Franz von Kobell
Wildanger
Franz von Kobell

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Im Jahre 1660 hielt der Churfürst Ferdinand Maria, zu Ehren des Erzbischofs von Salzburg, Sau- und Wildpretjagden in Forstenried, Grünwald, Schleißheim und Gauting, welche Jagden 794 fl. kosteten. 1662 war zur Tauffeier Max Emanuels unter andern eine Schweinshatz zu Schleißheim. Desgleichen wurden 1670 bei Anwesenheit des Churfürsten von Köln Schweinshatzen und Wildpretjagden gehalten in der Gegend von Leonsperg, Hofdorf, Glaimb, Landshut, Isaregg, dann Hofolding, Grünwald und im Thiergarten zu Possenhofen (Kosten 2071 fl.).

Die Minderung des Schwarzwilds um jene Zeit veranlaßte den Churfürst Ferdinand Maria 1670 die Concessionen des Hetzens und Jagens auf dieses Wild einzuziehen, sowie das Blenkeln im kleinen Waidwerk in den Bannforsten denjenigen zu untersagen, welche die sog. Edelmannsfreiheit genossen und gemäß derselben befugt waren, das kleine Waidwerk auf eigenem und fremden Grund auszuüben, so weit sich »das plau am Himmel erstreckhe,« doch wurde später eine beschränkte Erlaubniß wieder gegeben. Der Churfürst erließ auch mehrere Wildschützenmandate und sollten die Hauptwilderer nach München in den Falkenthurm geliefert und da processirt werden.

Der Herzog Maximilian Philipp, Bruder des Churfürsten Ferdinand Maria erhielt nach dessen Tode vom Churfürst Max Emanuel 1680–82 die Erlaubniß in der Herrschaft Mindelheim Sauhatzen zu halten und Max Emanuel selbst war ein Freund dieser Jagd, die er vorzüglich um München und zu Grünwald ansübte.Von 1674–1682 wurden in den Hofzöhrgaden und Hofkuchen 952 Sauen geliefert, von 1683–91 bestand die Lieferung in 926 Stück.

Im Spessart war zu Ende des 17. Jahrhunderts der Erzbischof von Mainz, Anselm Franz, Jagdherr und ging oft lustig da zu mit den Sauen. An einem Schloßthor zu Aschaffenburg ist noch der Kopf eines Keilers angeheftet, welchen bei einer Jagd 1680 der Leibmedicus des Fürsten, P. von Hartenfels mit dem Eisen aus freier Hand abgefangen. Der Keiler war nicht angeschossen, brach den am Kopf steckenden Schaft entzwei und rannte noch eine Weile damit fort. Der Medicus hat das Ereigniß in einem ziemlich langen Gedicht besungen.

Um 1693 muß der Stand des Schwarzwildes im Oberland bedeutend gewesen seyn, man begehrte nämlich die landesherrliche Erlaubniß, auf dasselbe auch zur Sommerszeit Treibjagden anzustellen.

