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Übertragung von A. v. Keller

Agnolo Firenzuola

Magd und Knecht

In Tigoli, einer sehr alten Stadt der Latiner, lebte ein Edelmann namens Cecc' Antonio Fornari, dem es gerade zu der Zeit einfiel ein Weib zu nehmen, wo andere es schon tausendmal bereut haben; und wie das bei Alten so zu gehen pflegt, wollte er keins nehmen, das nicht recht jung wäre: das gelang ihm auch. Denn einer der Gekrönten namens Giusto, übrigens ein sehr anständiger Mann, fand sich überreichlich mit Töchtern gesegnet; um der Gier der Ausstattungen zu entgehen, gab er ihm eine schöne und artige Tochter. Als sie sich aber einem kindisch gewordenen Alten vermählen und der Freuden berauben sah, um deren Willen sie so lange schon gewünscht hatte, das elterliche Haus, die Liebe des Vaters und die Zärtlichkeit der Mutter hinter sich zu lassen, wurde sie sehr beunruhigt; das Geifern, Husten und andere Alterszeichen ihres Gatten wurden ihr allmählich so zum Ekel, daß sie darauf dachte, sich einigen Ersatz zu verschaffen. Sie beschloß also, sobald sich eine schickliche Gelegenheit zeigte, sich einen beizugesellen, der besser für die Wünsche ihrer Jugend zu sorgen wüßte, als ihr greiser Gatte; und ihrem Plane war das Glück günstiger, als sie selbst verlangen konnte. Denn es kam eben nach Tigoli im Sommer zu seiner Zerstreuung ein römischer Jüngling namens Fulvio Macaro, mit einem seiner Freunde, welcher Menico Coscia hieß. Er sah die junge Frau häufig; sie gefiel ihm, da sie auch wirklich schön war; und er verliebte sich heftig in sie. Er teilte jenem Menico seine Liebe mit und drang eifrig in ihn, ihm zu raten. Menico, der sich nicht gerne in fremde Händel einließ, machte nicht viel darüber, sagte aber am Ende doch, er solle nur ruhig sein; wenn er ihm in Allem, und überall folgen wolle, so werde er schon die Mittel finden, ihn mit dem Weibchen auf die Art, die er wünsche, zusammenzubringen. Fulvio wünschte nichts sehnlicher, als mit der jungen Frau zusammen zu kommen, und sagte daher nicht lange: Komm morgen wieder! sondern er antwortete ihm sogleich, er sei bereit Alles zu tun, wofern er nur rasch seine Krankheit heile. Ich habe sagen hören, fuhr nun Menico fort, daß der Gatte deiner Geliebten ein Mädchen von vierzehn bis fünfzehn Jahren sucht, um sie zu häuslichen Diensten zu verwenden, und sie dann nach einiger Zeit zu verheiraten, wie es in Rom gebräuchlich ist. Nun ist mir eingefallen, du könntest vielleicht in dieser Eigenschaft bei ihm bleiben, so lange es dir behagt, und höre, wie! Unser Nachbar aus Tagliacozzo, der uns manchmal einen Gefallen tut, ist, wie du weißt, mit mir befreundet. Gestern früh teilte er mir unter andern Gesprächen, ich weiß nicht mehr aus welcher Veranlassung, mit, er habe ihm aufgetragen, ein solches Mädchen zu suchen: zu diesem Zwecke habe er beschlossen, in einigen Tagen in sein Haus zu gehen, und sie ihm mitzubringen. Es ist ein armer Mann und ist gern rechtschaffenen Leute gefällig; somit zweifle ich keinen Augenblick, daß, wenn man ihm ein gutes Gläschen einschenkt, er bereit ist, Alles zu tun, was wir von ihm verlangen. Er kann also tun, als wäre er nach Tagliacozzo gegangen; kommt er in drei oder vier Wochen zurück, so wirst du angezogen wie ein Landmädchen von dort; er gibt vor, du seiest eine Verwandte von ihm und bringt dich in das Haus deiner Geliebten. Hast du hernach nicht das Herz, das Weitere selbst auszuführen, so müßtest du dich nur über dich selber beklagen. Zu dem allem eignet es sich vortrefflich, daß du noch eine weiße Haut hast, worauf sich nichts zeigt, was in den nächsten zehn Jahren einem Barte gleichsehen dürfte, und daß dein Gesicht ganz weiblich aussieht, weshalb denn, wie du weißt, die meisten glauben, du seiest ein als Mann verkleidetes Weib. Außerdem ist ja deine Amme aus jener Gegend gewesen; du wirst also wohl nach Art jener Bauern sprechen können. Der arme Verliebte sagte zu Allem freudig ja.

