Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

IX.
Der Empfang

Ruhelos ging Mick am folgenden Morgen in seinem Zimmer auf und ab. Die Untätigkeit fiel ihm auf die Nerven, und die dauernden Aufmerksamkeiten Monas widerten ihn an. Vor allem bedrückte ihn, daß er noch nichts Genaueres über Maddick erfahren hatte. In manchen Augenblicken der Niedergeschlagenheit glaubte er schon, Maddick hätte sich mit einem solchen Wall von Schutzmaßnahmen umgeben, daß seine Persönlichkeit unmöglich festzustellen war.

Kurz vor dem Mittagessen erschien Alibi. Er hatte seine Wut vom vergangenen Abend vollkommen vergessen.

»Hier habe ich ein kleines Geschenk für Sie«, sagte er und reichte Mick einen Briefumschlag.

»Woher haben Sie das?«

»Stellen Sie keine Fragen, dann hören Sie keine Lügen, öffnen Sie es.«

Als Mick das Kuvert aufriß, fand er darin eine Einladung für den Grafen und die Gräfin Metri zu dem Empfang bei Lord und Lady Mead. Außerdem lagen fünf Einpfundnoten in dem Umschlag.

»Ich dachte, Maddick zahlt nach dem Erfolg?«

»Das tut er auch, Pete. Arch Redfern wurde vor einer halben Stunde in Old Bailey freigesprochen. Der Richter sagte den Geschworenen, nach der Zeugenaussage von Purvis sei es sehr gefährlich, ihn zu verurteilen. Die Polizei hat die Anklage zurückgezogen. Deshalb haben Sie diese fünf Pfund erhalten.«

»Aber wie haben Sie denn das Geld bekommen, wenn der Mann erst vor einer halben Stunde freigesprochen wurde?«

»Das hatte ich schon seit gestern morgen in der Tasche. Ich wartete nur den Ausgang der Verhandlung ab, um es Ihnen zu geben.«

»Aber der Briefumschlag war doch zugeklebt. Wurde Ihnen denn die Einladung in einem offenen Kuvert zugestellt?«

»Ich sehe, daß Sie nicht viel von Maddicks Methoden verstehen. Der Mann, der mir das Kuvert gab, hatte Anweisung, von mir die fünf Pfund einzukassieren, sie in den Umschlag zu stecken, ihn dann zuzukleben und mir zu übergeben. Ich habe keine Ahnung, was auf der Karte steht, und ich will es auch nicht wissen. Ich hatte nur den Auftrag, Ihnen den Umschlag zu bringen, und Ihre einzige Aufgabe ist es, genau das auszuführen, was Ihnen mitgeteilt wurde. Kommen Sie mit, wir wollen ein Glas zusammen trinken.«

»Halten Sie es für sicher genug?«

»Ja. Die Aufregung über Ihren Ausbruch aus dem Gefängnis hat sich gelegt. Heute morgen habe ich eine kleine Bemerkung in der Zeitung gelesen, daß man Sie zwar noch nicht verhaftet, aber in Liverpool gesehen hätte. Die dortige Polizei würde den Fall weiterverfolgen. Setzen Sie Ihren Hut auf, dann wollen wir gehen.«

»Ich möchte Sie bitten, mir einen kleinen Gefallen zu tun. Nehmen Sie ein Taxi, lassen Sie mich vor irgendeiner Kneipe in der Nähe des Waterloo-Bahnhofs aussteigen und holen Sie mit diesem Gepäckschein meinen Koffer ab. Es ist verschiedenes darin, was ich heute abend brauche, und ich selbst darf es nicht wagen, mich dort zu zeigen. Möchten Sie das für mich tun?«

»Natürlich. Wir wollen auch Mona mitnehmen. Das ist eine kleine Abwechslung für sie.«

»Ein guter Gedanke.«

Mick wußte sofort, was das zu bedeuten hatte. Alibi wollte ihn nicht allein lassen; wenn er zum Waterloo-Bahnhof ging, sollte Mona aufpassen. Und so kam es auch.

Nach einer halben Stunde kehrten sie nach Hause zurück. Cardby packte seinen Frack und seine Wäsche aus. Während er damit beschäftigt war, wandte er sich an Delaney.

