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Das jüdische Problem, in der ganzen Geschichte bestehend, hat heute einen besonderen Charakter angenommen – den Charakter einer scharfen Reaktion gegen das alte Vorgeben, daß die Juden identisch seien mit den Nationen, unter denen sie leben – zuerst nur Reizung – plötzlich Erbitterung in hohem Grade durch die russische Revolution – lange vorher vorbereitet durch die wachsende Macht der Juden im öffentlichen Leben, die antisemitischen Schriften auf dem Kontinent, die Dreyfusagitation, den südafrikanischen Krieg, die jüdische Führerschaft im Sozialismus – die Situation bei Ausbruch des Großen Krieges – Bolschewismus, kurz beschrieben – ist eine jüdische Bewegung, aber nicht eine Bewegung der jüdischen Rasse als Ganzes – besondere Wirkung: die Kritik der jüdischen Macht zu entfesseln, die bislang geschwiegen aus Angst vor oder Sympathie mit dem Kapitalismus.
Leute zögerten, die Juden als Finanzmänner anzugreifen, weil der Bestand der Gesellschaft und ihrer eigenen Vermögen von der Finanz abhing – als ein Teil der Juden als aktive Feinde der bestehenden Gesellschaft und des Privatvermögens auftraten, wurde der Bann gebrochen – seit der bolschewistischen Bewegung offene (und feindselige) Diskussion des jüdischen Problems allgemein.
Ich sagte zuletzt, daß die alte Lösung, das jüdische Problem zu ignorieren oder zu leugnen, versagen müsse und versagt habe, und dies hieß so viel wie sagen, daß das Problem andauert. Aber ich sagte auch, daß man weiter gehen und die volle Natur des Problems feststellen muß, so wie es in diesem Augenblicke steht, bevor man an eine praktische Lösung gehen könne.
Es genügt nicht, zu sagen, daß eine Person, die sich einbildet, unsterblich und gegen jede Krankheit immun zu sein, in Wirklichkeit gefährlich krank ist, und daß der Zusammenbruch ihrer Gesundheit ihre Theorie widerlegt hat. Man muß ausfindig machen, was mit ihr los ist, und wenn möglich, welche Kur gegen das Übel anzuwenden sei.
Im ersten Kapitel dieses Buches habe ich das jüdische Problem in seinem weiteren Sinne definiert, und zwar, glaube ich, wie jedermann es definiert einschließlich vieler Juden, die über die Sache diskutiert haben. Innerhalb eines politischen Organismus befindet sich ein anderer, der in Reibung ist mit ihm: die Spannungen, die durch einen solchen unnatürlichen Zustand entstehen; das Risiko des Unheils für den kleineren Körper, von Nachteil für beide, wenn der Schaden unbehoben bleibt. Die wahre Lösung ist deshalb nur zu finden in einer Politik, die auf die Dauer die Spannung aufheben und normale Beziehungen wiederherstellen kann. Das Ziel einer solchen Lösung sollte, wenn irgend möglich, das glatte Funktionieren beider Parteien sein, ohne daß sie einander stören.
Aber diese Stellung des Problems im allgemeinen – daß es für beide Teile die Anwesenheit eines Fremdkörpers ist und die daraus folgende Reizung und Reibung für beide – genügt nicht. Wir müssen es näher verfolgen und im Detail entwickeln, indem wir beschreiben, wie die Reibung und die Reizung stärker werden; ja darauf hinweisen, daß sie zu einer Bedrohung geworden sind. Dann erst können wir uns daranmachen, soweit möglich durch Analyse zu entdecken, welchen genauen Charakter die Krankheit hat und warum sie ihn hat. Erst nach alledem können wir ein Heilmittel ausfindig machen.
Wenn wir uns in den letzten 20 Jahren umsehen in der modernen Welt, entdecken wir an weit auseinanderliegenden Orten und inmitten recht verschiedener Interessen und bei den verschiedensten Charakteren ein für viele neues politisches Gefühl: es reicht von Gereiztheit bis zur Erbitterung, vom leisen Murren bis zur Invektive; und es wendet sich überall gegen die Juden. Eine Aktion nach der andern, bei denen die Juden unterschiedlich im Recht oder im Unrecht waren, oder einfach unbeteiligt, hat Feindschaft in mannigfachen Graden erweckt – aber in wachsenden – und wiewohl die Gefahrstellen, wie ich gesagt habe, in der Hauptsache noch auseinanderliegen: sie fangen doch an, zusammenzuwachsen und weite Gebiete zu bilden voll Feindseligkeit gegen Israel.
Es wird von den Juden in der Finanz, in der Industrie, im Handel gesagt – wo sie allgegenwärtig und weit über das Verhältnis ihrer Zahl mächtig sind –, daß sie nach der Vorherrschaft trachten und sie fast nahezu erreicht haben. Es wird gesagt, daß sie überall gegen die Interessen ihrer Wirte handeln; daß diese Einmischungen unterliegen, geführt und geleitet werden gegen ihren Willen: daß eine Macht existiert, die entweder gleichgültig ist gegen das, was wir lieben, oder aktive Opposition dagegen treibt Vor allem wird gesagt, daß sie gleichgültig oder in aktiver Opposition sei gegen unser Nationalgefühl, unsere religiösen Traditionen und die allgemeine Kultur und Moral des Christentums, die wir ererbt haben und zu erhalten wünschen: diese Macht ist Israel.
Diese Gefühle wurden stärker im Maße, wie ein Beispiel nach dem andern von jüdischer Macht, jüdischem Zusammenhalt sie nährten. Wie heftig sie werden sollten, kann man ermessen an der extremsten Form, die sie im »Antisemitismus« annehmen. Wenn wir später in diesem Buche dieses moderne Phänomen zu untersuchen haben werden, werden wir finden, daß es nicht nur ein Beweis ist für die Dringlichkeit und den Ernst unseres Problems, sondern auch einigermaßen über dessen Wesen aufklärt.
