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Vierzehntes Kapitel

Am nächsten Mittwoch um die Mittagsstunde besuchte Mrs. Conolly Mistreß Douglas in Chester Square. Das Mädchen, das sich von früher her Marians als eines bei jeder Gelegenheit willkommenen Gastes erinnerte, meldete sie ohne Bedenken.

»Ich fürchte, Sie sind nicht besonders erfreut, mich zu sehen«, sagte die Besucherin und stand wie eine Missetäterin nahe an der Tür des dunklen kleinen Gesellschaftszimmers, das Mrs. Douglas' Welt war.

»Wirklich, Marian« (Mrs. Conolly lächelte beruhigt, weil sie mit dem Vornamen angeredet wurde). »Ich habe Sie nicht erwartet.« Mrs. Douglas blickte ernst zu Boden, rückte ihre Ringe zurecht und zitterte etwas.

»Soll ich wieder gehen?«

»Sie sollten nicht solche Fragen stellen, Marian. Wollen Sie nicht Platz nehmen?«

»Ah!« sagte Marian – und aus ihrer Stimme klang ein unterdrücktes Triumphgefühl. Sie trat näher und setzte sich in einen niedrigen Stuhl. »Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl und glücklich«, sagte Mrs. Douglas.

»Mir geht es gut; aber ich liebe es nicht, in Ungnade zu sein. Alle haben sie mir vergeben – selbst Sholto. Ich glaube, Sie sind sehr hart gegen mich.«

»Und warum, meine Liebe? Was habe ich Ihnen getan?«

»Nie haben Sie mich besucht oder um einen Besuch gebeten. Sie haben mich nicht einmal begrüßt, obgleich Sie wissen mußten, wie gerne ich gekommen wäre und wie sehr ich nach ein wenig Ermutigung verlangte.«

»Ich fürchte, Sie wollen sich bei mir einschmeicheln, damit ich all das Leid vergesse, das Sie mir und – uns allen angetan haben. Ich bin Ihnen sehr böse gewesen, Marian.«

»Aber ich konnte nicht dafür.«

Mrs. Douglas blickte finster drein.

»Gut, ich gebe zu, daß ich meinen eigenen Weg gegangen bin. Das ist richtig. Aber zu meiner Verteidigung muß ich hinzufügen, daß ich niemals jemand Kummer bereiten wollte. Wenn Papa gütig zu mir gewesen wäre, hätte ich nie so gehandelt, wie ich tat. Aber ich habe ihm vergeben, und er hat sich mit mir ausgesöhnt. Am Sonntag habe ich dem die Hand geschüttelt, der mich am schlimmsten von allen behandelt hat.«

»Wen meinen Sie mit dem, der Sie am schlimmsten von allen behandelt hat?« sagte Mrs. Douglas finster.

»Sholto«, antwortete Marian mutig. »Er hat solche bitteren Worte gebraucht.«

»Kein Wunder, der arme Junge! Ich erwartete nicht, Sie in diesem Tone über ihn sprechen zu hören, Marian. Wenn er großmütig genug war, Ihnen die Hand zu schütteln, so erwidern Sie seine Freundlichkeit sehr unschön, indem Sie sich über seine Worte beklagen, die er Ihnen in dem Kummer gesagt hat, den Sie ihm zugefügt haben.«

»Ja, ich bin sehr schlecht. Aber ich konnte Sholto so gut leiden, viel besser wie selbst Reggy oder George. Und trotzdem wurde ich sehr böse, als er mir zum erstenmal einen Antrag machte. Das war vor mehr als drei Jahren. Das verursachte unsern Bruch und machte mich fast glücklich, weil er fort auf Reisen ging. Als er zurückkam, war ich verlobt; aber niemand wußte es. Ich freute mich sehr, ihn wiederzusehen; und er nahm das für was anderes und – Schließlich weiß ich nicht, wie es kam, aber er sprach mit Papa und wollte mich einfach zwingen, ihn sofort zu heiraten. Ich weiß, es war nicht seine Schuld; aber Mistreß Douglas, es war gewiß auch nicht meine.«

»Gut, meine Liebe, Sie haben gewählt, und das läßt sich jetzt nicht mehr ändern. Wenn ich ein junges Mädchen wäre, würde ich stolz sein, einen Antrag von Douglas zu bekommen. Aber Sie müssen das selbst am besten wissen.«

»Ich war auch stolz darauf. Aber wir waren viel zu sehr wie Bruder und Schwester, um Mann und Frau werden zu können. Ich hatte ihn schon solange gekannt, und Sie sind mir immer wie meine Mutter gewesen.«

»Heute gehen die Kinder ihre eigenen Wege. Nun, wie ich schon gesagt habe, es läßt sich jetzt nicht mehr ändern. Wie geht es Ihrem Vater?«

»Danke, es geht ihm sehr gut.«

»Er muß sich einsam fühlen, ganz allein in dem Hause. Kommt er Sie oft besuchen?«

»Nicht sehr oft. Wir wohnen zu weit weg von ihm. Ich treffe ihn öfters in der Stadt.«

»Gehen Sie viel aus? Ich meine, in Gesellschaft.«

»Nicht soviel wie früher. Ned ist der Ansicht, eine Gesellschaft von mehr als fünf Menschen werde gewöhnlich; und so gehen wir nur in ruhige Abendgesellschaften bei angenehmen Leuten. Ein oder zweimal in der Saison geh' ich auch auf einen großen Empfang, damit die Leute mich nicht vergessen. Oft quälen mich Leute, die nach Berühmtheiten jagen, Neds wegen. Er hegt eine große Verachtung für Gesellschaften; aber er kann gut plaudern und pflegt sich jeder Umgebung anzupassen. Deshalb haben ihn die Leute gerne bei sich, auch abgesehen davon, daß er ein großer Erfinder ist. Und denken Sie: ein Geschäft in Holborn hat eine neue Kragenform herausgebracht und nennt sie ›Conolly‹. Haben Sie überhaupt schon einmal Ned gesehen?«

»Nein, meine Liebe. Man sieht Sie ja niemals wegen Ihrer Reisen.«

»Das hat man mir schon öfter gesagt. Sholto prallte fast zurück, als er mich in Kew sah. Er will nächsten Sonntag bei uns essen.«

»Was!«

»Bestimmt. Sie sehen, er ist vollkommen geheilt. Er kannte Ned vor unserer Hochzeit.«

»Marian, Sie dürfen Sholto nicht zureden, in Ihr Haus zu kommen. Das ist nicht recht. Sie wissen nicht, wie leicht man in einem Heim, wie dem Ihrigen, Unheil anrichten kann.«

»Ach, Mistreß Douglas, Sie wissen gar nicht, wie schwer es ist, in einem Haus, wie dem meinen, Unheil anzurichten. Sholto wird jetzt nichts mehr mißverstehen, und Ned ist nicht wie die andern Männer.«

»Sie glauben es nicht, meine Teure. Marian, Sie sind ein sehr törichtes Mädchen; und mit aller Ihrer Erfahrung handeln Sie geradeso, als ob Sie nicht mehr von der Welt wüßten als ein kleines Baby. Wenn Sholto wieder ganz der frühere wäre, würde ihn sein Stolz von Ihrem Hause fernhalten.«

