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Fünfundzwanzigstes Kapitel.
Bei Mutter Gwenfern

»Tante Luise, es ist nur zu wahr! Pipriac ist tot und seine Leiche liegt drüben im Wirtshause aufgebahrt; aber Rohan lebt! Ach ja, er hat Pipriac getötet!«

»Kann er dafür? Es war ein Kampf auf Leben und Tod.«

»Jetzt wird kein Mensch mehr Erbarmen mit ihm haben, denn an seinen Händen klebt Blut. Niemand wird ihm Brot oder Obdach geben, und wenn er sich nicht freiwillig ergiebt, wird kein Priester ihm Absolution erteilen und seine arme Seele wird nicht Buße thun können.«

»Ist dem wirklich so, Marcelle?«

»Ja, denn alle behaupten, es sei Mord, sogar Vater Rolland, der ein wirklich gutes Herz hat. Aber das ist nicht wahr, ich glaube es nicht.«

»Ich auch nicht! Was hätte der Ärmste thun sollen? Mein armer verfolgter Junge hat nur in der Notwehr Blut vergossen, seine Verfolger haben ihn dazu gezwungen. Gott möge sich seiner Seele erbarmen und meinen armen, armen Jungen wieder zum Guten leiten!« stammelte die Alte.

Die beiden Frauen saßen, wie so oft schon, eng aneinander geschmiegt in der ärmlichen Hütte, trostesbedürftiger denn je. Rohans Blutthat lastete auf ihnen wie ein schwerer Alpdruck. Den Abgesandten des großen Kaisers niederzustrecken, dünkte ihnen ein doppelt furchtbares Verbrechen. Sie wußten nur zu gut, daß für diese That, sie mochte noch so gerechtfertigt sein, keine Gnade zu erwarten sei. Rohan war für immer ein Ausgestoßener und vogelfrei, jeder konnte ungestraft Hand an ihn legen. Sie wurden durch Jan Goron aus ihren Grübeleien geweckt: »Guten Tag, Mutter Gwenfern! Gott mit dir, Marcelle! Ich dachte mir, euch hier beisammen zu treffen und deshalb bin ich gekommen. Verlieret den Mut nicht! Gott hilft dem Gerechten! Die Gendarmen sind wütend und haben die Grotte endlich erstürmt, aber von Rohan keine Spur gefunden. Er hat wahrscheinlich, von dem gestrigen furchtbaren Sturm begünstigt, ein sichereres Versteck aufgesucht. Übrigens bringe ich euch auch noch andere Neuigkeiten. Der König von Sachsen soll von unserem Kaiser abgefallen sein, die französische Armee steht vor Leipzig, wo man ihr allgemein eine große Niederlage prophezeit. Viele behaupten, daß der Kaiser endlich seinen Mann gefunden habe und daß sich jetzt alle Könige gegen ihn auflehnen. Kein Wunder, hat er doch bis nun zum Frühstück ein halbes Dutzend Könige verschlungen!«

Diese Neuigkeit hätte zu einer anderen Zeit Marcelle Derval sehr erregt, heute schenkte sie ihr absolut keine Beachtung. Die Schicksale Frankreichs und des großen Kaisers gingen in ihrem persönlichen Kummer vollständig unter. Als Goron von einer Niederlage vor Leipzig sprach, sagte sie bloß: »Hoël und Gildas dürften dort sein. Vergangene Woche hatten wir von Gildas Brief. Er schreibt, daß er schon drei große Schlachten mitgemacht habe, ohne im geringsten verletzt worden zu sein. Er hat auch den Kaiser ganz in der Nähe gesehen und meint, daß er sehr alt aussehe. Auch Hoël ist gesund und heil. Ach Gott, warum kann nicht auch mein armer Vetter Rohan an ihrer Seite kämpfen, uns allen wäre wohler zu Mute – nicht wahr, Tante Luise?«

Ein Thränenstrom stürzte aus Marcelles Augen und die Witwe stöhnte schmerzlich. Freilich, wenn Rohan seine Mannespflicht erfüllt hätte und ein tapferer Soldat geworden wäre, würde er sich all die zahllosen übermenschlichen Leiden und Qualen und als deren Folge die Todsünde erspart haben. Im Kriege hätte er vielleicht auch Blut vergossen, aber nur Feindesblut, welches, wie alle guten Patrioten wissen, von Gott nicht als Sünde angerechnet wird!

