Autorenseite

 << zurück 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Vierundzwanzigstes Kapitel.

Niagara und Montreal.
1842.

Mein Freund war besser als sein Wort, und noch zwei Briefe erreichten mich vor seiner Rückkehr. Der Anfang des ersten wurde am 3. Mai in Niagara geschrieben und sein Schluß am 12. in Montreal, aus welcher Stadt auch am 26. dieses Monats der letzte von allen geschrieben wurde.

Ein großer Theil des ersten dieser Briefe hatte Bezug auf die Agitation für einen internationalen Vertrag zum Schutz des literarischen Eigenthums und gab dem lebhaften Unwillen Ausdruck, der in ihm (und auch in den besten Männern Amerikas) erregt worden war durch die Annahme einer Denkschrift bei einem öffentlichen Meeting in Boston selbst, gegen eine Abänderung des bestehenden Gesetzes, in deren Verlauf unter Anderm bemerkt wurde, daß, wenn die englischen Autoren mit einer Controle über die Wiederveröffentlichung ihrer Bücher bekleidet würden, es für die amerikanischen Herausgeber nicht mehr möglich sein würde, dieselben dem amerikanischen Geschmack anzupassen. Diese offne Erklärung trug jedoch, so rückhaltslos Dickens' Zorn dagegen sich auch äußerte, den Sieg über ihn davon. Er erkannte, daß jede fernere Bemühung, die gewünschte Aenderung herbeizuführen, für den Augenblick hoffnungslos sei und er beschloß, nicht bloß jede Anspielung darauf in dem von ihm beabsichtigten Buche zu vermeiden, sondern zu versuchen, was sich nach seiner Rückkehr nach England erreichen lasse durch einen Bund englischer Schriftsteller, jeden ferneren Verkehr mit amerikanischen Verlegern abzubrechen, so lange das Gesetz bleibe, was es war. Er veröffentlichte demgemäß nach seiner Rückkehr eine entsprechende Aufforderung, worin er seine eigne Absicht erklärte, in Zukunft allen Vortheilen zu entsagen, welche die autorisirte Uebersendung von Correcturbogen nach Amerika ihm bringen könne, allein auch in dieser Beziehung sollten seine Hoffnungen enttäuscht werden. Ich verlasse diesen Gegenstand nun und führe aus seinem Briefe nur die allgemeinen Bemerkungen an, womit er selbst davon Abschied nimmt.

 
»Niagarafall,
Dienstag, 3. Mai 1842.

»Ich will Dir sagen, was die zwei Hindernisse gegen den Abschluß eines Vertrags mit England zum Schutze des literarischen Eigenthums sind: erstens die nationale Neigung, Jedermann in allen geschäftlichen Angelegenheiten zu übervortheilen; zweitens die nationale Eitelkeit. Diese beiden Charaktereigenschaften herrschen in einem Maaße, von dem kein Fremder sich einen hinreichenden Begriff machen kann.

»In Bezug auf die erste glaube ich in allem Ernst, daß ein wesentlicher Bestandtheil des Vergnügens, womit man hier ein englisches Buch liest, in dem Umstande liegt, daß der Verfasser Nichts dafür bekommt. Es ist so verflucht schlau, so pfiffig von Jonathan, sich seine Lektüre unter diesen Bedingungen zu verschaffen. Er hat einen so entschiedenen Vortheil über den Engländer, daß sein Auge von Schlauheit, List und Freude blinzt und er kichert über den Humor eines Buches mit einem würdigenden Verständniß, das mit dem ehrlichen Kauf desselben Nichts zu thun hat. Der Rabe empfindet keine größere Freude, wenn er ein Stück gestohlenes Fleisch ißt, als der Amerikaner, wenn er ein englisches Buch liest, das er für nichts bekommt.

