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Auf welche Weise Kommerzienrat Geldern zu seinem Reichtum gekommen war, wußte man in Berlin nicht ohne weiteres zu sagen. Wie um alle schnell emporgekommenen Finanzmänner hat auch um ihn die Sage einen großen Kreis gesponnen. Wenn man einen von seinen Zeitgenossen über ihn fragte, konnte er zwar das fast märchenhafte Glück des Kommerzienrats bestätigen; aber auf welche Weise eigentlich die ungeheuren Reichtümer sich in Gelderns starker Faust vereinigt hatten, blieb dunkel. Nur eins war sicher, daß der Kommerzienrat zu keiner Zeit ein unlauteres Geschäft gemacht hatte. Er war keinen Finger breit vom Rechte gewichen, wenn ihm auch eine grenzenlose Rücksichtslosigkeit und Unbarmherzigkeit nicht abgesprochen werden konnte.
Sein Name tauchte zuerst in den Gründerjahren auf. Die rapid anwachsende Bevölkerungsziffer Berlins forderte gebieterisch die Bebauung bisher wertloser Terrains. Geldern hatte mit scharfem Auge die Richtung der Bautätigkeit während einiger Jahre beobachtet und sein Erspartes sowohl wie seinen gesamten Kredit an einige billige Bauplätze des Westens gewandt. Der Erfolg kam sofort, und, dadurch kühn gemacht, setzte der kluge und energische Mann sein Alles auf eine Karte; aber nicht nur sein Alles, sondern auch das, was einigen Freunden gehörte, die seinem scharfen Blick und seiner Kraft ihr Vermögen anvertrauten. Nun entstand, wie aus dem Boden gestampft, ein neuer Stadtteil. Geldern wartete nicht, bis Leute in die leeren Häuser einzogen, aus deren Spuren sich dann Geschäfte und Restaurants etablierten, nein, er ging umgekehrt zu Werke. In seinem Stadtteil entstanden zuerst die Läden und Restaurants, und zwar an vorher festgelegten Punkten. Da aber niemand in der toten Stadt sein Geld riskieren wollte, so richtete Geldern alle Etablissemente von oben bis unten ein und übergab sie Fachleuten, die er für ihre Tätigkeit besoldete.
Wenn nun ein Wohnungssucher in das neue Stadtviertel kam und sich überzeugt hatte, daß er an der nächsten Ecke, ja in seinem eigenen Hause und gegenüber alle häuslichen Bedürfnisse befriedigen konnte, daß er nicht in ein wüstes Bauviertel ziehen mußte, wo die meisten Häuser leer stehen und ringsum halbfertige Bauten in die Höhe schießen, so war er meist geneigt, eine Wohnung zu beziehen. Und Geldern war stets selbst zur Stelle; wie er das bewerkstelligte, schien ein Rätsel. Aber kaum hatte sich ein Mieter blicken lassen, so war der elegante Mann mit den vornehmen Allüren sofort zur Hand, und er wußte mit solcher Ruhe und so überzeugender Klarheit die Vorteile seiner Wohnung zu schildern, daß der Suchende sich selten oder nie diesen Beweisführungen entzog.
Und nun, als die ersten Mieter eingezogen und zufrieden waren, wurden die Wohnungen Gelderns geradezu stürmisch verlangt.
Es ist zum großen Teil ihm allein zuzuschreiben, daß der Westen das elegante Viertel Berlins wurde; denn er baute mit einem so blendenden Geschmack und so absoluter Kenntnis des gerade Notwendigen und Verlangten, daß auch dem verwöhntesten Herrn und der schwerst zufriedenzustellenden Dame nichts zu wünschen übrig bliebe.