In eine bereits so sehr erregte Welt – in gewissen breiten Teilen bis zur Unvernunft erregt, denn die antisemitische Hetze war und ist voll Unvernunft – fiel plötzlich die bolschewistische Revolution mit ihrer doppelten Wirkung: diese Revolution traf sowohl den Wohlwollenden, der von dem Juden nichts Böses hören wollte, wie auch jene, die ihn bislang gedeckt hatten und ihm gefolgt waren, weil sie ihn immer nur mit den Interessen des Hochkapitals identifiziert hatten. Es war ein Flankenstoß, unter dem sowohl die Verfechter der jüdischen Neutralität, wie die Vasallen der jüdischen Finanz ins Wanken kamen.
Die alte liberale Politik hielt offiziell noch das Feld; aber die Erschütterung dieser Explosion nötigte zur Aufmerksamkeit. Der Bolschewismus stellte das jüdische Problem mit einer Heftigkeit und Dringlichkeit, daß es nicht länger geleugnet werden konnte, weder von dem blindesten Fanatiker noch von dem entschlossensten Lügner.
Das ist in großen Linien der neuere historische Ablauf, der zu dem heutigen Stande der Dinge geführt hat. Wir wollen diesen Ablauf mehr ins Detail und auch etwas weiter zurück verfolgen.
Vor einem Menschenalter, als die liberale Politik begründet wurde, und als die Bedingungen ihrer Durchführung günstig waren, mochte das niedere Volk noch seine traditionelle Feindseligkeit gegen die Juden hegen, aber in Westeuropa war deren Zahl recht begrenzt (nur ein paar Tausend in Frankreich und England zusammen, und kaum so viele in Italien).
Sie gehörten zum größten Teile den Klassen an, die nicht in direkten Wettbewerb mit den Armen der großen Städte traten. Auf dem Lande war er nicht zu finden. Er hatte noch nicht versucht, seine Wirte politisch zu beherrschen und sie durch die Presse zu unterrichten und zu beeinflussen. Der rapide Verfall der Religion zu jener Zeit riß die eine Barriere nieder, und die Umbildung der regierenden Klassen aus alten Familien landbesitzender Lords in die moderne Plutokratie riß eine zweite nieder. Die Konvention, daß die Juden ununterscheidbar seien von den Bürgern des Landes, in welchem sie sich gerade aufhielten, oder jedenfalls dessen, in dem sie zuletzt gelebt hatten, ward noch mehr befördert durch den Eingang jener kosmopolitischen aristokratischen Gesellschaft, die dem 18. Jahrhundert sein Gepräge gegeben hatte, und die die Bewegungen hervorragender Einzelner von Nation zu Nation verfolgen und registrieren konnte. Die neuen industriellen Vermögen und die neue internationale Finanz trieben beide demselben Ziele zu, während die Juden gleichzeitig auch einen erfolgreichen Wettbewerb in allen liberalen Professionen begannen, ohne bislang in irgendeiner von ihnen zu dominieren. Kein Konflikt war noch entstanden zwischen der jüdischen Nation und den Nationalinteressen irgendeines europäischen Volkes, mit Ausnahme vielleicht der Polen: und diese waren unterworfen und zum Schweigen gebracht.
In dieser ganzen Zeit, seit den Jahren nach Waterloo bis zu den Jahren, die unmittelbar auf die Niederlage der Franzosen 1870/71 folgten, wuchsen die Bedeutung und die Stellung der Juden in der westlichen Kultur über alles Maß des Bekannten hinaus, und doch ohne Zusammenstoß, ja nahezu ohne die Aufmerksamkeit zu erregen. Sie drangen in alle Parlamente ein, in die englische Pairie ebenso, und in großer Anzahl in die Universitäten. Ein Jude wurde Premierminister von Großbritannien, ein anderer ein Hauptführer der italienischen Wiedererhebung; ein dritter wieder leitete die Opposition gegen Napoleon III. Sie befanden sich in wachsender Anzahl in den Hauptinstitutionen eines jeden Landes. Sie begannen in Oxford und in Cambridge die wichtigsten Professorenstellen einzunehmen; sie wogen schwer in den Nationalliteraturen; die Familien Browning und Arnold z. B. in England; Mazzini in Italien. Sie gelangten zum ersten Male in die europäische Diplomatie. Die Institution der Freimaurerei (mit der sie so enge verknüpft sind und deren Ritual im Charakter jüdisch ist) wuchs rapide und sehr stark. Das Aufkommen einer anonymen Presse und eines immer anonymer werdenden kommerziellen Systems dehnte weiterhin ihre Macht aus.
Es ist eine Illusion, zu meinen, daß diese ganze große Wandlung jüdischen Ursprungs gewesen sei. Der Jude schuf sie nicht, er schwamm auf ihr, aber sie funktionierte ganz offenbar zu seinem Vorteil. Am Ende derselben finden wir den Juden in den Regierungseinrichtungen Westeuropas im Verhältnis fünfzig- oder hundertmal mehr repräsentiert, als eigentlich seiner Zahl entsprach. Die Juden heirateten überall in die führenden Familien ein, und bevor man noch ein Anzeichen vom Wechsel der Flut bemerkt hatte, hatten sie schon die Stellung eingenommen, in der sie jetzt angegriffen werden und aus der sie herauszutreiben jetzt so große Vorbereitungen und Anstrengungen gemacht werden.
