Alain René Lesage
Gil Blas von Santillana
Alain René Lesage

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Eilftes Kapitel.

Geschichte der befreyten Dame.

Ich heisse Donna Mencia de Mosquera und bin aus Valladolid gebürtig. Mein Vater Don Martin, der in seinem Dienste fast sein ganzes väterliches Erbe zugesetzt hatte, blieb an der Spitze seines Regiments in Portugal. Er hinterließ mir so wenig Vermögen, daß ich, obgleich die einzige Tochter, eine ziemlich schlechte Partie war. Ungeachtet meiner mittelmäßigen Glücksumstände fehlte mir es doch nicht an Verehrern. Viele der angesehensten Spanischen Cavaliere warben um meine Hand. Allein keiner von ihnen zog meine Aufmerksamkeit mehr auf sich, als Don Alvaro de Mello. Nicht seine Gestalt, die zwar schöner war, als seiner Nebenbuhler ihre, sondern dauerndere Eigenschaften nahmen mich für ihn ein; Geist, Bescheidenheit, Tapferkeit, Rechtschaffenheit. Zudem konnt' er für den galantesten Mann von der Welt gelten. Hatt' er ein Festin anzuordnen, so liessen sich nicht bessere Anstalten treffen, als er ersonnen hatte; erschien er in Turnieren, so bewunderte man stets seine Stärk' und Behendigkeit. Ich zog ihn also allen Uebrigen vor, und gab ihm meine Hand. 77

Wenige Tage nach unsrer Vermählung stieß er an einem entlegenen Ort auf einen seiner ehmahligen Nebenbuhler, den Don Andreas von Baesa. Sie kommen in heftigen Wortwechsel, ziehen den Degen, und Don Andreas bleibt. Er war ein Neffe des Corregidor's von Valladolid, eines heftigen Mannes, und Todfeindes der Mellos, deßhalb glaubte Don Alvaro die Stadt nicht hurtig genug verlassen zu können.

Er kam schnell zu Hause, ließ sich sein Pferd satteln, und erzählte mir indeß diesen Vorfall. Wir müssen uns trennen, liebste Mencia, sagte er hierauf: wir müssen es. Sie kennen den Corregidor, kennen sein Ansehen; wissen, wessen wir uns zu ihm zu versehen haben. Er wird mich auf's hitzigste verfolgen lassen. Hier im Reich' ist keine Sicherheit mehr für mich.

Sein Schmerz und die Betrübniß, worein er mich versunken sahe, schlossen ihm den Mund. Ich gab ihm Gold und einige Kleinodien. Er sank an meinen Busen, ich an den seinigen, und so lagen wir eine Viertelstunde lang, und badeten uns in Thränen. Endlich meldete man ihm, das Pferd stände vor der Thür. Er riß sich los von mir, jagte fort, und hinterließ mich in einem Zustande, den ich nicht beschreiben kann. O! wie glücklich, wenn die Fülle meiner Betrübniß mich damahls getödtet hätte! 78 Wie vielem Ungemach, wie vielen Leiden wäre ich entgangen!

Ein Paar Stunden nach Alvaro's Abreise erfährt der Corregidor seine Flucht, läßt ihm nachsetzen, und spart nichts, ihn in seine Gewalt zu bekommen. Gleichwohl täuschte mein Gemahl seine Rachgier, und wußte sich in Sicherheit zu bringen. Solchergestalt sah der Richter sich genöthigt, an seiner Hinterlassenschaft seine Rache zu üben, da er sie an ihm selbst auszulassen nicht im Stande war. Er wirkte bald einen Befehl aus, mittelst dessen Don Alvaro's sämmtliches Vermögen dem Fiskus zugeschlagen wurde.

Ich befand mich in der traurigsten Lage, hatte kaum das Nothdürftige. Sonach schränkt' ich mich sehr ein, und behielt nichts als Ein Mädchen zur Aufwartung. Ich verweinte meine Tage, nicht über meine Armuth, die ich geduldig ertrug, sondern über die Abwesenheit eines geliebten Gemahls, von dem ich nicht die mindeste Nachricht erhielt. Und doch hatt' er in seinem traurigen Lebewohl versichert, wohin ihn auch sein Unglücksstern führte, würd' er mir gewiß seinen Zustand melden.