»Was den zweiten Punkt betrifft, so versöhnt derselbe die bessere und höhere Klasse, welche über dieser Art von Befriedigung steht, mit erstaunlicher Leichtigkeit. Der Mann wird in Amerika gelesen! Die Amerikaner haben ihn gern! Sie freuen sich ihn zu sehen, wenn er hierher kommt! Sie drängen sich um ihn und sagen ihm, daß sie ihm dankbar sind für Trost in der Krankheit, für viele frohe Stunden in der Gesundheit, für hunderte phantasievoller Ideen, die beständig zwischen ihnen und ihren Frauen und Kindern zu Hause ausgetauscht werden. Es ist Nichts, daß Alles dies auch in Ländern stattfindet, wo er bezahlt wird, es ist Nichts, daß er sich anderswo Ruhm und Vortheil obendrein errungen hat. Die Amerikaner lesen ihn, die freien, aufgeklärten, unabhängigen Amerikaner – und was will er mehr? Das ist Lohn genug für einen jeden Mann. Die nationale Eitelkeit verschluckt alle andern Länder auf der Erdoberfläche und läßt nur dies eine über dem Meere stehen. Nun bedenke, was der wirkliche Werth dieses amerikanischen Lesens ist. Finde mir in dem ganzen Bereich der Literatur ein einziges englisches Buch, das hier populär wird, ehe es bei uns die Feuerprobe bestanden hat, populär geworden ist und sich dadurch ihrer Aufmerksamkeit empfiehlt – und ich will es zufrieden sein, daß das Gesetz auf immer und einen Tag bleibt wie es ist. Ich muß eine Ausnahme machen. Es gibt einige geschmacklose Romane aus dem fashionabeln Leben, vor welchen die Leute niederfallen, als wären es vergoldete Kälber, die bei uns von dem Datum ihrer Veröffentlichung an wohlverwahrt in Leihbibliotheken verschlossen geblieben sind.

»Wenn man ihnen sagt, daß sie keine eigne Literatur haben werden, ist (außerhalb Boston's) die allgemeine Antwort: ›Wir brauchen keine. Warum sollten wir für eine bezahlen, wenn wir sie umsonst bekommen können? Unser Volk denkt nicht an Poesie, Sir. Dollars, Banken und Baumwolle sind unsre Bücher, Sir‹. Und sie sind es allerdings in gewissem Sinne; denn ein niedrigeres Durchschnittsmaaß allgemeiner Kenntnisse über alle sonstigen Gegenstände, als in diesem Lande besteht, möchte es sehr schwer halten, irgendwo zu finden. Soviel für diesmal von dem internationalen Schutz des literarischen Eigenthums.«

Derselbe Brief hielt das in seinem Vorgänger gegebene Versprechen, daß er noch einige Charakterbilder schicken wolle. »Eine der amüsantesten in dem ganzen Lande gebräuchlichen Phrasen ist, wegen ihrer beständigen Wiederholung und Anpassung an jedes Vorkommniß, das ›Ja, Sir‹. Ich will Dir eine Probe geben.« (Die Probe war die in den Noten mitgetheilte Unterhaltung des Strohhuts und des braunen Huts, während der Kutschenfahrt nach Sandusky.) »Ich spaße nicht, auf mein Wort. Dies ist ganz genau die Unterhaltung. Da mir augenblicklich nichts Andres einfällt, will ich Dir das Porträt meines Sekretärs geben. Soll ich?

»Er ist von sentimentaler, stark sentimentaler Sinnesart und sagt zu Anne, da der Juni herankommt, er hoffe, ›wir würden zuweilen in unsrer Heimath seiner gedenken‹. Er trägt einen Mantel, wie Hamlet, und einen sehr hohen, großen, schlanken, staubigen, schwarzen Hut, den er auf langen Fahrten mit einer harlekinartigen Mütze vertauscht. . . . Er singt, und in einigen unsrer Quartiere, wo sein Schlafzimmer nahe bei unserm war, haben wir ihn durch das Schlüsselloch seiner Thüre Baßtöne grunzen hören, um unsre Aufmerksamkeit zu erregen. Sein Wunsch, daß ich ihn förmlich auffordern möchte zu singen und seine Bemühungen, mich dazu zu veranlassen, sind unwiderstehlich absurd. In unserm Zimmer in Hartford (Du besinnst Dich, daß wir zu Anfang Februar dort waren) befand sich ein Pianoforte– und er fragte mich eines Abends, als wir allein waren, ob ›Mrs. D.‹ spielte. ›Ja, Mr. O.‹ – ›O wirklich Sir!‹ ›Ich singe: sollten Sie daher einmal eine kleine Linderung nöthig haben?‹ – Du kannst Dir vorstellen, wie eilig ich das Zimmer unter irgend einem Vorwande verließ, um nicht mehr zu hören.