»Es freut mich sehr, daß er seinen Stolz verloren hat. Er ist viel umgänglicher ohne ihn.«

»Ein eigener Stolz mag nicht immer eine angenehme Sache sein, Marian; aber es würde mir leid tun, wenn jemand, den ich gern habe, ihn entbehrte.«

Marian, die sich ihre gute Laune nicht verderben ließ, ging zu einem andern Gegenstand über. »Ich habe ganz vergessen,« sagte sie, »Nelly ist jetzt bei uns auf Besuch.«

»Nelly McQuench! Sie haben doch sicher nicht Sholto gesagt, daß er sie trifft?«

»Natürlich hab' ich das. Warum nicht?«

»Aber lieber Himmel! wissen Sie denn nicht, daß Sholto, der verrückte Junge, ihr letztes Jahr einen Antrag gemacht hat?«

»Ja, aus reinem Ärger, dieser schreckliche Mensch. Sie hat ihn nicht beim Wort genommen, und jetzt – je schneller sie sich treffen und all den Unsinn vergessen, desto besser ist es. Einmal muß das ja doch geschehen. Weshalb muß man annehmen, daß aus jedem kleinen Zwist eine lebenslange Tragödie wird?«

Mrs. Douglas seufzte. »Ach, Marian,« sagte sie, »ich hoffe, es nimmt mit Ihnen ein gutes Ende. Sie sind so hübsch und haben ein so gutes Herz. Sie waren früher das feinste und eleganteste Mädchen in London. Und jetzt diese schreckliche Heirat, die Sie gemacht haben, und der wüste Weg, den Sie gehen. Wenn Sie doch nur nach unser aller Wunsch gehandelt hätten.«

»Nun, wie Sie selbst gesagt, ich habe gewählt und muß mich damit bescheiden. Also nicht so pessimistisch, Mistreß Douglas!«

»Die Klügsten von uns wissen nicht, was Heirat bedeutet, bevor sie Frauen sind«, sagte Mrs. Douglas nachdenklich. »Ich weiß nicht, ob es recht ist, die Mädchen großzuziehen, ohne daß sie wissen, was es heißt, wirklich mit einem Mann zusammen zu leben. Und dann schelten wir sie nachher, wenn sie enttäuscht sind.«

»Glauben Sie, wir werden alle durch die Wirklichkeit enttäuscht, Mistreß Douglas?«

»Ich hoffe nicht, wir alle, meine Liebe. Aber zum großen Teil werden wir es. Es gibt nicht annähernd soviel gute Männer auf der Welt, als Frauen, die sie zu heiraten wünschen; und einige müssen ein schlechtes Los ziehen.«

»Glauben Sie denn nicht, daß auch manche enttäuscht sind, die ein gutes Los gezogen haben?«

»Vielleicht, wenn sie es nicht verdient haben. Aber wenn eine Frau einen guten Mann bekommt, der richtig zu ihr paßt, dann ist sie sehr töricht, wenn sie sich nicht glücklich an ihren Kamin setzt und ihrem Schicksal dankt.«

»Ja, wenn sie kann«, sagte Marian. »Aber Glück kommt nicht, wenn man es ruft, und es ist ein schlechter Trost, daß man es noch schlimmer haben könnte. Denn sehen Sie, es ist ebenso richtig, daß man es auch besser haben könnte. Sie müssen nun nicht glauben, daß ich unglücklich bin. Ned ist ohne Fehler.«

»Ich habe neulich das Buch Ihrer Freundin Nelly gelesen, es ist genau so wie sie selbst. Aber ich glaubte nicht, daß sie soviel Herz besäße, wie man an einigen Spuren sehen kann. Sie ist ein wildes Geschöpf; sie hat keinen guten Einfluß auf Sie ausgeübt. Ich habe niemals verstanden, warum gerade Sie von allen Menschen sie so gern hatten.«

»Sie ist die beste aus ihrer ganzen Familie, und sie wurde behandelt, als ob sie die schlechteste sei. Sie können nicht erwarten, daß sie nach einer solchen ungerechten Behandlung sanft und gut gelaunt blieb.«

»Nun, meine Teure, vielleicht haben Sie recht. Ich habe sie nie anders gesehen. Aber Sie haben sie ja stets verteidigt. Wollen Sie schon gehen?«

»Ich muß. Ich bin sehr lange hier gewesen. Darf ich wiederkommen?«

»Sie wissen, meine Tür wird Ihnen nie verschlossen sein. Ich glaube, ich bin wie alle Frauen: ich liebe die am meisten, die es am wenigsten verdienen. Ich glaube nicht, daß Ihnen etwas daran liegt, jetzt oft zu kommen. Ich bin alt und schwach und nicht mehr imstande, mit Ihnen zu debattieren wie früher, als Sie noch ein Mädchen waren. Sie sind jetzt eine Frau, Marian. Wollen Sie nächsten Sonntag Sholto erzählen, wie Sie sich bei seiner Mutter am Mittwoch eingeschmeichelt haben?«

»Natürlich, und daß ich vorhabe, mich bei ihr am nächsten Mittwoch noch mehr einzuschmeicheln.«

»Und jetzt, bevor ich Ihnen einen Kuß gebe und damit alles gutmache, versprechen Sie mir, daß Sie ihn nicht bitten werden, Sie noch einmal zu besuchen.«

»Wenn Sie es wünschen, verspreche ich es.« Dann küßten sie sich, und Marian ging fort.

Eine halbe Stunde nach ihrem Fortgehen kam Douglas herein, und um hervorzuheben, daß es nur die Gefühle eines Sohnes waren, die ihn zu seinem Besuch veranlaßt hätten, begrüßte er seine Mutter so herzlich, daß diese den Mut fand, offenherziger zu sein, als sie gewöhnlich wagte.

»Mein lieber Junge,« sagte sie und hielt ihn einen Augenblick zärtlich fest, »das ist der zweite Besuch, den du deiner armen alten Mutter diese Woche machst. Ich möchte mit dir über etwas sprechen. Marian war heute hier.«

»Was! Ist sie schon gegangen?« fragte Douglas.

