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16.
Der Sturm bricht los.

Erich befand sich auf dem Wege nach der Stadt. Der Wald empfing ihn, die Wipfel rauschten ihm entgegen, und als er zu jener Eiche kam, unter welcher er einst am Morgen mit Sabinen und Johannes gerastet hatte, wo sie gesungen und Kränze gewunden hatten, ruhte er auch heut hier ans, und überließ sich seinen Gedanken. Ach, sie flogen alle nach dem Hügel, wo die Geliebte am Fenster saß, wo der Nachtthau die Blumen ihres Kranzes befeuchtete, wo auch ihr schönes Auge von dem Thau einer stillen Thräne feucht wurde.

Gegenwart und Vergangenheit, wie eng hingen sie zusammen! Und die Zukunft? Auch sie stand bekränzt vor Erichs Sele, und doch stahl sich ein Seufzer aus seiner Sele.

Das höchste Glück, das wir Menschen empfinden, schließt jeden Nebengedanken aus, alle unsre Empfindung ist auf einen Punkt konzentrirt, und, indem wir mit den Strahlen unsrer eignen Seligkeit den uns beglückenden Gegenstand umgeben, fühlen wir in seinem Besitze uns selber gehoben, denn wir haben jenen Lichtglanz in uns selber gesehn, vor den zwar das Leben gewöhnlich seine grauen Gewölke zieht, den wir aber trotz alledem dennoch zu besitzen uns versichert haben. Aber grade auf dem Gipfel unseres Glückes müssen wir oft sehen, wie schwach wir sind. Was wir mit Sehnsucht gehofft, um was wir gekämpft und gerungen – wir stehen nur noch einen Schritt davor, daß wir sie erfassen können, die Fülle des Errungenen, da überkommt uns ein Schauer, wie ein Reif auf die zarten Blüten des Frühlings. Wir müssen uns mitten im Glücke erst ermannen, um es zu ertragen, ebenso wie im Sturme eines plötzlich hereinbrechenden Unheils.

Erich verließ den Mooshügel unter der Eiche. Das ferne wetterleuchtende Gewölk am Horizonte war näher und näher gekommen, jetzt schien der ganze Himmel voll von Gewittern zu sein, die Luft war dick und schweflig, und tief herab in die Berge senkten sich graubraune Wolken, wie ausgestreckte Hände, mit denen die unheimliche Gewalt des lichtverhüllenden Wetterdämonen hinabgreifen wolle in den Frieden der schlummernden Thäler. Schon fielen einzelne dicke schwere Tropfen, Erich eilte seine Herberge in Heimbach zu erreichen, schon sah er den Gipfel der Weilburg, er glaubte einen roten Fackelschein auf den Trümmern zu bemerken, welcher dann wieder verschwand.

Da mit einem Male kam eine Windeswoge dahergestürmt, reißend und wild, ein auf schnaubendem Sturmrosse daherjagender Herold, der das Zeichen zur tollen, brausenden Gewitterschlacht gab. Im Nu krachte ein Donnerschlag, ein blendender Blitzstrahl fuhr zuckend und zackig nieder, und die feindlichen Wolkenheere stürzten mit wildem Getümmel über einander her. Der Zugwind pfiff schrillende Schlachtlieder durch die Schluchten, der Sturm heulte und zauste die Bäume bei den Haren, Aeste und Stämme krachten in jähem Sturze zerspellt und zersplittert zu Boden, das abgerissene Laub flog, wie um Gnade bittende Abgesandten der Erde, im Winde hinauf zu den Wolken. Die aber wälzten ihre Riesenleiber über einander, schleuderten einander Strahlenbündel von Blitzen zu, die Sieger schritten im Donnerschritt mit brausenden Sturmgesängen über die Scharen der Unterliegenden hinüber, die geborsten und mit gesenkten Häuptern herabhängend, unendliche Regenfluten niederströmten.