»Ich habe ja nichts dagegen, daß Sie meinen Koffer aufmachen und durchsuchen. Meinetwegen können Sie auch nachsehen, was ich in den Taschen habe. Vielleicht haben Sie früher damit Ihren Lebensunterhalt verdient und sind so daran gewöhnt, daß Sie es nicht lassen können. Ich möchte nur, daß Sie alles wieder genau so hinlegen, wie Sie es gefunden haben. Sie haben die Sachen sehr unordentlich wieder eingepackt. Mona, schicken Sie die Hose zum Schneider, damit sie aufgebügelt wird.«

Es war Viertel nach acht, als der junge Cardby zum letztenmal einen befriedigten Blick in den großen Spiegel warf. Die weiße Krawatte saß tadellos, der Frack war von bestem Schnitt, auch der Mantel saß wie angegossen. Der seidene Schal vollendete den tadellosen Eindruck. Als er draußen auf dem Flur stand, schob er den Zylinder etwas schief, dann trat er auf die Straße hinaus und ging gemächlich zu dem Treffpunkt. Dies war ein Abenteuer, wie er es sich schon lange erträumt hatte. Aber es überraschte ihn, daß nicht die nötige frohe Stimmung in ihm aufkommen wollte. Er hatte seine Nerven in der Gewalt und war nicht im mindesten erregt.

Nachdem er die Regent Street überquert hatte, ging er die Conduit Street entlang, und etwas später schaute er gelegentlich nach den Hausnummern. Es war fünfundzwanzig Minuten nach acht. Noch wenige Schritte war er von Bruton Street Nr. 32 entfernt, als er sah, daß ein großer Daimler vom Berkeley Square herkam und ein paar Meter vor ihm hielt. Er trat an den Wagen heran, bevor er sein Zigarettenetui zog, dann beugte er den Kopf, als er ein Streichholz ansteckte. Eine Dame saß in dem Wagen. Beim Schein der Straßenlampe konnte Mick das Pelzcape sehen. Er warf das Streichholz fort und neigte sich zu dem offenen Fenster.

»Verzeihen Sie, Madame, können Sie mir vielleicht sagen, wie ich von hier zur South Audley Street komme?«

»Gewiß. Zweite Querstraße links.«

Die Stimme klang klar und melodisch.

Mick legte die Hand auf den Türgriff, drückte ihn nieder und stieg ein, während die Dame leicht nach links rückte. Als er sich in die weichen Polster zurücklehnte, setzte der Wagen sich wieder in Bewegung.

Der Chauffeur bog in die Berkeley Street ein, ohne einen weiteren Auftrag zu erhalten, dann rechts nach Piccadilly. Er verlangsamte das Tempo auf fünfzehn Kilometer Geschwindigkeit, während er nach dem Hyde Park fuhr.

»Wir haben noch reichlich Zeit«, sagte die Dame. »Mein Name ist heute abend Eleanora.«

»Und ich heiße Andrea. Sie haben recht, es ist noch reichlich Zeit. Wir könnten sie eigentlich nützlich anwenden. Zunächst – dürfte ich wohl einmal Ihr Gesicht sehen?«

»Steht das in Ihren Anweisungen?«

»Nein, das ist übersehen worden. Aber wenn Sie den Kragen so aufgeschlagen halten, bis wir bei Lord Mead ankommen, bin ich nachher in der unangenehmen Lage, Sie unter den anderen Gästen womöglich nicht mehr zu erkennen. Stellen Sie sich doch einmal vor, wie peinlich es sein würde, wenn ich unseren Gastgeber bitten müßte, mir meine Frau herauszusuchen!«

Sie lachte leise und schlug den Kragen des Capes herunter. Merkwürdigerweise hatte Mick vorausgesetzt, daß ihr Aussehen der melodischen Stimme entsprechen müßte. Aber er hatte nicht geahnt, daß sie so ungewöhnlich schön sein würde. Erstaunt sah er sie an.

