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Wie ein pfiffiger Bauer und eine noch pfiffigere Bäuerin aussehen

So stand ich nun zum vierten Male vor der Bettlergemeinde, wieder gut gekleidet, wieder trotzig, als ein kräftiger Bursche, dem man es ansah, daß er mehr als ein halber Knecht zu rechnen sei. Der gute alte Bauer verklagte mich nicht hart. Er gab mir das Zeugnis, daß ich gut arbeiten könne, sie selbst über mich nichts zu klagen hätten, aber der beständigen Händel mit dem Gesinde müde seien, mit dem ich mich nicht vertragen, nichts von ihm annehmen könne. Ein vierzehn Jahr alter, doppelt gekleideter, starker Bursche, dem man keinen Lohn zu geben braucht, sondern für den man noch erhält, wenn man es schlau anzufangen weiß, ist ein Schleck, nach dem vielen der Mund wässert. Man beobachtet denn doch eine gewisse Zurückhaltung und Manierlichkeit; man tut gar nicht, als ob einem viel daran gelegen wäre; man beobachtet eine gewisse Reihenfolge im Verteilen solcher wohlfeilen Knechte, nach dem Sprichwort: Heute mir, morgen dir. Freilich erstreckt sich diese Reihenfolge nicht durch die ganze Gemeinde, sondern es gibt da auch eine Art Vorrechtler, die entweder am Gemeinderat selbst sitzen, oder treue Klienten desselben oder Verwandte sind. Ein solcher treuer Anhänger erhielt mich jetzt, und behielt sich noch ordentlich Lohn vor, weil er mich in die Schule schicken müsse, wie es üblich und gebräuchlich sei, und dann noch in die Unterweisungen. Auf den Weg gab man mir recht schöne Ermahnungen; mein früherer Meister drückte mir noch einige Batzen in die Hand. Ich hätte wieder weinen mögen, allein ich überwand mich, und mit verbissenem Trotz, bewußt, daß ich mich gegen Ungebühr zu wehren wisse, trat ich den Weg nach meinem neuen Diensthause an.

Dasselbe lag in einem fruchtbaren Boden, etwa eine halbe Stunde von der Kirche, und war ein sogenanntes altes und doch neues Haus. Der Bauer hatte nämlich das Recht, zu allen Reparaturen aus dem obrigkeitlichen Wald das Holz zu nehmen; nun baute er in einem Jahre das Stubenwerk neu, im andern das Stallwerk; das hieß dann reparieren. Ein Baumeister wäre nur ein Narr gegen den Bauern gewesen, wenn es darauf ankommen sollte, aus einem alten Ofenhaus ein neues zu bauen und doch den Schein bloßer Reparatur zu behalten.

Überhaupt war er ein gar pfiffiger Kerl. Er wußte wie keiner das Wasser auf seine Mühle zu reisen und doch den Schein der Ehrlichkeit zu bewahren; mit keinem Menschen meinte er es gut, als mit sich selbst, und doch hielt man ihn für einen aufrichtigen guten Mann; er wußte wie keiner Würste nach Speckseiten zu werfen, und selten mißlang ihm ein Wurf. Er widersprach selten oder niemals, sagte überall ja, rühmte alles soweit er konnte, sogar Bettelbuben auf den Straßen; so machte er sich nirgends unwert, und der Landvogt und der Pfarrer hielten große Stücke auf ihn. Wem er am meisten scharwenzelt hatte, den konnte er dann auch zu Hause am besten ausführen und durchhecheln. Er flattierte zum Beispiel dem Schulmeister ganz besonders, schickte ihm manche Flasche Milch, die aber immer halb abgenommen war, und ermahnte ihn, seine Kinder ja recht scharf zu halten, ihnen nicht zu borgen. Daheim führte er den Schulmeister aus vor den Kindern, und wenn eines in der Schule geschlagen worden war, so begehrte er auf und polterte, wie er es dem Schulmeister sagen wolle. So erleidete er den Kindern Schulmeister und Schule, daß sie fast nicht hinzubringen waren, sie daher auch selten besuchten und zu Hause arbeiteten. Ihm wurde die Schuld nie beigemessen, sondern z'Best geredet, weil er der Kinder Unfleiß gar wehmütig zu bedauern und einer eigentümlichen Verstocktheit zuzuschreiben wußte vor dem Schulmeister, und ihn noch mehr zur Schärfe ermahnte. Vor dem Pfarrer redete er anders. Freilich nicht gerade aus, aber verblümt gab er zu verstehen, wie der Schulmeister allzuscharf sei und er trotz alles Zusprechens seine Kinder nicht in die Schule bringen könne.

