Willy Seidel
Schattenpuppen
Willy Seidel

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Abrechnung

Wieder ist ein Vormittag wie tausend andere mit Verkäuferschreien, Ponygetrappel und Hitze . . .

Aus dem wimmelnden Ameisenhaufen Batavias nehmen wir zwei, drei Exemplare heraus und folgen ihrem Tun und Treiben.

Das ist zunächst der Doktor Hendrijk de Ruyter, der in der »Stovia« überraschenderweise ans Telephon gerufen wird.

Er seziert soeben einen Affen. Man hat diesen, auf vitaminlosen Reis gesetzt, langsam zum Tod befördert. – Er reinigt sich die Hände vom Blut und ergreift den Hörer.

»Mijnheer de Ruyter?« hört er. »Sie waren neulich bei mir! Sie wollten eine gewisse Adresse erfahren . . .«

»Ah! Raden Kusuma! Allerdings, allerdings!!«

»Nun, ich habe einige Unkosten gehabt. – Lassen Sie zweihundert Gulden auf mein Konto deponieren. Danach rufen Sie mich an.«


Nach einer Stunde ruft Hendrijk wieder an. »Alles in Ordnung, Raden.«

»Gut. Der Doktor ist hier.«

204 Hendrijks Augen werden tellerrund, fast läßt er den Hörer fallen.

»Hier in Weltevreden? In seinem Haus?!«

»In seinem Haus. Jawohl.«

Etwas sehr Eilfertiges schnattert Hendrijk noch in die Muschel; etwas recht Verblüfftes und Erbostes – doch es hilft nichts. Die Stimme Kusumas ist erloschen.


Was die alte Frau de Ruyter anlangt, so haben bei ihr die Orchideen ungestört weitergeblüht. Von Zeit zu Zeit sind die Häute einer Knolle geplatzt und neue gesteckte Lanzenblätter haben sich hervorgeschoben, aus denen dann, wie tastende Vipern, neue Dolden sich entrollten. Viele der leuchtenden Insektenfallen sind abgewandert, zu Buketts verbunden oder zu Sträußen in Stengelgläsern für Hochzeitstafeln . . . Sonst hat sich in jenem mauerumschlossenen Garten nichts geändert. Auch die alte Frau ist dieselbe, die in ihrem bunten Sarong auf der Küchenterrasse hockt und mit schlaffen Lippen einem Plan lauscht, den ihr Sohn Hendrik ihr auseinandersetzt.

»Gut,« sagt sie und zieht die Lippen zusammen wie einen Saffianbeutel. Ihr Malakkastock nimmt teil an diesem Abschlußlaut und setzt sich hart auf die Fliesen; ihr Kopf wiegt sich sinnend. Hendrijk wartet, bis die mütterliche Zustimmung sich restlos ausgependelt hat.

»Sie werden sehen, Mama,« sagt er, »wir erreichen es. Wir bekommen ihn klein. Die Blamage bleibt uns erspart.«

205 Er steht auf und küßt der Mutter die Hand.

Bald darauf setzt sich eine Ponydroschke in Bewegung, von zwei gewichtigen Menschen befrachtet: Hendrijk und Antja. Beide sind in Weiß gekleidet, beide sind sie massiv und wissen, was sie wollen.

Es ist nicht weit vom Waterlooplein bis zum Koningsplein. Vor der Einfahrt zum Kebon-Sirih tippt Hendrijk dem Kutscher mit dem Stock an die Schulter.

»Halte hier.«

Er hilft Antja heraus. Sie zwängt sich über die Stufe hinab und als sie den Asphalt berührt, läuft die Erschütterung des kleinen Sprungs wie eine Welle über sie. Sie hat sich nicht verändert; ein reifes und straffes Weib ist sie. Nur hat der Kummer, ohne ihr gerade den Appetit zu nehmen, ihre Züge geschärft. Aus dem regelmäßigen mattweißen Oval ihres Gesichtes starren die braunen Augen mit diffusem Glanz aus Lidern, denen der Puder die Röte nicht ganz nimmt. Das Doppelkinn deutet sich noch an durch eine Rille im Speck des Halses. Sie geht wie jemand, der des Gehens völlig entwöhnt ist, mit leicht nach auswärts gesetzten Füßen; ihr molliger Arm, an dessen Handgelenk sich goldene Armbänder schichten, hängt in dem des Bruders.

