Edward Bulwer-Lytton
Godolphin oder der Schwur
Edward Bulwer-Lytton

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Fünfzehntes Kapitel.

Die Gefühle Konstanzens und Godolphin's gegen einander. – Die Unterscheidung ihrer Karaktere. – Bemerkungen über die von der Welt auf Godolphin gemachten Wirkungen. – Der Ausritt. – Ländliche Schilderung. – Vorbedeutung. – Das erste undeutliche Geständnis.

Um die Stunde, wo Konstanze sichtbar war, hatte Godolphin täglich den Förster entlassen, und sich nach Hause begeben, um sie auf ihren Wegen zu begleiten. Sie gingen und ritten zusammen, Abends lehnte er sich über ihren Stuhl und lauschte ihrem Gesange, denn ob sie gleich wenig von der Instrumentalkunst verstand, so war doch ihre Stimme voll, und übertraf durch ihren Schmelz das Pathos gewöhnlicher Sängerinnen.

Lady Erpingham sah mit geheimer Freude auf ein Verhältnis, das ihr eine bevorstehende Liebe anzuzeigen schien. Sie liebte Konstanze um ihrer selbst und Godolphin um seines Vaters willen. Sie dachte unaufhörlich daran, welch reizendes Paar dies geben würde; es konnte nichts Schöneres, so Hochbegabtes geben, und wenn die Klugheit etwas von Armuth dazwischen flüsterte, so erinnerte sich die wackere Gräfin, daß sie von ihrem großen Wittwengelde sich eine Summe erspart habe, die sie immer zu einer Mitgift für Konstanze bestimmt hatte, und welche sie, wenn sie sich mit Godolphin verbinden sollte, noch mit weit größerem Vergnügen hergeben würde. In diesem Vermögen, welches ihnen wenigstens eine unabhängige Lage verschaffen konnte, fügte sie noch die Wichtigkeit hinzu, zu der sich, nach ihrer Meinung, Godolphin endlich durch seine Talente aufschwingen mußte, für welche sie nach ihren aristokratischen Begriffen das Parlament als den einzigen, rechtmäßigen Spielraum hielt. Gegen Konstanze ließ sie sich nichts merken, und war überzeugt, daß die Natur, die Jugend und das Zusammenleben schon das Ihrige thun würden.

Der Schein, den Godolphin's Gefühle für Konstanze Vernon annahmen, glich in der That der Liebe, war sogar Liebe selbst, obgleich mehr die Liebe in ihrer Schwärmerei, als in ihre Wirklichkeit. Und was waren die Gefühle Konstanzens für ihn? Das wußte sie damals selbst nicht. Wäre sie nur um einen Gedanken weniger ehrgeizigen oder weniger starken Sinnes gewesen, so würde ihr Herz in Liebe, und zwar in keiner gewöhnlichen Liebe, geschlagen haben. Aber in ihrem nachsinnenden, sich beherrschenden, eigen geformten Geiste gab es noch immer eine Gränze gegen jedes Gefühl, eine Kette für die Schwingen jeden Gedankens, mit Ausnahme derer einer einzigen Gattung, und das war nicht die der Liebe. Es herrschte in jeder Hinsicht ein scharfer Unterschied zwischen den beiden Karakteren, und es war sonderbar genug, daß der weibliche der am wenigsten romantische, und aus den einfacheren Stoffen zusammengesetzte war.

Es war eben ein Band von Wordsworth's herrlichen Gedichten erschienen. Ist dies nicht bewunderungswürdig? sagte Godolphin, als er einige jener erhabenen, aber doch zarten und feinen Gedanken vortrug, welche den ländlichen und doch geistvollsten der Dichter bezeichnen.

Konstanze schüttelte mit dem Kopfe.

– Wie! Sie bewundern dies nicht?

– Ich verstehe es nicht.

– Welche Poesie bewundern Sie denn?

– Diese.

Es war Popes Übersetzung der Iliade.

– Ja, ja, schon recht, sagte Godolphin, etwas gereizt, das bewundern wir Alle, aber außer dem?

