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Drittes Kapitel. Festmahl in Schwabing

Philipp Ladurner trieb seinen Edelmut so weit, daß er von Liebenswürdigkeit strahlte, als er selbst – denn leider erlaubten ihm seine Einkünfte einen Kammerdiener nicht – den beiden Wildräubern am Freitagabend die Tür seines Dichterheims öffnete. Sah er doch einen Beweis für ernsthaften Respekt vor seinem Genius darin, daß er die Gäste feierlich mit Zylindern angerückt kamen, und daß jeder einen sauber eingeschlagnen Strauß in der Hand trug.

Gemischter wurden seine Gefühle, als sich die Maler aus ihren Mänteln schälten. Sie wußten zwar, was sich schickt, und hatten sich in ihre Smokings geworfen; aber Theo trug dazu in die Breite gebügelte weiße Waschhosen, eine hochgeschlossene grüne Weste mit Hirschhornknöpfen und als Krawatte ein zierlich geknotetes grellbuntes Bauerntuch, während Toni sogar in der kurzen Lederhose nebst Strumpfstutzen war, welche Knie und Knöchel frei ließen. Um den hohen Stehkragen hatte er eine Seilschlinge gelegt, von der hinten ein Ende auf den Rücken baumelte, als wäre er direkt vom Galgen geschnitten – ein Einfall, über den Theo geradezu grün vor Neid geworden war.

»Es hat doch eine maskierte Gaudi sein sollen?« fragte Toni mit frecher Harmlosigkeit, als er des Lyrikers befremdeten Blick sah.

»Nein, allerdings, nämlich ...«

»Das macht nix. Mir haben halt gemeint, zu so außergewöhnliche Leut' mag man auch net gar so gewöhnlich kommen.«

»Ach Sie! Immer ...« Philipp drohte gezwungen spaßig mit dem Finger, maskierte seinen kleinen Ärger mit Höflichkeit und forderte die beiden auf, näher zu treten.

Auch Frau Brita zeigte bei dem Anblick ihrer Gäste einige Verblüffung. Diese steigerte sich noch, als sie die ihr chevaleresk überreichten, merkwürdig gewichtigen Sträuße aus dem Seidenpapier wickelte. Die Blumen der Saison, wie die Spender sie pretiös nannten, entpuppten sich als ein auf einen Stecken gespießter Blaukrautkopf und ein großes Bündel gelbe Rüben. Die Dame des Hauses wußte nicht recht, wie sie das aufzunehmen hätte, und warf einen ängstlich forschenden Blick zu ihrem Gatten hinüber.

Im Zimmer herrschte das peinliche Schweigen, das Späße, deren Pointe der Zuhörer nicht einsehen mag, im Gefolge zu haben pflegen.

Endlich unterbrach der Dichter die Stille.

»Willst du das Zeug da nun vielleicht wegschaffen?« fragte er ungeduldig seine Frau.

»So verachten Sie unsere schönen Blumen?« rief Theo und fühlte sofort selbst, wie sehr ihm der Versuch, einen Witz zu machen, mißglückt war. Eisiger nur wurde das Schweigen, während Brita das Gemüse zusammenpackte und in ihrer langsamen Weise zur Tür hinausging.

»Haben S' net einen Schnaps? – Mir is scheußlich bleed im Magen!« sagte Toni unvermittelt.

»Gewiß, gewiß,« erwiderte Philipp diensteifrig und trippelte, stolz darauf, daß er Schnaps hatte, zu einem Tischchen in der Zimmerecke. »Kognak oder Benediktiner?«

»Fangen mir halt mit Kognak an?« Toni richtete einen fragenden Blick auf Theo.

»Der Benediktus läuft uns nich fort!« äußerte dieser in stillem Tatendurst.

»Er is ja kein toter Has,« erläuterte Toni.

Der Hausherr machte die Andeutung eines Rippenstoßes gegen den starken Mann.

Draußen klingelte es. Ladurner eilte zur Tür, und die beiden andern nutzten die Zeit, um sich unauffällig den zweiten und dritten Kognak zu Gemüte zu führen.

»Nachher gehn wir zum Benediktus über,« schlug Theo vor.

Brita hatte die Flurtür bereits geöffnet. Philipp rief nur hinaus: »Grüß Gott, Trautchen!« und kehrte zu den Malern zurück.

»Ein Fräulein Gertraute Grunelius,« erklärte er. »Eine Kollegin von Ihnen.«

»Au weh!« sagte Toni.

»Ein sehr interessantes Mädchen!«

»Auch noch?« sagte Theo. »Prost, Toni!« – Sie waren zum »Benediktus« übergegangen.

