Franz von Kobell
Wildanger
Franz von Kobell

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Unter Ludwig XV. ereignete sich auf einer Parforcejagd am St. Hubertustag zu Rambouillet der seltene Fall, daß drei von verschiedenen Meuten gejagte Hirsche in einem Weiher, genannt l'etang de Hollande, zum Halali zusammenkamen, der eine von der Meute des Königs, ein zweiter von der des Fürsten von Conti und der dritte von der Meute des Fürsten d'Ombre. – Die Jäger in glänzenden Uniformen von den verschiedenen Farben ihrer Herrn, die Menge der Pferde und Hunde, die dreifach besetzten Fanfaren &c., das ganze Schauspiel eines solchen Zusammentreffens muß wohl einzig in seiner Art gewesen sein.J. La Vallée. La Chasse à courre en France, pag. 304.

Um die Zeit Ludwigs XIV. kam die französische Parforcejagd nach DeutschlandIm weiß Kunig vom Anfang des 16. Jahrhundert heißt es übrigens schon vom Kaiser Maximilian, daß er von »Newem« das »fortz vnd parckgejagt« auf den Hirsch aufgebracht habe. und wurde in Hannover, Preußen, Sachsen, Bayern, Würtemberg, Hessen &c. eingeführt.

Sie dauerte bis zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts; 1811 hielt der Großherzog Karl August von Weimar noch eine Hirschparforcejagd. Gegenwärtig besteht zu Pardubitz in Böhmen eine Parforcejagd-Gesellschaft, welche sich 1840 constituirt hat und die Fürsten Trautmannsdorf, Auersperg, Taxis, Windischgrätz &c. zu Mitgliedern zählt. Es wurden im Herbst 1857 – 24 Jagden gehalten um Nemoschitz, Kolodej, Sesemitz &c., die letzte am 6. December. Diese soll ziemlich anstrengend gewesen seyn, der Hirsch ging fünfmal durch die Elbe und ward erst fünf Meilen von Pardubitz bei einbrechendem Dunkel gefangen.Hugo's Jagdzeitung. Die Jagdkleidung ist die englische mit dem rothen Rock. Zur Zeit des Gaston Phöbus war, wie man aus einer illustrirten Handschrift ersieht, die Jagdkleidung nicht uniform sondern namentlich in den Farben sehr verschieden, blau, roth, braun &c. Im alten Glanze, wenigstens äußerlich und was das Ceremoniel betrifft, sind die Hirschparforcejagden in Frankreich in den kaiserlichen Parken wiederhergestellt.

Vor der letzten Hälfte des 17. Jahrhunderts, wo man in Deutschland, wie oben gesagt wurde, auch Hetzjagden zu Pferde hielt und dabei die Jagdhörner gebrauchte, war das Todthetzen der französischen Parforcejagd ohne Schuß oder wie absichtlich geschah nur mit einem nicht tödtlichen, bloß damit die Hunde etwas Rothfährte hatten, nicht bekannt.

Man nannte einen solchen Schuß einen Hetzschuß, mit welchem auch Hunde auf ihre Tüchtigkeit probirt wurden. Ein Bericht eines hessendarmstädtischen Jagdbeamten, welchen Landau mittheilt, giebt ein Bild, wie es noch um die Mitte des vorigen Jahrhunderts damit gehalten wurde. Dieser Bericht ist so charakteristisch, daß ich ihn ausführlich wiedergebe:

»Ihre Hochfürstl. Durchl. zu Hessen-Darmstadt committirten mir, eine Raiße nacher Wien zu thun, alwo an Ihre Kayserl. Majestät, als auch Ihre Königliche Hoheit dem Prinz Carl und Ihr Durchl. dem Fürst Wensell von Lichtenstein, von unterschiedenen Sorten gute Hunde bringen mußte. Ich tratte hierzu, nachdem ich allhier von Smo. völlig expedirt worden, den 19. Juli 1748 meine Raiße mit einem Jungen, 9 Stück Hunde, und einem Pferde im Namen des Herrn an. Meine Raiße zu Land bis nacher Ulm ging glücklich von statten.

In Ulm verkaufte mein Pferd und raisete zu Wasser, dem Höchsten seye gedanket, glücklich bis nacher Wien; des Morgens um 10 Uhr komme ich alda an, da es dann sogleich dem Fürsten Lichtenstein ohne mein Wissen gemeldet worden, so bekame sogleich die ordre, daß mich dahin verfügen solte. Es geschahe solches und es wurden, als ich meine Commission bei Hochdemselben abgelegt, alsobalden die Hunde nebst meiner ganßen equibagen in dessen Behausung gebracht. Dieser Herr hatte eine ungemeine Freyde darüber und raiseten alsbalden von da ab nacher Schönbrunn; sobalde es nun Ihro Majestät dem Kaiser gemeldet worden, so wurden sogleich ordre ausgestellt, mich nebst meinen Hunden abzuholen; punct 12 Uhr des Mittags kamen etl. Kutschen benebst denen ordre, ich solte sogleich mit allem was von lebhafften Creaturen bei mir hätte, auf Schönbrunn fahren, als nun vor dem Schloßhoff ausgestiegen, und ließ meine Hunde einen jeden apart hinter mir herführen (NB. Hierzu wurden mir Leuthe gegeben) so stunden Ihre Majestät der Kaiser und viele hohe Personen auf der äusseren Gallery, und sahen mich von weitem kommen, als nun in die Nähe kamen, rufften Ihre Majestät selbsten mir gnädigst zu, ich sollte mit allen Hunden hienauff auf den Saal kommen; ich wurde sogleich zu Ihro Majestät dem Kayser geführet, da dann meine DCommission mit spanischen Complimenten abgelegt, so mußte einen Hund nach dem andern vor Hochdieselben führen, auch explication thun, kurtzum es war Hochdieselben über die Hunde dergestalt condentiret, daß Sie die allergnädigste expressionen darüber ausdrückten.