Seine Frau schickte sich ganz besonders gut zu ihm. Sie war geizig und selbstsüchtig wie er, und verstand sich auch recht gut auf das Bemänteln ihrer Fehler; sie konnte vorwärts schmeicheln und lächeln und hinterrücks den Talpen geben wie er; nur war sie heftiger, ließ sich zuweilen vom Zorn hinreißen und brachte sich selbst in diesem Zustande manches aus, was sie später nicht gerne hatte. Sie wollte nicht die sein, welche ihren Leuten das Essen nicht gönne, und doch tat ihr jeder Bissen weh, den man aß. Brot war immer für jedermann in der Tischdrucke; allein, es war meist steinhart oder grau, denn man backte aufs Kürzeste alle drei Wochen; und obgleich es auf dem Tische lag, wußte doch jedermann, daß man keines nehmen solle, besonders wenn Erdäpfel da waren. Darum sagte sie einmal, als die Schneider auf der Stör bei uns waren: «Schnyder, nät Brot, mir nä kes, we mer Herdöpfel hei». Am lustigsten trieb sie es mit dem Fleisch, welches sie selbst besonders gerne aß; sie hatte zwei Manieren, es zu sparen und wechselte damit ab, damit man keine merke.

Den einen Sonntag, wenn alles aus der Kirche zurück und ordentlich hungrig war, so rief man zum Essen und stellte die Suppe auf den Tisch. War die gegessen, so mußte man ein wenig warten, dann kam das G'chöch. Man fing ganz hübschli an zuzugreifen, aß ein paar Gableten; das Fleisch kam noch nicht; man aß noch ein paar, bis die Meistersfrau glaubte, man habe fast genug; dann kam eine ganze Bigete Fleisch und man konnte nehmen soviel man nur mochte; ja, sie sagte manchmal noch: «Nät doch, es isch gnue da». Allein man brachte nicht viel mehr ab, weil man sich auch nicht dafür hielt, nur bloßes Fleisch zu essen, damit es einem nicht gehe wie jenem Tauner, der sich allein an Speck und Fleisch hielt, und dem der Meister endlich vor Zorn halb blau zurief: Üeli, Üeli, Chrut o! Chrut o!