»Er malt. . . . Ein ungeheurer Kasten mit Oelfarben macht einen Haupttheil seines Gepäckes aus und stundenlang macht er sich in seinem Zimmer damit zu schaffen. Anne bekam einige dickköpfige, dickbäuchige Skizzen in die Hände, die er von Passagieren auf dem Kanalboot (mich selbst in meinem Pelzrock mit eingeschlossen) gemacht hatte, deren Erinnerung mir noch jetzt Thränen in die Augen bringt. Er malte die Wasserfälle des Niagara ganz vorzüglich und soll jetzt mit einer lebensgroßen Darstellung meiner selbst beschäftigt sein: denn die Kellner haben berichtet, daß Kammerjungfern gesagt haben, daß sich ein Bild in seinem Zimmer befindet, das sehr viel Haar hat. Eine Jungfer war der Meinung, ›es sei der Anfang des königlichen Wappens‹; aber ich bin so ziemlich sicher, daß ich selbst der Löwe bin. . . .

»Zuweilen, aber nicht oft, fängt er eine Unterhaltung an. Das geschieht gewöhnlich, wenn wir nach dem Einbruch der Dunkelheit auf dem Verdeck umherwandern, oder wenn wir in einer Kutsche allein sind. Es ist seine Gewohnheit, bei solchen Gelegenheiten die bekanntesten und patriarchalischsten Geschichten zu erzählen, als etwas, das sich in seiner eignen Familie zugetragen hat. Wenn wir zu Wagen reisen, liebt er es besonders, Kühe und Schweine nachzuahmen und forderte einen Mitreisenden, der durch die Entfaltung dieses Talents gerührt war, beinahe heraus, ihm zu erklären, er sei ›ein vollkommenes Kalb‹. Er hält es für einen unerläßlichen Akt der Höflichkeit und Aufmerksamkeit, uns fortwährend zu fragen, ob wir nicht schläfrig sind, oder, um seine eignen Worte zu gebrauchen, ob wir nicht ›wegen Schlaf leiden‹. Wenn wir nach einer langen Fahrt einen langen Schlaf von vierzehn Stunden oder so gehabt haben, kann ich sicher darauf rechnen, daß er mir, wenn ich aufstehe, an der Thür des Schlafzimmers mit dieser Frage entgegenkommt. Aber abgesehen von dem Amüsement, das er uns macht, hätte ich Niemanden finden können, der meinen Wünschen so vollkommen entspricht, wie er. Ich habe seine zehn Dollar monatlich auf zwanzig erhöht und habe die Absicht, ihn für sechs Monate zu bezahlen.«

Der Schluß dieses Briefes war datirt von ›Montreal, Donnerstag, 12. Mai‹, und enthielt wenig mehr als seine lebhafte Sehnsucht nach der Heimath. »Dies wird ein sehr kurzer und dummer Brief werden, mein lieber Freund, denn die Post geht hier viel eher ab, als ich erwartete und alle meine großartigen Pläne zu einem ungewöhnlich glänzenden Schreiben fallen zu Boden. Ich werde Dir mit dem nächsten Cunard-Schiff eine Zeile schreiben und alles Andre für unser frohes, langgehofftes Wiedersehen aufsparen.

»Wir sind nach Toronto und nach Kingston gewesen und wurden an jedem dieser Orte mit einer Zuvorkommenheit empfangen, die es mir schwer sein würde zu beschreiben. Der wilde und wüthige Toryismus von Toronto ist, ich sage es im Ernst, schreckenerregend. Die englische Freundlichkeit ist sehr verschieden von der amerikanischen. Die Leute schicken ihre Pferde und Wagen zu Deinem Gebrauch, aber sie fordern nicht als Bezahlung das Recht, Dir immer unter der Nase zu stehen. Wir hatten in Kingston zu derselben Zeit nicht weniger als fünf Wagen zu unsrer Verfügung, nicht zu reden von der Barke und der Mannschaft des Commodors und einem schönen Regierungsdampfschiff. Vorigen Sonntag speisten wir bei Sir Charles Bagot. Lord Mulgrave hätte uns gestern in Lachine treffen sollen; aber da er mit seiner Yacht den Wind gegen sich hatte und nicht hereinkommen konnte, schickte Sir Richard Jackson seinen offnen vierspännigen Wagen mit zwei jungen Herren, die ebenfalls seine Adjutanten sind, und so fuhren wir großartig ein.