»Wie?« sagte Mrs. Douglas. »So weißt du also, daß sie kommen wollte?«

»Sie erzählte mir, sie wollte herkommen,« entgegnete er gleichgültig, »aber sie bat mich, dir nichts davon zu sagen.«

»Deshalb die zwei Besuche. Nun, Sholto, ich tadele dich nicht, daß du deine Zeit an Orten zubringst, wo es fröhlicher hergeht als hier.«

»Du mußt mir nicht vorwerfen, ich vernachlässigte dich, Mutter. Du kennst meine Veranlagung. Ich bin selten eine gute Gesellschaft für jemand und will nicht dich und deine Freunde mit meiner schlechten Laune anstecken. Ich hoffe, Mistreß Conollys Besuch war dir nicht verdrießlich?«

»Ich erwartete ihren Besuch nicht und sagte es ihr.«

»Mutter!«

»Aber es macht nichts aus. Sie läßt sich nicht im Zaume halten, Sholto. Sie fragt nicht mehr nach meinem Unwillen, wie sie nach dem ihres Vaters und nach deinem gefragt hat. Was konnte ich tun, als sie küssen und ihr vergeben? Sie hat mich erobert.«

»Ja«, sagte Douglas düster. »Sie hat ein wundervolles Gesicht.«

»Je weniger du von ihrem Gesicht siehst, desto besser, Sholto. Ich hoffe, du wirst nicht zu oft in ihr Haus gehen.«

»Zweifelst du an meiner Besonnenheit, Mutter?«

»Nein, nein, Sholto. Aber ich fürchte, daß irgendeine Unannehmlichkeit zwischen dir und diesem Mann vorkommen könnte. Diese Arbeiter sind so roh gegen ihre Frauen und so eifersüchtig auf Gentlemen. Ich hätte am liebsten, wenn du überhaupt nicht in dieses Haus gingest.«

»Unsinn, Mutter! Du mußt ihn nicht für einen Erdarbeiter in Bluse und Manchesterhose halten. Er scheint ein vernünftiger Mann zu sein, sein Benehmen ist in Anbetracht seines Standes wirklich ein bemerkenswert gutes. Er ist gerade das Gegenteil von roh. Er hat den Kopf voll Zahlen und Maschinen, und ich habe gehört, daß er zu Hause nichts tut als Klavier spielen. Er muß Marian schrecklich langweilen. Ich habe kein besonderes Verlangen, dorthin zu gehen. Aber Marian und er sind natürlich sehr empfindlich gegen alles, was als Geringschätzung ausgelegt werden kann. Ich werde sie ein oder zweimal besuchen, damit sie denken, ich wollte Conolly nicht verächtlich behandeln. Er wird froh genug sein, mich an seinem Tisch zu haben.«

»Vielleicht hast du recht, Sholto. Ich weiß, ich kann mich auf dich verlassen, daß du keinen Unfug anstiftest.«

»Jedenfalls liegt mir nichts daran, ob Conolly mit mir zufrieden ist oder nicht. Er kann kaum erwarten, daß eine so fein erzogene Dame wie Marian sich mit den Süßigkeiten seiner Unterhaltung allein begnügt. Wenn er oder sonst irgend jemand glaubt, daß er bei mir etwas erreicht, indem er einen Streit anfängt, dann soll er es versuchen.«

»Sholto, bitte, sei vernünftig. Ich fürchte immer, daß deine Empfindlichkeit dich noch einmal in eine üble Lage bringt.«

»Ach was!« sagte Douglas ungeduldig. »Du glaubst, weil ich einmal ein Duell gehabt, daß ich seitdem immer geladene Pistolen mit mir herumtrage. Schließlich duellieren sich Gentlemen in England nicht mehr. Unsere Aristokratie ist vernünftig geworden, seit sie nicht mehr auf Lombard Street wohnt. Es scheint sogar, daß ich mich unbeliebt mache, weil ich mich weigere, die Gesinnung meines großen Vorfahren zu vergessen. Das stört diese Gentlemen des neunzehnten Jahrhunderts, die im Klub sitzen und sich ihrer eigenen Oheime schämen. Der Parvenü ist das Schoßkind der heutigen Gesellschaft. Reginald Lind, der noch heute für einen Mann von erstklassigem Blut gelten kann, heiratete die Erbin eines Baumwollspinners, die Enkelin eines Dockarbeiters. Nach kurzer Zeit lief sie ihm davon mit einem Scharlatan. Ich verlange törichterweise nach der Hand seiner Tochter und bin auch gerne gesehen, bis ich durch eine dunkle Berühmtheit verdrängt werde, deren Namen man in jedem Ladenfenster findet als Patentbesitzer des elektrischen Orthographen, des magnetischen Sicherheitsschlosses und des galvanischen unverlöschbaren Tintenflecks. Was bin ich in Gegenwart eines solchen Mannes? Ein Gentleman, ja; aber wer nennt sich heute nicht Gentleman? Es ist sicher, daß ich vom schwarzen Mann abstamme, von Eduard dem Bekenner, von Robert dem Teufel, obgleich, wie mir mein Lehrer in Oxford eines Tages erzählt hat, Hudson das alles als falsch nachgewiesen hat. Ich muß mich meiner Vorfahren schämen.«

»Das brauchst du nimmer, Sholto. Je seltener der echte Adel wird, um so stolzer darf man sein, ihn zu besitzen.«

»Ich habe immer meine Abstammung so hochgehalten wie meine Ehre. Höher kann ich sie nicht bewerten, wie sich auch die Welt verändert. Und die Welt verändert sich, Mutter, ich kann das sehen. Die Geschichte der Gegenwart ist die Geschichte des Handels; und die alten Rittergeschichten haben Erzählungen von Handelsfirmen Platz gemacht oder Phantasien über das niedrige Treiben von Glücksjägern. Ich sehe, es ist schon halb zwei durch, ich habe eine Verabredung um zwei Uhr im Klub. Kann ich etwas für dich in der Stadt besorgen?«

»Nein, danke, Sholto. Ich dachte, du wärest zum Lunch hiergeblieben.«

»Ich glaubte, du wärest schon fertig gewesen mit dem Essen, als ich kam. Es tut mir leid, daß ich gehen muß. Ich habe versprochen, jemand um zwei Uhr zu treffen.«

»Natürlich, wenn du es versprochen hast, mußt du gehen. Adieu. Du wirst doch bald wieder vorsprechen?«

»Nächste Woche einmal, vielleicht schon früher. Adieu, Mutter.«

Douglas wollte nicht in den Klub gehen, da er dorthin gar keine Verabredung hatte. Er verließ Chester Square nur, um nicht den Nachmittag über mit seiner Mutter zusammen zu sein, die zwar etwas verletzt war durch sein Fortgehen, aber sich im Grunde nur erleichtert fühlte, weil sie ihn los wurde. Sie hatten beide eine Art, miteinander zu verkehren, die ihre Freunde schön und erbaulich fanden. Aber nach zwanzig Minuten oder so ging es ihnen wie Künstlermodellen. Sie fanden die Pose ermüdend trotz ihrer Übung und ihrer Würde.

Am Hyde Park Corner hörte Douglas jemand ungezwungen seinen Namen rufen. Er wandte sich um und sah Marmaduke Lind, nachlässig gekleidet, hinter ihm herkommen.

»Wo gehen Sie hin?« fragte Marmaduke ohne weiteres.

»Warum fragen Sie?« entgegnete Douglas, der niemals einem andern das Recht zu einer Frage gestatten wollte.

»Ich möchte etwas mit Ihnen besprechen. Kommen Sie mit frühstücken?«

»Ja, wenn Sie es wünschen.«

»Dann gehen wir nach South Kensington Museum.«

»Nach South –! Mein lieber Freund, warum schlagen Sie nicht Putney oder Star und Garter vor? Weshalb sollen wir von Hyde Park aus nach Westen gehen, um zu frühstücken?«

»Ich habe einen besonderen Grund. Ich muß diesen Nachmittag jemand am Museum treffen und möchte Sie vorher um Ihren Rat fragen. Sie können schon mitkommen, es macht nur acht oder zehn Minuten aus, wenn wir fahren.«

»Schön, wie Sie wollen. Ich bin seit Jahren nicht mehr am Museum gewesen.«

»Schön. Kommen Sie – o verdammt! Da kommt Lady Sunbury mit Constance aus dem Park. Sehen Sie nicht hin. Kommen Sie mit.«

Aber Constance, die etwas aufrechter saß als ihre in die Kissen zurückgelehnte Mutter, hatte die beiden Herren schon gesehen.