Geldern aber sah weiter. Die Terrains in der nächsten Umgebung Berlins waren schon zu teuer geworden, um günstige Spekulationsobjekte zu bieten, und so richtete sich sein Blick auf die Gegenden zwischen Berlin und den westlichen Dörfern. Daß der Anschluß an Schöneberg und Steglitz, an Wilmersdorf und Charlottenburg in den nächsten Jahrzehnten gefunden würde, das unterlag keinem Zweifel. Er kaufte daher für ein Billiges neue Länderstrecken, ohne dabei dem verächtlichen Kopfschütteln seiner Kollegen von der Börse zu entgehen. Als aber im Anfang der achtziger Jahre die Stadtbahn eröffnet wurde und als sich um die Stationen eine lebhafte Bautätigkeit entwickelte, machten die Kopfschüttler lange Gesichter und suchten durch eilige Terrainkäufe ihre Fehler wieder gutzumachen. Dadurch trat eine begreifliche Preissteigerung ein, und Geldern verdiente im Handumdrehen viele Hunderttausende.
In jener Zeit ließ er den Grundstückshandel fallen und gründete ein großes Bankinstitut. Bald hatte er seine Hände in allen Geschäften, und sein Name wurde bekannt und gefürchtet auf den internationalen Geldmärkten. Wo Geldern antrat, hörte jede Konkurrenz auf. Seine wuchtige Kapitalsmacht zertrümmerte rücksichtslos alle kleinern Existenzen, und wie der Magnetberg das Eisen, so zog Geldern alles Geld an sich. Seltsamerweise hatte er gar keine Hilfe; sein enormer Arbeitsgeist bewältigte die schwierigsten und ausgedehntesten Geschäfte, und zwar mit solcher Schnelligkeit, daß dem vielgewandten Mann noch reichlich Zeit blieb, allen Vergnügungen nachzugehen, die ihm die Großstadt bot.
Und Geldern war kein Kostverächter. Seine Frau hatte nichts getan, als ihm erst ein großes Vermögen und dann eine kleine Tochter in die Ehe zu bringen, und war, wie nach erfüllter Pflicht, einem tückischen Fieber, das sie in ihrer schweren Stunde überfiel, erlegen.
So wäre Geldern frei von allem Zwang gewesen, wenn nicht ein gewisser Klose täglich durch seine devotesten Verbeugungen seine Existenz zum Bewußtsein gebracht hätte. Klose war Vertrauter seines Herrn in allen Liebes- und Grundstückshändeln. Ein zielsichereres Werkzeug als ihn konnte man sich nicht denken. Ganz allmählich hatte er sich vom Faktotum zum Vertrauten gemacht und schließlich zum Tyrannen seines Herrn entwickelt. Denn weil er außerhalb der Kontorstunden Türhüter, innerhalb dieser Zerberus vor dem Arbeitszimmer Gelderns war, lag es in seiner Hand, jeden unangenehmen Besuch abzuweisen oder einzulassen. Letzteres tat er, sobald ihm sein Herr in irgendwelcher Weise zu nahe getreten war.
Geldern hatte oft den Entschluß gefaßt, den unbequemen Vertrauten aus seiner Nähe zu entfernen; aber der Gedanke, daß Klose ihm irgendwie schaden könnte, hielt ihn stets ab. Und da er einen Vertrauten für seine Angelegenheiten haben mußte, so schien es ratsam, sich lieber von Klose tyrannisieren zu lassen als von einem andern. Schließlich wären es auch zwei geworden, da Klose selbst auch außerhalb der Dienste Gelderns seine Macht gebraucht hätte. So blieb trotz reichlichen Aergers und hundertfältiger Drohungen mit Entlassung Klose stets aus seinem Posten, und das war ein Glück für Geldern; denn Klose hing ihm doch mit einer gewissen hündischen Verehrung an, und vor allem, er war treu wie Gold und unbestechlich. Außerdem war er Gelderns zuverlässigste Hauspolizei, und selbst die Prokuristen des Bankhauses wurden von ihm mit mißtrauischen Augen kontrolliert, und jede, auch nur die geringste Benachteiligung des Geschäftes meldete er sofort seinem Herrn, denn das Geschäft ging ihm über alles, und was er nicht wollte, wußte er mit einer gewissen Zähigkeit zu vereiteln.
