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37. Kapitel.

Die Männer umgingen den Hügel und erblickten nun zunächst eine Reihe von niedrigen Hütten, die aus Erde und Zweigen errichtet waren. Die Türen derselben waren durch Felle verhängt, und ringsum bemerkten sie eine Menge Gegenstände, deren Zweck nicht sogleich zu erkennen war, sondern erst erraten werden mußte. Rings um die Hütten standen die Sträucher kräftiger als oben auf dem Hügel. Sie waren meist ihrer Äste beraubt, so daß deutlich das Bestreben zu erkennen war, Stämme aus ihnen zu ziehen, um ein Floß zu bauen.

Die beiden Männer aber bemerkten noch etwas anderes.

Gerade vor ihnen stand an dem letzten der Büsche eine ungewöhnlich hohe und breitschultrige Gestalt. Sie war in eine Hose und eine Jacke gekleidet, die ganz aus Kaninchenfellen gefertigt waren, die Füße steckten in einer Art von Sandalen, und auf dem Kopf saß ein Hut, der augenscheinlich aus einer langblättrigen Grasart geflochten war. Der volle, schöne Bart dieses Mannes reichte bis weit über die Brust, und ebenso floß sein dunkles Haupthaar über die Schultern herab. Seine Gesichtszüge waren von den Stürmen gegerbt, aber edel, und sein großes, offenes Auge, das mit dem Ausdruck der Andacht an der aufsteigenden Morgenröte hing, zeigte Intelligenz, die mit seiner primitiven Kleidung außerordentlich im Widerspruch stand. Es war Sternau.

Was dachte dieser Mann? Welche Gefühle waren es, unter denen seine breite Brust sich sichtlich hob und senkte?

Da, im Osten, wo die Röte des neuen Tages zu erglühen begann, lag Amerika, und noch weiter hinüber die Heimat mit all den Lieben, mit Mutter und Schwester, mit Weib und – Kind. Ja, hatte er wirklich ein Kind? Lebten sie noch, die seinem Herzen so unendlich teuer waren, oder waren sie gestorben vor Gram und Herzeleid? Hier an dieser Stelle hatte er, als erster, der des Morgens seine Hütte verließ, täglich im Gebet gelegen, lange, lange Jahre hindurch. Hier kniete er auch jetzt wieder nieder.

Er hatte die beiden Männer, die seitwärts hinter den Büschen standen, nicht bemerkt; er konnte auch das Schiff nicht sehen, da der Hügel dazwischen lag. Er nahm den Hut ab, faltete die Hände und betete, ohne zu ahnen, daß ein jedes seiner Worte gehört werde, in deutscher Sprache:

»Befiehl du deine Wege
Und was dein Herze kränkt
Der allertreusten Pflege
Des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden
Gibt Wege, Lauf und Bahn,
Der wird auch Wege finden,
Wo dein Fuß gehen kann!«

Seine Stimme klang zwar nur halblaut, da er die in ihren Hütten noch schlafenden Gefährten nicht aufwecken wollte, aber voll und wohltönend der nahenden Sonne entgegen. Es lag in diesem Ton eine Erhebung, eine Demut und doch auch ein so freudiges Gottvertrauen, daß dem Kapitän die Tränen in die Augen traten und auch der Graf von Rührung überwältigt wurde. Der Beter fuhr mit der sechsten Strophe des bekannten Liedes fort

»Hoff', o du arme Seele,
Hoff', und sei unverzagt!
Gott wird dich aus der Höhle,
Da dich der Kummer plagt
Mit großen Gnaden rücken;
Erwarte nur die Zeit
So wirst du schon erblicken
Die Sonn' der schönsten Freud'.«

Jetzt wollte der Graf hervortreten, aber der Kapitän hielt ihn zurück, denn der Kniende betete weiter:

»Ja, Herr, Du Vater aller Deiner Kinder, Du Trost der Traurigen, Du Hilfe der Bedrängten, Dein bin ich, und auf Dich baue ich. Hier in der Öde des weiten Weltmeeres ertönt eine Stimme zu Dir, ein Schrei aus tiefster Not, ein Ruf um Gnade und Erbarmen. Mein Herz will brechen, und mein Leben möchte in Gram zerfließen. Rette, rette uns, o Weltenherrscher! Führe uns fort von hier, wo die Fluten des Elends uns zu ersticken drohen. Sende einen Menschen, der Dein Engel sei und uns erlöst vom Verschmachten in der Tiefe der Verzweiflung. Ist es aber in Deinem Rat beschlossen, daß wir hier ausharren sollen bis zum Tod, so erbarme Dich derer, die daheim für unsere Erlösung beten! Gib ihnen ein starkes Herz, zu ertragen, was Du über sie beschieden hast; träufle Trost und Frieden in ihre Seelen, trockne ihre Tränen und stille ihren Jammer. Du aber sei gelobt und gepriesen für alles, was Du sendest, denn Deine Wege sind wunderbar, und Deine Weisheit ist unerforschlich von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen!«

Jetzt erhob er sich. Die Tränen liefen ihm über die Wangen, aber das Gottvertrauen erhellte seine Züge. Da aber zuckte er plötzlich zusammen, so jäh und so heftig, als hätte er einen schweren Schlag erhalten, denn es hatte sich, obgleich er wußte, daß die anderen noch alle schliefen, eine Hand, also eine fremde, auf seine Schulter gelegt und eine Stimme sagte in deutscher Sprache:

»Ihr Gebet ist erhöret, und der Engel ist da, der Sie erlösen soll!«

Sternau fuhr herum und sah den weinenden Kapitän vor sich stehen, hinter ihm den Grafen. Er taumelte zurück und fiel wieder auf die Knie. Seine Augen waren weit geöffnet, seine Lippen bewegten sich, sie wollten sprechen, brachten aber kein Wort hervor. Er machte beinahe den Eindruck eines geistesgestörten, von einem furchtbaren Schreck gelähmten Menschen.

Der Kapitän erkannte seinen Fehler. Er hatte nicht daran gedacht, daß auch die Freude einen Menschen töten könne, er war höchst unvorsichtig gewesen.

»Mein Gott, was habe ich getan?« sagte er. »Fassen Sie sich, ja, fassen Sie sich!«

Da endlich gurgelte aus Sternaus Mund ein im Anfang noch unverständliches Gemurmel, das aber nach und nach in Laute und Worte überging:

»O – o ...! Ah ...! O Gott, o Gott! Ist's möglich! Wer sind Sie?« – »Ich bin ein deutscher Seekapitän, der Sie von hier wegbringen will. Mein Schiff ankert dort hinter der Höhe.«

Er hatte erwartet, daß Sternau sich nun aus seiner knienden Stellung erheben werde, aber dies geschah nicht, dieser sank vielmehr langsam, wie vernichtet zusammen. Seine Arme fielen herab, sein Kopf neigte sich, und sein doch so starker, riesenkräftiger Körper legte sich matt in das Gras nieder.

Die beiden Männer sahen, daß seine ganze Gestalt bebte, sie hörten sein herzbrechendes Schluchzen, und sie störten ihn nicht. Der Kapitän ahnte, daß sich in dieser Tränenflut die schlimme Wirkung seines unvorsichtigen Tuns auflösen werde, und er hatte recht.

Nach einer Weile stand Sternau langsam auf, sah die beiden noch immer mit dem Ausdruck des Zweifels an und fragte:

»Ist's wahr, ist's denn wirklich wahr, daß ich Sie sehe? Es sind Menschen da? Es ist ein Schiff gekommen? Gott, mein Gott, welche Seligkeit! Ich danke Dir, aber fast hätte sie mich getötet!« – »Verzeihen Sie!« bat der Kapitän. »Ich bin ganz unverzeihlich unvorsichtig gewesen; aber Sie wurden mir als ein Mann beschrieben, bei dem ich es mir zu getrauen glaubte, ein wenig unvorbereitet zu erscheinen.« – »Ich? Ich Ihnen beschrieben? Unmöglich!« – »Und doch ist es so! Ich müßte mich sehr irren, wenn ich Sie an Ihrer Gestalt nicht sofort als Herrn Doktor Sternau erkennen wollte.« – »Wahrhaftig, Sie kennen mich! Welch ein Rätsel! Wer hat mit Ihnen von mir gesprochen? Woher kommen Sie?« – »Dieser Herr hat mir von Ihnen erzählt.«

Wagner zeigte dabei auf den Grafen. Sternau betrachtete denselben. Seine Wangen röteten sich, und seine Augen leuchteten.