Um 1700 trieben die Studenten von Ingolstadt, auch Officiere und andere Leute ohne Befugniß übermäßiges Jagen. Es ergingen deßhalb mehrere Mandate, welche vom Kaiser Joseph I. 1705 nach eingetretener Landes-Administration nach älteren Vorlagen von 1657, 1663 &c. noch verschärft wurden. Die darin den Wildschützen angedrohten Strafen sind sehr streng, zum Theil aber auf die frühesten Zeiten zurückführbar. Verrufene Wildschützen, welche den Jägern auch auf Leib und Leben gegangen, sollen ohne Weiteres auf offener Straße, wo sie das Wild geschossen, aufgehängt werden, »die aber, heißt es, welche dennen Leuthen auff Leib und Leben mit Ernst trohlich, wenn sie schon nit verrufft gewest, und über ein oder zwei Stuck nit gefället, die sollen ihrer Trohlichkeit halber (da sich dieselbe glaublich und wahrhaftig befindet) mit dem Schwert vom Leben zum Tod hingerichtet werden; drittens, diejenigen Wildbrädschützen betreffend, welche zwar dieser Unthat halber verrufft aber auf Leib und Leben nit betrohlich gewesen, die sollen für das erstemal mit Abhauung der rechten Hand,Diese Strafe kommt schon in den Weisthümern vor (im 14. Jahrhundert), daß der die rechte Hand verliere, der in dem Drei-Eichenwald (bei Frankfurt am Main) jage. Auch kommt daselbst vor, wenn einer wegen Fangens mit Schlingen verklagt sey und sich verantworten wolle, »dem soll man seine rechte Tage setzen, wil er unschuldig werden, so sol man Ihme seine Hand binden zu hauf und sol Ine einen Heynen Knebel zwischen seinen Beinen und Armen durchstoßen und so Ihne werfen in ein Meyesche Boden von treyen Fuder Wassers, fellet er zu Grund, so ist er schuldig, schwebet er empor, so ist er unschuldig, daß sol man dreywerb (dreimal) thun.« das andermal aber gleich wie die Verruffte und Betrohliche mit dem Strang gestrafft und auff offener Straße aufgehenkt werden.« Das Abhauen der rechten Hand ist um diese Zeit wahrscheinlich durch den begangenen Meineid motivirt worden, da die Wildschützen das erstemal »Urpfet« schwören mußten, d. h. den Schwur leisten, eine bestimmte Gegend nicht mehr zu betreten. Wurden sie dann wieder auf dem verbotenen Platz ertappt, so hatten sie den Eid gebrochen und das Abhauen der rechten Hand war die Strafe des Meineids. Es liegt nach unsern jetzigen Begriffen eine Barbarei in diesen Strafen und Niemand wird sie mehr vertheidigen, diejenigen aber, welche so gar geneigt sind, die Parthie der Wildschützen zu ergreifen, wissen nichts von den betreffenden Verhältnissen. Das Leben eines Jägers war zu allen Zeiten der Wildschützen wegen ein Leben von heute auf morgen und die Wilddieberei vertheidigen zu wollen, hieße einen Räuber höher stellen als einen pflichtgetreuen ehrlichen Mann. Wie viele Jäger habe ich gekannt, die im Kampfe oder meuchlings durch Wildschützen gefallen. Da fand man einen Forstwart, Stubenbeck, von der Glashütte bei Kreut und einen Jagdgehülfen, Landthaler, von Berchtesgaden, herrliche Jäger, erschossen im Walde liegend, und zeigte die Untersuchung deutlich, daß sie schlafend angebirscht und der Schuß so nahe gegeben wurde, daß das Feuer die Joppe verbrannt hatte; da ward der Revierjäger Mayer von Gmund und seine zwei Gehülfen, während sie einen gefangenen Wildschützen transportirten, in einem Hohlweg von dessen Kameraden überfallen und nicht auf das Schießen wollten es diese ankommen lassen, sondern wie reißende Luchse stürzten sie von den Gehängen und schlugen mit ihren Bergstöcken die überraschten Jäger zu Boden, deren zwei dabei ihr Ende fanden. Da kannte ich einen 16jährigen Jagdjungen, Aigner, der in solchem Handel umkam. Es war ein blühender Knabe, den ich zuerst in Brannenburg sah, als er eben einen gewaltigen Kranich im Eisen auf dem dortigen Moos gefangen hatte und heimbrachte. Muthige Jugendlust strahlte aus seinen blauen Augen. Kurz darauf traf er mit einem wildernden Bauernknecht zusammen und obwohl dieser zehnmal stärker war zwang er ihn doch durch sein schneidiges Benehmen und Androhen des Erschießens, die Flinte abzulegen und sich als Gefangenen transportiren zu lassen. Mit gespannter Büchse ging Aigner hinter dem Knecht, als nach einer Weile dieser plötzlich sich wendete, die Büchse faßte und mit ihm zu ringen begann. Da zog der flinke Junge seinen Genicker, der Knecht sein Messer, und nun kämpften sie bis beide zum Tod verwundet waren und starben auch beide. – Die Rachelust solcher Bursche, die sich gewöhnlich das Gesicht schwärzen um unkenntlich zu seyn, erreicht mitunter einen Grad wie man es unter Christen nicht für möglich halten sollte. So haben sie einen Jäger von Reichersbayern, Zachäus Wagner, buchstäblich gekreuzigt. Er war an der Benediktenwand auf einen Hirsch birschen gegangen und übernachtete in einem Heustadel. Im tiefsten Schlafe liegend wurde er plötzlich durch das Anschlagen seines Hundes geweckt und gleich darauf sprangen drei Bursche (wahrscheinlich durch den Hund auf seine Gegenwart aufmerksam gemacht) in die Hütte und fielen mit so furchtbaren Schlägen über ihn her, daß er bald die Besinnung verlor. Als er von Schmerzen gepeinigt wieder zu sich kam, welcher Zustand! da war er an die äußere Holzwand der Hütte genagelt, durch jede Hand und durch einen Fuß ein großer hölzernen Nagel geschlagen, und so hing er, mit gebrochenem Blick in die Dämmerung des heraufziehenden Tages hinstarrend, bis ihm wieder die Sinne schwanden. Zum Glück hatte das Winseln und zeitweise Bellen seines Hundes einen Hirtenbuben herbeigelockt, der dann Holzknechte zu Hülfe rief, die den Unglücklichen losmachten und nach Hause trugen.Der Mann wurde wieder hergestellt und lebte zuletzt in Ammerland am Starenberger See, wo er 1847 starb.