Vielleicht das erste Ereignis, das dem ungehemmten Aufstieg in die Quere kam, war die Niederlage der Franzosen im Jahre 1870/71. Nicht in dem Sinne einer unmittelbaren Wirkung, sondern weil eine besiegte Nation mit größerer Leichtigkeit einen wirklichen oder eingebildeten Vorwurf erheben wird; indem sie nach einer Ursache für die auf ihre militärischen Katastrophen folgenden sozialen Mißgeschicke sucht, wird sie natürlich eine internationale eher anführen, als eine nationale, und ihre ausländische Bevölkerung eher beschuldigen als ihre eigene. Überdies war der Zeitpunkt der französischen Niederlage auch der, zu dem die weltliche Gewalt des Papsttums gestürzt wurde. Auch dabei hatten die Juden ihr Teil mitgespielt. Und sie fanden Gelegenheit, einen noch größeren Teil bei der Gestaltung der unmittelbaren Zukunft des neuen Italiens zu spielen. Innerhalb weniger Jahre sollte Rom einen jüdischen Bürgermeister bekommen, der mit aller Macht die Entchristlichung der Stadt förderte, besonders ihres Unterrichtssystems.
Ein kleiner, aber bezeichnender Faktor im Geschäft dieser siebziger und achtziger Jahre, dem Beginn des letzten Viertels des 19. Jahrhunderts, war die Monopolisierung der jüdischen internationalen Nachrichtenbureaus, unter denen das Reutersche die Führung übernahm, und der Umstand, daß Juden die internationalen Korrespondenten der verschiedenen großen Tagesblätter wurden, wofür das auffälligste Beispiel Opper war, ein böhmischer Jude, der seine Abstammung unter dem falschen Namen »de Biowitz« verbarg, und der jahrelang als Pariser Korrespondent für die Times wirkte, eine Zeitung, die in jenen Tagen internationalen Ruf und Einfluß hatte.
Das erste Anzeichen einer vorhandenen Reaktion konnte man in einzelnen entschieden antisemitischen Schriften erblicken, die in Deutschland und Frankreich erschienen, am auffälligsten in dem letzteren Lande.
Ihre Wirkung war zunächst gering, wiewohl sie den großen Vorteil hatten, in ausgedehntem Maße dokumentarisch belegt zu sein. Die große Mehrheit der gebildeten Leute ging mit einem Achselzucken daran vorbei als einer Extravaganz von Fanatikern; aber diese Fanatiker legten eben doch den Grund zu der künftigen Aktion, indem sie eine ungeheure Reihe von Tatsachen anführten, die im Geiste selbst jener verbleiben mußten, welche die größte Verachtung für die neue Propaganda hatten. In diesen Büchern wurde mit speziellem Nachdruck behandelt, was die Juden selber »Krypto-Judaismus« nennen, das heißt die Tatsache, daß überall in Westeuropa in wichtigen öffentlichen Stellungen Leute sich befinden, die für Engländer, Franzosen oder sonst was gelten, in Wahrheit aber Juden sind.
In vielen Fällen (ich habe bereits den Dichter Browning und die distinguierte Familie Arnold angeführt) verbargen diese Leute nicht ihre Religion, sondern waren einfach aus der ursprünglichen jüdischen Gemeinschaft hervorgewachsen, deren Glieder ihre Ahnen gewesen waren, aber bei sehr vielen anderen war ein Element bewußter Verheimlichung mehr oder weniger vorhanden. Es war offensichtlich die Absicht derer, die die eben besprochene Literatur hervorbrachten, besonders diese Verheimlichung anzugreifen und deren Wirkungen aufzuheben, und wie ich schon gesagt habe, selbst dort, wo ihr Fanatismus am meisten lächerlich gemacht wurde, konnte die lange Reihe von Tatsachen, die sie aufmarschieren ließen, nicht ihre Wirkung auf das Gedächtnis der Zeitgenossen verfehlen.
Hierauf kam eine Reihe direkter internationaler Aktionen, unternommen von der jüdischen Finanz, deren bedeutendste natürlich die Einbeziehung Ägyptens in das europäische System war, und insbesondere in das britische System.
Von größerer Wirkung auf die öffentliche Meinung war die Erregung durch die Dreyfusaffäre in Frankreich, und unmittelbar darnach, durch den südafrikanischen Krieg in England.
Das Charakteristische der Dreyfusaffäre war nicht die Diskussion über Schuld oder Unschuld des unglücklichen Mannes, der ihr den Namen gab, sondern der ungeheure internationale Lärm, von dem sie begleitet war. Aus dieser lokalen Affäre wurde eine der ganzen Welt gemacht, und Leute an den entferntesten Orten der europäischen Zivilisation nahmen ein so leidenschaftliches Interesse an ihr, als wären sie die Hauptbeteiligten gewesen.
Ein solches Phänomen konnte nicht anders, als die Masse der Beobachter in Erstaunen zu setzen, die bis dahin der jüdischen Frage noch keinen Blick geschenkt hatten, und als noch die große Feuerprobe des südafrikanischen Krieges dazu kam, der offen und unleugbar durch jüdische Interessen in Südafrika provoziert und gefördert worden war; als dieser Krieg so unerwartet sich verlängerte und so unerwartet verlustreich an Blut und Gut sich erwies, kam ein zweites Element zu diesem wachsenden Gefühl, noch nicht freilich von Feindseligkeit gegen die Macht der Juden (die Hälfte des kultivierten Frankreichs war für Dreyfus, und viel mehr als die Hälfte Englands war für den Burenkrieg bei dessen Beginn), aber von Interesse für die jüdische Frage, von Neugier auf sehen des Durchschnittsbürgers, der bislang von ihr noch nichts gehört hatte.
Die ursprüngliche Minderheit, die den Anfang mit der Opposition gegen die jüdische Macht gemacht hatte, mit ihrem äußersten linken Flügel, den Antisemiten, und mit ihrem Kern von Leuten, deren Kampf mehr der finanziellen Kontrolle der modernen Welt galt, als daß ein Rassenproblem sie beschäftigte, hatte die Tendenz, zu wachsen. Wie immer bei solchen wachsenden Bewegungen, traten Ereignisse ein, die dieses Wachstum förderten.