»Mama,« sagte sie, »da ist Marmaduke und Sholto Douglas.«

»Wo?« fragte die Gräfin und erhob schnell ihren Kopf. »Josephs, fahren Sie langsam. Wo sind sie, Constance?«

»Sie gehen fort. Ich glaube, Marmaduke hat uns gesehen. Dort gehen sie gerade am Hospital vorbei.«

»Wir müssen hinfahren und mit ihnen sprechen. Mach' ein freundliches Gesicht, Kind, und sei klug.«

»Du wirst ihn doch sicher nicht ansprechen? Du kannst nicht von mir verlangen –«

»Unsinn. Ich habe neulich etwas Wichtiges über ihn gehört. Er hat die Person, mit der er lebte, verlassen und sich völlig gebessert. Sein Vater ist sehr krank. Tu, was ich dir sage. Josephs, halten Sie auf dem halben Wege zum Hotel.«

»Natürlich«, sagte Marmaduke, als er sich gefangen sah, »kehren wir um. Da sind sie, verdammt, gerade hinter uns. Was wollen sie eigentlich.«

»Da ist nichts zu ändern«, sagte Douglas, »wir können ihnen nicht entweichen. Sie dürfen ihre Absicht nicht durchkreuzen, es wäre äußerst unhöflich.«

Marmaduke ging brummend weiter. Als er versuchte, an ihnen vorüberzugehen, rief ihn die Gräfin beim Namen und begrüßte ihn lächelnd.

»Wir möchten gern wissen, wie es Ihrem Vater geht«, sagte sie. »Wir haben solche beunruhigende Nachrichten von ihm. Hoffentlich ist es wieder besser.«

»Sie haben mir nicht viel von ihm erzählt«, sagte Marmaduke. »Dem Alten fehlte verflucht wenig, als ich ihn das letztemal sah.«

»Sie Bösewicht! Was sollen wir tun, um ihn zu bessern, Mister Douglas? Er hat uns in drei Jahren nicht besucht, und während der ganzen Zeit haben wir nur Schlimmes über ihn gehört.«

»Törichter Junge! Soll ich Ihnen Einladungen schicken und Karten schreiben, da Sie doch gleichsam zur Familie gehören?

»Sie haben mich nie gebeten, Sie zu besuchen.«

»Kommen Sie morgen zum Diner. Ihr Onkel, der Bischof, wird da sein, und Sie werden fast die ganze beiderseitige Familie treffen. Sie können sich jetzt nicht beklagen, Sie hätten keine Einladung gehabt. Wollen Sie kommen?«

»Nein, ich kann den Bischof nicht ausstehen, übrigens esse ich fast immer schon gegen Mittag.«

»Dann kommen Sie nach dem Diner.«

»Mama,« sagte Constance verdrießlich, »siehst du denn nicht, daß er überhaupt nicht kommen will? Welchen Zweck hat es, ihn zu belästigen?«

»Nein, ich versichere Ihnen,« sagte Marmaduke, »ich habe nur etwas gegen den Bischof. Ich will nach dem Diner kommen, wenn ich kann.«

»Und was soll Sie denn, bitte, verhindern?« fragte die Gräfin.

»Vielleicht irgendeine leichtsinnige Geschichte«, antwortete er. »Seit mir alle einen schlechten Namen gegeben haben, muß ich etwas tun, um ihn zu verdienen.«

Die Gräfin lächelte ihm verstohlen zu, um anzudeuten, daß sie die Sache amüsierte, daß sie aber in Gegenwart Constances nicht offen darüber lachen dürfte. Dann flüsterte sie, als ob sie dem Ende des Gesprächs einen vertraulichen Charakter geben wollte: »Ich kann Ihnen sagen, daß Sie jetzt keinen schlechten Namen mehr haben. Man weiß, daß Sie sich ausgetobt haben, und ich kann dafür einstehen, daß selbst der Bischof Sie mit offenen Armen empfangen wird.«

»Um meine Reuetränen an seinem Talar abzutrocknen, der alte Heuchler«, sagte Marmaduke und sprach eher noch lauter als im Anfang. »Aber wir müssen jetzt gehen. Wir wollen nach South Kensington Museum, um unsern Geist zu veredeln.«

»Wie, da wollen wir doch auch hin – wenigstens Constance. Sie malt dort, während ich eine Besuchsrunde mache. Wollen Sie nicht mit uns fahren?«

»Danke, ich gehe lieber. Ein Mann müßte Handschuhe und einen Zylinder in Ihrer Gesellschaft tragen.«

»Unsinn! Sie sehen ganz fein aus. Übrigens ist es nur durch Brompton Road.«

»Sie können sich in keiner schlimmeren Gegend mit mir sehen lassen. Ich kenne alle Sorten von fragwürdigen Menschen auf dem Wege nach Brompton. Sie würden mir zunicken, und das paßte sich nicht in ihrer Gegenwart –« er zeigte auf Constance, die sich mit Douglas unterhielt.

»Sie sind unverbesserlich, ich gebe Sie auf. Adieu, und vergessen Sie nicht morgen abend.«

»Ich möchte wissen,« sagte Marmaduke, als der Wagen davonfuhr, »was sie jetzt wohl über mich zu Constance sagt.«

»Daß Sie vielleicht der roheste Patron in London sind.«

»Es geschieht ihr ganz recht! Ich hasse sie. Ich habe mich jetzt so daran gewöhnt, daß mir eine Frau ehrlich ihre Meinung sagte, daß ich diese gesellschaftlichen Lügen nicht mehr so ertragen kann wie früher. Was, zum Henker, liegt mir daran, ob sie mich für roh hält oder nicht? Ich kann ohne ihren Segen leben. Übrigens weiß ich genau, was sie will: sie kann Constance nicht loswerden, und sie glaubt, bei mir hätte sie noch Aussicht. Sie weiß so genau, wie es mit der Gesundheit meines alten Herrn steht! Und Conny auch, wie sie mich angrinste, als ob wir die besten Freunde wären. Wenn das Mädchen einen Funken von Charakter hätte, sie würde mich nicht besehen.«

»Ich glaube, ich werde morgen dort mit dem Bischof speisen.«

»Der Bischof ist auch so ein übertünchtes Familiengrab. Übrigens ist es, wie ich gehört habe, großartig, wie der ehrwürdige George sich in seiner neuen eigenen Kapelle benimmt. Als er in Pimlico war, war er stets bereit, dem Bischof die Schuhe zu putzen; jetzt schnipst er mit den Fingern über ihn. Alles, weil die Kirche nicht mehr staatlich sein soll. Und er kümmert sich um niemand als um seine paar Rentner. Haben Sie ihn predigen gehört?«

Douglas schüttelte den Kopf.