Den andern Sonntag kam es alsobald mit dem G'chöch auf den Tisch; allein es war nur halb gekocht und so hart, daß man einander hätte Löcher in den Kopf schlagen können damit. Natürlich wurde man müde mit Kauen und griff zu dem, was leichter zu schlucken war, und das meiste blieb übrig. Nachmittags, wenn die Jungfer irgendeinem Schatz nachlief, tat die Meisterin alles wieder in den Hafen, und kochte es, bis es lind genug war. Das aß sie die Woche durch vermeukt selbst; denn auch ihr Mann erhielt wenig davon, so daß es bei uns war fast wie bei jener Witwe, welche zwei Schweine schlachtete, und mit welcher ihre fünf Kinder teilen wollten: sie, die Witwe, sollte ein ganzes Schwein für sich behalten, das zweite aber gemeinsam mit den Kindern essen, die aber nicht eintreten wollten in diesen Vorschlag, weil er sie verkürze. Ja, selber essen macht feist; doch das finden nicht nur die Weiber, sondern auch die Männer, zum Beispiel auch jener reiche, kinderlose Kauz, der die meisten Würste und viel Fleisch auf die Seite packte und verschloß, und, wenn es ihm gefiel, Würste oder Fleisch in den Hafen auf's G'chöch legte, auch in Papier gewickelt auf den Säuhafen, kochen ließ und wegnahm, ohne seiner Frau je einen Mundvoll davon anzubieten. Unsere Meisterfrau gönnte von Natur niemand was, als sich selbst, also auch ihrem Manne nicht; denn zwei selbstsüchtige Leute werden nie eins unter sich, gegen andere wohl, der Pfarrer mag sie zusammengeben, wie er will. Übrigens glaubte sie volles Recht auf das Fleisch im Hause zu haben, weil der Mann außer dem Hause so oft nicht nur zu Fleisch, sondern auch zu Wein kam. Nicht daß er viel vertat aus seinem Sack; allein er kam als Schätzer und auch als Ausgeschossener öfters dazu. Es wollte der Frau oft das Herz abdrücken, und niemand konnte es vor Hässigi um sie ertragen, wenn sie wußte, ihr Mann sitze nun hinterm Tische und könne sich bei Voresse und Datere wohl sein lassen; da war ihr einziger Trost eine tüchtige Hammeschnitte und ein braver Schluck Bätziwasser. Solche Mähler, von denen sie nichts erhielt, mußte er oft sich vorhalten hören; er ließ es sich dafür aber auch wohl sein dabei, und war imstande, von mittags zwölf bis abends spät immer zu essen, freilich nur langsam, aber ohne Unterbrechung. Der Wirt sah ihn daher ungern bei Mählern, wo er um seinetwillen nicht mehr fordern durfte, und, wenn es vom Wirte abgehangen wäre, mein Meister wäre noch nicht Gerichtsäß geworden; aber glücklicherweise war der Wirt nicht Landvogt. Essen war ihm die Hauptsache; den Wein nahm er nur, um desto mehr essen zu können; auch mußte er sich vor einem Stüber hüten; denn wenn er einen heimbrachte, so mißgönnte ihm seine Frau diesen, und hätte ihn lieber selbst gehabt. Einmal vergaß er sich, oder der Wirt spielte ihm einen Possen und tat ihm Branntwein in den Wein, kurz, er lud über Ort, kam gar lange nicht heim, und die Frau sandte mich, nachzusehen, wo er bleibe. Große Wasserpfützen waren auf dem Wege, aber die Sterne schienen. Auf dem halben Wege sah ich etwas am Boden, vor dem ich mich fast gefürchtet hätte; bald lag es ganz am Boden, bald hob es sich auf und wimmerte auf das kläglichste. Ich ging endlich näher und fand meinen Meister in einer Pfütze kratzen, dann auf die Knie sich heben und dr tusig Gottswille bete: der liebe Gott soll ne doch nit da vor em Himmel la hange, sondern ihm z'völlig ueche helfe. Er konnte nicht mehr gehen, sah in den Pfützen die Sterne ganz nahe vor Augen, glaubte nun da vor dem Himmel zu hangen, und doch nicht hinein zu können. Ich führte ihn heim; da vertrieb ihm die Frau die Himmelsgedanken.