Die Panamaskandale im französischen Parlamente hatten bereits in Frankreich die Bewegung unterstützt. Die späteren Parlamentsskandale in England, Marconi und die übrigen boten eine so erstaunliche Parallele zu Panama, daß die Ähnlichkeit allgemein kommentiert wurde. Eine Generation zuvor wäre man an ihnen vorübergegangen, ohne einen Zusammenhang zu ahnen. Sie wurden nunmehr, oft ungerecht, verbunden mit dem unbehaglichen Gefühl einer allgemeinen finanziellen Verschwörung. Sie wurden, auf jeden Fall, verbunden mit einer Atmosphäre von wesentlich jüdischem Charakter.
Unterdessen hatte bereits wieder eine jener großen Wanderbewegungen der Juden begonnen, die seit 2000 Jahren Abwechslung in die Geschichte gebracht haben, und die fast immer das Vorspiel sind einer neuen Störung im Gleichgewicht der Juden und jener Wiedererweckung des jüdischen Problems in seiner akutesten Form.
Das große Reservoir der jüdischen Nation war natürlich jenes Polen, das in so edler Weise den Juden geholfen hatte während der Verfolgungen des späten Mittelalters; Polen hatte sich zu einem Asyl gemacht für alle Juden, die dorthin gehen wollten, und war nun, nach der durch Preußen inaugurierten infamen Teilung, immer noch die Heimat von ungefähr der Hälfte der Juden der ganzen Welt. Der von allen Schichten Rußlands gehegte Haß gegen die Juden, die Verfolgungen, unter denen sie litten infolge der Tatsache, daß Rußland seit der Teilung jenen Teil Polens regierte, wo sie am zahlreichsten waren, gaben den Anlaß zu dem neuen Exodus. Die Bewegung hatte die Richtung nach Westen, hauptsächlich nach den Vereinigten Staaten, aber in Verbindung damit erwuchsen auch neue große Ghettos in den englischen Industriestädten, besonders auch in London, während Newyork langsam aus einer ebenso judenfreien Stadt, wie es London und Paris in der Vergangenheit gewesen waren, in eine sich verwandelte, deren Einwohner zu einem guten Drittel oder mehr entweder völlig jüdisch oder teilweise jüdisch waren.
Diese mächtige Einwanderung, die gerade vor dem Ausbruch des Krieges in vollem Schwunge war und eine so wirksame Hefe zu der wachsenden Gärung hinzutat, die sogar die Anfänge zu einem Ghetto in Paris gelegt hatte und den ganzen Westen ergriff, wurde ergänzt durch einen weiteren Faktor von größter Bedeutung.
Der moderne Kapitalismus, aus dem der Jude so große Vorteile gezogen hatte, den er aber nicht erzeugt hatte, und mit dem hervorragende, wiewohl wenige, jüdische Namen so innig verknüpft waren, hatte als Gegenpart und Reaktion die sozialistische Bewegung. Diese wiederum hatten nicht die Juden erzeugt, noch auch im Anfang geleitet; aber sie kam rapide mehr und mehr unter ihre Kontrolle. Die Familie Mordecai (welche den Namen Marx angenommen hatte) brachte in Karl einen äußerst starken Exponenten dieser Theorie hervor. Wiewohl er nicht mehr tat, als seine nichtjüdischen Lehrer zu kopieren und ihnen zu folgen (insbesondere Louis Blanc, einen genialen Franko-Schotten), stellte er doch in Vollständigkeit die volle Theorie des Sozialismus dar, des ökonomischen, sozialen und, implicite, religiösen; denn er forderte den Materialismus.
Nach Karl Marx kam die große Menge seiner Volksgenossen, die die Führung des industriellen Proletariats in der Rebellion gegen die wachsende Macht des kapitalistischen Systems übernahmen und eine ausgesprochene Revolution zu organisieren begannen.
Vor dem Kriege konnte man sagen, daß die gesamte sozialistische Bewegung, was ihren Führerstab und ihre Leitung anlangte, jüdisch war; und während sie diese rein ökonomische Form im Westen annahm, nahm sie im Osten – in dem russischen Kaiserreich – auch eine politische Form an, und die wachsende revolutionäre Macht in diesem Kaiserreich war, soweit es sich um Führung und treibende Gewalt handelt, gleichfalls jüdisch.
Das war die Lage am Vorabend des Großen Krieges. Die Leute fingen an, völlig aufzuwachen für das, was mit dem jüdischen Problem gemeint war. Die alte Sicherheit war aus für immer; aber bislang war doch nur eine Minorität (wiewohl nunmehr eine große) darauf vorbereitet, dieses Problem zu behandeln und offen zu diskutieren. Alles, was offiziell war, und vor allem die Presse mit ihrem großen Einfluß, hatte sich bislang in jeder Hinsicht geweigert, den Realitäten der Lage ins Gesicht zu sehen. Die Konvention, die jede öffentliche Anspielung auf die jüdische Frage verbot, war immer noch sehr stark. Auf der Oberfläche schien es, wie wenn die alte liberale Politik noch fest stände und einfach nicht zu erschüttern wäre. Die Juden waren überall überlegen: sie lehrten an den Universitäten von ganz Europa; sie saßen überall fest in der Presse; überall in der Finanz. Sie waren fortwährend zu finden an den höchsten Regierungsstellen, und in den Kanzleien der Christenheit hatten sie eine überlegene Macht erlangt, die niemand in Frage stellen konnte. Aber die Aufforderung zum Kampfe gegen diese unnatürliche Lage hatte notwendig mit großen Hindernissen zu kämpfen, sie verblieb privat und hatte es sehr schwer, Ausdruck zu finden. Nichtsdestoweniger hatte sie sich verbreitet und mußte 1914 schon ernst genommen werden.
