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Zweites Kapitel

Eine Woche war nach den im letzten Kapitel berichteten Abenteuern verflossen, da war Herr Oldbuck in sein Eßzimmer hinaufgestiegen und fand, daß sein Weibsvolk nicht den Dienst verrichtet und ihm das Frühstück noch nicht bereitet hatte.

»Da nun dieser verwünschte Hitzkopf von einem Jungen,« sagte er bei sich selber, »nun so allmählich aus aller Gefahr ist, kann ich dieses Leben nicht mehr länger mit ansehen. Da geht ja alles drunter und drüber. Saturnalia scheinen in meinem friedlichen und ordentlichen Haushalt an der Tagesordnung zu sein. Ich frage nach meiner Schwester – keine Antwort – ich rufe, ich schreie – ich beschwöre meine Hausgenossen bei mehr Namen, als die Römer ihren Gottheiten gegeben haben. Endlich geruht Hanne, die ich nun schon eine halbe Stunde lang mit schriller Stimme in den Regionen des kulinarischen Tartarus keifen höre, mich zu hören und mir zu antworten, dabei kommt sie aber nicht die Treppe herauf, und das Gespräch muß mit der höchsten Kraft der Lungen fortgesetzt werden.«

Und mit diesen Worten fing er wieder an laut zu brüllen:

»Hanne, wo ist Jungfer Oldbuck?«

»Fräulein Griselda ist im Zimmer des Kapitäns!«

»Hum! Dacht ich mir's doch! – Und wo ist meine Nichte?«

»Fräulein Mariechen macht dem Kapitän den Tee.«

»Hum! Konnt ich mir auch selber sagen – und wo ist Caxon?«

»Nach der Stadt und holt dem Kapitän die Jagdflinte und den Vorstehhund.«

»Was soll eine Flinte und ein Hühnerhund hier? Das Vieh wird mir bloß die ganzen Möbel versauen, mir den Speck mausen und vielleicht die Katze malträtieren, und das Schießgewehr jagt einem höchstens noch mal 'ne Kugel durch den Kopf. Ich dächte, er hätte für 'ne Weile mit Flinten- und Pistolenschießen genug.«

Jetzt trat Fräulein Oldbuck ins Zimmer, an dessen Tür der Altertümler diese Unterhaltung führte, indem er die Treppe hinunterbrüllte und sie wiederum die Treppe hinaufkreischte.

»Lieber Bruder,« sagte die alte Jungfer, »du wirst dich noch so heiser schreien wie ein Kolkrabe – ist das eine Art und Weise, so herumzuschreien, wenn ein Kranker im Hause liegt?«

»Auf mein Wort, der Kranke möchte wohl das ganze Haus für sich allein haben. Ich bin ohne Frühstück losgegangen, und nun soll ich wahrscheinlich auch ohne Perücke losgehen, und wahrscheinlich darf ich mir's auch nicht herausnehmen und sagen, daß ich Hunger hätte oder daß mich fröre, aus Furcht, den kranken Herrn zu stören, der sechs Stuben weit weg liegt und der sich wieder so wohl fühlt, daß er sich seine Flinte und seinen Hund holen läßt. Wo er doch weiß, Wie sehr ich diese Sachen verabscheue, seit unser älterer Bruder, der arme Willibald, auf einem Paar kalter Füße, die er sich auf der Entenjagd im Moor geholt hat, aus dieser Welt hinausspaziert ist. Aber das hat nichts zu sagen.«

Jetzt kam Fräulein M'Intyre herein und begann ihre gewöhnliche Morgenbeschäftigung, das Frühstück ihres Oheims zurechtzumachen. Sie verrichtete sie diesmal mit großer Geschwindigkeit, wie eine, die sich verspätet hat und die versäumte Zeit wieder einholen will.

Währenddessen schimpfte Oldbuck weiter, aber wie seine Schwester sagte, Montbarns bellte wohl, aber er biß nicht.

In der Tat hatte Herr Oldbuck seelisch sehr gelitten, so lange sein Neffe in wirklicher Gefahr war, und nun er genas, fühlte er sich versucht, sich in Klagen über die Umstände, die ihm gemacht worden seien, auszulassen. Seine Schwester und seine Nichte hörten ihn in respektvollem Schweigen an, während er seinem Mißvergnügen brummend Luft machte und manches bissige Wort über Weibsvolk, Soldaten, Hunde und Flinten fallen ließ.