Vor der Villa des Doktors angelangt, fangen sie Mahil ab und geben ihm einen Gulden, um zu verhindern, daß er sie anmeldet.

Sie wollen den Doktor überrumpeln. Hendrijk geht voran und späht in die Glasveranda. Dann winkt er Antja herzu. Diese schleiche über die Wiese, um den knirschenden Kies zu vermeiden, und folgt ihm die drei Stufen hinauf. Hinter dem großen Bruder fühlt sie sich geborgen. Sie setzt sich in einen Korbstuhl. Von ihren breiten Schenkeln auseinandergezwängt, kracht er häßlich auf.

Beide halten den Atem an.

Doch es hat nichts geschadet. Sie hören die Stimme des Doktors. Offenbar telephoniert er. Hendrijk nimmt diese gedämpfte Stille zunächst als Geräusch hin, dessen Ablauf man geduldig abwarten müsse. Plötzlich aber ergreift er den Oberarm Antjas so heftig, daß seine Finger sich in ihrem Fleisch vergraben und sie beinahe aufschreit. Beide starren sich an. Die dicken Lippen Hendrijks bilden lautlos das Wort: »Heyermans!«

Drinnen verklingen die Schlußworte eines Gespräches.


Kehmerdill sagt soeben: »Ja, ich glaube dir. Natürlich! Auf dich kann man sich verlassen! –Also stell' dir vor, er hat daraufhin bei uns herumgeschnüffelt; er hat es natürlich auf Schweigegelder abgesehen. Wie er zu der Adresse kam, ist mir ein Rätsel. Vielleicht war es auch nur ein toller Zufall. Drollig, daß die großen Politiker hier sich nicht entblöden, so kleine Privatgeschäftchen zu machen. Doch es kommt ja nur auf den Maßstab an, den man an eine Sache legt, das weißt du selber am besten . . .«

»Kusuma!« sagt Hendrijk ebenso lautlos und starrt seine Schwester blankäugig an.

»Sie ist jetzt im Hotel,« beschließt Kehmerdill. »Mit 207 Erdbrink. – Jawohl. Weiteres mündlich. Ich komme morgen zu dir.«

Man hört das Einhängen des Hörers, und ein leises Pfeifen. Ein paar Schritte, und Kehmerdill steht vor den beiden.

Sein Gesicht wird fleckig. Er unterdrückt einen Ausruf.

»Was soll das bedeuten?« sagt er gereizt. »Seit wann überfällt man mich so?«

Antja glotzt ihn demütig an. Prall in den Korbsessel geschmiegt, sitzt sie schnaubend da und ihr Herz kämpft ein wenig unter den massiven Polstern. Die linke Hand, an deren Fingern schlechtgeschliffene Borneodiamanten und Rubine stumpf blitzen, schließt sich knirschend um die Lehne. Das Gesicht unter dem schwarzen zerzausten Haar rötet sich unschön. Die dunklen Augen, die ihn jahrelang mit ihrer stählern blanken Dümmlichkeit verfolgt, sind greller und runder als sonst. Kein Zweifel: bei der damaligen Aussprache ist ein Peitschenhieb in dies animalische Wesen hinabgefahren und hat seitdem nicht aufgehört zu schmerzen.

