einer Versammlung vorlas, die ich eines Abends besuchte.«

»Ernst Aster ist hier?« riefen Krimpler, Rose Marie und Otto zugleich.

»Er war es, ob er es noch ist, weiß ich nicht,« sagte Schwach; »ich habe ihn damals in der Abendgesellschaft gesehen.«

»Erzählen Sie, erzählen Sie!« rief Krimpler dringend.

»Bitte!« sagte Rose Marie mit weichem, wehmüthigem Tone, dem man es anhörte, daß ihr das Schicksal der Pflegeschwester tief zu Herzen ging.

»Ich kann Ihnen nicht viel sagen, meine Werthen, ich bedaure. Ein Freund führte mich in eine Abendgesellschaft, ›Die Akademie‹ genannt. Dort wurden Kunst- und wissenschaftliche Vorträge gehalten, und unter Anderm las ein junger Schriftsteller eine Erzählung vor. Sie hieß ›Ernst und Adele‹, und der Vorleser war Herr Aster.«

»Aster las seine Geschichte!?« rief Krimpler erstaunt.

»Er las eine Geschichte,« sagte Schwach wieder, von der Aufregung des Moments mit Röthe übergossen, und mit zagender Stimme. »Er las eine Geschichte unter dem genannten Titel, der Inhalt war in Kürze derselbe, den Sie so eben selbst ausgesprochen.. Daß es seine eigene Geschichte war . . . wußte Niemand, und ich konnte es am wenigsten ahnen.«

»Wußte Niemand?« fragte Otto.

»Niemand, wie ich Ihnen sage. Die Erzählung war 131 sehr rührend und bewegend ausgeschmückt, machte auch allgemein einen tiefen Eindruck.«

»Aster hier und liest seine eigene Geschichte . . .« sagte, fast mit sich selbst sprechend und das Haupt in die Hand stützend, Krimpler. Die Andern beobachteten eine stille, schmerzliche Pause. »Was erzählte, was erzählte er?« rief endlich der bewegte Alte aus. »Theilen Sie es mir doch mit, lieber Schwach!«

»Ich könnte Ihnen wirklich nichts Anderes sagen, als was Sie selbst erzählt,« sagte Schwach, dessen Gedächtniß sich nicht gleich ganz erschloß.

»Wie begann er, wie endete er?« drängte Krimpler wieder.

»Begann . . . begann . . .« sagte Schwach nachdenkend, endlich fuhr er fort: »Er erzählte, daß Adele eine Waise war, von einem guten Manne als Pflegekind angenommen wurde, und Ernst liebte. Ja doch! er erzählte daß Adele von einem reichen Kaufmanne verfolgt wurde

»Von einem reichen Kaufmanne!« Und Krimpler ward wieder blaß.

»Ganz recht; und daß dieser Kaufmann Ernst's Denunziant war.«

»Der Kaufmann! – – Und er nannte einen Namen?«

»Keinen, meines Wissens. Als Ernst vom Gerichte, nach mehrmonatlicher Haft entlassen war, wurde Adele, die ihn unterstützt hatte, krank.«

»Krank war sie!« rief Krimpler noch mehr überrascht und mit zitternden Lippen. Rose Marie und Otto thaten die gleichen Fragen. 132

Schwach sah, daß er eine unerwartete Nachricht gebracht und gegen seinen Willen Betrübniß verursacht habe. »Das könnte ich Ihnen nicht einmal für gewiß angeben, ich glaube sogar bestimmt, ich irre mich,« sagte er verlegen, seinen Fehler zu verbessern suchend.

»Was geschah in ihrer Krankheit?« fragte Krimpler immer erregter.

»Wie gesagt, ich habe mich nur bezüglich der Krankheit geirrt.«

»O, ich weiß woran ich bin! Erzählen Sie weiter, ich bitte!«

»Ich wüßte nicht weiter zu erzählen, die Vorlesung war bald zu Ende.«

»Aber wie schloß sie, sie mußte doch einen Schluß haben!«

»Sie hatte keinen.«

»Keinen Schluß?«

»Nein, Aster schlug plötzlich sein Manuskript zu, und sagte: das Ende wird folgen.«

»Das Ende wird folgen? Es mußte eine tragische Geschichte sein! Sie brachte ja solchen Eindruck hervor! Wie konnte sie anders als tragisch sein, als vom Elend sprechen? O mein Gott!«

»O, wenn's nur das ist,« sagte Otto besänftigend, »Vater, Du weist ja, er ist Poet, und was kann seine Fantasie nicht Alles erfinden!«

»Poeten-Fantasie sehr reich in Vorspielung,« sagte Steady.

»Der Meinung bin ich,« sagte Schwach.

»Aber er schilderte Adele treu und wahr, gewiß auch das Andere,« sagte schmerzvoll Krimpler. 133

»Wer kann das jetzt wissen, Vater?« sagte Otto. »Du sorgst um ein Fantom. Denkst Du nicht, wenn es so arg wäre, daß Er oder Sie Dich schon längst gesucht und eher Deine Hilfe als eine andere beansprucht hätten?«

»Glaubst Du Otto? – Sage mir nicht was Du selbst nicht glaubst! – Wie schloß er nur, wie schloß er nur?«

»Theuerer Herr Krimpler, ich sagte ja, er brach ab, er schloß gar nicht.«

»Das ist es eben, was mich so besorgt und die Wahrheit noch eher glauben macht.«

»Vater,« sagte jetzt Rose Marie mit kindlicher Herzlichkeit, »ist Dir Adele mehr als wir? Sie ist nicht da und Du kümmerst Dich um sie; wir sind aber hier, Deine andern Kinder, die Dich so lieb haben, und Du machst uns so betrübt?« – Dieser tief herzliche, kluge Gedanke zierte das junge Kind noch reizender.