Ist es ein Wunder, wenn bei solchen Vorkommnissen auch die Jäger ihre Feinde auf Tod und Leben bekriegen und ihrer Ehre willen sich allen Gefahren dabei aussetzen; und welche Scenen kommen da vor! – Es war eine trübe Nacht, als der Jäger Riesch vom Isarfall beim Heimgehen auf einer verlassenen hochgelegenen Alpe am Dürrenberg zeitweise ein Feuer bemerkte. Er dachte sogleich, daß dort Wildschützen ihr Nachtquartier gewählt und machte sich mit einem Kameraden unverweilt auf den Weg, sie zu fangen. Nach langem Steigen kamen sie bei der Hütte an und beschloßen, sobald die Morgendämmerung es gestatte, mit raschem Anlauf die ihnen als morsch bekannte Thüre einzurennen und die Ueberraschten zu bewältigen. Ohne zu wissen, wie viel deren in der Hütte seyen, führen sie es aus, die Thüre bricht zusammen, die Wilderer, es waren zwei Tyroler, springen auf und wollen ihre Büchsen fassen, da stoßen sie die Jäger mit ihren Stutzenläufen nieder, ein furchtbares Gewirr und Raufen erfolgte, aber die Jäger blieben Herr und die Schützen mußten sich ergeben. – Im Anzingerforst wurden von Zeit zu Zeit Sauen gestohlen. Eines Tages fand ein dortiger Jäger eine geschossene Bache, die in ein Dickicht geschleppt worden war. Auf die Anzeige beim Förster wurde beschlossen, daß zwei Jäger die Nacht über in der Nähe des Dickichts passen sollten, der Förster selbst an einer Stelle, welche die etwa ausreißenden Wilddiebe passiren mußten. Die Jäger paßten beim Mondschein die ganze Nacht, es kam aber kein Wilderer. Nun paßten sie die zweite Nacht, unter einer alten Tanne sitzend und in ihre Mäntel gehüllt, denn es war im Winter. Der Schatten, den die Tanne beim Mondlicht warf, deckte sie vollkommen und sie konnten den Platz wohl überschauen. Gegen Mitternacht überkam sie der Schlaf und sie mochten eine Weile geschlafen haben, als der eine durch ein Geräusch erwachte. Da stehen drei Bursche nicht zehn Schritte von ihm und lauschen mit gespannten Büchsen. Nach einigen Minuten sagt der eine zu den andern, sie sollten nun die Sau aufbrechen, er wolle schon Wache halten. Während er spricht, stößt der Jäger leise seinen Kameraden, der sogleich erwacht, in demselben Augenblick auch die Wilderer sehend. Von diesen ziehen zwei die Sau aus dem Dickicht, der dritte späht, die Büchse bereit haltend, fleißig herum. Nun hatte der Mond seine Stellung so verändert, daß der Schatten der Tanne gerade nur noch reichte, um die Füße der drunter sitzenden Jäger zu decken; zog er sich noch ein wenig zurück, so mußte der Wilderer sie bemerken. Die beiden, welche die Sau aufbrachen, äußerten ihre Freude, daß sie so feist und indem der wachehaltende auch danach sehen wollte, faßten die Jäger rasch ihre Gewehre und kracht ein Schuß und wieder einer, dann ein Stürzen und Rennen, die Jäger nach und wieder ein Schuß am Fluchtweg. Zwei der Wilderer waren verwundet, entkamen aber, der dritte war gefangen. – Bei den früheren Gesetzen gegen die Wilddiebe wurden ihrer Strenge wegen die Untersuchungen meistens in einer Art geführt, daß der Jäger gegen den Wildschützen welchen er einbrachte, oft zu kurz kam und wenn er, seiner Haut sich wehrend, einen erschossen hatte, in weitläufige nicht selten seine Stellung gefährdende Plackereien gerieth. Die Folge davon war, daß manche Wildschützen spurlos verschwanden. Eine wilde Felsenschlucht, ein See oder Sumpf mochte wohl wissen, daß sie ihr Ende gefunden hatten. Die neueren Gesetze sind ungleich zweckmäßiger, gleichwohl sind die Kämpfe noch bestehend und kommen zum Theil in größerem Maßstabe vor als früher, besonders an den Grenzen unserer Alpen, wo der Menschenschlag kräftig, trotzig und rauflustig.

