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Das verlogene Wetterglas.

Der Bachbauer im Hohenlohischen hat vom Jakobimarkt in Hall ein Barometer oder Wetterglas mit nach Hause gebracht. Neben dem Ledersofa an der Wand hängt er das Ding auf und betrachtet nun mit Interesse das Steigen und Fallen der Quecksilbersäule in der Glasröhre. Er wird auch Tag um Tag mit seinem Kauf zufriedener; denn das Wetterglas zeigt immer schönes Wetter an, und es ist auch ein Tag so schön wie der andere, was der Bauer zur Erntezeit wohl brauchen kann. Da eines Mittags, der Bauer sitzt mit seiner Familie und seinem Gesinde eben bei Tisch, fängt der Himmel an sich zu bewölken. Der Sohn fragt den Vater: »Vôder, soll i auße fôhre?« Der Bauer geht ans Fenster, besieht das Wetterglas und klopft unten an das Häuslein, »Spann norr ein,« sagt er, »'s Wetterglôs staicht.« Der Sohn tut's. Nach zwei Stunden aber kehren Vater, Sohn und Gesinde bis auf die Haut vom Gewitterregen durchnäßt zurück. Ergrimmt tritt der Bauer in die Stube, nimmt das trügerische Instrument von der Wand und   der Leser glaubt, daß er's an die Wand wirft? Nein! das läßt ein hohenlohischer Bauer sein   er hält's mit starker Hand zum Fenster hinaus und ruft, daß es die Nachbarn hören: »Dô, siech naus, verloches Bêst und guck wias rechert! 's is norr guet, daß mer de net au no füttere mueß!«

(Nach Halm, Skizzen aus dem Frankenland, von K. R.)

Schlußvignette

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