»Wir haben sie in der Sommerfrische kennengelernt. Aus Crimmitschau ist sie.«

»Macht nix!« beruhigte Toni den Hausherrn. »Wenn die Trinkverhältnisse danach sind, können wir schon was vertragen.«

Die junge Dame, die nun von Brita hereingeführt wurde, trug das, was von Theo die Schwabinger Nationaltracht, von Toni wegen des mangelnden Tailleneinschnittes die gerade Wichs genannt wurde: ein loses Gewand von kaum nennenswertem Schnitt, doch an Goller und Saum reich mit einer frostig mattbunten Stickerei verziert, die der derzeitigen Forderung der erbittertsten Kunstgewerbler entsprach, daß ein Ornament niemals an etwas erinnern dürfe, was in der Natur wachse und vorkomme. Für ein böswilliges Auge allerdings war dieser Zweck nicht restlos erreicht. Und ließ sich der Linienwirrwarr auch ganz gewiß nicht mit irgend etwas von dem vergleichen, was einem täglich im Sonnenlicht auf der Straße begegnet – Toni entdeckte doch eine Ähnlichkeit aus der organischen Welt und flüsterte seinem Freunde lieblos etwas von Bandwurmgemüse zu. – Und mit dem rohen Namen Kuhfladen bezeichnete er die Schneckerln, zu denen die Malerin über jedem Ohr einen dicken Zopf gewunden hatte.

Mit diesen Feststellungen war das junge Mädchen für seine Fachgenossen bis auf weiteres erledigt und abgelehnt. Trotz ihrer Maleraugen übersahen es die beiden völlig, daß dieses Fräulein Gertraute zwar unvorteilhaft frisiert und angezogen, aber im Grunde mit ihrer weißen Haut, den gesunden Farben und dem reichen goldblonden Haar gar nicht so übel war. Für die Zukunft versprach ihre sichtbare Anlage zur Molligkeit vielleicht nicht viel Gutes, heute jedoch konnten das pikant kecke Mopsgesichtchen und das, was sich unter dem Eigengewand in ungehemmter Freiheit angenehm regte, einen wohl reizen.

Beirren übrigens ließ sich die Künstlerin von der Kälte nicht, die ihr aus den Mienen der Fachkollegen entgegenstrahlte. Es fehlte ihr keineswegs an gesellschaftlicher Sicherheit, das sah man sofort. Nachdem sie das gerade passende Maß von Heiterkeit über die Tracht der beiden verlautbart hatte – Gott, sie war selber vom Bau und fand so etwas amüsant, aber nicht weiter verblüffend –, ging sie ohne Zaudern und intensiv daran, sich mit Theo näher bekannt zu machen – ein Vorzug, der diesem von Toni freudig gegönnt wurde.

»Sie haben das Titelblatt aus der neuen ›Jugend‹?« begann sie. »Glänzend!«

Na, so was hören Maler nur ausnahmsweise ungern. Theo markierte mit einem Lächeln bescheidne Abwehr.

»Wie das sitzt!« Trautchen schmiß mit ausgebogenem Daumen eine wildgezackte Kontur in die Luft.

– Die dürft' man gleich ausstopfen fürs sächsische Nationalmuseum, Abteilung Malweib! dachte Toni mit innigem Vergnügen bei sich und schlug sich noch weiter rückwärts, gegen das lockende Tischerl. Er hatte im Sinn, jetzt zu Kognak mit Benediktus gemischt überzugehen.

»Die ›Jugend‹ zahlt gut,« fuhr das Fräulein fort.

»Hm,« so stimmte ihr Theo etwas protzig zu.

»Sie sind ständiger Mitarbeiter?«

»Ja, ja, allerdings, ja. Ich zeichen' oft was.«

Und letzteres war nicht einmal eine Lüge. Denn daß von den fünfzehn Sachen, die er seit jenem Titelblatt der Redaktion eingesandt hatte, nur eine einzige angenommen worden war, konnte diesem Frauenzimmer doch gleich sein.

»Und was macht der Herr Gwinner?« inquirierte Trautchen weiter.

»Er wartet noch.«

»Ja, worauf denn?«

»Da müssen Sie ihn schon selber fragen.«

»Bißchen faul, was? Aber einen guten Akt muß er haben,« sagte die Malerin plötzlich und offenbar etwas zu laut, denn Toni trat grinsend heran.

»Wenn es Sie interessiert?« sagte er dienstfertig und machte schon Miene, aus seinem Smoking zu schlüpfen.

Da aber legte sich Philipp Ladurner ins Mittel. Hatte er es schon die ganze Zeit ungehörig gefunden, daß der weibliche Gast sich andern Männern widmete, und den nächsten dazu, den Hausherrn, links liegen ließ, so spiegelte ihm seine starke Phantasie jetzt plötzlich die ernsthafte Möglichkeit vor, Toni könnte es fertigbringen, im nächsten Augenblick wirklich so dazustehen, wie ihn Gott erschaffen hatte.

»Nein, das wollen wir doch lieber lassen!« rief er in einem verzwickten Ton zwischen Ernst und Spaß.