Doch ich kehre von dieser Excursion wieder zum Thema des Artikels zurück.

Von Max Emanuel sind keine besonderen Schweinsjagden aufgezeichnet. 1715 wurde unter ihm der Thiergarten von Forstenried vollendet.Zur Anlage waren 200 gefangene Türken verwendet worden, deren mehrere dabei durchgingen und wieder eingefangen »auf Befragen vermelt haben, daß Sye von dem Teifl also verführt worden.« Es wird damals die Jagd als sehr heruntergekommen bezeichnet, wurden daher die Pflege- und Gnadenjagden eingezogen und die Jagd auf Rothwild 3 Jahre, auf Schwarzwild 2 Jahre eingestellt. Daß Max Emanuel ein fleißiger Jäger gewesen, beweist die Angabe, daß er vom 14. Juni 1715 bis letzten Dezember 1725 an 39,665 Stück verschiedenen Wildes gefangen, gebeizt, forcirt und geschossen habe.Um 1721 betrugen die Kosten des Jagdwesens 78,000 fl., wurden aber in diesem Jahre auf 50,000 fl. beschränkt, doch sollten die Ersparungen die Falknerei und französische Parforcejagd nicht treffen.

Von Carl Albrecht (1742 zum Kaiser gewählt) sind mehrere große Jagden auf Roth- und Schwarzwild verzeichnet. So eine Schweinsjagd von 1727 im Geisenfelder Forst, welche theils in Hatzen theils in Schützenjagen bestand und woran die Churfürstin Maria Amalia, die Herzoge Ferdinand und Theodor und andere Herren Theil nahmen. Die Jagd dauerte vom 11. bis 19. Oktober und wurden im Ganzen 348 Stück erlegt, worunter 52 hauende Schweine. Die stärksten erlegte der Churfürst mit 238–264 Pfund. Die Churfürstin erlegte auch einen Keiler von 264 Pfund.

Im Jahre 1729 wurde wieder im Geisenfelder Forst gejagt vom 12. bis 19. Oktober und war dazu ein Aufgebot von 1270 Mann ergangen, ferner 282 Pferde und 12 Fuhren. Man erlegte 508 Sauen, worunter 105 Hauptschweine, deren die sieben stärksten 247–300 Pfunde wogen. 1731 war eine Strafe von 20 Thalern gesetzt, wer von einem Wildschützen ein Schwein kaufte.

Eine große Jagd wurde im November 1735 von dem Jagdschlosse Wollnzach aus in besagtem Geisenfelder Forst gehalten. In etwa 10 Tagen wurden 1105 Stück Sauen erlegt.