Indeß verflossen sieben Jahr, ohne etwas von ihm zu hören. Die Ungewißheit, worin ich wegen seines Schicksals schwebte, versenkte mich in die tiefste Traurigkeit. Endlich erfuhr' ich durch einen kürzlich aus Afrika 79 zurückgekommnen Mann (der ihn gar wohl gekannt zu haben versicherte, weil er mit ihm in Portugiesischen Diensten gestanden,) er wäre im Königreiche Fez in einem Treffen neben ihm getödtet worden. Hierzu fügt' er noch einige andre Umstände, die mich völlig überzeugten: mein Gemahl sey nicht mehr. Dieser Bericht vermehrte meine Betrübniß, und bewog mich zu dem Entschluß: nie wieder zu heirathen.

Zu der Zeit kam Don Ambrosio Mesia Carillo, Marques de la Guardia nach Valladolid; einer von den alten Herren, die durch ihr galantes und höfliches Betragen ihr Alter in Vergessenheit zu bringen, und sich noch bey Frauenzimmern beliebt zu machen wissen. Einesmahls erzählte man ihm von ungefähr Don Alvaro's Geschichte, und auf das von mir entworfne Gemählde ward er begierig mich zu sehen. Um seine Neugier zu befriedigen, gewann er eine meiner Anverwandtinnen, die mich unter irgend einem Vorwande zu sich lockte. Abgeredetermaßen fand er sich daselbst ein, sahe mich, und ich gefiel ihm, ungeachtet der Spuren, die der Kummer auf mein Gesicht gegraben hatte. Doch, was sag' ich, ungeachtet? Vielleicht rührte ihn bloß jene traurige und schmachtende Miene, die so lebhaft für meine Treue sprach; vielleicht erzeugte grade meine Schwermuth seine Liebe. 80 Auch sagt' er mir öfter, er sähe mich als ein Muster standhafter Weiber an, und beneidete meines Mannes Loos, so bejammernswürdig es sonst auch wäre. Mit Einem Wort, ich machte solchen Eindruck auf sein Herz, daß er mich nicht zum zweytenmahle sehen durfte, um den Entschluß zu fassen, mich zu heirathen.

Durch Vermittlung meiner Anverwandtinn sucht' er seinen Zweck zu erreichen. Sie kam zu mir, stellte mir vor, es sey nicht billig, länger meine Reitze zu vergraben, da mein Gemahl, wie wir erfahren hätten, sein Leben bereits geendigt habe; ich hätte einen Mann genugsam beweint, mit dem ich nur wenige Augenblicke wäre vereinigt gewesen, jetzt müßt' ich die sich darbietende Gelegenheit nützen, und ich würde noch das glücklichste Weib unter der Sonne werden. Hierauf rühmte sie mir den Adel, das große Vermögen und den edlen Character des alten Marques.

Mit so vieler Beredsamkeit sie aber auch alle seine Vorzüge in's Licht zu setzen wußte, so konnte sie mich doch nicht überreden. Nicht etwa, daß ich an Don Alvaro's Tod gezweifelt, seine plötzliche Wiederkunft etwa besorgt hätte; das nicht, sondern die wenige Neigung oder vielmehr ein heftiger Widerwille für eine zweyte Ehe, da die erste so unglücklich ausschlug, war das einzige Hinderniß, das meine Anverwandtinn zu heben hatte. Auch ließ sie 81 sich nicht abschrecken; vielmehr verdoppelte sie ihren Diensteifer für den Don Ambrosio. Sie zog meine ganze Familie in das Interesse dieses alten Herrn. Diese drang in mich, eine so vortheilhafte Partie anzunehmen; sie belagerte, bestürmte, peinigte mich deßhalb jeden Augenblick.