Hendrijk zieht die Brauen hoch und leckt sich die Lippen, gleichsam, um es den kommenden Worten zu erleichtern, mit der nötigen sanften Glätte hervorzuschlüpfen. Schnell und leise sagt er: »Doktor, sei nicht ärgerlich. Du mußt einsehen – du bist ein vernünftiger Mann –, daß es mit deiner Erklärung und den Papieren, die du mir durch Peter zur Unterschrift geschickt hast, nicht sein völliges Bewenden haben kann. Man setzt eine Frau wie Antja de Ruyter 208 nicht ohne weiteres auf die Straße. Das kann die Reputation unserer Familie nicht vertragen. Ich habe mich in letzter Zeit redlich bemüht, dich zu erreichen . . . Es war vergebens. Erst heute erfahre ich, daß du zurückgekehrt bist – – – aus deinem Urlaub. Ich hoffe, du hast dich gut erholt.«

»Danke,« sagt Kehmerdill trocken. »Setz' dich und sei kurz.«

Beide lassen sich nieder, und der Doktor entzündet seine McGillavry. Hendrijk zuckt mit seinem Etui nach seiner Richtung, doch der Doktor sieht das Etui nicht. Er ist – so kann man wohl sagen – ausbündig grob.

Diesen Fall hat Hendrijk vorausgesehen und sich daher mit dem nötigen Vorrat von Sanftheit gepanzert. Er läßt seine Worte hervorspazieren; irgendwie wird das schon flecken. Es steht zuviel auf dem Spiel. Er will die Explosion hinausschieben, solange es geht.

»Es ließe sich nun ja,« fährt er darum fort, mit kränklichem Versuch zu scherzen, »mit Geld manches regeln. Gesetzt den Fall, ihr hättet notorisch in Unfrieden gelebt, man wüßte das . . . Bon. Eine Scheidung, nun ja. Du zahlst, und die Sache ist in Ordnung. Wir hätten uns verständigt. – Aber unsere Mutter hat exklusive Begriffe. Antja hat dich nie betrogen. Sie liebt dich – auch jetzt noch, und ist noch jetzt bereit, zu dir zurückzukehren. In Harmonie und Frieden hat sie zehn Jahre bei dir gelebt. Sie ist bereit, dein Verhalten deiner Überarbeitung zugutezuhalten. Sie sträubt sich; es will nicht in ihren 209 Kopf, daß sie dich verlassen soll. Sie will dir dienen wie bisher. Und meine Mutter läßt dir sagen, daß sie trotz alledem nicht aufhört, dich für einen Ehrenmann zu halten.«

»Nichts ist mir momentan wichtiger, als zu wissen, daß Mevrouw de Ruyter den Glauben an mich nicht verliert.«

»Du bist sarkastisch. – Aber glaube mir, Doktor, dein Sarkasmus ist unangebracht. Du hältst den Ruf unserer Familie in der hohlen Hand . . .« sagt Hendrijk mit aufreizender Sanftheit.

Antja schluchzt plötzlich auf. Sie erhebt sich und geht ein paar Schritte auf den Doktor zu. Und vor ihm – es ist keine Täuschung; es ist wirklich wahr! – läßt sie sich auf die Knie nieder. Seitwärts geneigt stützt sie sich mit steifem Arm auf die Strohmatte wie eine Flehende im Wajang-Orang; ihr Mund ist herabgezogen in die Hufeisenform eines tödlich beschämten Kindes, und ihre Tränen träufeln gleichmäßig wie aus einem lockeren Wasserhahn . . .

Kehmerdill starrt auf sie herab; die Seide spannt sich an ihrer Croupe; er sieht die bepuderten Brüste wild gehoben und gesenkt wie einen Blasebalg.

»Mein Gott!« denkt er. »Ist dies möglich!«

Aufs äußerste gereizt ergreift er sie unter den Achseln und schiebt die ihm Entgegenquellende mit sanftem, aber unwiderstehlichem Nachdruck zurück. Sie preßt die Arme an den Leib, um seine Hände festzuhalten; mit hartklammernden Fingern ergreift sie seine Ärmel und hat dann plötzlich, mit elastischem Griff, seinen 210 Kopf herabgezogen. Wohin es treffen will, bedeckt sie ihn mit durstig saugenden Küssen.

»Laß das!!« brüllt er und befreit sich mit einem Ruck. Er fährt sich über die Haare und begibt sich wirr auf seinen Stuhl . . .

