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Neunzehntes Kapitel.

Erste amerikanische Eindrücke.
1842.

Die ersten Zeilen jenes Briefes wurden geschrieben, sobald er wieder der Erde ansichtig wurde, von den Ufern Neufundlands, am Montag, 17. Januar, dem vierzehnten Tage nach ihrer Abreise, aber doch noch in so weiter Entfernung von Halifax, daß sie nicht erwarten konnten, es vor Mittwoch Abend anzulaufen, oder vor Sonnabend oder Sonntag Boston zu erreichen. Sie hatten mit der Ueberfahrt kein Glück gehabt. Während der ganzen Reise war das Wetter unerhört schlecht gewesen, der Wind ihnen meistens grade entgegen, die Nässe unerträglich, die See schauderhaft unruhig, die Tage dunkel und die Nächte furchtbar. Am Montag vorher hatte ein Orkan gewüthet, der um fünf Uhr Nachmittags anfing und die ganze Nacht durchtobte. Seine Beschreibung des Sturmes ist veröffentlicht und das eigenthümliche Verhalten eines Dampfschiffs unter solchen Umständen ist abconterfeit, als wäre er sein ganzes Leben lang ein Seemann gewesen. Jeder andre als dieser außerordentliche Beobachter würde ein Dampfschiff in einem Sturm geradeso beschrieben haben wie ein Segelschiff in einem Sturm. Aber jede Beschreibung des letzteren würde ebensowenig auf meines Freundes Beschreibung des ersteren anwendbar sein, als das Benehmen eines Esels auf das eines wüthenden Ochsen. In dem Briefe, dem sie entnommen wurde, befanden sich jedoch mehrere Bemerkungen, die nur an mich gerichtet waren. »Zwei oder drei Stunden lang hielten wir uns für verloren und erwarteten, unter vielen Gedanken an Dich und die Kinder und die Andern, die uns am theuersten sind, ruhig das Schlimmste. Ich erwartete nicht, den Tag je wieder zu sehen und ergab mich in Gottes Willen, so gut ich konnte. Es war ein großer Trost, an die ersten und ergebenen Freunde zu denken, die wir verlassen hatten und daß es unsern lieben Kleinen an Nichts fehlen würde.«

Dies waren nicht die übertriebenen Besorgnisse eines seeunkundigen Mannes. Der Hauptingenieur, der auf einem oder dem andern der Cunardschiffe gedient hatte, seit sie zuerst zu fahren anfingen, hatte nie ein so stürmisches Wetter gesehen und ich hörte den Kapitän selbst später sagen, daß nur ein Dampfschiff und zwar eines von solcher Stärke, seinen Lauf hätte einhalten und sein Ziel erreichen können. Ein Segelschiff hätte dem Sturm weichen und sich treiben lasen müssen, wohin es eben ging, während sie hier durch das Toben des Sturmes hindurch thatsächlich elf Meilen gradeaus vorwärts kamen, ohne ihre Bahn im mindesten zu ändern.

Gegen die Seekrankheit hielt er nur während des Tages aus, welcher dem der Abfahrt folgte. Die drei folgenden Tage lag er zu Bette, elend genug, und erst am achten Tage der Reise, sechs Tage vor dem Datum seines Briefes, war er im Stande gewesen, am Eßtisch zu erscheinen. Die Beobachtungen, welche er dann über seine Reisegefährten machte und was er über ihr Leben an Bord des Schiffes zu erzählen hatte, ist in seinem amerikanischen Skizzenbuch mit köstlichem Humor dargestellt; aber in seiner ersten Frische hörte ich es in dem nachstehenden Briefe und es wird jetzt keinen Schaden thun, wenn mehrere launenhafte Stellen, die damals unterdrückt wurden, hier mitgetheilt werden.

»Wir haben 86 Passagiere und eine so seltsame Sammlung von Bestien ist wol seit den Tagen der Arche nie aus dem Meere zusammengekommen. Seit dem ersten Tage bin ich nie in dem Salon gewesen; denn Lärm, Geruch und eingeschlossene Luft waren völlig unerträglich. Ich bin nur einmal auf dem Verdeck gewesen! – und bei dieser Gelegenheit war ich überrascht und enttäuscht durch die Kleinheit des Panoramas. Das Auf- und Abwogen der See, wie wir es gehabt haben und noch haben, ist sehr staunenerregend und würde ohne Zweifel großartig sein, wenn man es aus der Luft oder von einer großen Höhe sähe. Aber von dem nassen und rollenden Verdeck gesehen, in diesem Wetter und unter diesen Umständen, macht es einen schwindelerregenden und peinlichen Eindruck. Ich war sehr froh, mich abzuwenden und wieder hinunterzukommen.

»Ich habe mich von Anfang an in der Damencajüte eingerichtet – Du besinnst Dich darauf? Ich will Dir die andern Insassen derselben und die Art wie wir unsere Zeit hinbringen, beschreiben.