»Ich klage mich an,« sagte Schwach, »ich bin der Schuldige; mußte ich . . . meine Neugierde befriedigen?«

»O, klagen Sie sich nicht an,« sagte Krimpler abwehrend, »ich gedachte Adelens zuerst. Das Zusammentreffen mit Ihnen hiebei ist ein Zufall, der, so betrübend das Ganze für mich sein mag, doch als ein Glück von mir betrachtet wird.«

»Als ein Glück?« nahm Steady mit raschem Geiste das Wort, indem er nun der Sache eine andere Wendung zu geben gedachte. »Desto besser; da haben wir gleich eine Gelegenheit Toast anzubringen, auf das Glück bei Adele und Ernst!« Dabei erhob sich der aus der Heimat Toast-gewohnte Engländer und ergriff sein Glas.

Otto sprang, rasch die Idee erfassend, auf, Rose 134 Marie goß des Vaters Glas voll, Schwach erhob sich ebenfalls sogleich, und Steady sprach: »Auf das Wohlsein von Mistreß Adele und Mister Ernst!«

»Sie leben hoch!« rief Schwach.

»Hoch, Hoch!« stimmten die Andern ein, und Krimpler trank, mit Thränen in den Augen, auf das Wohlergehen seines geliebten Herzenskindes.

»Und verzeihen Sie,« sagte Steady, »der erst' Toast gehört eigentlich dem Landlord, dem Hausherr; aber ich kann nicht so rasch im Deutschen meine Gefühle sagen, Herr Schwach wird daher, besonders als mehr alter Freund, haben die Güte . . .«

»Sehr gerne,« sagte Herr Schwach, »Sie kommen meiner Absicht entgegen. Wir wollen Alle auf das Wohl unseres geliebten Freundes und Vaters, des hochgeschätzten Herrn dieses Hauses, unser Glas leeren. Möge Gott ihn erhalten, noch lange, kräftig und gesund . . . möge er . . . von Jahr zu Jahr mehr die Blüte der Seinigen um sich sehen . . . wie wir es Alle . . . tief aus unseren Herzen wünschen! Der Vater lebe hoch! hoch! hoch!«

Daß ein begeistertes Einstimmen stattfand in diese einfache, herzliche Rede, mit der sich Schwach nur durch seine ungewöhnliche Extase selbst übertraf, und daß noch mehr die kräftigsten, zahlreichsten Hochs ausgebracht wurden, darf nicht erst versichert werden. Krimpler nickte und dankte tief bewegt, und reichte den beiden Gästen die Hand; seine Kinder gingen zu ihm und küßten ihn.

Der Kahn der heitern Geselligkeit, der in ein gefährliches Fahrwasser gerathen gewesen, war nun wieder zur allseitigen Zufriedenheit flott gemacht und flog rasch auf der glatten, hellbeschienenen Fläche hin. – Der Wein floß 135 reichlicher in die Gläser. Steady, mit dem erkennenden Herzen eines guten Menschen, fand es stets für Pflicht, so viel als möglich Heiterkeit und Gesprächigkeit anzuregen; und wenn auch sein Deutsch manchesmal eine Scharte bekam, oder seine reiche Gedankenquelle aus der engen Mündung der ihm fremden Sprache nicht rasch genug und nur mit Stockungen fließen konnte, so that sie doch, über alle Eck- und Wegsteine frisch hinwegsetzend, ihr Möglichstes. – »Bei uns in England,« sagte er, »Ladys meist entfernen nach der Tafel; in Germany nicht, das gefällt mir viel besser. In England wird oft zu viel getrunken, weil Ladys nicht hier; aber in Germany, mehr consideration, mehr tenderness, zart glaube ich heißt es, und mehr fein Vergnügen for all

»Auch ich bin Ihrer Meinung,« sagte Schwach.

»Bei uns aber ist es custom, Brauch, nein Gebrauch, ein Lied, eine Ballade, frolick song zu singen. Das ist hier nicht.«

»Bei uns auch,« sagte Krimpler; »aber nur nicht so allgemein, wie bei Ihnen, wo selbst feinere Gesellschaft . . .«

»Very fine! Und ich finde es sehr schön. Herr Schwach,« sagte er lustig, »singen Sie ein Song, Sie sind gewiß musical

»Etwas musikalisch bin ich, nur ein wenig; aber Sänger nicht.«

»Mister Krimpler, Sir! Ihr Sohn ist ein guter singer – wenn Sie an Ihrer Tafel erlauben, er muß sing

»Otto? Allerdings. Er hat ja als Knabe in der Kirche mitgesungen. Ich bin für die gute, alte deutsche Sitte des Gesanges. Laß Deine Kunst hören, wenn Du 136 noch etwas kannst!« sagte Krimpler, bemüht, den trüben Eindruck, den er auf seine Gäste früher gemacht, so viel als möglich zu verwischen. Otto lehnte erst bescheiden ab: als aber alle Andern in das Verlangen mit einstimmten, auch Rose Marie recht sehr bat, und Steady versicherte, Otto führe in der Werkstätte den Chor an, und sogar namentlich Lieder nannte, da konnte Otto nicht mehr zurückhalten, er erheiterte ja so gerne die theuern Seinen! Steady verlangte standhaft das Schmiede-Lied, und Otto sang:

»Schmied ich ein gutes Schwert,
Das wohl einen Mann bewehrt,
Einen Mann mit Herz und Hand –
Für Recht und Vaterland –
            Klinge mein Ambos, kling,
            Das ist ein gutes Ding
            Wenn ich den Hammer schwing
            Und Dir das Eisen bring:
            Klinge mein Ambos, kling,
            Das ist ein gutes Ding!

Schmied ich den Ackerpflug
Für Bauers frommen Zug,
Der wacker die Erde gräbt,
Daß Frucht sich zum Himmel hebt –
            Klinge mein Ambos, kling,
            Das ist ein gutes Ding
            Wenn ich den Hammer schwing
            Und Dir das Eisen bring:
            Klinge mein Ambos kling,
            Das ist ein gutes Ding!
137

Schmied ich auch Reif und Huf,
Das Werkzeug zum Friedensberuf,
Und Alles was nützt und nährt,
Im Feld, im Wald und Herd –
            Klinge mein Ambos, kling,
            Das ist ein gutes Ding
            Wenn ich den Hammer schwing
            Und Dir das Eisen bring:
            Klinge mein Ambos, kling,
            Das ist ein gutes Ding!

