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Die Zeiten.

1817.

Löwenzeit war,
Fröhliche Zeit,
Zornig und klar
Blitzte der Streit,
Offne Gefechte
Dräute die Rechte,
Sieg hatte Ehren,
Tod hatte Zähren.
Hin ist die Zeit.

Tigerzeit kam,
Wölfische Wut,
Wut ohne Scham,
Durstig auf Blut:
Laurende Tücke
Bricht die Genicke,
Und bei Hyänen
Schwinden die Tränen,
Schaudert dem Mut.

Fuchszeit ist jetzt.
Wedelnder Schwanz
Wirbt sich zuletzt
Streichelnd den Kranz,
Schmeicheln und heucheln,
Bübeln und meucheln
Mußt du verstehen,
Wenn du willst stehen
Vorderst im Tanz.

Füchschen befiehlt,
Lüchschen ist mit,
Lauschet und schielt
Weidlichem Schritt
Edeler Hirsche,
Daß es sie pirsche
Meuchlischer Weise;
Schleichend und leise
Birgt es den Tritt.

Äffchen auch scherzt
Spielend darein,
Wenn es dich herzt,
Trau nicht dem Schein;
Schlängelein schillert,
Lispelt und trillert
Liebesgesäusel –
Weh! Sein Gekreisel,
Mord kreist es ein.

Löwenzeit war,
Fröhliche Zeit.
Ist es denn wahr?
Steht uns der Streit
Nun nur mit Füchsen,
Affen und Lüchsen,
Ottern und Schlangen?
Alles vergangen?
Alles entweiht?

Weh mir der Pein,
Die mich durchbohrt!
Siehe du drein,
Mächtiger Hort!
Wecke die Starken,
Daß uns die Marken
Blühender Erden
Hölle nicht werden!
Halte dein Wort!

Siehe du drein,
Mächtiger Gott!
Räche die Pein!
Räche den Spott!
Und sind wir alle
Fertig zum Falle,
Ende die Posse!
Nimm die Geschosse!
Nimm uns, o Gott!


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