In diesen mürrischen Ausladungen wurde er plötzlich durch das Geräusch eines Wagens unterbrochen, und bei diesem Klang warf er alle Verdrießlichkeit von sich, rannte rasch die Treppe hinauf und eine Treppe hinunter – denn das war beides nötig, um Fräulein Wardour und ihren Vater an der Tür seines Hauses zu empfangen.

Eine herzliche Begrüßung fand von beiden Seiten statt. Und Sir Arthur nahm Bezug auf seinen Brief und seine Botschaft und erkundigte sich ganz besonders nach dem Befinden Kapitän M'Intyres.

»Besser als er's verdient,« war die Antwort. »Besser als er's verdient, nachdem er mit seiner verwünschten Eisenfresserei uns alle aus dem Häuschen gebracht und den Frieden Gottes und des Königs gestört hat.«

»Der junge Mann,« sagte Sir Arthur, »ist unklug gewesen, aber seiner Meinung nach seien Sie ihm doch zu Danke verpflichtet, denn er habe Ihnen doch die Augen geöffnet über den fragwürdigen Charakter des jungen Mannes namens Lovel.«

»Nicht ein bißchen fragwürdiger als sein eigener,« antwortete der Altertümler, der seinen Liebling mit großem Eifer in Schutz nahm, »der junge Herr war ein bißchen töricht und eigensinnig und hat sich geweigert, auf Hektors dreiste Fragen zu antworten – das ist alles. Lovel, Sir Arthur, versteht sich besser die Leute auszusuchen, denen er sich anvertrauen will – jawohl, Fräulein Wardour, starren Sie mich nur an – aber es ist die reine Wahrheit – meiner Brust hat er es anvertraut, aus welchem geheimen Grunde er sich in Fairport aufhält, und ich wollte alle Hebel in Bewegung setzen, um ihm zu helfen in der Aufgabe, der er sich gewidmet hat.«

Als Fräulein Wardour diese großmütige Erklärung des alten Altertümlers hörte, errötete sie und wollte kaum ihren Ohren trauen. Denn von allen Vertrauten, die man sich in Liebessachen hätte aussuchen können – und darum mußte nach ihrer Vermutung es sich gehandelt haben – erschien neben Edie Ochiltree Oldbuck als der wunderlichste. Die seltsame Fügung von Umständen, durch die ein so zartes Geheimnis in den Besitz von so ungeeigneten Vertrauensmännern gelangt war, konnte sie nicht genug halb bewundern, halb sich darüber grämen.

Sie fürchtete nun, Oldbuck würde nach seiner Manier sofort mit ihrem Vater darüber reden, und sie mußte annehmen, daß es zu einem sehr heftigen Auftritt zwischen beiden kommen könnte, wenn sie auf dieses Thema zu sprechen kämen. Es erfüllte sie daher mit großer Besorgnis, als sie ihren Vater Herrn Oldbuck um eine Unterredung unter vier Augen ersuchen hörte, und als sie sah, daß Oldbuck sofort mit ihm nach der Bibliothek hinaufging.

Das Gespräch der beiden Herren drehte sich aber um einen ganz anderen Gegenstand, als Fräulein Wardour vermutet hatte.

»Herr Oldbuck,« sagte der Baron, nachdem sie im Allerheiligsten des Altertümlers Platz genommen hatten, »Sie, der Sie so genau in meine Familienangelegenheiten eingeweiht sind, »werden sich wahrscheinlich über die Frage wundern, die ich an Sie richten will.«

»Sir Arthur, wenn es Geld betrifft, so tut es mir sehr leid ...«

»Geldangelegenheiten betriffts allerdings, Herr Oldbuck.«

»Wahrhaftig, Sir Arthur,« fuhr der Altertümler fort, »bei dem gegenwärtigen Stand des Geldmarktes – wo die Papiere so niedrig stehen –«

»Sie mißverstehen mich, Herr Oldbuck,« sagte der Baron. »Ich wünschte Sie nur um Rat zu fragen, wie ich am besten eine große Summe Geldes anlege.«

»Den Teufel auch!« rief der Altertümler, und da er sich selber wohl sagte, daß sein unwillkürlicher Ausruf des Erstaunens nicht übermäßig höflich war, so drückte er zur Abschwächung Sir Arthur seine Freude aus, daß er eine Geldsumme anzulegen habe, wo jetzt doch überall Geld ein rarer Artikel wäre.