Das oben erwähnte Wildschützenmandat wurde 1735 wieder in Erinnerung gebracht und heißt es in dem groß gedruckten Plakat in Betreff der Vermummungen der Wildschützen »wann der, oder diejenige(en), welche sich einiger Vermummung, als mit Verlarff: oder Färbung der Angesichter, Machung Bärt, oder in andere Wege Verkehr: Verwechs: und Vertauschung ihrer sonsten gewohnlichen Klayder, wasserley frembder, und von Haaren gemachter Kappen oder Paroquen aufsetz: dann Hüet-Veränderungen gebrauchen, auf Anruffen der Jäger sich nit stellen und zu erkennen geben, diese unbedenklich auf selbige losbrennen solten.« Die Jäger sollten nach den Füßen schießen außer bei Widersetzung, wo sie in Nothwehr auf Leib und Leben zu schießen haben.

Wie um jene Zeit manchmal die Hirschjagd zu einem unwaidmännischen Spektakel gemacht wurde, da man die Thiere zwang, bei türkischer Musik über künstliche Barrieren zu setzen und dergl., so mußten auch die ritterlichen Sauen zu solchen sogenannten Ergötzlichkeiten dienen, die einen Waidmann anwidern.

Am 10. November 1736 begaben sich der Churfürst mit der Churfürstin, den Herzoginnen Antonia und Theresia und des Herzogs Ferdinand älteren Prinzen Maximilian nach Stegen an den Ambersee, allwo eine Schweinshatz in den See veranstaltet war. »Es wurde, sagte der Bericht, eine Maschine auf Flössen im Wasser erbaut, gleich einem großen Haus, welches mit grünem Laubwerk auf das prächtigste ausgezieret, aus welchem die durchlauchtigsten Herrschaften mit aller Bequemlichkeit die in das Wasser eingesprengten Schweine zu schiessen und theils anschwimmen zu lassen gnädigst beliebten, also zwar, daß deren bis 111 Stück erlegt wurden, worunter sich oben auf einer Gallerie die Trompeten und Pauken beständig hören lassen und eine Tafel von 30 Personen, darunter auch der in Regensburg residirende holländische Gesandte Herr von Gallines mitzuspeisen und diese Wasserjagd zu sehen die höchste Gnade genossen, zum Fruhstück zugerichtet gestanden.«

Ein Bild aus jener Zeit von dem Maler Bidermann zeigt, daß der Wald, in dem sich die Sauen befanden, mit starken Netzen umstellt war und nur einen Ausgang gegen den See hatte. Der Floß, der das Haus trug, stand innerhalb eines im Wasser angebrachten Einfangs, so daß die eingesprengten Sauen nicht hinausschwimmen konnten, sondern sich zwischen dem Floß und diesen Barrieren bewegen mußten. Die Cavaliere sieht man mit Saufedern und Hirschfängern die sie schwimmend annehmenden Sauen abfangen, einige auch mit Büchsen schießen. Die Jagdkleidung zur Schweinsjagd war damals für gewöhnlich hechtgrau mit Silberschnüren, bei dieser Festjagd sieht man aber die Herren in grünen Röcken mit Gold, kurzen rothen Hosen und weißen über die Kniee gezogenen Strümpfen oder Kamaschen, einige auch mit schweren Reitstiefeln. Besagtes Bild findet sich im Wittelsbacher Museum.

In dergleichen Jagddivertissements, wie man es nannte, war man damals sehr erfinderisch und um 1725 wurde bei einem großen Schweinjagen, welches in der Nähe der churpfälzischen Residenz Mannheim stattfand, das außerordentliche Schauspiel aufgeführt, daß die Schweine unter der Erde hervorkommen mußten und unter dem Schirm herauf in den Abschußplatz. Dieser befand sich auf einem künstlich angelegten Berg mit Gallerien umgeben und hatten die Schweine über 240 Fuß hohe Treppen zu diesen Gallerien hinaufzulaufen.