Doch schmied ich ein Kettenglied
Dem Bösen, der Wack're umzieht,
Schmied ich das kleinste Stück,
Das bricht des Braven Glück. –
            Springe mein Ambos, spring!
            Das ist ein elend Ding
            Wenn ich den Hammer schwing
            Und Dir das Eisen bring:
            Springe mein Ambos, spring!
            Das ist ein elend Ding!

»Bravo, bravo!« tönte es von den Gästen, auf das mit kräftigem Ausdrucke und wohlklingend männlicher Stimme von dem jungen Maschinenarbeiter vorgetragene Lied. Vater Krimpler nickte seinem Sohne sehr wohlgefällig und erquickt zu.

»O, Sie sollen das erst hören, wenn in der Maschinwerkstatt die Hammer dazu pochen und klingen, mit der festen Stimme und ernstem Gesicht dazu, wenn das Eisen glüht und die Funken spritzen herum – Sir, das ist eine große Freude!« 138

»Ich mag mir's denken,« sagte Schwach.

»Doch, ich habe gehört und gelesen, daß in England musikalische Kenntniß viel verbreitet ist, Sie, Herr Steady, erwähnten ja selbst der Sitte des Singens nach der fröhlichen Malzeit, Sie sind gewiß auch ein Sänger; singen Sie uns ein englisches Lied.«

»Ja ja, Vater, er singt sehr brav, er muß jetzt an die Reihe!« sagte Otto.

Steady erröthete ein wenig; als aber alle Andern mit in das Verlangen einstimmten, sagte er: »Deutsche Lieder weis ich nur schlecht, und ein englisches Lied wäre hier Beleidigung, wenn die Society nicht englisch spricht.«

»Mit Ausnahme des Herrn Schwach, kann ich Sie für alle Andern versichern, daß wir die Worte Ihres Liedes nicht verstehen werden,« sagte Krimpler mit gutmüthiger Laune; »doch möchte ich ein englisches Lied von Ihnen hören.«

»Singen Sie uns, Herr Steady, Ihr ›Rule Britannia‹,« sagte Schwach, »dann wissen wir Alle den Inhalt.«

»Aber ich kann doch nicht hier unbescheiden für Britannia sing.«

»O wenn es nur das ist,« sagte Krimpler, »so bring ich zuerst Ihrem Vaterlande ein Hoch!« –

»Hoch, hoch!« stimmten die Gäste ein, und der Engländer erhob sich, so herzlich von dieser Ehrerweisung erfreut, daß sofort durch das Gläserklirren seine Stimme mit dem Liede brach. Er sang, als müßte er sein volles Herz in diesem Liede ausschütten, und die Gesellschaft zollte ihm zuletzt das wohlverdiente Lob.

»Ich danke sehr für die Ehre,« sagte Steady, »die Sie für mein Vaterland erweisen, und ich bringe darum noch 139 mehr voll Freude dieses Glas für unser Bruder-Country Deutschland aus. Success for Germany! Heil!«

»Heil Deutschland!« rief Otto, und Alle erhoben sich und stimmten feierlichst und belebt in das dreifache Heil ein.

»Und jetzt muß Otto sein Vaterlandslied sing!«

Kaum nickte noch Alles zustimmend, da erhob sich Otto schon feurig, und mit kräftiger Stimme sang er sein eigen Lieblingslied, das »Vaterlandslied«, welches er oft in der Werkstätte, als Chorführer, angestimmt.

      »So lang die deutschen Herzen
      Nur fest beisammen halten,
      Soll nimmer ein Schwert von Erzen
      Die Einigkeit zerspalten.
Es mögen die Feinde nur hegen den Wahn,
Es flattert die Fahne doch himmelan:
      So lang die deutschen Herzen
      Nur fest beisammen halten.

      So lang die Bruderhände
      Ein Stamm dem Stamme bietet,
      Hat nimmer das Reich ein Ende,
      Ist nimmer der Ruhm verhütet.
Den alten Aar durchdringt es jung,
Und siegverkündend ist sein Schwung:
      So lang die Bruderhände
      Ein Stamm dem Stamme bietet.

      So lang die deutsche Sprache
      Ein heilig Bundeszeichen,
      Ist gut die deutsche Sache
      Und wird ihr Ziel erreichen.
Was auch der Feind stets sinnt und spinnt,
Es flieget doch nur wie Spreu in den Wind:
      So lang die deutsche Sprache
      Ein heilig Bundeszeichen! 140

      So lang die Deutschen wollen,
      Wird auch ihr Ruhm nicht wanken;
      O haltet fest am vollen
      Vaterlandsgedanken.
Das Vaterland, das Vaterland,
Ihr Stämme all' in Liebe verwandt:
      So lang die Deutschen wollen
      Wird auch ihr Ruhm nicht wanken. –Die Lieder aus: Trutznachtigal – Lieder aus deutschem Walde, v. August Silberstein. 2. Auflage, Leipzig 1860.

John Steady sang die Kehrreime des Liedes, das die ganze Werkstätte bei Philips schon oft kräftig angestimmt hatte, mit begeistertem Ausdrucke, und gab dem Ganzen so eine höhere Bedeutung.

Rose Marie faßte die Weise rasch auf, und mit ihrer lieblichen, hellklingenden Mädchenstimme sang sie klar und voll im Chor, daß es ein Genuß, sie zu hören war. Krimpler und Schwach stümperten als Sekundanten mit, so viel sie konnten; und der angenehm kräftige Chor mußte draußen weithin in die Nacht gehört werden. Mancher einsame Heimwandelnde, der still und freudenlos den »heiligen Abend« an einem unbesetzten Tische in einem Gasthause zugebracht, wo ihm jeder Bissen und jeder Trunk mit Ziffern vorgerechnet wurde, Mancher mochte einen Seufzer aus der Brust geholt, oder gar ein Thränlein im sehnenden Gedenken, bei den fernen verschwimmenden Tönen des Liedes, vergossen haben! –

»Ich wollte,« sagte Krimpler endlich, als die gegenseitigen Komplimente und die eigene Freude ausgedrückt waren, »daß die Deutschen alle den Sinn dieses Liedes hegten und daß dann die beiden germanischen Nationen, Engländer und 141 Deutsche, allzusammen die freundlichen Gesinnungen theilten, die hier die Repräsentanten aussprechen.«