»Wir hatten soviel über seine Predigten gehört – daß sie sehr pikant und zweideutig seien und dergleichen – und da sind wir dahin gegangen, Susanna und ich. Aber bei meiner Seele, ich habe noch nie so was Anstößiges gehört. Das Beste war, daß er Susanna und mich erkannte, als er vielleicht halbwegs fertig war, und da wurde er so nervös, daß er ein Ende machte; wenigstens glaube ich, er hatte noch manches sagen wollen. Werden Sie es glauben, daß ihn der Pfarrverweser aus seinem alten Bau entlassen hat wegen seiner unanständigen Predigten? Wie mir mein alter Herr erzählte, beschrieb sie der Bischof als Stücke aus Gott weiß was für einem Roman. Wie kommt er dazu, solche Romane zu lesen, der alte Sünder.«

Douglas gab keine Antwort und rief nach einem Kutscher. Marmadukes laute Unterhaltung wurde auf der Straße lästig. Am Museum stiegen sie aus und gingen in den Grillroom, wo sie an einem leeren Tisch Platz nahmen und ein Frühstück bestellten.

»Sie wollten mich über irgend etwas um Rat fragen«, sagte Douglas, »worum handelt es sich?«

»Ja,« sagte Marmaduke, »ich bin in einer üblen Lage. Meine häuslichen Verhältnisse sind so unerträglich geworden, daß ich ausziehen mußte.«

»Ich wußte nicht, daß Sie ausgezogen waren. Ich dachte, Sie ständen mit Ihrem Vater auf dem besten Fuße.«

»Meinem Vater! Ach Gott, ich meine meine eigene Wohnung, mein Haus in Hammersmith, ich spreche nicht von dem Hause meines Vaters.«

»Oh, verzeihen Sie.«

»Natürlich wissen Sie ganz gut, daß ich dort mit Lalage Virtue zusammenlebte. Ihr richtiger Name ist Susanna Conolly.«

»Ist es denn wirklich wahr, daß sie eine Kusine von Marians Gatten ist?«

»Kusine! Sie ist seine Schwester und Marians Schwägerin.«

»Das konnte ich nie glauben.«

»Es ist aber wirklich so. Doch das ist nicht das Schlimme. Douglas, ich sage Ihnen, sie ist das feinste Weib in London. Sie kann alles, was sie will. Sie kann mit jedem Ausländer in seiner eigenen Sprache reden, ob sie sie versteht oder nicht. Sie plappert Italienisch wie eine Eingeborene. Sie lernt ihre Rolle in einem neuen Stück mit Musik und allem zwischen dem ersten und zweiten Frühstück auswendig. Sie kann kochen, sie kann aus dem Futter eines alten Kleides einen neuen Hut machen, sie kann mit jedem Juden handeln. Sie sagt, sie lernt jedes Ding entweder in zehn Minuten oder gar nicht. Sie kann fechten und schießen. Sie tanzt jeden Tanz, den es in der Welt gibt, schottische Tänze, Matrosentänze, amerikanische Galopps und Quadrillen. Ich habe nie eine Schauspielerin gekannt, wie sie es ist. Wenn Sie sähen, wie sie die Kastagnettenspieler bei den Weihnachtssängern parodiert, würden Sie sie für das niedrigste Geschöpf halten. In der nächsten Minute nimmt sie die Miene einer Herzogin an oder spielt die Geistreiche in einer Weise, daß Conny darüber vor Neid bersten könnte. Es ist zum Schreien, wie sie Georges Predigten nachmacht. Es gibt nichts, was sie nicht könnte, wenn es ihr einfiele. Und wissen Sie, was sie angefangen hat? Sie trinkt. Sie trinkt Champagner literweise. Sie pflegte ihn früher aus der Flasche zu trinken. Jetzt nimmt sie die Flaschen dutzendweise aus der Kiste. Es fing damit an, daß sie sich Mut trank. Wenn sie sich bedrückt fühlte, regte sie ein Glas Champagner wieder an. Dann fühlte sie sich immer bedrückt und regte sich stets so an. Zuletzt war für sie trübe Laune dasselbe wie Nüchternheit. Sie wissen nicht, was eine betrunkene Frau ist, Douglas, wenn Sie nicht mit einer zusammen gelebt haben.« Douglas fuhr zurück und sah Marmaduke sehr streng an. Dieser fuhr aber noch heftiger fort: »Sie ist nichts wie ein wirkliches Tier. Sie schreit Sie entweder an in einem Anfall von Wut, oder sie umklammert Sie mit einer Zärtlichkeit, die Sie krank macht. Wenn sie eingeschlafen ist, dann liegt sie da, ein betrunkener Klumpen, der irgendwie ins Bett getaumelt ist, und schnarcht und grunzt wie ein Schwein. Wenn sie erwacht, ist ihr erster Gedanke, wie sie wieder Alkohol bekommt. Bedenken Sie, was Sie oder ich empfänden, wenn wir unsere Mutter berauscht sähen. Bei Gott, mein Kind würde nicht ihren Augen trauen, wenn es seine Mutter nüchtern sähe. Wenn es nicht wegen Lucy gewesen wäre, hätte ich mit ihr schon längst ein Ende gemacht. Ich tat, was ich konnte, als ich sah, daß sie zuviel Champagner trank. Ich schwor, ich würde jedem Mann, der noch einmal Wein ins Haus brächte, das Genick brechen. Ich entließ zweimal die ganze Dienerschaft, weil ich einen Haufen frischer Pfropfen im Müllkasten fand. Ich trank selbst nichts mehr zu Hause. Ich holte Ärzte, die ihr Angst einjagten. Ich redete ihr freundlich zu, ich schmeichelte ihr, ich drohte ihr. Ich schlug sie einmal nieder, weil ich sie mit einer Flasche in der Hand traf. Sie fiel mit dem Kopf gegen das Kamingitter und erschreckte mich viel mehr, als sie sich verletzt hatte. Es hatte keinen Zweck. Manchmal trotzte sie mir und sagte, sie wollte trinken, es sei ihr gleich, ob sie sich dabei zugrunde richte oder nicht. Dann wieder weinte sie. Sie flehte mich an, sie vor dem Untergang zu retten. Sie fragte mich, warum ich sie nicht halbtot schlüge, wenn ich sie betrunken fände. Sie versprach mit heiligen Eiden, nie wieder einen Tropfen anzurühren. Denselben Abend pflegte sie schon wieder betrunken zu sein, und wenn ich ihr Vorwürfe machte, sagte sie, sie sei nicht betrunken, sie sei krank. Sie flehte Gott den Allmächtigen auf den Knien an, sie zu erschlagen, wenn sie auch nur eine Flasche im Hause habe. Ja, und derselbe Schemel, auf dem sie kniete, war vielleicht eine Kiste für Weinflaschen, und sie hatte ein rotes Tuch mit ein paar Nägeln mit goldenen Köpfen darüber gespannt, damit es so aussah wie ein Stück Möbel. Und am nächsten Tage lachte sie mich aus, weil ich ihr geglaubt hatte, und fragte mich, ob ich wirklich meinte, es hätte Zweck, mit ihr darüber zu reden. Wie sie es fertig brachte, sich auf dem Theater zu halten, weiß ich nicht. Sie lernte keine neuen Rollen und hielt sich an die alten, die sie im Schlaf vorgetragen hätte, so gut kannte sie sie. Sie ging auf die Bühne und spielte eine lange Rolle, wenn sie nicht mehr gerade von den Kulissen in ihren Ankleideraum gehen konnte. Natürlich ist ihre Stimme schon lange auf den Hund gekommen, aber sie hilft sich mit Kreischen durch. Sie sagt, sie dürfte jetzt nicht mehr nüchtern auf die Bühne gehen, sie wüßte, sie würde zusammenbrechen. Das Theater ist auch heruntergekommen. Die Schauspieler verließen es einer nach dem andern – sie wollten nicht mit ihr zusammen spielen und wurden durch solche dritter Klasse ersetzt. Die Vorstellungen pflegten sehr anständig zu sein, jetzt sind nur noch gewöhnliche Menschen und leichte Frauenzimmer da. Sie ist in London tatsächlich fertig. Man hat ihr auf ihren alten Ruf hin ein Engagement in Amerika angeboten, aber was hat das für einen Wert, wenn sie fortfährt zu trinken.«

