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16. Kapitel.

Der Knabe hatte sein Gewehr vorhin gegen die Mauer gelehnt, er nahm es jetzt und trat zu Sternau.

»Die Krähe auf dem Dachfirst!« sagte dieser.

Hoch oben auf dem steilen First des Daches saß eine einsame Krähe. Kurt legte an und drückte ab. Sie fiel herunter, und als man sie beobachtete, ergab es sich, daß sie mitten durch den Leib geschossen war.

»Vortrefflich!« rief der Großherzog. – »Verzeihung, Hoheit, das ist ein schlechter Schuß«, sagte Sternau. – »Warum?« – »Eine Krähe ist ein so großes Objekt, daß man sie billigerweise nur durch den Kopf schießen wird.« – »Ah, bringen Sie das fertig?« – »Ich?« fragte Sternau lächelnd. – »Ja.« – »Dieser Knabe tut es bereits!« – »Aber in welcher Nähe!«

Sternau wandte sich gegen die Burschen:

»Ludwig, gehen Sie hinaus nach der Tanne und bringen Sie die Krähe, die Kurt jetzt herabschießen wird.« Der Bursche ging.

Draußen vor dem Schloß stand eine hohe Tanne, deren Äste über die Mauer emporragten. Auf ihren Zweigen saß eine ganze Schar von Krähen. Sie hatten sich durch den einen Schuß nicht erschrecken lassen, denn sie waren in der Nähe des Försters das Schießen gewöhnt.

»Welche?« fragte Kurt. – »Auf dem dritten Ast die äußerste.« – »Ungezählt?« – »Nein, das wäre zu leicht.« – »Gut, ich bin fertig.« – »Eins – zwei – drei!«

Sternau sprach diese Zahlen nicht etwa langsam, sondern schnell hintereinander aus. Bei eins erhob Kurt das Gewehr, und bei drei krachte sein Schuß. Die Krähe fiel herab, und die anderen erhoben sich kreischend in die Luft.

»Aufpassen!« rief Sternau.

Dann riß er das kleinere seiner beiden Gewehre vom Rücken und zielte. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs Schüsse krachten, fast schneller als man zählen kann, und ebenso viele der entfliehenden Vögel fielen aus der Luft herab.

»Ah, was ist das für ein Gewehr?« fragte der Großherzog. – »Ein Henrystutzen.« – »Ein Repetiergewehr?« – »Ja.« – »Mit wie vielen Schüssen?« – »Mit fünfundzwanzig.« – »Zeigen Sie!«

Sternau gab das Gewehr zur Besichtigung ab. Unterdessen kam Ludwig wieder herein.

»Nicht eine, sondern sieben sind es dahier«, schmunzelte er.

Er legte die Vögel vor, und die Herren staunten, denn eine jede der Krähen war durch den Kopf geschossen.

»Wunderbar!« rief der Großherzog. – »Wunderbar!« echoten die anderen nach. – »Das ist keine Kunst«, meinte Sternau lächelnd. »Kurt, gehe hinauf in mein Zimmer und hole das Lineal von meinem Schreibtisch.« – »Darf ich nicht vorher den Sperling schießen?« fragte der Knabe. – »Welchen?« – »Oben auf dem Glockentürmchen.« – »Ja.«

Auf einem hohen Seitengebäude des Schlosses befand sich ein kleines, offenes Türmchen, in dem eine Glocke hing, die dazu diente, die in Wald und Feld zerstreuten Leute heimzurufen. Dieses Türmchen hatte eine Wetterfahne, und auf derselben saß ein Sperling.

»Den trifft er nicht«, meinte einer der Herren. – »Wollen wir wetten?« fragte der Knabe. – »Ja«, lachte der Herr. – »Wie hoch?« – »Fünf Taler«, lautete die Antwort, wohl um den Knaben abzuschrecken. – »Gut, es gilt!« rief Kurt, und schon hatte er sein abgeschossenes Gewehr wieder geladen. »Onkel Sternau, zählen Sie«, bat er dann, »aber rasch, ehe er fortfliegt.« – »Eins – zwei – drei!« rief Sternau.

