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II

Charakter des Herzogs von Gesvres. Seine Bosheit gegen den Marschall von Villeroy. Der Nuntius Delfino. Seine Vorliebe für die Oper. Mißbilligung des Königs. Delfino läßt sich nicht beirren. Der König macht einem von den Jesuiten vom Zaun gebrochenen Streite ein Ende. Mordversuch an Ticquet. Hinrichtung seiner Frau auf dem Grèveplatz. Prälatenhochmut. Geschenk des Königs an Frau von Montespan. Die Bälle des Winters. Eine seltsame Maske. Bosheit des Prinzen von Condé. Die Spielschulden der Herzogin von Condé. Langlée.

 

Der Herzog von Gesvres war der tyrannischste Gatte einer sehr geistreichen tugendhaften und begüterten Frau, die sich von ihm trennte, und der unnatürlichste Vater der trefflichsten Kinder, die es je gegeben. Der Abt von Gesvres war seit einigen Jahren Ehrenkämmerer Innozenz XI. und bei ihm so beliebt, daß er damit umging, ihn zum Kardinal zu machen, als der Streit um das Freiungsrecht zum Bruch zwischen ihm und dem Könige führte und die Heimberufung aller Franzosen bewirkte. Der Abt von Gesvres verlor dabei alles, kehrte aber bereitwillig nach Frankreich zurück. Gerührt darüber verlieh ihm der König alsbald, ohne ihn erst zum Bischof zu machen, das Erzbistum Bourges, das soeben durch den Tod des Bruders des Staatssekretärs Châteauneuf frei geworden war. Wütend darüber eilte der Herzog von Gesvres zum Könige, zog gewaltig über seinen Sohn los und tat alles, was er konnte, um diese Gnade zu hintertreiben. Und was den Marquis von Die Frau des Marquis von Gesvres war Marie-Madeleine-Geneviève-Louise de Seiglière de Boisfranc, Tochter des Kanzlers des Herzogs von Orléans, verheiratet 1690, starb 38jährig 1702.
Es gelang ihm vollkommen. Sein Sohn bezahlte schließlich seine Schulden, wofür er ihm seinen Herzogstitel abtreten mußte (1703) und zwar, als er sich mit 83 Jahren wieder verheiratete.
Gesvres anlangt, so hat er ihn und seine Frau, solange er lebte, wie Negersklaven behandelt, und zwar in einem Grade, daß der König oft Mitleid empfand und vermittelnd eingriff. Der Aufwand an Pferden, Geschirr und Wagen, den er trieb, war außerordentlich, seine Livreen erneuerte er unaufhörlich, und seine Ställe waren voll der seltensten Reitpferde, ohne daß er seit dreißig Jahren jemals eines davon bestiegen hätte; sein Hauswesen war verschwenderisch, seine Kleider großartig und lächerlich für sein Alter. Wenn man ihm von seinen großen Einkünften, von dem schlechten Zustande seiner Vermögensverhältnisse trotz seines Reichtums, von der Zerrüttung seines Hauses und von der Zwecklosigkeit und Torheit seiner Ausgaben sprach, brach er in Gelächter aus und antwortete, er mache sie nur, um seine Kinder zu ruinieren. Er sprach die Wahrheit, und es gelang ihm vollkommen.

Aber es war nicht nur seine Familie, die er ohne Grund verfolgte: er spielte in diesem Jahre (1699) dem Marschall von Villeroy einen Streich, der diesen in die tödlichste Verlegenheit setzte. Beider Väter waren Staatssekretäre gewesen und hatten eine große und außerordentliche Karriere gemacht. Eines Tages, als der König in kleinem Kreise zu Mittag speiste und noch bei Frau von Maintenon weilte, waren die Hofleute um die Tafel des Königs versammelt und erwarteten ihn, unter ihnen Herr von Gesvres, um ihn zu bedienen. Da erschien der Marschall von Villeroy mit dem großartigen Air, das er sich stets zu geben wußte, und das die Gunst, in der er stand, und seine Ämter noch pomphafter machten. Ich weiß nicht, ob das den alten Gesvres mehr erregte als gewöhnlich, so viel ist jedenfalls sicher, daß er, als er ihn den Platz hinter dem Sessel des Königs erreichen Glück des Villeroy: Gemeint ist der erste der drei Marschälle von Villeroy. Er heiratete 1617 Madeleine Créquy, Enkelin des Konnetabels de Lesdiguières, die 1675 mit 66 Jahren starb. – René Potier, erster Herzog von Tresmes-Gesvres heiratete 1607 eine Tochter des Herzogs von Luxembourg-Piney. – Vgl. über die Villeroys die französische Ausgabe dieser Memoiren Bd. VI, S. 414, Anm. 4.sah, den er stets einnahm, plötzlich zu ihm sagte: »Herr Marschall, wenn ich die Tafel und den Sessel zwischen uns betrachte, so muß ich gestehen, daß wir sehr glücklich sind!« Erstaunt über eine Anrede, zu der keine Veranlassung vorlag, stimmte der Marschall mit bescheidener Miene zu, schüttelte dann den Kopf und die Perücke und wollte ihn am Weitersprechen verhindern, indem er mit einem anderen sprach. Gesvres jedoch, der nicht umsonst das Gespräch auf diese Weise begonnen hatte, fährt fort, redet ihn an, um sich Gehör zu verschaffen, spricht bewundernd von dem Glück des Villeroy, der eine Créquy heiratete und von seinem Vater, der eine Luxemburg zur Gattin nahm, verbreitet sich dann über die zahllosen Ämter, Gouverneursposten, Würden, Reichtümer und über die Väter der genannten beiden Staatssekretäre. »Machen wir hier halt, Herr Marschall,« rief er aus, »steigen wir nicht höher hinauf; denn was waren ihre Väter, die Väter dieser beiden Staatssekretäre? Kleine Finanzbeamte! Und Finanzbeamte waren sie selbst! Und von wem stammten sie ab? Euer Ahn von einem Seefischhändler in den Hallen und der meinige von einem Lastträger und vielleicht von etwas noch Schlimmerem. Meine Herren« – und damit wandte er sich an die übrigen Anwesenden – »habe ich nicht recht, das Glück des Herrn Marschalls und das meinige wunderbar zu finden? Ist es also nicht wahr, Herr Marschall, daß wir sehr glücklich sind?«

