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Meine Helden.

Boyen war 1813 Chef des Generalstabes des Generals von Bülow und 1814 Kriegsminister, Grolmann Chef des Generalstabes des Generals von Kleist, beide Vertreter der Scharnhorstschen Ideen vom Volksheere. (D.H.)

1816.

Von süßen Reben
Und von der kühnen Jugend blitzenden Freuden
Ließ oft ich schweben
Geschwinde Vögel aus im Sturm der Saiten,
Daß sie mir sängen,
Mir und der Menschen mühbeladenem Stamme
In Himmelsklängen
Aus Lüsten hochgeborner Sehnsucht Flamme.
Doch Jugend wallet,
Die holde Braut des Lenzes, hin geschwinde,
Und Liebeslust und Liebeslied verhallet
Wie Klang im Winde.

Nun ist gekommen
Die heiße Arbeit und die strenge Tugend:
Das Kreuz genommen!
So rief der Herr, gebändigt Lust der Jugend!
Nicht mehr auf Rosen
Soll sich im Sonnenschein die Freude betten,
Wo Waffen tosen
Und Kämpfe ringend sich an Kämpfe ketten,
Da sei dein Leben!
Das sei dem Mann zum höchsten Trost gegeben
!

O sei gegrüßet,
Mein Vaterland im blutigen Siegeskleide!
Denn Glanz umfließet
Dich, wie die Jungfraun blinkendes Geschmeide,
Wann sie den Reigen
Der bunten Frühlingswonnen fröhlich zieren.
Du bist dein eigen,
Du darfst dich selbst in eigner Freiheit führen:
Die welsche Rotte
Hat der Germanen Heldenarm gebändigt,
Dir ist die Ehre wieder eingehändigt
Vom deutschen Gotte.

Nun saust und brauset
Aus in die Welt, ihr muntern Liedervögel!
Nun saust und brauset
Auf schnellen Winden wie des Adlers Segel,
Der sonnendurstig
Sein Strahlenziel verschlingt mit gier'gen Augen:
Auch ihr seid durstig,
Des Ruhmes Glanz zu saugen;
Denn ihr wollt melden
Von deutscher Tugend und von deutschen Helden.

So klingt den Besten
Zuerst mir in der Töne frohem Streite,
Den Stillsten, Größten,
Den Gott dem Volk als reinstes Opfer weihte,
Klingt Scharnhorsts Namen!
Bei Lützen ward der fromme Held erschlagen:
Gott wollte Amen
Zu jeder Hoffnung sagen.
Wo er gefallen,
Da werden Enkel Freiheitseichen pflanzen,
Da wird es schallen
Im hellen Spiel von Schwertern und von Lanzen
Wann sich in eins verbrüdert
Das Volk, das welscher Trug so lang' zergliedert.

Wer tönt der zweite?
Des Heeres Feldmarschall, der graue Blücher.
Im Todesstreite
Steht keinem Mann die linke Brust so sicher,
Kein Auge blitzet
So kühnlich durch der Schlachten Wetterwogen:
Der ganze Kriegsgott sitzet
Gerüstet in des Greises Brauenbogen.
O Heldenleben!
Wie herrlich deines Abends Glocken klingen!
Dir ward gegeben
Fürs Vaterland um höchsten Preis zu ringen,
Von welscher Schande
Zu brechen die verfluchten Sklavenbande.

Wer ist der dritte,
Der glänzen darf, wo keine Lügen gleißen?
Wer darf in Mitte
Von Heldenmännern Mann und Held noch heißen?
Ist's der Geschwinde,
Der über wüste Länder, über Wogen
Voll falscher Winde
So rastlos ist der Freiheit nachgezogen?
Ist's der geschwinde,
Der tapfre Gneisenau, dem Lieder leuchten?
Von keinem Kinde,
Germanien, welches deine Brüste säugten.
Ist dir gegeben
So reicher Lohn für das gegebne Leben.

O du, der wachte
Mit kühnen Sorgen, als die Wächter schliefen,
O du, der dachte,
Als Tausende in dummer Irre liefen,
Auf dich zu achten
Hat Gott dir Wuchs und Antlitz hoch erhoben –
Drum muß ich loben
Dich, Trost im Rat, dich, Blitz in deutschen Schlachten.

Klingt sanfter, Saiten,
Wie durch die Blumen säuseln Frühlingswinde –
Ein Held in Streiten,
An Mildheit der Gebärde gleich dem Kinde,
Erscheint der vierte,
In seiner Stille ein geschwinder Renner,
Der Schlachten führte
Und über Berge schritt erschlagner Männer.
Dich, Boyen, nennet
Das Lied verschämt mit jungfräulichen Züchten,
Wer dich erkennet,
Weiß, du verschmähst das Klingeln in Gedichten.
O wolle geben
Der Himmel jedem König solche Freunde!
Dann hält Gerechtigkeit die Volksgemeinde,
Und Freude blühet und ein tapfres Leben.

Der fünfte füllet
Mit vollster Liederflut der Laute Ründung,
Doch Scham verhüllet
Hier seiner Zukunft leuchtende Verkündung.
Von Jünglingstagen
Bis zu des Mannes schöner Sonnenreife
Hat er geschlagen,
Wo gegen Welsche Trommel klang und Pfeife.
Wo ist ein Wasser,
Wo ist ein Land, das Grolmann nicht gesehen,
Der Welschen nie versöhnter Hasser,
Mit ihren Feinden stehen?
Du, Ebro, weißt es,
Ihr klingt es, Tajo, Donau, Rhein und Elbe,
Auch Kulm in Böhmen preist es,
Und zitternd rauscht's die Seine nach, die gelbe.
O frisch und mutig!
Dich jungen Löwen wolle Gott beschützen!
Einst wirst du blitzen
Der Deutschen Kriegsfürst auf die Feinde blutig.

Noch viele Preise
Der Helden klirren in des Liedes Köcher,
Doch schwebt schon schwächer
Sein Flug auf solcher Taten langer Reise.
Doch daß das Ganze
Sich seines Anfangs würdig auch vollende,
So funkle, Ende,
Durch Deutschlands besten Namen noch im Glanze.
Den alle kennen,
Den Säuglinge an Mutterbrüsten preisen,
Darfst du, Gesang, nicht nennen,
Noch ihn entzückt dem ganzen Volke weisen:
Mit Donnerkeilen
Laß alle sieben Himmel niederschmettern,
Er steht ein Fels in Wettern,
Die stärkste von des Vaterlandes Säulen.
Als schwarze Schanden
Der Knechte und der Buben uns beschmutzten.
Als Könige nicht trutzten,
Ist er bestanden.

Drum der das Reine
Und Tapfre zum Gerät sich hat erkiesen,
Gott hat sich groß erwiesen
In diesem Steine.
Solange solche
Noch trägt die deutsche Erde,
Sind welsche Molche
Der Freiheit nicht von tödlicher Gefährde.

Nun von den Bergen,
Hinnieder, Lied, die an die Blitze reichen!
Dahin, wo Lerchen
Mit stillem Flügeln über Furchen streichen!
Mußt wieder fliegen
Da unten um die Hügel;
Nur Adler siegen
Stets in dem Ringen zu dem Sonnenspiegel.


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