»Die theatralischen Aufführungen (ich glaube, ich sagte Dir, daß man mich eingeladen, mit den Officieren der Coldstream-Garde hier zu spielen) umfassen die Stücke A Roland for an Oliver; Two o'clock in the morning und entweder The Young Widow oder Deaf as a Post. Damen (keine Schauspielerinnen von Profession) sollen zum erstenmal spielen. Ich schrieb an Mitchel nach New-York, wegen einer Perrücke für Mr. Snobbington, die angekommen und glänzend ist. Hätte man, wie zuerst vorgeschlagen wurde, Love, Law and Physick gespielt, so wäre ich mit der Rolle Flexible's schon in Ordnung gewesen, da ich sie früher, vor meinen Schriftstellertagen, gespielt habe; sollte ich aber Splasch in der Young Widow spielen, so wirst Du so freundlich sein müssen, Dir mich in einem schmucken Livreerock, glänzendem schwarzen Hut mit Kokarde, weißen Knielitzen, weißen Stulpenstiefeln, blauer Halsbinde, kleiner Peitsche, rothen Backen und dunkeln Augenbrauen vorzustellen. Denke Dir Topping's Gemüthsbewegung, wenn ich dieses Kostüm mit nach Hause bringe und unerwarteterweise anziehe! . . . Die besten Wünsche für Dich, lieber Freund! Ich kann nichts über den siebenten sagen, den Tag, an dem wir absegeln. Es ist unmöglich. Worte können nicht ausdrücken, was wir fühlen, nun die Zeit so nahe ist. . . .«

Sein letzter Brief, datirt »Peasco's Hotel, Montreal, »Canada, 26. Mai«, beschrieb die theatralischen Aufführungen und enthielt einen Theaterzettel für mich.

»Dieser Brief wird ebenso wie der vorhergehende dumm werden, weil sowol Kate als ich durch das Herannahen des 7. Juni in eine solche Aufregung versetzt sind, daß wir Nichts thun und an Nichts denken können.

Die Aufführungen fanden gestern Abend statt. . . . Die Zuhörer (zwischen fünf- und sechshundert) waren wie zu einer Gesellschaft dazu eingeladen und in der Vorhalle und dem Salon waren Tische mit Erfrischungen gedeckt. Wir hatten das Musikchor des dreiundzwanzigsten Regiments (eins der schönsten in der Armee ) im Orchester, das Theater war mit Gas erleuchtet, die Dekorationen waren vortrefflich und die Requisiten waren sämmtlich aus Privathäusern herbeigeschafft. Sir Charles Bagot, Sir Richard Jackson waren mit ihrem Gefolge zugegen und da der militärische Theil der Zuhörerschaft sich in voller Uniform befand, war es wirklich eine glänzende Scene.