Es ward Nacht. Eine schwarze, wilde Nacht. Der Wind, der sich tagsüber etwas gelegt hatte, erhob sich mit erneuter Kraft. Die Hütte erzitterte unter den heftigen Windstößen. Marcelle hatte es nicht übers Herz bringen können, die Witwe in diesem Sturm allein zu lassen und hatte ihrer Mutter durch Goron die Botschaft gesandt, daß sie die Nacht bei Tante Luise bleiben wolle.

Der Torf im Kamin war schon fast ganz zu Asche gebrannt, aber die beiden Frauen saßen noch immer vor dem Herd und lauschten entweder dem Orkan draußen, oder sie besprachen im Flüstertone, wovon ihr Herz voll war. Plötzlich erhob sich Marcelle, denn ihr schien, als ob jemand an die Fensterscheibe geklopft hätte. Sie lauschte mit angehaltenem Atem – das Klopfen wiederholte sich; endlich versuchte sogar jemand, die von innen versperrte Thüre aufzustoßen.

»Öffne,« schrie eine heisere Stimme von draußen.

Jetzt sprang auch die Mutter auf; jeder Blutstropfen wich aus ihrem Gesicht, sie zitterte am ganzen Leibe. Marcelle schwankte zur Thüre und riß sie auf; stumm und verängstigt, wie ein gehetztes Wild, schlich ein Mann herein.

Es bedurfte keines Blickes und keines Wortes; die beiden Frauen wußten sofort an dem furchtbaren Klopfen ihres Herzens, daß der verlorene Sohn heimgekehrt sei. Mit der ihr eigenen Geistesgegenwart sprang Marcelle zur Thüre zurück und versperrte sie, dann verhängte sie auch noch sorgfältig das Fenster, damit kein Unberufener hereinspähen könne und schraubte die kleine Hängelampe tiefer. Mittlerweile hatte sich Rohan, vor Kälte zitternd, zu dem fast erloschenen Feuer geschlichen und war erschöpft auf die Bank gesunken. Die beiden Frauen brachten vor Entsetzen kein Wort über die Lippen und starrten den nächtlichen Gast, dem die Fetzen vom Leibe hingen, den der Regen bis auf die Haut durchnäßt hatte, so daß ihm das Wasser aus dem verwilderten Haar und Bart tropfte, voll zärtlichen Mitleids an.

Ohne das leiseste Erkennungszeichen von sich zu geben, deutete Rohan auf den Speiseschrank und stammelte heiser: »Brot!«

Jetzt erst fiel es den beiden ein, daß der Ärmste ausgehungert sei und daß das wilde Feuer in seinen Augen vom Hunger herrühre. Marcelle brachte schnell, was sie Eßbares im Schranke fand und stellte es vor Rohan hin. Er griff hastig nach einem Stück Brot und verschlang es gierig, ohne recht zu kauen. Mutter Gwenfern glaubte, ihr Herz müsse bei diesem Anblick brechen, sie sank vor ihm nieder und schluchzte bitterlich: »O, mein Sohn, mein armer Sohn, was hat man aus dir gemacht!«

Er schien sie gar nicht zu hören, seine ganze Aufmerksamkeit war auf den Teller gerichtet, nur seine Blicke irrten rastlos in dem kleinen Gemach umher. Marcelle brachte ihm ein Fläschchen Schnaps; er that einen großen Schluck und erst nachdem er getrunken und eine wohlthuende Wärme seinen Körper durchströmte, ließ er seinen Blick auf ihr ruhen: »Bist du es, Marcelle?« fragte er, sie erkennend.

