Franz von Kobell
Wildanger
Franz von Kobell

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Die Treibjagd.

Rehe, Füchse und Hasen und dazu die Waldschnepfen sind die gewöhnlichen Elemente der herbstlichen Treibjagden. Wie es dabei hergeht weiß jedermann und wenn die Anordnung eine tüchtige und wenn es auch an schönen Beigaben nicht fehlt, so ist die Treibjagd gewiß jedem Waidmann willkommen. Ich habe, letzteres betreffend, viele Jagden mitgemacht, wobei jedesmal der Trieb durch Waldhörner angeblasen wurde und die kleinen Fanfaren, welche der Wind bald stärker bald schwächer über Wald und Haide hinträgt, sind mir lieber gewesen, als die Variationen die man in einem Horn-Concerte verarbeitet. Die waidmännische Stimmung kann auf keine andere Weise so angenehm erregt und erhöht werden, als durch diese wehenden Töne und da ihnen gerne jeder lauscht, so wird auf solche Stille dann das beginnende Treiben und Jagen der Hunde um so lebendiger und spannender. Abgesehen vom Schießen selbst kann man beim Treiben mancherlei Beobachtungen über das Wild und seine Natur anstellen, welche ergötzlich und belehrend sind. Da kommt ein Häslein gebockelt und hält plötzlich an, nach dem Lärmen lauschend und sinnirend was zu thun, und daneben schleicht ein Fuchs aus dem Busch. Er bemerkt den Hasen wohl und wirft auch einige begehrliche Blicke nach ihm, aber jetzt ist's nicht an der Zeit sich mit Fangen und Würgen zu beschäftigen und auch der Hase, wenn er den Fuchs sieht, erschrickt nicht so sehr, als wisse er, daß der Schelm nun selber besorgt seyn müsse, aus der Noth zu kommen. So habe ich sie öfters ziemlich nahe nebeneinander laufen gesehen und hat mich gemahnt, wie auch Menschen die sich feindselig gesinnt sind, allen Groll in gemeinschaftlicher Gefahr vergessen. Freilich kommt's mitunter vor, daß ein rechter Hauptspitzbub von Fuchs es doch nicht lassen kann, einen Schnapper nach dem verblüfften Hasen zu machen, wenn sie der Zufall gar zu nahe zusammenführt, ja es ist sogar beobachtet worden, daß er den Hasen vor den Schützen gewürgt, meistens aber ist es nur eine momentane Vergessenheit und schnell überkommt ihn wieder der Ernst der Lage und er läßt den armen Teufel seine Wege laufen. Und naht eine Rehgais mit zagendem Schritte, an allen Läufen zitternd, so sieht sie dem Schützen wohl in's Auge, als wollte sie fragen, ob sie ungefährdet ziehen dürfe und der rechte Waidmann wird sie gewiß nicht erschrecken, wie solches abgeschmackter Weise zuweilen von jungen und alten Buben geschieht. Gar seltsam ist zu bemerken, wie verschieden die individuellen Ansichten des Wildes sind sich in Sicherheit zu bringen. Man sollte meinen, wenn ein Hase gegen die Treiber rennt und es kommt ein anderer von dorther, der ihm begegnet, er würde mit diesem nun umkehren; zuweilen geschieht es, aber oft auch rennt er fort, wie er es sich einmal in den Kopf gesetzt hat; oder es spielt ein solcher Lampe gleichsam Verstecken mit einem gewaltigen Hühnerhund, der fortwährend auf der Fährte herumtappt oder setzt sich ganz philosophisch unter einen dichten Tannenbusch, wartend bis der lärmende Treiber vorüber ist und macht sich dann in den Bogen zurück, während ein anderer ohne Hund und Treiber über Hals und Kopf daherrennt, als hätte ihn schon einer beim Genick. Mancher hinwieder scheint sich auch weiß machen zu wollen, der ganze Spektakel gehe ihn eigentlich nichts an, er knackelt und trippelt immer auf einem Fleck herum bis der aufpringende Daxl den schönen Wahn zerstört. Geärgert hat mich immer, wenn sich ein stolzer Rehbock in solchen Momenten ganz dem Verstand seiner Gais überläßt und ihr wie ein kleiner Bub seiner Mutter nachläuft; dieser Mangel an Selbstvertrauen, diese Huldigung gegen die intellectuelle Superiorität des weiblichen Geschlechts wirft auch einigen Schatten auf den edlen Hirsch wie auf den Gemsbock, denn sobald sie in gemischter Gesellschaft angejagt werden, überlassen sich die meisten der Führung der Weiber.

Auch zu Studien der menschlichen Psychologie findet sich bei der Treibjagd Gelegenheit.

Man beobachte z. B. die Schützen, wenn sie nach vollbrachtem Tagwerk die trauliche Zechstube vereinigt. Welches Gemisch der verschiedensten Stimmungen!