Ich bekame demnach vor Hochdenenselben die gnädigste ordre, daß mich den anderen Tag alsobalden darauf schicken sollte, vor Ihre Majestät die Prob, sowohl mit denen Schweis Hunden als auch Saufinder zu machen; ob ich nun schond mir solches abbitten wolte, und zwar um deßwegen, weilen die Hunde von der Raiß noch ermüdet wären, so halff es nichts, den andern Tag mußte ich mit 2 Kutschen hinausfahren und zwar auf ein Forsthauß, alwo der Kayser die Hallstatt benennten. Es ware des Nachmittags um 3 Uhr und bin keine ½ Stunde dagewesen, da kamen alle Herrschafften, und wohl über 80 bis 90 Personen dahin, ich mußte sogleich zu Sr. Kaiserl. Majestät, alwo nochmahlen befragt worden, ob ich getraute die prob mit meinen Hunden so zu machen, wie ich gestern versicherte, ich antwortete ja, und ich wünschte mir hierzu nichts anders, als nur Gelegenheit; Se. Majestät setzten sich zu Pferd und mir wurde ebenfalls ein Pferd gebracht und mußte auf speciellen Befehl gleich hinter dem Kayser reiten. Es fragten mich Hochdieselben im Wegreiten, wie ich einen Hirsch zum Hetzen geschossen haben wollte, ich stellte Ihro Majestät solches in gnädigste disposition und erwähnte, weilen Ihro Majestät ein guter Jäger sind, so durffte mir solches nicht erstl. schoisiren. Als wir nun weiter kamen und eine weile verstrichen, so kamen Hirsch zum Vorschein, Ihro Majestät blieben auf dem Pferd sitzen und gaben dem Hirsch einen Hätz-Schuß; ob nun zwar schon I. M. der Kayser, als Sie solches sahen, sehr hitzig gewesen, so hatte meine Ehre hierbei zu retten, mir die Freyheit nehmen müssen und zu sprechen, es seye nicht Stili bei unß einen guten Schweis Hund auf den heisen Schweis zu hetzen, Sie nahmen solches gnädigst an, worüber denn eine weitläuffte explication thun muste; und weilen nun dabei gewahr wurde, daß der Fürst Auersperg Durchl. und Fürst Lichtenstein mir darüber zu blickten, so wurde dadurch versichert, daß es vor genehm gehalten wurde, Ihro Majestät beliebten mir auf die letzt zu sagen, und zwar mit dieser expression, diese ganße Jagd solte allein von mir depentiren, und Sie wollten von mir provitiren und wann die Hunde solten auf dem verwunten Hirsch gearbeitet werden, solte ich es nur sagen; I. M. ritten noch eine halbe Stunde herum und schussen ein Stück Wild, welches gleich liegen bliebe, da sie nun über den guten Schuß mit Verwunderung fertig gewesen, so tratte hinzu, und fragte unterthänigst an, ob Ihro Majestät gnädigst befehlen, die Schweis-Hunde zu probiren, weil es nun Zeit dazu seye. – Ich kann dabei versichern, daß es nun an dem ware, daß meine Ehre oder Schande in denen Wagschalen lagen, und mußte also gewärtiget seyn (absonderlich da es mit nichts anders, als mit unvernünftigen Creaturen herausbringen mußte) sowie solches ablaufen durfte, allein Gott Lob, es ginge gut von statten. Ich mußte voraus reiten, und alle hohe Herrschaften kamen dahin, wo der Hirsch angeschossen worden. Ich nehme meinen einen Schweis-Hund an den Hetzrühmen und ginge Hochdenenselben bis dahin entgägen, da dann sogleich von Ihro Majestät befohlen worden, alle Herrschaften alda halten zu bleiben, und Niemand vom Pferd abzusteigen, Hochdieselben bemühten sich mit mir zu Fuß zu gehen und Sie sprachen ferner zu mir, jetzo solte meinen Hund arbeiten, wie wir es zu Darmstadt tractiren und ich solte nicht thun, als wann I. M. bei mir wären; ich thate also und setzte den Hund auf die Fährt; mein Zuspruch gefiel dem Kayser ganz ungemein und Sie gingen mit mir allein bei dieser Arbeit über 1000 Schritt. Es kame nun endlich daß der angeschossene Hirsch völlig aufhörte zu schweisen, und konnte man nicht mehr, ohne einen rechten firmen Hund sähen, ob wir noch an dem kranken Hirsch wären. Als ich nun gewahr wurde daß I. M. wollten anfangen zweyfellhaft daran zu werden, so sprach dem Hund erstl. zu und darauf ließ ihn zeigen, sobalden der Kayser dieß gewahr wurde, so fragten Sie, was das seye, ich that meine kürtzliche Explication und sagte, es seye dieses die Versicherung, daß wir noch an dem geschossenen Hirsch wären, auch die Firmität von einem guten Hund; solches gefiele I. M. über die massen, Sie nahmen mir den Hund hierauf aus der Hand und arbeiteten solchen nach meiner Arth; als Sie nun den Hund unterschiedenemahl auch zeigen ließen, so funden Hochdieselben vor des Hundes Naas etliche Tropfen Schweis; dieses ware eine ungemeine Freude und der Hund wurde über 10mal von Hochdenselben gekupt. Unser nach Henken auf dem Schweis wurde über eine starke halbe Stunde, endlich hörete der Hirsch vor unß in dicken Rohr &c. losbrechen. I. M. hörten selbsten und sprach ob S. M. den angeschossenen Hirsch wiederum Vortheil lassen wolten, damit wir solchen mit diesem Hund nocheinmal sprengen könnten oder ob Sie solchen hätzen wolten; es sprachen Hochdieselben, nein, dieser Hund hat Ehre genug an dem Rühmen gemacht und wann ich glaubte, daß er an dem verwundeten Hirsch anhielte, so wolte er ihn dran lassen, ich gabe darauf unterthänigst die Versicherung, daß der Hund nichts anders, als seinen verwundeten Hirsch jagen, auch daran halten würde. Hierauf ließen I. M. den Hund selbsten loos, und schrien Pferd her. Der Hund wurde alsobalden an dem Hirsch laut, und die ganze Suite jagten dem Hund nach. Ich machte mich mit dem Kayser voraus, und der Hund kam mit dem Hirsch bei dem Kayser vorbey und fiel in die Donau, der Hund hinter ihm drein, und ereilete solchen an dem im Wasser, der Hirsch trauete sich in völligen Strom um deßwillen nicht zu wagen, weilen solchem der Kayl entzwey geschossen ware, weßhalbe er eine kleine tour in dem Wasser macht, und stiege endlich an dem Uffer, alwo der Kayser gehalten, wiederum hinaus. Es liesen Hochdieselben den Hirsch mit allem Fleiß lauffen, um die prob recht mit dem Hund zu machen, weßhalben die Jagd wiederum anginge, und zwar so lang, bis der Hirsch vor dem Hund stehen mußte, da dann I. M. mit mir dahin ritten, und schussen dem Hirsch auf den Kopf. Es rufften und wuchseten (winkten) Hochdieselben denen übrigen von der Suite hefftig zu, und als sie beisammen gewesen, wurde von Hochdenenselben die Firmität und gute Arbeit dieses Hundes mit vielen Lobreden erzehlt; I. M. trugen den Hund selbst von dem todten Hirsch ab und es wurde derselbe von allen hohen Herrschaften admitiret.