»Zunächst die Insassen. Kate und ich und Anne – wenn sie außer Bett ist, was nicht oft stattfindet. Ein wunderliches kleines schottisches Wesen, eine Mrs. P . . . Die hier gebrauchten Anfangsbuchstaben sind in keinem Falle diejenigen wirklicher Namen, sondern ohne Ausnahme gewählt, um die Namen zu verstecken. Diese Bemerkung ist auf sämmtliche Anfangsbuchstaben anwendbar, welche in den in diesem Werke gedruckten Briefen vorkommen., deren Mann Silberschmied in New-York ist. Er heirathete sie vor drei Jahren in Glasgow und machte sich den Tag nach der Hochzeit aus dem Staube, weil er (was er ihr nicht gesagt hatte) tief in Schulden steckte. Seitdem hat sie bei ihrer Mutter gewohnt und jetzt geht sie unter dem Schutze eines Vetters zu ihrem Manne, um es ein Jahr mit ihm zu versuchen. Sollte sie am Ende dieser Zeit mit ihrer Lage nicht zufrieden sein, so beabsichtigt sie wieder nach Schottland zurückzukehren. Eine Mrs. B . . ., ungefähr zwanzig Jahre alt, deren Mann mit ihr an Bord ist. Er ist ein junger in New-York ansässiger Engländer und (so weit ich sehen kann) seines Geschäfts ein Tuchhändler. Sie sind vierzehn Tage miteinander verheirathet. Ein Mr. und Mrs. C. . . ., die sich außerordentlich lieben, vollenden die Liste. Mrs. C., das ist meine Ansicht, ist die Tochter eines Bierwirths und Mr. C. läuft mit ihr, mit dem Geldkasten, mit der Uhr vom Gesims der Wirthsstube, mit der goldenen Uhr der Mutter aus der Tasche am Kopfende des Bettes und anderm vermischten Eigenthum fort. Die Frauen sind alle hübsch, ungewöhnlich hübsch; ich sah nie so viel hübsche Gesichter beisammen.«

Ihre Art die Zeit hinzubringen findet man in dem amerikanischen Tagebuch, ungefähr ebenso wie es mir beschrieben wurde, ausgenommen einen mit dem Kartenspielen verknüpften Umstand, von dem er fürchtete, derselbe möge über die Leichtgläubigkeit seiner Leser hinausgehen, der aber, wie er versicherte, mehrmals vorgekommen war. »In Bezug auf das Rollen des Schiffs habe ich vergessen zu erwähnen, daß wir beim Whist die Tricks in die Tasche stecken mußten, um zu verhindern, daß sie nicht ganz verschwanden und daß wir fünf- oder sechsmal während eines jeden Rubbers alle von unsern Sitzen geschleudert werden, zu verschiedenen Thüren hinausrollen und weiterrollen, bis die Kellner uns aufheben. Dies ist so selbstverständlich geworden, daß wir es durchmachen, ohne uns in unserm Ernst stören zu lassen, und wenn wir wieder auf unsern Sophas liegen, unsere Unterhaltung oder unser Spiel an dem Punkte aufnehmen, wo sie unterbrochen wurden.« Auch die Neuigkeiten, die sie von Tage zu Tage aufregten, und von denen wenig mehr als eine Andeutung in dem amerikanischen Tagebuch erscheint, verdienen in ihrer ursprünglichen Fassung mitgetheilt zu werden.

»Was Neuigkeiten angeht, so haben wir deren mehr, als Du denken magst. Ein Mann verlor gestern beim vingt-un im Salon 14 Pfd. St., ein andrer war betrunken ehe das Dîner vorüber war, ein andrer wurde geblendet durch eine Hummer-Sauce, die der Kellner über ihn ausgoß, ein andrer fiel auf dem Verdeck und wurde ohnmächtig, gestern Morgen war der Schiffskoch betrunken (er war an einigen durch Salzwasser beschädigten Whiskey gekommen) und der Kapitän befahl dem Hochbootsmann, mit dem Schlauch der Löschmaschine auf ihn loszuspielen, bis er um Gnade brüllte – die ihm nicht zu Theil wurde; denn er wurde verurtheilt, vier Nächte hintereinander vier Stunden ohne Unterbrechung und ohne Ueberrock Wache zu halten und keinen Grog zu bekommen. Vier Dutzend Teller wurden beim Dîner zerbrochen. Ein Kellner fiel mit einem Rinderbraten die Cajütentreppe hinunter und beschädigte sich ernstlich am Fuße. Ein andrer Kellner fiel nach ihm hinunter und erhielt eine Wunde am Auge. Der Bäcker ist krank, ebenso der Konditor. Ein neuer Mann, der auf den Tod krank ist, hat die Stelle des letztern Beamten ausfüllen müssen und ist aus seinem Bett herausgeschleppt und in einem kleinen Hause auf dem Verdeck zwischen zwei Fässern sicher gemacht und man hat ihm Befehl gegeben (der Kapitän stand dabei neben ihm) Pastetenteig zu machen und zu rollen, während er mit Thränen in den Augen betheuerte, daß es in seinem galligten Zustande Tod für ihn sein würde, denselben anzusehen. Zwölf Dutzend Flaschen Porter sind auf dem Verdeck losgekommen und die Flaschen rollen uns zu Häupten wild umher. Lord Mulgrave (beiläufig ein schöner Mensch und ein guter Gesellschafter) wettete gestern Abend mit fünfundzwanzig andern Leuten, deren Schlafstellen sich ebenso wie seine eigne in der Vordercajüte befinden, die nur erreicht werden kann, indem man über das Verdeck läuft, daß er seine Koje zuerst erreichen würde. Es wurden Wächter von dem Kapitän aufgestellt und sie sprangen hinaus, in Ueberröcke und Sturmkappen eingehüllt. Die See stürzte mit solcher Gewalt über das Schiff, daß sie sich fünf und zwanzig Minuten lang an dem eisernen Geländer des Steuerbord-Räderkastens festhielten, von jeder Welle bis auf die Haut durchnäßt und weder wagten vorwärts zu gehen noch zurück zu kommen, aus Furcht, sie möchten über Bord gespült werden. Neuigkeiten! Ein Dutzend Mordthaten in London würden uns nicht halb so sehr interessiren.«