Nun peitschten Wassergüsse und tobende Stürme die Bergesrücken, alle Schluchten waren in Ströme verwandelt, auf denen mit der Wurzel ausgerissene Bäume, Steingeröll und Felsstücke, krachend und sich über einander wälzend, dahinschwammen. Die Berge schienen in der schwarzen Finsterniß in den Himmel zu wachsen, auf ihren Gipfeln tanzten die Wolkenhorden mit ihren sprühenden Blitzen den Fackeltanz ihres wilden Sieges, während in der Ferne immer neue Gewitter kampfdurstig heranbrausten und mit einander rangen und sich überstürzten.

Eine schreckliche Nacht! Alle ausschweifenden Kräfte der Natur schienen entfesselt, um einander heut, als hätten sie feindselig längst auf diese Stunde geharrt, zu vernichten.

Erich hatte in der Finsterniß Weg und Steg verloren. Von stürzenden Aesten vielfach gequetscht, getrieben vom Sturm und den improvisirten Gießbächen des Gebirges, kam er endlich spät, triefend, ermattet, mit verlornem Hute und zerrissnen Kleidern im Wirtshause zu Heimbach an. Der Wirt leuchtete ihm auf sein Zimmer, wo der Regen die Fenster aufgerissen hatte, so daß die Stube schwamm, und eilte dann hinab um, während Erich sich umkleidete, ihm einen erwärmenden Nachttrunk am Feuer zu bereiten.

Draußen zischten noch immer die Blitze und krachten die Donner, der Wind schlug den Regen an die Fenster, und im Thale strömte es in Sturzbächen, Lachen und Seeen, Erich ging hinab in die Wirtsstube, wo im Kamin ein behagliches Feuer loderte, es war fünf Uhr Morgens, dennoch aber noch vollkommen finstre Nacht. Am Tische sah Erich Jemand sitzen, den er nicht sogleich erkannte, der Wirt aber deutete nach ihm hin und flüsterte:

»Da sitzt der Herr Maler, er hat nun schon den sechsten Schoppen hinuntergestürzt, und führt sonderbare Reden.«

Jetzt drehte sich der in Rede stehende um, und als er Erich erblickte, fuhr er mit einem gräßlichen Schrei in die Höhe, alle seine Glieder bebten und schlotterten am Leibe, sein Har war verwirrt und hing ihm über die Stirn, das Gesicht fahlgrau mit bleichen Lippen und blutunterlaufenen, blau umrandeten und weit hervorstehenden Augen. Er hielt sich mit aller Anstrengung am Tische fest. Erich überlief ein Grauen, er wollte sich ihm nähern, der Maler aber taumelte zurück, drückte sich an die Wand, und schrie, mit weit Wie zur Abwehr vorgestreckten Armen:

»Sein Geist! Sein Geist! Was willst Du –? Laß mich – ich will beten Dich zu versöhnen! Oh –oh – oh! Ist der Andre auch da –?«

»Was hast Du, Bernhard?« fragte Erich ruhig, indem er auf ihn zuging.

Bernhard aber sprang bei Seite, schreiend und ächzend, drückte sich die Wände entlang, hinter vorgehaltenen Tischen und Stühlen:

»Laß mich – laß mich, ruheloser Geist!« rief er fortwährend in gräßlicher Verzweiflung.

Jetzt war er an der Thür, Erich ergriff ihn am Arme, der Unglückliche aber stürzte zu Boden und ächzte:

»Willst Du mich fortschleppen und mich morden? Du findest den Dolch nicht mehr, – ich hab ihn ins Wasser geworfen, Dein Blut klebte daran – sie kommen mich zu holen! Immer mehr und mehr – rächende Geister!«

Mit letzter Kraftanstrengung raffte er sich empor und stürzte hinaus. Erich folgte ihm, der Andre aber war schon verschwunden im Gewittertoben der Nacht, er rief Bernhards Namen, aber nur die Winde heulten ihm Antwort, wie rächende Scharen, die einem geächteten Haupte auf der Spur sind. Eine schreckliche Ahnung durchflog Erichs Sele, er fragte den Wirt nach Johannes, ohne etwas über ihn erfahren zu können. Der Wirt erzählte, vor ungefähr zwei Stunden sei der Maler in diesem Zustande bei ihm eingetreten und habe Wein verlangt. Dann habe er fortwährend Selbstgespräche geführt, aus denen man nicht habe klug werden können, und einen Schoppen nach dem andern hinuntergestürzt, endlich sei er mit dem Kopfe auf den Tisch gefallen, als wäre er eingeschlafen.