Über der hohen weißen Stirn lag ihr dunkles Haar in großen Wellen unter dem Diadem und löste sich im Nacken in Locken auf. Ihre großen dunkelbraunen Augen glänzten, die schöngeschwungenen Linien des Mundes waren mit dem Lippenstift leicht nachgezogen. Mick warf einen flüchtigen Blick auf den tiefen Ausschnitt des blauen Abendkleides, den Ansatz der weißen Brust, die wundervolle Nackenlinie und das feste Kinn. Dann schlug sie den Kragen wieder hoch.

»Sind Sie nun zufrieden?« fragte sie.

»Vollkommen, Eleanora. Sie sehen aus, als ob der Empfang Ihnen zu Ehren gegeben würde.«

»Ein plumpes Kompliment, Andrea. Immerhin, wenn der Empfang auch nicht zu meinen Ehren gegeben wird, so ist er doch zu unserem Nutzen.«

»Das stimmt. Wann sollen wir in Brook Street ankommen.«

»Um neun. Der Chauffeur hat die nötigen Anweisungen, und jetzt werde ich Ihnen sagen, was Sie zu tun haben. Was andere Leute machen, darf Sie nicht kümmern. Vergessen Sie das nicht! Sie haben nur Ihre Anweisungen in allen Einzelheiten auszuführen, dürfen nichts auslassen, aber auch nichts darüber hinaus unternehmen. Das muß Ihnen vor allem klar sein, bevor ich fortfahre.«

»Was andere tun, geht mich also nichts an.«

»Es ist vernünftig, daß Sie sich so einstellen. Nachdem wir vorgestellt sind, gehen wir durch den Korridor nach dem Empfangsraum. Wir setzen uns möglichst nahe an den Eingang. Lord und Lady Mead stehen am anderen Ende des Ganges. Etwa gegen halb zehn wird es plötzlich im ganzen Hause dunkel werden. Wenn das eintritt, stellen Sie sich sofort an die Tür zum Gang und halten jeden an, der hinein- oder hinausgehen will. Sie müssen es möglichst unauffällig tun. Wenn das Licht wieder angeht, können wir ebenso beunruhigt sein wie die anderen Gäste und behaupten, daß auch wir versucht hätten, in den Gang zu kommen, aber von jemand daran gehindert worden seien.

Später wird es viel Aufregung geben, und es ist möglich, daß wir das Haus nicht verlassen können. Aber wenn Sie irgendwie die Möglichkeit haben, machen Sie sich aus dem Staub. Ich sorge schon für mich selbst. Das wäre alles.«

Mick bot ihr sein Etui an, und sie rauchten beide eine Zigarette.

»Das scheint ja ein recht unterhaltsamer Abend zu werden«, meinte er.

»Sie haben die leichteste Rolle bei der ganzen Geschichte.«

»Und was haben Sie zu tun, Eleanora?«

Sie sah ihn hochmütig und verächtlich an.

»Ich soll heute abend Ihrem Auftreten als Grafen Metri den nötigen Hintergrund geben und Ihnen über gesellschaftliche Schwierigkeiten hinweghelfen, wenn Sie nicht wissen, wie Sie sich benehmen müssen. Ich muß Sie begleiten, damit es nicht auffällt, wenn Sie allein umhergehen.«

»Eine Aufgabe haben Sie noch vergessen, meine liebe Eleanora.«

»Nennen Sie mich nicht so. Es handelt sich hier um eine rein geschäftliche Angelegenheit, nicht um eine sentimentale Gefühlsduselei zwischen zwei Verliebten. Was habe ich denn vergessen?«

»Daß Sie mich auch im Auge behalten und aufpassen sollen, daß ich der Ausführung des sorgfältig durchdachten Planes nicht hinderlich bin.«

»Gut, daß Sie das selbst einsehen. Das erleichtert mir die Sache. Ich hoffe nur, daß Sie mir keine Schwierigkeiten machen.«

»Was würde denn die Strafe für solch ein Unglück sein?«

»Ein anderes Unglück. Ich würde Maddick den Rat geben, Sie beiseite zu schaffen, und er tut oft das, was ich sage. Es ist wahrscheinlich nützlich für Sie, wenn Sie das nicht vergessen. Immerhin besser, ein vernünftiger, lebender Mensch zu sein als eine noch so interessante Leiche.«