»Ich wollte es sehr, sehr vom ganzen Herzen,« sagte Steady, der als junger Engländer gleich und gerne politische Gedanken erfaßte. »Jeder gute Englishman muß es wünschen, der Charakter der Nationen so viel equal!«

»Ja,« sagte Otto, dem sein eigener Gesang eine höhere patriotische Stimmung gab, und der ein echter gebildeter junger Arbeiter war, »England und Deutschland, ganz so getheilt in Protestantismus und Katholizismus, mit der Ausdauer und dem festen Willen, die germanischen Stämmen durchaus eigen sind, England und Deutschland haben so viele Anknüpfungspunkte, daß es scheint, eine höhere Macht habe sie, nächst der Freundschaft für andere Nationen, besonders aneinander gewiesen. Nur ein mißverstandenes Interesse, eine unkluge Politik kann sie auseinander halten. England auf der festen Burg seiner meerumschlungenen Insel, mit seiner großen weltumziehenden Flotte, die einer Landmacht bedarf, welche nach der Verfassung und den Verhältnissen des Landes ihm nicht möglich ist – Deutschland, das mit seinem größten und tapferen Stamme Europa's eine Landtruppenzahl aufbieten kann, wie kein zweites Festland – England und Deutschland sind zwei natürliche Hälften, die erst zusammen ein rechtes Ganzes bilden! England kann nirgends so geben und empfangen, ohne nicht auch die Gewißheit des mindestens gleichen Empfanges und Gebens zu haben, als bei dem Bruderlande, dies ist Deutschland, unser liebes, theueres, deutsches Vaterland!« –

»Cheer, cheer!« rief Steady aus, sich selbst vergessend im englischen Parlamentarismus. 142

»Deutschland und England,« fuhr Otto fort, »gleiche Abstammung und tausendfach gleiche Gesinnung in dem Volke! Mögen andere Länder Verfassungen, Formen wechseln; in beiden Nationen wurzelt eine Stetigkeit, die willenskräftig nach einem edlen Ziele strebt, und nicht zu rasch Gutes und Schlechtes wechselt, heute verwirft und morgen bejubelt. Deutschland und England, eifrig, ehrlich Hand in Hand gehend, das alte gute germanische Recht schützend, das ursprünglich gegen die Knechtschaft und Verdummung der damals schon alten, verderbten Römer auftrat, jenes Recht, das überall, als Form der wahren Menschlichkeit, der alten Erniedrigung und Sklaverei entgegen wirkte; – England und Deutschland, die beiden Erhalter germanischer Urprinzipe, sie müßten die Welt besiegen, nein nicht besiegen mit Blut und Schwert, sie müßten der Welt eine höhere, friedliche Gestaltung geben, durch die Gestaltung des Rechtes, der Menschenwürde, die in weiser Freiheit liegt, und triumfirend in Frieden diese Fahnen überall aufpflanzen!«

»Cheer, cheer! Sehr gut! Bravo!« tönte es von den anwesenden Männern. Otto's Gesicht war von einer lebhaften Röthe überflogen, seine ganze Gestalt, der Ausdruck seines dunkeln, kräftigen Auges, waren männlich schön, wie die eines jungen Heros.

Als der erste bewegende Eindruck vorüber war, sagte Krimpler, jedoch kopfschüttelnd und ernst: »Otto . . . treibst Du Politik? Du bist jung und rasch, denk an . . . an . . .«

»An Ernst, wollen Sie sagen, Vater? Er war ja unschuldig!«

»Das eben, meine ich, ist das Arge.« Und die Gesellschaft erhielt von dieser Anspielung einen betrübenden Eindruck. 143

»Nun, Vater,« sagte Otto nach einer stillen, schmerzlichen Pause, »noch ist's nicht so arg in unserem Vaterlande, daß jede politische Meinung verboten wäre; und wenn noch überdienstfertige Polizeien unverdientes Elend und Unglück verursachen, hoffen wir, daß es täglich besser, ja endlich ganz unmöglich werde.«

»Hoffen wir, hoffen wir mit Zuversicht!« stimmten die Männer allesammt ein.

Nun forderte Schwach Rose Marie auf, ein Lied zu singen; sie konnte endlich nicht widerstehen und sang eines der lieblichen, naiven Volkslieder, mit herzgewinnender Stimme und Ausdrucksweise. Schwach dachte an Esmeralda Casomini, nicht zum Vortheile der besagten Konzertgeberin, gegenüber diesem kunstlosen, einfachen Wesen. Steady beobachtete sie sehr seltsam, bald kühn, bald verzagt in seinen Blicken. Dann wurden Schwach und Krimpler attackirt, leider vergebens, sonst hätten die berühmtesten Sänger in den großen Opern zu Wien, Berlin, Paris und London sicherlich für ihre Stellung zittern müssen!

Die Kinder, auf ihren Händchen entschlummert, neben ihren Puppen und den heute unvertilgbaren Süßigkeiten, wurden nun von der sorgsamen Rose Marie zu Bette gebracht. In ihrer Hilflosigkeit, mit den leise vom Schlafe gerötheten Wangen, vom Schlafe, der sie zwingend und süß umarmt hielt, gaben sie beim Fortbringen ein herzbewegendes Bild.

Man sprach wieder und brachte wieder Toaste aus, welche erwidert wurden; die Nacht rückte immer höher, doch trennen wollte und konnte man sich noch nicht, das Beisammensein war zu gemüthlich, Steady meinte »comfortable!«

Es kam auf den Beruf der beiden jungen Männer die 144 Rede, und Steady drückte seine Freude darüber aus, Bezwinger des spröden Metalls zu werden.

»Herr!« sagte Otto energisch, »Sie sollen uns sehen, das heißt jeden Eisen-, oder Maschinenarbeiter, wenn so ein recht unbiegsames, ungeheueres Stück Eisen anlangt. Das ist eine Freude! Man stellt sich davor mit gekreuzten Armen und denkt: Du bist mir doch unterthan, Du unterliegst mit all Deinem schwarzen, finstern Trotz und Deiner prahlenden Schwere!«

»Ha, wenn das klingt!« rief Steady und hob die Hand, wie zum Schwunge mit dem Hammer.