»Sie sagten ›dieser Herr‹, aber Sie wollten statt dessen ›dieser Señor‹ sagen?« fragte er. – »Allerdings«, antwortete der Kapitän erstaunt.

Da richtete sich die Gestalt Sternaus hoch empor, seine Brust tat einen tiefen, kräftigen Atemzug, und dann rief er:

»Ich bat Sie, mir zu sagen, woher Sie kommen; aber ich will ...« – »Wir kommen aus ...« wollte der Kapitän antworten. – »Aus Harrar«, fiel aber Sternau ein. – »Ja, aus Harrar«, antwortete der Kapitän noch erstaunter als vorher. – »Und dieser Señor ist Don Ferdinando de Rodriganda?« fuhr Sternau fort. – »Ja, der bin ich«, sagte jetzt zum ersten Male der Genannte, und zwar in spanischer Sprache. – »O mein Gott, ich zog aus, Sie zu retten, und nun kommen Sie, mich selbst zu erlösen! Ich habe Sie an Ihren Zügen erkannt, Sie sind Don Emanuel so außerordentlich ähnlich.«

Sternau breitete die Arme aus, und die beiden Schwergeprüften, die einander noch nie gesehen hatten, lagen sich so fest und innig am Herzen, als ob sie bereits von Jugend auf Freunde gewesen seien.

»Uff!« rief es da von einer der Hütten her. Und diesem Ruf folgte nach einer Pause übermächtigen Erstaunens ein dreifaches: »Uff! Uff! Uff!«

Bärenherz, der Häuptling der Apachen, war aufgewacht, hatte die Stimmen vernommen und bei seinem Austritt aus seiner Hütte diesen Ruf ausgestoßen. Sogleich wurden die Türfelle der nebenstehenden Hütte zurückgeschoben, und es erschien Büffelstirn, der Häuptling der Mixtekas. Sein Blick fiel auf die beiden Fremden und blieb auf dem Grafen haften. Er tat einen gewaltigen Sprung vorwärts und rief:

»Uff! Don Ferdinando!«

Er hatte ihn früher auf der Hacienda del Erina bei Pedro Arbellez gesehen und jetzt sofort wiedererkannt. Auch der Graf erkannte ihn.

»Büffelstirn!« rief er.

Seine Arme ließen Sternau los, und im nächsten Augenblick lag der Häuptling an seiner Brust. Ein spanischer Graf und ein halbwilder Indianer; das Entzücken macht alle gleich, und in Beziehung auf das Herz waren sich diese beiden vollständig ebenbürtig. Keiner von den Anwesenden dachte in diesem Augenblick an die Unterschiede, die doch nur auf äußerliche Rangverhältnisse gegründet sind.

Die Ausrufe der beiden Indianer waren so laut gewesen, daß auch die anderen Schläfer erwachten. Die beiden Helmers erschienen, und nach ihnen eine Frauengestalt – Karja, die Tochter der Mixtekas. Sie alle trugen ähnliche Kleidung wie Sternau, nur daß die Hüte fehlten, doch machten sie keineswegs den Eindruck von Wilden oder verwilderten Menschen.

Die nun folgende Szene läßt sich ahnen, aber nicht beschreiben. Keine Hand ist geschickt und keine Feder mächtig dazu. Laute Jubelrufe erschollen und dazwischen hunderte von Fragen. Einer flog aus den Armen des anderen in die des dritten. Sie eilten um die Anhöhe, um das Schiff zu sehen, und als sie es erblickten, schlugen sie die Arme in die Luft und machten Bewegungen, als ob sie unsinnig seien.