»Wir machten uns ebenfalls glänzend, obgleich bei der Darstellung keine sehr bemerkenswerthen Schauspieltalente zum Vorschein kamen. Als Sir Mark Chase hatten wir einen ächt wunderlichen Fisch, voller Humor; aber unser Tristram Sappy entsprach nicht ganz dem Rufe, den er sich hier irgendwie errungen hat. Man hat mich übrigens, mußt Du wissen, nicht um Nichts als Bühnendirektor angekündigt. Einem Jeden wurde bedeutet, daß er sich dem eisernsten Despotismus werde unterwerfen müssen; und herrschte ich nicht über sie wie ein Macready? O nein. Keineswegs. Gewiß nicht. Die Mühe, die ich mir mit ihnen gemacht und der Schweiß, den ich während der letzten zehn Tage vergossen habe, sind größer, als Du Dir vorstellen kannst. Ich hatte förmliche Grundrisse der Dekorationen machen und Listen der Requisiten anfertigen und dieselben in dem Souffleurkasten aufhängen lassen. Jeder Brief, der abgegeben werden sollte, wurde geschrieben, jedes Stück Geld, das gegeben werden sollte, herbeigeschafft und Nichts wurde übersehen. Ich soufflirte selbst, wenn ich nicht auf der Bühne war; wenn ich darauf war, ernannte ich den amtlichen Souffleur des Theaters zu meinem Stellvertreter und ich habe nie etwas so vollkommen in einander greifen und von statten gehen sehen, als die beiden ersten Stücke. Die Schlafzimmerscene in dem Zwischenspiel war ebenso gut möblirt, als Vestris sie hatte, mit einem nutzbaren Kamin, in dem das Feuer hoch aufloderte und alles in entsprechendem Zusammenhang. Ich glaube wirklich, daß ich sehr spaßhaft war, wenigstens weiß ich, daß ich selbst herzlich über mich lachte und die Rolle zu einem Charakter machte, wie ich und Du ihn sehr gut kennen: eine Mischung von T–, Harley, Yates, Keeley und Jerry Sneak. Ich spielte das ganze Stück unter lautem Gelächter und indem ich diesen Brief schließe, sagt man mir, ich habe meiner Charakterfigur so gut entsprochen, daß Sir Charles Bagot, der in der Prosceniumsloge saß, keine Ahnung hatte, wer Mr. Snobbington spielte, ehe das Stück aus war.

»Was sagst Du aber dazu, daß Kate spielte und zwar verteufelt gut, wie ich Dir versichern kann. Alle Damen spielten vortrefflich und hatten keinen Augenblick unnöthig zu warten. Du wirst dies begreifen, wenn ich Dir sage, daß wir um 8 Uhr anfingen und daß der Vorhang um 11 fiel. Es ist hier die Sitte, um Mißvergnügen in einer sehr mißvergnügten Stadt zu verhüten, daß man jedesmal, wenn private Vorstellungen stattgefunden haben, dieselben vor dem Publikum wiederholt. Am Sonnabend werden wir daher (natürlich mit Substituirung wirklicher Schauspielerinnen für die Damen) die beiden ersten Stücke vor einer bezahlenden Zuhörerschaft zum Besten des Theaterdirektors wiederholen.

»Ich schicke Dir einen Theaterzettel, den ich mit den Namen der Mitspieler versehen habe.

Facsimile des Theaterzettels in Canada

»Ich habe Dir nicht halb genug erzählt. Aber ich verspreche Dir, daß Du Dir die Seiten vor Lachen halten sollst, wenn ich von dieser Aufführung erzähle. War es nicht Crummles' würdig, daß, als Lord Mulgrave und ich aus der Thür hinausgingen, um den General-Gouverneur zu empfangen, der amtliche Souffleur uns voll Seelenqual mit vier großen Leuchtern mit Wachskerzen folgte und uns mit blutendem Herzen beschwor, daß wir, der hergebrachten Sitte gemäß, je zwei trügen? . . .

»Ich habe noch kaum von unsern Briefen gesprochen, die uns gestern erreichten, kurz ehe das Schauspiel anfing. Hunderttausend Dank für Dein herzerfreuendes Fahrsegel zu dem wackren Packetboot. Ich las es immer wieder und ging es heute Morgen zur Frühstückszeit noch einmal wieder ganz durch. Ich hörte auch mit demselben Schiffe von Talfourd, Miß Coutts, Brougham, Rogers und Andern. Auch ein köstlicher Brief von Mac, ebenso gut als seine Bilder, ich schwöre Dir's. Grüße ihn aufs Herzlichste von mir. . . . Gottes Segen mit Dir, mein lieber Freund. Indem die Zeit näher kommt, ergreift uns ein fieberisches Verlangen nach der Heimath. . . . Küsse unsre lieben Kleinen für uns. Wir werden uns bald wiedersehen, so Gott will, und froher sein, als wir je in unserm Leben waren. . . . O die Heimath – die Heimath – die Heimath – die Heimath – die Heimath – die Heimath – die Heimath!!!!!!«

 

 


 << zurück