Nach diesen Worten blickt er sich um, wirft sich in die Brust und bricht in Lachen aus. Der Marschall hätte tot sein mögen, viel lieber noch ihn erwürgen. Aber was einem Manne tun, der, um dir einen schmerzlichen Hieb zu applizieren, sich selbst zuerst einen versetzt? Alles schwieg und saß gesenkten Blickes da, doch war Kardinalspromotion: sie fand am 14. November 1699 statt und wurde am 22. in Versailles bekannt.
Da es ein außergewöhnlicher Fall war: am Sonntag gab der König keine Audienzen.
mehr als einer da, der nicht ungern zu dem Marschall hinüberschielte und sein großartiges Gehaben auf so witzige Weise gedemütigt sah.

Der König erschien und setzte dem Schauspiel und der Verlegenheit ein Ende. Erledigt war der Vorfall damit aber noch nicht: er bildete für mehrere Tage den Gegenstand der Unterhaltung und das Ergötzen der Bosheit und des am Hofe so heimischen Neides.

 

Der Nuntius Delfino wurde in einer Promotion von Nuntien und Italienern zum Kardinal gemacht. Der Kurier des Fürsten von Monaco kam dem des Papstes zuvor. Der König glaubte seine Gründe zu haben, ihm eine besondere Gunst zu erweisen: er schrieb ihm ein eigenhändiges Billett, um es ihm mitzuteilen und sich mit ihm darüber zu freuen. Sobald er es empfangen hatte, begab er sich nach Versailles, um persönlich seinen Dank abzustatten und stieg bei Torcy ab. Da es ein außergewöhnlicher Fall war, führte ihn Torcy zu Frau von Maintenon, wo der König sich bereits befand und ließ ihn benachrichtigen, worauf der König Befehl gab, sie eintreten zu lassen. Die Herzogin von Burgund, die zugegen war, und Frau von Maintenon beglückwünschten ihn. Das Ganze dauerte nur sehr kurze Zeit. Der Kurier des Papstes traf endlich abends ein und brachte ihm sein rotes Käppchen. Er hatte Lebensart genug, um es in seine Tasche zu stecken und so drei Tage lang bis zum Mittwoch Morgen zu warten, an dem er im Kabinett des Königs eine besondere Audienz hatte. Hier überreichte er ihm sein Käppchen, um es aus seiner Hand zu empfangen. Der König gab es ihm zurück, anders als bei seinen Untertanen, denen er es aufsetzt.

Dieser Nuntius hatte viel Geist und sah auch ganz so Der Nuntius Delfino, der ein feiner Literaturkenner war, arbeitete viel für das Theater. Sein eifriger Besuch der Oper scheint indes damit zusammengehangen zu haben, daß er in die von dem Großprior v. Vendôme unterhaltene Sängerin Fanchon verliebt war. – Der Pater Léonard berichtet, daß Delfino, um sich bei der Maintenon beliebt zu machen, dem Könige bei seiner Ankunft in Frankreich einen Kristallkasten mit dem Leib des heiligen Cyr überbracht habe.
Ausgabe der Werke des hl. Augustinus: die von den Benediktinern von 1679-1700 zu Paris in elf Foliobänden (1700-1703 in Antwerpen neu aufgelegt) herausgegebene Ausgabe derselben ist die beste von allen.
aus: ich habe nie zwei so kleine und dabei so sprechende Augen gesehen. Er war galant und vielleicht noch etwas mehr als das: er liebte es, sich zu vergnügen und ging sehr häufig in die Oper. Der König, der damals strenger war als später zur Zeit seiner Frömmigkeit, nahm daran starken Anstoß und ließ ihm auf geschickte Weise bedeuten, daß es hier nicht üblich sei, daß die Bischöfe und die Priester in die Theatervorstellungen gingen: er blieb taub und gab nicht zu erkennen, daß er verstanden habe. Endlich ließ es ihm der König in seinem Namen sagen. Der gute Delfino glitt über die Gewissensfrage leicht hinweg, streifte die Frage, ob der Besuch der Theatervorstellungen üblich sei oder nicht, nur obenhin und erging sich in Danksagungen für die Güte, die der König beweise, indem er so sehr für seine Karriere besorgt sei, er habe jedoch niemals darauf gerechnet, in Frankreich Karriere zu machen, wohl aber in Italien, wo der Besuch der Oper und der Vorstellungen kein Hindernis dafür wäre. Und er besuchte die Oper nach wie vor.