Als er endlich Gerichtsäß worden war, kam er am Abend seiner Wahl spät heim; wir erwarteten ein Wetter und horchten. Die Frau lag im Bette und rührte sich nicht; er legte sich auch hin, und stille war es einige Zeit. Da fing er von der Gemeind, von diesem und jenem an, keine Antwort; endlich sagte er: «Mädeli, wüßtisch du, nebe wem du lyst?» – «Das weis i öppe nume z'guet, du donners Hudelhund, nebe wem ig ligge; schämst di nit, ga z'versufe, was ig erhuse; wenn der Tüfel öppis nutz wär, er hätt di scho längste gno!» - «He he, Mädi, ume hübschli, du weisch nit, zu wem de so redst.» – «Zu mym Donners Challi red ig so, mit dem mi üse Herrgott g'straft het!» – «Nei mit e-mene G'richtsäß redsch so, mit e-mene Huupt vo der Gmend.» - «We du es Huupt vo der Gmend bisch, su nähms mi de Wunger, es F.dle dervo z'gseh, das müeßt es arigs Ding sy.» - Allmählich legte sich der Sturm. Doch wie die Meereswellen sich nicht auf einmal legen und der Spiegel sich glättet, so auch des Weibes Zunge nicht. Noch manche Spitzrede rollte über ihren Zungenspitz, bis das Ehepaar sich gemeinsam der Ehre freute, sich besonders freute, wie dieser und diese schalus sein, und am nächsten heiligen Sonntag die Leute guggen werden, wenn er im Chor sitze, und den Mantel trage. Da meinte die Frau, sie wolle auch einmal wieder zum Nachtmahl gehen, um dieses zu sehen; aber der Schneider müsse zuerst kommen, der Mann müsse neu gekleidet sein, und sie wolle auch einen neuen Kittel machen lassen und ein neu seiden Fürtuch kaufen; auch wolle sie ihre Göllerketteli zum Gürtler tragen, um sie ausputzen zu lassen. Nun wurde eine lange Beratung angestellt, ob er sich in Halblein oder Guttuch aufputzen solle. Für einen Gerichtsäß, meinten endlich beide, wäre Halblein noch gut genug; aber man wisse denn doch nicht, was kommen könne. Der Statthalter sei alt und mache es nicht lange mehr, und der Statthalter habe noch die Salzbütte, beides trage auch gar schön ein; und wenn er einisch Statthalter werden könnte und Salzauswäger, so komme er viel zu den Herren, und werde da gut gekannt mit ihnen und da könne ihm nicht fehlen, Amtsrichter zu werden, das trage noch viel mehr ein. Er könne freilich nicht recht G'schribnigs lese; aber seinen Namen könne er gut schreiben, der Landvogt kenne auch nichts von der Sache; das mache aber alles nichts; dem Junker Landvogt sein Schreiber sei gar grusam e G'schickte, der mach alles. Die Hauptsache von der Sache sei doch immer die, daß man den Lohn bekomme; das andere gebe sich von selbsten und gang niemer nüt a. Und am Ende gehörten ihm die Stellen, und es wäre verflucht schlecht, wenn er sie nicht erhielte. Er sei doch der Regierung immer treu gewesen; er habe dem Landvogt manche Anzeige gemacht, an welcher dieser Freude gehabt; und dem Pfarrer gehe er auch immer z'Predig, obgleich es ihm verflucht Langeweile mache. Schade, daß der Mann nicht später gelebt, er wäre wenigstens Regierungsstatthalter oder gar Schultheiß geworden; oder schade, daß er nicht ein Patrizier war, er wäre Ratsherr geworden, so gut als der, welcher sein und das österreichische Wappen in seinen Misthaufen flechten und mit Mistkränzen verbinden ließ, und von welchem man gar nichts wußte, das ihn hätte empfehlen können, als gerade dieses. Das Ehepaar sah sich schon als Amtsrichter und als Amtsrichterin, gedachte endlich auch seiner Kinder, und der Mann meinte: D'Meitscheni seü o nit meh e-n-iedere yche lah, es werde jetzt scho Fürnemi gnue cho. Und die Mutter meinte, es sei letzthin scho e grusam Fürneme bei Eisin gewesen; allein als es ihm gesagt, er solle bald wiederkommen, hab er geklagt, er könne nicht in einer deutschen Bettstatt liegen; er sei an eine französische gewohnt, und seitdem sei er ausgeblieben.

Und der Herr Amtsrichter im Bette befahl alsobald der Frau Amtsrichterin, sie solle gleich am Morgen zwei französische Bettstatten bestellen, für Eisin eine und für Anni eine, und solle ihnen eine Halbe Bätziwasser ins Gaden hinaufgeben, und solle ihnen die Schaubhütlin ausputzen, und die Gloschli schön neu b'legen lassen; das möge alles etwas bringen und koste doch nicht viel, besonders wenn man dem Tischmacher die Laden gebe, und deren habe man ja noch genug aus dem oberkeitlichen Wald; und die französischen Bettstatten seien doch nichts anderes, als reparierte deutsche; so könne man eigentlich einen Baum Laden von Rechtswegen dazu fordern und hätte dabei noch einen schönen Gewinn. Nachdem sie also schön elterlich für die Gegenwart und Zukunft gesorgt, schliefen beide schön einig ein und träumten vom nahen Glück.

Mein Meister war eigentlich noch nicht Meister; sein Vater lebte noch und war rechtmäßiger Besitzer des Hofes; aber er hatte nichts mehr zu befehlen, über nichts zu schalten; das Heft war ihm durchaus aus den Händen gewunden. Er hatte kein Geld, worüber er verfügen konnte, und mußte durchaus vorlieb nehmen mit dem, was seine Kinder, wie aus Gnaden, ihm zukommen ließen. Höchstens erhielt er fünf Batzen auf einmal, woraus er aber fünf Wochen lang den Barbier bezahlen mußte. Wann und wie er so um all seine Sachen gekommen, das wußte er nicht zu sagen, aber beklagte es oft. Er dauerte mich am meisten an den Sonntagen, wo das harte Fleisch aufgestellt wurde. Er hatte keine Zähne mehr und hätte so gerne ein bißchen Fleisch gegessen; aber seine alten Kinnbacken ermatteten am ersten Bissen. Sagen durfte er nichts darüber, höchstens seufzen; und von dem Fleisch der Meisterin, das sie für sich lind gekocht, sah er nie etwas.