Sie antwortete nicht, denn Thränen erstickten ihre Stimme. Er lachte schrill auf und wandte sich an seine noch immer vor ihm knieende Mutter: »Ich war dem Verhungern nahe, deshalb bin ich zu dir gekommen. Sie suchen mich dort oben im Trou und werden mir nicht hierher folgen. Wenn sie es thun, sollen sie mich bereit finden! Hast du gehört, was mit Pipriac geschehen ist? Der alte Narr hat seine Lehre erhalten – er ist selbst schuld daran! Welch' furchtbare Nacht ist doch heute!« Wieder stieß er ein kurzes, hartes Lachen aus, das den Frauen ins Herz schnitt, dann heftete er seinen fieberhaften Blick auf Marcelle und fuhr fort: »Du hast dir deine Schönheit bewahrt, Kleine! Freilich weißt du nicht, was Hunger heißt, sollst es auch nie wissen! Hunger thut weh; ohne Hunger wäre die ganze Geschichte die reinste Komödie gewesen! Sieh' mal, ich habe kein Lot Fleisch mehr an den Knochen; wenn du mich draußen getroffen hättest, du würdest mich sicherlich für ein Gespenst gehalten haben. Warum siehst du mich so eigentümlich an? Du fürchtest dich vor mir, Marcelle Derval! O Gott, meine Base hat Angst vor mir!«

»Nein, nein, Rohan, ich habe keine Angst,« schluchzte das Mädchen, kaum mehr ihrer Sinne mächtig.

Er starrte sie ein bis zwei Pulsschläge lang forschend an, dann hob und senkte sich seine Brust krampfhaft, er preßte die Hand aufs Herz und fragte hastig: »Weshalb blickst du mich also so ängstlich an? Du hassest mich, nicht wahr? Himmlische Mutter, sei mir gnädig, sie haßt mich!«

»Nein, nein, Rohan! So wahr mir Gott helfe, ich hasse dich nicht!« Sie fiel vor ihm nieder und umklammerte aufschluchzend seine Kniee, während die Mutter seine Rechte mit heißen Küssen bedeckte. Er saß eine Weile wie verzaubert da, sein ganzer Körper zitterte vor Erregung; endlich raffte er sich auf und entriß seiner Mutter die Hand: »Ihr Weiber seid wohl toll geworden? Ihr wißt nicht, wen ihr umarmt; ihr wißt nicht, wem ihr Obdach gebt! Gott und die Menschen sind gegen mich, denn ich bin ein Mörder und für Mörder giebt es kein Erbarmen! Ja, ich habe Pipriac, den besten Freund meines seligen Vaters, erschlagen. Ach, wenn ihr das gesehen hättet – es war furchtbar! Das Felsstück hat seine Brust wie eine Eierschale zerdrückt! Der brave, alte Pipriac, den mein Vater so sehr liebte, war augenblicklich tot, und meine Hände haben ihn getötet!«

Ein dumpfes Stöhnen entrang sich den Lippen der beiden Frauen, aber sie schmiegten sich nur noch enger an Rohan und bedeckten seine abgezehrten Händen mit heißen Küssen. Er schien bis in die innerste Seele erschüttert, seine fieberhaft glänzenden Augen füllten sich mit Thränen. Mit zitternden Armen zog er die beiden Frauen an seine Brust: »Mutter, geliebte Mutter, du hassest mich also nicht? Und du, Marcelle, fürchtest dich nicht vor dem Mörder?« kam es keuchend von seinen blassen Lippen.

Das abgehärmte alte Weib und das bleiche junge Mädchen blickten mit der gleichen leidenschaftlichen Liebe zu ihm empor. Durch seine Leiden und Sünden war er ihnen nur noch teuerer geworden. Seine Augen blieben auf dem süßen Kindergesicht seiner Base haften; ihre treue Anhänglichkeit war ihm eine unerwartete Offenbarung. Blitzartig tauchte die glückliche Vergangenheit vor seinem geistigen Auge auf. Er bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen und schluchzte wie ein Kind. Die Frauen beobachteten ihn voll Angst und Scheu, doch plötzlich sprang er auf und lauschte, mit jenem Ausdruck eines gehetzten Wildes, der sie bei seinem Eintritt so sehr erschreckt hatte. Trotz des heftigen Windes und Regens hatte sein scharfes Ohr Fußtritte auf dem Kies vor dem Hause vernommen. Noch ehe einer von ihnen ein Wort sprechen konnte, klopfte es an die Thüre.