Daß bei ähnlichen Gelegenheiten auch die Diana mit ihren Nymphen vielfach mitspielen mußte, versteht sich von selbst. Bei der Krönung Ludwigs XV. von Frankreich, erzählt Rohr, wollte sich »Ihro Majestät in dem Walde bei Chantilly mit der Jagd erlustiren, und wie der König daselbst anlangte, traff er die Dianam mit ihren Nymphen, in einer von Laubwerk gemachten Grotte an, die Ihrer Majestät bis an den Eingang der Grotte entgegenkam, und etwas absungen, worinnen sie Ihrer Majestät die Herrschaft über die Wälder abtraten, auch anstatt der Huldigung derselben ihren Bogen und Köcher überreichte, da mittlerweile die um sie befindlichen Nymphen einen Tanz machten, und unter demselben dem König alle zur Jagt gehörigen Stücke überreichten. Das Frauenzimmer war alle in Jagt- Habit und die Herrn von Hof, so in Jagt- Habit von der Jägerey des Hertzogs von Bourbon gekleidet waren, hatten sich um die Dianam gestellt. Deren Gesang wurde durch die in Buschwerk versteckte Vocal- und Instrumental-Music accompagniert.«

Zur Vermählungsfeier des Herzogs Carl zu Würtemberg mit der Marggräfin Sophie zu Brandenburg-Bayreuth 1748 wurde am 8. Oktober zu Leonberg bei Stuttgart ein Prunkjagen gehalten, wozu 700 bis 800 Stück verschiedenen Wildes, Sauen, Hirsche, Rehe &c. zusammengetrieben worden waren. Einer ausführlichen Beschreibung der damaligen Feste ist ein Kupferstich des Augsburger J. Wangner beigegeben, welcher die Jagd darstellt. Land- und Wasserjagd sollte dabei vereinigt werden. Es befand sich daher auf der Hauptseite vor dem fürstlichen Schirm ein großes Bassin, in welches das Wild durch eine Reihe geschmückter Arkaden 14 Fuß hoch heruntergesprengt und schwimmend erlegt wurde, während auf der Rückseite ein Laufplatz zu sehen, ebenfalls von Arkaden umgeben, durch welche das Wild über den unteren mehrere Fuß hoch geschlossenen Theil einspringen mußte und wo die Sauen mit der Feder abgefangen wurden. Um die Herrlichkeit der Scenerie vollständig zu machen, waren an den Arkaden des Bassins links und rechts perspektivisch gemalte Castelle angebracht, jedes 65 Fuß lang und 40 bis 45 Fuß hoch. In der Mitte der Arkaden thronte auf einem Hauptportal die Diana nebst einem Schild mit den fürstlichen Namen und dem großen würtembergischen Jagdorden. Es wurden unter Pauken und Trompeten 400 Stück erlegt und die übrigen freigelassen. In einer Pause während der Jagd wurde eine Collation eingenommen und dann in Ludwigsburg ein großes Banket gehalten, wobei man in Jagdkleidern erschien. Der Luxus und die Anordnung solcher Bankette entsprach dem Jagen und will ich hier nur als ein Beispiel anführen, daß das eben erwähnte unter einem im glänzend beleuchteten Rittersaale des Schlosses zu Ludwigsburg errichteten, 30 Fuß hohen Dianentempel stattfand, dessen Säulen und Schwibbogen mit grünem Bindwerk und Jagdtrophäen geschmückt waren. In Mitte der Tafel sprudelten 4 Fontänen um eine vergoldete Statue der Diana und unter dem Confekt erschien diese Göttin in einem mit 8 Löwen bespannten Triumphwagen. Die grüne Livree der Jäger war prachtvoll mit Silber und seidenen Borten besetzt und beim Einzug in Stuttgart ritt der Oberjägermeister Baron Geyers von Geyersberg in grünsammtner goldgestickter Kleidung der Jägerei voran und ging zu seiner Linken ein Laufer in grüner reich mit Silber verzierten Lauferkleidung. Dreizehn adelige Forstmeister (die Kleidung hellgrün mit Gold) folgten auf Schimmeln, dazu Jagdpagen, Hofjäger und 62 reysige Forstknechte mit Birschbüchsen, welche sämmtlich Rappen ritten.