Als nun das weitere vorgenommen werden sollte, so mußte ich mit dem kleinen Saufinder herbey; I. M. beliebten ein Stückwegs mit mir zu reithen, und wissen mir einen District, wo mit denen Hunden durchsuchen solte. Es verfügten sich Allerhöchstdieselben auf eine Alee und wollten alda zusehen, was die Sau-Finder jagden. Ob nun zwar sehr wenige Sauen in dieser revier gewesen, wohl aber viel Wildpreth und Hirsch, so ist mir dabei nicht zum Besten gewesen, allein es ginge sehr gut von Statten, ich suchte etwa eine halbe Stunde, so kamen die Hunde auf Sau und bellen auf das schönste. – Ich machte mich sogleich hin, um zu sehen was es vor Sau sind und ich sahe ein Schwein nebst einer Bache mit 4 Frischling; ich verfügte mich sogleich dahin wo der Kayser hielte und berichtede also. Dieses war Hochdenselben noch die allergrößeste Freyde und Sie sprachen: dieses hiesen Saufinder. Es wolten Hochdieselben sogleich mit mir hinein und wolten vor denen Hunden schiessen (denn die Sau blieben stehen) allein weilen es wegen dem Schwein gefährlich vor solchen großen Monarchen gewesen, so habe es wiederrathen, dahingegen der Prinz Carl sich sogleich erbethen, mit mir hinein zu gehen, um die Sauen über die Alee zu jagen, wo der Kayser gestunden. Es geschahe dieses also, es konnte aber wegen der Hunde niemand schiesen, aus Furcht einer getroffen zu werden. Weilen ich aber meinen Hunden folgen muste, und der Abend darüber angekommen, schickten I. M. und liessen mir durch Hr. Oberjägermeister sagen, ich möchte zu sehen, daß mir die Hunde wiederum bekommen möchte, es wären Hochdieselben mit meiner prob vollkommen zufrieden &c.« (Beim Abschied erhielt der Jäger vom Kaiser 150 Kremnitzer Dukaten, vom Fürst Lichtenstein 50 dergl. &c.).

Die Parforcejagd erfordert gewiß Muth und Geschicklichkeit im Reiten, es wird aber das Vergnügen, man mag sagen was man will, nur mit einer widerlichen Quälerei des edlen Hirsches erkauft. Dem ächten Waidwerk selbst hat sie viel geschadet, denn das rücksichtslose Getummel über Feld und Flur, wie es oft genug und fast zu jeder Jahreszeit vorkam, mußte nothwendig eine Erbitterung gegen das Jagen überhaupt hervorrufen, und diese hat sich auch, nachdem dergleichen Forciren aufgehört oder auf Parke beschränkt wurde, noch erhalten und fortgepflanzt.

Es dauerte je nach der Oertlichkeit und Jahreszeit manchmal lange, bis der Hirsch halali gejagt war und oft mußte die Jagd der Nacht wegen unterbrochen werden und wurde dann am folgenden Tage wieder fortgesetzt. – In den Jahren 1712, 1713 und 1714 wurden vom Landgraf Ernst Ludwig von Hessen 124 Hirsche halali gejagt. Die im Frühjahre forcirten erlagen nach 3–4 Stunden, im Herbst hielten sie bis 5 und 5½ Stunden aus.

Manches Pferd wurde dabei zu todt geritten; ein Fürst von Anhalt-Dessau soll einmal bei einer Jagd, die 10 Meilen weit ging, sogar acht Pferde todt geritten haben; die Hälfte kann man also wohl sicher annehmen.

Im Dessau'schen wurde überhaupt scharf gejagt. Der Fürst Leopold (1746) jagte öfters mit einer Meute von 140 bis 150 Hunden und wurden dergleichen keine auf Relais gestellt, sondern die ganze Meute gleich auf den Hirsch angelegt und mußte bis zum Fange aushalten. Von einem anhalt-dessauischen Prinzen Dietrich führt Döbel an, daß er in etlichen Jahren zweimal mit seiner Jagd gewechselt und die Hunde umgearbeitet habe, da sie zuerst Füchse Parforce jagten, dann Rehböcke und dann Damhirsche. Der Fürst Leopold jagte auch mit 40 seiner Hunde in Preußen etliche Elennhirsche und sogar einen Bären Parforce.

Eine besondere Berühmtheit hatten damals die Parforcejagden des Fürsten Victor Friedrich von Anhalt-Bernburg, welche in den Gebirgsgründen des Harzes zwischen Ballenstädt, Harzgerode, Güntersberg und Gernrode stattfanden. Das Reiten war da sehr gefährlich und mußten die Pferde oft über die Berghänge hinuntergeführt werden. Es wurden vom August bis Hubertustag öfters 30–40 Hirsche forcirt.

Der Markgraf Alexander von Ansbach, wo die Parforcejagd 1763 neu errichtet wurde und bis 1791 dauerte, jagte von Anfang August bis St. Hubertustag im November wöchentlich zweimal mit 50–60 englischen Hunden. Es wurden 25–30 Hirsche gefangen.

Zu Kornburg, Landgerichts Schwabach, steht eine Denksäule mit einem Hirsch und mit der Inschrift:

»Der durchlauchtigste Fürst und Herr, Herr Wilhelm Friedrich, Markgraf zu Brandenburg, Herzog in Preußen, auch zu Mecklenburg, Burggraf zu Nürnberg, haben einen Hirsch von 10 Enden auf der paar(!)force Jagd bei Weidersdorf angejagd und solchen durch Regelsbacher Wildfuhr oberhalbs Reichelsdorf durch die Redniz, dann durch Kornburger, Megeldorfer und Fischbacher Wildfuhr, von dannen wieder zurück bis Kornburg in den Flecken forcirt und auf diesem Platz nach 3¼ Stund mit 40 Hunden erlegt. – So geschehen den 3 ten  November 1712.« – Diese Jagd ging durch sieben Forstreviere nach jetziger Eintheilung und betrug der Weg bis gegen 10 Stunden Länge. – Bürgers Lied vom wilden Jäger zeichnet die damaligen Verhältnisse. – Der erwähnte Markgraf war als Jagdtyrann besonders verrufen.

Oft wurden die Hirsche mit Netzen eingefangen und in die Parke transportirt, um da bequemer parforce gejagt werden zu können. Von diesen Jagden in Bayern wird später noch die Rede seyn.