»Und in Ihren Gedichten«, widersprach Toni, »da wimmelt es nur so von nackten Leibern.«

»Ich fände gar nichts dabei«, so umschrieb Trautchen ihren Standpunkt.

– O du Gewitterkuh! dachte Toni. Laut aber sprach er mit Hochachtung: »Eben! Als Malerin!«

»Also, Philipp,« sagte die Malerin, »man zieht sich ja doch nicht aus, wie man Fisch nicht mit dem Messer ißt. Aber sonst, was wär' denn dabei! Ein Akt!«

»Ja, wenn man einen hat!« warf Toni sehr leicht hin, unterstrich seinen Satz aber durch einen sprechenden Blick, der die Statur des Gastgebers von oben bis unten nachmodellierte.

»Nein das Trautchen!« rief dieser ablenkend. »Immer originelle Ideen! – Wissen Sie, wo wir sie kennengelernt haben?« fragte er Theo.

»In der Sommerfrische,« antwortete dieser gelangweilt.

»Ach, richtig, ja! – Aber was uns eigentlich zusammengeführt hat? Trautchen kann meine Gedichte wundervoll hersagen!«

»Ich glaub' es, ich glaub es!« versicherte Theo eilfertig. Dann fragte er unvermittelt: »Ja, wird denn noch auf jemand gewartet?«

»Es kommt ein Landsmann und Jugendfreund meiner Frau: ein Sohn von dem großen schwedischen Maler Nordlind«, verkündete der Dichter.

»Der Friedensnordlind?« fragte Theo.

»Der fade Kitschbruder!« stellte Trautchen mit Strenge fest.

»Ah, Sie finden, er kann nix?« erkundigte sich Toni und zog den Mund in einem beglückten Hohngrinsen breit.

»Früher, wie er noch die Schlachtfeldgeschichten gemacht hat ...!« nickte Theo mit anerkennendem Zungenschnalzen.

»Aber jetzt der allegorische Friedenslohkäs!« Trautchen sagte das in einer Mischung von Mitleid und Verachtung.

»Geschäft ist Geschäft«, lächelte Toni. »Wer mag sich denn nix wie Blut und tote Leichname in den Salon hängen?«

»Millionen verdient er heute im Jahr!« behauptete Philipp mit der Phantastik, die bei ihm gegenüber Geldangelegenheiten andrer Leute von jeher besonders ausgeprägt gewesen war.

»Is wahr?« fragte Trautchen und schien die Minderwertigkeit des alten Nordlind längst nicht mehr für so feststehend zu halten. »Und der Sohn? Malt er auch?« erkundigte sie sich.

»Der?« war Philipps ein wenig mißgünstige Antwort. »Der hat es doch nicht nötig! Reist als Grandseigneur durch die Welt und – wohnt im Hotel Continental!«

Draußen schrillte die Glocke, und alsbald trat Carl Nordlind ein.

Trautchen fühlte sich leise gekränkt, weil dieser Grandseigneur und Sohn eines reichen und berühmten Vaters als ein Herr Mitte der Dreißiger mit großer Glatze und ausführlichem gelben, Vollbart in die Erscheinung trat. Sie hatte in ihrem Innern schon ein ganz andres Bild von ihm entworfen und mußte sich jetzt erst an ihn gewöhnen.

Philipp Ladurner besorgte die Vorstellung mit einer etwas linkischen Feierlichkeit, als wäre eine sehr hohe Persönlichkeit unter sein bescheidenes Dach getreten.

Die naiv hellblauen Äuglein des Schweden bekamen gleichsam Stiele; verwundert flatterte sein Blick an Theo und Toni hinunter, zu Trautchen hinüber.

»Ach so!« rief der Hausherr verlegen und schämte sich sehr. »Ja, nämlich ...«

»Oh, ich verstehe!« Carl Nordlind zeigte ein breites Lächeln. »Pardon, daß ich so ...! Aber ich wußte nicht, daß es ein Maskeradball sein sollte.«

»Ach nein, ach nein«, wehrte Philipp ab. »Es ist nur ... Die Herren ...«

»Wirklich, sehr schade! Wann ich gewußt hatte ...!«

»Aber das ist doch eine famose Maske!« sagte Toni harmlos sachlich und sah ernst und ohne zu zwinkern auf den jungen Fremdling.

»Als was soll Herr Nordlind denn maskiert sein?« knurrte der Dichter ärgerlich und verweisend.

»No, als seine eigene Leich'«, erwiderte Toni, ganz verwundert, wie man so dumm fragen könnte. »Frack und schwarze Krawatten trägt man doch nur im Sarg.«

Carl schüttelte sich in einem gesunden Lachen, obgleich er die Pointe dieser Bemerkung durchaus nicht verstand. Er fühlte sich so korrekt gekleidet, daß ihm kein Mensch einen Zweifel daran beizubringen vermochte. Tonis vor Übermut blitzende Augen aber heimelten ihn an.

