Wilhelm Scharrelmann
Das Fährhaus
Wilhelm Scharrelmann

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

8

Es war schon März, aber der Frühling wollte nicht kommen. Ich lauschte auf jeden Laut, spähte sehnsüchtig nach den ersten grünen Spitzen. Aber die Wiesen lagen noch immer grau und tot.

Nur der Hollunder, der bei dem Ostwinde mit schrillem Griffel sein Gekrakel an meinen Fensterscheiben machte, ließ seine Knospen schwellen. Ich trat jeden Morgen zu ihm hinaus und wartete darauf, die ersten sich entfalten zu sehen. Aber er kam nicht aus der Stelle damit, ebenso wenig wie die Weiden am Flußufer, die ihre silbergrauen Kätzchen noch in den Knospen zurückhielten.

Nur der Fluß ging mit stärkerer Strömung wie verjüngt und von einer heimlich drängenden Kraft erfüllt.

Ins Fährhaus kam ich in dieser Zeit selten. Es war ein Widerstand in mir, von dem ich selber nicht recht wußte, worin er seinen Grund hatte. Behrens hatte jetzt wirklich das Kind der armen Kathrine zu sich genommen, und seine Frau bemutterte es mit rührender Sorgfalt.

Eines Tages ging ich ins Dorf hinüber, da mein Tabak auf die Neige gegangen war. Auf dem Heimwege kam ich über den Kirchhof, um durch den Heckenweg wieder auf die Wiesen und in meine Hütte zurückzukehren. Da war da ein Grab am Wege. Lütte Tienken stand auf dem Holzkreuz. Kein Wort sonst, kein Spruch, keine Jahreszahl.

Es war schon ein altes Grab, das Kreuz stark verwittert, der Hügel verweht, die Einfassung aus niedrigem Buchs von Lücken unterbrochen, unordentlich und verwahrlost.

Lütte Tienken.

Der Name wollte mich nicht wieder verlassen, ging 91 einfach aus meinen Gedanken nicht wieder heraus, schwang wie eine kleine, verlorene Melodie in mir.

Lütte Tienken . . . ich sah sie so deutlich, als wenn ich sie gekannt hätte.

Vielleicht war sie ein Kind aus einem der Moordörfer drüben am Rande der Heide. Vielleicht aus demselben Dorfe, in dem ich meine Ziege kaufte? Ja, aus demselben Dorf. Ein Häuslerkind. War sie nicht ein wenig häßlich? Ja, das wohl, aber ihre Augen waren groß und sanft wie die Augen eines unschuldigen Tieres, nicht eigentlich blau, eher grau mit einem Schimmer ins grünliche. Ihr Haar war wie Stroh, gelb und strähnig und ein wenig widerspenstig. Wie alt? Nun, etwa acht oder neun Jahre. Ja, so alt war sie, nicht um einen Monat älter.

In der Schule war sie ein wenig beschränkt, die letzte in der Klasse, natürlich, hatte sie doch sehr spät sprechen gelernt und konnte das Hochdeutsch in der Schule nun erst recht nicht begreifen. Denn in der Schule sprach man anders als zuhause und als alle Menschen um sie sprachen. Nicht, als ob sie sich darüber sehr gewundert hätte. Das war nun einmal so, und die Schule war etwas Fremdes, etwas, was gleich nach der Kirche kam, wohin die Leute auch gingen, still saßen, die Hände falteten, zuhörten und sangen, ganz wie in der Schule. Und hier wie dort stand jemand und sprach Worte von einem fremden und wunderlichen Sinn. Nichts lernt sich so schwer, als auch so zu sprechen, wie es der Lehrer und der Pastor taten. Plattdeutsch, – das war etwas Natürliches, Selbstverständliches, man brauchte sich nicht die Zunge dabei zu verrenken, und jeder verstand, was man sagen wollte. Es gab weder ein Falsch! noch ein: So heißt das nicht! 92 Aber dafür war das Hochdeutsch so viel feiner. Selbst der liebe Gott sprach in der Bibel hochdeutsch, und wenn man beten wollte, konnte man es nur auf hochdeutsch lernen. Alle Lieder sang man hochdeutsch und selbst die Mägde, wenn sie an Winterabenden einmal zu Lütt Tienkens Großmutter in die Stube kamen und ein Lied anstimmten, kannten nur hochdeutsche Lieder.

