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10. Kapitel. Fräulein Linchen

»Fräulein Linchen scheint wieder in ihre vorigen Fehler zurückzufallen«, klagte die Mutter. »Sie vergißt alles, läßt so viel aus den Händen fallen, und was das Schlimmste ist, sie ist oft melancholisch und traurig, hat verweinte Augen, ist überhaupt still und in sich gekehrt, ich weiß nicht, was ich daraus machen soll.« »Ich wüßte nicht, daß sie Grund hätte, traurig zu sein, doch ist mir ihr verändertes Wesen in letzter Zeit auch aufgefallen«, meinte Frau Elsner.

Das Gartenzimmer im Pfarrhause wurde neu gemalt. Ein geschickter, schon etwas älterer Mann war dabei, künstliche Arabesken anzubringen; er verstand sein Fach, das merkte man. Er hatte eifrig gepinselt den ganzen Morgen und stand auf seiner Leiter und betrachtete wohlgefällig sein Werk. Da öffnete sich die Tür, Fräulein Linchen trat ein mit einem wohlgestrichenen Butterbrote und einer Kanne Bier. Sie errötete, als sie dem Maler guten Tag bot, stellte das Frühstück hin und wollte sich eiligst wieder entfernen.

»Pst! Fräulein Linchen«, rief der Maler von der Leiter, »haben Sie sich meinen Vorschlag überlegt.« »Ach lassen Sie doch nur«, sagte Fräulein Linchen, sich ängstlich umsehend, ob auch jemand in Hörweite sei, »Sie sehen doch selbst, daß ich hier nicht fort kann. Frau Oberpfarrer kann mit der Mutter nicht alles allein besorgen, sie ist schwach und darf sich nicht viel zumuten.« »Aber da ist ja die große Tochter.« »Die studiert und hat keine Zeit in der Wirtschaft zu helfen.« »Aber es gibt ja so viele Stützen in der Welt, Fräulein Linchen, und ich hab' es nun einmal auf Sie abgesehen. Damals nun ja – da wollten Sie nicht, da hab' ich mich nach einer andern Frau umgesehen. Aber nun! Denken Sie nur, wie traurig es ist, mit zwei kleinen Kindern dazusitzen, die keine Mutter haben. Und wie gesagt – diesen Liebesdienst vergesse ich Ihnen nie.« »Ach, erwähnen Sie das doch nicht, das hätte ja jeder an meiner Stelle getan.« »Das sagen Sie nicht, die Leute sind gewöhnlich alle so selbstsüchtig – der liebe Gott hat Sie mir ins Haus geschickt, das ist meine feste Überzeugung. Und nun seien sie nicht so spröde.« – Er stand oben auf der Leiter und sah sie bittend an. Sie war halb überwunden, sah sich aber wieder scheu um, ob jemand käme. Da nahten Tritte. Fräulein Linchen floh durch die Tür, der Maler seufzte, nahm seinen Pinsel und malte weiter.

»Frau Oberpfarrer«, begann Linchen nach einigen Tagen, als sie miteinander in der Küche waren, »ich werde wohl die längste Zeit bei Ihnen gewesen sein.« »Aber Linchen!« fuhr Frau Dorothea erschrocken auf, »was haben Sie denn vor?« »Ich werde wohl eine andere Stelle annehmen müssen.« »Müssen? Wer zwingt Sie denn dazu?« »Ach, man zwingt mich nicht, aber – er läßt mir keine Ruhe, bittet mich alle Tage, doch Mutterstelle an seinen kleinen, verwaisten Töchtern zu vertreten; ich habe mich immer dagegen gewehrt, und nun – muß er hier ins Haus kommen, um die Malereien zu besorgen. Davon kommt das Ganze nun.«

Jetzt ging der Frau Oberpfarrer ein Licht auf. »Sie wollen heiraten, Linchen, und zwar unsern guten Maler Wegner, der vor einem Jahr seine Frau verloren hat. Das ist ein gottesfürchtiger und solider Mann. Es ist doch nicht derselbe, der vor sieben Jahren schon einmal um Sie anhielt?«