Hier freudestrahlende Jünglinge, die ihren ersten Hasen geschossen haben oder gar einen Fuchs, welche Aufregung! Jeder erzählt sein Abenteuer, jeder schießt den Hasen in Gedanken noch duzendmal und immer kommt er wieder dahergesprungen und wird abermals geschossen, jeder weiß jetzt, wie man's machen muß, jeder ist nun ein Waidmann und kann mitreden. Der Hut wird mehr und mehr nach der Seite gerückt, die Tabakswolken gehören nothwendig zum errungenen Himmel und sind die Bursche von rechtem Zeug, so haben sie auch ein Jägerlied gelernt (wird aber immer seltener in unseren Tagen) und singen dann flott weg zum Ergötzen der Alten. Da ist der schon im 17. Jahrhundert bekannte »Jäger aus Churpfalz« mit seiner schönen Melodie und seinem schlechten Text, oder »Auf, auf zum fröhlichen Jagen! auf, in die grüne Haid!« etwas zopfisch aber gemüthlich,Mit mancherlei Variationen. Ursprünglich von G. B. Hanke. dann »Im Wald und auf der Haide, da hab' ich meine Freude« (von Bornemann), und bei uns oberbayrische Lieder und Schnaderhüpfeln, schneidig, daß es einen von der Bank aufhebt. – Dabei sitzt wohl auch einer, der die Wunde im Herzen hat, die er nicht auf sein Wild anbringen konnte; der Arme hat sein Stück gefehlt, vielleicht sogar, daß es Andere gesehen haben, er entschuldigt freilich, aber die unerbittliche Gewissensstimme spricht immer drein, daß nichts zu entschuldigen sey. Wer diese Schmerzen nicht erlebt hat, war nie ein Waidmann und hätte er noch so viel geschossen. Und betrifft's nun erst einen Gemsbock, einen Hirsch! man glaubt's nicht und es ist auch nicht zu beschreiben, wie es das Herz packt, nur Liebesunglück hat ähnliche Gewalt.Ein altfranzösischer Spruch, welchen Gaston Phebus citirt, sagt:

»De chiens, doyseaulx, darmes et damours
Pour une joye cent doulours.«
Dort aber lärmt und lacht einer gerade darüber, daß er schmälig gefehlt hat, er weist jede Entschuldigung Anderer weg, er hat eine wahre Freude daran, daß er sich so ungeschickt wie möglich benommen und prahlt, daß er es immer so mache; allgemeines Gelächter schallt um ihn und er merkt nicht darauf, wie sich ein Graubart mit unwirschem Murmeln von »Hanswurst« und dergleichen abwendet. Dann sieht man eine Gruppe in lebhaftem Gespräch über die verschiedensten Jagdartikel; der eine docirt, wie er am schnelleren Laufen sogleich den Rammler erkenne, der andere, daß die Hasen verschiedener Gegenden überhaupt sehr ungleich schnell laufen.

»Was will ein flüchtiger Hase hier heißen, sagt er, da sollet Ihr das Rennen der Frauenberger Hasen sehen, das geht anders vom Fleck u. s. w.«So behauptet auch schon Xenophon, daß die Hasen aus gebirgigen Gegenden schneller laufen als die aus ebenen. Ein dritter zeigt eine Handvoll Wolle, die er einem Hasen, der ein Männlein machte, ausgeschossen, und doch ist der Hase davon gelaufen; wie's nur möglich seyn kann! Jedem zeigt er die Wolle und Jedem erzählt er das merkwürdige Fortrennen. Man spricht von gutem und schlechtem Brand der Flinten, von Waidmannsetzen, vom Verhexen und knüpfen sich mancherlei Historien an, so vom verwunschenen Hasen im Schmierwald bei Aub, den ein Jäger dreimal niederschoß, ohne daß er ihn auf dem Platze, wo er fiel, finden konnte, bis er zuletzt dem umpurzelnden Hasen nahe genug rasch drauf hinsprang und nun mit ihm versank, während ein fremder Mann mit höllischem Gelächter zusah. – Einem andern Schützen erging es ähnlich mit einem Fuchs, den er maustodt auf seinen Stand zog und hinter sich legte; nach dem Trieb war der Fuchs fort und kein Hund konnte ihn mehr finden, ein anderer schwört, er hätte die Gewichteln deutlich gesehen und wie er den geschossenen Bock aufnehmen will, ist keine Spur von Gewichteln am Kopf und ist eine leibhaftige Gais! – Man betrachtet mit Neugierde bekannte Meisterschützen, aber der Neid flüstert auch über den einen und anderen, daß er sein Taroksolo nur spiele, wenn's gedruckt sey (nicht zu verlieren) d. h. er schieße nur, wo er ganz sicher treffen müsse, oder man raunt sich in die Ohren, die Notabilität habe auch auf obige Gais geschossen aber glücklicherweise gefehlt und erzähle nun, es wäre ein Schnepf gewesen, der in's Dickicht gefallen und den der Jäger finden werde.