Nur einer verhielt sich, ob zwar auch erfreut, doch ruhiger als die anderen – Anton Helmers, von den Indianern Donnerpfeil genannt. Auch in seinen Augen glänzten die Tränen des Entzückens, aber seine Freude war mit Schmerz gemischt.

Der Kapitän bemerkte dies. Er trat zu ihm und sagte:

»Sie freuen sich nicht, auch endlich Erlösung zu finden?« – »Oh, ich freue mich«, lautete die Antwort; »aber meine Freude würde eine hundertfache sein, wenn ...«

Er vollendete den Satz nicht, sondern schwieg.

»Wenn ...? Bitte fahren Sie fort.« – »Wenn sie noch von jemand geteilt werden könnte.« – »Darf ich fragen, wer dieser Jemand ist?«

Anton Helmers schüttelte wehmütig den Kopf und wandte sich ab. Der Kapitän fand nicht weiter Zeit, in ihn zu dringen, denn Sternau trat zu ihm und fragte:

»Herr Kapitän, dürfen wir an Bord gehen?« – »Natürlich! Freilich!« lautete die Antwort. – »Aber gleich, sofort?« – »Um die Insel zu verlassen?« lächelte Wagner. – »Nein, sondern um den Fuß auf das Fahrzeug setzen zu können, dem wir unsere Rettung zu danken haben werden.« – »Gut. Kommen Sie! Es ist im Boot Raum für uns alle.«

Jetzt begann ein wahrer Wettlauf nach dem Boot; Sternau war der erste, der es erreichte. Selbst die beiden sonst doch so ernsten Indianer sprangen wie die Schulknaben. Als alle eingestiegen waren, schoß das Boot dem Schiff zu. Der Kapitän hatte dort seine Befehle zurückgelassen. Die Kanonen waren geladen worden, und als das Boot durch die Klippen ging, donnerte ein Schoß an Bord. In demselben Augenblick stiegen alle Flaggen und Wimpel in die Höhe, und Schuß auf Schuß wurde gelöst, bis die Geretteten an Bord erschienen.

Emma hatte ruhig geschlafen und nicht bemerkt, daß vor einiger Zeit das Boot vom Schiff gestoßen war. Erst der erste Schuß weckte sie aus dem Schlummer. Sie erschrak. Was war geschehen? Sie mußte es wissen.

Rasch sprang sie vom Lager auf, legte in größter Eile die Kleider an und stieg aufs Deck. Da sah sie die lang gesuchte Insel liegen. Wild aussehende Gestalten stiegen an Bord. Eine derselben blieb erstaunt stehen, stürzte aber dann in desto größerer Eile auf sie zu. Es war Donnerpfeil.

»Emma!« rief er. – »Anton!« jubelte sie.

Sie lagen sich in den Armen. Sie jubelten und weinten. Sie herzten und küßten sich wie Kinder, die ihr Entzücken nicht beherrschen können. Daneben stand der brave Kapitän und weidete sich an ihrem Glück. Endlich fragte er

»Nun, Herr Helmers, ist Ihre Freude jetzt eine hundertfache?« – »Oh, eine tausend-, eine millionenfache!« lautete die Antwort. »Aber sagen Sie mir um Gottes willen, wie Emma auf Ihr Schiff kommt. Wir alle glaubten sie tot, mit dem Floß elend untergegangen.« – »Das werden Sie später ganz ausführlich erfahren. Jetzt aber kommen Sie herunter in die Kajüte. Das Frühstück steht bereit, und Sie sollen nach langen Jahren wieder einmal menschlich essen können.«

Da unten ging es nun fröhlich zu. Es wurde einstimmig beschlossen, jetzt nur das Glück der Rettung und des Wiedersehens zu genießen, sich aber noch aller Fragen zu enthalten. Man hielt auch Wort, obgleich dies jedenfalls einem so schwer fiel als dem anderen. Das Mittagsmahl sollte auf der Insel abgehalten werden, und dann wollte der Kapitän sogleich in See stechen.