Einmal bat er seine Sohnsfrau um einen Tropfen gute Milch, seine Alte hätte ihm früher alle Tage in einem Kacheli beiseite gestellt. Aber die Sohnsfrau sagte, sie müsse die gute Milch denen geben, die arbeiten; er mache nichts mehr; abgenommene tue es ihm auch und sei ihm noch gesünder.

Ein andermal bat er seinen Sohn, er möchte ihm doch einmal eine Halbe Wein heimbringen; er komme jetzt so oft zum Wein. Aber der Sohn sagte dem übelhörenden Vater laut: der Wein sei ihm nicht gesund, er mache ihn nur zu husten, und leiser fügte er noch bei, der Alte habe lange gesoffen und ihm auch keinen heimgebracht; er wüßte nicht warum er ihm jetzt heimbringen sollte. Nebenbei sollte er denn doch arbeiten, und bald dieses bald jenes mutete man ihm zu; das aber, was er am liebsten machte, das Wässern, hatte der Sohn übernommen; und wenn einmal der Vater sich vom alten Gelüsten übernehmen ließ und mit der Wässerschaufel wieder hantierte, so gab es Händel, weil er es dem Sohn nicht recht machte. Ein Berner meinte, wenn es auf dem Lande so zugehe, so sollte es drei Tage Pulver regnen auf der Stelle, und am vierten der Blitz darein schlagen. Du gute Seele, nimm dich in acht vor dem Pulver, denn das ist gerade ein Bernermüsterli und nicht etwa eins aus dem Plebs, und der Vogt dabei war auch kein Gemeiner, dem Namen nach nämlich.

Endlich starb der Alte und der Gerichtsäß speiste seiner verstorbenen Schwester Kinder mit dem ab, was sein guter Wille war. Von dem Vermögen, das er jahrelang in Händen gehabt und genutzet hatte, gab er keine Rechnung und niemand forderte sie; mit dem Vermögen, welches er zeigen wollte, war man zufrieden; um Waisen willen mochte eben niemand sich unwert machen.

Mir ward es so unwohl dort nicht. Der Bauer war eben ein listiger Kauz und verstand sich auf alle Vörtel. Er hatte gewöhnlich einen Knecht und einen Güterbueb zwischen vierzehn bis sechzehn Jahren; den Güterbueb rühmte er nun ganz besonders und sagte, derselbe mache soviel oder mehr als der Knecht. So reizte er auf der einen Seite den Knaben zu übertriebener Arbeit, und erhielt zugleich Anlaß, dem Knecht sowenig als möglich zu geben, ihn demütig zu behalten, weil er nicht viel mehr mache als der Bueb. Das war auch so eine Wurst, die er nach einer Speckseite benggelte.

Man kann sich leicht denken, daß ich nach vorhergegangenen Geschichten beim frühern Meister eben nicht der größte Freund von Knechten und Mägden war, daß es mir daher ganz besonders wohltat, bei jeder Gelegenheit mich auf Kosten des Knechts rühmen zu hören, daß es mich auch zu einem Fleiße trieb, der über meine Jahre hinausging. So stund ich des Morgens ungeweckt und meist vor dem Knecht auf, weil ich es einmal an einem Sonntage, wo der Knecht die Nacht durchgeschwärmt hatte, getan und dafür gerühmt worden war. Ich gab mich besonders gerne mit den Tieren, mit Futtern, Fahren ab. Da mir die Tiere lieb waren, so vertraute der Meister sie mir auch immer mehr an, und lehrte mich melken. Der Knecht war natürlich mit dem allem nicht zufrieden, sah mich scheel an und hätte mich gerne wieder heruntergebracht, in dem Maße, als der Meister mich erhob. Allein er war zu schwach dazu und ich zu stark. Er versuchte es nur einmal mich zu prügeln, weil ich auf seine Kosten gerühmt worden war; da leistete ich ihm so kräftigen Widerstand, erwiderte seine Ohrfeigen so munter, daß er froh war, von mir abzulassen, und nachher den Versuch nie mehr wiederholte.


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