»Wenn die Blasebälge fachen mit vollem Athem,« fuhr Otto fort, »und die Kohlen ihre zuckenden Flammen fast zornig emporsenden, prasselnd, gleichsam ärgerlich aber doch bezwungen; wenn die dicke Eisenstange glühend hervorgeholt, auf den Ambos geworfen und da mit voller Wucht von dem kräftigen Arme der Hammer über ihr niedergeschmettert wird; – die tausend Funken, die rings davon fliegen! Man steht, wie ein Halbgott, im Feuermeer unversehrt und führt einen Schlag nach dem andern; und das trotzige Metall keucht bezwungen, wird immer dunkler, dunkler, und ist endlich gefügig Das geworden, was man gewollt! Das ist eine Freude! Da fühlt sich der Mann erst recht als Mann, und Sie werden sich demnach nicht wundern, diesen Ausdruck der Kraft und des Bewußtseins in den meisten unserer Kollegen zu finden.«

»Das ist wahr und demnach auch erklärlich,« sagte Schwach.

»Mein Vater,« sagte Steady, »ist ein Mann, der ein gut Vermögen besitzt; ich hätte werden können, was ich wollete, Kaufmann, Studirter, oder Seemann; aber ich habe 145 das Handwerk gezogen vor; es ist ein ehrlich, mannvoll Stück Arbeit, und mein Brod ist recht erwerbt!«

»Ein ehrlich Werk und ein redlich erworben Brod ist es!« sagte Krimpler.

»Wenn wir Eisen schmelzen und es rinnt mit seiner blauen Flamme in die Formen,« – nahm Otto wieder das Wort – »wenn wir die mächtigen Walzen auf der Bank drechseln, daß die Spähne davon sausen, als wären sie von Wachs; wenn wir mit einem Schlag oder Druck dicke Eisenstangen durchschneiden, als wären sie eine Lage Papier – es ist ein Genuß! – Man wird nach und nach vertraut mit den gefährlichsten Dingen, die uns umgeben; die brausenden Maschinen, die uns helfen, nehmen eine Fisiognomie an; es ist, als verständen sie unsern Willen, als regten sie sich gleich selbstbewußten Wesen. Selbst das Feuer wird Ihr Freund, die Kohlen sprechen mit Ihnen und sehen Sie an mit eigenthümlichen Augen!«

»Und erzählen für Sie ganze Geschichten,« warf Steady ein.

»Wahrhaftig! Wir haben einen armen Heizer bei den Oefen und Kesseln – der hat mir oft versichert, so schlecht sein Lohn sei, so ein elend Leben es bleibe, stets in der Tiefe des Kellers zu sein, in der fast erstickenden Hitze des Ofens – er müßte doch bald vor Sehnsucht vergehen, wenn er nicht mehr in die Kohlen gucken und da allerlei Gestalten sehen, selbst ihnen oft horchen könnte.«

»Was Sie sagen!« sprach Schwach verwundert.

»Ganz wie ich Ihnen sage. Der Mann ist nicht mehr ganz jung, aber auch noch nicht alt; er hat seit seinen Jünglingsjahren sein Leben bei dem Feuer zugebracht; und Sie wissen, mit Allem wird man vertraut.« 146

»Selbst damit?«

»Selbst damit. Sie sollen den Mann liegen sehen, in seiner Halbnacktheit bis zur Hüfte, rückgelehnt auf den schwarzen, flammenüberstrahlten Kohlenhaufen, wie einen Fürst auf seinem üppigen Purpurbette! Der Kopf auf diesem dunklen Grund, mit der goldenen Strahlenkrone ist unabgewendet nach den Flammen gerichtet. – Das Auge wacht, gebietet, sinnt! – Ein Schwelgender – Armer! Sie sollen ihn so sehen in das Feuer regungslos hineinstarren – Sie müßten sich überzeugt halten, für den Mann sind mehr Dinge d'rin im Ofen, oder geschehen mehr Ereignisse in den glühenden Kohlen, als für Andere in ihrer großen weiten Welt.«

»Sonderbar, das hätte ich nie gedacht.«

»Ja, ist ein sonderbarer Mann,« sagte Steady, »und es gibt Mehrere gleich ihm!«

»Er hat mir oft erzählt, wenn er besonderen Kummer habe und wisse sich gar nicht zu helfen,« sagte Otto, »oder wenn immer er traurig sei, so lege er sich vor die glühenden, flammenden Kohlen, und diese flüstern ihm Trost zu, oder deuten ihm allerlei Dinge, die ihn seinen Kummer vergessen machen.«

»Die Kohlen?« sagte Vater Krimpler.

»Wenn sie zischen, sprühen und knistern, die Kohlen,« sagte Otto. »Freilich, man muß ihm nicht Alles glauben, was er sagt. So meinte er: die Kohlen hätten ihm den Tod seines Weibes einst sicher angedeutet, und die Flammen haben einmal so emporgestanden, wie Leichensteine auf dem Kirchhofe, und dazwischen habe er seinen Bruder wandeln sehen, und einen todten Offizier, den er sehr gut gekannt. Aber einmal hat er uns während der Rastzeit eine Geschichte aus dem Feuer erzählt, die sehr merkwürdig ist, wenigstens 147 mir hat sie recht gefallen, und er versicherte, daß er Alles leibhaftig in dem Feuer, in den glühenden Kohlen gesehen – er ist ein Fabulist!«

»Erzählen Sie, erzählen Sie,« rief neugierig Schwach, der ein Freund von Erzählungen war.

»Nun Otto, laß uns hören,« sagte Krimpler. Die Andern baten um das Gleiche. Otto, heute bemüht, den Familienzirkel im väterlichen Hause so angenehm als möglich zu machen, sagte willig zu, und er habe nur noch eine Bemerkung zuvor zu machen.