Linchen nickte. »Wir kennen uns schon lange, aber Sie wissen, Frau Oberpfarrer, ich hatte damals keine Lust. Ich wußte gar nicht, daß er hierher gezogen war, viel weniger, daß seine Frau gestorben. Vor einiger Zeit machte ich Besorgungen in der Stadt; da kamen zwei kleine Mädchen Hand in Hand die Straße daher. Plötzlich fuhr ein Wagen in scharfem Trabe um die Ecke; die Kinder wollten ausweichen, da stolperte die Kleine und fiel. Ich lief so schnell ich konnte und kam gerade zu rechter Zeit, um sie hinwegzureißen und vor dem Überfahrenwerden zu retten. Das Kind war so erschrocken, daß es bitterlich weinte; ich nahm es auf den Arm, während das größere mir das Haus zeigte, in dem sie wohnten. Da kam ein Mann, der das Ganze gesehen hatte, aber zu weit entfernt war, um das Kind zu fassen. Er dankte mir mit bewegten Worten, denn er war der Vater der Kinder, und wie ich jetzt sah, der Maler Wegner. Ich trug die Kleine ins Haus, in der Meinung, dort die Mutter zu finden, und sah mich suchend um. Das mochte Herr Wegner merken. ›Hier sieht es traurig aus‹, meinte, er, ›meine Frau ist gestorben. Die Nachbarin versorgt mich und die Kinder mit, aber es hat alles nicht seine Ordnung. Ja‹, fügte er gleich hinzu: ›wenn ich jemand wie Sie hätte, der mir die Wirtschaft und die Kinder versorgte.‹ Ich fühlte, daß ich rot wurde und entfernte mich eiligst.«

»Davon haben Sie uns ja gar nichts erzählt, Fräulein Linchen. Haben Sie sich denn seitdem öfters wiedergesehen?«

»Gar nicht. Erst vor vierzehn Tagen, als es hieß, es sei ein Maler da, ich solle Frühstück für ihn besorgen, habe ich ihn wiedergesehen. Er fing seitdem jeden Morgen, wenn ich ihm sein Butterbrot brachte, davon an, so daß es mir peinlich wurde. Nun muß ich der Sache ein Ende machen und Ihnen alles sagen. Sie müssen mir raten, was ich tun soll.«

»Das müssen Sie selbst am besten wissen, liebes Linchen, da kann kein anderer raten. Sie waren früher nicht sehr geneigt zu dieser Heirat.«

»Das habe ich bereut. Die Männer können nicht alle hübsch sein, an die Nase habe ich mich gewöhnt. Die Hauptsache ist, daß er ein christlich gesinnter Mann ist, und daß die Kinder eine Mutter brauchen.«

Frau Oberpfarrer sagte nun, daß sie Linchen, die ihr seit mehr denn zehn Jahren eine treue Stütze gewesen, ungern misse, daß sie ihrem Glück aber durchaus nicht im Wege sein wolle. Sie wünsche ihr von Herzen Gottes Segen zu ihrem Vorhaben. Nun war Linchen beruhigt; sie hatte das Schwere, das ihr wie ein Druck auf dem Herzen gelegen, abgewälzt, nun konnte sie der weiteren Entwicklung der Sache entgegensehen. Schon am folgenden Tage kam sie und bat Frau Oberpfarrer, ihr den Freitag frei zu geben. Es sollte bei einer alten Tante, die in der Vorstadt wohnte, feierliche Verlobung stattfinden. Große Aufregung war im Pfarrhause ob dieses Ereignisses; ein jeder sah Linchen mit andern Augen an als vorher, diese aber war froh, daß die Malereien beendet waren, so kam sie nicht in Verlegenheit, mit dem Auserkorenen ihres Herzens von der Familie angestaunt zu werden. Emmi, Nanni und Miezi, die sich sehr für den Fall interessierten, baten sofort, ob sie nicht am Freitag mitfeiern dürften, was ihnen jedoch entschieden abgeschlagen wurde.