Kurt hatte bei diesem schnellen Zählen kaum Zeit zum Zielen gehabt, aber er drückte ab, und der Sperling fiel von der Wetterfahne auf das Dach und rollte von demselben in den Hof herab. Es zeigte sich, daß ihm die Kugel mitten durch den Leib gegangen war.

»Erstaunlich!« rief der Großherzog. »Major, Sie zahlen die Wette.« – »Dieses Mal sehr gern«, entgegnete dieser.

Dann zog er die Börse und hielt dem Knaben einen Doppellouisdor entgegen:

»Hier, mein kleiner Tell!«

Kurt griff zu und entgegnete: »Danke, Herr Major. Einen so wertvollen Sperling habe ich noch nie geschossen.«

Alle lachten, und der Knabe ging, um das Lineal zu holen.

»Ich glaube, meine Herren, das macht ihm von uns so leicht keiner nach!« meinte der Großherzog. – »Hm!« sagte der Major. – »Oder glauben Sie etwa, Major?« fragte der Fürst. – »Ja, wo gleich einen Sperling hernehmen?« antwortete dieser. – »Da fliegt einer«, sagte Sternau, in die Luft deutend. – »Donner, wer soll den treffen? Kein Mensch!«

Sternau lächelte leise, da sagte der Herzog:

»So schießen Sie nach der Wetterfahne, wie Hans Winkelsee im Eschenheimer Turm, wie uns Simrock erzählt. Sie ist zwar auch größer als ein Sperling, aber es bleibt bei dieser Höhe immerhin ein Meisterschuß.«

Der Major nahm den Hinterlader auf, den Kurt einstweilen weggelegt hatte, und betrachtete ihn.

»Ein prachtvolles Gewehr, sehr gut und sorgfältig gearbeitet; ein kleines Meisterstück!« sagte er. »Ich werde es versuchen.«

Er zielte und drückte ab – es war ein Fehlschuß.

»Donner!« rief er. – »Hier sind zwei Patronen, Herr Major«, rief Kurt, der mittlerweile zurückgekehrt war. – »Gut. Ich werde es noch einmal versuchen«, entgegnete der Offizier, lud und gab noch zwei Schüsse ab, jedoch wiederum ohne zu treffen. – »Teufel!« sagte er. »Das ist wahrhaftig eine Blamage.«

Der Major war als ein guter Schütze bekannt, darum sagte der Großherzog:

»Es ist keine Blamage, Major. Sie kennen das Gewehr nicht und das Ziel ist wirklich ein wenig zu entfernt. Lassen Sie ab davon. Was soll das Lineal, Herr Doktor?« – »Es soll ein Ziel sein«, antwortete Sternau. »Kurt, vertraust du mir?« – »Ja«, antwortete dieser. – »Willst du es halten?« – »Ja.« – »Auch über den Kopf?« – »Das ist bei Ihnen egal.« – »So tritt hier an das Tor, fasse das Lineal mit beiden Händen an den Enden und halte es über den Kopf empor.« – »Halt, Herr Doktor!« rief da der Großherzog, »das ist lebensgefährlich, das ist ja der reine Tellschuß!« – »Das soll er auch sein, Hoheit!« – »Aber das können wir nicht dulden. Wir glauben, daß Sie treffen, aber wir wissen auch, daß der kleinste Umstand hier den Tod zur Folge haben kann.« – »Den Tod?« lachte der Knabe zuversichtlich. »Oh, Onkel Sternau schießt noch ganz anders als so, wie er es jetzt zeigen will. Ich gehe.« – »Nein, du bleibst!«

Da trat der Hauptmann vor und sagte:

»Hoheit, lassen Sie die zwei. Die wissen, was sie wollen und können.« – »Aber ich trage keine Verantwortung.« – »Es gibt hier faktisch keine.«

Kurt eilte nun nach dem Tor und hielt dort mit beiden Händen das Lineal quer über den Kopf empor.

»Wie viele Schüsse?« fragte er. – »Zehn«, antwortete Sternau.