Die unermeßliche Katastrophe des Krieges – mit dem die Juden nichts zu tun hatten und den zu verhindern ihre bedeutenderen Finanzmänner alles taten, was sie nur konnten – kam über Europa. Es schien zunächst, als ob angesichts dieser überwältigenden Tragödie, was so rapid angewachsen war – ich meine die Debatte und den Konflikt um die jüdischen Ansprüche – zum Schweigen gebracht würde. In allen Heeren fand man Juden als tapfere Mitkämpfer. Ihre Dienste wurden großmütig anerkannt, wenngleich die grausame Zweideutigkeit ihrer Lage kaum richtig gewürdigt wurde. In Anbetracht, daß sie kein nationales Interesse an den Kämpfen hatten, mußte er ihnen als barer Irrsinn vorkommen, der ihre Nation ohne jeden Zweck ans Kreuz schlug. Denn Zangwill stellte die Sache in der Tat richtig dar, als er sagte, daß die, welche mit Eifer und spontan bei der ersten Rekrutierung sich meldeten (und das waren viele), das taten »zur Ehre Israels«. Das Opfer blieb nicht ohne Frucht. In seiner Gegenwart verstummte manche Klage, und vieles wurde geoffenbart, das ohne sie niemals erprobt worden wäre. Die christliche Familie mit ihren Verlusten sah neben sich einen jüdischen Nachbarn, der seinen Sohn verloren hatte für etwas, das seine Rasse nichts anging; der christliche Priester war Zeuge des Todeskampfes junger jüdischer Soldaten. Der Verteidiger der westlichen Nationen sah an seiner Seite nicht nur den zwangsweise Ausgehobenen (was niemals hätte geschehen sollen), sondern den jüdischen Freiwilligen. So war der erste, der aus den Vereinigten Staaten sich eintragen ließ, ein Jude, der später befördert wurde und den ich in Mainz im Generalstabe Mangins kennenzulernen das Vergnügen und die Ehre hatte. Ich hoffe, daß er diese Zeilen lesen wird.
Es schien, als ob in Gegenwart solcher Leiden, die die Juden mit uns teilten, der zunehmende Streit zwischen ihnen und uns gestillt werden würde. Leute, die an erster Stelle waren, nicht nur bei der Diskussion des jüdischen Problems, sondern in direkter und offener Feindseligkeit gegen die jüdische Macht und sogar gegen die berechtigtsten Ansprüche der Juden, waren nun zum Schweigen verurteilt. Versöhnung lag in der Luft … als mitten im heißesten Kampfe jener Faktor von unberechenbarer Bedeutung dazu kam, der nun für alles übrige ausschlaggebend ist: ich meine das, was man Bolschewismus nennt.
Diese neue jüdische Bewegung veränderte das ganze Gesicht der Dinge und hatte, als Gipfel alles übrigen, für unsere ganze Generation das Problem verändert.
Hinfort sollte es in voller Öffentlichkeit diskutiert werden. Hinfort konnte es nur immer mehr und mehr das Hauptproblem der Politik werden und jene drohende Situation schaffen, von deren Lösung die Sicherheit unserer Zukunft abhängt.
Denn die bolschewistische Bewegung, oder besser, Explosion war jüdisch.
Diese Wahrheit kann so leicht mit einer Unwahrheit verwechselt werden, daß ich sie gleich am Anfang exakt klarlegen muß.
Die bolschewistische Bewegung war eine jüdische Bewegung, aber nicht eine Bewegung der jüdischen Nation, als ein Ganzes. Die meisten Juden standen völlig außerhalb ihrer; sehr viele in der Tat, und zwar die typischesten, verabscheuen sie, viele bekämpfen sie aktiv. Daß man ihre Übel den Juden insgesamt zuschiebt, ist eine schwere Ungerechtigkeit und kommt von einer Gedankenverwirrung, von der ich in jedem Falle frei bin.
Damit will ich zu meinem Thema zurückkehren.
Die Arbeiterbewegung, d. h. die Leitung der proletarischen Revolte gegen die kapitalistischen Grundlagen war, wie wir gesehen haben, in der Hauptsache in den Händen von Juden. Ihre Energie, ihre internationalen Qualitäten, ihr Hang für ein glattes Schema gaben ihnen die Vorherrschaft. All dies war nicht eigentümlich für Rußland allein, sondern galt für alle industrialisierten Gebiete des Westens.
Unter »Leitung« verstehe ich nicht irgendeinen bewußten Plan. Ich verstehe darunter, daß die Juden, immer in Bewegung von Land zu Land, mit ihrer natürlichen Gleichgültigkeit für Nationalgefühl als ein Gegengewicht gegen das Klassengefühl, mit ihrem klaren Denken und ihrer Leidenschaft für die Deduktion, mit ihrer Zähigkeit und ihrer intellektuellen Betriebsamkeit, ganz von selbst die Hauptexponenten und die fähigsten Führer geworden waren. Sie bildeten vor allem den Kitt, der die Bewegung in der ganzen Welt zusammenhielt. Sie waren es, mehr als alle anderen, die auf einer glatten Lösung bestanden gemäß den Richtlinien, die ihr Volksgenosse Karl Marx seinen größeren europäischen Zeitgenossen entlehnt und in seinem berühmten Buche über das Kapital scharf herausgestellt hatte.
Aber es bestand der gewaltigste Unterschied der Welt zwischen dieser intellektuellen Führerschaft, dieser Organisation des Sozialismus durch die Juden, solange der Sozialismus noch eine bloße Theorie verblieb, und dessen Kontrolle und aktueller Leitung in einem großen Staate, als er von der Theorie zur Praxis überging.