Eines aber konnte sie besser als alle anderen Mädchen, stricken. Dicke wollene Strümpfe strickte sie aus hartem, grauem Garn, und wenn sie nach der Schule mit den beiden Ziegen hinausgeschickt wurde – die eine der beiden war wohl die Mutter der meinen? oder gar schon die Großmutter? Ja, die Großmutter, ganz recht, – vergaß sie nie ihren Strickstrumpf mitzunehmen. Dann saß sie mit den Ziegen am Wegrande, paßte auf, daß die beiden nicht in den Roggen gingen und strickte, bis der Abend kam und die Schiefertafel noch schnell vollgeschrieben werden mußte.

So gingen die Tage, und einer war wie der andere, und wenn sie nun auch schon im dritten Jahre in den Unterricht ging, die Schule blieb ein Haus, das wunderlich fremd mit seinem roten Ziegelsteinmauerwerk im Dorfe stand, und selbst, wenn sie am Wege saß und von ganz weit zu ihr hinüberblickte, vermochte sie nur mit Scheu daran zu denken, daß sie noch vor ein paar Stunden dort im Klassenzimmer gesessen hatte. Aber die Schule gehörte nun einmal zur Welt wie das Dorf, das Haus der Großmutter, ihr Strickstrumpf und die beiden Ziegen, die der Großmutter gehörten, und vor dem Dorfe begann das Moor, und in den Torfkuhlen stand Wasser, ganz dick und grün von Entenflott. Im Frühjahr quakten die Frösche darin und waren so unermüdlich dabei, damit am andern 93 Tage die Sonne wieder scheine. Denn davon hing es ab, wie morgen das Wetter war, und wenn es regnen sollte, brauchten des Abends nur die Kröten über die Wege zu kriechen, oder die dicken, nackten Schnecken. Denn die konnten auch Regen machen, was außer ihnen und den Kröten nur noch der Jagdhund des Ohmbauern verstand. Aber dann mußte er Gras fressen . . .

Immerhin, ein großes Ereignis war auch in ihrem Leben. Das war, als der Ohmbauer starb und begraben wurde.

Der Ohmbauer war der größte Bauer im Dorfe, ja, in der ganzen Welt wie Lütt Tienken meinte, rund und schwer wie ein Kornsack und gallig wie ein Tater. Hatte er ihr nicht noch vor ein paar Tagen mit der Peitsche gedroht, als sie über ihrem Strickstrumpf für eine Minute die Ziegen vergessen hatte und die beiden in sein Haferfeld spazieren gegangen waren? Aber nun war er tot und lag so still in seinem Sarge auf der Diele seines großen, kühlen Hauses, als hätte er in seinem ganzen Leben nicht einem einzigen Menschen ein Haar gekrümmt. Lütt Tienken betrachtete ihn mit Scheu und Ehrfurcht. – Die Lackfarbe des Sarges, in den man ihn gebettet hatte, roch beklemmend, und der Duft der Kränze und des Lebensbaumgrüns nahm ihr vollends fast die Sinne. Anne Stürken und Jan Rathjen, die mit ihr gegangen waren, den Toten zu sehen, flüsterten leise und warteten nur auf das Stück Kuchen, das man ihnen reichen würde, aber Lütt Tienken stand ohne ein Wort, als wäre sie versteint. Die beiden sahen wohl die große Fliege nicht, die sich eben auf das Angesicht des toten Ohmbauern gesetzt hatte, als wäre das nur ihr gutes Recht und der Ohmbauer hätte durchaus nichts mehr zu sagen. Ja, er duldete es sogar, daß die Fliege in eines 94 seiner Nasenlöcher hineinkroch und aus dem offenstehenden Munde wieder an den Tag kam.