Dennoch waren ihre aufregenden Erlebnisse noch nicht vorbei. Ganz am Ende der Reise ereignete sich ein Zwischenfall, der in dem amerikanischen Tagebuche nur kurz erwähnt wird, aber in einem Briefe an mich vom 21. Januar ausführlicher berichtet wurde. »Wir liefen Mittwoch Abend mit wenig Wind und bei hellem Mondschein in den Hafen von Halifax ein, waren bis an den Leuchtthurm an dem äußern Eingang gekommen und hatten das Schiff der Leitung des Piloten übergeben, spielten unsern Rubber und waren Alle in bester Stimmung (denn es war mehrere Tage verhältnißmäßig ruhig gewesen, mit leidlich trockenem Verdeck und sonstigen ungewöhnlichen Annehmlichkeiten), als das Schiff auf den Grund stieß. Ein Rennen auf das Verdeck folgte natürlicherweise. Die Männer (ich meine die Mannschaft! denke Dir das) zogen ihre Schuhe aus und warfen ihre Jacken ab, um nöthigenfalls ans Land zu schwimmen; der Pilot war außer sich; die Passagiere in Verzweiflung und Alles in der unerträglichsten Verwirrung und Eile. Die Brandung brauste vor uns, das Land war nur einige hundert Schritte entfernt und das Schiff trieb auf die Brandung zu, obgleich seine Räder rückwärts in Bewegung gesetzt und Alles gethan wurde, es aufzuhalten. Es ist, wie es scheint, bei Dampfschiffen nicht üblich, einen Anker zur Hand zu haben. Indem wir den unsern über die Seite warfen, ereignete sich ein Unfall und eine halbe Stunde lang ließen wir Raketen steigen, blaue Lichter brennen und feuerten Nothschüsse ab, die sämmtlich unbeantwortet blieben, obgleich wir das Wehen der Zweige auf den Bäumen wahrnehmen konnten. Diese ganze Zeit hindurch, indem wir uns vor dem Winde drehten, warf ein Mann alle zwei Minuten das Senkblei aus; die Tiefe des Wassers nahm beständig ab und Niemand bewahrte seine Selbstbeherrschung, außer dem Kapitän. Endlich ließ man den Anker fallen, brachte ein Boot hinaus und schickte dasselbe mit dem vierten Officier, dem Piloten und vier Matrosen ans Ufer, um Kundschaft einzuziehen, wo wir uns befänden. Der Pilot wußte Nichts davon, aber der Kapitän legte seinen kleinen Finger an eine gewisse Stelle der Karte und war über den genauen Ort so gewiß (obgleich er nie in seinem Leben da gewesen war), als hätte er von Kindheit auf dort gewohnt. Als das Boot eine Stunde später zurückkehrte, stellte sich's heraus, daß er ganz recht hatte. Wir waren in einem plötzlichen Nebel und durch den Unverstand des Piloten an eine als Ost-Passage bekannte Stelle gerathen. Wir waren auf eine Schlammbank gefahren und in einen vollständigen kleinen Teich getrieben, der von Bänken und Felsen und Untiefen aller Art umgeben war – den einzigen sichern Punkt an dieser Stelle. Durch diese Meldung und durch die Versicherung, daß die Flut über die Ebbe hinaus sei, beruhigt, gingen wir um drei Uhr Morgens zu Bette und blieben die ganze Nacht dort liegen.«