Die Worte »soziale Revolution« waren 1914 immer noch nur Worte, und die Leute nahmen sie nicht allzu ernst. Aber als 1917 eine sozialistische Revolution plötzlich und mit einem Schlage gelang, und zwar in einem großen Staate, und als man sah, wie ihre Agenten, Führer und Meister eine geschlossene Korporation von Juden bildeten mit nur ein paar nichtjüdischen Mitläufern (von denen zudem ein jeder durch den einen oder anderen Einfluß unter jüdischer Kontrolle stand), da bekam die Sache ein ganz anderes Gesicht. Sie war aktuell geworden. Die Bedrohung der nationalen Traditionen und der ganzen christlichen Ethik des Eigentums war eine unmittelbare geworden. Und was noch wichtiger ist, soweit es sich um das jüdische Problem handelt: viele, die darüber geschwiegen hatten aus Rücksicht auf die Konvention, aus Habsucht oder Angst, waren nun zum Reden gezwungen. Von diesem Augenblick an, Anfang 1917, wurde es zum ersten politischen Problem unserer Zeit: mit all seinen Komplikationen sogar noch überlegen dem großen wirtschaftlichen Streite, zu dem es noch dazu kam, mit dem es zusammenfiel und aufs innigste verknüpft war.
Die Geschichte ist rasch erzählt. Der russische Staat, schlecht ausgerüstet für einen modernen Krieg, hatte Ende 1916 Drangsale durchgemacht, die er nicht aushalten konnte. Die Russen waren nach tödlichen Verlusten am Vorabend der Auflösung angelangt, und die gewaltige revolutionäre Bewegung, deren Führung und Organisation seit Jahren in jüdischen Händen lag, brach los, zum dritten Male in unserer Generation: aber dieses Mal mit Erfolg.
In rapide aufeinanderfolgenden Phasen stellte sie die Lage her, die von Anfang 1918 bis zu diesem Tage gedauert hat. In den Städten lehnte man ein frei gewähltes Parlament ab und die »Diktatur des Proletariats« wurde erklärt. Die Fabriken sollten in Zukunft von Komitees geleitet werden, den russischen »Sowjets«, und ähnliche Organisationen sollten die Landwirtschaft in den Dörfern kontrollieren, wo die Bauern bereits vom Lande Besitz ergriffen hatten und nach Auflösung der Armeen in ihre Heimat zurückströmten.
In der Praxis war natürlich, was hier gegründet wurde, keine proletarische Regierung, noch weniger etwas so Unmögliches und in sich Widerspruchsvolles, wie eine »Diktatur« von Proletariern. Die Sache erhielt den Namen »Die Republik der Arbeiter und der Bauern«. Sie war in Wirklichkeit nichts davon. Sie war der reine Despotismus einer Clique, deren Führer speziell auf Rußland lanziert wurden unter deutscher Initiative, um jede Chance einer Wiederaufrichtung der russischen Militärmacht zu unterbinden, und alle diese Führer, ohne Ausnahme, waren Juden, oder von Juden durch ihre Familienbeziehungen gehalten, und alles, was folgte, wurde getan auf direkte Befehle hin von Juden, deren hervorragendster ein gewisser Braunstein war, der unter dem angenommenen Namen Trotzky sich verbarg. Eine Schreckensherrschaft wurde aufgerichtet, unter der unzählige Russen der regierenden Klassen niedergemetzelt wurden, so daß das gesamte Fachwerk des russischen Staates verschwand. Unter diesen Opfern natürlich muß speziell erwähnt werden eine große Anzahl aus dem Klerus, gegen den die jüdischen Revolutionäre einen besonderen Groll hegten. Die alte soziale Organisation wurde glatt hinweggefegt, und unter dem Despotismus dieser jüdischen Clique wurde die alte Wirtschaftsordnung umgekehrt. Nahrungs- und alle notwendigen Mittel wurden (in den Städten) kontrolliert und rationiert, wobei die Handarbeiter den größten Anteil erhielten; überhaupt keinen Anteil aber, wer nicht den Befehlen der neuen Herren gehorchte.
Das bebaute Land wurde der Theorie nach sozialisiert, aber in der Praxis gelang es den jüdischen Komitees in der Stadt nicht, ihre Herrschaft dort aufzuzwingen, und das Land wurde wieder Eigentum der Bauern. Aber die jüdischen Komitees der Städte waren doch stark genug, große Gebiete landwirtschaftlicher Produktion an sich zu reißen zum Unterhalt ihrer selbst, ihrer Truppen und ihrer Untertanen in den Städten, die sehr nahe am Verhungern gewesen waren infolge des Zusammenbruches des sozialen Systems.
Was später geschah, wissen wir alle: die Versuche einer Gegenrevolution, geleitet von zerstreuten Russen und anderen Militärführern, schlugen alle fehl, weil die Bauern meinten, ihre neu erworbenen Güter ständen auf dem Spiele, und eifrig Freiwilligendienste leisteten, um sie zu verteidigen; das stark angewachsene Elend der Städte; die langsame Abnahme der industriellen Produktion (trotz des härtesten Despotismus, der die Zwangsarbeit einführte); und die allgemeine Auflösung der Gesellschaft.
Wollte man die Motive der Leute, die auf diese Weise einen ganzen christlichen Staat innerhalb weniger Wochen ruinierten, analysieren, so würden wir vermutlich ungefähr folgendes entdecken: ihr Hauptmotiv war die Verfolgung der politischen und wirtschaftlichen Ideale, deren Wortführer sie waren und die bereits so viele ihrer Volksgenossen, Juden, im ganzen übrigen Europa zu den ihren gemacht hatten – Kommunismus, soweit Eigentum in Betracht kam; die marxistische Lehre von Produktion und Verteilung; die sozialistische Lehre, auferlegt durch willkürliche und despotische Anordnungen, die alle die begünstigten, welche in der Vergangenheit am wenigsten begünstigt worden waren. In dieser Gruppe wirtschaftlicher und politischer Motive war, ziemlich wahrscheinlich, das Leitmotiv die Lehre vom Kommunismus, an die diese Leute, zum größten Teile, aufrichtig glaubten.