Als der König sah, daß er trotz der Oper sein Ziel erreicht hatte und Kardinal geworden war, wollte er vielleicht die peinliche Empfindung, die er durch seinen Hinweis in ihm erweckt hatte, durch das freundliche Billett verwischen, um nicht einen verstimmten Kardinal nach Rom zurückkehren zu lassen.

 

Das Jahr (1699) endigte mit dem Halt!, durch das der König einem Streit zwischen den Jesuiten und den Benediktinern ein Ende setzte. Die letzteren hatten nicht lange zuvor eine schöne Ausgabe des heiligen Augustinus herausgegeben, dessen Moral nicht diejenige der Jesuiten ist. Um sie zu unterdrücken, bedienten sie sich ihres gewöhnlichen Vorwandes, der ihnen stets so gut zustatten gekommen ist: Das Buch sollte nach ihrer Behauptung ganz jansenistisch sein. Sie griffen es an; die Benediktiner antworteten, und man geriet auf beiden Seiten stark in Hitze. Am Ende mit ihren Beweisen und Einwänden, nicht aber mit ihren Beleidigungen und falschen Behauptungen, vermochten es die Jesuiten nicht, diese Ausgabe anzuschwärzen, noch ihre Unterdrückung zu erreichen. Mangels dieses Erfolges, dessen Nichterreichung sie bitter empfanden, hatten sie wenigstens die Genugtuung, den Kampf auf ein Verbot des Königs einzustellen, als sie sahen, daß sie die Schwächeren waren. Der König untersagte nämlich beiden Parteien, über diese Ausgabe weiter ein Wort zu schreiben oder zu reden. Es war Pontchartrain, der ihnen dies schriftlich mitteilte. Bald darauf hatten die Jesuiten das Mißvergnügen, diese Ausgabe in Rom feierlich approbiert zu sehen.

 

Unterlassenes muß man nachholen, wenn man es gewahr wird; andere Gegenstände hatten meine Aufmerksamkeit abgelenkt. In den ersten Apriltagen wurde Ticquet, Rat am Parlament, in mörderischer Absicht überfallen und verwundet. Wenn er mit dem Leben davonkam, so war es nicht die Schuld des Gardesoldaten und seines Portiers, die seine Ermordung übernommen hatten und ihn, da sie ein Geräusch hörten, für tot liegen ließen.

Dieser Parlamentsrat, der ein sehr armer Mann war, hatte sich im vergangenen Jahre beim Könige in Fontainebleau über die Aufführung seiner Frau mit Montgeorges, einem sehr angesehenen Gardekapitän, beschwert, und der König hatte diesem verboten, sie fernerhin zu Montgeorges. Als die Richter Frau Ticquet fragten, ob ihr Geliebter teil an ihren Plänen gehabt habe, antwortete sie, Montgeorges sei zu sehr Ehrenmann, und sie hätte befürchten müssen, seine Achtung zu verlieren, wenn sie ihn in ihre verbrecherischen Pläne einweihte.
Alle Fenster des Stadthauses: Mme. Dunoyer erzählt in ihren Briefen (Bd. I, S. 282-94), daß einige Häuser an diesem Tage mehr einbrachten, als die Baukosten betragen hatten. Pro Fenster wurden bis zu 50 Louisdor bezahlt. Außerdem waren auf dem Platze Schaugerüste aufgeschlagen, von denen einige einstürzten. Die Zahl der Neugierigen wurde auf 60 000 geschätzt.
Die mit Frau Ticquet befreundete Dame, die ihr zur Flucht verhelfen wollte, war die Gräfin von Senonville. Ein Theatiner schlug ihr im letzten Moment vor, sein Ordensgewand und seine Sänfte zu nehmen, um sich ins Ausland zu retten. Man behauptete sogar, daß die Herzogin von Burgund der Justiz habe in den Arm fallen wollen. Frau Ticquet sah in allen diesen Bemühungen nur Fallen ihres Mannes, der sich ihrer entledigen und sie zwingen wolle, ihm ihr Vermögen preiszugeben. – Der Henker zeigte sich bei der Hinrichtung so verwirrt, daß er fünf- oder sechsmal zuschlagen mußte, ehe es ihm gelang, das Haupt vom Rumpfe zu trennen. On n'a jamais rien vu de si beau que sa tête, lorsqu'elle fut séparée du corps, schreibt Mme. Dunoyer.
sehen. Der Mordversuch erweckte Verdacht gegen den Kapitän und die Frau, die schön, galant und keck war, und eine sehr abweisende Sprache führte, was man über den Fall auch zu ihr sagen mochte. Eine mit mir sowohl wie mit ihr sehr befreundete Dame riet ihr, das Weite zu suchen und bot ihr die Mittel dazu an, indem sie betonte, daß man sich in einem solchen Fall besser aus der Ferne als aus der Nähe verteidige. Die Unverschämte nahm ihr und mehreren anderen Freunden, die ihr mit demselben Anerbieten den gleichen Rat gaben, das sehr übel. Wenige Tage darauf war die Spur gefunden, der Portier und der Soldat von Ticquet wiedererkannt, verhaftet und auf die Folter gespannt, der sich nicht zu entziehen Frau Ticquet töricht genug gewesen war. Alles Leugnen half ihr nichts, sie wurde ebenfalls gefoltert und bekannte alles. Montgeorges hatte Freunde, die ihm so gute Dienste leisteten, daß sein Name gar nicht in den Prozeß hineingezogen wurde.