Die Landung in Halifax, am Tage darauf, und die Ablieferung der Post sind in dem amerikanischen Tagebuch beschrieben, aber nicht sein persönlicher Antheil an dem was folgte. »Dann, Sir, kommt ein athemloser Mann daher, der schon auf dem Schiff und wieder hinaus gewesen ist und, indem er dahinstürmt, meinen Namen ruft. Ich stehe, Arm in Arm mit dem kleinen Doktor, mit dem ich ans Ufer gegangen war, um Austern zu essen, still. Der athemlose Mann stellt sich mir als der Sprecher des Abgeordnetenhauses vor, will mich nach seinem Hause schleppen und will seinen Wagen und seine Frau schicken, Kate abzuholen, die mit einem häßlich geschwollenen Gesicht zu Bette liegt. Dann schleppt er mich nach dem Hause des Gouverneurs (Lord Falkland ist Gouverneur) und dann der Himmel weiß, wohin. Den Schluß macht er mit beiden Parlamentshäusern, die gerade an diesem Tage zur Session zusammentreten und mit einer Scheinrede vom Thron durch Lord Falkland, den ein Sohn Lord Grey's als Adjutant begleitet und der von einem großen Haufen Officiere umgeben ist, eröffnet werden. Ich wollte, Du hättest die Volkshaufen sehen können, die dem Unnachahmlichen Dies Wort, das von seinem alten Lehrer Mr. Giles auf ihn angewandt wurde, war lange Zeit ein Beiname, mit dem wir ihn nannten. in den Straßen Beifall zuriefen. Ich wollte, Du hättest sehen können, wie der Unnachahmliche zu einem großen neben dem Throne des Sprechers stehenden Lehnstuhl geführt wurde und allein mitten im Unterhause dasaß, der Beobachtete aller Beobachter, mit exemplarischem Ernst den sonderbarsten Reden zuhörte und wider Willen in ein Lächeln ausbrach, indem er an diesen Anfang der Tausend und Eine Geschichten dachte, die er für die Heimath und Lincolns-inn-Fields und Jack Straw's Castle aufbewahren wird. – Ach, Forster! wenn ich erst wieder zurückkomme! –«

Er nahm seinen Brief wieder auf in Tremont-House, am Sonnabend, 28. Januar, nachdem er Boston um fünf Uhr Nachmittags desselben Tages erreicht hatte und da seine ersten amerikanischen Erfahrungen in dem Tagebuch nur kurz berührt werden, wird eine ausführlichere Beschreibung vielleicht willkommen sein. »Da die Cunardschiffe eine eigene Werfte an dem Zollhause haben, und zwar eine enge, dauerte es lange (mindestens eine Stunde) bis wir hineingelangten. Ich stand neben dem Kapitän und blickte umher, als plötzlich, lange ehe wir an der Werfte angelegt hatten, ein Dutzend Leute mit Lebensgefahr an Bord sprangen, mit großen Bündeln Zeitungen unter dem Arm, wollne Shawls (sehr abgetragen) um den Hals – und so fort. ›Aha!‹ sage ich, ›das ist wie unser London-Bridge,‹ natürlich in dem Glauben, diese Besucher seien Zeitungsjungen. Aber was denkst Du davon, daß sie Redakteure waren? Und was denkst Du davon, daß sie leidenschaftlich auf mich zustürzten und anfingen, mir wie Verrückte die Hand zu schütteln? O! hättest Du sehen können, wie ich ihnen die Handgelenke drehte! Und könntest Du nur wissen, wie ich einen Menschen in sehr schmutzigen Gamaschen und sehr vorstehenden Vorderzähnen haßte, der zu allen nach ihm Kommenden sagte: ›Sie sind also unserm Freunde Dickens vorgestellt – eh?‹ Einer war jedoch darunter, der sich wirklich nützlich machte, ein Dr. S . . . . Redakteur der –. Er lief hierher (mindestens dreiviertel Stunden) und bestellte Zimmer und ein Dîner. Und im Laufe der Zeit setzten Kate und ich und Lord Mulgrave (der am Montag zu seinem Regiment nach Montreal zurückging und mit uns übereingekommen war, inzwischen bei uns zu wohnen) uns in einem geräumigen und schönen Zimmer zu einem vortrefflichen Dîner (einige Eigenthümlichkeiten beim Auftragen ausgenommen) und hatten das Schiff vollständig vergessen. Ein Mr. Alexander, dem ich von England aus geschrieben und versprochen hatte, für ein Porträt zu sitzen, erschien an Bord, sobald wir das Land berührten und brachte uns in seinem Wagen hierher. Dann, nachdem er uns mit den schönsten Blumen beschenkt hatte, ließ er uns allein und wir dankten ihm dafür.«