Lütt Tienken übermannte ein namenloses Entsetzen, so daß sie plötzlich schreiend davonlief, über die Diele, fort, hinaus, über den sonnenheißen Hof hinweg, unter den Schatten der alten Eiche hin und auf den Weg, der auf die Straße hinunter führte, und sie hörte nicht eher wieder auf zu laufen, bis sie auf der mittagsstillen Dorfstraße stand.

Atemlos vom Laufen stand sie und sah sich um, aber da kamen auch schon die beiden anderen ihr nach, kauten an einem riesengroßen Stück Butterkuchen und lachten Lütt Tienken aus, daß sie davongelaufen sei. Sie sei doch immer überein dumm, und es sei ihr ganz recht geschehen, daß sie um ihren Butterkuchen gekommen sei. Anne Stürken aber hatte Mitleid mit ihr und wollte ihr ein Stück von dem ihren abgeben, aber Jan Rathjen duldete es nicht und sagte, wer weglaufe und so feige gewesen sei, wie Lütt Tienken, der kriege nichts, und sie sollte nur selber hingehen und sich ihren Kuchen holen. Aber das wollte Lütt Tienken nicht, nein, auf keinen Fall, und sie lief weinend in die Kate zu ihrer Großmutter. Aber die tröstete sie und strich ihr mit ihrer harten Hand über die nassen Backen und sagte, es wäre so viel Butterkuchen auf dem Ohmhofe gebacken, daß das ganze Dorf nicht dagegen anessen könne, und Lütt Tienken kriege auch noch ihr Teil davon, denn morgen werde der Ohmbauer erst begraben, und Lütt Tienken solle auch mit hinkommen, und bange brauche sie nicht zu sein. Denn die Großmutter werde sie an die Hand nehmen, und wenn Lütt Tienken nicht wolle, brauche sie den Ohmbauer in seinem Sarge durchaus nicht anzusehen . . . 95

Und wirklich, solche Berge von Butterkuchen, wie es am nächsten Tage auf dem Ohmhofe gab, hatte Lütt Tienken in den ganzen sieben Jahren ihres Lebens noch nicht gesehen . . . Im Speicher stand eine Kuchenplatte über der anderen, und dazu waren alle Tische in den Stuben schon mit wahren Bergen von Butterkuchen versehen. Und der Ohmbauer lag noch immer so da wie am Tage vorher und sagte keinen Ton zu der Verschwendung. Scheu sah sie zu ihm hinüber, ob er sich wirklich nicht rührte und mit der Faust zu den Frauen hinüberdrohte. Aber er machte keine Miene dazu und ließ es ebenso still geschehen, daß Lür Hemsooth, der Dorftischler, den Sargdeckel über ihn legte und festschraubte. Dann trat der Pastor an den Sarg und begann zu predigen, und die vielen Leute, die gekommen waren, um dabei zu sein, wenn der Ohmbauer beerdigt wurde, saßen da und sahen vor sich nieder, ganz wie sie in der Kirche saßen. Die Kerzen am Sarge brannten mit gelblichen Flammen in der blauen Dämmerung, und Lütt Tienken wagte kaum Atem zu holen, so still war es auf der Diele. Aber dann krähte der Hahn plötzlich schrill vom Wiem herab, daß es beinahe kein Ende nahm, und die Kuh, die ein paar Tage vorher gekalbt hatte und darum von der Weide ins Haus geholt worden war, brüllte aufgeregt nach ihrem Kalbe, gerade als der Pastor mitten im Gebete war, und Lütt Tienken war es nun lange nicht mehr so beklemmend und wunderlich, wie vorher. Und das war gut, denn nun begannen die Schulkinder zu singen . . . Lütt Tienken kannte sie alle, und sie war stolz darauf, daß sie wie eine Große zwischen den übrigen Gästen saß und zuhören durfte. Denn mitsingen durfte sie nicht. Nur die Konfirmanden durften das. Aber dafür hatte sie ihre Sonntagskleider an und 96 durfte hinterher, als man den Ohmbauer auf den Kirchhof getragen hatte und alle Leute zurückkamen, um von neuem Kaffee und einen Schluck Branntwein dazu zu trinken, so viel Butterkuchen essen, wie sie nur mochte. Zwei Stücke hatte sie schon genommen. Nun kam das dritte. Sie hätte gern noch ein viertes genommen, aber Lür Klatt, der mit dem Ohmbauer verwandt war, und ihr gegenüber am Tische saß, paßte auf jedes Stück, das sie aß. Nein, das vierte, das ging nun wirklich nicht mehr. Aber dann kam Trin Jantzen vorbei, und als sie sah, daß Lütt Tienken ihren Teller leer hatte, war es selbstverständlich, daß sie ihr ein neues Stück darauf legte. O, Trin Jantzen war gut. Sie war Großmagd beim Ohmbauern, und wenn sie ihr das Stück zuteilte, so war es damit in Ordnung, und Lür Klatt mochte so viel zu ihr herübergucken, wie er wollte . . . Aber das Unerhörteste kam erst noch. Denn als es Zeit war, nach Hause zu gehen, knotete man ihr vier große Stücke Butterkuchen in ein Tuch und gab sie ihr mit . . .