»Nun, Röschen, zeige einmal was du kannst«, sagte Großmutter am Freitagmorgen, nachdem Fräulein Linchen im besten Sonntagskleid zu ihrer Tante abgewandert war. »Heute mußt du der Küche vorstehen, Mutter und ich haben auf dem Boden mit den Leinenkoffern zu tun, Sophie ist im Garten beschäftigt, du aber hast Ferien und kannst uns recht schön helfen. »Gern will ich das, ihr werdet sehen, daß ich meine Sache gut machen werde.«

»Es soll aber heute ein Braten gemacht werden, du mußt acht geben, daß er schön bräunt, ihn fleißig begießen, damit er saftig wird, und vor allen Dingen aufpassen, daß er nicht anbrennt.«

»Ihr werdet nie einen schöneren Braten gegessen haben, als den heute von mir bereiteten«, versicherte Röschen im Amtseifer, und die beiden gingen ruhig nach oben, wo sie das aus der Wäsche gekommene Leinenzeug ordneten und verschiedenes andere zu tun hatten. Röschen machte ihre Sache anfangs ganz gut; sie befolgte genau der Mutter Vorschriften, der stattliche Braten bräunte sich und entsendete lieblichen Duft. Nun war aber ein herrlicher Sommertag, warum mußte immer die Küchentür, die in den Hof führte, verschlossen sein? Sie machte auf. Ach, schöne grüne Bäume, blauer Himmel, Sonnenschein, die Vöglein sangen, die Bienlein summten, Sommerleben allüberall, und hinter ihr die dumpfe Küche, welch ein Kontrast. Besser hatten es doch die Leute, die ihre Arbeit im Freien zu verrichten hatten. Da kam Philipp ums Haus gelaufen. Er sah sie in der offenen Küchentür stehen. »Schnell, schnell, Röschen«, schrie er, »vorne ist Besuch, ein ganzer Haufen vornehmer Damen, Mutter ist nicht da, Großmutter ist nicht zu finden, komme schnell!« Röschen sah sich an. War sie imstande vornehmen Besuch zu empfangen? Sie wusch sich schnell die etwas angeschwärzten Hände und begab sich nach vorn. Vier in Trauer gekleidete Damen saßen im Besuchszimmer; etwas verlegen verneigte sich Röschen, als plötzlich eine junge Dame aus ihrer Mitte auf Röschen zueilte, sie umarmte und rief: »Röschen, kennst du mich gar nicht, deine Mitpensionärin Thea von Immenhoff.« »Thea, du bist es«, kam es von den Lippen des erstaunten Röschens. »Freilich bin ich's, und hier ist meine Mutter, und dies sind meine beiden ältesten Schwestern Wilhelmine und Anna. Wir möchten deinen Eltern einen Besuch machen.«

»Wir wohnen jetzt hier in der Stadt«, fügte Frau von Immenhoff hinzu, »wir wünschen die Bekanntschaft des Herrn Oberpfarrers und seiner Frau Gemahlin zu machen.« Röschen verneigte sich zierlich vor den ihr noch unbekannten Damen und sagte höflich, daß ihr Bruder die Eltern benachrichtige. Da kam schon der Vater, welch ein Glück. Er unterhielt sich mit der gnädigen Frau, während es Röschen nicht schwerfiel, mit Thea ein Gespräch anzuknüpfen, waren sie doch in der Pension immer die lustigen, allezeit redseligen gewesen. Thea erzählte, wie traurig es gewesen, den Vater nicht mehr am Leben zu finden, wie es sich herausgestellt, daß die Vermögensverhältnisse keineswegs glänzende waren, wie sie gezwungen gewesen seien, ihr Gut zu verkaufen. Sie seien nun willens, hier in der Residenz zu leben usw.