Was er sonst noch über die Erlebnisse jener Woche zu sagen hatte, findet hier seinen ersten öffentlichen Ausdruck. »Wie kann ich Dir erzählen,« fährt er fort, »was sich seit jenem ersten Tag ereignet hat? Wie kann ich Dir die leiseste Vorstellung von meinem Empfange hier geben; von den Menschenhaufen, die den ganzen Tag herein- und hinausströmen; von den Leuten, die die Straßen füllen, wenn ich ausgehe; von dem Beifallsrufen, als ich ins Theater ging; von den Gedichten, Beglückwünschungsschreiben, Bewillkommnungen aller Art, Bällen, Dîners, Gesellschaften ohne Ende? Nächsten Dienstag soll mir hier in Boston ein öffentliches Festessen gegeben werden und der hohe Preis der Billete (drei Pfd. St.) hat bei Vielen großes Mißfallen erregt. Nächsten Montag über acht Tage soll ein Ball in New-York sein und 150 Namen erscheinen auf der Liste des Comités. Ein Dîner soll an demselben Orte in derselben Woche stattfinden, zu dem mir eine Einladung mit Unterschriften sämmtlicher in Amerika bekannten Namen zugegangen ist. Aber was kann ich Dir über irgend eins dieser Dinge sagen, was Dir die leiseste Vorstellung geben könnte von der enthusiastischen Begrüßung, die mir zu Theil wird, oder von dem Rufe, der das ganze Land durchdringt. Ich habe Deputationen aus dem fernen Westen gehabt, die mehr als dreihundert Meilen hierher gereist sind: von den Seen, den Flüssen, den Hinterwäldern, den Blockhäusern, den Städten, den Fabriken und den Dörfern. Autoritätspersonen haben mir aus fast sämmtlichen Staaten geschrieben. Ich habe Briefe von den Universitäten, dem Congreß, dem Senat und öffentlichen und privaten Körperschaften jeder Art erhalten. ›Es ist kein Unsinn und kein gewöhnliches Gefühl,‹ schrieb Dr. Channing gestern. ›Es kommt aus dem Herzen. Es gab nie einen solchen Triumph und wird ihn nie wieder geben.‹ Und es ist schön, nicht wahr? zu finden, daß die Geistesschöpfungen, die Dir und mir die größte Befriedigung gewährt haben, dem Allen zu Grunde liegen? Es macht mein Herz ruhiger und mich selbst zurückhaltender, ernster, stiller, wenn ich die Wirkung jener Gedanken in all' diesem Lärm und Treiben beobachte, als da ich mich, die Feder in der Hand, hinsetzte, sie zum erstenmal niederzuschreiben. Ich fühle in den besten Eigenthümlichkeiten dieses Willkommens etwas von der Gegenwart und dem Einfluß des Geistes, der mein Leben lenkt und durch einen tiefen Schmerz seit mehr als vier Jahren mit unwandelbarem Finger aufwärts gewiesen hat. Und wenn ich mein Herz kenne, so würde nicht zwanzigmal mehr Lob mich zu einer thörichten Handlung bewegen. . . .«

Es fehlten nur noch zwei Tage an der Zeit, wo die Post nach England abging und der Schluß dieses Theils seines Briefes gab einen Ueberblick über die Verbindlichkeiten, die ihn nach seiner Abreise von Boston erwarteten. »Wir werden am nächsten Sonnabend von hier fortgehen. Wir gehen nach einem Orte Namens Worcester, vierzehn Meilen von hier, nach dem Hause des Gouverneurs dieser Stadt, und werden den ganzen Sonntag bei ihm zubringen. Am Montag gehen wir mit der Eisenbahn etwa elf Meilen weiter, nach einem Orte Namens Springfield, wo ein ›Empfangs-Comité‹ von Hartford, vier Meilen weiter, mir aufwarten und die Menge mich weiter führen wird: ich habe keine Ahnung davon wie, es sollte mich aber gar nicht wundern, wenn sie mit einem Triumphwagen erscheinen. Am Dienstag habe ich dort ein öffentliches Festessen. Am Freitag werde ich mich wieder dem Publikum zeigen müssen, an einem Orte Namens Newhaven, etwa sieben Meilen weiter. Am Sonnabend Abend hoffe ich in New-York zu sein und dort werde ich 10–14 Tage bleiben. Du wirst denken, daß ich genug zu thun habe. Ich sitze für ein Porträt und eine Büste. Ich habe die Correspondenz eines Staats-Sekretärs und die Verbindlichkeiten eines fashionabeln Arztes. Ich habe einen Sekretär, den ich mit mir nehme. Es ist ein junger Mann Namens O.; wurde mir sehr empfohlen, ist sehr bescheiden, gefällig, schweigsam und willig und thut seine Arbeit gut. Er lebt auf meine Kosten wenn wir reisen und sein Gehalt ist zehn Dollars monatlich – ungefähr zwei Pfund und fünf Shillinge unsres englischen Geldes. Es werden Dîners und Bälle in Washington, Philadelphia, Baltimore und ich glaube überall stattfinden. In Canada habe ich versprochen, mit den Officieren für einen wohlthätigen Zweck auf dem Theater zu spielen. Wir sind zuweilen schon unbeschreiblich müde und ich beende diesen Brief durch einen frommen Betrug. Wir waren zu einer Gesellschaft eingeladen und haben sagen lassen, daß wir beide verzweifelt krank sind. . . . ›Nun aber,‹ so höre ich Dich fragen, ›was sind denn seine Eindrücke über Boston und die Amerikaner?‹ – Von den Letzteren will ich Nichts sagen, ehe ich mehr von ihnen gesehen habe und ins Innere gegangen bin. Ich will jetzt nur sagen, daß wir noch nie genöthigt gewesen sind, an einer Table d'hôte zu essen; daß bis jetzt unsre Zimmer ebensosehr uns gehören, wie sie es in dem Clarendon-Hotel in London würden, und daß ich, abgesehen von gelegentlichen sonderbaren Ausdrücken – wie ein Bissen kaltes Wetter, ein zungiger Mensch, statt ein geschwätziger Mensch; Möglich? als ein einsames Fragewort und Ja? für wirklich – bis jetzt durchaus keinen Unterschied bemerkt haben würde zwischen den Menschen hier und denen, die ich verlassen habe. Die Frauen sind sehr schön, verblühen aber bald; die allgemeine Haltung ist weder steif noch zudringlich, die Gutmüthigkeit allgemein. Wenn Du den Weg nach einem Orte fragst – bei einem gewöhnlichen Strandläufer, der nicht das geringste von Dir weiß – so kehrt er um und geht mit Dir. Den Damen wird allgemeine Achtung bewiesen und sie gehen zu allen Zeiten ohne jeden Schutz umher. . . . Dies Hotel ist ein wenig kleiner als Finsbury Square und wird mittelst eines Glühofens, von dem aus Röhren durch alle Gänge laufen, so infernalisch heiß gemacht (ich gebrauche diesen Ausdruck absichtlich), daß wir es kaum aushalten können. An den Betten und den Fenstern der Schlafzimmer sind keine Gardinen. Man sagt mir, daß es so fast überall in ganz Amerika ist. Ueberhaupt sind die Schlafzimmer sehr spärlich möblirt. Das unsrige ist fast so groß als Dein großes Zimmer und es steht eine Garderobe von gemaltem Holz darin, die nicht größer ist (ich berufe mich auf Kate) als ein englischer Uhrkasten. Ich schlief zwei Nächte in diesem Zimmer, in dem festen Glauben, es wäre ein Schauerbad.«