»Und wie Sie die Summe am besten verwenden?« fuhr er fort. »Momentan ist eine faule Zeit, wie ich schon sagte, aber mit Grundstücken ließe sich noch was machen. Aber täten Sie nicht besser, wenn Sie so langsam Schulden abzuzahlen anfingen, Sir Arthur? Da ist der Wechsel von Ihnen und die drei Schuldscheine« – fuhr er fort und zog aus dem rechten Schubkasten seines Schreibtisches ein gewisses rotes Merkbuch, das Sir Arthur schon verschiedentlich kennen gelernt hatte und dessen bloßer Anblick ihm Abscheu einflößte, – »die Zinsen miteingerechnet, beläuft sich die Summe nun auf – lassen Sie mal sehen –«

»Auf etwa tausend Pfund,« sagte Sir Arthur rasch, »Sie haben mir die Summe erst neulich genannt.«

»Aber seitdem sind neue Zinsen hinzugekommen, Sir Arthur, und das Ganze beträgt (Irrtum ausgschlossen) elfhundert und dreizehn Pfund sieben Schilling fünf dreiviertel Pennies – aber sehen Sie sich den Abschluß selber an.«

»Jedenfalls stimmt alles, mein werter Herr,« sagte der Baron und schob das Buch von sich, wie man jene altmodische Höflichkeit von sich weist, die einem immer noch mehr Essen aufnötigt, wenn man schon so viel gegessen hat, daß einem übel wird, »stimmt ganz genau, jedenfalls, und in drei Tagen oder vielleicht noch in kürzerer Zeit sollen Sie vollen Ersatz haben, das heißt, wenn es Ihnen recht ist, die Summe in rohem Metall anzunehmen.«

»In rohem Metall? Sie meinen wohl Blei. Was zum Teufel! Haben wir endlich die Ader gefunden? – Aber was könnte denn ich mit einer Masse Blei im Werte von tausend Pfund anfangen – die Äbte von Trotensey hätten ja freilich das Dach ihrer Kirche und ihres Klosters davon machen lassen können – aber für mich –«

»In rohem Metall!« sagte der Baron. »Damit meine ich die Edelmetalle – Gold und Silber.«

»Was Sie sagen? Und aus welchem Eldorado soll denn dieser Schatz importiert werden?«

»Nicht weit von hier,« sagte der Baron bedeutungsvoll, »und da fällt mir ein, unter einer kleinen Bedingung sollen Sie den ganzen Vorgang sehen.«

»Das wäre?« fragte der Altertümler.

»Es würde nötig für Sie sein, daß Sie mir Ihren freundschaftlichen Beistand liehen und mir etwa hundert Pfund vorschössen.«

Herr Oldbuck, der schon die Summe mitsamt den Zinsen, die er als gefährdete Forderung fast aufgegeben hatte, im Geiste in den Händen gehalten hatte, war so erstaunt über diese unerwartete Wendung, daß er nur in einem Tone des Schmerzes und der Überraschung die Worte wiederholen konnte:

»Hundert Pfund vorschießen!«

»Jawohl, mein guter Herr,« fuhr Sir Arthur fort, »aber gegen die bestmögliche Sicherheit, sie in zwei oder drei Tagen zurückzubekommen.«

Es trat eine Pause ein. Entweder hatte sich Oldbucks Unterkiefer noch nicht wieder soweit eingerenkt, daß eine verneinende Antwort erfolgen konnte, oder der alte Herr schwieg vor Neugierde.

»Ich würde nicht an Sie mit dem Ansinnen herantreten,« fuhr Sir Arthur fort, »mir in dieser Höhe beizuspringen, wenn ich nicht die Beweise für die Tatsächlichkeit der Aussichten, die ich Ihnen vorhalte, in den Händen hätte. Und ich versichere Ihnen, Herr Oldbuck, wenn ich mich über diesen Gegenstand eingehend ausspreche, so verfolge ich dabei den Zweck, mein Vertrauen in Sie zu beweisen und Ihnen meine Dankbarkeit für Ihr Entgegenkommen bei früheren Anlassen zu zeigen.«

Herr Oldbuck beteuerte, er fühle sich sehr verbunden, aber er umging sorgfältig alles, was wie eine Zusage zu weiteren Unterstützungen aussehen konnte.