»Sie sind Künstler?« erkundigte er sich beifällig.

»Die Herren sind Maler«, sagte Philipp in einem Ton, als könnte dieser Umstand die schlimmsten Defekte erklären und entschuldigen.

»Oh, ich wußte gleich!« Begeisterung strahlte aus den Augen des Skandinaven. »Ich soll mich so gerne auch ein Mask fabrikeeren! – Es ist, wie ich dachte, daß es ist in München. Nicht wie bei uns in das langweilige Falun. Anders. Künstlich! Ekt künstlich! Darum bin ich hier gekommen. Ach, soll das nicht gehen, daß ich kann omwenden meinen Frack? Die schöne Fräulein wird nicht böse auf mir sein?«

»Fräulein sind nie böse, wenn man sie schön findet«, stellte Toni fest, dem der Schwede auf einmal gefiel. »Hoppla, keine Müdigkeit vorschützen!« Er half ihm aus dem Frack und stülpte dessen Ärmel um. »Also, schlupfen S' nein!« Kräftig zog er Carl den Kragen bis über die Ohren und gab ihm dann einen billigenden Klaps auf das Schulterblatt. »Jetz' trinken mir einen Kognak, alter verdrahter Wikinger!«

»Höchste Zeit, höchste Zeit!« stimmte Theo ein.

In der Tat erstaunlich war es zu nennen, wie sehr sich Trautchens äußere Reize während des Abendessens steigerten, besonders in den Augen von Theo und Toni, doch auch in denen des Hausherrn. Unleugbar das Hauptverdienst daran hatte der vierte Mann, weil er die junge Dame entzückend fand und ihr mit einem Feuer den Hof machte, das ebenso bemerkenswert wie merklich genannt werden durfte.

Hinter dem guten Carl lagen bittere und langweilige Jahre. Und der Zweck seiner Reise war, sich davon zu erholen, solange eben der väterliche Kreditbrief reichte, und diese Zeit außerdem einem ernsten und gründlichen Studium zu widmen.

Nun also: und in Trautchens kunstgewerblichem Fähnchen sah er das Banner der neuen Frau, aufgepflanzt über dem Grabe des letzten bourgeoisen Vorurteils. Worauf sollte er warten!

Gaben sich seine Huldigungen zu Ansang etwas ungelenk und schüchtern, sie wurden kühner in dem Verhältnis der Alkoholmengen, die er zu sich nahm. Und trinken konnte er mit einer mühelosen, selbstverständlich eleganten Fertigkeit, die selbst Theo und Toni Achtung abnötigte.

Schon war er dicht an die Malerin herangerückt, schon legte er seinen Arm in den Eßpausen vertraulich auf die Lehne ihres Stuhles, schon tasteten die Fingerspitzen seiner Rechten, scheinbar zerstreut, nach ihrem runden Oberarm, während er ihr in seinem kuriosen Deutsch die ganze Bewunderung eines Naturburschen in geraden und explosiven Sätzen zu Füßen schmiß.

Und was tat Trautchen?

Trautchen tat den andern gegenüber, als ob sie diesen Kauz aus Lappland keineswegs ernst nähme und ihn sich nur zum Spott dienen ließe. Gleichzeitig aber gab sie ihm selbst durch mancherlei Kleinigkeiten, ein Schauerchen, das sie über ihren Rücken hinabschickte, ein Vibrieren der Nüstern, einen stockenden Atemzug tief aus der Brust herauf diskret zu verstehen, daß er seine Leidenschaft durchaus nicht an eine gefühllose Natur verschwende.

Still empört schauten die übrigen Männer dem zu. War es denn nicht häßlich, daß ein deutsches Mädchen gerade so einem Fremden Avancen machte, wo doch männliche Vertreter ihres eignen Stammes genug da waren, die den Wettbewerb mit diesem Zugereisten leicht aufnehmen konnten!

Aber es kam der Augenblick, wo sich Trautchen auf ihr Volkstum besann. Durch einen reinen Zufall geschah das sofort, nachdem Carl begeistert ausgerufen hatte:

»München, München! Oh, ich soll hier sehr glücklich sein, das soll Gott wissen! Wann meine Frau das sehen konnte, sie auskratzet mich wahrscheinlich meine zwei Augen.« Er beging nämlich bei diesen Worten die Unvorsichtigkeit, seine Nachbarin im Taumel des Entzückens auf die Schulter zu küssen.

»Ja, was is denn?« fragte sie, urplötzlich erstaunt.

»Das macht doch Flecken!« bemerkte Toni leise tadelnd.

»Was glauben Sie eigentlich!« Trautchen rückte ihren Stuhl energisch von dem des Attentäters ab und musterte ihn mit ein Paar Augen, so kalt, daß man ihnen die Absicht ansah, einen tödlichen Rauhreif auf seine blühenden Hoffnungen zu legen.