»Aber wohin?« fragte Sternau. – »Nach Mexiko, zu meinem Vater«, antwortete Emma. – »Nach Mexiko, zu Cortejo, dem Betrüger«, drohte Don Ferdinando. – »Nach Mexiko, zu den Mixtekas«, sagte Büffelstirn. – »Mach Mexiko, zu den Apachen«, fügte Büffelstirn hinzu. – »Nun wohl, nach Mexiko! Wir alle gehen mit!« entschied Sternau. – »Und wo landen wir?« fragte der Kapitän. – »Da, wo wir in See gingen oder vielmehr in unser Unglück.« – »Also in Guaymas?« – »Ja. Sind wir dort, so werden wir erfahren, was weiter zu tun ist.«

Das Frühstück verlief unter Lachen und Tränen. Das Entzücken über das Glück des Augenblicks wechselte mit dem trauernden Gedanken an die daheim Weilenden. Später kehrte man auf die Insel zurück. Der Kapitän nahm die deutsche Flagge mit und gab so vielen seiner Leute Erlaubnis, mitzukommen, als an Bord entbehrt werden konnten. Es gab während des Diners die feinsten Speisen und Weine, die er von Kalkutta mitgebracht hatte. Die in Felle gekleideten Robinsons speisten wie die Fürsten, aber als die Reihe an den Champagner kam, schob Wagner ihn beiseite und sagte:

»Meine Herren und Damen, dieses flüchtige Getränk nachher. Ich ersuche Sie, vorher mit mir etwas Ernsteres und Gehaltvolleres zu kosten. Folgen Sie mir!«

Sie erhoben sich mit ihm von ihren mitten im Grün improvisierten Sitzen und folgten ihm auf den Hügel, wo sich der höchste Punkt der Insel befand. Dort stand der Bootsmann mit der deutschen Flagge, neben ihm ein Korb edlen Rheinweins. Die Flaschen wurden entkorkt und die Gläser gefüllt. Dann sagte der Kapitän:

»Meine Damen und Herren! Ich habe, bevor wir von der Insel scheiden, eine heilige Pflicht zu erfüllen. Diese Insel ist auf keiner Karte verzeichnet und liegt ohne Namen und Gebieter im weiten Meer. Deutschland, das Vaterland von vier Personen aus unserer Versammlung, hat nie ein Volk aus seinem Land verdrängt und um seinen Besitz gebracht. Es hat der Fürsten viele, aber keinen einzigen Herrn; es besitzt nur sich allein, aber keine Kolonie. Doch wird die Zeit kommen, wo es beides besitzt, und nur zur Bekräftigung dieser meiner Überzeugung nehme ich diese kleine, wertlose Insel im Namen des zu erwartenden deutschen Kaisers in Besitz und gebe ihr den Namen Rodriganda. Erheben Sie Ihre Gläser. Hoch Deutschland! Hoch seine Herrscher! Hoch Rodriganda!« – »Hoch, dreimal hoch!« erscholl es jubelnd im Kreis.

Die Gläser klangen. Der Kapitän schwenkte die Flagge, und während auf dieses Zeichen auf dem Schiff die Kanonen donnerten, steckte er den Schaft der Fahne tief in den Boden.

»So«, sagte er; »ich werde den Namen Rodriganda in meine Karte zeichnen und dafür sorgen, daß er verbreitet wird. Jetzt aber kommen Sie zurück zum Champagner. Ich liebe die Franzosen nicht, aber ich trinke ihren Wein!«

Was nun noch besprochen und beschlossen wurde, das wird der liebe Leser später erfahren. Es gab viel, sehr viel zu erzählen. Die Gesichter wurden ernster. Manches wurde mitgenommen, an sich wertlos, aber als ein Andenken an die traurige Zeit, die jetzt endlich hinter den Verbannten lag. Noch in der ersten Hälfte des Nachmittags lichtete das Schiff den Anker und trug, einen langen Rauchschweif hinter sich werfend, seine glücklichen Passagiere einer neuen, hoffentlich besseren Zukunft entgegen.


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