»Sie sind eine glänzende Gesellschafterin, Eleanora! Ich muß Ihnen wirklich dafür danken, daß Sie mich in so gute Stimmung bringen.«

»Vor allem möchte ich Ihnen erklären, daß ich dies nicht zum Spaß tue. Ich kann es nicht vertragen, wenn Sie sich darüber lustig machen. Dieses Brillantenhalsband ist mehr als vierzigtausend Pfund wert, und der Anteil, den ich davon bekomme, genügt, um einige Monate zu leben. Was Sie erhalten, geht mich nichts an. Es ist jetzt zehn Minuten vor neun. Also, nehmen Sie sich zusammen und denken Sie immer daran, daß der ganze Plan, den wir nun seit fünf Wochen genau vorbereitet haben, in die Brüche geht, wenn Sie während der nächsten halben Stunde einen Fehler machen. Maddick würde Ihnen das niemals verzeihen.«

»Sie können mich zur Schlachtbank führen, wann immer Sie wollen. Ich zittere weder vor Furcht, noch bin ich betrunken. Aber eins möchte ich doch noch klarstellen, bevor wir uns trennen. Ich brauche mich nur um mich selbst zu kümmern, wenn ich das Haus verlasse, und Sie gehen Ihren eigenen Weg?«

»Ja, das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«

»Haben Sie auch daran gedacht, daß aller Verdacht auf Sie fällt, wenn ich mich drücke und Sie allein in dem Empfangssaal zurücklasse?«

»Ich kann schon für mich sorgen. Ich wiederhole noch einmal, da Sie mich offenbar nicht verstanden haben: Wenn das Licht wieder angeht, können Sie tun, was Sie für das beste halten, ohne auf mich Rücksicht zu nehmen.«

»Gut. Aber wenn das Licht erst wieder angeht, werden wir beide viel Glück brauchen.«

»Sie bekommen wohl kalte Füße?« fragte sie verächtlich.

»Nein, das nicht. Sollte ich aber kalte Füße haben, wenn es wieder hell wird, so werden sie nachher beim Davonlaufen schon bald warm werden.«

»Also gut, Andrea. Wir wollen jetzt aber von etwas anderem sprechen. Wir sind bereits in der Brook Street.«

Der elegante Daimler fuhr ganz langsam, als er sich einer großen Prozession von Wagen anschloß. Ein Auto nach dem anderen hielt vor dem Hauseingang. Die Gäste stiegen aus und gingen auf einem breiten purpurroten Teppich die Stufen hinauf. Ein stattlicher Diener in Livree öffnete die Tür.

Einige Minuten später war der Daimler an der Reihe. Mick sah die glänzend erleuchtete Halle und die Rücken der Leute, die vor ihnen ausgestiegen waren und jetzt im Innern des Hauses verschwanden. Dann wurde die Tür des Wagens aufgerissen, und gleich darauf stand Cardby neben seiner Begleiterin, nahm zärtlich ihren Arm und führte sie die Stufen hinauf. Nun war es zu spät, noch umzukehren!

In dem prächtig ausgeschmückten Vorraum trennten sie sich mit einem verbindlichen Lächeln. Die Zuschauer konnten feststellen, daß das am besten aussehende Paar des Abends eben angekommen war. Mick gab Hut, Mantel und Schal ab. Erst als er sich zum Gehen wandte, dachte er daran, was geschehen würde, wenn er das Haus verlassen mußte. Seine Sachen wollte er unter allen Umständen mitnehmen. Er drehte sich noch einmal zu dem Diener um.

»Bitte, legen Sie doch meine Sachen gleich an die Ecke. Es ist möglich, daß ich nachher für ein paar Minuten fortgehen muß.«

»Sehr wohl.«

Der junge Cardby betrachtete sein Bild in Spiegel, dann ging er langsam zur Halle, wo er sich auf einem Ecksessel niederließ. Ein paar Minuten später kam auch Eleanora. Sie erschien ihm jetzt noch schöner als zuvor, und voll Bewunderung betrachtete er ihr dürftiges blaues Abendkleid, eine geschmackvolle Modeschöpfung, wie er sie selten gesehen hatte. Er erhob sich und trat zu seiner »Frau.«

Sie nahmen dann beide zusammen Platz und sahen zu, wie die einzelnen Paare durch die Mitteltür in den Raum traten, wo Lord und Lady Mead die Ankommenden mit einem liebenswürdigen Lächeln begrüßten. Gastgeber und Gastgeberin waren allgemein dafür bekannt, daß sie gerne berühmte Leute in ihrem Hause empfingen. Es war eine große Befriedigung für sie, wenn sich unter ihren dreihundert Gästen wenigstens ein halbes Dutzend Persönlichkeiten von Ruf befand.