Dies glückte nun zwar nicht ohne weiteres. Er machte noch manchen Anlauf, das, was so schön begonnen hatte, gedeihlich weiterzuführen. Aber so nett die Malerin gewesen war, so widerborstig zeigt sie sich nun. Und schließlich fragte er in wehem Klageton:

»Fräulein, ach warum lieben Sie mir nicht?«

»Sie sind nicht mein Genre,« stellte sie klar und sachlich fest.

»Oh, ich soll mein Genre vorändern, wie Sie es mich kommandeeren!« erklärte er, zu den unwahrscheinlichsten Dingen bereit. »Was muß ich tun?« '

»Der Vollbart muß runter! Und zwar sofort!« sagte Toni.

»Mein schönes Bart? Warum?«

»Bärte sind schrecklich!« rief die Hausfrau.

»Wüscht und unhygienisch!« so drängte Toni, heimlich vergnügt. »Keine moderne Frau, die ein bissel was auf sich hält, wird einen Vollbart küssen. Weg mit Schaden, Calle!« Diese populär schwedische Form des Namens Carl hatte er Frau Brita abgelauscht.

Der Skandinave erhob sich so entschlossen, daß er beinahe vornüber gekippt wäre. Er erfreute sich keines ganz sichern Gleichgewichtes mehr.

»Herr Ladurner! Mein Freund!« sprach er. »Haben Sie nicht, wie heißt in Deutsch, ein ... Rakmesser, ein ... ein razoir

»Ja, und Pemsel und Seifen!« schrie Toni entzückt.

Philipp war ernsthaft geärgert.

»Bedaure sehr, aber das ist denn doch wirklich unmöglich!«

»Ach, ach, sei so gut!« flehte Calle und wendete sich an Trautchen: »Und dann werden Sie mir lieben!« Werden Sie?«

»Das sollte mich doch sehr überraschen!« entgegnete sie und fühlte sich tief befriedigt von ihrer schlagenden Ironie.

»Sie werden! Sie werden!« jauchzte er und bat aufs neue: »Ach Herr Ladurner, sei so gut! Geben Sie mich ein Premsel!«

»Plempel heißt es,« bemerkte Toni lehrhaft.

»Plempel; da kanntest ja glei' hi'werden!« kicherte es hinter ihm los. Das war Frau Gschwendtner, die Ladurners verpflichtet hatten, in weißbaumwollnen Handschuhen bei Tische zu servieren.

»Wie meinen Sie?« fragte schneidend der Hausherr und fuhr fort: »Geh'n Sie, bitte, in die Küche! – Wir ... wir bedienen uns selbst!«

»I geh' scho', i geh' scho!« kicherte die Alte und lief zur Tür. Sie öffnete sie, drehte sich dann jedoch um und sagte mit verzücktem Kopfschütteln laut und deutlich: »Naa!«

Aller Blicke richteten sich auf sie. Man erwartete eine Mitteilung von Belang.

»So was! Der Herr Gwinner!« verkündete sie. »Also, ich sag's, wie's is!« Damit fegte sie hastig hinaus und schlug die Tür zu.

Calle war es während des Zwischenfalles aus dem Gedächtnis entschwunden, wonach er vorher so stürmisch begehrt hatte. Er schaute mit blöden Augen suchend in die Luft.

»Ich sollte sagen ...« murmelte er.

»Ja! Setzen wollten Sie sich!« dekretierte Trautchen. Und gehorsam ließ er sich nieder, um noch länger von einer Traurigkeit überschattet zu bleiben, auf deren Grund er sich nicht mehr besann. Der Alkohol, der seine Leidenschaft befeuert hatte, jetzt summte er ihr in seinem Kops eintönig das Schlummerlied.

Philipp Ladurner, der mit dem für ihn charakteristischen Appetit der Freude des Gourmands aß, sagte plötzlich elegisch:

»In Abessinien gibt es doch sicher keine Hasen.«

»Was Ihnen net alles einfallt!« lachte Toni. »Bei Hasen denkt er ausgerechnet an Abessinien!«

»Aber ich reise doch hin!« erklärte der Dichter.

»Wo?« fragte Calle, den offenbar der exotische Ländername aus dem dumpfen Vorsichhinfuttern erweckt hatte.

»Wer?« fragte Theo.

»Wann?« fragte Toni.

»Nächste Woche.«

»Wie kommen Sie bloß grad' auf Abessinien?«

»Meine Frau hat eine kleine Erbschaft gemacht, von einer Tante. Und besser kann ich doch dies Geld gar nicht anlegen.«

»Sie reisen auch, gnädige Frau?«

»Nein doch,« entgegnete Philipp, »das würde ja viel zu teuer.«

»Ja, das wird wohl was kosten,« seufzte das praktische Trautchen und verdrehte die Augen gen Himmel.