»Otto,« heult sie. »Stoß mich nicht von dir!«

Hendrijk greift nicht ein. Er fährt sich mehrmals hastig über den lackschwarzen Scheitel und leckt sich nervös die Lippen.

»Pardon,« bringt er hervor. »Ich werde Zeuge einer Szene . . . Was ist das, Antja! Was tust du! – – Aber du siehst daraus, Doktor, wie sie dich liebt . . . Sie ist fassungslos . . .«

Kehmerdill starrt die beiden an. Hendrijk ist einen Kopf größer als er, eine Pioniergestalt. Auch Antja (das hat er gerade gespürt) hat ihr Gewicht. Es ist eine geschlossene Phalanx; ein Alpdruck. – Er steht auf; er geht in sein Laboratorium. Er schließt die Tür und läßt sich auf einen Stuhl fallen, neben den Tisch mit den Instrumenten.

Es flimmert ihm vor den Augen.

»Was tue ich nur,« geht es ihm durchs Hirn. »Wie werde ich sie los . . .«

Mit einmal spürt er die kleine saugende Schwäche. Wie ein Brodem, wie ein Gift ist es aus dem gelösten Körper dieser Frau gestiegen. Ein Duft wie aus den lautlosen Schacherhöhlen Solos.

Er klammert sich in Gedanken an Nora. Kristallklar dringt es auf ihn ein.

»Mach dich frei,« hört er sie sagen, unberührt, keck und kühl. »Mach dich frei von Indien . . . Folge 211 mir und alles ist gut.« – – Ha, was macht das aus! Sie können ihm nichts mehr anhaben! In drei Wochen sitzt er auf dem Schiff!

Aber einstweilen steht ihm noch ein Kampf bevor, ein verdammter Kampf . . . Den Teufel! Ist er Herr in seinem Haus oder ist er's nicht? – – Fiebernd sucht er nach Kokain.

»Otto!« hört er eine feine Stimme und graue Augen sehen ihn durchdringend und beschwörend an. »Tu's nicht, Otto! Du hast geschworen!«

Er schließt die Augen, Schweiß bricht ihm aus. Von draußen hört er murmelnde Stimmen. Dort überlegt man, plant, intrigiert; dies alles war bloß eine Einleitung, eine captatio benevolentiae . . . Diese Indos haben noch mehr auf der Pfanne! Ah! Es muß gehen . . . Er darf nicht nachgeben! Sonst wird er klein, sklavisch, geschmacklos, dumm . . .

Mit verzerrtem Gesicht gibt er das Suchen auf; dann ergreift er die Whiskyflasche und nimmt einen gewaltigen Schluck. Der rohe Alkohol brennt ihm in der Kehle. Sein Herz tut ein paar vereinzelte heftige Schläge.

»Ich werde euch schon zeigen,« murmelt er, »wo ihr hingehört . . . Ihr werdet was erleben . . .«

Das blonde Gesicht des Referendaris lächelt ihm zu; er hört sein sonniges Lachen.

»Gib's ihnen, Doktor! – Gottverdammich! Bist du nicht Manns genug, um fertig zu werden mit dem Geschmeiß!!«

Elastisch strafft er sich; der Puls durchdringt ihn mit vollen kraftspendenden Stößen. Er bleibt einen 212 Augenblick stehen; dann reißt er die Tür auf und geht mit schier schlendernden Schritten zur Veranda zurück. Nonchalant setzt er sich auf den Stuhl. Mit einer gewissen Verschmitztheit blickt er in die zwei Gesichter, deren Augen an seiner Miene saugen.

»Nun?« würgt Antja hervor. »Hast du dir überlegt, Otto?«

»Ich habe mir inzwischen überlegt, wie ich diesen Unerquicklichkeiten gründlich den Riegel vorschieben kann. Ihr seid doch Holländer, he? Europäer, was?« Seine Oberlippe kräuselt sich; er zupft sich am Schnurrbart. »Ihr stammt aus einer Pionierfamilie . . . das ist Empfehlung genug.«

»Was willst du damit sagen?« erkundigt sich Hendrijk. Sein fahles, langnasiges Gesicht gewinnt denselben Ausdruck, den Kehmerdill schon erlebt hat, als sie sich während des Balles im »Des Indes« fast streiften . . .: es wird dumm vor Haß.