In Erich stieg die Vermutung auf, Bernhard habe ein Verbrechen verübt, und indem seine Gedanken dieses mit Johannes in Verbindung brachten, erstanden fürchterliche Bilder vor seiner Sele.

Der Regen hatte jetzt nachgelassen, die Wolken theilten sich und nur einzelne Haufen flogen noch durch die Luft, wie düstere Nachtpatrouillen, die das Schlachtfeld untersuchen.

Erich eilte nach dem Schlosse, drang in Bernhards Zimmer, sein Bett war unberührt, Niemand konnte Auskunft über ihn geben, denn im Schlosse waren in dieser Nacht traurige Dinge geschehen, nach welchen allein sich die Aufmerksamkeit Aller gerichtet hatte.

Er eilte durch das Dorf, fragte überall nach Johannes, und überall vergeblich. Da entsann er sich des Fackelscheines, den er in der Nacht auf den Trümmern der Weilburg bemerkt zu haben glaubte, und sogleich wandte er dorthin seine Schritte.

Die Sonne stieg empor, ihr Antlitz noch hinter dunklen Gewöllen verbergend, als wolle sie die ganze Verwüstung der Nacht nicht mit einem Male übersehen, aber blau und heiter erglänzte schon der Morgenhimmel.

Alle Bergwege waren schlüpfrig und durch rieselnde Bäche fast unwegsam, überall lagen Baumäste umher und erschlagene Vögel zu hunderten, der Fichtenbäume langes Har triefte, und dazwischen blitzten silberne Tropfen auf, wenn ein zuckender Sonnenstrahl hindurchschoß.

Erich ließ den Ruf seiner Stimme hinaustönen, so weit die Luft den Namen des Freundes tragen wollte, er durchsuchte die Trümmer – keine Spur von Johannes. Er durchforschte alle Wege, fragte immer wieder laut rufend alle Schluchten und Thäler – die Winde brachten nur den Widerhall zurück.

Jetzt stand er auf der Felsenplatte, der Todessprung genannt, da vernahm er antwortende Stimmen in der Tiefe. Schnell ergriff er die schmiegsamen Zweige eines niederhangenden Baumes, ließ sich an ihnen zu einem tieferen Felsen herab, gleitete, sprang immer weiter hinunter, immer am Gestrüpp sich haltend und vielfach verwundet, endlich konnte er die Rufenden sehen, und er sah den Mathes und den Gemeindehirt – neben einer Leiche knieend.

Mit einem Angstruf sprang er zu ihnen hinunter, sie waren um den todten Körper Johannes' beschäftigt. Er hatte zwei tiefe Stichwunden in der Brust, das Regenwasser hatte sie ausgewaschen, blutlos lag er da auf dem kalten, durchrieselten Moosboden des Waldes. Auch der Mathes war verwundet und hatte den Kopf mit einem Tuche verbunden.

Erich fühlte sein Blut zu Eis erstarren, die Stimme versagte ihm fast vor Jammer, und indem er sich über die Leiche des geliebtesten Freundes warf, ächzte er nur mühsam die Worte:

»O mein Johannes, mein Johannes! Wer hat mir das gethan? Weh – weh über die gottverfluchte Hand – ich kenne den Mörder!«

Eilig befühlte er die Brust, die Stirn, die Hände des Todten – Alles war kalt, die Sele schien längst entflohen. –

»Fliege zur Stadt,« rief er dem Mathes zu, »rufe den Doktor Ulrich, er soll gleich kommen, erzähle ihm Alles!«

Der Mathes eilte davon, Erich nahm die Leiche auf den Arm, und stürzte mit der geliebten Last hinunter nach Heimbach, der Gemeindehirt konnte nicht so schnell folgen, sein Hund rannte winselnd hinterher.