»Das kommt tausendfach wieder herein,« behauptete der Dichter. »Jetzt will ich nämlich, zum erstenmal in meinem Leben, einen Roman schreiben. Und das kann ich nur in Abessinien. Es soll ein eminent deutsches, modernes und heidnisches Buch werden. Also muß ich, um den Abstand zu gewinnen, in ein Land, das orientalisch ist, das von den Errungenschaften unserer Technik nichts kennt, in das Land des Urchristentums. Verstehn Sie das?«

»Is ja klar!« sagte Theo. »Wenn ich einen Palmbaum malen will, reis' ich bestimmt an den Nordpol.«

»Aber in das wilde Land, da risikeeren Sie freilich for Ihr Leben?« so äußerte sich Calle geistvoll zum Thema.

»Pö!« machte Philipp verächtlich. Trotz mancher entgegengesetzten Erfahrung traute er sich eine gewaltige Kühnheit zu.

»Oh, Philipp, ich schlafe keine Nacht!« klagte Brita.

»Immer diese Gefühllosigkeiten!« Der Dichter machte ein Leidensgesicht. »Und wenn du nicht schläfst, mußt du mir meine Reisefreudigkeit damit beschweren?« Doch sofort wandte er sich wieder ablenkend an die andern: »Ich habe mir Empfehlungen an den Negus verschafft. Und ich bin doch sicher der erste deutsche Dichter, der hinkommt.«

»Sie meinen, die haben noch nie einen – gesehen?« fragte Toni verständnisinnig.

»Ach, Sie machen schon wieder Witze ...!« Philipp drohte lächelnd mit dem Finger. »Menschenfresser sind die Abessinier nicht. Aber es ist wirklich merkwürdig, wie wenig man auch sonst von diesem interessanten Lande weiß. – Also ...!« Und er begann mit Eifer zu erzählen. Es war sofort zu merken, daß er eine Menge über Abessinien gelesen und das so Erkundete mit einer starken, naiv schöpferischen Phantasie aufgefaßt und verarbeitet hatte. So war in ihm ein lebendiges, höchst originelles Bild davon entstanden, wie es da unten aussähe und herginge. Man hatte sogar das Gefühl, daß ihn die leiblich geschaute Wirklichkeit durchaus nicht beirren könnte. Er würde alles so finden, wie er sich's vorgesetzt hatte, und seine Erinnerung später würde das gleiche Gesicht haben wie heute seine Erwartung.

Brita hing gespannt und glücklich an seinen Lippen; aber auch die andern, die diesen kleinen, rundlichen Kerl so oft ein bißchen lächerlich fanden, jetzt horchten sie alle auf seine Worte; und bewußt oder unbewußt spürte jeder, daß sich hier etwas Eignes, Ursprüngliches, aus den Quellen der Natur Gespeistes entlud, daß diese farbige, von großen, kindlichen Linien umrissene Welt unter der göttlich spielenden Hand eines der Seltenen emporwuchs, die geborene Dichter sind.

 

Leider zerstörte Philipp nachher den guten Eindruck wieder. Er erklärte sich bereit, ein Drama vorzulesen, das er kürzlich vollendet hätte.

»Und wieviel Akte hat es?« fragte Theo, während man ins Wohnzimmer hinüberging.

»Einen.«

»Ach, bloß?«

»Aber er ist sehr lang,« sagte der Dichter tröstend.

Philipp ordnete die Blätter seines Manuskriptes, und in der Zeit suchte sich jeder einen Platz. Calle verkroch sich in den fernsten, dunkelsten Winkel; auch Frau Brita schien das Licht meiden zu wollen. Trautchen pflanzte sich auf das Sofa, und Theo und Toni besetzten die Lehnstühle zur Rechten und zur Linken des runden Tisches davor, so gleichsam die beiden Heubündel andeutend, zwischen denen der Esel in der Mitte die Wahl hat. Die Malerin aber dachte nicht entfernt daran, gleich dem Grautier in der Fabel aus Unentschlossenheit zu verhungern. Mit einer Bestimmtheit, die Toni sehr kränkte, begab sie sich in die Ecke des Sofas, die Theo benachbart war, und fing sich mit dem zu unterhalten an.

– Dumme Gans! dachte der Verschmähte bei sich. Überraschen konnte ihn solch ein Benehmen freilich nicht. Es hatte sich schon bei Tische gezeigt, daß seine zweckbewußt schlaue Verächtlichmachung der bärtigen Männer für die Katz' gewesen war. Sofort nach Ausschaltung des Schweden hatte Trautchen begonnen, kokette Blicke und Seufzerchen auf den einzigen abzuschießen, der sich außerdem noch eines Vollbarts erfreute, also eben auf den ständigen Mitarbeiter der »Jugend«, so daß Toni kein andrer Trost übrigblieb, als die Vorliebe des Malweibes für Fußsäcke am Kinn höhnisch mit Perversität und mit der sächsischen Abstammung der Person zu erklären.