Die seltsamsten Individuen sind aber diejenigen, welche ihr Glück, sie haben z. B. ein paar starke Böcke geschossen, mit so hölzerner saurer Miene mittheilen, als wäre ihnen das größte Unglück geschehen. Und gerade diese Gesellen ohne Freud und Leid, ohne Sang und Klang, sind es, welche oft das Meiste schießen. O du schöne Diana, du guter St. Hubertus und Eustachius und Martinus, wie mögt ihr an so langweilige Puffer eure Gunst verschenken! Während ein heißblütiger Jünger des Waidwerks Alles aufbietet, um Anlauf zu haben, während er sich auf dem Stand kaum zu athmen getraut, hat der erwähnte Philister keine Spur einer Aufregung, er schnupft und räuspert und nießt als säße er zu Haus auf der Ofenbank und doch kommt ihm der Fuchs und der Bock und er schießt sie nieder ohne zu wissen, wie. Während der Eine nicht schlafen kann in Erwartung des kommenden Jagdtages oder in Betrachtungen über den vergangenen, schnarcht der Andere nicht nur die ganze Nacht, sondern, findet er auf seinem Stand einen bequemen Sitz, so schläft er auch da noch ein Stückchen, bis ihn der anjagende Hund aufweckt, erhebt sich dann gemüthlich und schießt sein Stück mit mehr Ruhe als er auf der Kegelbahn die Kegel umschiebt. Ist der Mann gar noch seines Zeichens ein Wirth oder Kaminfeger, so ist nicht gegen ihn aufzukommen, bei uns wenigstens stehen diese im Rufe eines besondern GlückesAuch von den Schullehrern ist bekannt, daß sie guten Anlauf haben und gilt von ihnen oft der Spruch:

Quisquis amat cervam, cervam putat esse Minervam.
und sieht man auf dem Streckplatz einen Capital-Bock oder einen »Fetzen-Fuchs« liegen und fragt, wer hat ihn geschossen und es heißt: der Wirth, der Kaminfeger, so kann man immer hören: »Versteht sich, allemal, wie magst fragen« u. dergl. – Diana als Patronin eines Kaminfegers und Hubertus als Patron eines Bierzäpflers, wer kann einen Vers darauf machen, welche Geheimnisse sind da im Spiel! Mancher brave Waidmann, der es beobachtet und drüber nachgedacht hat, wußte am Ende nichts zu sagen als »das ist zum Teufelholen!«

Freud und Leid wechseln bei solchen Jagden oft wunderlich, zuweilen aber hängt sich ein Jagdpech so bitterbös an sein Opfer, daß die besten Mittel dagegen nichts helfen. Da steckt ein Fuchs kaum die Nasenspitze aus dem Busch und schlägt auch wieder um oder er kommt von hinten, man hört ihn in den dürren Blättern, wendet sich und sieht gerade noch die Ruthe wo er in's Dickicht fährt; da springt ein flüchtiger Hase in dem Augenblick wo man abzieht in eine Vertiefung, von der man keine Ahnung haben konnte, er kommt noch einmal zum Vorschein aber im engsten Stangenholz, der zweite Schuß klappert an die Stangen, der Hase rennt fort. Jetzt hört man die Hunde, sie jagen auf den Stand zu, man eilt was möglich mit dem Laden, es sind nur noch die Kapseln aufzusetzen, in diesem Augenblick steht ein Rehbock da, schaut einen verlegen an und ohne sich besonders zu beeilen springt er auf wenige Schritte vorbei und ist verschwunden. Dann gibt es andere Annehmlichkeiten; man hat einen Hasen auf dem Korn, jetzt! aber er macht schon einen Purzelbaum, der Nachbar war etwas schneller oder die Flinte versagt, oder es kugelt wohl ein Häslein um, erholt sich aber so schnell wieder, daß man ihn nur mit Verwunderung zu andern Schützen laufen sieht. Man kommt oft mehrere Tage nicht zum Schusse, während es überall kracht und doch hat man von holder Hand eine Blume oder ein Band erbettelt und hat sie so hoffnungslustig auf den Hut gesteckt. Man erhält die besten Stände, nützt nichts. Endlich bringen ein Paar flinke Hunde einen Hasen daher, aber o weh sie sind so nahe hinter ihm, daß man nicht schießen kann, man will ihn durchlassen, um rückwärts zu schießen, da fangen ihn die verdammten Hunde und reißen ihn in Stücke, ehe man nur abwehren kann.