»Das ist sehr traurig«, sagte Douglas mit kühlem Widerwillen, den er kaum unter einer konventionellen Miene der Teilnahme verbarg. »Aber wenn sie unverbesserlich ist, warum verlassen Sie sie nicht?«

»Ich täte es, wenn das Kind nicht wäre. Ich habe sie verlassen – wenigstens habe ich in der Stadt eine Wohnung gemietet; aber ich renne immer hinaus nach Laurel Grove. Ich darf ihr Lucy nicht anvertrauen, und sie weiß das. Sie läßt mich das arme, kleine Geschöpf nicht fortnehmen, obgleich sie sich keinen Strohhalm daraus macht. Sie weiß, daß sie mich damit in den Händen hat. Nun habe ich sie seit einer Woche nicht gesehen, ich bin nur abends ausgegangen, wenn sie im Theater sein muß. Und jetzt sendet sie mir einen langen Brief, und ich weiß wirklich nicht, was ich darauf tun soll. Sie schwört, sie hätte das Trinken aufgegeben. Sie hätte keinen Tropfen berührt, seit ich sie zuletzt gesehen. Sie ist so abergläubisch wie ein altes Weib, und doch beschwört sie diese Lüge mit Eiden, die mir unangenehm sind, trotzdem ich in bezug auf religiöse Dinge eine dicke Haut habe. Dann faselt sie, ich hätte sie zuerst zum Trinken verleitet, dann hätte ich mich gegen sie gewandt und sie verlassen, als ich gefunden, welches Unheil ich angerichtet hatte. Ich habe immer viel Champagner getrunken, aber ich dachte sicherlich nicht, welche Folgen das haben könnte. Dann sagte sie, sie hätte meinetwegen jeden Freund in der Welt aufgegeben, mit ihrem Bruder gebrochen und ihre Stellung in der Gesellschaft verloren. Denken Sie sich, Douglas, ihre Stellung in der Gesellschaft. Das ist nicht schlecht, was? Dann natürlich: ich ließe sie im Stich, daß sie allein mit ihrem hilflosen Kind sterben müßte; ich möchte es noch etwas länger mit ihr aushalten, sie würde mir oder sonst jemand nicht mehr lange lästig sein und so weiter. Das Ende ist aber, ich soll zurückkommen. Sie sagt, ich müßte dort sein, um das Kind vor ihr zu schützen, wenn ich mir nichts daraus machte, sie vor sich selbst zu schützen. Ich wäre ihre letzte Rettung, wenn ich nicht käme, würde sie ein Ende machen und Blausäure trinken. Der ganze Brief ist ein Gemisch von weinerlichem Unsinn von Anfang bis zu Ende, und ich glaube, sie hat zur Stärkung ungefähr vier Flaschen Champagner getrunken, ehe sie ihn schrieb. Und doch möchte ich sie nicht im Stich lassen. Sie sind ein Mann, der es sehr genau mit seiner Ehre nimmt. Glauben Sie, ich müßte zurückkehren? Ich kann beifügen, daß sie mir in bezug auf Geld keinen Dank schuldet. Ihr Honorar war eine gute Hälfte unseres Einkommens, und sie hat sich nichts davon zurücklegen können. Tatsächlich schulde ich ihr noch etwas Geld für zwei oder drei alte Schulden, die sie für mich bezahlte. Wir haben immer alles geteilt wie Mann und Weib.«

»Ich verstehe kaum, warum Sie noch schwanken, Lind. Sie können ihr das kleine Mädchen fortnehmen. Sie setzen ihr etwas aus und sind sie los.«

»Das ist leicht gesagt. Aber ich kann ihr das Kind nicht wegnehmen, wenn sie darauf besteht, es zu behalten.«

»Nun, um so besser für Sie. Sie hätten doch nur die Last davon. Bezahlen Sie für seinen Unterhalt, das ist offenbar, was sie will.«

»Nein, nein«, sagte Marmaduke ungeduldig. »Sie verstehen das nicht. Sie reden so, als ob ich ein ausschweifender Mensch wäre, der mit einem liederlichen Frauenzimmer lebt.«

Douglas sah ihn bedenklich an. »Ich gebe zu, ich verstehe Sie nicht«, sagte er. »Vielleicht sind Sie so gut und erklären es mir.«

»Es ist sehr einfach. Ich zog mit ihr zusammen, weil ich mich in sie verliebt hatte und sie mich nicht heiraten wollte. Sie hatte einen Abscheu vor der Ehe, und ich war natürlich auch nicht sehr darauf erpicht. Die Angelegenheit muß zwischen uns erledigt werden, als wären wir Mann und Frau. Sie ausbezahlen ist Unsinn. Sie will kein Geld, und ich will das Kind; so hat sie einen Trumpf in der Hand. Wenn das Trinken nicht wäre, würde ich morgen schon zu ihr zurückkehren, aber ich kann sie nicht ausstehen, wenn sie nicht nüchtern ist. Ich habe es lange genug ertragen. Jetzt wünsche ich nur das eine, Lucy aus ihren Händen zu befreien und sie los zu sein, wie Sie es nennen – obgleich ich sie dann wohl verlassen muß.«

»Sie muß sicherlich ein ganz ungewöhnliches Weib sein, wenn sie sich weigerte, Sie zu heiraten. Wissen Sie auch bestimmt, daß sie nicht schon verheiratet war?«

»O nein, sie nicht. Sie liebt ihre Unabhängigkeit und hat eine Art von Selbstachtung – ganz anders wie Constance und die alte Gräfin, die lange genug auf mich Jagd gemacht haben in der Hoffnung, mich endlich in einer Kirche einzufangen.«

»Wenn Sie ihr die Ehe angeboten haben, so befreit Sie das natürlich von der geringsten Verbindlichkeit, bei ihr zu bleiben. Sie behielt sich das Recht vor, Sie zu verlassen, und damit haben Sie stillschweigend dasselbe Vorrecht. Wenn Sie Ihre Gefühle nicht drängen, zu ihr zurückzukehren, mit Ihrer Ehre sind Sie sicher nicht an sie gebunden.«