Geldern verzieh dem ungefügen, herrischen und selbstgefälligen Klose seine kleinen Nörgeleien, und Klose hatte es längst aufgegeben, von seinem Herrn unter Mißbrauch der Geheimnisse Dinge zu verlangen, die ihm nicht zustanden.
So lagen die Dinge, als Rita Geldern im Garten des fürstlichen Hauses in der Wilhelmstraße den Sohn des Kassenboten und Hausmeisters Klose bemerkte und sofort auf ihn zulief.
»Was tust du hier im Garten, du großer Junge?«
»Wenn du das nicht weißt, bist du aber dumm,« antwortete dieser, »ich gehöre in den Garten so gut wie du.«
»Das ist nicht wahr, meinem Papa gehört dieser Garten ganz allein.«
»Aber mein Vater ist doch der Hausmeister.«
Rita riß ihre großen Kinderaugen verwundert auf. Der Hausmeister, hui, das klang ja ordentlich unheimlich; in dem schönen Märchen von der Genoveva kam auch ein Hausmeister vor.
»Nun, wenn dein Vater der Hausmeister ist, dann darfst du auch mit mir spielen.«
»Gewiß darf ich das.«
Johann Klose blickte einen Augenblick tief in die blaustrahlenden Augen des schönen Kindes und folgte ihnen von nun an wie einem Magnet. Trotzdem er beträchtlich älter war, suchte er der Kleinen alltäglich zu begegnen, und Rita entlief ihrem Fräulein, sobald sie nur irgend konnte, um sich von Johann erst den richtigen Gebrauch ihrer schönen Spielsachen deuten zu lassen. So entwickelte sich ganz allmählich eine jener Kinderfreundschaften, die fürs Leben dauern.
Als der Sommer zu Ende ging und tüchtige Regengüsse den Aufenthalt im Freien unmöglich machten, setzte es das kleine Mädchen durch, daß der Sohn des Hauswarts in das Kinderzimmer kommen durfte, und die Kinder waren oft mittagelang allein und sich selbst überlassen, da der Kommerzienrat sich nicht um Rita kümmerte und ihr Fräulein die willkommene Gelegenheit ergriff, sich mit ihren eigenen Angelegenheiten zu befassen, wo sie sich von Johann vertreten sah.
Wenn dieser seiner kleinen Freundin ein schauerlich-schönes Märchen erzählte, so konnte das Fräulein getrost bis zum Abend wegbleiben; denn Rita rührte sich nicht von der Stelle, sondern hing mit gespannter Aufmerksamkeit am Munde des Erzählers. Johann verstand es trefflich, seine kleine Freundin zu unterhalten. In glühenden Farben schilderte er ihr das Morgenland, wo ganze Wälder voll Palmen waren, wie sie in dem Wintergarten des Geldernschen Hauses in Töpfen standen. Er erzählte von Zauberern und Feen und von den reichen Sultanen des Morgenlandes, ihren schimmernden Schlössern, ihren hochbeladenen Kamelen und goldbezäumten Rossen.
In Rita wurde nicht selten der Wunsch lebendig, eine von jenen schönen und reichen Sultanstöchtern zu sein, die von einem Drachen und Zauberer geraubt worden war und die ein mutiger Königssohn befreite. Unwillkürlich nahm dann der Königssohn Gestalt und Züge ihres Gespielen an, und in einem Gefühl von Anhänglichkeit und Schwärmerei rückte sie dicht, an Johanns Seite, legte wohl auch ihr Köpfchen an seine Schulter.
Mit den Kindern wuchs auch ihre Neigung heran, und in ihren jungen Herzen regte es sich ahnungsvoll, wenn sie zusammen die schönen Kinderbücher lasen, die der Kommerzienrat für sein Töchterchen kaufte, und als Johann in das Französische Gymnasium kam und Rita in ein vornehmes Institut geschickt wurde, hatte sich die Freundschaft zu einem ganz ausgesprochenen Charakter entwickelt. Die beiden Kinder schwärmten jetzt davon, daß sie sich dereinst heiraten würden, wenn Johann Doktor und Rita eine erwachsene Dame sein würde.