Die Leidenschaft, mit der damals und in früherer Zeit die Hirschjagd getrieben wurde, erhellt auch aus der ohne alle Rücksicht geübten Wildhege, die oft solche Verwüstungen in den Feldern zur Folge hatte, daß z. B. 1580 in Franken ernstliche Händel darüber entstanden. Es wurde von Nürnberg, Bamberg, Würzburg &c. eine Deputation an den Kaiser geschickt, der dann die fränkischen Herren und namentlich den Markgrafen von Brandenburg ernstlich auf ihr alleiniges Eigenthum und Grund und Boden verwies und gebot, daß Niemand verwehrt werden solle, sein Eigenthum mit Zäunen, Hunden &c. vor dem Wilde zu wahren. Die Gemeinden trieben es auch oft auf's Aeußerste, so daß sie die Wälder anzündeten, um das Wild zu verderben, wie in Hessen und anderwärts im 16. und 17. Jahrhundert mehrmals vorgekommen ist.

Der Wilddiebstahl wurde natürlich auf's strengste geahndet. Die Geldstrafen waren unter Churfürst in Brandenburg Friedrich III.: Für einen Hirsch 500 Thaler, Stück Wild 400 Thaler, ein hauend Schwein 400 Thaler, ein Reh 100 Thaler, für einen Hasen und alles größere Federwild 50 Thaler, Reiher, Gans &c. 40 Thaler &c., »welches an einigen Orten noch mehr geschärfet ist,« heißt es in Groß »Begriff der edlen Jägerei« von 1730. Landesverweisung und Ausstäuben, Abhauen der rechten Hand, Blenden, Hinrichtung mit Strang und Schwert &c.Vgl. den Artikel »Schweinsjagd sind in den betreffenden Mandaten bis in's 18. Jahrhundert als Strafen bestimmt und bei geringeren wurde oft die Art des Frevels durch das Zeichen des Hirschgeweihs hervorgehoben.

In Hessen brannte man 1562 einem Wildschützen ein Hirschhorn auf die Wange oder auf die Stirne, im Ansbach'schen kommt dieses Brennen auf die Stirne ebenfalls vor um 1586 und 1587 und 1601; der Wilddieb mußte bei einer öffentlichen Arbeit ein mit einer Kette befestigtes 20–25 Pfund schweres eisernes Hirschgeweih tragen &c.

Die Erzählungen vom Binden auf einen lebendigen Hirsch à la Mazeppa sind weniger beglaubigt. Ich habe nichts weiter darüber finden können, als was Stiesser in seiner Jagdgeschichte doch als nicht verbürgt anführt. Es heißt in der Einleitung der Historie des Churfürstenthums Sachsen: »Unter Mauritii Regierung ist einem Bauren, welcher eine geraume Zeit in der Stille viel Wild geschossen, eine besondere Strafe widerfahren. Denn dieser wurde, andern zum Schrecken, auf einen lebendigen Hirsch zwischen die Geweihe gebunden, darauf hetzte man den Hirsch mit Hunden hinaus in die Wildniß, daß also dieser elende Mensch von Bäumen und Hecken jämmerlich zerfleischt worden.« Auch soll man i. J. 1666 im Mai in der Wetterau in einem Kornacker einen Hirsch angetroffen haben, worauf ein Mensch mit zerrissenen Kleidern und zerfleischtem Leibe geschmiedet gewesen und um Hilfe gerufen habe &c. Aehnliche tyrannische Rohheiten werden mehr berichtet, von Vielen aber als bloße Erfindungen angesehen. So unter andern, daß der Erzbischof Michael von Khienburg zu Salzburg i. J. 1560 »einen armen Mann, der einen Hirschen, so ihme zu Schaden gangen, niedergemacht und mit den Seinigen gegessen, in die Hirschhaut stecken, auf dem Markt jagen und von den Hunden zerreissen (ließ), darauf er aber des andern Tages, auf der Jagd, vom Pferd durch eine jähe Krankheit gefallen und umkommen ist.«Pfeffinger Vitriar. illustr. III. das westphäl. Jagdrecht v. I. S. Seibertz. Arnsberg 1852. p. 42. Dükher in seiner Salzburger Chronik von 1666 widerspricht dieser Erzählung und sagt, daß sie »besorglich die Ketzer, welche er (der Bischof) auszutreiben gedacht war, geschmidt haben möchten.« Nach seiner Angabe ist der Bischof vom Schlag gerührt worden, als er von der Schweinshatz, zu der ihn Herzog Albrecht in Bayern nach Geisenfeld eingeladen, heimkehren wollte.

In der Geschichte der alten fränkischen Könige wird Folgendes erzählt. Auf einer Jagd, welche König Guntram in den Vogesen hielt, fand er Spuren eines getödteten Auerochsen (bubuli), und als er von dem Aufseher des Waldes zu wissen verlangte, wer sich unterstanden habe, das Thier im königlichen Walde zu erlegen, nannte derselbe den Chundo, den Kammerdiener des Königs. Dieser wurde auf Befehl des Königs sofort ergriffen und in Fesseln gelegt. Dem Aufseher gegenüber gestellt, läugnete er jedoch die That, weßhalb der König auf Zweikampf zwischen beiden erkannte. Der Kämmerer stellte für sich seinen Neffen, der die Lanze nach dem Waldaufseher werfend, dessen Fuß durchbohrte, daß er rücklings niederstürzte. Als nun der Neffe den an seinem Gürtel hangenden Dolch zog, um ihn dem Gefallenen in den Hals zu stoßen, wurde sein Leib von dem Dolch des Letzteren durchbohrt, so daß auch er stürzte und nun beide starben. Chundo, dieses sehend, suchte fliehend sich in die Basilica des heiligen Marcellus zu retten, ehe er jedoch dieselbe erreichte, wurde er auf des Königs Befehl gefangen, an einen Pfahl gebunden und zu Tode gesteinigt.N. Gregor v. Tours. S. Seibertz a. a. O.

Das Grausige eines Hirschrittes à la Mazeppa mag, obwohl ganz unverdient, vor etwa hundert Jahren der Stadtschreiber Lanner von Furth im Wald (im Chambthal an der böhmischen Gränze) empfunden haben. Die Erzählung sagt: daß er auf einer Jagd in Daberg einen Hirsch niederschoß und sich in seiner Waidmannslust darauf wie reitend setzte, um so vor seinen Jagdgefährten zu triumphiren. Als diese herankamen, springt der Hirsch plötzlich mit ihm auf und wirft das Geweih der Art zurück, daß der erschrockene Reiter davon festgehalten wurde, und so rennt der Hirsch gegen das nahegelegene Dickicht. Wenn auch Lanner nicht lange geritten wäre, so hätte ihn doch das Unterholz zerrissen und zerfleischt. Da ergriff einer der Jagdgefährten entschlossen die Büchse und schoß den dahineilenden »Gaul der Einsiedler« glücklich nieder, ohne den Stadtschreiber zu verletzen. – Man weiß wie bedenklich ein Schuß ist, der einen Hirsch auf den Fleck niederwirft, der Hirsch ist dann oft nur am Kreuz geprellt oder unter dem Rückgrat, wie man sagt, »hohl« durchgeschossen und eilt man nicht ihm einen zweiten Schuß zu geben, so steht er wieder auf und ist meistens verloren. Es ist mir dieses mit zwei Hirschen und einem Thier begegnet, welches letztere ich schon am Luser gefaßt hatte, um es zu genicken, es riß sich aber los und entkam, ohne wieder zu Schuß gebracht werden zu können. Von solchem Prell- und Hohlschuß erholt sich ein Stück bald wieder und geht selten eines darüber ein.

