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Auf städtisch

Zu Anhausen im Schwabenland hatte ein reicher Bauer einen läppischen Sohn, ungefähr 33 Jahre alt. Der kam einstmals zu einem Schneider und brachte Zeug zu Hosen und Wams. Wie nun der Schneider fragte: »Mein Fritz, wie willst du es haben? Ich höre, du seiest ein Bräutigam«   und seinen Spaß mit ihm trieb, hub Fritz an zu lachen; denn es gefiel ihm wohl, daß er ein Bräutigam geheißen ward, und sagte: »Auf städtisch will ich den Anzug haben.« Der Schneider, dem das Necken Vergnügen machte, fragte den Fritz weiter: »Wie denn? Du mußt es mir deutlich sagen oder ein Muster davon geben.« Fritz sagte: »Auf städtisch, so wie es zu Anhausen, zu Ulm und Augsburg der Brauch ist.« Der Schneider sprach: »Ich versteh' es immer noch nicht, du mußt es mir recht sagen oder mir weisen.« Da deutete Fritz auf das Leder, fuhr mit dem Finger darüber hin und her und sagte: »Auf und nieder, hin und wieder, kritzel, krätzel, schnitzel, schnetzel. So will ich es haben.« Darüber lachte der Schneider sehr. Und da er Fritzens drollige Antwort weiter erzählte, so ward sie in der ganzen Gegend bekannt und zu einem Sprichwort, so daß man heute noch sagt: Der will's auf städtisch haben wie des Bauern Fritz.

(Nach Michael Lindener, Katzipori 1558. K. R.)

Schlußvignette

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