»Unser Heizer Ruff ist noch einer von Jenen, die an Geisterlein und Gespenster glauben, und meinen, wenn diese die Welt auch heute leugne, so beständen sie doch. Nur die Zahl der Auserwählten, die sie sehen könnten und sogar verständen, werde von Tag zu Tag kleiner, und darum werde die Welt stets ungläubiger. Aber ein alter Sternkenner habe ihm aus einem großen wichtigen Buche gesagt, er sei unter der günstigsten Konstellation geboren, und darum habe er auch das Glück, Manches zu sehen, was den Augen Anderer verborgen sei. Wir haben den Mann schon viel darüber geneckt. Er läßt uns necken und bleibt bei seiner Behauptung. Es mag das eine Grille sein, wie sie sich bei manchen Menschen ausbildet, die ihre Zeit viel in Einsamkeit und Sonderbarkeit zubringen, oder eine absichtliche Täuschung, oder auch eine Lieblingsidee, die seine Fantasie ihm selbst ausschmückt – genug, er versichert, was er uns erzählte, im Feuer gesehen zu haben. Er nannte es und ich beginne nun:« 148

Die Geschichte aus dem Feuer.

»In der Nikomedesnacht hatte Ruff, der Heizer und Feuermann, eine besondere Aufmerksamkeit auf die Kohlen und die Geister; denn dies sei eine auserlesene Nacht für geheimnißvolle Vorgänge. Wenn die Bergmänner die gehörigen Kreuzlein und Zeichen mit ihrem Spaten, bei dem Schürfen in der Grube gemacht, so müssen die Geisterlein die Kohlen, oder auch die Metalle, welche sie früher bereitet und bewacht, besuchen, sich in ihren Flammen zeigen, und da Versammlung halten. Der glückliche Ort des Zusammentreffens Aller ist nicht zu bestimmen und hängt von sehr vielen geheimnißvollen Dingen ab, welche wenigen Menschen und den wenigsten ganz bekannt sind. Der ist ein hochbeglückter Mann, der die Geisterlein trifft, den sie überraschen und bei dem sie sich alle einfinden. Dies geschieht äußerst selten. In der günstigen Nacht nun vollbrachte der Heizer seinen geheimnißvollen Ofensegen, mit Schürhaken und Hammer, und sprach den bannenden Feuerspruch. Dann legte er sich stille auf den schwarzen Kohlenhaufen hin, starrte unverwand ins Feuer und harrte aufmerksam, gespannt.

Er hatte eine Weile geharrt und über sich und die Welt nachgedacht, als ein blaues Flämmlein in einer Kohle aufzuckte, und siehe da, er bemerkte ganz deutlich, freilich ein Anderer hätte es nur für ein Flämmlein gehalten, ein Männchen darin, mit einem blauen Mäntelein, sonderbar schwerfällig gehend und finster um sich blickend. Das Männchen nickte und stieg im Ofen bald auf, bald nieder, bald war es da, bald dort, aber nie verschwand es. Das Männchen fand sich sehr zufrieden, schlüpfte in den Kohlenhaufen, steckte bald da ein Bein, bald dort das Köpflein, bald den 149 ganzen Oberkörper behaglich heraus. – Plötzlich knisterte es im Ofen, eine angeglühte Kohle sprang mitten auseinander, ein glühendes Klümplein flog in die Höhe und fiel wieder. Aber siehe, was blos ein Klümplein war, rollte sich auseinander, wie ein früher zusammengebogener Reif, und abermals ein gerade aufrecht stehendes Männlein war vorhanden. Es war ein rothes. – Es glich sehr dem vorigen, wie etwa ein Bruder dem andern, nur daß jenes blau und dieses roth war. Es wälzte sich nun sehr vergnügt im Feuer herum, rieb sich die Händchen und hüpfte von einer Kohle zur andern. Stets neugierig, suchte es mit den Augen, ob nicht noch solche kleine, sonderbare Leutchen nachkämen? – Krack! mit dem ersten Sprühfunken streckte sich ein gelbes, rundes Köpflein hervor, eine kleine Bewegung in den Kohlen, und da war ein ganzes gelbes Männchen! Ganz das gehörige Dritte in der vorigen Beiden Mitte. Das Gelblein schlich auch in den Flammen ein und aus, badete sich ordentlich in dieser Wärme, und schien hochmüthig sehr viel Rauch zu athmen und von sich zu blasen. – Der Blaue und der Rothe gingen schon seitwärts friedlich mit einander und schienen Gemeinsames in Verhandlung zu haben. Und siehe da, sie beugten sich irgendwo hinein, huschten in Spalten, kamen wieder zum Vorschein und brachten endlich ein viertes Männlein mit sich, das mehr vom Rothen ins Braune schimmerte. – Ein hellweißes leuchtet plötzlich blink und blank herein und stolzirte mit seinen kurzen Schrittchen.

Ruff war glückselig, legte leise sieben Kohlenstücke und murmelte dreimal den bergmännischen Spruch: Glück auf! Glück auf! Glück auf!

Es rasselte und prasselte plötzlich wieder, große Flammen schlugen empor, und verlöschten bald; aber kein Rother, 150 kein Gelber, Blauer, Rothbrauner oder Weißer war zu sehen – ach, alle Männlein waren verschwunden!

Doch wie eine Blase, wie eine gewaltige Halbkugel, hob sich plötzlich der glühende Berg – und fiel dann auseinander, daß in der Mitte eine Art Krater blieb und ringsum die glühenden Felstrümmer und Trümmerchen lagen.

O welche unaussprechliche Freude, Flämmlein aller Farben zuckten – alle Männlein saßen oder hockten vertraulich mitsammen da, formten eine Runde und sprachen und lächelten und scherzten miteinander! Eines saß auf einem viereckigen glühenden Stück majestätisch, das Andere lag mit ausgestreckten Beinchen auf der glühenden Asche und lehnte nur den Rücken aufrecht an einer Kohle, das Dritte kauerte, mit an das Kinn gezogenen Beinen, ganz oben auf einer Kohle; sie nahmen die sonderbarsten Lagen, Stellungen und Sitzungen ein; aber sie saßen miteinander im eifrigen Gespräche; die beglückende entzückende Versammlung war vorhanden!

Ruff war außer sich vor Freuden. Aber er mußte stumm bleiben.