Ich konnte mich endlich nicht länger vertheidigen, gab ihrem dringenden Anhalten nach, und ehlichte den Marques de la Guardia. Zu dieser Ueberwindung meines Ehescheu's hatte – ich kann's nicht bergen – mein von Tage zu Tage wachsendes Elend nicht wenig beygetragen. Nichts geringeres als die gräßliche Noth, worin ich mich befand, konnte mich zu einem solchen Entschluß treiben.

Don Ambrosio führte mich den Tag nach unsrer Vermählung auf ein sehr schönes Schloß, das zwischen Gajal und Rodillas lag, unsern Burgos. Seine Liebe für mich war heftig; aus jeder seiner Handlungen leuchtete die Begierde hervor, sich mir gefällig zu machen; sogar meinen unbedeutendsten Wünschen befliß es sich zuvorzukommen. Nie bezeigte sich ein Mann achtsamer gegen seine Gattinn. Nie ein Liebhaber gefälliger gegen sein Mädchen. Ich bewunderte einen Mann von so liebenswürdigem Character, und gab mich einigermaßen über Alvaro's Verlust zufrieden, 82 weil ich einen solchen Mann, wie den Marques, glücklich machte. Ungeachtet unsers ungleichen Alters würd' ich ihn auch auf's leidenschaftlichste geliebt haben, hätt' ich nach meinem Alvaro noch irgend jemanden lieben können. Doch feste Seelen können nur einmahl lieben. Das Andenken an meinen ersten Gemahl machte also alle Bemühungen des zweyten, mir zu gefallen, fruchtlos. Ich konnte seiner glühenden Liebe mit nichts lohnen, als mit Erkenntlichkeit.

In dieser Verfassung war ich, als ich eines Tages, wie ich im Gartenfenster lag, um frische Luft zu schöpfen, eine Art Landmann gewahr ward, der mich aufmerksam betrachtete. Weil ich ihn für einen Gärtnerburschen hielt, kümmerte ich mich um ihn nicht weiter. Da ich ihn aber den folgenden Tag an dem nähmlichen Orte, in der nähmlichen Stellung wieder fand, fiel er mir sehr auf. Ich faßte ihn meiner Seits in's Gesicht, und nachdem ich selbiges eine Zeitlang betrachtet hatte, glaubt' ich in ihm Züge des unglücklichen Don Alvaro zu erkennen.

Diese Gleichheit richtete in allen meinen Sinnen eine unglaubliche Zerrüttung an. Ich stieß einen lauten Schrey aus. Zum Glück befand ich mich damahls mit Ines allein, derjenigen von meinen Mädchen, die am meisten mein Vertrauen besaß. Ich entdeckte ihr den 83 mich folternden Argwohn. Sie lachte nur darüber und glaubte, eine geringe Aehnlichkeit habe meine Augen getäuscht. Nur gutes Muths, gnäd'ge Frau, sagte sie zu mir, und bilden Sie Sich nicht ein, Ihren ersten Gemahl gesehen zu haben. Ist es wohl wahrscheinlich, daß er hier in Bauertracht seyn könne? Ist es sogar glaublich, daß er noch lebt? Ich wipseWipse. Wipsen, sich schnell nach einem Ort hinbegeben und gar nicht lange dort aufhalten. Dieß sinnvolle Niedersächsische Wort ist durch Bode in der vertraulichen Sprechart der Hochdeutschen längst eingeführt worden. Es kann aber schicklich nur von Frauenzimmern und Kindern gebraucht werden. – A. d. Uebers. in den Garten und rede mit dem Bauer, damit Sie Sich nur wieder beruhigen. Ich will schon herauskriegen, wer er ist, und es Ihnen augenblicklich melden. Ines eilte also in den Garten, und kam kurz darauf sehr bestürzt in's Zimmer. »Ihr Verdacht, gnäd'ge Frau, war nicht ungegründet. Ja, Sie haben den Don Alvaro gesehen. Er entdeckte sich mir gleich, und bath sich von Ihnen eine geheime Unterredung aus.« 84

Da ich den Augenblick den Don Alvaro sprechen konnte, weil sich der Marques zu Burgos aufhielt, so trug ich meinem Mädchen auf, ihn durch eine Hintertreppe in mein Cabinet zu führen. Sie können leicht urtheilen, in was für einer heftigen Bewegung ich mich befand. Ich konnte den Augenblick eines Mannes nicht aushalten, der mich mit Vorwürfen zu überhäufen berechtigt war. Wie er erschien, sank ich in Ohnmacht, als wär' es sein Schatten gewesen.