»Herr Dusterschieler,« sagte Sir Arthur, »hat entdeckt...«

Herr Oldbuck unterbrach ihn, seine Augen funkelten vor Entrüstung.

»Sir Arthur, ich habe Sie so oft gewarnt vor der Schurkerei dieses schuftigen Pfuschers, daß es mich in der Tat wunder nimmt, wie Sie vor mir noch seinen Namen nennen können!«

»So hören Sie doch – hören Sie,« unterbrach ihn Sir Arthur seinerseits, »es wird Ihnen weiter keinen Schaden tun. Kurz, Dusterschieler hat mich überredet, ein Experiment mitanzusehen, das er in den Ruinen von St. Ruth gemacht hat – und was meinen Sie wohl, was wir gefunden haben?«

»Eine neue Wasserquelle, vermute ich, von der der Schurke Lage und Ursprung zuvor ausgekundschaftet hat.«

»Nein, sondern ein Kästchen mit Gold- und Silbermünzen – hier sind sie.«

Mit diesen Worten zog der Baron ein großes Widderhorn hervor mit kupfernem Deckel, das eine ansehnliche Menge Münzen, hauptsächlich Silbermünzen enthielt, unter denen sich aber auch ein Paar Goldstücke befanden.

Die Augen des Altertümlers glänzten, als er sie auf dem Tische ausbreitete.

»Bei meinem Worte – schottische, englische und ausländische Münzen aus dem fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert, und einige rari – und rariores – etiam rarissimi! – hier Jakob V., hier Jakob II. – ah, und hier Königin Maria, ihr Kopf und der des Dauphins – und die sind wirklich in den Ruinen von St. Ruth gefunden worden?«

»Ganz gewiß – mit eigenen Augen habe ich es gesehen.«

»Hm,« machte Oldbuck, »Aber Sie müssen mir das Wo und das Wann und das Wie erzählen.«

»Das Wann,« antwortete Sir Arthur, »es war um Mitternacht beim letzten Vollmond – das Wo? ich habe Ihnen ja schon gesagt, in den Ruinen von St. Ruth – das Wie? durch ein nächtliches Experiment Dusterschielers, welchem ich selber beigewohnt habe.«

»Wirklich?« rief Oldbuck. »Und was für Mittel haben Sie angewendet, um die Entdeckung zu machen?«

»Nur ein bißchen Räucherwerk,« sagte der Baron, »und nur aufgepaßt haben wir, daß wir die richtige Planetenstunde benutzten.«

»Einfaches Räucherwerk? Einfaches Mumpitzwerk! – Planetenstunde? – Planetennarretei! Mein lieber Sir Arthur, dieser Kerl hält Sie über und unter der Erde zum Narren.«

»Aber Herr Oldbuck, so wahr ein Himmel über uns ist, ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie diese Münzen um Mitternacht in der Kapelle von St. Ruth ausgegraben wurden. Und Dusterschieler – wenn die Entdeckung auch seiner Wissenschaft zuzuschreiben ist – so glaube ich doch nicht, die Wahrheit zu sagen, daß er Courage genug gehabt hätte, die Sache auszuführen, wenn ich nicht bei ihm gewesen wäre.«

»So, so!« sagte Oldbuck in jenem Tone, den man anschlägt, wenn man das Ende einer Geschichte hören will, ehe man sich dazu äußert.

»Ja, wahrhaftig,« fuhr Sir Arthur fort, »ich versichere Ihnen, ich habe scharf aufgepaßt – wir haben sehr sonderbare Geräusche gehört, die aus den Ruinen hervorklangen, das steht fest.«

»Tatsächlich?« sagte Oldbuck. »Wahrscheinlich war ein Helfershelfer darin versteckt.«

»Keine Spur,« sagte der Baron; »die Laute, obwohl greulicher und übernatürlicher Art, glichen eher dem heftigen Niesen eines Menschen – auch ein tiefes Stöhnen habe ich außerdem vernommen – und Dusterschieler versichert mir, er hat den Geist Peolphan, den gewaltigen Jäger des Nordens, gesehen.«

»Und trotz des Entsetzens, das Ihnen dieser schnupfende Kobold eingejagt hat, haben Sie die Sache durchgeführt?«