Draußen sauste der Wind, rumorte in den Schornstein herein und wirthschaftete da ganz sonderbar herum. Das störte die Männlein nicht im Geringsten. Die Finger, die Mäntelchen und die Beinkleider verbrannten sie sich gar nicht; im Gegentheile leuchteten sie oft sehr schön und manchesmal schöner als sehr schön!

Ruff wünschte sich ihren Schneider; er dachte: dann werde ich Heizer des ersten Kaisers der Welt, und dann bin ich versorgt! – Er lauschte – und richtig – er hörte!

»Du bist nicht mein Herr!« sagte das blaue Männlein nach einer Weile zu einem andern Männlein, mürrisch und 151 mit schwerfälliger Miene. »Von Dir laß ich mich noch nicht verweisen und in den Hintergrund drängen! Wenn Du auch Manches eigen hast, das läugne ich nicht, so habe ich doch Vieles wieder, was Du nicht im Stande bist; und Du bist also mein Herr noch nicht!«

Auch Zank? dachte Ruff; das geht gut! Also auch die Geister sind nicht zufrieden miteinander, wie sollen erst die Menschen, die keine Geister sind?

Und wahrhaftig, mehrere dünne, wehende Stimmchen zirpten durcheinander – sie zankten um Rang und Vorzug, um Ehre und Vorherrschaft! –

Habt Ihr das auch? dachte Ruff; schöne Geschichte! dringt das gar bis dahin, dann will man's auf der Erde besser haben! –

Da saß plötzlich ein recht großer Fant unter ihnen und machte sich breit. Er war nicht blau und nicht grün, nicht roth und nicht gelb, er wechselte die Farben, war Alles zusammen und jeden Augenblick anders.

»Also Ihr kennt mich – ich bin der Geist des Feuers!« sagte er ihnen mit etwas brummiger Stimme, wie wenn der Wind ein bischen rollend durch den Schornstein stößt. »Und da ich gerade herum gehe, um bei meinen kleinen Feuergeistern nachzusehen, ob sie Alles in Ordnung machen, bin ich auch da durchgekommen. Ich habe gegen meine Leute nichts einzuwenden, sie thun ihre Pflicht und Schuldigkeit, es ist Alles in Ordnung!«

Ruff wollte die Feuergeisterchen des Hauses schon loben und allerlei Gutes über sie dem Meister sagen; aber ein Blick auf den Schürhaken und die sieben aufgeschichteten Kohlen erinnerte ihn rechtzeitig. Er legte die Hand rasch auf den Mund und schwieg. 152

»Aber,« fuhr der große Feuergeist zu den kleinen Männchen fort, »Ihr kommt da und zankt zwischen meinen Leuten, das kann kein gutes Beispiel unter ihnen geben! Ich bitte um Ruhe!« – Die Geisterchen schwiegen. Da fuhr der Feuerkönig fort. »Jedoch, da Ihr einmal zankt und die Sache nicht bald oder nicht gut zu Ende gehen könnte, und ich für Euch Alle gleiches Interesse und gleiche Freundschaft hege, so wüßte ich Euch was. Wenn's Euch recht ist, tragt mir Euren Zank vor, und ich will den Frieden unter Euch stiften und Recht sprechen, das heißt, wenn Ihr mir gehorchen wollt.«

Ei der Tausend, seht 'mal den Diplomaten an! der macht's ja ganz so wie andere große Herren bei uns! Ist denn gar kein Unterschied? Andere balgen und er will den Herrn spielen und den Ruhm davon tragen? Gut, mein lieber Feuergeist, Du könntest auch andere Namen haben! dachte aber sagte nicht Ruff.

»Zuerst,« so sprach der Große, »ernennt Jemanden, der mir Euren Streit genau vortrage, dann soll Jeder einzeln sprechen.« – Das war aber ein Gewirre! Jeder wollte zuerst sprechen, Jeder wollte die Ehre des Vorranges und des Sprechers haben, es war durchaus nichts unter ihnen zu ordnen, sie keiften und schimpften aufeinander, drängten sich und schwatzten allerlei Zeugs.

»Ich sehe schon, ich höre schon,« sagte schlau der Feuergeist, »was es unter Euch gibt.« –

Die Geister hatten somit gewonnen: daß Keiner zu Wort kam und Keiner was reden sollte, nur der fremde Herr Geist. – Steht nicht allein da, in den Erlebnissen, derlei! –

»Also,« sagte der Feuergeist, »Ihr seid die 153 Metall-Geister, und seid im Feuer da zusammen gekommen, und streitet Euch mit einander: wer mehr sei. Jeder will der Erste sein. – Mir ist das gleich – Ihr wißt, ich bin unparteiisch und Jedem gleich zugethan; ich werde Einen nach dem Andern anrufen, wie es gerade kommt, Ihr dürft Euch da gar nicht beleidigt fühlen, und ich werde Euch anhören.«

Aha, Du bist allen zugethan, Du bist mir der Rechte, Du verzehrst und verarbeitest Alle! dachte Ruff.

»Also kommt 'ran, komm meinetwegen gleich Du, mein liebes Männchen von Blei!« rief der Feuerkönig.

Das Blei, das blaue Männlein, kam und sprach: »Ich falle ins Gewicht, ich glänze im Bruch, ich roste und verderbe wenig, aus mir ist eine Unzahl von Dingen zu machen, ja ich löthe noch alle andern Metalle und verbinde sie miteinander, ich denke doch: ich muß der König sein! Die ganze Aufklärung kommt von mir, die Buchdrucker könnten ohne mich nicht bestehen, ich schaffe die Buchstaben, die allgemeine Aufklärung und das Licht der Welt, ich führe die Kriege aus, ich vertilge die wilden Thiere, meine blauen Kugeln – denke nur meine blauen Kugeln – sind noch mehr werth als alle Gold- und Silber-Münzen der Welt!«

»Gut gesprochen; komm 'ran Du, Kupfer!«

Das rothe Kupfermännlein kam heran. »Ich bin der eigentliche König, ich muß der König sein! Mein Glanz ist roth und noch schöner wie Gold und Silber, wenn diese es auch nicht eingestehen wollen. Das Bleimännlein ist nur ein gemeiner Fant. Es heftet sich doch das Blei stets an mir an, weils nur selten allein bestehen kann!«

»Ohne mich und meinen Bruder Zinn, würde der 154 Kerl die ganze Welt mit seinem Grünspan vergiften!« rief Blei.