Mehr oder weniger heißt es von all' solchem Unglück: »Man hat dir einen Waidmann gesetzt.« Es spricht darüber der berühmte Flemming, indem er eine Ermahnung über die Sündhaftigkeit des Aberglaubens voranschickt. Da heißt es unter anderm:

»Es ist bekandt genug, daß unter den Jägern mancherley Zauberwerk und abergläubisch Wesen vorgehet; Bald wollen sie einander die Büchsen versprechen, bald sich an demjenigen auf eine empfindliche Art rächen, der ihnen an ihrem Gewehr einen Possen gethan; bald wollen sie ein Wild schiessen, welches im Walde umfallen soll, wenn sie nur zu ihrem Fenster heraus einen Schuß gethan. Da wollen sie die Kugeln täuffen, die hernach niemals fehlen, und von sonderbarer Würkung seyn sollen, da beten sie gewisse Narren-Possen, wenn sie früh auf die Jagd gehen, um glücklich zu seyn; da wollen sie sich auf eine unzuläsige Art die Gunst des Frauenzimmers zuwege bringen, da wollen sie auf eine abergläubische Art ihre Büchsen zurichten und was dergleichen sündliche und abergläubische Possen noch viel mehr sind, die unter gottlosen Jägern im Schwange gehen. Es lernt es immer einer von dem andern, und mancher bildet sich ein, er sey schon ein guter Jäger, wenn er nur viele solche Teufelskünste machen und viel einfältige und alberne Weyde-Sprüche herbeten kann.« Nach dieser Exposition sagt er man solle sich, wenn eine Büchse bezaubert scheine, wohl aller natürlichen Möglichkeiten der Ursache, wie sie etwa zu verderben, erinnern, unter anderem auch ob man sie nicht etwa in's Bett gelegt habe, »da sich die Atomi hineingezogen, welches ihr ebenfalls nicht gut,« und dann fährt er fort:

»Dafern er (der Jäger) aber genugsam versichert, daß er im geringsten nicht Schuld, sondern daß böse Leute einen solchen sogenannten Weydemann gemacht, es rühre nun solches von den Bauren her, die er einmal in der Haide im Holz gepfändet oder von den benachbarten Schützen aus Neid, so kann er, ohne die geringste Sünde zu begehen, oder sich Verantwortung darüber auf den Hals zu ziehen, einem solchen gottlosen Menschen auf folgende Art schaden: Hat man geschossen und merket, daß das Wild getroffen, es laufft aber dennoch davon, und es lassen sich in dem Rohr oder auf der Pfanne kleine blutrothe Körnlein sehen, so ist diß eine Marque, daß das Rohr bezaubert ist; Will man nun einen solchen Bösewicht plagen, und wieder zur Raison bringen, so wischt man inwendig die Büchse mit Werg reinlich aus und streuet ein vom Römischen oder Cyprischen Vitriol nebst Gummi Tragant zubereitetes sympathetisches Pulver in den Laufft oder auf das ausgewischte Werg, nimmt die Schwanz-Schraube heraus, und macht in der Küche auf dem Herd einen Rauch von Haaren, Schwein-Koth und Ochsen-Klauen, wodurch ein greulicher Gestank entstehet. Hat nun solcher durch den Laufft das sympathetische Pulver berühret, so empfindet der Zanberer große Schmerzen in den Augen und Gestank in der Nase per Antipathiam, daß er gezwungen wird, über Hals und Kopff zu lauffen, und Hülffe zu suchen, weil er wohl weiß, wo derjenige wohnhafft ist, welchem er einen Possen thun wollen. Will man nun diesem Menschen wieder eine Hülffe erzeugen, so wirfft man nur das Gewehr in fließend Wasser, oder läßt den Laufft durchspielen, so empfindet er Linderung. Soll er Reissen im Leibe haben, streuet man das sympathetische Pulver in den nassen Laufft, wie er losgeschossen, giesset recht scharffen rothen Wein-Essig in den Laufft, stopffet alles feste zu, und setzet die Büchse bei Seite in Winkel, so wird sich der Thäter bald melden. Dieses sympathetische Pulver wird in dem Monat Junio, wenn die Sonne im Löwen würket, durch die Sonne distilliret, bei heissem Sonnenschein vier Wochen in das Trockne gesetzt, in einem steinernen Mörser klar gerieben, jedes vier Wochen absonderlich in die Sonne gesetzt, nachmahls zusammen vermischt, in einer hölzernen Schachtel an einem temperirten Orte, der nicht zu trocken, nicht zu feuchte, nicht zu kalt und nicht zu warm, zum Gebrauch verwahrlich aufbehalten.«

