Franz von Kobell
Wildanger
Franz von Kobell

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Auerhahnfalz.

                        Wenn die Buchen knospen so denke dran
Und kürze den Schlaf o Waidemann,
Und zieh' zum Wald eh' graut der Tag,
Viel schöne Lust dir blühen mag.

Und lauschend birsche durch die Nacht
Um die alten Eichen mit Bedacht,
Nicht zagend ob des Käuzleins Ruf,
Der Herr auch bessere Vögel erschuf.

An den Auerhahn denk', an den Auerhahn,
Der allen an Stolz und Pracht voran,
Ihm gilt der nächtliche Waidwerksgang,
Er gilt seinem heimlichen Falzgesang.

Des Morgens Zwielicht das ist die Zeit
Wo er zu musiciren bereit,
Wo zwischen Mond- und Sonnenglanz
Die Hennen er lockt zum Hochzeittanz.

Horch! hörst du das leise klipp und klapp,
Es trägt's der Wind wohl auf und ab,
Horch! jetzt der Hauptschlag, nun voran,
Das Schleifen schließt sich deutlich dran.

Da springt der Waidmann, lauscht und springt,
Das Falzen immer näher klingt,
Wo steht der Hahn, der Tag schon graut,
Das Aug' nach allen Gipfeln schaut.

Sieh! dort der Ast da regt sich 'was,
Da steht er, nun genau ihn faß
Und wenn er schleift, fahr' keck hinein
Und schieß nicht wankend, er ist dein.

Und rings der Schuß die Vöglein weckt,
Die schlafend in Busch und Baum versteckt
Und keines von ihnen bekümmert der Tod,
Sie alle frisch grüßen das Morgenroth.

Die Drossel beginnt den melodischen Reih'n,
Es zwitschern die Meisen und Finken drein
Und die Rothkehlchen auch, es wird laut überall
Von Lieben und Locken in fröhlichem Hall.

O wie hold sind die Lieder, wie hold euer Sang,
Wenn gnädig Hubert, wenn das Waidwerk gelang,
Doch wenn es mißlungen im trügenden Licht,
Dann schweigt nur ihr Vöglein, dann hört man euch nicht.


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