Charles Darwin
Die Abstammung des Menschen
Charles Darwin

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Dauer der Brautwerbung. – Die Dauer der meist längeren Periode, während welcher beide Geschlechter gewisser Vögel Tag für Tag sich auf einem bestimmten Platze treffen, hängt wahrscheinlich zum Theil davon ab, daß die Bewerbung eine sich in die Länge ziehende Angelegenheit ist, zum Theil von der Wiederholung des Paarungsactes. So dauert in Deutschland und Scandinavien das Balzen oder die Leks der Birkhähne von der Mitte des März durch den ganzen April bis in den Mai hinein. Bis vierzig oder fünfzig oder selbst noch mehr Vögel sammeln sich auf den Leks, und ein und derselbe Platz wird häufig während aufeinanderfolgender Jahre besucht. Das Balzen des Auerhahns dauert von Ende März bis in die Mitte oder selbst das Ende des Monats Mai. In Nord-Amerika dauern die »Rebhuhntänze« des Tetrao phasianellus »einen Monat oder noch länger«. Andere Arten von Waldhühnern, sowohl in Nord-Amerika als im östlichen SibirienNordmann beschreibt (Bull. Soc. Imp. des Natur, de Moscou. 1861. Tom. XXXIV, p. 264) das Balzen des Tetrao urogalloides in dem Amur-Lande. Er schätzt die Zahl der sich versammelnden Männchen auf über ein Hundert, ohne die Weibchen, welche in den umgebenden Sträuchen verborgen liegen, mitzuzählen. Die dabei ausgestoßenen Geräusche weichen von denen des T. urogallus, des Auerhahns, ab. haben nahezu dieselben Gewohnheiten. Die Hühnerjäger entdecken die Hügel, wo die Kampfläufer sich versammeln daran, daß das Gras niedergetreten ist, und dies weist darauf hin, daß derselbe Fleck lange Zeit frequentiert wird. Die Indianer von Guyana kennen die abgeräumten Kampfplätze sehr wohl, wo sie die schönen Waldhühner zu finden erwarten können, und die Eingeborenen von Neu-Guinea kennen die Bäume, wo sich zehn bis zwanzig in vollem Gefieder befindliche männliche Paradiesvögel versammeln. In diesem letzteren Falle ist nicht ausdrücklich angegeben, daß die Weibchen sich auf denselben Bäumen einfinden, aber wenn die Jäger nicht speciell darnach gefragt werden, werden sie wahrscheinlich deren Anwesenheit nicht erwähnen, da ihre Bälge werthlos sind. Kleine Gesellschaften eines afrikanischen Webervogels (Ploceus) versammeln sich während der Paarungszeit und führen stundenlang ihre graziösen Evolutionen aus. Die große Bekassine (Scolopax major) versammelt sich während der Dämmerung in großen Zahlen in einem Sumpfe, und ein und derselbe Ort wird zu demselben Zwecke während aufeinanderfolgender Jahre besucht. Hier kann man sie umherlaufen sehen, »wie so viele große Ratten«, mit ausgebreiteten Federn ihre Flügel schlagend und die fremdartigsten Geschreie ausstoßend.In Bezug auf die Versammlungen der oben erwähnten Waldhühner s. Brehm, Thierleben. 2. Aufl. Bd. VI. 2. Abth. (Vögel, 3. Bd.), p. 33 ; auch L. Lloyd, Game Birds of Sweden. 1867, p. 19, 78. Richardson, Fauna Bor. Americana: Birds, p. 362. Belegstellen in Bezug auf die Versammlungen anderer Vögel sind früher angeführt worden. Über Paradisea s. Wallace in: Annals and Magaz. of Natur. Hist. 2. Ser. Vol. XX. 1857, p. 412. Über die Bekassinen: Lloyd, a. a. O p. 221.