Noch DöbelAusgabe von 1746. Thl. III. S. 114. versichert, daß ihm ein solcher Possen einer verderbten Flinte im Württemberger Land geschehen: »daß ich nichts (ob es auch noch so nahe vor mir gesessen, gelauffen oder geflohen) damit todtschiessen können, welches mir ein alter Waidmann gethan, mir auch selbst zugestanden, daß er mich als einen jungen Menschen, und als dortigen Ausländer probiren wollen. – Ich stand das Malheur über acht Tage aus, da ich doch darbei zu versichern, eine andere Flinte borgte. Mit selbiger konnte ich gute Dienste thun, aber mit meiner nicht, bis ich mir geholfen, gebrauchte hiergegen eine Antipathie, welche ich auch hier mit anführen will und finde mich verbunden, dem Waidwerks-Liebhabenden hiermit an die Hand zu gehen, damit er sich gegen solche Bosheit präcaviren könne. So nehme und schieße man einen Sperling, man muß aber fein nahe dabei hingehen, daß ihn die Hagel doch niederschlagen und man ihn vollends fangen kann. N. B. Wenn die Flinte recht verderbt ist, wird man nichts todtschiessen können. Der Sperlingskopf wird an den Krätzer des Flintenstockes geschraubet, und damit in das Flintenrohr gefahren und durchgewischt. Nach diesem wird eine weiße Zwiebel genommen, und ein Leinwandlappen damit bestrichen, vorher aber mit der Zwiebel auch in das Rohr hineingefahren, und darauf mit dem bestrichenen Lappen das Rohr vollends ausgewischt. Alsdann wird der Sperlingskopf und die Zwiebel in den Lappen gebunden und in den Schornstein und Rauch gehänget; so wird es sich mit der Flinte bald ändern oder aber der gute Freund wird sich einfinden. Man schmeist es sodann in etlichen Tagen wieder aus dem Rauche heraus und den ersten kleinen Vogel, den man zu Schusse haben kann, schießt man und wird man den auch gut treffen, wird solcher ins Rohr auf das Pulver geladen, wenn es auch nur Stückchen davon seyn, und in die Lufft geschossen. Probatum est.«

Zweckmäßiger ist es, sich überhaupt vorzusorgen, daß einem kein Waidmann gesetzt und das Rohr verderbt werden kann und da ist unter mehreren andern ein sehr einfaches Mittel bei Döbel mitgetheilt:

»Zuvörderst befehle man sich dem dreyeinigen Gott, ehe man aus dem Hause gehet; ferner, wenn man aus dem Hause kommt, ziehe man den Lade-Stock heraus, und stoße selbigen dreymal auf die Erde und sodann in den Laufft, und wieder an seinen gehörigen Ort, desgleichen die Mündung vom Rohre auch dreymal auf die Erde gestoßen. Es ist solches eine Antipathie gegen des andern Sympathie.«

Noch gegenwärtig kann man von dergleichen hören, namentlich bei den Treibjagden, wo verschiedenes Volk, jung und alt, zusammenkommt. Sitzen dann in der Herberge die Gläubigen beisammen und klagt oder flucht einer, man habe ihm einen Waidmann gesetzt oder seiner Flinte etwas angethan, so deutet ein anderer wohl geheimnißvoll nach einem schweigsamen finster dreinschauenden Jäger, wenn dieser den Rücken wendet. »Der kann's, flüstert er, das ist ein solcher, hast du einen Handel mit ihm gehabt?« und nun wird in die Ohren geraunt und von den Künsten gesprochen und gedroht, wie man sich rächen wolle.

Es gibt aber auch Mittel, daß man immer trifft und werden sie in unserer Zeit für unnütz erklärt und daß sie nichts helfen und helfen können, so ist damit schon ausgesprochen daß der Glaube daran abhanden gekommen. Es ist aber eine bekannte Sache, daß jedes Werk der Sympathie oder betreffender Wunderkunst nur gelingen kann, wenn der feste Glaube daran besteht. Man soll also zuerst wieder diesen Glauben lernen und dann prüfen, statt in den Tag hinein zu räsonniren und sich über die verborgenen Geheimnisse der Natur lustig zu machen. So sagen die, welche noch nicht von der dünkelhaften Weisheit unserer Zeit geblendet sind. Geht mir mit euren Naturwissenschaften, rufen sie aus, aber das Kapselfeuer ist ihnen doch lieber als das Steinfeuer und ausreichend, davon zu wissen, daß man die Kapseln beim Peter oder Paul kaufen kann.

Wir mischen uns nicht in solche Streitigkeiten und so seyen hier auch einige Treffrecepte mitgetheilt.

»Nimm Herz und Lunge von einem Wiedehopf, der niemals auf die Erde gekommen, binde sie auf den linken Arm, so triffst du was du kannst.«

»Suche eine Natter vor S. Georgi, haue ihr den Kopf ab, thue alsbald in beide Augen und Mund eine Erbse, grabe den Kopf unter eine Brücke, worüber man reitet und fährt. Lasse ihn sieben Wochen und drei Tage darunter, so werden die Erbsen wachsen; diese stoße zu Pulver, so wirst du gewiß keinen Schuß fehlen, wenn du deine Ladung damit vermischt hast.«Jägerbrevier. Aus dem gewehrgerechten Jäger. Stuttgart 1762.