Ein feiner, brenzlicher Geruch machte sich bemerkbar. Die gnädige Frau hatte schon ein paarmal mit den Nasenflügeln gezuckt; sie war zu sehr Hausfrau, um nicht zu merken, daß in der Küche etwas passiert sein mußte. Endlich winkte der Oberpfarrer seine Tochter heran, er flüsterte halblaut: »Mein Kind, es ist ein unangenehmer Geruch im Zimmer, sieh doch einmal nach, was es sein könnte, und bitte die Mutter hereinzukommen.« Nun fiel es Röschen wieder ein, daß sie des Bratens warten sollte. Sie hatte es ganz vergessen! Mit jähem Schreck eilte sie hinaus. O weh, dichter Qualm umfing sie, die Küchentür war weit geöffnet, Emmi, Nanni und Miezi liefen mit Wassertöpfen und suchten den Qualm zu ersticken, indem sie auf den schwarzgebrannten Braten, der laute Schmerzensschreie ausstieß, Fluten von Wasser gossen.

»Und es wallet und siedet und braust und zischt, wie wenn Wasser mit Feuer sich menget«, zitierte der eben eintretende Philipp. Von der Treppe her ertönte der Mutter Stimme: »Kind, Röschen, was hast du gemacht, kann man dir denn gar nichts anvertrauen!« Röschen stand mit unglücklichem Gesicht vor dem schwarzen Braten, der ungenießbar geworden. Die Mutter, die schon Kunde hatte, daß Besuch ihrer harrte, bat die Großmutter, ihr Heil in der Küche zu versuchen, und begab sich ins vordere Zimmer, während Röschen, kummerbelastet und tränenvoll, kein Verlangen trug, der Mutter zu folgen. Die Großmutter rettete, was zu retten war, aber das gute Mittagessen war dahin; die traurigen Überreste des Bratens, der noch für den Sonntag reichen sollte, gaben kaum ein mittelmäßiges Mahl für diesen Tag.

Auf einmal steckte Thea den Kopf zur Küche herein und lachte silberhell. »Röschen, wir wissen alles, der Geruch hat dich verraten, gräme dich doch nicht, wir sind ja schuld. Ich kann auch noch nicht selbständig kochen, obwohl es mir viel Vergnügen macht. Komm nur wieder mit! Nicht wahr, sie darf doch?« wandte sich Thea mit höflicher Verneigung an die Großmutter. »Gewiß darf sie«, erwiderte diese und fügte lächelnd hinzu »Hier ist nichts mehr zu verderben.« Sie gingen wieder ins Besuchszimmer, in dem lebhafte Unterhaltung herrschte. »Ja«, sagte gerade Frau von Immenhoff, »ich muß aufrichtig gestehen, sechs Söhne wären mir lieber als sechs Töchter, nun ich aber höre, daß Sie sieben Mädchen aufzuweisen haben, bin ich ein wenig getröstet. Was machen Sie mit allen sieben, Frau Oberpfarrer?« »Das muß die Zeit lehren. Erst bitten wir Gott um seinen Beistand, damit wir sie nach seinem Wohlgefallen erziehen.« »Wie es Ihnen bei der Ältesten schon gelungen ist.« »Ach nein«, versetzte Röschen und wurde dunkelrot, »ich habe eben den Braten verbrannt und vorige Woche meine kleine Schwester ins Wasser fallen lassen.« »Lehrgeld muß jeder bezahlen, mein liebes Kind«, tröstete die gnädige Frau, »wollte ich alles Mißgeschick aufzählen, das meine Töchter schon ausgeübt haben, ich würde gar nicht fertig damit.« Röschen atmete erleichtert auf, während Frau von Immenhoff sich wieder an den Oberpfarrer wandte und sagte: »Sie waren dabei, mir verschiedene Berufsarten zu nennen, die meine Töchter ergreifen könnten. Eben, weil es hier in der Hauptstadt mehr Gelegenheit gibt, sich nützlich zu machen, faßte ich den Entschluß, meinen Wohnsitz hier aufzuschlagen. Ich will nicht, daß sechs erwachsene Töchter morgens aufstehen mit der Frage: »Was sollen wir heute tun, womit schlagen wir die Zeit tot?« »Es muß«, wandte Frau Dorothea ein, »vor allen Dingen auf die Eigenart der Mädchen geachtet werden, auf ihre besonderen Anlagen und Fähigkeiten, auf ihre Neigungen. Um so mehr werden sie in dem erwähnten Beruf leisten können.«