Ja, das war ein großer Tag! Nie hat Lütt Tienken ihn vergessen.

Zwei Jahre später war sie selber tot. Auszehrung, hatte der Doktor gesagt. Sie losch aus wie eine Unschlittkerze, und das war kein Wunder, denn sie hatte immer nur ein wenig trübe gebrannt. Zuletzt wollte es garnicht mehr mit ihr. Nicht, daß sie gewußt hätte, daß sie schon sterben mußte. Nein, es war schön, krank zu sein und wochenlang nicht in die Schule zu brauchen. Ein wenig schwach war sie, das war alles, denn Schmerzen hatte sie gar nicht. Nur schwach und müde. Tags über setzte man sie in Großmutters Armstuhl, vor dessen hölzerne Rückenlehne man das rotgewürfelte Kopfkissen aus ihrem Bett gestopft hatte, 97 hinaus vor die Tür. Sie sollte viel an frischer Luft sein, hatte der Arzt gesagt, und es war so wunderschön, da zu sitzen. Die Sonne schien, und die Bienen summten in den alten Linden, auf der Weide vor dem Hause grasten die Kühe vom Ohmbauerhof, die Hühner gackerten und scharrten am Wege, und zuweilen konnte sie über die Wiese herüber die Kinder in der Schule singen hören. Nein, es war nicht zu sagen, wie schön das war. Aber das waren auch die Konfirmanden, die jetzt Singstunde hatten und bei offenen Fenstern in den Sonnenschein hinaus sangen. Nur, daß in ihr bei all der Ruhe und dem flutenden Licht über den Wiesen eine so seltsame schwere Müdigkeit aufstieg, daß sie nicht selten darüber einschlief und erst erwachte, wenn Jan Rathjen und Anna Stürken aus der Schule kamen und mit ihren Büchertaschen im Arm vorübergingen. Nur, daß die beiden so scheu geworden waren und immer mit großen Augen stumm und wie beklommen an Lütt Tienkens Hause vorübergingen. Seltsam, daß es so fremd machte, wenn man krank wurde und nicht mehr wie die anderen Kinder in die Schule ging . . .

Eines Tages aber, als das ganze Dorf draußen auf dem Felde arbeitete und der Tag so warm und still war, daß sie das frische Heu auf Freses Kamp riechen konnte, schlief Lütt Tienken in all der Stille um sie her für immer ein . . . Sie kämpfte nicht und hatte nicht zu leiden. Aber der Hahn krähte wie damals, als der Ohmbauer gestorben war, lange und schallend, daß es über sieben Höfe hindrang.

Als gegen Abend dann ihre Großmutter vom Felde nach Hause kam, – sie hatte mit ihrem krummen Rücken beim Kartoffelhacken geholfen – war Lütt Tienken tot.