Dieser war inzwischen an das entgegengesetzte Ende des Hofes gegangen und nahm dort den Henrystutzen empor. Die Damen, die von oben die Unterhaltung der Herren nicht bis in das einzelnste verstehen konnten, merkten erst jetzt, um was es sich handelte.

»Mein Gott, was geht da vor!« rief die Großherzogin herab. – »Ein Tellschuß!« antwortete ihr Gemahl empor. – »Nein, zehn Tellschüsse!« fügte der Oberförster hinzu.

Da wollte die hohe Frau Einspruch erheben und sagte:

»Das soll nicht sein, das darf ...«

Doch sie wurde unterbrochen, denn Sternaus sonore Stimme erklang soeben:

»Fertig, Kurt?« – »Ja.« – »Halt fest und still!«

Dann fielen ein, zwei, drei, fünf – sieben – neun, zehn Schüsse so schnell hintereinander, daß man sie kaum zu zählen vermochte; darauf kam Sternau rasch herbeigeschritten und hielt, ohne sich um Kurt und das Lineal zu bekümmern, dem Großherzog den Stutzen hin.

»Hoheit, sehen Sie, welch eine Arbeit dieses Gewehr ist. Zehn Schüsse so schnell hintereinander abgegeben, und doch ist der Lauf noch nicht erhitzt.« – »Das wäre allerdings fast ein Wunder.«

Das Gewehr ging von Hand zu Hand, und alle überzeugten sich von der vortrefflichen Konstruktion desselben. Endlich fragte der Großherzog:

»Und das Lineal?« – »Hier, Hoheit!« rief Kurt, der bereits herbeigekommen war und hinter ihm gewartet hatte.

Der Fürst nahm ihm das Lineal aus der Hand und sah zu seinem Erstaunen in demselben zehn Schußlöcher, eins neben dem anderen, in einer so geraden Linie, als sei sie mit dem Lineal gezogen, und so gleichweit voneinander entfernt, als ob die Distanzen mit einem Zirkel abgemessen worden seien.

Natürlich gab es Ausrufe der Verwunderung und verschiedene Lobeserhebungen, aus denen sich aber Sternau nicht viel zu machen schien. Er wandte sich ruhig an den Major:

»Mein Herr, Sie sagten vorhin, daß ein Sperling im Flug nicht zu treffen sei?« – »Ich behaupte es«, antwortete dieser. – »Oh, man schießt sogar die Schwalbe.« – »Zufall!« – »Ich will Ihnen keine Wette anbieten, und Schwalben gibt es hier nicht; aber warten wir, den ersten Sperling, der wieder über den Hof kommt, den hole ich herab.« – »Da bin ich doch neugierig!« entgegnete der Major zweifelnd.

Von jetzt an hingen aller Augen in der Höhe. Sternau hielt das Gewehr in beiden Händen, aber nicht angelegt. Eine, zwei, drei Minuten vergingen.

»Da – da – da – da!« rief es endlich aus aller Munde.

Ein Sperling kam schnell wie der Blitz über das eine Dach herüber und schwippte nach dem anderen. Aber ehe er es erreichte, blitzte der Schuß, und er stürzte zur Erde herab.

»Erstaunlich, ganz erstaunlich!« rief der Großherzog. – »Oh«, antwortete Sternau, »ein leidlicher Schuß garantiert für jeden Sperling. Es ist das ja nichts Schweres.« – »Sie sind ein ausgezeichneter Schütze, auf Ehre!« ließ sich da eine Stimme vernehmen, die man noch nicht gehört hatte.

Sie gehörte einem Herrn an, dessen Verhalten bisher ein sehr reserviertes gewesen war. Er hatte noch kein Wort gesprochen, aber als er jetzt aller Blicke auf sich gerichtet sah, fuhr er fort:

»Habe kürzlich viel von Prärie erzählen hören. In Berlin, bei amerikanischem Gesandten. Sprachen von Savanne, von Trapper und Squatter, von Rothaut und Bleichgesicht. War interessant, sehr interessant auf Ehre.« – »Das ist etwas für Sie gewesen, mein lieber Graf«, versetzte der Großherzog. »Sie sind ja unser Sportsmann comme il faut.« Und sich an Sternau wendend, sagte er vorstellend: »Graf Walesrode, bester Doktor.«