Dieses Mittel ist gewiß sehr einfach, nur ist der Gebrauch etwas beschränkt, denn wer z. B. viele Hühnerjagden mitmacht, hätte wohl seine Noth, die erforderlichen Nattern aufzutreiben, selbst wenn sie nicht auf S. Georgi gefangen werden müßten. – »Man kann auch das Herz von einer Fledermaus unter das Blei bei dem Giessen mischen, damit kann man Alles tödten, was recht getroffen worden.« Um alle Geschoße unfehlbar treffend zu machen, dient:

»So nyme eynen schwartzen haushahnen, da keine eyniche (einzige) weiße Feder an ist, vnd würge in mit eynem newen messer, vnd nyme das Hertz heraus vnd lege es in eyn loch in eyner mauren vnd lasse es neun tage darinnen liegen, vnd am neundten tage, so gehe wieder dartzu in derselben stunde, da du es hineingeleget hast, so findest du ein ringlein, das stecke an die lynke handt.«

Warum eine Schrottflinte gut schießt, die andere nicht, warum die eine einen starken Brand macht, die andere keinen, das sind bis jetzt nicht ergründete Geheimnisse. Soviel ist richtig, daß in dem alten Spruche

»Viel Pulver wenig Schrot
Ist des Hasen sicherer Tod«

eine Wahrheit steckt, die mancher Flinte helfen kann, Alles aber ist damit noch nicht abgethan. Für das Brandmachen haben die alten Jäger mancherlei Recepte. »Man lade das Rohr vorher bloß mit Pulver, fange sodann eine junge Schlange und stecke sie in's Rohr, lasse sie etliche Stunden darinne, und schieße sie alsdenn in einen Eichbaum: so wird man nachgehends gewahr werden, daß es fernerhin beßer d'raus stirbet. Man heißet dieses den kalten Brand im Rohre.«

Noch besser und approbirter aber, den heißen Brand im Rohre zu machen, so nimmt man das Rohr aus dem Schafft und muß man zusehen, daß man eine Blindschleiche findet, selbige thut man in das Rohr, stopffet das Rohr zu, läßet dasselbe also vierundzwanzig Stunden stehen, daß die Blindschleiche darinne sterben muß, ladet alsdenn das Rohr und läßt die Blindschleiche wieder hinein und schiesset sie in die Lufft, so wird man mit Verwunderung gewahr wie selbiges Rohr hernach tödtet.«Döbel a. a. O. S. 116.

Es gibt aber Schützen, denen kein Recept helfen kann. Entweder sind sie so langsam, daß sie nur allenfalls zu einer Schneckenjagd zu gebrauchen wären oder sie schießen gar nicht, theils wie betroffen das ankommende Wild anstarrend, theils nicht erkennend was es sey. Da hörte ich einen Münchener Bürger sagen: »dees Schiessen kimmt mi' verdammt hart a', denn meß' i' (ziele ich) so bleibt d'Sach nit steh' und meß' i' nit so triff i' nix.« Einem andern kam ein Waldschnepf (die Jäger sagen bei uns der Schnepf) aus dem Holz zugelaufen. Er sah ihn verwundert an, als aber der Schnepf ganz nahe vor ihm aufstand, da zappelte er gewaltig mit dem Schießen und verpuffte vergebens seine beiden Schüsse. Nach dem Trieb fragte sein Nachbar warum er denn den Schnepfen nicht im Laufen geschossen habe. Lachend sagte er: »Ja denkens Ihna, z'Fuaß hab' i' 'n nit kennt.« (Zu Fuß habe ich ihn nicht erkannt.) Er hatte die Schnepfen immer nur streichend gesehen.

Natürlich wird das Thema des Schießens auch viel besprochen ob man vorhalten oder nicht vorhalten soll, wie weit man vorhalten solle, wie man sich bei grobem oder feinem Visiren zu verhalten habe &c. Darüber lassen sich nicht leicht Vorschriften geben, die jeder für sich passend finden wird, drum ist auch der Gegenstand sehr zur Disputation geeignet. Der verstorbene Herzog Max von Leuchtenberg war ein ausgezeichneter Schütze ohne viel Rechnens um einen Schuß zu machen. Er hatte einen so sichern Anschlag, daß ich ihn einmal eine Doublette auf Fasanen machen sah, da doch zufällig der Flintenriemen auf die Schiene zu liegen gekommen war. Er sagte mir auch, daß er immer nur den Fasan ansehe, auf's Korn niemals achtgebe. Manche Schützen behaupten, auf gewöhnliche Schrotschußweite fast gar nicht vorzuhalten, andere bezeichnen es als unerläßlich, studirtere sprechen von der mitgetheilten Bewegung und beweisen aus dem Gesetz vom Parallelogramm der Kräfte, daß bei bewegtem Rohre der Schuß niemals in der Richtung gehe, welche das Rohr im Augenblick des Abziehens habe, sondern immer seitwärts in der Richtung der Flintenbewegung &c. Eine Autorität in der Physik, Professor Jolly dahier, wurde deshalb einmal um ein Gutachten ersucht und es fiel dahin aus, daß die mitgetheilte Bewegung allerdings den oben bezeichneten Einfluß habe und man deshalb unter Umständen einen entfernten Gegenstand treffen könne, welcher dem Auge des Schützen z. B. durch eine nahestehende Mauer verdeckt sey, daß man also in der That »um's Eck« (dieses freilich sehr stumpf) schießen könne, wovon so oft scherzweise gesprochen wird. Es sey ferner für größere Distanzen ein Vorhalten unerläßlich, weil die Kugel in einer Sekunde nur 1000 Fuß mache, ein Wild aber in derselben Zeit 30 und 40 Fuß Weges zurücklegen könne und die mitgetheilte Bewegung dieses Verhältniß nicht ausgleiche. Bei kleinen Schußweiten und beim Schrotschießen sey aber schon wegen der Zerstreuung der Schrote das Vorhalten weniger und nur bei schnell bewegtem Gegenstande nothwendig. Die bezüglichen Details habe ich im Anhang dieses Buches unter »Schießen« mitgetheilt.