Schließlich waren Cardby und Eleanora an der Reihe und standen auf. Mick war kühl und zuversichtlich. Seine Dame hätte wohl der Ehrengast sein können, wenn man nach der Anmut, Würde und Selbstverständlichkeit urteilen konnte, mit der sie über das spiegelblanke Parkett schritt.

Mick übergab seine Einladungskarte, und gleich darauf hörte er eine laute Stimme, die sie anmeldete:

»Graf und Gräfin Galleone Metri!«

Vor ihnen stand ein älteres Paar. Der Gastgeber hatte eine etwas füllige Gestalt und ein rundliches, freundliches Gesicht. Sein großes Vermögen hatte er durch seine Konservenfabrik erworben, und seinen Titel hatte er erhalten, weil er eine der politischen Parteien mit großen Summen unterstützte. Lady Mead, eine leichtergraute Dame, hatte scharfe Gesichtszüge und sprach ziemlich schnell.

Cardby und Eleanora gingen langsam auf sie zu. Als sie am Fuß der Stufen angekommen waren, bemerkte er zum erstenmal das strahlende Brillantenhalsband, das Lady Mead trug. Nun, lange würde sie sich nicht mehr daran erfreuen. Er trat einen Schritt zur Seite, während Eleanora ihre Verbeugung machte. Gleich darauf schritten sie den Gang zum Empfangssaal entlang. Auf dem Wege dorthin sah er die beiden Fenster an den Seiten des Korridors. Der Gastgeber und die Gastgeberin standen kaum einen Schritt davon entfernt. Der Diebstahl würde nicht schwer fallen.

»Wir wollen uns dort auf dem Ecksofa niederlassen, Liebling«, sagte Mick und wies mit dem Kopf auf einen leeren Diwan an der Wand, dicht neben dem Ausgang. Wie das Summen in einem großen Bienenstock tönten viele Stimmen durcheinander. Bekannte und Freunde hatten sich gefunden und zu Gruppen zusammengeschlossen.

Mick und seine Begleiterin sprachen miteinander, um auf Leute, die gelegentlich neugierig zu ihnen hinschauten, Eindruck zu machen. Er bemerkte zum erstenmal den schmalen Ehering aus Platin und den prachtvollen Diamantring, den sie an der linken Hand trug. Als sie die Finger bewegte, blitzte der große Stein in der Strahlen des Kronleuchters auf.

»Ich erinnere mich noch deutlich an den Tag, als ich ihn dir zum Geschenk machte«, sagte er und sah ihr in die Augen. »Was waren das für glückliche Zeiten!«

»Ja, das stimmt«, erwiderte sie träumerisch. »Denkst du auch noch daran, daß mein Vater uns seine Einwilligung nicht geben wollte?«

»Wie gut ich mich auf den Abend besinne, als er mich am Tor des Schlosses zurückwies, Eleanora! Es blieb mir nichts anderes übrig, als eine schriftliche Aufforderung von Mussolini selbst zu besorgen. Erst dann gab er widerwillig sein Jawort. Ich denke noch häufig an unsere erste Nacht in Neapel zurück, als dein Haar in den Silberstrahlen des Mondes glänzte und du mich küßtest.«

»Denkst du auch noch an die Tage auf Capri?«

»Wer könnte sie vergessen! Du warst in jenen Tagen so bezaubernd zu mir und –«

In dem Augenblick erlosch plötzlich das Licht und es wurde stockdunkel. Vom Gang her ertönte ein Schrei, und auch im Saal wurden die Frauen nervös und riefen durcheinander. Mick schlich sich beiseite.


 << zurück weiter >>