»Ich habe sie sehr gern, wenn sie nüchtern ist, aber angetrunken ekelt sie mich an. Wenn sie nur das Trinken aufgäbe, ich würde schon einen neuen Versuch machen. Aber sie tut es nicht.«

»Sie müssen so was nicht wollen. Machen Sie sich los von ihr, mein lieber Freund. Marians Heirat hat die Sache auf einen ganz andern Fuß gestellt. Ich sage Ihnen offen, unter den jetzigen Umständen ist ihr Verhältnis mit Conollys Schwester eine Schande.«

»Zum Teufel mit Conolly! Jeder denkt an Marian und niemand an Susanna. Über die Seite der Angelegenheit habe ich genug gehört. Marian hat ihn mit offenen Augen geheiratet.«

»Wollen Sie damit sagen, sie wußte es?«

»Natürlich wußte sie es. Conolly hat es ihr anständig genug erzählt. Er ist ein außergewöhnlicher Mensch, dieser Bursche.«

»Reginald Lind erzählte meiner Mutter, sie hätten die Entdeckung durch Zufall nach der Hochzeit gemacht, und sie seien alle darüber entsetzt gewesen. Er sagte mir auch, Sie lebten mit Conollys Kusine zusammen.«

»Onkel Reginald ist ein alter Lügner, wie die meisten in der Familie. Ich glaube nie ein Wort von dem, was sie sagen.«

»Marian muß betört worden sein. Ich rate Ihnen, das Verhältnis aufzulösen. Sie wird Ihnen gern das Kind geben, sobald sie sieht, daß Sie entschlossen sind, mit ihr zu brechen. Sie behält es nur noch, weil sie hofft, auf diese Weise Sie selbst zurückzuholen.«

»Ich glaube, Sie haben recht. Ich soll sie hier heute um halb vier treffen. Das ist der Grund, weshalb ich heute hierherkam.«

»Wissen Sie, daß es jetzt schon zwanzig Minuten vor vier ist?«

»Huh, ja wirklich! Es ist am besten, ich sehe einmal nach ihr. Ich bin Ihnen sehr verbunden, altes Haus, daß Sie das mit mir besprochen haben. Ich denke, Sie haben kein Verlangen, sie kennenzulernen.«

»Ich würde wohl jetzt im Wege sein.«

»Dann adieu.«

Marmaduke ließ Douglas im Grillroom zurück und ging die Treppe hinauf zur Bildergalerie, wo verschiedene Schüler mehr oder weniger eifrig an ihren Staffeleien beschäftigt waren. Lady Constance stand in der Sheepshankgalerie und kopierte nach bestem Können »Sternes Maria« von Charles Landseer. Sie war einige Minuten vorher durch das Benehmen einer dicken Dame in einem kostbaren Kostüm von schwarzer Seide geärgert worden, die einen Augenblick stehenblieb, um ihre Zeichnung zu betrachten. Lady Constance hatte ihr durch einen Blick zu verstehen gegeben, daß sie zudringlich sei, worauf die Fremde zuerst Lady Constance fassungslos anstarrte und dann kaltblütig ihr Werk betrachtete mit einem Ausdruck, der wenig Wertschätzung verriet. Nachdem sie sich so revanchiert hatte, stand sie unschlüssig eine Minute lang in der Türe und ging dann weiter in den nächsten Saal. Einige Minuten später erschien Marmaduke und sah sich um, als ob er jemand suchte.

»Hier bin ich«, sagte Constance mutwillig.

»Das sehe ich schon«, sagte Marmaduke mißgestimmt, als er sie erkannte. »Sie wußten wohl, daß ich nach Ihnen suchte?«

»Natürlich, mein Herr.«

»Sie sind sehr klug. Was machen Sie hier eigentlich?«

»Sehen Sie das nicht? Ich kopiere ein Gemälde.«

»Oh, das ist sehr hübsch. Welches kopieren Sie denn?«

»Welche unverschämte Frage! Sie erkennen meine arme Kopie ganz genau, wenn Sie sich auch verstellen.«

»Ja, jetzt, da ich es genauer betrachte, glaube ich, es ist wohl Mary, das Mädchen in dem Gasthof dort.«

»Es ist nicht Mary: es ist Maria – Sternes Maria.«

»Wirklich! Lesen Sie Sterne?«

»Gewiß nicht«, sagte Constance mit ernstem Blick.

»So, weshalb malen Sie denn seine Maria? wie können Sie wissen, ob sie ein passender Vorwurf für Sie ist?«

»Still, mein Herr! Sie müssen mich nicht bei der Arbeit unterbrechen.«

»Ich glaube, Ihr habt viel Spaß zusammen bei euren Kunststudien, was?«

»Wer?«

»Sie und die andern Mädels hier.«

»Oh, ich weiß bestimmt, ich kenne keine einzige von ihnen.«

»Ganz recht so, gnädiges Fräulein. Machen Sie sich nur nicht gemein. Ich hoffe, keins von den gewöhnlichen Bettelmädchen hat die Verwegenheit, Sie anzureden.«

»Ich kenne sie überhaupt nicht«, sagte Lady Constance verdrießlich. »Sie sind einfach Fremde für mich.«

»Und sie werden es auch hoffentlich bleiben. Ihr scheint alle so an den kleinen Bildern zu kleben, warum geht ihr nicht an die große Kunst. Da ist ein großes Gemälde von Adam und Eva! Warum malen Sie das nicht ab?«

»Werden Sie bald London verlassen?« entgegnete sie, da sie nicht über Adam und Eva, die nackt dargestellt waren, sprechen wollte. Weil sie keine Antwort erhielt, wandte sie sich um und sah Marmaduke mit der Dame in schwarzer Seide den Saal verlassen.

»Wer ist das Mädchen?« fragte Susanna, als sie hinausgingen.

»Das ist Lady Constance, die ich heiraten sollte.«

»Ich habe es mir gedacht, als ich sah, wie du mit ihr sprachst. Sie ist die richtige englische Lady, Gott segne sie! Ich erlaubte mir, auf ihre Malerei zu blicken, und sie starrte mich an, als ob ich sie gebissen hätte.«

»Sie ist ein bißchen kindisch.«

»Ich glaube, sie wird nicht so kindisch sein, mich noch einmal anzufahren. Bob, du hast meinen Brief bekommen?«

»Natürlich bekam ich ihn, sonst wär' ich doch nicht hier.«

»Und?«

»Und ich glaube kein Wort davon.«

»Das ist hübsch offen gesprochen.«

»Es hat keinen Zweck, die Sache zu beschönigen, Du wirst ebensowenig das Trinken aufgeben, wie du das Atmen aufgibst.«

»Vielleicht werde ich bald das Atmen aufgeben.«

»Wenn du es so weiter treibst, gewiß.«

»Das wird eine Erlösung für dich sein.«

»Es wird eine Erlösung für alle und auch für dich selbst sein. Du hast mich das letzte Jahr hindurch elend gemacht, und jetzt glaubst du, du könntest mich mit der Aussicht, dich zu verlieren, erschrecken?«

