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Die deutsche Ballade

Sammlung deutscher Balladen von Bürger bis Münchhausen. Mit einem Vorwort von Börries, Freiherrn von Münchhausen. Halle/Saale: Max Niemeyer Verlag 1934 XII, 136 S.

Die vorliegende »Sammlung deutscher Balladen von Bürger bis Münchhausen« ist weniger unmittelbarem Genuß zu Gefallen, denn als Instrument der Forschung entstanden. Hat der bekannte Balladendichter von Münchhausen das Vorwort geschrieben, so ist die Auswahl das Werk einer Arbeitsgemeinschaft der neueren Abteilung des Berliner germanistischen Seminars. Die gebotenen Texte haben wissenschaftlichen Übungen über die Ballade zugrunde gelegen. Den Niederschlag derselben halten Einleitung und Nachwort fest. Die Einleitung legt den Schwerpunkt weder auf eine klassifizierende Typenlehre noch auf eine ästhetische Wesensbestimmung der Ballade. Sie hat es vielmehr – ohne jene Fragestellungen geradezu auszuschalten – vor allem mit einer Geschichte der Gattung zu tun. Dabei ist nicht nur ihr Ursprung bis zu Ossian und Herder zurückverfolgt worden; auch die weniger beachteten Elemente, welche die dem Bänkelsang verwandte Romanze zur Entstehung der Ballade beitrug, sind zu ihrem Recht gekommen. »Die ganze gestellte Theaterwelt der Gespensterfurcht, des Kirchhofgrauens, des Blutrausches, der Ritterromantik, des Mondscheinzaubers vermischt sich mit dem alten Rokokogetändel der Elegien oder Idyllen mit ihrer mehr oder weniger verhüllten Laszivität und zielt auf die Abschreckungswirkung der aufklärerischen Moral.« Es sind demnach die mannigfachsten zeitgeschichtlichen Bewegungen, die die Balladenform bestimmen. Wenn ein Stück wie die »Lenore« von Bürger schon die Stimmungen des Sturms und Drangs in sich trägt, so ist Höltys »Nonne« noch wesentlich vom volkstümlichen Romanzenton bewegt, der die Atmosphäre elegisch, die Vorgänge aber derb zeichnet. Von hier aus mustert die Sammlung die deutsche Produktion bis ins erste Viertel des 20. Jahrhunderts, um vor derjenigen Richtung Halt zu machen, die im Gefolge Wedekinds zum zweiten Male Mittel des Bänkelsangs – anders gesprochen des Kabaretts – zu verwerten sucht. Daß dabei unterwegs auch epigonale Stücke mitgenommen werden, rechtfertigt sich durch die erwähnte Zweckbestimmung des Buches. Neben mittelmäßigen Gedichten von Simrock, Dahn oder Geibel aber stehen die bedeutsamen der Droste, C. F. Meyers, Hebbels, die oft kaum bekannter sind. Zu erwähnen sind schließlich die gelegentlichen motivischen Parallelen – Lore-Lay, Kaiser Otto in Quedlinburg, Heide-Balladen – sowie die sorgfältigen Nachweise des Apparats.


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