Die Hirsche waren in den älteren Zeiten ungleich stärker als heutzutage, und ist die Ursache davon theils darin zu suchen, daß ihnen alle Getreidefelder zur Aesung offen standen, denn es durften diese entweder gar nicht geschützt werden, oder nur sehr unvollkommen; dann aber auch darin, daß es damals viel ausgedehntere Wälder gab und diese nicht auf alle Weise begangen und beunruhigt wurden, wie zu unserer Zeit.

Es ist zwar nicht immer der Fall, daß die Zahl der Enden für die Stärke eines Hirsches entscheidet, denn ein Achtender wiegt oft mehr als ein Zwölfender, im Allgemeinen aber ist daran ein Anhaltspunkt. Das Verzeichniß der Hirsche, welche der Churfürst Johann Georg I. von Sachsen in 44 Jahren, von 1611 bis 1655 erlegt und gefangen hat, gibt auf die außerordentliche Zahl von 15,291 Stücken über die Hälfte Hirsche an, davon die geringeren von zehn Enden waren und auf der Hirschliste des Churfürsten Johann Georg II. von Sachsen, der mit seinen Schützen in 24 Jahren von 1656 bis 1680 gegen 13,636 Hirsche erlegte, waren auch über ein Drittel Hirsche von wenigstens zehn Enden.

Es mag wohl beim Aufschreiben etwas zugegeben worden seyn, doch finden sich Angaben auch anderwärts, welche eine Jagdbeute von 300–600 Hirschen und mehr in einem Jahre beurkunden. So berichtet der Landgraf Philipp von Hessen, daß die Beute an Hirschen im Jahre 1561 die Zahl 367 ergeben, der Markgraf Georg von Brandenburg 679 Hirsche vom Jahr 1581, Graf G. Ernst von Henneberg in demselben Jahr 366 Hirsche u. s. w. Darunter sind öfters Hirsche von fünf und sechs Centner erwähnt, und werden einige sogar zu acht und neun Centner angegeben. Um 1649–52 hatten viele im Fürstenthum Baireuth erlegte Hirsche sechs Centner, und ein Sechzehnender, der im Thiersteiner Wald gefangen wurde, wog sieben Centner zehn Pfund.

1560 schreibt der Landgraf Philipp von Hessen von einer Jagd, daß die Hirsche im Ganzen nicht faist und keiner über 4½ Centner schwer gewesen.

Ein Hirsch von vier Centnern gehört aber gegenwärtig schon zu den selteneren.

Was die Geweihe betrifft, so sind unter den Hirschen, welche die genannten Churfürsten von Sachsen zusammen in 69 Jahren (von 1611–1680) erlegt haben, erwähnt:

1 Hirsch von 30 Enden
1 " " 28 "
1 " " 26 "
3 " " 24 "
15 " " 22 "
51 " " 20 "
187 " " 18 "
669 " " 18 "

Wenn damals Jahr für Jahr neun Hirsche von sechzehn Enden und zwei oder drei von achtzehn Enden erlegt wurden, so vergehen in unserer Zeit oft viele Jahre, bis ein einziger Hirsch von solcher Endenzahl erlegt wird, und mit Recht zeigte 1838 der Herzog Heinrich von Württemberg das Erlegen eines Hirsches von achtzehn Enden mit den Worten an: »wofür ich der schönen Diana Hände und Füße küsse.«

Man weiß, daß das Aufsetzen und die Bildung des Geweihs mit der Aesung sehr zusammenhängt und nicht nur vom Alter bedingt ist, und dieselben Gründe, warum früher die Hirsche so feist wurden, gelten auch für die damals so vielendigen und starken Geweihe, deren manche bis zu 30 Pfunden wogen, während jetzt gewöhnliche Geweihe von zwölf Enden selten sieben Pfund erreichen.

Von Hirschen mit außerordentlichen Geweihen, insoweit es die Endenzahl betrifft, sind besonders folgende zu nennen:

Ein Hirsch von 66 Enden, welchen König Friedrich I. von Preußen 1696 in der Gegend von Frankfurt a. d. O. erlegte. Man errichtete an dem Platz, wo er verendete, eine Denksäule. Das Geweih kam als Geschenk an den Churfürsten von Sachsen, Friedrich August, und wird in der Moritzburg aufbewahrt.

Ein Hirsch von 42 Enden, dessen Geweih der Herzog Wilhelm IV. von Bayern um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts der Königin Maria von Ungarn schenkte.

Ein Hirsch von 32 Enden, von Landgraf Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt 1762 als Zwanzigender bei Battenberg lebendig gefangen. Er wurde in den Thiergarten zu Kranichstein gebracht, wo er 22, dann 24, und zuletzt 32 Enden aufsetzte, dann aber auf 26 zurücksetzte.

Kaiser Maximilian erwähnt eines Sessels, »der von selbs vnd aus aim hierschhorn gebaxen (gewachsen, gebildet) ist, oben die schauffl zum sitzen vnd die andr zinken zw staphfflen des gehurn oder sessel.« (V. Karajan, Jagdbuch.)

Da man vielendige Geweihe, sowie auch abnorme besonders schätzte, so suchte man dergleichen auch künstlich zu erzielen, indem man besonders Parkhirschen gelegenheitlich in der Kolbenzeit, im Mai, einen Schuß mit groben Schroten in die Kolben gab, wo dann das Geweih eine zerrissene Krone mit vielen Enden erhielt. Bekanntlich wurde ein End als solches angesprochen, wenn man ein Hornfessel (d. i. der schmale Riemen an dem das Hüfthorn getragen wurde) daran hängen konnte.

Hirsche mit den prächtigen Geweihen, die wir in alten Sammlungen bewundern, sind gegenwärtig selten geworden, doch kommen dergleichen noch vor, wo für Aesung reichlich gesorgt ist und sonst nöthiger Raum und Ruhe gegeben. So in der Gegend von Wien an beiden Ufern der Donau nach aufwärts und abwärts etwa sieben Meilen weit.