»Was sagen Sie zu diesem Schweden?« fragte Trautchen den glücklichen Theo. »Legt mir vor allen Leuten den Arm um die Schulter! Finden Sie das nicht naiv?«

»Nun ja, so ein Eskimo?« antwortete Theo und trat ihr unter dem Tisch zärtlich auf den Fuß, wohl um zu zeigen, daß er wußte, was sich geziemt.

Trautchen ließ während der ganzen langen Vorlesung häufig den bestickten Goller ihres Gewandes wogen, wand hie und da ergriffen die Schultern, atmete zuweilen zitternd mit halbgeschlossenen Augen. Philipp vermochte das so gut auf die Wirkung seines Dichtwerkes zu schieben, wie Theo es als ein Echo seiner des öfteren wiederholten diskreten Huldigungen verbuchen konnte. So war beiden geholfen. Bloß Toni beurteilte dieses liebenswürdige Mädchen unfreundlich, während Calle sich der Abstimmung enthielt: er war bald in die Fernen eines tiefen und gesunden Schlafes entrückt.

Als glänzenden Vorleser konnte man Philipp Ladurner nicht bezeichnen; und um gute Stücke zu schreiben, besaß er offenbar doch zu viel von der Naivität, die des Lyrikers Ehrentitel ist. Wenn sein Verseinakter nicht eben als echter Shakespeare angesprochen werden konnte, so lag das gewiß nicht daran, daß sich zum Schluß zu wenig Leichen aus der Bühne befunden hätten. Nachdem nämlich lange Zeit außer endlosen Reden nicht das geringste passiert war, wurde plötzlich ein Küchenmesser toll, das schon in der ersten Szene höchst auffallend und verdächtig herumgelegen hatte, und rottete alles aus, was ihm zu dem Behuf in den Weg lief.

Ein großes Schweigen herrschte, als der Dichter mit versagender Stimme den Vorhang hatte fallen lassen und nun den Schweiß von der Stirn wischte und sich erwartungsvoll im Kreis umsah.

»Interessant!« so gab schließlich Trautchen ihr Urteil ab.

Theo war aufgestanden, als wolle er sich die Füße vertreten. Auf einmal stand er hinter dem Stuhl seines Freundes, griff nach dem Strick, den der um den Hals trug, zog die Schlinge ein wenig enger und fragte harmlos:

»Warum in dem Stück wohl keiner aufgehängt wird?«

Vielleicht der Souffleur!« meinte Toni. »Der is noch am Leben.«

Das hätten die beiden nicht sagen sollen. Denn nun trat Frau Brita vor Stück und Dichter wie eine gereizte Löwin vor ihr Junges. Und daraus ergab sich dann eine recht peinliche Viertelstunde. Der Abend schien gründlich verdorben zu sein.

Plötzlich erbot sich Theo unvermittelt, den Herrschaften ein paar Chansons zum besten zu geben. Die Hausmeisterin könnte ja nach seiner Gitarre geschickt werden.

Schon stürzte Toni erleichtert zur Tür und schrie hinaus:

»Gschwendtnerin, Gschwendtnerin!«

»No, wo brennt's?« fragte die Alte.

»Gehn S' g'schwind 'nauf, Gschwendtnerin, und bringen S' die Klampfen 'runter;«

»Is recht! Will der Herr Schlotthauer was singen?«

»Die Zähn' wird er sich wahrscheinlich net putzen mit der Klampfen. San S' net so wißbegierig! Dalli! Und schicken S' Ihnen ein bissel!«

Philipp trippelte, um die Laune der Gesellschaft zu heben, eifrig durchs Zimmer, schenkte überall ein und nötigte zum Trinken. Und dies ließ sich jedes gesagt sein, niemand aber so entgegenkommend wie Calle, den der Schlummer sehr gestärkt hatte und der durch die Tat bewies, daß er durchaus in der Lage war, von frischem zu beginnen.

Und dann saß Theo an seinem alten Platz und stimmte die Gitarre.

Die Malerin beugte sich mit aufgestützten Armen über die Sofalehne, eine Pose, die der Wirkung ihrer Formen nur dienlich sein konnte; sie deutete mit den Augen nach dem bunten Büschel von Seidenschleifen, mit dem der Hals des Instrumentes geziert war.

»Sieh mal an!« sagte sie neckisch vorwurfsvoll. »Die vielen Trophäen! Die haben Sie sicher alle von Frauen?«

»Von Männern jedenfalls nich!« so markierte Theo Diskretion und verleugnete damit im Grunde sein eignes Geschlecht. Denn niemand als er selbst hatte diese Bänder nach dem Meter für bares Geld erstanden.

»Soll ich Ihnen ein Band sticken?« fragte Trautchen herzinnig.