Auch ihre Spiele waren jetzt anderer Natur, und nicht mehr Johann, sondern Rita hatte die Direktive. Sie lehrte ihren Jugendfreund Croquet und Tennis spielen und brachte ihm auch auf dem kleinen Rasenplatz im hintern Garten die Anfangsgründe der Tanzkunst bei; dafür machte ihr Johann die Schulaufgaben, und Ritas Erzieherin gestattete aus eigener Bequemlichkeit Rita diese Eselsbrücke.
Kein Mensch beachtete die emporkeimende Neigung, und die Kinder selbst verstanden natürlich zu wenig vom Leben, um zu ahnen, daß in ihren Spielen unsichtbar der kleine Liebesgott mittat.
Als Rita zwölf Jahre alt geworden war, hielt es ihr Vater für unerläßlich, das Mädchen in ein vornehmes internationales Pensionat der französischen Schweiz zu bringen, und trotzdem die beiden Kinder rührenden Abschied voneinander genommen, trotzdem sie sich hoch und heilig versprochen hatten, täglich aneinander zu denken, schien es doch, als ob die Ferne sich trennend in ihre Freundschaft drängte, aber es schien nur so.
Wenn Rita und Johann in den drei Jahren, die sie entfernt voneinander zubringen mußten, sich auch nicht das geringste Lebenszeichen gegeben hatten, so hatte die junge Dame, als sie nach Hause kam, doch nichts Eiligeres zu tun, als ihren Jugendgespielen auszusuchen. Johann war jetzt achtzehn Jahre alt und ein hübscher, stattlicher Mensch geworden. Er saß in Prima und hatte schon ganz die Allüren eines Studenten. Rita war stolz auf ihren Freund, und es gab ihr jedesmal einen Stich, wenn sie ihn auf der Rousseau-Insel mit einem andern hübschen Mädchen Schlittschuh laufen sah. Sie lief dann in ostentativer Weise auf ihn zu und verlangte irgend einen kleinen Ritterdienst von ihm.
»Ach, Johann, sieh doch einmal, ich glaube mein Schlittschuh ist lose.«
Wenn sich der gute Junge dann vor ihr auf dem Eis hinkniete und alles in bester Ordnung fand, flüsterte sie ihm leise zu:
»Du sollst nicht mit der dummen Trine laufen.«
Und Johann nestelte dann gehorsam so lange an Ritas Schlittschuh herum, bis seine Dame der Ritterdienste für die Nebenbuhlerin überdrüssig war und allein weiterlief. Dann hing sich Rita glückstrahlend an Johann und ließ ihn nicht wieder los, bis die Gesellschafterin erschien und zum Gehen mahnte.
Dann brach auch Johann auf, und da er als geduldiger Packesel die Schlittschuhe der beiden im Alter nur wenig verschiedenen Mädchen trug, so war er als Begleiter stets wohlgelitten.
Daß die Gesellschafterin ihr Amt nicht besonders ernst nahm, war natürlich und begreiflich; denn ein junges hübsches Mädchen findet auf der Rousseauinsel leicht angenehmere Gesellschaft als die eines eigenwilligen und verzogenen Backfisches. Wie früher die Erzieherin Johann dankbar war, daß er Rita die Schulaufgaben gemacht, so die Gesellschafterin jetzt, daß er sie von dem lästigen Aufpasseamte befreite. Er war ja der Sohn des Hausmeisters und mit Rita aufgewachsen, sozusagen ein älterer Bruder; sein Verkehr mit Rita hatte gewiß nichts Verdächtiges. Die Gesellschafterin begnügte sich damit, sich von Zeit zu Zeit zu vergewissern, daß die auffallend hübsche Bankierstochter noch am Arme Johanns über das Eis glitt; dann vertraute sie sich wieder der Obhut eines eleganten jungen Mannes an, der ihr allerlei süße und schmeichlerische Dinge ins Ohr flüsterte.
Auf dem Heimwege schloß sich dieser der kleinen Gesellschaft an, und ganz von selbst formierten sich zwei Pärchen, das naive voran, das wissende hinterher.