Als die Frau dazu verurteilt worden war, enthauptet und ihre Helfershelfer, gerädert zu werden, erschien Ticquet mit seiner Familie, um sich dem Könige zu Füßen zu werfen und seine Gnade zu erbitten. Der König ließ ihm jedoch sagen, er solle sich nicht vor ihm zeigen. Das Urteil wurde Mittwoch, den 17. Juni, nachmittags auf dem Grèveplatz vollstreckt. Alle Fenster des Stadthauses, alle Fenster des Platzes und der Straßen, die dorthin führten, von der Conciergerie beim Justizpalast ab, waren voll von Zuschauern, Männern und Frauen, darunter viele von sehr gutem Namen und mehrere von hohem Rang. Es waren sogar Freunde und Freundinnen der Unglücklichen darunter, die weder durch Scham noch durch das Grauen abgehalten wurden hinzugehen. Die Menge in den Straßen war so dicht, Das christliche Jubiläum wurde 1300 von Bonifaz VIII. zur festen Institution gemacht und sollte alle hundert Jahre gefeiert werden. Clemens VI. reduzierte diese Zahl auf 50, Gregor XI. auf 33 und Pius II. auf 25 Jahre. Daneben gab es noch außerordentliche Jubiläen. Die Eröffnung der goldenen oder heiligen Tür von St. Peter und der Türen von S. Paolo, San Giovanni in Laterano und Santa Maria Maggiore fand während der ersten Vesper des Weihnachtsfestes statt.daß man nicht durch konnte. Im allgemeinen herrschte das Gefühl des Mitleids vor, und man wünschte ihre Begnadigung, demungeachtet ging man sie sterben zu sehen. So ist die Welt: so wenig vernünftig und so wenig in Übereinstimmung mit sich selbst.

 

(1700) Der Kardinal von Bouillon, der Unterdekan des heiligen Kollegiums geworden war, hatte die Freude, die heilige Tür des großen Jubiläums der Erneuerung des Jahrhunderts infolge der Erkrankung des Kardinals Cibò, der damals Dekan war, zu öffnen. Er ließ auf dieses Ereignis Medaillen schlagen, sowie Stiche und Gemälde ausführen. Es ist unmöglich, ein größeres Entzücken zu zeigen, noch sich über diese feierliche Handlung geehrter und größer zu fühlen als er, und doch verdankte er sie nur dem Zufall und keineswegs einer Wahl. Sie war für ihn ein Trost nach der Affäre des Erzbischofs von Cambray, die ihm so viel bittere Stunden verursacht hatte. Dies ist ein Beweis dafür, wie klein sich oft die Leute zeigen, die so ruhmsüchtig sind. Wohl noch nie hat ein Mensch sich so ruhmsüchtig und zugleich so klein gezeigt wie er.

 