Konstanze zeigte auf eine Stelle in Drydens Palamon und Arcite.

Godolphin warf seinen Wordsworth weg. – Es ist nicht recht, sagte er, mir so auszuweichen. Nennen Sie mir etwas, was Sie bewundern, und wo es mir wenigstens frei steht, Einwendungen dagegen zu machen – etwas, von dem Sie glauben, daß es im Allgemeinen zu sehr vernachlässigt werde.

– Ich bewundere nicht, was allgemein vernachlässigt wird, antwortete Konstanze mit ihrem feinen Lächeln; der Ruf gibt jedem Metall, das innern Werth hat, sein Gepräge.

Die Antwort war karakteristisch; Konstanze schätzte den Ruf höher, als das Genie, das ihn errungen hat.

– Gut, sagte Godolphin, so wollen wir jetzt einmal sehen, ob wir nicht zu einer Verständigung kommen können. – Er nahm den Comus von Milton auf.

Niemand kam ihn an Schönheit des Vortrags gleich; seine Stimme war tief und biegsam, und der Ausdruck seines Gesichts entsprach jedem Wechsel seiner Stimme. Konstanze ward gerührt von dem Leser, nicht von dem Gedicht. Godolphin hatte einen scharfen Blick, er bemerkte es, und ging zu den Reden Satans im verlorenen Paradies über. Die edlen Züge der vor ihm Sitzenden fingen auf der Stelle an sich zu entflammen, die Lippen bebten, die Augen glühten, der Enthusiasmus Godolphin's kam dem Konstanzens nicht gleich. Die rechte Saite war angeschlagen. Muth, Mißtrauen, Ehrgeiz, das begriff sie in seiner ganzen Ausdehnung; aber die Feinheiten des Gedankens, welche die kalten und glänzenden Verse des Comus bezeichnen, der edle Platonismus, die Liebe und seltene Liebe zu dem abstrakten Guten, das war nicht »klangvoll und schmetternd« genug für das Herz eines Weibes, das von Natur zu einer Königin oder Heldin, nicht zu einer Dichterin oder Philosophin bestimmt war.

Dagegen hatte gerade das Zarte, Halbverhüllte, Dunkle der Literatur einen besondern Reiz für Godolphin. Mit einem nachdenkenden, läuternden Geiste begabt, hatte er früh angefangen, die gemeinen Gemüthsbewegungen der Menschen zu verachten: der Ruhm ließ ihn kalt, und dem Ehrgeiz hatte er sein Herz verschlossen. Die Liebe war bei ihm – obgleich man ihn, und nicht mit Unrecht, für einen ausschweifenden, vergnügungssüchtigen Mann gehalten hatte – nicht aus den gewöhnlichen Elementen der Leidenschaften zusammengesetzt. Voller Träume, Grübeleien und überspannter Idealisierungen, war es eine Liebe, die für die Dauer nicht kernig genug und von zu seltener Gestaltung schien, als daß sie auf Erwiederung hätte rechnen können.

Dies zeigte sich bei seinem Umgange mit Konstanze: Beide fanden sich stets getäuscht.

– Sie fühlen dies nicht, sagte Konstanze. – Sie kann mich nicht fassen, seufzte Godolphin.

Trotz seines Schwärmens, seiner Träumereien und seiner Liebe für das Geistige und Reine, dürfen wir dennoch Godolphin keinen fleckenlosen Sinn oder Charakter zutrauen. Von Natur voll entschiedener, scharfbezeichneter Eigenschaften, war er durch die eigenthümlichen Elemente unserer Gesellschaft in einen sehr gemischten, unbestimmten Karakter verwandelt worden, der nicht frei von den Gebrechlichkeiten geblieben war, welche uns in einem schwankenden Zustande zwischen Tugend und Laster lassen. Die Energie, welche sein Knabenalter bezeichnet hatte, war in dem indolenten Weltleben abgestumpft und verkrüppelt. Seine Wanderschaft in den zwei letzten Jahren, das süße, poetische Leben des Südens hatten seinen Sinn für das Romantische genährt, und die Leidenschaft für die Beschauung angefacht, welche den geistvollen Vergnügungsmenschen so gewöhnlich erfaßt; denn das Vergnügen hat seine eigene Philosophie – eine trübe, phantastische, und doch tiefe Überzeugung von der Richtigkeit aller Dinge – ein Sehnen nach dem leuchtenden Ideale:

Der Flug der Motte nach den Sternen.