»Pustet das Licht aus!« flüsterte Marcelle, was Rohan sofort that. In der Hütte war's nun ganz finster. Der Flüchtling verkroch sich in die entfernteste Ecke der Küche, hinter den großen Schrank, während Marcelle zur Thüre schritt.

»Ihr da drinnen, öffnet sofort! Oder wollt ihr einen guten Christen die ganze Nacht im strömenden Regen stehen lassen? Ich bin durchnäßt wie eine ertrunkene Ratte.«

»Wir können niemandem Einlaß gewähren, denn es ist spät und wir sind schon zu Bette.«

»Ich erkenne deine Stimme, Marcelle Derval. Ich habe in diesem Hundewetter den langen Weg gemacht, um dich zu finden und dir eine Neuigkeit zu melden. Öffne sofort; ich bin's, Mikel Grallon!«

»Wer immer du bist, trolle dich hinweg!« rief Marcelle energisch.

»Nicht früher, bis ich dich gesehen und gesprochen! Öffne die Thüre sofort, wenn du nicht willst, daß ich sie einbreche!« Noch während er das sagte, schlug der Mann mit seinen Fäusten so heftig gegen dieselbe, daß die Klinke nachgab und der schwache Riegel unter den Schlägen von selbst aufsprang. Mutter Gwenfern stieß einen Angstschrei aus, als Mikel Grallon über die Schwelle stolperte. Marcelle versperrte ihm den Eingang mit ihrem eigenen kräftigen Körper: »Was bringt dich zu dieser ungewöhnlichen Stunde her?« herrschte sie den Burschen zornig an. »Ich verbiete dir, auch nur noch einen Schritt weiter zu gehen! Siehst du nicht, wie du die arme alte Frau erschreckt hast? Ach, wenn doch einer meiner Brüder oder Onkel Ewen hier wäre, du würdest es nicht wagen, die Schwelle zu übertreten! Bei Gott, ich, ein schwaches Mädchen vergreife mich an dir, wenn du nicht sofort gehst!«

»Nur nicht so hitzig, Kleine! Hier ist meine Backe – schlag' zu! Ich glaube nicht, daß ein Schlag von deinem kleinen Patschchen sehr weh thäte – übrigens verstehen wir beiden uns ja sehr gut. Was, mein Liebchen? Du bist meine kleine Marcelle; dein Onkel wäre glücklich, mich als Schwiegersohn zu haben, und da der Feigling von einem Vetter für alle Zeiten abgethan ist, wirst auch du Vernunft annehmen und Marcelle Grallon werden. Nicht wahr, Marcelle Grallon klingt hübscher als Marcelle Derval?«

Ehe das Mädchen es verhindern konnte, fühlte sie sich von zwei Armen umschlungen, ein widerlicher Schnapsgeruch beleidigte ihre Nase und jetzt erst war ihr klar, daß sie es mit einem Betrunkenen zu thun habe. Sie raffte sich aus ihrer Betäubung auf und versetzte dem Zudringlichen eine schallende Ohrfeige. Kein Schrei entrang sich ihrer Kehle, denn sie fürchtete, Rohan dadurch aus seinem Versteck zu locken und das wollte sie ja um jeden Preis vermeiden.

»Laß mich los, Mikel Grallon, oder es giebt ein Unglück!« Ehe der Bursch noch recht wußte, wie er diese Worte deuten sollte, versetzte sie ihm einen solchen Stoß vor die Brust, daß er mitten in die Küche taumelte. Er fand sich gerade Mutter Gwenfern gegenüber, die ihn mit flammenden Augen anstarrte.