»Sticken? Hundsnobel!« rief er feurig; doch der eigentliche Interpret seiner Gefühle war auch jetzt sein Lackstiefel.

»Also, ich bring' Ihnen das Band!« sagte sie.

»Aber bald!« bat er; und ihre Augen versanken ineinander.

»Nur müssen Sie mir versprechen ...

»Alles!« versicherte er bereitwillig.

... versprechen«, so fuhr sie fort, »daß Sie dann meine Schleife allein ... Denn ...«

»Weg mit Schaden!« entgegnete er souverän und deutete mit einer Gebärde an, wie der heutige Schmuck der Klampfe in die Mülltonne wandern würde. Er hatte geglaubt, ganz was andres auf seinen Eid nehmen zu müssen.

 

Theos Vorträge hatten wirklich die Gabe, die Leute mit fortzureißen. Er verstand es, alle berühmten Sterne des Brettls glänzend zu parodieren, und hätte im Notfall seinen Unterhalt leicht als Salonkomiker verdienen können.

Es wurde noch eine äußerst vergnügte Nacht mit vielfachen, Brüderschaftstrinken und einem ebenso internationalen wie geräuschvollen Varietéprogramm. Denn als sich nachher Toni als oberbayerischer Gstanzelsänger aufgetan hatte, ließ es auch Calle nicht mehr ruhen. Er brachte Theo auf der Gitarre eine schlichte Niggerweise bei und trampelte dann den dazugehörigen Tanz, während Toni es fertigbrachte, ihm gegenüber auf dieses Tempo einen Schuhplattler zu exekutieren. Mit todernsten Gesichtern, die Augen in einem gleichsam wütenden Hypnotisierblick ineinandergebohrt, so schlenkerten die zwei aus gänzlich irrsinnige Art ihre langen Gliedmaßen. Die andern lagen zurückgeworfen in den Stühlen, und die Lachtränen kollerten ihnen nur so aus den Augen.

Niemand weiß, wie lange das gedauert und wie es geendet hätte – doch plötzlich hörte man den Oberstleutnant im zweiten Stock mit einem Besenstil martialisch an die Decke poltern, was Philipp einen Heidenschreck vor diesem Manne von furchterregendem Rang einjagte. So brach man denn auf.

Als sie ihre Mäntel anzogen, teilte Theo dem Freunde mit, er käme gleich nach: zunächst müsse er Fräulein Grunelius nach Hause begleiten.

»Im Kraut sieden von mir aus!« antwortete Toni verächtlich. Es war der Schrei einer Seele.

Aber wie seine Hand in der Manteltasche einen seltsam geformten Gegenstand streifte, versank dieser Schmerz. Mit einem straßenjungenhasten Blitzen in den Augen begann er seinem Herrn Nachbarn eine ausführliche Instruktion zuzuflüstern.

Und der begriff sie ausgezeichnet. Ohne daß der Schwede und Trautchen überhaupt etwas merkten, klemmte er unten an der Haustür mit einem abgebrochenen Zündholz den Ladurnerischen Klingelknopf fest.

Derweil hatte im vierten Stock Toni seine Gangtür geöffnet, schlich sich dann aber wieder ans Treppengeländer und lauschte, in der einen Hand die brennende Zigarette, in der andern das geheimnisvolle Ding aus der Manteltasche. Als bei den Dichtersleuten die elektrische Glocke zu kreischen anfing, wurde er ganz Aufmerksamkeit und Spannung, und als dann die Tür ging und Philipps Stimme unwillig herausrief: »Ja, was ist denn?«, da flog durch das Dunkel ein sprühendes Fünkchen abwärts.

Das ohrenzerreißende Geknatter eines Feuerwerkfrosches von größerem Kaliber erhob sich in dem schallverstärkenden Schachte des Treppenhauses.

Ein Schreckensschrei des Lyrikers! Seine Tür fiel dröhnend ins Schloß. Dagegen öffneten sich alsbald mehrere andre. Der Baß des Oberstleutnants sprach empört von Polizei, grobem Unfug und Hausfriedensbruch. Frauenstimmen zeterten eine herzbewegliche Begleitung dazu.

Der Attentäter aber hatte auf lautlosen Sohlen den Schauplatz verlassen.

»Jawohl, der tapfere Abessinier!« grinste er schadenfroh. »Heraus traut er sich heut nacht nimmer. Und daß man die Klingel ausschalten kann – da drauf kommen so Lyriker g'wiß net!«

Noch in seinem Bett glaubte er von fern ganz leise das Trillern zu hören. Er reckte sich, daß seine Gelenke knackten. Nach einer bösen Tat hatte er nie ein schlechtes Gewissen. – Während sich sein Bewußtsein umflorte, gaukelte plötzlich Trautchens angenehme Gestalt vor seinen Augen. – O du Gewitterkuh! schrie seine Seele noch einmal im Halbschlaf, dann war er weg.


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