Nach Verlauf einer Stunde erschien der Doktor Ulrich, und nachdem er den Todten untersucht hatte, sagte er achselzuckend:

»Ich komme leider viel zu spät, selbst wenn ich gleich nach der entsetzlichen That gekommen wäre – ich hätte kaum etwas ausrichten können, die beiden Stiche in die Brust mußten den Tod herbeiführen. – Ich gehe übrigens sogleich fort und biete die Gerichte auf,« fuhr er nach einer Pause fort, während welcher Erich am Bette des Entselten kniete und sein Antlitz an der Brust desselben barg–; »ich glaube dem Verbrecher auf der Spur zu sein, heut früh in der Morgendämmerung hat jener Fremde, der seit einiger Zeit in der Stadt wohnt, plötzlich Postpferde bestellt und ist mit dem Maler Bernhard eiligst davongereis't.«

Schnell verband er noch des Mathes leichte Kopfwunde, die durch einen Fall auf einen Stein entstanden, und durchaus ungefährlich war, und während dem erzählte dieser Folgendes:

»Ja ja,« sagte er, »der Maler muß es gewesen sein! Ich war gestern Nacht dem Herrn Johannes nachgegangen, da es denn doch nun 'mal nicht weiter hinausgehen sollte in die Welt, denn er sah mir aus, als habe er nichts Gutes mit sich im Sinne, und ich konnte mir schon denken, wie es um ihn bestellt sei, denn also ich ging ihm nach, und sprach ihm zu, er sollt' sich nur kein Leides anthun. Da nahm er mich bei der Hand und sprach, ich sollt' da ganz ruhig sein, er würd' keine Dummheit begehen, er würd' schon wissen, sich zu überwinden. Da ging ich weiter, denn das Wetter hub schon an sich zu rühren. Jetzt mein' ich einen grausigen Schrei zu hören, ich geh schnell zurück und komm' noch zurecht, wie grad Jemand den Herrn Johannes angefaßt hat und drauf stürzt' Der den Abgrund nieder, daß die Aeste unten krachten. Ich geh' auf den Kerl los, der will nach mir stechen, ich faß ihn aber um den Leib – und der vom Wasser glatt gewordne Boden giebt nach, ich fall nieder, und der verdammte Maler, denn ich schwör drauf, daß er's gewesen ist, verschwindet mir im Finstern. Ich lauf 'nauf nach der Burg, mach eine Fackel an, aber der Regen löscht sie aus, ich geh wieder 'nunter, ich find nichts, und blieb drauf die Nacht oben auf der Burg. Erst wie's Tag wurde, da – hab ich Alles gefunden!«

Erschüttert eilte der Doktor nach der Stadt zurück, und kurz darauf erschien der Pfarrer von Hohenfichte, Sabinen an der Hand. Es war ein entsetzliches, trübseliges Wiedersehn.

»Da,« rief Erich ihr entgegen, »da liegt Johannes todt, er ist für mich gestorben, ihn hat der Todesstreich getroffen, den eine verruchte Mörderhand mir zugedacht hatte! Ach, Sabine, wehe, wenn sein Blut über uns kommt!«

Sabine hatte keine Worte, ihr Gesicht bedeckend, kniete sie neben Erich an der Leiche nieder.