Bei ihrem Begräbnis ging es freilich nicht so prächtig 98 zu wie beim Ohmbauern seinerzeit. Nicht einmal Butterkuchen gab es. Aber das hätte Lütt Tienken auch nicht erwartet. Dafür bekam sie aber ein hölzernes Kreuz auf ihr Grab. Jan Hemsoth hatte es gemacht und sogar ihren Namen darauf gemalt. Lütte Tienken. Da stand es. Natürlich hatte er eine Schablone dafür benutzt. Ohne die hätte er es nicht gekonnt. Zuerst hatte er gedacht, es müßte ihr Name sein, wie er auf ihrem Taufschein stand. Aber alle Welt hatte sie Lütte genannt, Lütte Tienken, und darum sollte der Name auch so auf dem Kreuz stehen. Und er hatte ganz recht damit, und jedes Wort mehr wäre zu viel gewesen. Wozu die Daten ihrer Geburt und ihres Todes? Lebte sie nicht zeitlos wie die Tiere auf dem Felde? Ein Stäubchen im Schein der Sonne? Eines Tages sank es zu Boden und war dahin . . . Keine Klage, kein Schrei des Schmerzes, kein Unzufriedensein, kein Anderswollen.

Schlaf wohl, Lütt Tienken . . .

Es war spät, als ich an diesem Tage heimkam, und Gram warf mich beinahe um vor Freude, als ich in die Hütte trat.

Im Bette fiel mir ein, daß ich vergessen hatte, Schrödersch zu melken.

Ja, da half nun nichts. Ich stand auf, zündete die Laterne an, holte den Melkeimer und begann, was nicht länger aufzuschieben war.

Sie stand mit schiefem Kopf und sah mir mit einem vorwurfsvollen Blicke zu.

»Ja, ja, ganz recht, Schrödersch,« sagte ich. »Aber ich war im Dorfe, weißt Du, und habe Lütt Tienken besucht. Du hast sie vielleicht nicht mehr gekannt, aber es ist dieselbe Lütt Tienken, die mit Deiner Großmutter einst an den 99 Wegen gestanden hat, drüben in Diemenbusch, meine ich. Dann bin ich noch auf eine Stunde ins Fährhaus gegangen, jawohl. Ich war so lange nicht mehr dort gewesen, daß ich fürchtete, man würde es mir übel nehmen, – so gefällig, wie die Leute dort immer gewesen sind, nicht wahr? Sie haben ja jetzt das Kind ins Haus genommen . . .

Du brauchst garnicht so große Augen zu machen, Schrödersch. Gewiß, es ist ein wenig später geworden, heute abend, und deshalb habe ich Dich vorhin vergessen, als ich nach Hause kam.

Ich hätte Heimweh gehabt, meinst Du, und wäre nur so lange ausgeblieben, um es im Fährhause ein wenig zu vergessen? Wir wollen über den Ausdruck nicht streiten, Schrödersch, aber Heimweh nach den Menschen und nach der Stadt war es gewiß nicht. Man konnte dieses Heimweh ganz anders nennen, Schrödersch, ganz anders . . .«

Im Schlafe kam mir ein Traum.

Lütt Tienken stand da und kaute an einem großen Stück Butterkuchen, so breit und lang wie eine Zaunlatte. Ich sah, daß sie etwas sagen wollte, es aber nicht konnte, weil sie den ganzen Mund voll Butterkuchen hatte . . . Aber dann kommt Dina den Weg vom Fährhause her und ist nie nach Indien gefahren, und lächelt Lütt Tienken zu.

»Das ist Lütt Tienken,« sage ich, »und den Butterkuchen hat sie auf der Beerdigung des Ohmbauern bekommen . . .«

Über den Wiesen aber scheint die Sonne, und gelbe Butterblumen blühen zu ihren Füßen, als wären tausend kleine Sonnen vom Himmel ins Gras hinabgestiegen. 100 Aus meiner Hütte aber kommt Schrödersch, rupft die schönsten ab und kaut sie seelenvoll in ihren Magen.

 


 << zurück weiter >>