»Nun gut . . . Ich will damit sagen, daß man unsere schwebende Frage nach europäischen Gesichtspunkten regeln muß, und nicht nach Landessitten. Man hockt sich bei uns nicht auf den Boden, wenn man plaudert. Man hat einigen Stolz im Leibe, sozusagen Selbstachtung, und die laßt ihr mächtig vermissen.«

Hendrijk zuckt zusammen wie unter Peitschenschlägen. Trotzdem bleibt er sitzen. Antjas Gesicht ist ausdruckslos.

»Wenn wir genau wüßten,« sagt endlich Hendrijk, »daß du ganz unbeeinflußt handelst, wäre die Sache anders. Du gibst uns Anstandslektionen. Das stecken 213 wir ein. Doch man hat dich im vornherein gegen uns aufgehetzt!«

»Wieso? Ich wünsche euch das Beste! Aufgehetzt soll ich sein? Von wem? Gegen euch? Warum? Ich bin ein Mann meiner eigenen Entschlüsse.«

»Aber vorher läßt du sie dir abstempeln. In Buitenzorg. Wir wissen, woher du deine Entschlüsse beziehst.« Hendrijks Stirn wird wulstig, er hat einen Trumpf ausgespielt. »Jener Mann –« fährt er satt fort, »hat es darauf angelegt, Antja und dich auseinanderzusprengen. Das ist nicht nur persönliche Bosheit. Das ist Prinzip!« Er lacht auf; es klingt nicht hübsch; es ist ein hohes Kreischen in Fisteltönen. »Aber es wird ihm nicht gelingen!«

»Meinst du etwa Heyermans?« fragt der Doktor mit farblos schleppender Stimme. »Mein Lieber, du bist auf dem Holzweg. Heyermans hat sich nie in mein Verhältnis zu Antja gemischt.«

»Nicht zu Antja? . . . Aber hat er nicht dein Verhältnis zu uns allen verdorben? Ah! Auf ein Piedestal hebt er dich, und du schiebst ihn noch höher; und da thront ihr Reinblütler und macht den großen Fischzug. Und wir, wir, in unserer Heimat, sind minderwertiges Kroppzeug! Ganz minderwertig! Von uns schöpft ihr den Rahm ab! Unsere Frauen schmeißt ihr uns entwertet wieder nach wie ausgelutschte Manggas! Mit einem Trinkgeld!« Er schnaubt schwer und zückt sein Taschentuch.

»Minderwertig . . . das war dein Ausdruck, wie?«

»Schuft!« schreit Hendrijk. Er tobt. Er neigt den Kopf wie ein Stier. Kehmerdill hebt den Korbstuhl.

214 »Hendrijk!« kreischt Antja. »Vergreife dich nicht! Du siehst ja, er ist krank!«

Erschlaffung kommt über den Riesen. Seine braungelben Augen sind kugelförmig hervorgedrungen.

»Otto,« sagt Antja sanft, »warum reizest du ihn so?«

»Ich . . . reize . . . ihn?« – Kehmerdill hält sich an der Wand fest.

Dann steckt er die Hände in die Taschen und wiegt ältlich den Kopf.

»Was für große Kinder ihr seid!«

Hendrijk verzieht plötzlich den Mund zu einem breiten Grinsen.

»Kinder, was? Ungezogene Kinder . . . Mucken sie auf, dann schickt man sie heim. Ich sehe, Doktor, du hast deinen Urlaub zu kurz bemessen. Erhole dich ganz! Sonst leidet deine Praxis.«

»Soll das eine Drohung sein?«

»Was macht man sich schon aus den Drohungen von Kindern . . . Äußerst du dich noch schriftlich?«

»Ja, recht bald. Dieser Unfug muß ein Ende haben.«

»Unfug . . . Nimm dir einen anderen Notar als Peter, der kommt dich zu teuer.«

Sie gehen. 215


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