Der letzte Zusatz zu diesem Briefe, dem manche der lebhaftesten Stellen des Tagebuchs (darunter die glänzende malerische Schilderung der Straßen von Boston) mit geringen Abänderungen entnommen wurden, war vom 29. Januar datirt. »Ich weiß kaum, was ich dieser langen und unzusammenhängenden Geschichte noch hinzufügen soll. Dana, der Verfasser des Two Years before the Mast (ein Buch, das ich als Defoe ähnlich gegen ihn gerühmt hatte) ist wirklich ein sehr netter Mensch und in seiner äußern Erscheinung gar nicht so, wie man erwarten würde. Er ist klein, hat einen sanften Ausdruck und ein sorgenvolles Gesicht. Sein Vater ist grade wie George Cruikshank nach einer durchzechten Nacht – nur kleiner. Die Professoren an der Universität Cambridge, Longfellow, Felton, Jared Sparks, sind herrliche Menschen. Ebenso Kenyon's Freund, Ticknor. Bancroft ist ein famoser Mensch, eine offne, männliche, ernste Seele und er spricht viel von Dir, was ein großer Trost ist. Von Dr. Channing will ich Dir mehr erzählen, nachdem ich nächsten Mittwoch bei ihm gefrühstückt habe. . . . Sumner ist mir von großem Nutzen. . . . Der Präsident des Senats präsidirt hier am Dienstag bei dem mir gegebenen Festessen. Lord Mulgrave blieb bis vorigen Dienstag bei uns (wir hatten am Montag unsern kleinen Kapitän zum Dîner hier) und reiste dann nach Canada weiter. Kate ist ganz wohl, ebenso Anne, deren Munterkeit ganz erstaunlich ist. Sie sehnen sich nach Hause und ich thue es auch.

»Du wirst natürlich in den Zeitungen keinen wahren Bericht über unsre Seereise finden; denn man schweigt über die Gefahren der Ueberfahrt, wenn es deren gibt, sehr still. Ich bemerkte so viele den Dampfschiffen eigenthümliche Gefahren, daß ich noch unentschieden bin, ob ich nicht mit einem Segelschiff von New-York zurückkehren werde. In der Nacht des Sturmes legte ich mir die Frage vor, was aus uns werden würde, wenn der Schornstein über Bord geweht werden sollte, in welchem Falle sich ohne große Beobachtungsgabe erkennen ließ, daß das Schiff sofort vom Schnabel bis zum Steuer in Feuer stehen müsse. Als ich am nächsten Tage auf das Verdeck ging, sah ich, daß der Schornstein durch einen vollständigen Wald von Ketten und Seilen, die während der Nacht daran befestigt waren, aufrecht gehalten wurde. Der Kapitän sagte mir (als wir das Ufer erreicht hatten, nicht eher), daß sie während der ganzen Dauer des Sturmes Leute daran festgebunden und umherschwingen gehabt hätten, um diese Stützen daran zu befestigen. Das ist nicht angenehm – nicht wahr?

»Ich möchte wissen, ob Du daran denkst, daß nächsten Dienstag mein Geburtstag ist! Dieser Brief wird an jenem Morgen von hier abgehen.

»Indem ich diese Blätter wieder durchsehe, bin ich überrascht zu finden, wie wenig ich Dir erzählt habe und wie viel mir selbst jetzt noch zu erzählen bleibt, was Du mündlich von mir hören sollst. Die amerikanischen Armen, die amerikanischen Fabriken, die Institute aller Art – ich habe schon ein Buch darüber. Es gibt keinen Menschen in diesem Staate Neu-Englands, der nicht an jedem Tage seines Lebens ein loderndes Feuer und Fleisch zu essen hat. Ein flammendes Schwert in der Luft würde nicht so viel Aufmerksamkeit erregen als ein Bettler in den Straßen. Es gibt hier keine Wohlthätigkeits-Uniformen, keine ermüdende Wiederholung derselben tristen häßlichen Kleidung in jener Blindenschule. Seine Beschreibung dieser Schule und der Geschichte Laura Bridgeman's wird man in den » American notes« finden, sie sind daher hier natürlich ausgelassen. Alle sind nach ihrem eigenen Geschmack gekleidet und die Individualität jedes Knaben und jedes Mädchens bleibt so entschieden und unvermindert gewahrt, als wenn sie in ihren eignen Häusern wären. In den Theatern sitzen alle Damen in den vordersten Reihen der Logen. Die Galerie ist so ruhig wie der erste Rang in dem theuern Drury-Lane. Ein Mensch mit sieben Köpfen würde keine Sehenswürdigkeit sein, verglichen mit einem, der nicht lesen und schreiben könnte.