Die letzte von dergleichen PrunkjagdenEine der letzten großen Saujagden, wo noch Sauen mit Hunden gehetzt und abgefangen wurden, hielt Friedrich August III. von Sachsen im Jahre 1826 zu Hubertsburg. Es wurden 147 Sauen theils geschossen, theils abgefangen. in Deutschland war wohl die, welche der König Friedrich von Würtemberg noch 1812 abgehalten und welche von dem Dichter Matthisson als einem Augenzeugen unter dem Titel »das Dianafest von Bebenhausen« beschrieben wurde. Diese Jagd fand wie üblich statt mit reich gezierten Schaubühnen und Schirmen und unter dem Lärmen von Hörnern und Trompeten, und wie der Aufputz ist theilweise auch die Beschreibung. »Mannigfaltig heißt es, wie auf den Schlachtfeldern der Iliade, die Todesarten der Helden, erblickte man hier die Todesarten der fallenden Thiere. – – Den imposantesten Anblick des Jagdfestes boten unstreitig die enormen Wildmassen dar, welche wie Katarakte, wovon Keuler, Bachen, Hirsche, Rehe und anderes Gethier gleichsam nur die Tropfen (!) bildeten, hernieder an der schroffen Abdachung des Gebirgsrückens ihrem unwiderruflich geworfenen Todeslose zustürzten.« Es wurden in 2 Stunden 823 Stücke erlegt, darunter 139 Sauen.

Von den größeren Jagden des bayerischen Churfürsten Carl Albrecht fand 1739 wieder eine in dem an Sauen reichbevölkerten Geisenfelderforst statt, wobei 236 Sauen, darunter 44 Hauptschweine gehetzt und geschossen wurden, und eine andere im Jahre 1740 am 17. November zu Utting am Ammersee. Zu letzterer waren 44 Zeugwagen nöthig, 7 andere, 1 für die Feldkapelle und 1 für die Kasse, mit 303 Pferden, und noch darüber 9 Fuhren; ferner an Klopfern, nach Utting, mit siebentägiger Verproviantirung 800 Mann (die Hälfte mit Hacken versehen und alle starke Leute). Es wurden 111 Sauen erlegt, worunter aber nur 4 Hauptschweine.

1751 unter Churfürst Maximilian III. wurden bei einer Schweinshatz in Geisenfeld 414 Stück gefangen und erlegt. Auch im Köschinger, Oettinger, Grünwalder und Forstenrieder Forst wurden noch öfters 200 Sauen bei einem Jagen erlegt.Von 1751–55 sind 1213 Sauen ins Wildpretgewölb zu München geliefert worden. Das Pfund Schwarzwildpret kostete damals 10 kr., gegenwärtig kostet es 24 kr. Von 1841–45 sind 532 Sauen geliefert worden, und gegenwärtig ist das Verhältniß ein ähnliches.

Zu Eberfing bei Weilheim hielt der Churfürst einen Park.

Unter Carl Theodor wurden diese Jagden bedeutend reducirt, schon deßwegen, weil mehr Wildschaden geleistet werden sollte als früher.

Vom Jahre 1788 (15. Juli) ist eine Jagd verzeichnet, welche aber bei Neckargemünd im Elsenzbacherthal stattgefunden, eine Prunkjagd auf Roth- und Schwarzwild, die der Churfürst in Begleitung seiner Gemahlin Elisabetha Augusta abhielt und wobei sich diese Dame als besonders flinke Schützin erwies.

Bei den späteren bayerischen Fürsten wurden die Schweinsjagden in eingestellten Jagden mit Schießen abgehalten und kamen keine Hatzen mehr vor. Unter den Jagden, welche König Maximilian I. hielt, wurden die meisten Sauen im Park von Grünwald in den Jahren 1820 und 1822 mit 113 und 155 Stück erlegt. Die Gehege von Anzing wurden in einen Park umgewandelt, ebenso im Spessart. Außerdem befinden sich Sauen im Forstenriederpark.

Unter König Ludwig wurden im Jahre 1828 zu Anzing 92 und 1831 zu Pöring bei 155 Sauen erlegt.