Einige der oben erwähnten Vögel, nämlich der Birkhahn, der Auerhahn, der Tetrao phasianellus, der Kampfläufer, die große Bekassine und vielleicht noch einige andere, leben, wie man annimmt, in Polygamie. Bei solchen Vögeln hätte man glauben können, daß die stärkeren Männchen einfach die schwächeren forttreiben und dann sofort sich in den Besitz so vieler Weibchen wie möglich setzen würden. Wenn es aber für das Männchen unerläßlich ist, das Weibchen zu reizen oder demselben zu gefallen, so können wir den Grund der längeren Dauer der Bewerbung und der Versammlung so vieler Individuen beider Geschlechter an einem und demselben Orte wohl verstehen. Gewisse Species, welche in strenger Monogamie leben, halten gleichfalls Hochzeitszusammenkünfte. Dies scheint in Scandinavien mit einem der Schneehühner der Fall zu sein; und deren Leks dauern von Mitte März bis Mitte Mai. In Australien errichtet der Leyervogel (Menura superba) kleine runde Hügel und die M. Alberti scharrt sich flache Höhlen aus oder, wie sie von den Eingeborenen genannt werden, Probierplätze, wo sich, wie man annimmt, beide Geschlechter versammeln. Die Versammlungen der Menura superba sind zuweilen sehr groß, und neuerdings hat ein Reisender eine Schilderung veröffentlicht,Citiert von T. W. Wood in: »Student.« April 1870, p. 125. wonach er in einem unter ihm befindlichen Thale, welches dicht mit Strauchwerk bedeckt war, ein »Klingen hörte, welches ihn vollständig in Erstaunen versetzte«. Als er in die Nähe hinkroch, erblickte er zu seiner Verwunderung hundertundfünfzig der prachtvollen Leyervögel »in förmlicher Schlachtordnung aufgestellt mit unbeschreiblicher Wuth kämpfend«. Die Lauben der Laubenvögel sind Zufluchtsorte beider Geschlechter während der Paarungszeit; und »hier treffen sich die Männchen und streiten miteinander um die Gunstbezeugungen der Weibchen, und hier versammeln sich die Letzteren und kokettieren mit den Männchen«. Bei zweien der Gattungen wird dieselbe Laube während vieler Jahre besucht.Gould, Handbook to the Birds of Australia. Vol. I, p. 300, 308, 448, 451. Über das Schneehuhn, das oben erwähnt wurde, s. Lloyd, Game Birds of Sweden. 1867, p. 129.

Die gemeine Elster (Corvus pica L.) pflegt sich, wie mir Mr. Darwin Fox mitgetheilt hat, aus allen Theilen des Delamere-Waldes her zu versammeln, um »die große Elsternhochzeit« zu feiern. Vor einigen Jahren waren diese Vögel in außerordentlich großer Anzahl vorhanden, so daß ein Wildwart an einem Morgen neunzehn Männchen und ein anderer mit einem einzigen Schusse sieben Vögel von einem Sitze zusammen schoß. Sie hatten damals die Gewohnheit, sich sehr zeitig im Frühjahre an besonderen Orten zu versammeln, wo man sie in Haufen sehen konnte, schwatzend, zuweilen mit einander kämpfend und geschäftig um die Bäume hin und her fliegend. Die ganze Angelegenheit wurde offenbar von den Vögeln als eine äußerst wichtige angesehen. Kurz nach der Versammlung trennten sie sich alle, und Mr. Fox beobachtete dann, ebenso wie Andere, daß sie sich nun für das ganze Jahr gepaart hatten. In einem Bezirke, in welchem eine Species nicht in großer Anzahl existiert, können selbstverständlich keine großen Versammlungen dieser Art abgehalten werden und eine und die nämliche Species mag auch in verschiedenen Ländern verschiedene Lebensweisen haben. So habe ich z. B. nur ein einziges Mal von regelmäßigen Versammlungen der Birkhühner in Schottland gehört, von Mr. Wedderburn; trotzdem sind diese Versammlungen in Deutschland und Scandinavien so wohl bekannt, daß sie besondere Namen erhalten haben.