»Ich will nicht von den lieben theuern Kindern sprechen (ich sage ›sprechen!‹ ich wollte, ich könnte es), weil ich weiß, wie viel wir über sie hören werden, wenn wir die Briefe von Hause erhalten, nach denen wir uns so glühend sehnen.«

*

Aus diesem frühesten seiner Briefe geht unmißverstehbar der ganz frische und unvermischte Eindruck hervor, den er zuerst bei diesem denkwürdigen Besuche empfing und es gebührt sowohl ihm selbst als dem großen Lande, das ihn bewillkommte, daß derselbe unabhängig von den Veränderungen betrachtet wird, die er später erfuhr. Ueber die Wärme und die Allgemeinheit des Willkommens konnte in der That kein Zweifel bestehen und ebensowenig darüber, daß dasselbe aus Gefühlen entsprang, welche gleich ehrenvoll waren für Geber und Empfänger. Die Quellen von Dickens' Popularität in England wurden in Wahrheit in Amerika auf mannigfache Weise vervielfältigt. Die heitre, sympathische und humane Seite seines Genies hatte die Amerikaner in eben so hohem Maße bezaubert; aber es war noch etwas mehr als das. Die heitre Sinnesweise, welche den gewöhnlichsten Formen des Lebens neue Schönheit verliehen, der übersprudelnde Humor, der alle unschuldigen Freuden erhöht hatte, die ehrenvolle und in jenen Tagen seltene Auszeichnung Amerika's, kein Haus in der Union solchen Vorzügen unzugänglich zu lassen, hatte Dickens überall zum Gegenstande dankbarer Bewunderung und in den meisten Fällen persönlicher Zuneigung gemacht. Doch selbst dies war nicht Alles. Ich sage es weder um den Werth des Tributes zu vermehren, noch um ihn zu vermindern, sondern einfach um auszudrücken, was er war; und es ist unzweifelhaft, daß der junge englische Autor, den sie wegen seiner Sprache fast auf gleiche Weise für sich in Anspruch nahmen, von den Amerikanern fast allgemein als eine Art verkörperter Protest betrachtet wurde gegen das, was sie für das Schlechteste an den englischen Einrichtungen, für in gesellschaftlicher Hinsicht niederdrückend und verdunkelnd und den rein geistigen Einflüssen feindselig, hielten. In allen Zeitungen jeglichen Ranges in der Union, von denen viele mir damals zugeschickt wurden, tritt das Gefühl des Triumphes über das Mutterland in diesem Punkte hervor. Ihr verehrt Titel, sagten sie, und Kriegshelden und Millionäre und wir von der neuen Welt wollen euch zeigen, indem wir dieselbe Huldigung, welche die alte Welt für Könige und Eroberer aufbewahrt, einem jungen Manne darbringen, der durch Nichts ausgezeichnet ist, als durch sein Herz und sein Genie, was wir in diesem Welttheile des Ruhmes für würdiger halten als Geburt, oder Reichthum, oder einen Titel, oder ein Schwert. Und auch hierin lag mehr als eine bloße Ueberhebung über das Mutterland. Die Amerikaner hatten in allen Ehren mehr als einen gewöhnlichen Antheil an den Triumphen eines Genies, das in mehr als einem Sinne die Wüsten und Wildnisse des Lebens wie Rosen hatte blühen lassen. Sie waren berechtigt, für ein so emphatisches Willkommen als sie wollten den Schriftsteller auszuwählen, der vor allen andern in seiner Generation sich bemüht hatte, in menschlichen Geschöpfen die Funken der Tugend zu entdecken und zu retten, welche Elend und Laster nicht auszulöschen vermocht hatten; das was schön und wohlanständig ist, in dem zu finden, was gewöhnlich für abstoßend und mißgestaltet gilt; selbst der Verzweiflung Glück und Hoffnung abzugewinnen und vor Allem seinen Landsleuten die Noth und die Leiden der Armen, der Unwissenden und der Verwahrlosten so zu erschließen, daß man sie seitdem nicht länger in absoluter Verwahrlosung lassen konnte. »Es ist ihm ein Triumph bereitet worden,« schrieb Ticknor an unsern Freund Kenyon, »an dem das ganze Land theilnehmen wird. Er wird einen Umzug durch die Staaten halten, dem kein andrer seit Lafayette's Zeit zu vergleichen ist.« Daniel Webster sagte den Amerikanern, Dickens habe schon mehr gethan, die Lage der englischen Armen zu verbessern, als sämmtliche Staatsmänner des englischen Parlaments. Seine Sympathieen sind derart, rief Dr. Channing aus, daß sie ihn uns auf ganz besondere Weise empfehlen. Er sucht vor Allem derjenigen Classe zu helfen, mit welcher die amerikanischen Einrichtungen und Gesetze am meisten sympathisiren und in den Leidenschaften, den Leiden und den Tugenden der Masse hat er seine tiefergreifendsten Gegenstände gefunden. »Er zeigt, daß das Leben in seiner rohesten Form eine tragische Größe haben kann, daß inmitten von Gelächter oder Zorn hervorrufenden Thorheiten und Ausschweifungen die moralischen Gefühle nicht ganz ersterben und daß die Höhlen des schwärzesten Verbrechens zuweilen durch die Gegenwart und den Einfluß der edelsten Seelen aufgehellt werden. Seine Darstellungen haben eine Tendenz, Mitgefühle für unsre Mitmenschen zu erwecken und die gefühllose Gleichgültigkeit, welche gegen die unterdrückte Masse geherrscht hat, in eine traurige und zornige Mitempfindung ihrer Noth und ihres Wehes zu verwandeln.«