Dazu kommt ein gleicherweise aufrichtiger Haß auf das Nationalgefühl, ausgenommen natürlich dort, wo die jüdische Nation beteiligt war. Die Idee eines russischen Nationalgefühls schien diesen neuen Führern lächerlich, wie freilich die Idee eines Nationalgefühls ihren Volksgenossen überall lächerlich vorkommen muß; oder wenn nicht lächerlich, so doch untergeordnet den wichtigeren Motiven individuellen Gewinnes und der Wiedergutmachung eines unmittelbaren Unrechts, das das einzelne Individuum zuweilen empfinden mag. Die christliche Religion griffen sie natürlich an, denn sie verabscheut ja ihre sozialen Theorien.
Hinter ihrer Aktion lag auch ein gewisses propagandistisches Kreuzzugsideal – der Wunsch, den Kommunismus auszubreiten über die Grenzen des einstigen russischen Staates hinaus. Dieses Ideal hat sie dazu geführt, in Mitteleuropa und selbst in Westeuropa zugunsten ihrer Revolution zu intrigieren.
Dies waren die Hauptmotive, aber es muß auch noch andere gegeben haben.
Es ist ganz unmöglich, daß aus Juden bestehende Komitees, die über Nacht im Besitze einer neuen und so großen Macht sich fanden, nicht den Wunsch gehabt haben sollten, ihren Genossen Vorteile zu verschaffen. Es ist gleicherweise unmöglich, daß sie verzichtet haben sollten auf die Rache an allen denen, die in der Vergangenheit ihr Volk verfolgt hatten. Sie konnten bei der Zerstörung Rußlands gar nicht anders, als zu dem Wunsche, den einzelnen russischen Armen zu bevorzugen, den anderen zu gesellen, an der nationalen Tradition insgesamt Rache zu nehmen; es ist sogar gesagt worden – aber auch geleugnet worden, und ich weiß nicht, wo die Wahrheit liegt –, daß Juden unter denen waren, welche die Schuld tragen an dem schlimmsten Vorkommnis, das wir nun in all seinen empörenden Details kennen, an der Ermordung der russischen Kaiserfamilie – Vater, Mutter und Töchter, und des unglücklichen, leidenden Erben, des einzigen Sohnes. Es ist weiterhin unmöglich bei jüdischen Komitees, die solchermaßen die russischen Schätze und die russischen Verbindungsmittel kontrollierten, daß sie nicht gewisse Sympathien für ihre Volksgenossen gehabt hätten, die in so ausgedehntem Maße die Finanzen des Westens kontrollierten. Wie aufrichtig immer ihr Abscheu vor dem Kapitalismus war (denn wahrscheinlich haben die meisten von ihnen in voller Aufrichtigkeit solche Meinungen), es liegt doch in der Natur der Dinge, daß einer von ihrem Blute und ihrer Art, für wie irregeleitet sie ihn auch halten mögen, sie mehr ansprechen wird, als einer von uns. Und dieses ist's, was jene Halballianz erklärt, die man auf der ganzen Welt zwischen den jüdischen Finanzmännern auf der einen und der jüdischen Leitung der russischen Revolution auf der andern Seite findet. Dies ist die Erklärung für die nur mit halbem Herzen geführte Abwehr des Bolschewismus, den fortwährenden Protest des Handels, die fortgesetzten Verhandlungen, die Anerkennung der Sowjets durch unsere Politik, das Geschrei der Arbeiterpartei zugunsten der deutschen jüdischen Industrie und gegen Polen: all das ist geschehen, wo immer die jüdische Finanz mächtig ist, insbesondere aber in Westminster.
Aber sei dem, wie ihm wolle, die furchtbare Explosion, die wir Bolschewismus nennen, machte das jüdische Problem reif zur Diskussion. Die beiden Kräfte, die bislang die Diskussion dieses Problems aufgehalten hatten, waren jene liberale Fiktion, deren Herrschaft mehr als eine Generation gedauert hatte, der gemäß es schon indezent war, auch nur den Namen »Jude« in den Mund zu nehmen oder eine Andeutung zu machen, daß ein Unterschied sei zwischen dem Juden und denen, die ihn beherbergten; und zweitens die Tatsache, daß die Juden irrtümlich bei den meisten wohlhabenden Leuten im Westen – d. h. bei den meisten derer, welche die Presse, und darum die ganze öffentliche Meinung und deren Ausdruck kontrollierten – dafür galten, so sehr über alle Reichtümer zu verfügen, daß sie ohne weiteres die natürlichen Hüter des Eigentums seien. Ein Angriff auf sie, meinten jene, bringe notwendig den Besitz des Angreifers in Gefahr. Der Mann, der sein Geschäft in der City hatte, oder der sein Leben an der Pariser Börse verbracht hatte, oder der an irgendeinem großen kapitalistischen Unternehmen beteiligt war, der in welcher Eigenschaft immer mit den Transaktionen der großen Banken oder mit den internationalen Verbindungsmitteln zu Wasser und zu Lande zu tun hatte, ja selbst der Mann, der sein spärliches Einkommen durch Schreiben verdiente – sie alle miteinander hatten bislang die Meinung, das öffentliche Schweigen über das jüdische Problem sei für ihr privates Wohlergehen einfach notwendig.
Die den schweren Ernst des Problems erkannten, hatten bislang, von Furcht getrieben, über das Problem geschwiegen, wenigstens in der Öffentlichkeit, wenn sie auch privat oft recht gesprächig waren. Dieselbe Furcht hatte auch jene ergriffen, die in geringerem Maße das Problem erkannt hatten. Schließlich war da noch die zahlreiche Klasse derer, die es nicht notwendig hatten, sich zurückzuhalten, sei es nun aus Furcht oder aus anderen Motiven, die aber durchaus zufrieden damit waren, die Dinge zu lassen, wie sie waren, solange sie nur regelmäßig ihr Salär oder ihre Dividenden bekamen, und die tief überzeugt waren davon, daß jede Einmischung in jüdische Dinge diese Dividenden und dieses Salär in Gefahr bringen würden.