»Stille!« sagte König Feuer.

Kupfer fuhr fort: »Meine Kessel, meine Freundschaft mit Dir, mein liebes Feuer, durch die wir so lange miteinander aushalten, meine Kraft im Hitzertragen, meine Eigenschaft, mich mit so vielen andern Metallen zu verbinden und in dieser scheinbaren Freundschaft ihnen eine ganz neue Gestalt zu geben, die Nothwendigkeit, in der sich Gold und Silber befinden, mich zu ihnen einzuladen, damit sie recht eigentlich für die Menschen zu brauchen sind, das denke ich doch, ist genug, um Niemand Andern zum König zu machen als mich! Ich bin der Mann des Dampfes, halte und dränge den Gewaltigen, und umfahre zu Land und zu Wasser die Welt, beherrsche sie also, ich bin darum der König!«

»Schon gut. Komm Du 'mal her, Silber!«

»Ich,« sagte Silber, das weiß glänzende Männlein, hochmüthig, »soll auch noch ein Wort verlieren, ab ich König sei oder nicht? Ich bin es! Dieses Blei, Kupfer, und wie sie Alle heißen mögen, die Leute stehen unter mir! Ich bin nicht roth wie schlechtes Menschenblut, ich bin nicht schwarz wie die Nacht, nicht gelb wie der Neid, nicht grau wie Nebel oder Asche, die Du zu gemein hältst um Dich mit ihr abzugeben, ich bin weiß und rein, klar und hell, wie kein Zweiter! – Meine Biegsamkeit! – Das verdammte Kupfer schleicht sich ein und verdirbt mir immer meine Sippschaft. Weiß ist der Inbegriff aller Farben, das wirst Du vermuthlich wissen; mein Klang, meine Stimme, mein Gesang sind unübertrefflich, sprichwörtlich in der ganzen Welt. Ich vergifte nicht, ich roste nicht, 155 ich schneide und morde nicht – darum, wenn ein Anderer König sein sollte, so wäre das ein schreiendes Unrecht, denn ich bin der König!«

Gold, der Gelbe, sprang vor. »Das ist ein Bischen zu toll! Das Silber will über mich König sein! Einen Blick, einen vollen hellen Blick wenn ich aus meinem Auge werfe, so ist es beschämt, verdunkelt und muß sich zurückziehen! Kann es sich recken und dehnen, so dünn und doch so bedeckend, über ganze Strecken? Hat es, hat ein Anderer solche Gewichtigkeit als ich? Keiner! Schon mein Werth, den die ganze Welt auf mich, Gold, legt und in mir anerkennt, muß mich über Alle heben. Ich beglücke, ich bereichere, ich schmücke, ich locke und spreche Recht, und herrsche in der ganzen Menschheit, habe Gewalt wie kein Anderer! Die Kronen aller Könige und Fürsten sind aus meinem Metalle gemacht; ihr Schmuck bin ich, ohne mich wären sie wenig; mein Sinnbild ist die Sonne, mir gleicht nichts Zweites, wer nur ein Bischen, nur das Geringste versteht, muß mit mir sprechen: Gold ist der König von Allen!«

»Nun Eisen, laß 'mal hören, was sagst Du?«

»Ich,« sagte Eisen schüchtern, »ich habe am wenigsten mitgestritten. Ich bin mir bewußt, ich könne nicht König sein! Spreche nur für einen Andern, Feuergeist. Ich habe keinen Glanz und nur eine traurige Farbe. Du weißt ja, wie sie mich in der Welt mißhandeln; Niemand wird so zu Allem mißbraucht, verachtet, verworfen, getreten wie ich. Mit mir schmückt sich Niemand, um mich spielt und geizt Niemand, oder verkauft seinen Leib, seine Tugend und seine Seele; nach mir seufzt und sehnt Niemand, außer 156 nach meinen ungeheueren Quantitäten, die ein Stückchen Gold aber bezahlt und aufwiegt.«

»Aber weißt Du denn gar nichts für Dich?« sagte der Feuergeist.

»Allerdings wüßte ich,« sagte Eisen. »Die Schwerter! –«

»Die Schwerter? Davon schweige lieber; die sind Dein Unglück; – ich bejammere Dich darum.«

»Nun die eisenhaltigen Medizinwasser.«

»Hm, Hm, die Doktoren! Ist nicht so ganz zu loben, läßt sich aber ein wenig hören.«

»Die Werkzeuge, die ich hergebe, die Eisenbahn.«

»Das ist nicht ohne!«

»Der Mörder! Der Mörder!« riefen Alle nach dem Eisen. »Er bringt täglich Menschen ums Leben! Ist ohnehin gezeichnet und schwarz wie die Hölle!«

Eisen seufzte. »Ja diese Kriegmacherei bedrängt mich. Aber ich bestrebe mich, Gutes zu thun. – Was denkst Du vom Pflug?«

»Vom Pflug?« rief der Feuergeist plötzlich; »vom Pflug? – – – Eisen Du bist der König!«

Die Andern schimpften, rumorten und balgten, und wollten nicht Ruhe geben, da nahm Ruff den großen eisernen Kohlenhammer, den er bei sich hatte, und schlug grimmig nach ihnen.

Das ist der rechte König, rief er, der bändigt euch Alle. – Es lebe der König und seine Getreuen!

Und die Geister waren verschwunden.« – 157

* * *

»Doch, hat Ruff wirklich Segen von diesem Zusammentreffen der Geisterlein gehabt?« – fragte Rose Marie, nachdem die Beistimmungen, und die Betrachtungen über die Geschichte, vorüber waren. Es wäre wirklich schwer zu sagen, ob sie diese Frage aus naiver Neugierde, oder liebenswürdigem Humor gethan, um den Heizer, in seinen Aussagen, der Unwahrheit zu überführen.

»Gewiß,« antwortete Steady; »haben wir ihm doch eine Kollekte zum Bier gemacht für die Geschichte – und das war ein Glück!« –



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