Bald darauf fuhr ein Wagen vor, der Doktor kam mit Beaten, zugleich mit ihnen im Sturmschritte der Weinbauer. Wüthend fuhr dieser auf Sabinen los:

»Wo hast Du die Nacht gesteckt, nichtsnutzige Dirne? Und Er da, ehrloser Musje – heda, Rechenschaft abgelegt, oder Euch soll gleich das Kreuzdonnerwetter –!«

Erich sprang mit rollenden Augen auf, Sabine aber sagte gefaßt:

»Gott ist mein Zeuge, Vater, ich konnte nicht anders! Du wirst uns nun nichts mehr anhaben, Erich ist mein Gemal.«

Der Weinbauer wollte sie anfassen, schon erhob er seine geballte Faust, da sprang Erich ein und hielt ihn zurück. Der Pfarrer von Hohenfichte erzählte jetzt die Begebenheiten der Nacht, er suchte seine Handlungsweise zu rechtfertigen und den Alten zu begütigen, der aber steigerte seine Wut mit jeder Minute, er war außer sich vor Zorn,

Jetzt schlug sich auch Beate ins Mittel.

»Nach dem, was vorgefallen ist,« sagte sie, »machen wir durch thörichte Starrköpfigkeit Alles schlimmer. Ich bekenne, auch ich war gegen Erichs Wahl eingenommen, das ist vorbei, ich billige sie jetzt von Herzen. Zerreißen Sie Erichs Herz nicht noch mehr, Weinbauer, er hat diese Nacht einen schrecklichen Verlust gehabt, und Ihr armes Kind hat mit ihr Theil daran zu tragen. Die jungen Leute sind vermält, ein achtbarer Mann hat ihren Bund eingesegnet, mit Eurer Weigerung richtet Ihr nichts mehr aus, also seid vernünftig und gebt Eure Einwilligung.«

»Oho, Madam!« schrie der wütende Alte; »das war mir ein Spaß! Ich richt' nichts mehr aus? Das wollen wir sehn! Zwingen hat man mich wollen, ich bin ein dummer Bauer, da hat man mir was vormachen wollen. Da ist das liederliche Volk durchgegangen mit einander – holla! ich richt' nichts mehr aus? So geb ich Euch meinen Fluch in die Ehe, da seht, wie Ihr mit zurechte kommt!«

Wüthend, mit geballt erhobener Faust hatte er die Worte gerufen, dann schritt er aus dem Zimmer und warf die Thür krachend hinter sich zu.

Der Doktor ging ihm nach, der Pfarrer von Hohenfichte schritt erschüttert im Zimmer auf und ab, Beate umarmte die weinende Sabine, Erich setzte sich bleich und sprachlos auf die Bettkante des Lagers, wo der todte Freund lag, und stützte erschöpft die Stirn auf die Hand.

Jetzt erschien auch der Vater des Johannes. – –

*

Was sollen wir die noch folgenden Scenen des Jammers weiter schildern? Uebergehen wir Stunden und Tage voller Schmerz und Pein, in denen die ganze Gewalt menschlichen Elends durch die Herzen einer kleinen Schar von Menschen ging, gehen wir zu Tagen über, wo der folternde Schmerz sich in lindernde Thränen gelös't hat, und auf dem Rasen des Kirchhofs die frisch gepflanzten Blumen schon die ersten Blätter treiben.

Die Stärke des Gemüts und der Sele zeigt sich erst im Schmerze, wenn das Geschick seine vernichtenden Blitze in unseren Kreis geschleudert hat. Nur die Gewalt des natürlichen Todes liegt außer uns, was wir sonst Geschick nennen, ist ein Werk der Menschen. Ihre Thaten mit ihren unabsehbaren Folgen, oft aus dem kleinsten Gedankensprudel, auf dem fruchtbarsten, schönsten Boden entstanden, bilden die vielverzweigte, unzerreißbare Verkettung, die wir Schicksal nennen. Leidenschaft ist die Triebfeder, die im großen All, in der Geschichte der Völker, die Erscheinung und Entwickelung des absoluten Gottesgeistes treibt oder hemmt; Leidenschaft ist, wie im großen, so auch im kleinen Kreise der Menschen die lodernde Flamme, die, sorglich gepflegt, die Sele mit läuternder Glut erfüllt, und die, vernachlässigt, zur vernichtenden Lohe emporraset und ihre Todesfackel schleudert in den kühnen Bau unsrer Hoffnungen.

*


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