»Ah, Ihr seid es, Mutter Gwenfern?« lallte Mikel, nachdem er sich einigermaßen erholt hatte. »Dann habt Ihr ja gehört, was ich meinem Bräutchen Marcelle gesagt, und wißt, was Ihr von Eurem saubern Sohn zu halten habt. Er hat einen Mord begangen und wird, wenn man ihn erwischt, wie ein Hund zu Tode gefoltert werden. Das ist Eure Belohnung dafür, daß Ihr einen Feigling zur Welt gebracht habt. Ihr thut mir leid, denn Ihr seid ein altes Weib, aber es ist einzig und allein Eure Schuld!«

»Schweig', Mikel Grallon! Im Namen der heiligen Jungfrau bitt' ich dich, geh', ehe ein Unglück geschieht!« rief Marcelle voll Entsetzen, ganz dicht an ihn herantretend. Er benützte die günstige Gelegenheit, um seine Arme abermals um ihre zarte Gestalt zu schlingen: »Hab' ich dich wieder, mein Täubchen? Ich bin gekommen, um dich zu holen, denn ich dulde es nicht, daß du auch nur eine Nacht unter diesem Dache schläfst! So sicher wie du Marcelle Grallon sein wirst, so sicher darfst du nicht hier verweilen. Das Heim eines Elenden und eines Mörders ist kein passender Ort für dich – Mutter Gwenfern weiß das ganz gut. Sei nicht eigensinnig, mein Schatz, sonst werde ich böse, ich, der ich dich anbete! Ah, du kannst dich noch so sehr sträuben, ich halte dich fest für alle Zeiten!«

Er drückte sie wie mit Eisenklammern an seine Brust, sie war keiner freien Bewegung fähig. Doch plötzlich fühlte Grallon seine Kehle wie zugeschnürt, ein heftiger Ruck und er flog wie ein Federball in die Luft. Das war das Werk eines Augenblicks. Als er wieder Atem zu schöpfen vermochte, lag er am Boden und zwei wie feurige Kohlen glühende Augen blickten drohend in die seinigen.

»Hilfe! Der Deserteur! Hilfe!« brüllte Mikel, aber schon umklammerte die eiserne Faust wieder seine Kehle.

»Halt das Maul, elender Verräter! Jetzt habe ich dich in meiner Gewalt! Wenn du deine verruchte Seele Gott empfehlen willst, so thue es rasch, denn du bist ein Kind des Todes! Dir verdanke ich alle Qualen; du hast mich wie einen tollen Hund gehetzt, hast mich dem Hungertode preisgegeben und mich in den Wahnsinn getrieben! Jetzt bist du in meiner Hand! Jawohl, ich habe Pipriac umgebracht, aber du bist an all dem Elend und Unglück schuld und dein letztes Stündlein hat geschlagen, Judas!«

Grallon rang nach Atem. Die furchtbare Todesangst hatte ihn vollständig ernüchtert. Er bemühte sich jedoch vergebens, sich von den eisernen Klammern, die seinen Hals umspannten, zu befreien, bis die beiden Frauen sich ins Mittel legten und Rohan beschworen, das Leben des Verräters zu schonen und sich nicht auch noch mit seinem Blute zu besudeln. Der Klang ihrer Stimmen schien den Sturm in seiner Brust zu dämpfen und ihm seine eigene gefährliche Lage in Erinnerung zu bringen. Er versetzte Grallon noch einen derben Rippenstoß und machte Miene, sich der Thüre zu nähern; kaum fühlte sich Mikel jedoch frei, als er laut schrie: »Hilfe! Hilfe! Der Deserteur will entwischen!«

Blitzschnell faßte ihn Rohan um die Mitte und schleuderte ihn mit solcher Wucht zu Boden, daß er bewußtlos liegen blieb. Mit einem schmerzlichen Blick auf seine Mutter und Marcelle eilte er zur Thüre hinaus und verschwand im Dunkel der Nacht.


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