 
Nichtgepaarte Vögel. – Aus den hier mitgetheilten Thatsachen können wir schließen, daß bei Vögeln, welche zu sehr verschiedenen Gruppen gehören, die Bewerbung oft eine sehr langdauernde, delicate und mühsame Angelegenheit ist. Es ist selbst Grund zu der Vermuthung vorhanden, so unwahrscheinlich dies auf den ersten Blick erscheinen wird, daß immer einige Männchen und Weibchen der nämlichen Species, welche denselben Bezirk bewohnen, einander nicht gefallen und in Folge dessen sich auch nicht paaren. Viele Schilderungen sind veröffentlicht worden, wonach entweder das Männchen oder das Weibchen eines Paares geschossen und sehr schnell durch ein anderes ersetzt worden ist. Dies ist bei der Elster häufiger beobachtet worden als bei irgend einem anderen Vogel, vielleicht in Folge ihrer auffallenderen Erscheinung und ihres leichter sichtbaren Nestes. Der berühmte Jenner führt an, daß in Wiltshire ein Individuum eines Paares jeden Tag, und zwar nicht weniger als sieben Male hintereinander geschossen wurde, aber trotz alledem ohne Erfolg; denn die übrigbleibende Elster »fand sehr bald einen anderen Gefährten«, und das letzte Paar zog die Jungen auf. Allgemein wird ein neuer Gatte am folgenden Tage gefunden; aber Mr. Thompson führt einen Fall an, wo ein Gatte schon am Abend desselben Tages wieder ersetzt wurde. Selbst nachdem die Eier ausgebrütet sind, wird, wenn einer der alten Vögel getödtet wird, häufig ein neuer Gefährte gefunden. Dies geschah nach einem Verlaufe von zwei Tagen in einem vor Kurzem von einem von Sir J. Lubbock's Jägern beobachteten Falle.Über Elstern s. Jenner in : Philosoph. Transact. 1824, p. 21. Macgillivray, History of British Birds. Vol. I, p. 570. Thompson in: Annals and Magaz. of Natur. Hist. Vol. III. 1842, p. 494. Die erste und augenfälligste Vermuthung ist die, daß männliche Elstern bedeutend zahlreicher sein müssen als weibliche und daß in den oben erwähnten Fällen ebenso wie in noch vielen anderen, die noch angeführt werden könnten, allein die Männchen getödtet wurden. Dies gilt allem Anscheine nach für einige Beispiele. Denn die Wildwarte im Delamere-Forst versicherten Mr. Fox, daß die Elstern und Krähen, welche sie früher nach und nach in großer Zahl in der Nähe ihrer Nester schossen, sämmtlich Männchen waren, und sie erklärten dies durch die Thatsache, daß die Männchen leicht getödtet werden, während sie den auf den Nestern sitzenden Weibchen Nahrung zubringen. Indessen führt Macgillivray nach der Autorität eines ausgezeichneten Beobachters ein Beispiel auf, wo drei auf einem und demselben Neste hintereinander geschossene Elstern sämmtlich Weibchen waren, und dann noch einen anderen Fall, wo sechs Elstern hintereinander getödtet wurden, während sie auf denselben Eiern saßen, was es wahrscheinlich erscheinen läßt, daß die meisten von ihnen Weibchen waren, obschon, wie ich von Mr. Fox höre, auch das Männchen auf den Eiern sitzt, wenn das Weibchen getödtet ist.

Sir J. Lubbock's Wildwart hat wiederholt, aber wie oft konnte er nicht sagen, eines von einem Paare von Eichelhähern (Garrulus glandarius) geschossen und kurze Zeit nachher das überlebende Individuum ausnahmslos wieder gepaart gefunden. Mr. W. D. Fox, Mr. F. Bond und Andere haben eine von einem Paare Krähen (Corvus corone) geschossen, aber bald darauf war das Nest wieder von einem Paare bewohnt. Diese Vögel sind im Allgemeinen häufig, aber der Wanderfalke (Falco peregrinus) ist selten, und doch führt Mr. Thompson an, daß in Irland, »wenn entweder ein altes Männchen oder ein Weibchen in der Paarungszeit getödtet wird, was kein ungewöhnlicher Umstand ist, binnen sehr wenigen Tagen ein neuer Gefährte gefunden wird, so daß ungeachtet solcher Zufälligkeiten die Horste doch mit Sicherheit die gehörige Zahl Junge ergeben«. Mr. Jenner Weir hat in Erfahrung gebracht, daß dasselbe auch mit dem Wanderfalken in Beachy-Head eintritt. Derselbe Beobachter theilt mir mit, daß drei Thurmfalken (Falco tinnunculus), und zwar sämmtlich Männchen, einer nach dem anderen geschossen wurden, während sie ein und dasselbe Nest besuchten. Zwei von diesen waren in erwachsenem Gefieder und der dritte im Gefieder des vorhergehenden Jahres. Selbst in Bezug auf den seltenen Goldadler (Aquila chrysaëtos) versicherte ein zuverlässiger Wildwart in Schottland dem Mr. Birkbeck, daß, wenn einer getödtet werde, sich bald ein anderer finde. So ist auch in Bezug auf die Schleiereule (Strix flammea) beobachtet worden, daß der überlebende Vogel »sehr leicht wieder einen Gatten fand und also durch die Tödtung nichts erreicht war«.

