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Die Geschirrweiber zu Ebingen

Graf Ludwig zu Württemberg hielt einst einen großen Tag zu Ebingen. Da waren um ihn versammelt Ritter und Grafen und Herren, unter ihnen auch der Edle Hans von Rechberg, ein lustiger Mann voll Schalkheit und guter Laune. Eines Morgens steht er am Fenster des Rathauses und sieht auf dem Markt zwei Weiber, die Geschirr feil hatten. Unbemerkt schleicht er aus der Versammlung der Ritter hinweg, begibt sich auf den Markt hinunter und kauft den Händlerinnen in aller Stille ihre Häfen und Krüge und Töpfe samt und sonders ab. Er reichte ihnen dann noch ein gutes Trinkgeld und hieß sie, wenn er ihnen von einem Fenster am Rathaus aus ein gewisses Zeichen gebe, all ihr Geschirr in Scherben schlagen. Der Rechberger tritt hierauf rasch wieder in das Rathaus zurück, stellt sich mit andern Herren und Edelleuten an das Fenster, zeigt ihnen die Geschirrweiber auf dem Markt und erklärt spaßhaft, er wette darauf, daß, wenn er wolle, die Weiber da drunten sofort ihr Geschirr zusammenschlagen würden, ohne daß er aus dem Zimmer gehe oder ein Wort rede. Man lachte über die närrische Behauptung. Hans von Rechberg blieb dabei. »Das müßte mit Hexerei zugehen,« meinte der Graf von Württemberg und wettete seinen schönsten Hengst mit dem Rechberger, daß er das nicht vermöchte.   »Es gilt!« rief dieser, und alle blickten gespannt durch das Fenster auf den Markt. Kaum hatte der lustige Ritter das verabredete Zeichen gegeben, so nahmen die beiden Weiber drunten behend einen Knüppel und schlugen ihre Hafen und Krüge alle zu Haufen. Darüber entstand ein schallendes Gelächter im Saal. Alle verwunderten sich, und Graf Ludwig wollte um alle Welt wissen, wie das möglich wäre. »Ich will Euch die Kunst lehren,« lachte der Rechberger, »wenn Ihr mir noch einen Hengst verwilligt.« Der Graf war bereit dazu. Als nun Hans von Rechberg die beiden edlen Rosse zu eigen hatte, erklärte er dem Fürsten den Hergang der Sache. Ludwig ließ selbst die Weiber kommen, die ihm alles bestätigten, was der Ritter gesagt hatte. Also hat der Graf von Württemberg diese feine Kunst gelernt und ist nachher so klug gewesen als zuvor.

(Aus der Zimmerschen Chronik von Fr. Hummel.)

Schlußvignette

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