Salomos Durst nach Vergnügen war der Gefährte seiner Weisheit: Sättigung entsprang aus dem einen – Unzufriedenheit aus der andern. Aber diese, obgleich verführerische Philosophie ist weder fruchtbar, noch heilsam; es ist die Philosophie der Gefühle, nicht der Grundsätze – des Herzens, nicht des Kopfes. Dies zeigte sich bei Godolphin: er entwickelte so viel Feinheit im Moralisten, daß ihm die Moral selbst entschlüpfte. Das einfache Gute und das einfache Schlechte überließ er uns schlichten Leuten zur Erforschung. Die Lehren des Socrates oder Bentham zogen ihn nicht an, weil sie für alle Welt dienen können, dagegen hatte er sich eine dunkle, unsichere Richtschnur entworfen, nach welcher er die Handlungen Anderer abmaß. Er hatte Einbildungskraft, Genie, sogar Herz; er war immer glänzend, zuweilen tief; in Gesellschaft voll Anmuth, obwohl selten gesellig; abgeschieden, und doch ein Weltmann; ein Träumer, und doch ein Roué; großmüthig gegen Einzelne, selbstsüchtig gegen die Masse. Wie viele schöne Eigenschaften waren hier schlimmer, als verschwendet!

Wer wird nicht eingestehen, daß er schon mehreren Leuten der Art begegnet ist? Und wer wird nicht das Schicksal eines solchen Mannes bis an sein Ende verfolgen wollen?

Eines Tages (es war der letzte, den Godolphin für seinen bereits verlängerten Besuch bestimmt hatte), als die Sonne eben ihrem Untergange nahe war, kehrten Konstanze und Godolphin langsam von ihrem gewöhnlichen Spazierritte zurück. Sie kamen an einen kleinen Wirthshause vorüber, dessen Schild ein Schachfeld führte, und vor welchem sich ein Haufen Bauern versammelt hatte, welche auf die rohe Musik horchten, die ein wandernder Italienischer Knabe seiner Guitarre entlockte. Die Scenerie war ländlich, pittoresk, und als Godolphin sein Pferd anhielt und auf die Gruppe blickte, dachte er nicht, daß er einst mit einer ganz andern, düstern Bewegung diesen Platz wieder sehen sollte.

– Unsere Bauern, sagte er, als sie weiter ritten, bedürfen irgend einer sittlichen Erholung, wie derer, welche wir eben gehört haben. Die Musik und der Mohrentanz haben England verlassen, und statt, wie sonst, für das Vergnügen des gedrückten Arbeiters zu sorgen, betrachten unsere Aristokraten jetzt mit wahrer Eifersucht jeden seiner entfernten Versuche zur Festlichkeit. Sie können es nicht ertragen, daß der Bauer lustig ist: Vergnügen und Unordnung sind ihnen gleiche Vergehen. Mitten aus ihren eigenen Spielzirkeln, ihren frechen Ausschweifungen, ihren trunkenen Banketten predigen sie gegen die Liederlichkeit der Armen; und ein Glas Bier zu viel, und eine Zeitung wird in ihren Augen zu einer demokratischen Zügellosigkeit.

– Oh, diese Aristokratie, sagte Konstanze bitter. Welche Gemeinheit! Welcher Schmutz! Welche Anmaßung! Aber der Tag muß kommen, wo sie mit Füßen getreten wird. Sie hat gelebt ohne Würde, sie wird fallen ohne Muth. Wie hohl ist schon jetzt ihre wahre Macht! Sie hat schon jetzt keine Vasallen mehr – keine bewaffnete Gewalt. Noch hält sie die öffentliche Meinung, dreht sich diese morgen, so ist sie morgen schwächer, als ein Kind. Sie wird das Spiel, die Wetterfahne jeden Zufalls.

