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Die Reise.

1817.

Gereist bin ich durch weite Welt
Die Länder auf und ab,
Im Wechsel hin und her geschnellt,
Wie Mut und Lust es gab.

Auch hab' ich wider Mut und Lust
In wilder, böser Zeit
Oft sträubend mit hinaus gemußt
Zum harten Lebensstreit.

Wie dem Apostel ging's mir gar –
Der Mann war auch nicht sein –
Mich trieb, der mir zu mächtig war,
Ich mußte mit hinein.

Und nun nach langer, heißer Flucht
Auf weitem Erdenrund:
Was ist des Pilgers süße Frucht?
Was ist sein reicher Fund?

Klingt's etwa nun auch da hinaus
Ist das der tiefe Sinn:
Die Erde ist ein Narrenhaus,
Die Menschen Narren drin
?

O nein! O nein! Und aber nein!
Die Erd' ist lieb und schön,
Voll süßer Himmelsphantasei'n,
Die drum wie Blumen wehn;

Und durch die große Narrenschar,
Wie man die Menschen heißt,
Wird heute noch und immerdar
Ganz leidlich fortgereist.

Doch das ist klarer als der Tag,
Nicht Mühe, Kunst und List
Dir draußen irgend fangen mag,
Was nicht zu Hause ist.

Nicht auf dem weiten Ozean,
Im fernen Mohrenland
Erjagest du den süßen Wahn,
Den nicht die Heimat fand.

In Leid und Freud', in Ernst und Scherz,
In Arbeit oder Ruh'
Schließt immerdar dein eignes Herz
Das Glück dir auf und zu.

Die Weisheit liebt den engen Ring,
Das Glück den engen Kreis,
Es ist ein gar verschwiegen Ding
Um das, was Gott nur weiß.

Einfältig, still und rein und klar,
Wie kleine Kinder sind,
Steht's fest in Not und Todesfahr
Und macht nicht lauten Wind.

Wieviel wir reisen auf und ab
In Freuden oder Müh',
Wir reisen alle bis ans Grab,
Und weiter geht es nie.

Bedenke das, o Menschenherz,
Du leichter, dünner Schaum,
Du zartgewebter Gottesscherz,
Du lichter Himmelstraum.

Du bist ein Nichts und bleibst ein Nichts,
Ein eitles, wankles Ding,
Wenn du den Strahl des Angesichts
Nicht stellst zum Sternenring.

Dahin muß ewig dir der Sinn
In süßer Liebe stehn,
Dahin und immer nur dahin
Muß deine Reise gehn.

Dann ist der Weg dir wohl bestellt,
Wenn auch dein Wagen bricht,
Wenn auch dein Schifflein sich zerschellt,
Du brichst und scheiterst nicht.

Dir rüsten Schiff und Wagen neu
Die Engel Gottes aus
Und führen dich der Plagen frei
Ins schöne Himmelshaus.


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