In der Lobau, auf der Jagd des Grafen Hardegg zu Stetteldorf &c., setzen die Hirsche ausgezeichnet auf, ebenso in der Bukowina, in Serbien und Galizien. Graf Arco-Zinneberg hat im Stanislauer Kreis in den Karpathen noch in jüngster Zeit Hirsche von vierzehn Enden geschossen, deren Geweihe den schönsten alten nicht nachstehen. Der Urtypus des edlen Hirsches scheint sich aber in seiner ganzen Herrlichkeit nur in den sogenannten Roky mountains des nördlichen Amerikas erhalten zu haben.

Diese Riesenhirsche sind Edelhirsche. Der Graf Arco-Zinneberg macht den Versuch, dergleichen bei uns anzusiedeln.

Von drei Hirschen und zwei Stück Wild in seinem Besitz sind bereits Kälber vorhanden, und soll im Gebirge eine geeignete Thalschlucht die stolzen Thiere aufnehmen und ihre Nachkommen verbreiten. Das ist wohl ein dankenswerthes und waidmannsfreudiges Unternehmen, dem der Segen des St. Hubertus nicht fehlen möge.

Die ältesten NachrichtenVon Karl dem Großen ist erwähnt, daß er sich bei seinem Aufenthalte in Nürnberg viel mit Jagen beschäftigt habe. – Er sei, unter einem Zelte schlafend, ganze Nächte in den Nürnbergischen Gehölzen geblieben. Die Kaiser bewohnten bei ihren Jagden im Reichsforst ein befestigtes Haus, Brunn genannt, welches 1449 im Kriege verwüstet wurde. Diesen Reichsforst nannte Kaiser Ludwig »Unser und des Reichs Pingarten,« wegen der Bienen, welche zu nützen an die Zeidler verliehen wurde, die davon Honigzins gaben. Eine bemerkenswerthe Jagdnotiz von 1376 mag hier auch Platz finden. In der Chronik von Augsburg, von Burkhard Zink heißt es, Ann. 1376: »Da kam ein großer schelm unter das wild überal in dem Land also, das in den walden und auf dem veld gar vil wild tod lag, hirschen, hinden, rech, bern, wolff, fuchs und hasen fand man überal also tod liegen.« Es ist dieses vielleicht der erste Fall, der eine allgemeine Seuche unter dem Wild anzeigt. Oefele I. 257. über die Jagd in Bayern und über die Hirschjagd gibt ein Salbuch des Jägermeisteramts im Herzogthum Bayern-Ingolstadt von 1418. Es findet sich darin ein Verzeichniß der Klöster in Oberbayern, welche für den Herzog Stephan († 1413) auf eine bestimmte Zeit (wahrscheinlich die Jagdzeit), Jäger und Hunde freizuhalten hatten, und zwar 3 Jäger, 10 Jägerknechte, 5 Pferde und 42 Hunde. Da trifft z. B. Tegernsee sechs Wochen, Etal zwei Wochen, Scheftlarn zwei, Diessen eine Woche &c. Die Jagden erstreckten sich auch nach Kufstein, Kitzbüchel und Rattenberg, wo die Bären- und Wolfsjäger ihr Gejaid hatten.

Dasselbe Salbuch gibt ein Verzeichniß des Personals der Hofjägerei Ludwigs des Gebarteten, mit Pferden, Hunden &c. Unter den Jägern sind genannt: 2 berittene Hirschjäger mit 10 Knechten zu Fuß und 68 Hunden zur Hirschjagd (Hirßgejaigd)Der Hirsch ist um 1300 oft hirz geschrieben, im neunten Jahrhundert hiret und bei den alten Germanen auch harz. und 64 Hunden zur Schweinsjagd, ein Birscher (Pirrsär) zu Roß »mit ainem Bluthund,« ein Windhetzer zu Roß, 15 Hinderhetzer (Hinderheczer) mit 30 Hund und 15 Leithund, welche das Wild von den Gränzen in des Herrn »wiltpan« hetzen mußten &c. Mehrere dieser Jäger hatten Wagen, Zeug und Netze zur Verfügung. Von Herzog Heinrich von Landshut († 1450) heißt es:Oefele I. 313. »der Herr hett groß lieb zue den rotten wild, und ließ das gar wenig vahen, darumb ward des wilds gar unsäglich vil, das denn Leuten reich und armen vil schaden davon geschah an irem traid &c.«

Wie es aber mit der Hirschjagd hoch herging in unseren Forsten um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, beweist ein Jagdregister Herzog Wilhelms IV. vom Jahre 1545. Einen Reichthum an Edelwild hegten die Waldungen und Gehölze um Ebersberg, Anzing, Hechenkirchen, Grünwald, Kranzberg, Isareck, Geisenfeld, Kösching, Kehlheim, Abensberg, um Starnberg und Polling &c., da ging der Herzog birschen und mit seinen Freunden jagen und gab es Arbeit vollauf. So heißt es in den Angaben über die Jagden von Ingolstadt aus: am andern Augusti (am Suntag) an der Möringer an gefangen vnnd geschossen XVIJ Hirsch, XVIIIJ wild, IIIJ kölber.

Item am Montag den dritten Augusti gefangen und geschossen, an der Menn und Mennhinger Au XVJ Hirsch, VJ wild, J peckher (Keiler.) Item Mittwochs den funfften Augusti: von der Au, so man am Sackh nennt, gefangen vnnd geschossen XVJ hiersch, XXXVJ wild &c.

Item am VJ Augusti an Zucheringer Au XXX hiersch, XV wild &c.; dann weiter am 7ten August am Stasgelsletten &c. gefangen und geschossen 36 Hirsche, 4 »spieß« (Spießhirsche), 18 Wild, 6 Kälber. In letzterem Gejaid, heißt es, sind geschehen 127 Schuß, ein Beweis, daß viel des Wildes von den Hunden gefangen und mit dem Hirschfänger erlegt wurde, sonst kämen nur zwei Schüsse auf ein Stück, was nicht wahrscheinlich ist, wenn auch die Herrn gut geschossen haben.

In einer dieser Jagden werden zwei Hirsche von 18 Enden erwähnt, wovon der eine mit den Winden (großen flüchtigen Hunden, Windhunden) gefangen wurde, der andere geschossen, dazu ein Sechzehnender, Zwölfender und ein Zehner, welcher »von seinem khürn (Gehörn) größer und schwärer« war, als einer der Achtzehnender.