Man hat oben gesehen, wie sehr der König den Nuntius Delfino anläßlich seiner Promotion auszeichnete. Er hatte nach und nach alle Gesandten dazu gebracht, die Herzöge von Maine und von Toulouse zu besuchen wie die Prinzen von Geblüt und ohne jeden Unterschied. Der Nuntius Cavallerini, Delfinos Vorgänger, und wie er während seiner Nuntiatur in Frankreich Kardinal geworden, vergaß sich so weit, sie ebenfalls zu besuchen. Er erhielt dafür einen Verweis und wurde in Rom bei seiner Rückkehr so übel empfangen, daß Delfino Die Marquise von Montespan hatte sich 1690 endgültig vom Hofe zurückgezogen, um der Buße zu leben.es nicht wagte, seinem Beispiel zu folgen. An den angemaßten Vorzug, den sie überall genießen, gewöhnt, glaubten die Kardinäle seit den Tagen der Richelieu und Mazarin sehr von ihrer Höhe herabgestiegen zu sein, daß sie die Prinzen von Geblüt als ihresgleichen behandeln und ihnen im eigenen Hause die Hand geben mußten, was zur Zeit jener beiden Premierminister nicht der Fall war. Nun gar den Bastarden des Königs und noch dazu in zeremonieller Weise die Hand zu geben, erschien ihnen ungeheuerlich. Man verhandelte einen ganzen Monat lang, ohne daß man ihn zum Nachgeben bewegen konnte, und so konnte er, obgleich man im übrigen mit ihm während seiner Nuntiatur sehr zufrieden war, weder eine Abschiedsaudienz, noch sogar eine geheime Audienz, noch auch ein Entlassungsschreiben erlangen und ging des Geschenkes von achtzehntausend Livres in Silbergerät verlustig, das man den zu Kardinälen gemachten Nuntien bei ihrer Abreise zu geben pflegt. Er verließ Frankreich, ohne sich von irgend jemand zu verabschieden.

 

Mitte März sandte der König Frau von Montespan 100 000 Francs, um ihr den Ankauf von Oiron zu erleichtern. Dieses Geschenk war nicht unentgeltlich: Frau von Montespan lebte bereits der Buße; sie hatte dem Könige vor einiger Zeit eine Perlenschnur von vollkommener Schönheit zurückgesandt, die sie von ihm erhalten, und die er, noch vermehrt, der Herzogin von Burgund schenkte. Sie bestand damals aus einundzwanzig wundervollen Perlen und war 150 000 Livres wert. In ihrem Bemühen, manches wieder gutzumachen, was sie früher gefehlt hatte, ließ sie es sich auch angelegen sein, dem Marquis d'Antin einen Besitz zu schaffen. Thouars gehörte den la Trémoïlle.Sie hätte eine bessere Wahl treffen können als Oiron, ein in Poitou gelegenes sicherlich schönes Schloß mit einem prächtigen Park, das jedoch in einer solchen Lehensabhängigkeit zur Vizegrafschaft Thouars stand, daß der Herr von Thouars jedesmal, wenn es ihm gefiel, dem von Oiron melden ließ, daß er dann und dann in seiner Nachbarschaft jagen würde, und daß er eine bestimmte Anzahl Klafter seiner Parkmauern niederzulegen hätte, damit er kein Hindernis finde, wenn die Richtung der Jagd es ergebe, daß er in den Park hinein müsse. Man begreift, daß dieses Recht so drückend ist, daß man nicht leicht auf den Gedanken kommt, es auszuüben; man versteht aber auch, daß es sich so treffen kann, daß man sich seiner in seinem ganzen Umfange bedient – und was kann dann der Herr von Oiron machen?

 

In den Tagen vor Lichtmeß bis zur Fastenzeit gab es am Hofe nur Bälle und Vergnügungen. Der König veranstaltete deren in Versailles und in Marly. Da gab es geistreich ersonnene Maskeraden, Aufzüge und Balletts, Festlichkeiten, die der Herzogin von Burgund zu Ehren gedacht waren, bei denen sich der König aber außerordentlich gut unterhielt. Bei Frau von Maintenon gab es besondere Musik- und Komödienaufführungen. Der Dauphin gab ebenfalls Bälle, und die hervorragendsten Persönlichkeiten setzten eine Ehre darein, die Herzogin von Burgund durch Veranstaltungen dieser Art zu feiern. Der Prinz von Condé brachte es in seinem aus wenigen und kleinen Gemächern bestehenden Appartement zuwege, den Hof durch das geschmackvollste, durchdachteste und bestangeordnete Fest von der Welt zu überraschen: ein Bal Paré, Masken, Aufzüge, Eine Dame, mit der ich später sehr befreundet wurde … Saint-Simon meint die Herzogin von Villeroy, Tochter von Louvois und Schwester von Barbezieux.Jahrmarktsbuden aus allen Ländern und eine zwanglose Mahlzeit in einem entzückend ausgeschmückten Raume – alles, ohne daß irgend jemand vom Hofe nicht zugelassen worden wäre, und dennoch, ohne daß es ein Gedränge oder Verwirrung gegeben hätte.

