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Klänge aus der Vergangenheit.

Unter dem Namen Furina verbirgt sich Johanna Motherby, die Frau von A.s Freund in Königsberg. (D. H.)

1813.

 

Frühling und Furina.

Horche, wie die Winde schwirren
Lüstern um die Blütenlauben!
Horche, wie die Lüfte girren
Von der Lust der Turteltauben!
Horche, wie die Lerchen singen
Tirilierend auf gen Himmel!
Wie die hellen Bächlein klingen
Durch der Blumen bunt Gewimmel!

Schaue, wie die Wolken ziehen
Liebedurstig all zusammen!
Schaue, wie die Rosen blühen
Mit der roten Brust voll Flammen!
Schaue, wie die hellen Sterne
Tanzen mit den Frühlingsreigen!
Wie die Wesen nah und ferne
Sich in Wonne lustig zeigen!

Komm auch du, mein Turteltäubchen,
Komm auch du, mein Frühlingsbienchen,
Sei mein Liebchen, sei mein Weibchen,
Holdes, freundliches Furinchen,
Laß mich an der süßen Weide
Deiner Lippen, deiner Wangen,
Wie an Blümelein der Heide
Bunte Schmetterlinge, hangen.

Töricht, wer die kurze Wonne
Dieses Lebens meint zu sparen!
Denn es bleichet jede Sonne
Einen Kranz in unsern Haaren,
Jede fliehende Minute
Eilt mit süßem Raub von hinnen,
Kühlt ein Tröpfchen in dem Blute,
Löscht ein Fünkchen in den Sinnen.

 

Sternengruß.

Wandelt ihr, liebe Sterne am Himmel,
Herauf so licht und hehr?
Ich weiß zwei schönere Sterne,
Die brennen mein Herz so sehr.

Ihr kommt wohl jeglichen Abend
Und bringt die süße Ruh',
Dann schließet ihr wieder am Morgen
Die goldnen Äuglein zu.

Meine Sterne die scheinen am Abend,
Sie scheinen um Mitternacht,
Sie scheinen am hellen Mittag,
Und wann der Morgen erwacht.

Meine Sterne sind zwei blaue Augen,
Die trägt ein holdiges Kind;
Da hinein muß ich ewiglich schauen,
Und schaue mich krank und blind.

Wandelt hin nun, Sternlein am Himmel,
Und sagt es dem Kindlein fein,
Ich muß vor Traurigkeit sterben,
Wendet sie von mir den Schein.

Wandelt hin nun, Sternlein am Himmel,
Und sagt es dem Kindlein fein,
Ich bin in dem Paradiese,
Will sie mein eigen sein.

 

Was Goldringelein sagen soll.

Geh hin, geh hin, Goldringelein,
Und sage meinem trauten Kinde,
Treufest wie Berge soll sie sein
Und lieblich wie die Frühlingswinde,
Doch nicht wie Zephirs Flügel leicht,
Der alles küssend weiter fleucht.

Geh hin, geh hin, Goldringelein,
Und sage meiner hübschen Feinen,
Sie soll in meines Herzens Schrein
Hell leuchtend wie Karfunkel scheinen,
Womit man heil'ge Bilder schmückt,
Daß sich der Frommen Herz entzückt.

Geh hin, geh hin, Goldringelein,
Und sage meiner süßen Holden,
Wann ostwärts geht der Sonne Schein
Und Sterne Höllennacht vergolden,
Wann Bäche rinnen berghinauf,
Dann höret meine Liebe auf.

Geh hin, geh hin, Goldringelein,
Das sollst du noch zuletzt ihr sagen:
Nichts süßer ist als Liebespein,
Nichts lustiger als Liebesklagen,
Nichts fröhlicher als Liebesnot,
Nichts seliger als Liebestod.


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