Der Herzog ist auch »pirschen« geritten und gefahren, und auch die Herzogin, Maria Jakobäa, des Markgrafen Philipp von Baden Tochter, war dem Waidwerk ergeben, »– ist mein gn. Frau von GrienwaldWird schon zu Herzog Mainhards Zeit um 1361 erwähnt. Grienenwald und Wolfstein »zu Gejaid und anderer Kurzweil.« aus auf die haid pirschenndt gefarn, vnd gen Grienwald pracht IIIJ wild.«

Der Bericht, welcher die Jagden des Herzogs und seiner Schützen, sowie die Lieferungen der Jäger umfaßt, schließt also:

Somma alles obgeschriebenen fanngs, an allerlei wildprät, von ostern an, biß auf den leczten Faschang tag, thut:

An hirschen 817
" wilden jm. 78
" kölbern 137
" rechern (Rehen) 224
" spiessen 22
" schwein (starke Keiler) 84
" pachen 253
" frischling 178
" wölff 38

Von dem Sohn und Nachfolger Wilhelms IV., Herzog Albrecht V., findet sich ein Jagdbuch von 1555 bis 1579, in welchem Jahr der Herzog starb, und weist dasselbe nach, daß der Herzog in den genannten 25 Jahren 2779 Hirsche, 1784 Stück wild und 220 Kälber erlegt habe.Auch die Herzogin Anna jagte. Es finden sich in den Hofrechnungen von 1583: »Andre Dietrich der Bixenmacher zu Passau umb 2 sonderbare Birschbixen für die gnädige Frau 60 fl.« Die meisten der aufgeführten Hirsche sind vom Jahr 1576 (nämlich 246), die wenigsten von 1555 (nur 28). Die Hege war sehr streng und wurden um die Felder nur Wildzäune gestattet, welche an den vier Ecken Oeffnungen hatten, durch welche das Wild ungehindert ein- und ausgehen konnte.

Der Herzog erließ mehrere Warnungsschreiben an den Abt des Klosters Benediktbeuern, seine Jäger nicht zur Unzeit pirschen und jagen zu lassen und die Hirsche gar »im Schnee« niederzuschießen. 1558 befiehlt er dem Abt, die Jagd nur für seine Person »waidelich vnnd beschaidenlich« zu treiben, und droht im Fall des Zuwiderhandelns mit Einziehung der Jagdbefugniß. Die Klosterrechnungen geben damals jährlich nur gegen 12 Stück Edelwild an, zehn Jahre später aber und bis 1600 wurden dann durchschnittlich per Jahr gegen 40 Stück erlegt.

Im Jahre 1584 wurden erlegt und zur Hofhaltung geliefert: 105 Hirsche, 305 Stück Wild, 30 Kälber.

Der Stand an Edelwild in den Tegernsee'schen Klosterjagden war damals merklich besser als zweihundert Jahre später. Es sind von 1568–1580 in 13 Jahren verzeichnet: 159 Hirsche, 282 Stück Wild; von 1768–82 (von zwei Jahren fehlen die Rechnungen, daher wieder 13 Jahre) sind nur 83 Hirsche und 56 Stück Wild verzeichnet. Diese Erscheinung erklärt sich zum Theil daraus, daß es in dem angegebenen Zeitraum des sechzehnten Jahrhunderts wahrscheinlich nicht so viel Luchse gab, als in dem letztern, wo deren 39 aufgeführt sind.

Diese Klosterjagden betreffend ist ein Bericht von P. Aegydio Schmid »würdig und embsigstem waldmeister« von 1752 von Interesse. Er sagt, daß er aus einem Pergament-Codex entnommen, daß von 1400–1500 und zu Anfang 1600 das Kloster Tegernsee an Jägerei gehabt habe: »Erstens einen Jäger, andtens einen Jägerknecht, drittens einen Jägerjung, viertens einen gämbß Jäger, oder dortmahlens sogenannten Pockschizen; fünftens einen Federspihler, das ist, einen solchen Jäger, welchem wegen bösseren Erhaltung des Federwildbräths hauptsächlich obgelegen die Falken, stoßdann andere Raubvögel zu schiessen, und endlichen einen huener Jäger, mithin in allen 6 Jäger für beständig in der Besoldung gehabt habe.« Der Ordnung halber sei 1564 ein Oberjäger ernannt worden, früher hätten die Jäger nach Gutdünken gejagt. Die Besoldung eines Jägers war damals an Geld und taxirten Naturalien jährlich 39 fl. 34 kr., davon an baarem Geld nur 4 fl. 40 kr. Alles Uebrige in Naturalien. Darunter kommt vor:

Vor die schuech 1 fl. 30 kr.

Jedem Jäger alle freytag 4 Kiechl und alle Sambstäg 1 Straubn thut jährlich 2 fl. Bei jeglicher Rauchnacht-Zeit giebt man jedem Jäger 2 Maaß Bier, 1 leger Käß und 2 gsölln-Brod.

»Wann die Jäger ein Bärn, Wolf, Lux od Hirschn. Item ein Wild, Rech od gämbß schießen, haben sie miteinand 2 Maaß schuß- und 2 Maaß fangbier.«

1544 unterhielt das Kloster Jagdhunde in einem eigenen Zwinger: »8 Herzhunt und 14 Jahunt sufficiunt nobis

Das Jägerrecht wurde 1606 neu bestimmt, da sich die Jäger beschwerten, nicht mehr mit der Besoldung leben zu können. Es heißt: »Von ainem Hirsch, Wilt, schwein, Pern für das Stück 40 kr.; von einem »Wildkalb, Rech, frischling, ohrhahn« (Auerhahn) per Stück 20 kr.

Es muß mitunter auch die Sitte gewesen sein, einem gefangenen Hirsch ein Halsband umzulegen und ihn wieder freizulassen, wie man den Reihern einen Ring anlegte und sie wieder frei ließ. Im hiesigen Wittelsbacher Museum findet sich ein solches Halsband oder vielmehr eine Halskette von Messing, deren Glieder zweifingerbreite Platten bilden. Auf diesem steht der Spruch: »Lieber Jäger Laß Mich Leben, Der Churfürst Hat Mir Freyheit Geben 1609.« An den Schlußgliedern steht auf dem einen: Friedrich (IV.) Pfaltzgraff Churfürst, auf dem andern ist das churpfälzische Wappen. Wie der Hirsch wieder gefangen wurde ist nicht bekannt.

Aus einem Schreiben des Sebastian Kolb zu Trauchgau vom 18. Juli 1614 geht hervor, daß im Hohenschwangauer Gebirg 37 Hirsch befindlich, darunter 29 jagdbare, welche während der Brunft am Geschrei zu erkennen waren.

1618 wurde die Hirschfaist von Maximilian I. im Amt Rueperting am Oxensteig gehalten. Sie dauerte 38 Tage, während welcher Zeit Jagden mit Zeug und Hunden gehalten wurden. (Jägermeister: Wilhelm von Maxlrain.)