Die beiden Herren verbeugten sich, dann fuhr der Graf fort:

»Habe viele Romane gelesen, Reisebeschreibungen. Cooper, Marryat, Möllhausen, Gerstäcker. Habe gedacht, alles Schwindel. Aber doch anders. Hörte in Berlin beim Gesandten, daß alles wahr. Gesandter früher selbst in Prärie gewesen. Berühmte Häuptlinge und Jäger gesehen. Allerberühmteste Häuptlinge in Neumexiko. Sollen heißen Bärenherz und Büffelstirn. Gesandte viele Abenteuer von ihnen erzählt.« – »Bärenherz und Büffelstirn?« rief da Sternau hoch erfreut. »Ah, das sind Shoshinliett und Mokaschimotak, die Häuptlinge der Jicarilla-Apachen und der Mixtekas.« – »Ah, kennen Sie?« – »Ich habe sie nicht gesehen, aber viel von ihnen gehört. Sie schweifen viel nach dem alten Mexiko hinüber.« – »Richtig. Also doch wahr. Auch noch gehört von zwei sehr berühmten Jägern.« – »Wie heißen sie, Graf? Wenn sie wirklich berühmt sind, so muß ich sie kennen.« – »Habe ihre Indianernamen vergessen, hießen aber Donnerpfeil und Fürst des Felsens. Fürst des Felsens soll famoser Kerl sein. Nie Fehlschuß, nie verlaufen in Prärie, Urwald oder Felsenbergen. Famoser Yankee, auf Ehre.« – »Sie irren, Graf; dieser ›Herr des Felsens‹ ist kein Yankee.« – »Was sonst?« – »Ein Deutscher.« – »Ah! Wunderbar. Kennen ihn?« – »Ja. Ich kenne auch den Namen des anderen. Donnerpfeil wird von den Wilden Itintika genannt. Ich habe ihn nicht gesehen. Aber den Herrn des Felsens kenne ich sehr genau; die Rothäute nennen ihn Matavase.« – »Ah, wahrhaftig! War dieser Name, auf Ehre. Soll ein Riese sein.« – »Ja, er ist kein Zwerg«, lächelte Sternau. – »Wahrer Goliath. Schlägt ein Pferd mit Faust nieder.« – »Oho!« ertönte es rundum.

Der Graf blickte sich im Kreis um und fragte:

»Wer glaubt nicht? Schlägt ein Pferd nieder, auf Ehre! Wer zweifelt noch?«

Auf diese drohende Frage erfolgte keine Antwort, der Großherzog meinte:

»Ich möchte doch einmal so einen berühmten Westmann sehen!«

Und der Graf fügte nickend hinzu:

»Ich auch. Würde ihn einladen. Freund sein. Famos reiten und schießen, auf Ehre!« – »Oh, der Wunsch der Herren ist ja bereits erfüllt!« sagte Sternau. – »Wann? Wo?« fragte der Graf. – »Jetzt, hier«, antwortete Sternau. – »Ah, Sie?« – »Ja, ich.« – »Hm, ja. Sind sehr famoser Kerl, aber doch nur Tourist gewesen. Habe mich erst zurückgezogen; dachte an Humbug; habe aber gesehen, daß Sie exquisiter Mann. Aber noch kein echter Westläufer, kein Kerl wie Donnerpfeil oder gar Fürst des Felsens.« – »Sie irren abermals«, sagte Sternau, »denn dieser Matavase, dieser Fürst des Felsens bin ich selbst.« – »Ah!«

Der Graf riß die Augen weit auf und den Mund noch weiter. Vor Überraschung drückte er das Monokel vor das Auge und blickte den Arzt starr an. Auch die anderen glaubten eher an einen Scherz als an Ernst.