Eine Dame, mit der ich später sehr befreundet wurde, und die damals, obwohl sie noch sehr jung war, selbständig bei Hofe zu erscheinen begann, bald darauf dort eine Rolle spielte und augenscheinlich die schmeichelhaftesten Erfolge errungen hätte, wenn sie nicht einige Jahre darauf von den Pocken dahingerafft worden wäre, erlebte dort ein schmerzliches Abenteuer. Der Graf von Évreux hatte ihr gefallen, und eben erst fing man an, darauf aufmerksam zu werden. Als ungefähr die erste Hälfte des Balles vorüber war, erschien eine Maske mit vier Gesichtern, die vier Persönlichkeiten des Hofes darstellten. Eines davon war das des Grafen von Évreux; alle vier waren in Wachs ausgeführt und verblüffend ähnlich. Diese Maske war mit einem langen weiten Gewand angetan, das ihre Figur verbarg und hatte in dieser Umhüllung die Möglichkeit, diese Gesichter spielend und jeden Augenblick ganz nach Belieben zu drehen. Die Eigenartigkeit der Vermummung zog alle Blicke auf sie: die vier Gesichter wurden eifrig kommentiert, und es dauerte nicht lange, da wurde sie zum Tanze aufgefordert. Bei dem ersten Menuett drehte sie ihre Gesichter hin und her und ergötzte damit die Gesellschaft sehr. Als er es beendet hatte, schritt dieser unheimliche Gast auf die arme Frau zu, verneigte sich vor ihr und zeigte ihr das Gesicht des Grafen von Évreux. Damit aber nicht genug: er tanzte gut und war vollkommen Herr seiner Bewegungen; dies ermöglichte ihm die Bosheit, es so einzurichten, daß bei jeder Wendung, die er während des Menuetts machte, das Gesicht des Grafen von Évreux sich stets so rechtzeitig und so genau drehte, daß es stets die Dame anblickte, mit der er tanzte. Sie wechselte unterdessen unaufhörlich die Farbe, doch ohne die Haltung zu verlieren, sann sie nur darauf, abzubrechen. Bei der zweiten Tour hält sie die Hand hin: die Maske tut, als wolle sie sie ergreifen, beim nächsten Dritteltakt jedoch entfernt sie sich und macht eine andere Wendung. Die Dame glaubt wenigstens diesmal glücklicher zu sein – aber nein: dieselbe Flucht und stets dieses Gesicht ihr zugekehrt. Man kann sich denken, was das für ein Schauspiel war; die Leute, die am weitesten entfernt waren, standen auf den Zehenspitzen, andere, die noch weiter zurück, waren auf die Bänke geklettert, dennoch wurde kein spöttischer Ausruf laut: die Dame war eine Dame von hohem Rang, hatte hochstehende Verwandte, und ihre Eltern nahmen eine sehr angesehene und einflußreiche Stellung ein. Endlich gelang es ihr doch, die Hand des Unbekannten zu erhaschen und eine Tour mit ihm zu tanzen.

Der Gemahl der Dame kam um diese Zeit maskiert auf den Ball; einer seiner Freunde hatte diesen verlassen, ich vermute, um ihn zu erwarten; er sagte ihm, die Flut der Masken sei gewaltig, er tue gut zu warten, bis sie abgeebbt sei, wenn er nicht ersticken wolle und ging mit ihm unterdessen in der Galerie der Prinzen von Geblüt auf und ab. Das Warten wurde ihm aber endlich langweilig, und er wollte den Ballsaal betreten; er sah die Maske mit den vier Gesichtern, doch obgleich er Anstoß daran nahm, tat er nicht dergleichen, und sein Freund hatte ihm wenigstens das Menuett erspart. Dieser Vorfall erregte großes Aufsehen, vermochte aber den Lauf der Dinge, die noch eine Zeitlang so fortgingen, die über das Alter hinaus waren: der Herzog von Luxemburg war 38 Jahre alt.nicht zu hemmen. Als etwas sehr Seltenes muß auffallen, daß weder vorher noch nachher irgend jemand mit der Dame in Verbindung gebracht wurde, obgleich sie eines der schönsten Gesichter des Hofes war und durch die Art, wie sie sich gab, in einer Gesellschaft oder bei einem Fest alle anderen Frauen, selbst wenn sie schöner waren als sie, in den Schatten stellte.

Einer der Bälle in Marly bot noch eine lächerliche Szene. Ich nenne die handelnden Personen mit Namen, weil ihr Verhalten so bekannt ist, daß es nichts weiter zu wissen übrigläßt. Herr und Frau von Luxemburg waren in Marly; es mangelte dort sehr an Tänzern und Tänzerinnen, und dies bewog Frau von Luxemburg dorthin zu gehen, wiewohl es ihr nicht leicht wurde; denn das Leben, das sie führte, war derart, daß keine Dame sie sehen wollte. Damals dachte man noch so, wenn die schlechte Aufführung einen gewissen Grad erreicht hatte. Heute ist man leider von diesem ablehnenden Standpunkte zurückgekommen. Herr von Luxemburg war vielleicht der einzige, der in Frankreich nicht um die Aufführung seiner Frau wußte. Sie lebte mit ihm auch mit einem Aufgebot von Rücksicht, Beflissenheit und scheinbarer Freundschaft, daß er nicht das geringste Mißtrauen gegen sie hegte. Der Mangel an Tänzern war es auch, der den König veranlaßte, diejenigen tanzen zu lassen, die über das Alter hinaus waren, unter andern Herrn von Luxemburg. Man mußte maskiert sein; Herr von Luxemburg war ein intimer Freund des Herzogs von Bourbon-Condé und des Prinzen von Conti, stand auch sehr gut mit dem Prinzen von Condé, welcher dafür bekannt war, daß er im Anordnen von Festen und Maskeraden den besten Geschmack von allen hatte. Er wandte sich also an ihn, damit er ihn maskiere. Der Prinz von Condé, der boshafter war als irgendein Affe und niemals für irgend jemand Freundschaft empfunden hatte, willigte ein, um sich auf seine Kosten einen Spaß zu machen und dem ganzen Hofe etwas zu lachen zu geben: er gab ihm zuerst ein Abendessen und dann maskierte er ihn nach seiner Phantasie.