»Na, ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß ein Mann von minderwertigerem Charakter oder geringerer Ausdauer es aufgegeben hätte, aber ich dachte, es wäre alles Schwindel, und zwang Dusterschieler durch heftige Drohungen, fortzufahren in seinem Beginnen, und, Herr, der Beweis seiner Fähigkeit und seiner Ehrlichkeit ist dieser Haufen Gold- und Silbermünzen, unter denen Sie sich, wenn ich bitten darf, diejenigen Stücke aussuchen wollen, die am besten in Ihre Sammlung hineinpassen,«

»Nun, Sir Arthur, wenn Sie so gut sein wollen, so will ich nach Pinkertons Katalog den Wert feststellen, und unter der Bedingung, daß wir die einzelnen Beträge von der Rechnung in dem roten Buch abschreiben, will ich mir mit Vergnügen aussuchen...«

»Nein,« sagte Sir Arthur Wardour, »ich meine nicht, daß Sie sie als etwas anderes ansehen möchten denn als eine Gabe der Freundschaft.«

»Bitte, darf ich fragen, was diese Entdeckung Ihnen gekostet hat?«

»Etwa zehn Guineen.«

»Und dabei haben Sie etwas gewonnen, das etwa zwanzig Guineen an Geld wert ist und für solche Narren wie wir, die für Raritäten was bezahlen, noch einmal so viel wert sein mag. Das muß ich zugeben, da ist Ihnen beim ersten Versuch ein ganz verlockender Profit unter die Nase gerieben worden. Und was sollen Sie beim nächsten Mal riskieren?«

»Hundertundfünfzig Pfund. Ein Drittel der Summe habe ich ihm schon gegeben, und das übrige glaubt ich bestimmt von Ihnen geliehen zu bekommen.«

»Ich kann nicht glauben, daß dies schon der letzte Streich sein soll – dazu ist er nicht schwer genug und die Summe zu unbedeutend. Er wird uns wahrscheinlich auch diesmal noch gewinnen lassen, wie es die Bauernfänger beim Spiel machen. Sir Arthur, ich hoffe. Sie sind überzeugt, daß ich Ihnen gern einen Gefallen tue?«

»Gewiß, Herr Oldbuck, ich denke, mein Vertrauen zu Ihnen bei solchen Anlässen gestattet hierüber keinen Zweifel.«

»Na, dann lassen Sie mich mal mit Dusterschieler sprechen. Wenn das Geld zu Ihrem Nutzen und Vorteil vorgeschossen werden kann, dann sollen Sie es haben, jawohl, um der alten Nachbarschaft willen. Aber wenn ich, wie ich denke, den Schatz entdecken kann, ohne Ihnen einen solchen Vorschuß zu leisten, dann werden Sie vermutlich auch nichts dagegen haben.«

»Nicht das geringste.«

»Wo ist Dusterschieler?« fuhr der Altertümler fort.

»Daß ich Ihnen die Wahrheit sage, er ist in meinem Wagen unten, da er aber weiß, was Sie für ein Vorurteil gegen ihn hegen ...«

»Gott sei Dank, ich habe gegen keinen Menschen ein Vorurteil, Sir Arthur; gegen Systeme, nicht gegen Individuen richtet sich mein Widerwille.«

Er schellte.

»Hanne, Sir Arthur und ich lassen uns Herrn Dusterschieler empfehlen, dem Herrn in Sir Arthurs Wagen, und ersuchen um das Vergnügen, ihn hier zu sprechen.«

Es war nicht Dusterschielers Absicht gewesen, daß Herr Oldbuck in sein vermeintliches Geheimnis eingeweiht würde. Er hatte sich darauf verlassen, daß Sir Arthur den erforderlichen Geldbetrag erhalten würde, ohne daß er sich über den Zweck und die Art der Verwendung zu äußern brauchte, und wartete nun unten, um sich so bald als möglich des Geldes zu versichern, denn er sah voraus, daß er hier sein Spiel bald zu Ende gespielt haben dürfte. Aber als er vor Sir Arthur und Herrn Oldbuck gerufen wurde, faßte er sich ein Herz im Vertrauen auf seine Frechheit, von welcher Gabe ihm, wie der Leser ja schon gesehen hat, Mutter Natur eine reichliche Portion auf den Weg gegeben hatte.


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