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Meine Winterwonne

»Findest du nicht«, sagte das sanfte Fräulein, »findest du nicht, daß der Winter sittlich reinigt? Warum treibst du keinen Wintersport?«

Wir schritten durch die helle Winternacht, und die Kristalle des Schnees zu unseren Füßen funkelten so stark wie dort oben die sieben Sterne des Orion.

»A)«, antwortete ich, »brauche ich nicht sittlich gereinigt zu werden; ich bin sittlich rein, und man soll nichts zu weit treiben; b) habe ich einmal in meinem Leben Wintersport getrieben und dabei einen Rekord geleistet, an den ich heute noch mit Freude zurückdenke.

Es war das vor drei Jahren an einem der ersten Tage des Januar zu Prato bei Florenz. Ich war in diesen Ort gegangen, um eine Bildergalerie zu besehen, aber als ich ankam, war die Bildergalerie noch nicht geöffnet, und ich mußte warten. Da habe ich mich, an diesem Januartag, unter die blühenden Pfirsichbäume in das Gras gelegt und dort eine halbe Stunde geschlafen zwischen den wuchernden Veilchen und den schlanken Narzissen.

Und siehst du, sanftes Kind, das ist die Art von Wintersport, die ich bei weitem vorziehe und die meines Erachtens heilkräftiger ist als alle anderen.

Ich liebe diesen Wintersport schon deshalb so, weil ich für ihn nicht genötigt bin, ein kanariengelbes Trikot anzuziehen, eine Tracht, die des hochgesinnten Mannes nicht würdig ist.«


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