Der Graf von Toulouse

Der Ball hatte begonnen, ich saß bereits, da sah ich von hinten eine große Masse leichten, langnachschleppenden, flatternden, gefältelten Musselins, überragt von einem natürlichen Hirschgeweih auf einer bizarren Frisur, so hoch, daß er sich in einem Kronleuchter verfing. Wir waren alle höchlich über eine solche Maskerade erstaunt, fragten einander angelegentlich: »Wer mag das sein?« und bemerkten, diese Maske müsse ihrer Stirne sehr sicher sein, um es wagen zu können, so zu erscheinen. Da drehte sich die Maske um und zeigte uns Herrn von Luxemburg. Das Gelächter, das plötzlich losbrach, war skandalös. Der Zufall wollte, daß er sich einen Augenblick später zwischen den Grafen von Toulouse und mich setzte. Der Graf fragte ihn alsbald, wo er sich denn diese Maskenzier geholt habe. Der gute Mann verstand die Bosheit dieser Frage nicht, wie er denn überhaupt weit davon entfernt war, in irgendeiner Hinsicht hellhörig zu sein. Er setzte den Ausbruch des Lachens, das sich nicht unterdrücken ließ, freundlich auf Rechnung seiner grotesken Vermummung und erzählte ganz ohne Arg, er habe sich an den Prinzen von Condé gewandt, bei dem er zu Abend gegessen, und dieser habe ihn so ausstaffiert. Darauf wandte er sich nach rechts und nach links, ließ sich bewundern und spreizte sich, daß der Prinz von Condé ihn maskiert hatte. Einen Augenblick später erschienen die Damen, und gleich nach ihnen der König. Das Gelächter begann von neuem und Nach Dangeau hatte die Herzogin von Condé an einem Regennachmittag bei der Prinzessin von Conti an den Dauphin zehn- oder zwölftausend Pistolen im Krimpelspiel verloren. – Über die Spielwut in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts vgl. Dussieux, Le Château de Versailles (I, S. 122 ff.) und das Buch des Abbé Duclos über Madame de la Vallière et Marie-Thérèse (S. 944 ff).in verstärktem Maße, und Herr von Luxemburg präsentierte sich mit noch größerem Stolz der Gesellschaft und zeigte eine Ahnungslosigkeit, die hinreißend war. Seine Frau, die nichts von dieser Maskerade wußte, verlor, so klar sie sich auch darüber war, daß man ihre Aufführung kannte, die Haltung, alle Welt aber schaute die beiden an und bog sich vor Lachen.

 

Die Herzogin von Bourbon-Condé, deren sehr beträchtliche Schulden bei den Kaufleuten der König vor nicht langer Zeit bezahlt, hatte nicht gewagt, die durch das Spiel entstandenen Verbindlichkeiten zu erwähnen, die sich auf bedeutende Summen beliefen. Diese Schulden vermehrten sich noch; die Herzogin war ganz und gar nicht im stande, sie zu bezahlen und infolgedessen in der größten Verlegenheit von der Welt. Was sie am meisten fürchtete, war, daß der Prinz, vor allem aber der Herzog von Condé, davon erführe. In dieser verzweifelten Lage faßte sie den Entschluß, sich an ihre alte Gouvernante zu wenden und ihr in einem Briefe ihre Lage zu schildern, wie sie war, und mit einem Vertrauen, das ihre allmächtige Protektion erwirken sollte. Sie täuschte sich darin nicht. Frau von Maintenon hatte Mitleid mit ihrer Lage und brachte es dahin, daß der König diese Schulden bezahlte, ihr keinen Verweis erteilte und das Geheimnis bewahrte. Langlée, eine sehr merkwürdige Art Mensch an einem Hofe, wurde beauftragt, mit der Herzogin die Verzeichnisse all dieser Schulden aufzustellen, die Bezahlung derselben vom Könige in Empfang zu nehmen und sie darauf denen zu übermitteln, bei denen die Herzogin Verbindlichkeiten hatte. In wenigen Wochen war sie so ihrer Verpflichtungen ledig, ohne daß jemand von denen, die sie fürchtete, Armeequartiermeistercharge: es handelte sich um eine der vier Generalquartiermeisterchargen der Armeen.
Die Prinzessin von Soubise erwarb das Hôtel de Guise, von dem heute nur noch geringe Reste vorhanden sind, für 350 000 Livres. 1699 waren dafür 1 200 000 Livres geboten worden.
von den Schulden oder von deren Tilgung erfuhr.