»Ich erwarte nicht, daß dich das erschreckt. Ich erwarte von dir nur, daß du es wie alle andern Männer machst, daß du mich wegwirfst, sobald du mich gebraucht hast.«

»Ja, natürlich, du bist der gekränkte Teil. Wo ist Lucy?«

»Ich weiß es nicht, und es ist mir auch gleichgültig.«

»Aber ich möchte es wissen, und es ist mir nicht gleichgültig. Ist sie zu Hause?«

»Was weiß ich, ob sie zu Hause ist oder nicht. Ich habe sie wenigstens dort gelassen. Wahrscheinlich ist sie bei ihrer richtig verheirateten Tante und erzählt ihr Neues von ihrer Mutter.«

»Sie ist dort besser aufgehoben als bei dir. Was hat sie dir Böses getan, daß du so über sie sprichst?«

»Nichts Böses. Ich habe nichts dagegen, daß sie dort ist. Sie hat sehr hübsche Unterhaltungen mit Mistreß Ned und erzählt sie mir nachher zu Hause. ›Tante Marian, warum trinkst du nie Champagner? Mama trinkt immer welchen.‹ Und dann, ›Mama, warum trinkst du soviel Wein? Tante Marian trinkt niemals welchen.‹ Tatsächlich, die kleine Hexe erzählte mir heute morgen, um mich zu trösten, sie nähme sich immer in acht, daß sie ihrer Tante gar nichts erzählte, wenn ich betrunken gewesen sei.«

»Was hast du ihr getan, weil sie das sagte?«

»Rege dich nicht auf. Ich habe sie nicht erwürgt, noch sie geschlagen. Warum sollte ich das tun? Sie wiederholt ja nur, was ihr ihr vorbetet.«

»Sie wiederholt, was sie durch Sehen und Hören lernt. Wenn sie das Wort von mir hörte, die Bedeutung lernte sie von dir. Ein schöner Unterricht für ein Kind, das kaum drei Jahre alt ist.«

Susanna setzte sich auf eine Bank und blickte auf ihre Füße herunter. Nach einigen Augenblicken preßte sie ihre Lippen zusammen, erhob sich und ging fort.

»Hallo, wo willst du hin?« sagte Marmaduke und folgte ihr.

»Ich muß etwas zu trinken haben. Ich bin nüchtern und elend gewesen, seit ich dir den Brief geschrieben. Ich habe nicht viel Dank dafür bekommen, außer daß du mich noch elender gemacht hast. Darum will ich mich betrinken und glücklich sein.«

»Nein, du sollst nicht«, sagte Marmaduke, indem er sie am Arm ergriff und mit Gewalt zurückhielt.

»Was macht es dir aus, ob ich das tue oder nicht. Du sagst, du willst nicht zurückkommen. Dann laß mich auch meinen eigenen Weg gehen.«

»Hier setzt du dich hin«, sagte er und drückte sie in einen Stuhl. »Ich durchschaue dich vollständig. Du glaubst, du hättest mich sicher, solange du das Kind hast.«

»Oh, das ist es? Warum nimmst du keinen Wagen und fährst nach Laurel Grove hinaus? Nichts hindert dich, sie fortzunehmen.«

»Ich habe wohl im Sinn, das zu tun.«

»Gut, tu es. Ich hindere dich nicht. Warum hast du es nicht schon lange getan? Ihr Heim ist kein Aufenthalt für sie. Ich bin nicht tauglich, sie zu erziehen. Es gefällt mir nicht, daß sie über mich redet und mich höchstwahrscheinlich bei andern Leuten nachäfft.«

»Das möchte ich gerade mit dir in Ordnung bringen, wenn du nur vernünftig sein willst. Hör' mich an. wir wollen als Freunde scheiden, Susanna, da es doch keinen Zweck hat, zusammen zu bleiben. Du mußt mir das Kind geben. Es würde nur eine Last für dich sein, und ich werde gut für es sorgen. Du kannst das Haus behalten, wie es ist. Ich werde die Miete bezahlen.«

»Was soll ich mit dem Haus?«

»Kannst du mich nicht ausreden lassen? Ich glaube, du kannst ganz gut darin leben, oder du kannst es auch in Brand setzen, daß es von dem Erdboden verschwindet; was liegt mir daran. Ich kann dir fünfhundert Pfund hinlegen –«

»Fünfhundert Pfund! Und wovon willst du leben, bis deine Oktoberrenten einkommen? Vermutlich auf Kredit. Meinst du, du könntest mich täuschen, indem du mit deinem Gelde vor mir prahlst? Ich nehme keinen Pfennig von dir. Nein, nicht wenn ich verhungern müßte.«

»Das ist alles Unsinn, Susanna. Du mußt es nehmen.«

»Ich muß? Glaubst du, du kannst mich mit Gewalt zwingen, dein Geld anzunehmen, wie du mich gezwungen hast, mich hierherzusetzen.«

»Ich gebe dir doch nur, was ich dir schulde. Diese Schulden –«

»Ich will davon nichts zurück haben. Wenn du vorhast, mich im Stich zu lassen, dann sollst du dein Gewissen nicht mit Banknoten zupflastern. Du wärst imstande und erzähltest im Klub, du hättest mich nobel behandelt.«

»Ich will dich nicht im Stich lassen, durchaus nicht. Jeder andere Mann würde dich schon vor Monaten verlassen haben. Wenn ich die kleine Närrin da drinnen geheiratet hätte, und sie begänne zu trinken, ich würde es keine Woche mit ihr aushalten. Bei dir habe ich es fast ein Jahr ertragen. Kannst du von mir erwarten, daß ich mit dir unter einem Dach bleibe, wenn mich schon der bloße Gedanke an dich krank und wütend macht. Ich habe dieser Tage auf eins von deinen alten Bildern gesehen, und ich erkläre dir, es kann einen Mann zum Weinen bringen, wenn er jetzt dein Gesicht sieht und deine Stimme hört. Als du mir Vorwürfe machtest, weil ich eine Zwanzigpfundnote beim Billard verloren hatte und halb bezecht nach Hause kam – kein Mensch wird mich je wieder betrunken sehen –, da dachte ich wenig daran, wer von uns beiden wohl zuerst auf den Hund kommen werde.«

»Ich werde dir nicht mehr lange zur Last fallen.«

»Wozu immer wieder diese Redensart. Ich habe dich schon so oft betrunken gesehen, daß ich fast glücklich wäre, wenn ich dich tot sähe.«

»Halt!« sagte Susanna aufspringend. »Es ist gut: du brauchst nichts mehr zu sagen. Durch Reden wird die Sache nicht besser, und ich habe dabei fast das Gefühl, als würfst du schwere Steine auf mein Herz. Nimm das Kind. Meine Sachen lasse ich abholen: du bekommst mich nicht mehr in Laurel Grove zu sehen. Adieu.«

»Aber –«

»Sprich kein Wort mehr, Bob. Adieu.« Er nahm unentschlossen ihre Hand. Sie stieß sie schnell zurück, nickte ihm zu und ging hinaus, während er dastand und sich fragte, ob er sie nicht hätte küssen müssen.


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