Als Rita sich einmal plötzlich umwandte, bemerkte sie in dem zweifelhaften Licht des Winterabends, daß ihre Gesellschafterin und der elegante Herr sich durchaus nicht böse waren, und zu Hause angekommen, fragte sie ganz unbefangen:
»Fräulein, der Herr von heute war wohl Ihr Bräutigam?«
Das Fräulein tat, was in diesem Falle das klügste war, sie erzählte ihrer Schutzbefohlenen eine lange, traurige Geschichte, deren Kernpunkt war, daß ihr Bräutigam, ein adliger Kavallerieoffizier, kein Vermögen habe – sie natürlich auch nicht – und daß sie mit ihrer Verheiratung warten müßten, bis er Rittmeister sei.
»Aber, liebste Rita, Sie versprechen mir, daß Sie dem Papa nichts sagen, denn unsere Liebe muß geheim bleiben.«
Rita gab dem Fräulein ihr Ehrenwort und ließ sich nun den ganzen Abend lang von dem schönen Kavallerieoffizier erzählen, dann gestand auch sie, daß sie Johann Klose liebe, daß er aber sich scheinbar gar nichts aus ihr mache.
»Ach,« meinte die Gesellschafterin, »das glaube ich nicht; es hat bis jetzt wohl nur die rechte Gelegenheit gefehlt.«
»Meinen Sie wirklich?« Ritas Augen leuchteten hell auf.
»Lassen Sie mich nur machen. Das beste ist, wir laden uns unsere Freunde einmal hierher ein, wenn der Herr Kommerzienrat zur nächsten Aufsichtsratssitzung nach Paris fährt.«
»Und Sie meinen, das geht?«
»Ganz gut. Mein Leutnant muß mit Herrn Klose Freundschaft schließen und ihn besuchen, dann können wir ja, ohne Aufsehen zu erregen, die Herren empfangen.«
Der Plan fand bei Rita williges Gehör; sie umarmte ihre Gesellschafterin leidenschaftlich und schloß mit ihr einen ewigen Freundschaftsbund, den sie mit dem schwesterlichen »du« besiegelten. Von nun an wollten sie in Freud und Leid zusammenhalten und gegen das Schicksal, das ihre Liebe trennte, ankämpfen.
Schon in den nächsten Tagen bot sich Gelegenheit zur Ausführung des besprochenen Planes, denn der Kommerzienrat mußte plötzlich verreisen. Alles ging programmäßig, und in dem schwülen, halbdunklen Zimmerchen Ritas kam es zu einer leidenschaftlichen Aussprache. Die beiden jungen Menschenkinder wechselten Schwüre ewiger Treue, und von nun an wußte die Gesellschafterin aufs raffinierteste die Doppelzusammenkünfte ins Werk zu setzen. Der zärtliche Primaner und die schwärmerische, exzentrische Pensionsschülerin feierten die süßesten und reinsten Liebesfeste.
Das Glück war aber nicht von langer Dauer, denn nur allzubald wurde dem Kommerzienrat von einer der Gesellschafterin feindlichen Seite gepfiffen, und Geldern warf die Gardedame seiner Tochter aus dem Haus und machte Rita mit ein paar brutalen Ohrfeigen begreiflich, daß die Tochter eines Weltbankhauses wohl für einen Prinzen, aber nicht für den Sohn eines Kassendieners zu haben sei.
Klose hatte darauf mit seinem Herrn eine längere Aussprache, deren Ergebnis die sofortige Entfernung Johanns aus dem Elternhause war. Geldern wollte ihn am liebsten ohne weiteres nach Amerika schaffen, aber er war auch damit einverstanden, daß der Junge in das Alumnat eines schlesischen Gymnasiums eingekauft wurde, wo er unter strenger Aufsicht stand und ihm die verfrühten Liebespossen ausgetrieben werden sollten. Rita wurde nach London in ein Pensionat gebracht, und so glaubte man, dem Uebel am weisesten gesteuert zu haben.