Er und Ines sprangen mir hurtig zu Hülfe, und nachdem sie mich wieder in's Leben zurückgebracht hatten, sagte Don Alvaro zu mir: Erhohlen Sie Sich, Sennora! Meine Gegenwart soll Ihnen keine Marter seyn! Ich bin nicht gesonnen, Ihnen den mindesten Kummer zu verursachen; ich komme nicht als wüthender Gemahl wegen der mir geschwornen Treue Rechenschaft zu fordern, und Ihnen Ihre jetzige Verbindung als ein Verbrechen auszulegen. Ich weiß, sie ist das Werk Ihrer Familie; alle Ihre deßhalb erlittenen Verfolgungen sind mir bekannt. Ueberdem konnten Sie dem in Valladolid ausgesprengten Gerücht von meinem Tode um so mehr Glauben beymessen, da kein Brief von mir Sie des Gegentheils versicherte. Endlich weiß ich, wie kümmerlich es Ihnen nach unserer grausamen Trennung ergangen ist, und daß eher Noth als 85 Liebe Sie in die Arme dessen geworfen hat, der . . . . . O! mein Herr, unterbrach ich ihn weinend, weßhalb wollen Sie Ihre Gattinn entschuldigen? Sie ist strafbar, da Sie noch am Leben sind. Warum bin ich nicht noch in der elenden Lage vor meiner Verehlichung mit dem Don Ambrosio! Unglückliches Bündniß! wenigstens hätt' ich den Trost, Sie in meinem Elende ohn' Erröthen ansehen zu können.

Meine liebe Mencia, erwiederte Don Alvaro mit einem Tone, der zu erkennen gab, wie tief ihn meine Thränen gerührt hatten, ich beklage mich über Sie nicht, und weit davon entfernt, Ihnen den schimmernden Zustand vorzuwerfen, worin ich Sie wiederfinde, schwör' ich Ihnen, daß ich dem Himmel dafür danke. Seit meiner traurigen Abreise aus Valladolid war mir das Glück stets entgegen, mein Leben nur eine Aneinanderkettung von Unglücksfällen, und um den Kelch meiner Leiden voll zu machen, konnt' ich Ihnen keine Nachricht von mir geben. Ihrer Liebe allzugewiß, stellt' ich mir unaufhörlich die Lage vor, worin meine leidige Zärtlichkeit Sie versetzt hatte; sahe Sie in Thränen zerfliessen, und dieß war das größte meiner Leiden. Oft, muß ich gestehen, warf ich mir das Glück, Ihnen gefallen zu haben, als ein Verbrechen vor; wünschte, Sie möchten Sich einem meiner 86 Nebenbuhler ergeben haben, weil der Vorzug, dessen Sie mich gewürdigt, Ihnen so theuer zu stehen kam. Gleichwohl brannt' ich, nach sieben Jahren voller Leiden, mehr denn je für Sie, fühlte den heissesten Drang, Sie wiederzusehen.

Endlich endigte sich meine Sclaverey, und nun konnt' ich diesem heftigen Trieb' ein Genüge leisten. Unter dieser Verkleidung ging ich, auf die Gefahr entdeckt zu werden, nach Valladolid. Dort erfuhr ich alles. Ich kam nachher auf dieß Schloß, und fand Mittel, mich mit dem Gärtner bekannt zu machen, der mich zum Gefallen angenommen hat. Auf solche Art sucht' ich eine geheime Unterredung mit Ihnen zu erlangen. Bilden Sie Sich aber nicht ein, daß ich Sie durch meinen hiesigen Aufenthalt im Genuß Ihrer Glückseligkeit stören will. Ich liebe Sie mehr, denn mich selbst; Ihre Ruhe ist mir theuer, und ich will nach dieser Unterredung, fern von Ihnen, die traurigen Tage verleben, die ich Ihnen aufopfere.