– Sie haben Recht, sagte Godolphin, aber Ihre Ansichten überraschen mich. Wie kommen sie in den Mund der hoffähigen und hofirten Miß Vernon?

– Glauben Sie mir, sagte Konstanze schnell, gerade unter der Aristokratie stecken ihre bittersten Feinde. Die, welche täglich unter dem System leiden, müssen es mehr verabscheuen, als die Masse, die nur selten in handgreifliche Berührung mit demselben kommt. Seine ewige Gemeinheit thut weher, als seine gelegentliche Gewaltthätigkeit.

Godolphin lächelte. – Sie nehmen, sagte er, den Lauf der Welt weniger leicht, als ich. Ich merke, daß geringfügige Dinge Sie verletzen: ich lache darüber. Man kann mich beleidigen, nicht erbittern. Niemand vermag mich niederzubeugen. Ihre Waffe gegen Thoren ist Verachtung, die meine Gleichgültigkeit! – Sie verschwenden zu viel Gefühl und Stroh.

Bei diesen Worten ritten sie durch eine seichte Furth des Flusses. – Wir sind nicht weit von der Priorei, fügte Godolphin hinzu, indem er auf die Ruinen zeigte, welche sich grau aus dem grünen Gehölz umher am abendlichen Himmel erhoben.

Konstanze seufzte unwillkürlich. Es schmerzte sie, daß sie an die Dürftigkeit ihres Gesellschafters erinnert wurde. Als sie den Hügel hinaufkamen, der sich vom Fluß ab erhob, zeigte sie, um dem Gang ihrer Gedanken eine andere Richtung zu geben, mit Bewunderung auf den blauen Wasserstrom, der sich zwischen wechselreichen Ufern hinwand. Tief und dunkel rauschte das Wasser unter dem Buschwerk, das sich darüber hinausbog. Hier und dort senkte sich das Ufer plötzlich, und vermischte sich mit dem Flusse und hob sich dann wieder auf einmal, mit dichtem und verschlungenem Laube bedeckt.

– Wie sonderbar ist es doch, sagte Godolphin, daß zu Zeiten, wenn wir auf gewisse Plätze blicken, uns ein Gefühl überkommt, welches den Schauplatz entweder mit irgend einer nebelhaften, traumgleichen Erinnerung der Vergangenheit, oder mit einer prophetischen, Furcht erregenden Vorbedeutung der Zukunft in Verbindung bringt. Während ich jetzt auf diese Stelle, diese Ufer, diesen schäumenden Strom blicke, scheint es mir, als ob mein Geschick sich in eine geheimnisvolle Sympathie mit dieser Stelle setze – wann – wie – warum, weiß ich, errathe ich nicht; das dunkle, frostige Gefühl drängt sich mir nur auf, ohne daß ich mir Rechenschaft davon geben kann. Jeder hat schon einmal ein ähnliches sonderbares, unbestimmtes Gefühl an gewissen Orten und Zeiten und mit gleichem Unvermögen empfunden, dessen Ursache nachzuspüren. Und um so auffallender ist es, daß mir in der Presse, welche ein Echo für die meisten Gefühle hat, noch kein Versuch vorgekommen ist, dies zu schildern.

– Das kömmt daher, sagte Konstanze, weil die Presse eigentlich doch nur eine abgenutzte Nachäfferei der gemeinsten Gefühle ist, und ihr nur durch die Musik der Verse einigen Glanz verleiht. Und wie wenig wissen die Dichter! Sie ersinnen, und ahmen nach – das ist ihr ganzes Geheimnis.