White von Selborne, welcher den Fall von der Eule anführt, fügt hinzu, daß er einen Mann gekannt habe, welcher die männlichen Rebhühner schoß, weil er glaubte, daß die Paare nach ihrer Paarung durch die Kämpfe der Männchen gestört würden; und trotzdem er ein und dasselbe Weibchen mehrere Male zur Wittwe gemacht habe, so wäre es doch stets sehr bald mit einem neuen Gatten versehen gewesen. Derselbe Naturforscher ließ die Sperlinge, welche die Hausschwalben ihrer Nester beraubten, schießen; aber der Übrigbleibende, »mochte es nun ein Männchen oder ein Weibchen sein, verschaffte sich sofort einen neuen Gatten und so mehrere Male hintereinander«. Ich könnte analoge Fälle in Bezug auf den Buchfinken, die Nachtigall und das Rothschwänzchen anführen. In Bezug auf den letzteren Vogel (Phoenicura ruticilla) bemerkt ein Schriftsteller, daß derselbe durchaus nicht häufig in seiner Gegend gewesen sei, und er drückt sein großes Erstaunen darüber aus, wie das auf dem Neste sitzende Weibchen so bald mit Erfolg zu erkennen geben konnte, daß es verwittwet sei. Mr. Jenner Weir hat einen ganz ähnlichen Fall gegen mich erwähnt. In Blackheath sah er weder jemals den wilden Gimpel noch hörte er seinen Gesang und doch, wenn eines seiner in Käfigen gehaltenen Männchen gestorben war, kam im Laufe weniger Tage ein wildes Männchen herbei und ließ sich in der Nähe des verwittweten Weibchens nieder, dessen Lockruf durchaus nicht laut ist. Ich will nur noch eine einzige weitere Thatsache nach der Autorität desselben Beobachters anführen. Einer von einem Staarpaare (Sturnus vulgaris) wurde am Morgen geschossen; am Mittag war ein neuer Gefährte gefunden; dieser wurde wiederum geschossen; aber noch vor Einbruch der Nacht war das Pärchen wiederum complet, so daß die untröstliche Wittwe oder der betreffende Wittwer während eines und desselben Tages sich dreimal zu trösten wußte. Mr. Engleheart theilt mir gleichfalls mit, daß er mehrere Jahre hindurch einen Vogel von einem Staarpärchen zu schießen pflegte, welches in einer Höhle in einem Hause in Blackheath baute; aber der Verlust war immer sofort wieder ersetzt. Während des eines Jahres hielt er sich eine Liste und fand, daß er fünfunddreißig Vögel von einem und demselben Neste geschossen hatte. Unter diesen befanden sich sowohl Männchen als Weibchen, aber in welchem Verhältnis konnte er nicht sagen. Trotz aller dieser Zerstörung aber wurde doch eine Brut herangezogen.Über den Wanderfalken s. Thompson, Natur. History of Ireland: Birds. Vol. I. 1849, p. 39. Über Eulen, Sperlinge und Rebhühner s. White, Natur. History of Selborne. Ausgabe von 1825. Vol. I, p. 139. Über die Phoenicura s. Loudon's Magaz. of Natur. Hist. Vol. VII. 1834, p. 245. Brehm (Thierleben, 2. Aufl. Bd. IV. 2. Abth. Vögel, 1. Bd., p. 21) erwähnt gleichfalls mehrere Fälle, wo sich Vögel während eines und desselben Tages dreimal von neuem paarten.

