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Auf die Schlacht bei Groß-Görschen oder Lützen, den 2. Mai 1813.

Habt ihr wohl den Klang vernommen,
Der durch alle Länder klingt,
Wie der Ruhm den Flug genommen
Und die goldnen Flügel schwingt?
Wie der Schande Zentnerschwere
Sich von Deutschlands Nacken löst,
Und die alte deutsche Ehre
Hell in Kriegsposaunen stößt?

Hörtet ihr die hohen Namen?
Preußen! Preußen! klingt der Klang;
Tausend Stimmen rufen Amen,
Tausend Herzen glühen Dank,
Millionen Knie sinken
Freudig betend vor dem Herrn,
Millionen Augen blinken
Selig auf zum Tagesstern.

Nehmt den Stolz, ihr frommen Männer! –
Dieser Preis wird nimmer Wahn –
Nehmt den Stolz, ihr ersten Renner
Auf der deutschen Ehrenbahn,
Die der süße Reiz der Tugend
Lockte froh zu Sieg und Tod,
Wie der Bräute Rosentugend
Lockt der Wonnefackel Rot.

Tapfre Preußen! Tapfre Preußen!
Ihr, die Glück und Sieg versöhnt,
Deutschlands Retter sollt ihr heißen,
Wo nur deutsche Sprache tönt;
In der Enkel fernsten Tagen,
Durch der Säkeln Nacht hinaus
Soll noch jeder Deutsche sagen:
Diese fochten's mutig aus.

Jetzt die edlen Heldenschatten,
Die der dunkle Tod umfing,
Wollen wir mit Glanz bestatten
In des Schlachtfelds blut'gem Ring;
Auf! Und türmt den Berg von Steinen!
Türmt ein deutsches Heldenmal!
Sonne, komm mit hellsten Scheinen,
Leuchte drauf den schönsten Strahl!

Auf! Und pflanzet grüner Eichen
Ernste Haine rings umher!
Betet, daß in deutschen Reichen
Buben freveln nimmermehr!
Betet, fluchet, daß die Sklaven,
Die den heil'gen Toten nahn,
Plötzlich alle Himmelsstrafen
Auf das schuld'ge Haupt empfahn!

Und ihr, die von lichten Höhen,
Von dem heitern Element,
Wo die Geister wandeln gehen,
Alles schauet, alles kennt,
Helden aus den grauen Zeiten,
Die ihr längst geschieden seid,
Hört die Siegesglocken läuten,
Freut euch deutscher Herrlichkeit!

Ihr auch, die auf diesen Auen
Jüngrer Schlachten Staub erregt
Und mit Schrecken, Tod und Grauen
Reihen gegen Reih' bewegt,
Gustav, großer Schwedenkönig,
Zweiter Friedrich, Wallenstein,
Lernt, wie eure Schlachten wenig
Sind vor diesem Ehrenschein.

Denn das Lied muß schwarz sich kleiden,
Welches euch besingen will,
Und der helle Klang der Freuden
Wird bei euren Taten still,
Und Germanien mag wohl klagen
Um den schweren Haß und Neid,
Wodurch in vergangnen Tagen
Ihr so groß geworden seid.

Aber selig, wer in diesen
Hehren Götterschlachten fällt!
Der wird ewig früh gepriesen
Als ein Heiland, als ein Held;
Auf der Freiheit Siegesstätten
Blüht die Ehre ewig grün,
Heil'ge kommen da zu beten,
Engel kommen da zu knien.


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