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XXI

Am selben Morgen bei Sonnenaufgang hatte sich Meister Franck wie gewöhnlich in den Maschinenraum begeben, um seine Maschine zu besichtigen.

Da sah er einen Arbeiter, einen Schmierer, der nicht durch Laien ersetzt werden konnte, mit einer Zigarette im Mund, was im Maschinenraum natürlich streng verboten war.

»Wer raucht im Maschinenraum?« rief er und trat vor den Schmierer, einen jungen Burschen, auf den er schon lange ein Auge gehabt hatte. Der blickte ihn frech an, ohne die Zigarette aus dem Mund zu nehmen.

»Du rauchst vor Vaters Nase?« sagte Meister Franck katzenfreundlich, als spräche er zu einem Kind. Im nächsten Augenblick aber hatte er dem Burschen die Zigarette mit einer blitzschnellen Bewegung aus dem Mund geschlagen, daß die Funken stoben.

Der Bursche schlug wieder und traf Meister Franck auf die Backe, was zur Folge hatte, daß diesem das Gebiß aus dem Mund flog. Im nächsten Augenblick stürmten drei, vier andere Maschinenarbeiter herbei und stürzten sich auf Meister Franck. Er war nicht beliebt, hatte eine Art, Genosse zu sagen, die seine Untergebenen reizte, und nun brach die Erbitterung los. Meister Franck wurde zu Boden geschlagen, zuerst trampelten sie auf ihm herum und dann machten sie den Versuch, ihn auf die Maschine zu werfen. Sie schleuderten ihn mehrmals die steile Eisenleiter hinauf, aber sie war zu hoch, und Meister Franck fiel die Stufen immer wieder herab, bis er ganz zerschlagen war. Der lärmende Maschinenraum dröhnte noch lauter, und schließlich ließen sie Meister Franck am Fuß der Leiter liegen. Er sammelte seine Knochen zusammen, humpelte hinaus. Unter allgemeinem Jubel schleuderte der Schmierer mit dem Fuß das Gebiß hinter ihm her.

Meister Franck schleppte sich in den Materialraum und verschloß die Tür. Nach einer Weile kam er wieder heraus, mit einer Kiste Twist unterm Arm. Die anderen behielten ihn im Auge, aber er nahm die Feindseligkeiten nicht wieder auf. Der Schmierer, der Anlaß zu dem Auftritt gegeben hatte, zündete sich eine neue Zigarette an und starrte durch den Rauch zu ihm herüber.

Sie sahen Meister Franck humpelnden Ganges durch das Schott im Hintergrund verschwinden und nickten sich gegenseitig befriedigt zu. Er ging durch den Tunnel, wo die eine der Schraubenwellen lag, bis zur Mitte, wo er von keiner Seite gesehen werden konnte. Dort war er allein mit dem rotierenden Stahlzylinder, wie in einer Geheimkammer, in der die Kräfte ruhen, die die Welt bewegen, ohne daß man den Zusammenhang begreift. Die Rotation ging wie eine stählerne Stange durch sie hindurch, von einem Ende zum andern.

Mitten im Tunnel setzte er die Kiste auf den Boden, auf die bloße Eisenplatte, und entfernte den Twist, mit dem er etwas in der Kiste verdeckt hatte. Sie enthielt Aerolitpatronen, genug, um einen ganzen Berg in die Luft zu sprengen. Der Dampfer war damit versehen für den Fall, daß er auf Grund oder Eis stieße. Meister Franck zog eine Rolle Leitungsdraht aus seiner Tasche, und eine ganz gewöhnliche Taschenlampe, aus der er die Batterie nahm. Darauf befestigte er die Drähte an den Kontakten und an einer Patrone in der Kiste. Er wußte, wenn die eine Patrone explodierte, dann würde die ganze Kiste explodieren. Nun brauchte er den Strom nur noch zu schließen, und das Aerolit würde in den Schiffsboden ein Loch reißen, das größer war als ein Zimmer.

Er setzte sich auf die Kiste und preßte den zahnlosen Mund zusammen. Plötzlich war er ein alter Mann geworden, alt und verbittert. Der Dampfer sollte nicht mehr auf dem Meer fahren, mit seiner Ladung verrückter Kinder, sie sollten nun für Bruce, den Radiotelegraphisten, und allen Krach an Bord bezahlen!

Und er ließ die Mine springen.


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