Diese Thatsachen verdienen wohl Beachtung. Woher kommt es, daß hinreichend viele Vögel vorhanden sind, bereit, sofort einen verlorenen Gatten zu ersetzen? Elstern, Eichelhäher, Krähen, Rebhühner und einige andere Vögel sieht man während des Frühjahrs stets in Paaren, und diese bieten auf den ersten Blick den allerverwirrendsten Fall dar. Es leben aber auch Vögel eines und desselben Geschlechts, welche also selbstverständlich nicht eigentlich gepaart sind, zuweilen in Paaren oder kleinen Gesellschaften, wie es bekanntlich mit Tauben und Rebhühnern der Fall ist. Es leben auch Vögel zu Dreien, wie es bei den Staaren, Krähen, Papageien und Rebhühnern beachtet worden ist. Von den Rebhühnern ist bekannt geworden, daß zwei Weibchen mit einem Männchen leben. In allen solchen Fällen ist wahrscheinlich die Verbindung sehr leicht zu lösen, und einer der drei Vögel wird sich leicht mit einem Wittwer oder einer Wittwe paaren. Die Männchen gewisser Vögel kann man gelegentlich ihren Liebesgesang anstimmen hören, lange nachdem die eigentliche Zeit vorbei ist, was dafür spricht, daß sie entweder ihre Gattin verloren oder niemals eine solche erlangt haben. Der Tod eines von einem Paare, sei es durch Zufall oder in Folge von Krankheit, wird den anderen Vogel frei und ledig zurücklassen, und es ist Grund zu der Vermuthung vorhanden, daß weibliche Vögel während der Paarungszeit ganz besonders einem zeitigen Tode zu unterliegen neigen. Ferner werden Vögel, deren Nester zerstört wurden, oder unfruchtbare Paare oder verspätete Individuen leicht veranlaßt werden, sich neu zu paaren und werden wahrscheinlich froh sein, alle die Freuden und Pflichten des Aufziehens von Nachkommen auf sich zu nehmen, wenn auch diese nicht ihre eigenen sind.s. White (Natur. History of Selborne. 1825. Vol. I, p. 140) über das Vorkommen kleiner Bruten männlicher Rebhühner zeitig im Jahre, von welcher Thatsache ich noch andere Beispiele habe anführen hören, s. Jenner, Über den zurückgebliebenen Zustand der Generationsorgane bei gewissen Vögeln, in: Philosoph. Transact. 1824. In Bezug auf Vögel, welche zu Dreien leben, verdanke ich Mr. Jenner Weir die Mittheilung der Fälle vom Staare und den Papageien, und Mr. Fox den von den Rebhühnern. Über Krähen s. »The Field«. 1868, p. 415. Über das Singen verschiedener Vögel noch nach der eigentlichen Zeit s. L. Jenyns, Observations in Natural History. 1846, p. 87. Derartige Zufälligkeiten erklären wahrscheinlich die meisten der im vorstehenden angeführten Fälle.Nach der Autorität des Honor. O. W. Forester hat Mr. J. O. Morris den folgenden Fall mitgetheilt (The Times, Aug. 6., 1868). Der Wildwart hier »fand in diesem Jahre ein Habichtsnest mit fünf Jungen darin. Er nahm vier davon und tödtete sie, ließ aber einen mit gekappten Flügeln übrig, um als Lockvogel beim Zerstören der Alten zu dienen. Diese wurden beide am nächsten Tage geschossen, als sie damit beschäftigt waren, den Jungen zu füttern, und der Wärter glaubte, die Sache sei abgemacht. Den nächsten Tag kam er wieder und fand zwei andere mitleidige Habichte, welche mit Adoptivgefühlen herbeigekommen waren, dem Waisenkinde zu helfen. Diese beiden wurden wieder geschossen und das Nest verlassen. Als er später wiederkehrte, fand er zwei weitere mitleidige Individuen bei demselben Wohlthätigkeitsgeschäft thätig. Einen von diesen tödtete er; den andern schoß er gleichfalls, konnte ihn aber nicht finden. Nun kam keiner wieder zu diesem unfruchtbaren Werke.« Nichtsdestoweniger ist es eine befremdende Thatsache, daß innerhalb eines und desselben Bezirkes während der Höhe der Paarungszeit so viele Männchen und Weibchen immer in Bereitschaft sein sollten, den Verlust des gepaarten Vogels wieder zu ersetzen. Warum paaren sich solche einzeln gebliebene Vögel nicht sofort mit einander? Haben wir nicht einige Veranlassung, hier zu vermuthen (und auf diese Vermuthung ist auch Mr. Jenner Weir gekommen), daß ebenso wie der Act der Bewerbung bei vielen Vögeln eine sich in die Länge ziehende und langweilige Angelegenheit zu sein scheint, es auch gelegentlich eintritt, daß gewisse Männchen und Weibchen während der eigentlichen Zeit beim Anregen der Liebe zu einander keinen Erfolg haben und in Folge dessen sich auch nicht paaren? Diese Vermuthung wird etwas weniger unwahrscheinlich erscheinen, nachdem wir gesehen haben, welche starke Antipathien und Bevorzugungen weibliche Vögel gelegentlich in Bezug auf besondere Männchen äußern.


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