Das Kugelschießen mit dem Schrotschießen gehörig zu vereinigen und die Eigenthümlichkeiten eines jeden zu beachten, hat auch seine Schwierigkeiten, ebenso das Ermessen, ob der Schuß überhaupt zu versenden, der Gebrauch des Zwillings &c. und es knüpfen sich daran die verschiedenartigsten Vorwürfe und Vorsätze:

        Ei ei, verdammt! daß mir der Bock
So schmählich durchgekommen,
Wie hab' ich denn auch unbedacht
Das Korn zu grob genommen,
Man kann nicht mit dem Büchsenrohr
Wie mit der Flinte spielen,
Das Schrotgepuff bringt einen noch
Um alles feine Zielen!

Ei ei, verdammt! der Spielhahn war
Wahrhaftig nicht zu fehlen,
Wie konnt' ich mit dem Zielen nur
Mich gar so ängstlich quälen,
Ist doch die Flinte keine Büchs,
Ja ja, das Büchsenschießen,
Das macht zu langsam, kannst dich nicht
Zum flinken Wurf entschließen!

O Leichtsinn, hätt' ich's doch gespart,
Den zweiten Schuß zu machen.
Die Ente war einmal zu weit
Und dennoch mußt' es krachen,
Jetzt rauschen ringsum Enten auf
Als wollten sie mich fressen,
Ich werde diesen zweiten Schuß
Mein Lebtag nicht vergessen.

O Knickerei, den zweiten Schuß
So lächerlich zu sparen,
Ein Schrot wirft oft den Hasen um,
Man hat's genug erfahren,
Nicht schießen, heißt's, ist auch gefehlt
Und was hätt's können schaden,
Kommt doch nicht Alles auf einmal
Und ist ja schnell geladen.

Bis in die neueste Zeit fanden sich bei den Treibjagden auch die geistlichen Herrn fleißig ein und Pfarrer und Beneficiaten, manchmal auch ein alter Canonikus mit einer einfachen langen Flinte mischten sich unter die Jäger. Es ist schon erwähnt worden, daß in den vergangenen Jahrhunderten vom Clerus das Waidwerk oft mit Leidenschaft getrieben wurde und daß man es mit dem »Esau venator erat quoniam peccator erat« nicht immer so genau genommen hat. Es mag hier über dieses Verhältniß noch Einiges angeführt werden. Schon zu Anfang des sechsten Jahrhunderts kommen Verbote gegen das Jagen der Geistlichen vor und Karl der Große bestimmte, daß die Klosterjagden durch Jäger besorgt werden sollen und daß nur einzelnen Geistlichen das Jagen für ihre Person zu erlauben sey. Allein die Geistlichen jagten und die Prälaten und Bischöfe wußten von den Kaisern immer mehr Jagden und Jagdgerechtigkeiten für sich und ihre Territorien zu gewinnen. Mit Vergrößerung ihrer Macht und mit der Erhebung zu regierenden Fürsten erschienen sie in zweifacher Person, als Bischöfe und Landesherrn, und den letztern stand der Wildbann und das Jagdrecht zu. Sie jagten nun als Landesherrn und war der Geistliche gleichsam die zweite Person, die den Rechten und Freuden des Regenten wie billig keinen Abbruch thun sollte. Vergebens wurden die älteren Verbote auf mehreren Concilien wiederholt, sogar mit Androhung des Bannes, die Jagdlust nahm zu und die Jägerei an den geistlichen Höfen wetteiferte mit der an den weltlichen. Die Bischöfe von Eichstädt hatten einen ErbjägermeisterNach Stisser scheinen die Bischöfe sogar früher Erbjägermeister gehabt zu haben als die Kaiser. wie Erbmarschall, Erbschenk und Erbküchenmeister, und ebenso um 1400 und 1500 das Bisthum Würzburg. Damals waren aber andere Zeiten und gefiel es wohl auch einem Bischof mit schönen Frauen zu tanzen, ohne daß darüber Lärm geschlagen wurde, wie solches von Johann II. Grafen von Werdenberg bei seinem Einzug in Augsburg geschah im Jahre 1496.Ist ja noch 1734, wie bei der Hirschjagd angeführt, ein Domherr bei einem maskirten Jagen als homme à deux visages mitgeritten. Burgbernheim mit seinen Jagden kam anno 1000 an das Stift Würzburg und Bischof Heinrich gebot daß »hinfüro zu ewigen Zeiten niemands anders hohen oder niedern Standes darinnen stellen, jagen, Hirschen, Schwein, Bären oder Reh fangen solle, dann ein Bischoff von Würzburg. Welcher aber ein solches überführe, der sollte allermassen darum gestraft werden, als hätte er das in Kaiser Otten selbst wäldern gethan.«

1584 beschwert sich das Dorf Geismar bei Fritzlar über das Hetzenreiten der geistlichen Herren und die Stadt Fritzlar klagt beim Kurfürsten von Mainz über die Jagdzüge der Chorherren.