– Sie haben vielleicht Recht, sagte Godolphin sinnend, und ich selbst, der ich mir oft eitler Weise eingebildet habe, ich hätte einigen poetischen Sinn, bin durch das Wesen dieses Volkes so abgeschreckt und abgekühlt worden, daß ich jeden Teich dazu mit einer Art Verachtung erstickt habe, und darum arbeitet das Ideal, das keinen Ausgang in mir gefunden, innerlich an mir, und schafft tausend gehaltlose Träume und unlustige, abergläubische Gebilde, wirft mich in das Reich der Schatten und des Unbekannten, und macht mich unzufrieden mit dem kleinlichen Ehrgeize der Welt.

– Sie werden wieder erwachen, sagte Konstanze ernst.

Godolphin schüttelte mit dem Kopfe und gab keine Antwort.

Ihr Weg führt jetzt längs einer grünen Hecke, die sich um einen Hügel wand, von welchem man eine schöne Aussicht hatte. Hütten, Thürme und Haine brachten Leben in die Landschaft, aber es war ein zerstreutes, einsames Leben; und der breite Strom, dessen Wellen in der Entfernung sich nicht über die glatte Spiegelfläche zu erheben schienen, schlängelte sich weithin, schimmernd in dem Sommerlichte, bis er sich in dem dunklen, üppigen Gehölz verlor.

Noch einmal hielten Beide ihre Pferde an und wurden auf einmal still, als sie vor sich hinblickten. Godolphin brach zuerst das Schweigen; er erinnerte sich einer Gegend jenes lieblichen Landes, dessen südliche Luft uns Claudes Pinsel, die Feder der Staël geschildert haben. Er sprach zu Konstanze in seiner warmen, leidenschaftlichen Sprache von jenem Lande, jener Gegend. Jeder Baum vor ihm gab ihm Stoff zum Vergleich, und Konstanze lauschte dieser zauberischen Stimme, wie sie von einem Lande erzählte, das der Liebe geweiht ist, mit glänzenden Augen und einer beredten Wange, auf der er – ein vollendeter Kenner weiblicher Geheimnisse – Gedanken las, welche sie nicht ahnte, aber welche er buchstäblich entzifferte.

– Und in einer solchen Gegend, fügte er hinzu, sein seelenvolles Auge zu ihr wendend, in einer solchen Gegend hätte ich mich für immer niederlassen können, wäre ich nicht durch den Gedanken, durch das Gefühl zurückgehalten worden, daß ich zu allein gewesen wäre. Auf einem wilden, erhobenen, selbst wüsten Platze können wir einsam leben und doch Nahrung zum Denken finden, nicht aber in seiner so sanften, einschmeichelnden Gegend, wie die, welche ich gesehen habe, und sehe. Dann kömmt, trotz uns, die Liebe über uns; und ich fühle, ich fühle jetzt – seine Stimme zitterte – daß jedes Geheimnis, das wir bisher genährt haben mögen, sich endlich Luft macht. Die Sehnsucht, geliebt zu werden, erdrückt uns; wir bangen nach dem Muthe, es auszusprechen zu dürfen, daß wir lieben.

Nie hatte Godolphin bisher, obgleich er sich stets um das Gefühl gedreht hatte, so unumwunden mit Konstanze gesprochen. Auge, Stimme, Wange – alles sprach. Sie fühlte, daß er ihr seine Liebe gestanden hatte! Und war sie nicht glücklich in diesem Gedanken? Sie war es: es war ihr glücklichster Augenblick. Aber mit jenem unbestimmten, unbewußten Zurückschrecken, mit welchem ein Weib, das liebt, eine Liebeserklärung von dem vernimmt, in dessen Mund sie ihm am süßesten ertönt, machte sie stotternd einige Versuche, das Gespräch abzulenken, und beschleunigte dann den Schritt ihres Pferdes. Godolphin suchte einen so interessanten und gefährlichen Punkt nicht wieder zur Sprache zu bringen, nur sagte er, als die Landschaft bei einer Biegung des Weges langsam aus ihren Augen verschwand, mit leiser Stimme und wie zu sich selbst: Wie theuer, unvergänglich wird mir die Erinnerung an diesen Tag seyn!


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