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Mit gesündigt, mit gebüßt

Im Jahre 1602, sagt eine Stuttgarter Chronik, ist das Rebenwerk umb Stuttgart, so sich wohl angelassen gehabt, ganz zunichte geworden; denn am 21., 22. und 23. Aprilis haben starke Reifen dem Rebenwerk den Garaus gemacht. Deswegen hat Herr Joh. Magirus, damals Probst allhier, diesen erbärmlichen Schaden mit solchen Worten in der Freitagspredigt beklagt: »Wir haben heut St. Georgentag, da leider, Gott erbarm's, der Ritter St. Georg uff einem weißen Pferd mit solch' Ungestüm und Grausamkeit eingeritten, daß der Türk, wann er mit etlich' tausend Pferden in die Christenheit eingefallen, in so kurzer Zeit so großen Schaden nicht hätte tun können.«   Die Geistlichen suchten die Schuld für dieses Unglück in der Sünde der Leute, die Gottes Zorn und Mißfallen erregt haben. Es gab sehr wenig Wein in diesem Jahr; auch war er ziemlich gering und sauer. Einige württembergische Pfarrer, die Wein bei ihrer Besoldung hatten, konnten diesen Wein nicht hinunterbringen. Sie wandten sich also an den Herzog Friedrich mit der Bitte, daß man ihnen als Seelsorger, die guten Magenwein vonnöten hätten, doch einen besseren Dienstwein geben solle. Der Herzog, dem die Predigten der Pfarrer über die Ursache des schlechten Weinwachses nicht unbekannt geblieben waren, ließ die Bittschriften zurückgehen und schrieb darunter die kurzen Worte: »Mit gesündigt, mit gebüßt.«

(Nach Volz, Weinbau, und Zinkgref, Apophthegmata, v. K. R.)

Schlußvignette

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