In den Erlassen der Bischöfe von Bamberg und Würzburg aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert findet sich Alles berücksichtiget, was zur Hege des Wildes dienen kann, z. B. das Verbot, in der Setzzeit in den Hölzern Erdbeeren oder Schwämme zu sammeln, das Wild mit Schießen von den Feldern zu jagen, das sogenannte Prügeln der Hunde, Haussuchungen, Ueberwachung des Wildprethandels, des Gewehrverkaufs &c.

1734 besaß der Fürstbischof von Würzburg vier wohl ausgestattete Jagdschlösser, nämlich im Guttenberger Wald, zu Zellingen, Büchold und Rimpar. Auch Frauenklöster hatten es, wenn nicht zu persönlicher Jagdausübung, doch zu bedeutenden Jagdrechten gebracht.

Die Aebtissin des Klosters Chiemsee durfte 1462 mit ihren Hunden bis an die Mauern von München jagen und trafen zufällig die herzoglichen Hunde mit den ihrigen zusammen, da sie ein Aas im Walde fanden und fraßen »so sol man der Herrschafft Hundt hindan schlahen, hintz daß meiner Frawen Hundt des als geniessen und darnach erst der Herrschaft Hundt nyessen lassen.«Monum. boic. II. p. 512.

Bei diesen Verhältnissen kamen allerlei Wendungen vor, das Jagen zulässig zu machen. Der erste Versuch ging dahin zu behaupten, die Verbote bezögen sich nur auf die vierfüßigen Thiere aber nicht auf den Vogelfang und bald wurde dieser so eifrig getrieben, daß nach dem Zeugniß des LandmeterS. Stiesser. Forst und Jagdhistorie der Deutschen. S. 531. die Luft schier keine Vögel mehr hatte; dann unterschied man zwischen der lauten und stillen Jagd (inter venationem clamorosam seu horrisonam et placidam vel quietam) nämlich zwischen der Jagd mit Hunden, Hörnern und Waldgeschrei und dem Birschen oder Jagen mit Hilfe weniger Leute. Dann schrieb ein Florentiner Professor aus dem Servitenorden eine Vertheidigung des geistlichen Jagdvergnügens und kamen mehr dergleichen, und ein Felix Spatz bewies geradezu aus der Genesis, daß Gott als dominus directus der von ihm geschaffenen Erde, weiland Adam seinen Vasallen mit den wilden Thieren beliehen habe. Diese erste Investitur sey für Noah erneuert worden. Alle ihre Nachkommen also, die Theil an der Erde haben, seyen eo ipso von Gott auch mit der Jagd belehnt, woraus er dann für die begüterte Geistlichkeit folgerte, daß sie von Gott selbst zum Jagen berufen und höchstens aus Standesrücksichten verpflichtet sey, sich der venatio clamosa zu enthalten.S. Stiesser und Seibertz, das westphälische Jagdrecht. S. 99.

Wie hat sich das Alles geändert und wie seltsam nimmt es sich aus, wenn von Rechten und Geboten für ewige Zeiten gesprochen und geschrieben wurde! Das Jagen der Geistlichen ist in Bayern gegenwärtig fast auf Null reducirt und in manchen Diöcesen dürfen sie gar nicht mehr jagen, wie es auch den protestantischen Geistlichen verboten ist. Nur nicht das Kind mit dem Bad ausschütten! Freilich, wenn Fälle erzählt werden, wo der Pater beim Ueberlandgehen um eine Frühmesse zu lesen regelmäßig seine Flinte mitnahm und unterwegs in Holz und Feld herumpuffte oder da er einen Partikel zum üblichen Kusse in der Hand hielt und durch's hohe Kirchenfenster draußen einen Hasen laufen sah, in aufwallender Jagdlust mit dem länglich gefaßten Kleinod auf den springenden Lampe anschlug und mitfuhr bis er verschwand, oder über einen gefehlten Fuchs mit Exclamationen loszog, wie sie allenfalls ein naturwüchsiger Jagdgehülfe hören läßt, dann hat das Veto einen guten Grund, wenn aber der Geistliche sonst der rechte Mann, dürfte man ihm einige Erfrischung des Jagens wohl gönnen. Die Gebildeten werden daran keinen Anstoß finden und die Bauern ebensowenig eine Beeinträchtigung seiner Würde, als es ihnen auch ganz natürlich vorkommt, daß ein solcher Herr zu Zeiten Durst hat und sich im Honoratiorenstübl freut, wenn ein frisches Faß angestochen wird.


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