»Meine Wilhelmine ist sehr wirtschaftlich, sie ist umsichtig und praktisch.« – »Mutter«, rief der Oberpfarrer erfreut, »da hätten wir ja gleich eine Persönlichkeit für unser Mädchenheim.« Frau von Immenhoff sah fragend auf. »Wir haben ein Haus gegründet, in dem junge Verkäuferinnen, Lehrerinnen, kurz, junge Mädchen, die in der Stadt einen selbständigen Beruf haben und gezwungen sind, allein zu wohnen, ein Heim haben. Der Vorstand hat eine junge Dame an die Spitze gestellt, die dem Hauswesen vorsteht, die jetzige muß uns leider in nächster Zeit verlassen, da fände Ihr Fräulein Tochter eine ihrem Geschmack entsprechende Tätigkeit.« »Ich werde mich näher danach erkundigen.« »Außerdem«, fuhr der Pfarrer fort, »gibt es so verschiedenartige Dinge, die ein Mädchen ergreifen kann, ohne deshalb ihren Stand zu verlassen.« »Vorderhand hätten wir dann eine versorgt«, meinte Frau von Immenhoff, »nun sind aber noch fünf da. Finden sie alle ihre Tätigkeit?« »Wenn sie nur ernstes Streben haben und vor allem sich die rechte Treue erbitten von Gott dem Herrn.«

»Ich sagte es gleich«, rief die gnädige Frau, »im Pfarrhaus holt man sich Rat für alles. Es ist ein zu wichtiges Thema für den, der viele Töchter hat; ich komme bald wieder, um mehr mit Ihnen zu beraten, es ist meine Hauptsorge jetzt.« Man verabschiedete sich und nachdem die Dame gegangen, rief der Oberpfarrer: »Das ist eine vernünftige Frau. Wie viele Mütter gibt es, die sehen, wie ihre Töchter die Zeit verträumen und vertändeln und nicht daran denken, wieviel Hilfe wir gebrauchen in der inneren Mission, in Krankenhäusern, in Hospizen und Kliniken, wie es an Schwestern fehlt in den Diakonissenhäusern.«

Röschen fiel ihrer Mutter um den Hals und schluchzte: »Und ich tauge zu gar nichts; ich werde keine ordentliche Lehrerin, und im Hause bin ich auch nicht zu gebrauchen. Was wird nur einmal aus mir!« – »Mit Gottes Hilfe noch einmal ein recht tüchtiges, brauchbares Mädchen«, war der Mutter Antwort.

Das Beste am Mittag war die Suppe. Alle Mitglieder der Familie waren eingeweiht in das Bratenunglück und schwiegen, als die verstümmelte Mißgeburt auf den Tisch kam. Nur Philipp summte leise: »Und sie erhoben die Hände zum lecker bereiteten Mahle.« Der Herr Vikar tat auch, als ob er nichts merkte, obwohl ihm der verräterische Duft ebensogut in die Nase gestiegen war, wie den andern. Niemand war geknickter als Röschen, die noch vor einigen Tagen geprahlt hatte, es sei nichts leichter, als einen guten Braten herzustellen.

Emmi, Nanni und Miezi wußten sich schadlos zu halten für das sehr mittelmäßige Mittagessen. Sie kamen überein, zufällig an dem Hause von Fräulein Linchens Tante vorüberzugehen. Und wie sie dachten, so geschah es. Fräulein Linchen sah sie, stürzte heraus und lud sie ein, hereinzukommen. Auf ihr gehorsames: »Wir dürfen nicht«, verschwand Fräulein Linchen und tauchte nach einigen Minuten wieder auf mit einem großen Paket Kuchen, das die drei mit nach Hause nahmen und mit größtem Appetit zu ihrer Milch verzehrten.

Spät am Abend kam Fräulein Linchen sehr befriedigt heim als glückliche Braut.


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