Bevor ich weiter gehe, will ich ein Wort über diesen Langlée sagen. Er war ein Mann von ganz niedriger Herkunft aus der Gegend von Mortagne in der Landschaft Perche, dessen Vater, und noch mehr dessen Mutter, reich geworden waren. Der erstere hatte eine Armeequartiermeistercharge gekauft, um etwas aus sich zu machen, sie aber nie ausgeübt; die andere war Kammerfrau der Königin-Mutter gewesen und hatte sich sehr gut mit ihr gestanden. Sie war intrigant, hatte sich Ansehen und Freunde geschaffen und ihren Sohn frühzeitig in die große Welt eingeschmuggelt, wo er sich auf das Spiel geworfen hatte. Er war darin doppelt glücklich, denn er gelangte zu einem ungeheuren Vermögen und geriet niemals in den Verdacht, auch nur die geringste Unredlichkeit begangen zu haben. Mit sehr wenig oder gar keinem Geist, aber einer großen Weltkenntnis verstand er es, auf angenehme Weise Geld zu leihen, auf eine noch angenehmere auf die Rückgabe zu warten und sich durch viele gute Handlungen eine Menge Freunde und einen sehr guten Ruf zu machen. Er nahm an den höchsten Spielpartien des Königs teil zur Zeit von dessen Mätressen. Die Übereinstimmung des Geschmacks brachte ihn besonders dem Herzog von Orléans nahe, doch ohne Abhängigkeit und ohne daß er den König aus den Augen verloren hätte. Er nahm bei Hofe, ohne daß es auffiel, an allem teil, was angenehm und nichtig war, aber für den, der daraus Nutzen zu ziehen weiß, nicht zu den unwesentlichen Seiten des Hoflebens gehört. Er beteiligte sich also an allen Reisen, allen Spielpartien, allen Festen des Hofes, war immer mit in Marly und mit allen Mätressen, später mit allen Töchtern des Königs befreundet und stand mit ihnen auf so vertrautem Fuße, daß er ihnen sehr oft die Wahrheit sagte.

Er stand sich sehr gut mit allen Prinzen von Geblüt, die sehr häufig in Paris bei ihm aßen, wo die größte und beste Gesellschaft aus und ein flutete. Er spielte im Palais Royal, bei Monsieur le Grand und bei seinen Brüdern, bei dem Marschall von Villeroy und überhaupt bei allen Höchstgestellten den Meister. Er hatte es verstanden, in allen Fragen der Mode und des Geschmacks und im Arrangieren von Festen tonangebend zu werden, so daß niemand ein Fest gab, ohne ihm die Leitung desselben anvertraut zu haben, von den Prinzen und Prinzessinnen von Geblüt angefangen, niemand sich ein Haus baute oder kaufte, ohne daß die Art der Änderung, Ausschmückung und Möblierung ihm anheimgestellt worden wäre. Auf diesem Fuße hatte er mit Louvois, mit Seignelay, mit dem Marschall von Humières gestanden; auf demselben stand er mit Frau von Bouillon, mit der Herzogin du Lude, kurz mit allen Leuten, die zu den Distingiertesten gehörten und die besuchtesten Salons hatten. Es wurde keine Hochzeit gefeiert, deren Gewänder und Geschenke nicht von ihm ausgewählt worden wären, oder doch wenigstens seine Billigung gefunden hätten.

Der König ließ ihn gewähren, und dabei blieb es; alles andere war ihm unterworfen, und er mißbrauchte nicht selten die Herrschaft, die er sich anmaßte. Dem Herzog von Orléans, den Töchtern des Königs, einer großen Anzahl anderer Damen, sagte er schreckliche Zoten und das in ihrem Hause, in Saint-Cloud, im Salon von Marly. Er erfuhr auch und hatte sein Leben lang eine Menge von Liebesgeheimnissen erfahren. Der Verkehr mit ihm war sicher, er war in keiner Weise boshaft, im Gegenteil verbindlich und immer geneigt, mit seiner Börse oder seinen Freunden zu helfen und stand mit niemand schlecht.

Seine Kleidung und Frisur glich annähernd der des Herzogs von Orléans, mit dem er auch in Figur und Haltung viel Ähnlichkeit hatte, er war aber nicht entfernt so geputzt wie dieser, auch weniger schwer. Sein Verhältnis zu dem Dauphin war sehr gut und vertraulich. Eine ganze Seite seines Gesichts war gelähmt; seiner Ausdauer im Besuche von Vichy, wo er sich ein Haus gebaut, hatte er es zu verdanken, daß er schließlich nicht mehr dorthin zu gehen brauchte und nie wieder einen Schlaganfall erlitt. Ein Mann seiner Art an einem Hofe ist dort recht wohl am Platze; ihrer zwei aber wären bei weitem zu viel.


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