Unter Ferdinand Maria ist bei Anwesenheit des Kaiser Leopold I. im August 1658 und diesem zu Ehren »zu Schleißheim in der GarchingerAw ein Gejagt vorgangen, in welchem, ob schon etlich hundert Stück Hirschen gewesen, doch weil Ihro Majestät so gewollt, über 60 Stück nicht gefällt worden.«

Ein anderes Gejägte wurde nächst der Perlacher-Hayd gehalten, auf welcher auch unter Zelten und »Lauberhütten« das Mittagsmahl eingenommen wurde und »nur hundert Stück ob wohl über fünfhundert Stück Hirschen vorhand gewest, gefället und seyn Ihro Majest. sampt den Churfürstlichen Persohnen zu solchen in ihrem schönen Leibwagen innen und aussen mit Gold hoch erhebt und gestickt, auß der Statt in seiner Ordnung mit Trompeten und Heerpaucken gefahren. Ferner »den zweiten September nach eingenommener Mittagsmahlzeit ist in dem Hoffgarten auf dem Hirschanger ohne auffwarten der Cavallier etwas von Hirschen gepürscht worden.«

Den Arbeiten mit den Leithunden wurde die größte Sorgfalt gewidmet.

Von 1667 ist unter dem Oberjägermeister Graf v. Törring zu Seefeld angegeben, daß in diesem Jahr ein Behenget im Forst- und Wildbahnamt Landshut gehalten wurde, welches 28 Tage dauerte.

Die Hirschfaist (im August) wurde in diesem Jahre von Ferdinand Maria um Dachau, Gelting und Schleißheim gehalten.

In den folgenden Jahren ist eine merkliche Abnahme des Edelwilds ersichtlich.

Von 1674–82 (in acht Jahren) wurden noch dem Hofzöhrgaden und Hofkuchen geliefert:

600 Hirsche
484 Stück Wild
225 Kälber.

Von 1683–91 aber nur

278 Hirsche
360 Stück Wild
75 Kälber.

1690 wurden von Max Emanuel mehrere Parforcejagden im Forstenrieder Forst gehalten, auch in der Geigersau und zu Buching bei Hohenschwangau hielt er Hirsch- und Wildpretjagden.

Im Jahre 1722 wurde von demselben Churfürsten eine Jagd zur Vermählungsfeier des Churprinzen Karl Albrecht im sogen. Kezlholz bei Schleißheim gehalten.

Es wurde dazu ein Theil des Wilds weit her in Kasten transportirt und im besagten Holz ausgelassen, so Rehe von Utting und Hofolding, Damwild aus dem Thiergarten von Landshut, Sauen und Rothwild von Geisenfeld.

Eine andere Jagd fand in demselben Jahr am Stahrenbergersee statt und giebt einen Beleg, wie damals die Jagd zu einem je nach der Mode gestalteten Spektakel gemacht wurde.

Es begaben sich der Churfürst mit der Churfürstin, die Prinzessinnen, der Churfürst von Köln, die Hofdamen und zahlreiches Gefolge auf Schiffen nach dem Ufertheil, an welchen der Park von Forstenried angränzt. Die höchsten Herrschaften hatten den Bucentauro, ganz in der Größe und nach dem Modell des berühmten venetianischen Dogenschiffs erbaut, bestiegen, die übrigen je nach dem Rang die kleineren Schiffe. Im Park war ein Auslaß so eingerichtet, daß der gejagte Hirsch gezwungen werden konnte, dort auszubrechen und sich in den See zu stürzen. Der Berichterstatter erzählt nun: »Die Fürsten und ihre Jäger, durch Kanonenschüsse von der Ankunft der Prinzessinnen auf den Schiffen benachrichtigt, jagten den Hirsch auf und zwangen ihn durch den Schall des Waldhorns, aus seinem Hinterhalt hervorzubrechen. Dieser Hirsch, einer der stärksten und wildesten, behielt lange Zeit das Terrain, durch die Thätigkeit der Jäger und Hunde aber, welche letztere nie wechselten, sondern immer den aufgejagten Hirsch beibehielten, obschon dieselben in diesem Walde vielen anderen begegneten, da es hier in Uebermaß giebt, wurde er am Ende dennoch gezwungen, durch die Oeffnung zu gehen; allein wohl zwanzigmal kam er ans Ufer und ging jedesmal, durch den Anblick der Schiffe geschreckt, welche in drei Linien, den Bucentauro allein voran, aufgestellt waren, wieder zurück. Endlich durch die Hunde gedrängt, welche durch die immer blasenden Jäger unterstützt waren, sprang er ins Wasser, und die Hunde setzten ihm schwimmend nach und umringten ihn. Sogleich tauchte er unter und verlor sich aus dem Gesicht, aber bald erschien er wieder auf dem Wasser und wurde aufs Neue von den Hunden verfolgt. Je mehr er sich vertheidigte, um so mehr wurde er angegriffen; dieser Kampf dauerte beinahe eine Stunde und gewährte unendliches Vergnügen. Die Trompeter bliesen während dieser Zeit abwechslungsweise. Der Hirsch kämpfte endlich seinen Todeskampf und die Jäger bliesen seinen Tod; vier Gondeliere bemächtigten sich hierauf des Hirsches am Geweih und brachten ihn an Bord, wo er sogleich verendete.

Ein Jäger schnitt ihm den Lauf ab und brachte ihn der Churfürstin, und diese erlauchte Gesellschaft hatte das Vergnügen, bei dem Schalle der Hörner das Jagdrecht der Hunde zu sehen. Die Churfürstin ließ sich hierauf vom Churfürsten zur Bayerin taufen; er bespritzte sie mit einigen Tropfen Wasser, sowie auch die Schlüsseldamen und Edelleute von ihrem und des Churfürsten von Cöln Gefolge.«

Diese Jagd, wenn man sie so nennen will, wurde von Seite der Jagenden zu Pferde gehalten, war also eine Parforcejagd, welche der Churfürst sehr liebte. Er hielt dazu 300 Pferde und 400 Hunde. Einer der eifrigsten Jäger unter den bayerischen Fürsten war Karl Albert (Kaiser Karl VII.) Es sind von ihm Jagden von 1727–1744 verzeichnet. Bei einer derselben in Hohenschwangau wurden zwei Hirsche, der eine zu 400 Pfund, der andere zu 420 Pfund, erlegt. Daß damals noch sehr gute Hirsche vorkamen, beweist auch ein prächtiges Geweih von 24 Enden, welches noch gegenwärtig im Hirschgarten bei Nymphenburg aufbewahrt wird. Der Hirsch wurde vom Churfürsten in der Hirschau bei München erlegt.

Unter den Jagdbezirken ist auch Fürstenried genannt, welches Max Emanuel 1715 erworben und ihm den Namen gegeben hat. Früher hieß es Poschetsried (Poschn, Büsche), und gehörte einem Grafen von Hörwart.


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