Was für eine Wendung wir auch, auf Grund gegenseitiger Unzufriedenheit, in dem Willkommen werden eintreten sehen, so ist es doch gut, so eine Einsicht in das zu gewinnen, was in seinen ersten Aeußerungen ehrenvoll war für beide Theile. Dickens hatte seine Enttäuschungen und die Amerikaner hatten die ihrigen; aber was wirklich ächt war in dem ursprünglichen Enthusiasmus, blieb auf beiden Seiten ohne ernste Beimischung, und die Briefe, wie ich sie weiter mittheilen werde, werden das Mißverständniß auf so natürliche Weise erklären und erläutern, daß kaum noch eine weitere Bemerkung darüber erforderlich ist. Es freut mich, hier die Einladungen zu öffentlichen Festlichkeiten in New-York mittheilen zu können, die ihn erreichten, ehe er Boston verließ und deren Unterschriften genügend bewiesen, wie allgemein das Willkommen dieser großen Stadt der Union war.

New-York, 24. Januar 1842.

An Charles Dickens, Esq.

Hochgeehrter Herr!

Die Unterzeichneten wünschen in ihrem eigenen Namen und im Namen eines großen Kreises ihrer Mitbürger, Ihnen zu Ihrer sichern Ankunft Glück zu wünschen und Ihnen ein aufrichtiges und herzliches Willkommen zuzurufen.

Obgleich uns persönlich unbekannt, können wir Ihnen doch versichern, daß Sie sich nicht als Fremden unter uns finden werden. – Das Genie, mit dem Sie in so hohem Grade begabt worden sind und das Ihre Feder mit so vollendeter Kunst in der Schilderung jeder Leidenschaft und Sympathie und Eigenthümlichkeit des menschlichen Geistes gelenkt hat, hat Ihnen alle Herzen geöffnet, während Ihre glücklichen Ideen und treffenden Bilder, die überall eine praktische und fruchtbare Moral einschärfen, Ihren Namen wie ein Familienwort bei uns eingebürgert haben.

Als Zeugniß unsrer Hochachtung und als einen kleinen aber dankbaren Tribut an Ihr Genie, bitten wir Sie, einen so frühen Tag als es Ihnen genehm ist, zu bestimmen, an dem Sie uns in dieser Stadt bei einem öffentlichen Festmahl beehren wollen, wo, wie anderswo, es unser Stolz und unsre Freude sein wird, Ihnen unsre Dankbarkeit auszudrücken für die vielen geistigen Festmahle, welche Sie so oft vor uns ausgebreitet haben.

Wir sind Ihre aufrichtig ergebenen Freunde &c.

(Folgen 41 Unterschriften, darunter Washington Irving, W. C. Bryant, W. Kent, Astor, Hamilton Fish und andre der angesehensten Namen in den Vereinigten Staaten.)

NewYork, 26. Januar 1842.

An Charles Dickens, Esq.

Geehrter Herr!

Nachdem die Bürger von New-York die erfreuliche Nachricht von Ihrer Ankunft in den Vereinigten Staaten erhalten haben, ist es in Anerkennung des Werthes Ihrer Arbeiten im Dienste der Menschheit und Ihrer so hohen Erfolge in der Ausübung Ihrer literarischen Talente, ihr Ehrgeiz, unter den ersten zu sein, die Ihnen und Ihrer Gemahlin das herzliche Willkommen zurufen, welches, wie sie überzeugt sind, Sie in allen Theilen unseres Vaterlandes erwartet. Zu diesem Zwecke sind wir von einer großen, besonders dazu berufenen Versammlung von Herren als Comité ernannt und beauftragt worden, Sie um Ihre Gegenwart bei einem in dieser Stadt zu veranstaltenden öffentlichen Balle zu bitten.

Mr. Colden, ein Mitglied unsres Comité's, wird die Ehre haben, Ihnen diese Einladung zu überreichen und ist mit der angenehmen Pflicht beauftragt, Ihnen unsre Glückwünsche zu Ihrer Ankunft darzubringen. Wir werden die Nachricht Ihrer freundlichen Annahme dieser Einladung und Ihrer Bestimmung des Tages, an welchem es Ihnen genehm sein wird, derselben zu folgen, von ihm erwarten.

Wir sind, geehrter Herr,

mit der größten Hochachtung

Ihre gehorsamen Diener &c.

(Folgen 36 Unterschriften.)

 

*

 


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