Nein, Don Alvaro, rief ich bey diesen Worten, nein! Der Himmel hat Sie nicht vergebens hieher gesandt. Ich werde nicht zugeben, daß Sie mich verlassen. Ich reise mit Ihnen, und nur der Tod soll uns hinfort scheiden. Folgen Sie mir, erwiedert' er, bleiben Sie beym Don Ambrosio, werden Sie nicht 87 die Gefährtinn meines Elendes, lassen Sie mich dessen ganzes Gewicht allein tragen.

Er sagte mir noch viel dergleichen, je geneigter er aber schien, sich meiner Wohlfahrt aufzuopfern, je weniger gestimmt fühlt' ich mich, darein zu willigen. Als er sahe, daß es mein Vorsatz sey, ihm zu folgen, änderte er plötzlich den Ton, und nahm eine zufriednere Miene an: So ist das Ihr ernstlicher Wille, Madam? Nun dann, liebe, süße Mencia, da Du mich so liebst, da Du den Schooß der Glückseligkeit verläßt, um mein Elend zu theilen, so laß uns nach Betancos, in das Innerste von Gallizien, hinziehen. Dort werden wir sicher wohnen. Meines Vermögens haben mich zwar meine Widerwärtigkeiten beraubt, aber nicht Aller, die mich liebten. Mir sind noch einige Busenfreunde geblieben, die mich in den Stand gesetzt haben, Dich zu entführen. Durch ihre Unterstützung habe ich zu Zamora einen Wagen machen lassen, und habe Maulthier' und Pferde gekauft. Drey der entschlossensten Gallizier, mit Carabinern und Pistolen bewaffnet, sind meine Begleiter, und erwarten im Dorfe Rodillas meine Befehle. Laß uns Don Ambrosio's Abwesenheit nutzen. Der Wagen soll vor das Schloßthor fahren, und wir werfen uns hinein.

Ich willigte darein. Don Alvaro flog nach Rodillas, kam in Kurzem mit seinen 88 dreyen Gefährten zurück, und entführte mich im Angesicht meiner Mädchen, die erschrocken davon flüchteten, weil sie nicht wußten, was sie von dieser Entführung denken sollten. Ines allein wußte, wie es damit zusammenhing; sie wollte aber nicht mit mir ziehen, weil sie einen Kammerdiener vom Don Antonio liebte. Ein Beweis, daß die Anhänglichkeit der treusten von unsern Leuten nicht gegen die Liebe Stich hält.

Ich stieg also mit dem Don Alvaro in den Wagen, und nahm nichts weiter mit, als die Kleider und den wenigen Schmuck, den ich vor meiner zweyten Verbindung gehabt hatte; von allen den Brautgeschenken des Marques mocht' ich nichts mitnehmen. Wir reisten nach Gallizien zu, ohne zu wissen, ob wir dort glücklich ankommen würden. Wir mußten besorgen, Don Ambrosio möchte nach seiner Rückkehr uns mit einer ansehnlichen Begleitung verfolgen und einholen. Gleichwohl fuhren wir zwey Tage, ohne irgend einen Reiter auf unsrer Fährte zu sehen. Wir hofften, den dritten Tag würd' es eben so gehen, und unterredeten uns sehr ruhig. Don Alvaro erzählte mir jetzt die traurige Begebenheit, die zu dem Gerüchte von seinem Tode Anlaß gegeben, und wie er nach einer fünfjährigen Sclaverey seine Freyheit wieder erlangt hatte, als wir auf der Leonerstraße denen 89 Räubern aufstießen, bey denen Sie Sich befanden. Ihn, meinen Alvaro, haben sie sammt allen seinen Leuten umgebracht; ihm fliessen die Zähren, die Sie mich diesen Augenblick vergiessen sehen.

 


 << zurück weiter >>