Die jüdische bolschewistische Bewegung machte diesem Geisteszustande ein Ende. Die Leute, die bislang geschwiegen hatten aus Habsucht, Konvention oder Angst, fanden sich nun zwischen zwei Mühlsteinen. Bislang hatten sie wenigstens gemeint, daß den Mund halten ihre wirtschaftliche Lage sichere oder bessere. Nun aber sahen sie plötzlich in der Flanke ihrer Stellung eine neue und gewaltige jüdische Macht sich erheben und entschlossen auf die Vernichtung des Privateigentums ausgehen. Nun war kein Grund mehr da, zu schweigen, sondern ein wachsendes Bedürfnis, zu reden. Und wiewohl die alte Gewohnheit – das alte Verheimlichen – noch stark auf ihnen lag, die Notwendigkeit, den jüdischen Bolschewismus zu bekämpfen, war doch noch stärker. In ganz Europa wurde der jüdische Charakter der Bewegung mehr und mehr sichtbar. Die Führer des Kommunismus machten überall diese Wahrheit offenbar, indem sie die stupide Politik trieben, zu behaupten, die Revolution sei eine russisch-nationale Bewegung; sie versuchten – viel zu spät –, den jüdischen Ursprung ihrer Schöpfer und Führer zu verbergen, und machten den kindischen Versuch, zu behaupten, die so unschuldig vorgebrachten russischen Namen seien echt, während die wirklichen Namen bereits auf aller Lippen waren. Zur selben Zeit jedoch empfingen sie Gelder und Wertpapiere der Opfer durch jüdische Agenten, Juwelen, von den Leibern der Toten gerissen, oder durch Einbruch aus den Kassenschränken ermordeter Männer und Frauen entwendet. In einem speziellen Falle wurde ein Versprechen an eine kommunistische Zeitung in London, Hilfsgelder zu zahlen, bis zu jener Quelle zurückverfolgt; es wurde bewiesen, daß der darein verwickelte Engländer nur eine vorgeschobene Puppe war, und daß die jüdischen Verbindungen der Familie durch Heirat die wahren Agenten der Transaktion gewesen waren. In einem andern Falle wurde mit großem Pompe eine Handelsdeputation unter russischem Namen angemeldet, wobei sich bei genauerem Hinsehen herausstellte, daß deren erstes Mitglied ein Mann war, der sein ganzes Leben lang im Dienste einer jüdischen Firma gestanden hatte, während ihr zweites ein Jude war, und zwar niemand anderer als der Schwager Braunsteins! Der zum diplomatischen Agenten ernannte und von der britischen Regierung halb anerkannte Repräsentant der neuen Regierungsautorität der russischen Städte war wiederum ein Jude, Finkelstein, der angeheiratete Neffe eines hervorragenden Juden unseres Landes; er ging unter dem Namen Litvinoff. Und das wiederholte sich überall in der ganzen Bewegung, in jeder Hauptstadt und in jeder großen Industriestadt.
Wir dürfen nicht die so handgreifliche Wahrheit übersehen, daß all das das Feuer immer mehr schürte. Das Industrieproletariat der ganzen Welt war ja auch angeekelt und gleicherweise zur Revolte bereit. Die Führerschaft der Bewegung mag jüdisch sein, aber geschaffen wurde diese selbst nicht von den Juden. Sich das einbilden heißt in die kindischesten Irrtümer der »Antisemiten« fallen. Der große Strom der Bewegung hatte seinen Ursprung in den Leiden und in dem brennenden Gefühle der Ungerechtigkeit, deren der Industriekapitalismus der besitzlosen Masse der Lohnarbeiter gegenüber sich schuldig gemacht hatte. Es war (und ist) diesen von Natur aus gleichgültig, ob die, von denen sie ihre Erlösung erhoffen, aus Palästina stammen, aus Moskau oder Timbuktu. Ihr Interesse gilt der wirtschaftlichen Unabhängigkeit, der Lehre des Sozialismus und dessen Resultaten, nicht aber der Abstammung derer, die sie führen.
Ihre Stellungnahme ist verständlich genug: mir aber handelt es sich darum, daß die führende Minorität des westlichen Kapitalismus, die bislang, aus den beschriebenen Motiven, die jüdischen Probleme totgeschwiegen hatte, nun von diesem Zwange befreit war; sie konnte frei ihre Meinung sagen und begann auch, sie zu sagen. Der Umfang ihres Protestes kann nur noch wachsen. Die Katze ist aus dem Sack, oder um es in würdigerer Sprache zu sagen, die Debatte wird nun nie wieder zum Stillstand kommen. Es wird zugegeben, daß die revolutionäre Führerschaft in der Hauptsache jüdisch ist. Das ist heute so klar erkannt, wie es seit langem erkannt war, daß die internationale Finanz hauptsächlich jüdisch war; und selbst die, welche die eine Gefahr totschweigen ließen, werden sicherlich nicht dulden, daß die andere es werde.
Die Gefahr ist freilich nicht vorüber. Die Debatte wird stattfinden – das ist keine Gefahr, sondern das ist gut so; die Gefahr ist eher, daß, wie der Zwang allmählich aufhört, die natürliche Feindseligkeit gegen das jüdische Volk, die nahezu alle empfinden, die nicht zu ihm gehören und unter denen es lebt, eine unvernünftige und gewalttätige Form annehme, und daß wir wieder am Rande sind einer jener unheilvollen Katastrophen, jener Tragödien, von denen in der Vergangenheit die Geschichte Israels gezeichnet ist.
Dies abzuwenden, irgendeine Lösung des Problems zu finden, solange es noch Zeit ist, Taten zu verhindern, die uns nur Schande und jener kleinen Minorität unter uns Leiden bringen würden, sollte das Ziel eines jeden anständigen Menschen sein.