Pellegrin (Friedrich de la Motte Fouqué)
Alwin
Pellegrin (Friedrich de la Motte Fouqué)

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Sechszehntes Kapitel.

Die Nacht hindurch war Alwin im nahen Holze geblieben, entschlossen, sich mit anbrechendem Tage nochmals dem Klosterbau zu nähern, um zu erfahren, was eigentlich verlohren sei, was zu retten, und überhaupt welch ein Unheil sie Alle ergriffen habe. Er kam wirklich mit grauendem Morgen vor den ehmals gastlichen Mauern an; Dampf und Flammen wirbelten weitgreifend drüber hin, auf einem Vorsprung des Gebäudes stand Florismarte. Wie sich der Rauch vor ihm empor zog, gewann seine Bildung etwas Gigantisches, aber unbestimmtes, davor Alwin unwillkürlich zurück schauderte.

171 Mach! daß Du fortkommst, rief ihm Florismarte zu. Meine Verbündeten haben Dir's geschworen.

Höllenbrand, Du! rief Alwin zurück; ich fürchte Deine Bande nicht. Hätt' ich nur Dich hier unten, Schwerdt gegen Schwerdt. Komm, wenn Du brav bist.

Sieger lassen sich auf Zweikampf nicht ein, erwiederte Florismarte lachend. Ich habe, was ich haben wollte, und lasse Dich laufen, weil Du mir unschädlich bist. Heute Nacht warst Du mir noch furchtbar, aber nun hat sich Alles entschieden, und Du kannst in Ruhe Deines Weges gehn.

Alwin drohte mit dem Schwerdte hinauf, und Florismarte fuhr fort: ich sehe gar nicht ein, warum eben Du so aufgebracht gegen mich bist, junger Mensch. Mit Deiner wunderschönen Braut war nichts 172 anzufangen. So wenig sie sich auch zuletzt aus Dir machte, behielt sie dennoch eine gewisse alberne Weichmüthigkeit bei, und ich mußte sie ungestört ziehn lassen; Dein Geld liegt großentheils bei Kaufleuten in der nächsten Stadt, und ich habe von Dir nur eine schlechte Beute erhalten.

Beute! rief Alwin, Beute also war die Losung. O Du schändlichster von allen Räubern! Denn Du hast das Edelste zur Lockspeise entweiht. Dahin also ging Deine Poesie, Deine Ahnung des Göttlichen, Deine unendliche Sehnsucht!

Nicht eben gradezu, antwortete Florismarte, aber sie traf Euer langweiliges Dasein auf dem Wege, und that einen guten Zug daraus. Warum wart Ihr nicht kräftiger? Ich schlief beinah ein unter Euch, vorzüglich in der letzten bangherzigen Zeit. 173 Drum hetzte ich das erbitterte Landvolk auf und während die Affen in den Speisekammern plündern, bin ich Herr des Goldes geworden, womit ich ein bessres Leben zu führen gedenke, als Eure ärmliche Phantasieen, Euch Alle in Pausch und Bogen genommen, fassen können. Geht nur, Ihr Wichte. Ich war Euch zu stark. Hättet Ihr meiner Kraft die rechte Milde entgegen zu stellen vermogt, – o Himmel, welch ein Paradies! Wie gestillt mein Sehnen! Wie seelig wir Alle! Aber so machte mir sämmtliche fromme Parthei schwächlichst Platz, und wundert sich nun, daß sie von mir verzehrt wird. Kennt Ihr des Feuers Natur noch nicht, Ihr Thoren? In tausendfachen Gestaltungen erschließt sich der göttliche Hauch. Ich bin eine derselben, eine gigantische, seegenbringende, aber was schiltst Du den 174 Donnrer Zeus, daß Semele vor seinem Anblick zu Asche zerfiel? Geh! Du hast wenigstens noch Muth zum Klingenspiel, aber weiter taugst Du doch auch nicht sonderlich. Ihr zusammen sollt mir zu einer lustigen Geschichte dienen. Weißt Du noch, wie ich Euch die vom poetischen Kaufmannssohn erzählte? Ihr kamt Euch Alle sehr vornehm gegen ihn vor, und wart doch um keinen Gran besser, vielmehr etwas regelmäßiger und daher langweiliger, aber Ihr affectirtet trotz ihm.

Das lügst Du, stolzer Prahler, rief Alwin. Ich fühle die Flamme in meinem, in Raimunds Busen, und Deine Machtsprüche werden sie nicht ersticken.

Jeder hilft sich wie er kann, sagte Florismarte, und ging gelassen in's Gebäude zurück.


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