Gegenwärtig werden zu Grünwald, Forstenried und AnzingIm Forstenrieder-Park sind gegen 100 Stück; in Grünwald 140 Stück. in Anzing sind sie auf 300 zu bringen, im Spessart 100 Stück. abwechselnd Schweinsjagden gehalten, gewöhnlich alle 2–3 Jahre auf demselben Platz. Im Durchschnitt sind bisher auf einer solchen Jagd 60–70 Stück erlegt worden, die stärksten Keiler mit 177 Pfund.

Von Privatparken ist vorzüglich der des Fürsten von Thurn und Taxis bei Stauf zu nennen. Er ist besonders schön wegen des Terrains und in neuester Zeit so bedeutend vergrößert worden, daß die Jagd in demselben der freien Jagd gleichkommt. Auch im Fürst Löwenstein'schen Park im Spessart werden Sauen gehegt. Im Eichstädter-Park des Herzogs von Leuchtenberg, der noch vor 10 Jahren reich bevölkert war, sind nach dem Tode dieses liebenswürdigen Fürsten die Sauen bis auf einige abgeschossen worden.

Bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts war das SchwarzwildSchon in den bojarischen Gesetzen des sechsten und siebenten Jahrhunderts kommt das Wort Suarzwild vor, es scheint aber als habe man damals theilweise auch Bären und Büffel darunter verstanden. Sepp, Beiträge zur Geschichte des bayrischen Oberlandes. H. 2 und 3, S. 82. in Bayern ziemlich allgemein verbreitet, gegenwärtig findet sich im Freien nur noch einiges im Spessart in den Revieren Lohrerstraß und Rothenbuch, im sogenannten Orber-Reisig und den umliegenden Waldungen in Unterfranken und als Wechselwild in der Pfalz.

Ein Waidmann kann einen Seufzer kaum unterdrücken, wenn er daran denkt, wie es mit dem Schwarzwild einst gewesen und wie es gegenwärtig damit steht, glücklicherweise aber ist, wie schon oben bemerkt, wenigstens für diejenigen, welche einen Keiler im Park birschen und jagen können, immer noch mehr als eine bloße Erinnerung jener vergangenen Herrlichkeit erhalten und liest man in der Geschichte dieser Jagd die furchtbare Plage und Noth, die der Bauer darüber zu tragen hatte, so wird man gerne genügsam.

Es ist davon gar Vieles geschrieben und geklagt worden und wie brav der brave Landmann oft ist, weiß man auch, aber der Wahrheit gebührt ihr Recht und so mögen zum Schlusse einige alte Verse eines Hans von Spangenberg angeführt werden. Sie fassen das Bezügliche so zusammen, daß man leicht selbst weitere Schlüsse machen kann. Sie lauten:

»Das ist der Will des Herren mein,
Daß ich ihm heg' viel Hirsch und Schwein;
Dem Hirten ich den Hund nicht gan,
Er häng' ihm dann groß' PrügelDen größeren Hunden mußten Prügel angehängt werden, oft bis zwei Ellen lang, um sie am Laufen zu hindern; aus demselben Grunde wurde (in Hessen 1570) befohlen, den kleinen Hunden in der Nähe einer Wildbahn die Sehnen an den Hinterschenkeln entzwei zu schneiden. Eine weimar'sche Verordnung von 1736 bestimmt noch weiter, daß zum Zweck des leichteren Erkennens einem Haushund der Schwanz abgeschnitten werden soll, einem Schäferhund die Ohren und einem Mezgerhund sowohl Schwanz als Ohren. an;
Und für das Wild leid ich kein Zaun;
Zeug mir die Jagdhund schwarz und braun;
Zu fröhnen schickt euch wenn ich jag',
Und schonet nicht den Feyertag;
– Dein' RüdenDie Schäfer und Bauern mußten ihre großen Hunde zu den Saujagden stellen; deren wurden oft gegen 200 gebraucht. schick' mir an die Säu
Eh' daß ich dir den Balg erbläu;
Zahlt was wir bei euch han verzehrt,
Daß euch nicht Böses wird beschert.

 


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