»Ist es wahr, Doktor?« fragte der Großherzog. – »Gewiß. Oder dürfte ich es wagen, mir mit Eurer Hoheit einen Scherz zu erlauben?« – »Halt!« sagte der Graf. »Wollen sehen! Prüfen!« – »Prüfen Sie!« sagte Sternau ruhig. – »Fürst des Felsens soll mal fürchterlichen Stich in Hals erhalten haben.« – »Hier ist die Narbe. Blicken Sie her!«

Sternau zog den Kragen zurück, und alle überzeugten sich von dem Dasein der Narbe.

»Gut, sehr gut!« sagte der Graf. »Fürst des Felsens hat berühmte Kugelbüchse, Bärentöter, schießt Kugel Nummer Null. Ungeheuer schwer.« – »Hier ist die Büchse.«

Sternau nahm die große Büchse und hielt sie dem Grafen hin. Man sah ihm nicht an, daß dieses Gewehr schwer sei, aber als der Graf zugriff, ließ er sofort den Arm sinken.

»Teufel!« rief er. »Schweres Tier! Fünfundzwanzig Pfund, wie?«

Auch der Großherzog griff nach der Bärenbüchse, und nun begann ein großes Wundern.

»Aber, Doktor«, sagte der Fürst, »Sie hantieren mit dieser Büchse ja wie mit einem leichten Stock. Vorhin, als Sie den Lasso mit ihr parierten, sah es aus, als ob sie kaum ein Pfund schwer sei.« – »Riesige Kraft! Ist wirklich Fürst des Felsens, auf Ehre!« meinte der Graf. – »Ich werde den Herren noch einen weiteren Beweis geben. Es wurde vorhin nicht geglaubt, daß dieser Matavase mit der bloßen Faust ein Pferd niederschlägt. Ludwig!« – »Ja, Herr Doktor«, antwortete der Bursche. – »Führe einen der schweren Ackergäule vor!« – »Ah!« rief der Graf jetzt ganz begeistert. »Prachtvolles Experiment! Ackergaul niederschlagen. Famos! Nicht dagewesen! Prächtiges Amüsement!«

Der Bursche brachte das Pferd; es war ein etwa neunjähriger Fuchs, der lange nicht an die Luft gekommen war. Infolgedessen zeigte er sich sehr lebhaft, es gelang ihm, sich loszureißen, und nun trabte er wiehernd im Hof umher. Ludwig wollte ihn wieder fangen.

»Laß ihn!« sagte Sternau. »Er wird gehorchen.«

Um es sich noch schwerer zu machen, warf er sich die Gewehre über den Rücken und schritt auf das Pferd zu. Dieses wandte sich wiehernd von ihm ab und entsprang. So entstand ein Haschen, das dem Fuchs Spaß zu machen schien. Da aber holte Sternau aus, noch einen Anlauf – ein Sprung, und er saß auf dem Pferd.

»Ah, glanzvoll! Auf Ehre!« rief der Graf.

Sternau trieb durch den einfachen Schenkeldruck den Fuchs einige Male im Hof auf und ab, dann stieg er wieder ab.

»Aufpassen, meine Herren!« rief er. »Nicht niederschlagen, sondern niederwerfen.«

Er steckte darauf dem Pferd zwei Finger der rechten Hand in die Nüstern, so daß es vom emporsteigen wollte – ein kurzer Schritt zur Seite, eine Wendung nach hinten, ein gewaltiger Ruck, und der Fuchs lag an der Erde.

Die Herren klatschten, und auch die Damen fielen ein.

»Wahrer Goliath! Simson! Auf Ehre!« meinte der Graf. »Ist Fürst des Felsens! Glaube es gern!«

Der Fuchs hatte sich aufgerafft und stand zitternd vor dem riesenstarken Mann.

»Jetzt niederschlagen!« rief dieser.

Damit holte er aus und traf mit einem fürchterlichen Hieb seiner Faust die Stirn des Pferdes, gerade über dem einen Auge. Eine einzige Sekunde lang ging ein sichtbares Zittern durch den Körper des Tieres, dann aber brach es mit einem einzigen Ruck zusammen und blieb regungslos am Boden liegen.

»Ach! Oh! Verteufelter Kerl!« jubelte der Graf, ganz enthusiasmiert. »Wer macht das nach? Keiner. Auf Ehre!«


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