Es schien ihm unendlich lange, bis die Sache zu seinem Ziele käme, ja oft meinte er schon bei ihr zu sein und ihr bei ihren Geschäften zu helfen, und die Einbildungskraft vermochte so viel, daß er zufrieden war mit dem, was aus ihm werden solle, gerade als wäre es wirklich gewesen. Ohne also die Sache irgend zu verzögern, suchten sie den Landmann auf, welcher mit allem zufrieden war, und sie verabredeten, was zu tun sei. So ging denn kein Monat vorüber, bis sich Fulvio im Hause seiner Geliebten befand als ihre Magd und ihr so eifrig aufwartete, daß in kurzem nicht nur Lavinia (so hieß die junge Frau), sondern das ganze Haus sie äußerst liebgewann. Während nun Lucia (diesen Namen hatte die neue Magd angenommen) auf diese Weise wohnte, erwartete sie die Gelegenheit, ihr noch mit anderem zu dienen, als mit dem Bettmachen. Cecc' Antonio ging einmal einige Tage nach Rom. Da bekam Lavinia, als sie sich so allein gelassen sah, Lust, Lucia bei sich schlafen zu lassen: nachdem beide am ersten Abend zu Bette gestiegen waren, und die eine, höchlich beglückt über die unerwartete glückliche Fügung, mit Sehnsucht den Augenblick erwartete, wo die andere einschliefe, um dann während des Schlafes den Lohn ihrer Mühe zu ernten, begann die andere, die vielleicht in ihrer Phantasie einen andern sich vorstellte, der besser als ihr Mann den Staub aus ihrem Pelz zu klopfen verstände, mit größter Inbrunst sie zu umarmen und zu küssen, und unter solchen Scherzen gerieten, wie das so zu gehen pflegt, ihre Hände ... da sie nun fand, daß er kein Weib war, war sie sehr verwundert, zog ganz bestürzt ihre Hand zurück, gerade als hätte sie unter einem Gebüsche unversehens auf eine Schlange gefaßt. Lucia wagte unterdessen weder etwas zu sagen noch zu tun und wartete schweigend den Ausgang der Sache ab. Lavinia fürchtete, sie habe sich in der Person getäuscht, und starrte sie ganz betäubt an; da sie aber sich doch überzeugte, daß es Lucia sei, trachtete sie nicht weiter darauf mit ihr zu reden, wollte aber zur Lösung ihres Zweifels, ob sie nicht der Schein getäuscht habe, von neuem das Wunder mit Händen greifen. Da fand sie denn wieder, was sie zuvor gefunden hatte, und wußte nicht, ob sie schlief oder wachte. Dann dachte sie, vielleicht könne sie die Berührung täuschen, hob daher die Bettdecke auf und wollte das Ding mit Augen sehen; so sah sie denn nicht nur mit Augen, was sie mit der Hand berührt hatte, sondern entdeckte eine Masse Schnees überfärbt mit frischen Rosen. So war sie denn genötigt, dem Staunen freien Lauf zu lassen und anzunehmen, es sei ihr wunderbar eine solche Verwandlung zuteil geworden, damit sie in Sicherheit die Freuden ihrer Jugendjahre genießen könne. Sie wandte sich daher ganz keck zu ihm und sprach: Was ist doch das, was ich diesen Abend mit meinen Augen sehe? Ich weiß doch, daß du eben noch eine Frau warst, und jetzt sehe ich, daß du zum Manne geworden bist? Wie kann das geschehen sein? Ich fürchte zu erkennen, daß du ein böser verzauberter Geist bist, der diesen Abend statt Lucias zu mir kam, um mich in Versuchung zu führen. Wahrlich, wahrlich, ich muß sehen, wie diese Sache zusammenhängt.

Während dieser Worte brachte sie ihn unter sich und trieb mit ihm die Scherze, die lüsterne Mädchen häufig mit solchen vor der Zeit emporgeschossenen Hähnen spielen: Dabei klärte sich denn auf, daß er kein verzauberter Geist war und daß sie nicht falsch gesehen hatte. Wie sehr ihr solches zum Trost gereichte, könnt Ihr, liebe Frauen, Euch selbst vorstellen. Doch dürft Ihr nicht glauben, daß sie schon hinreichend überzeugt war vom ersten Mal, oder vom zweiten, ja selbst vom dritten Mal, denn ich kann Euch versichern, wenn sie nicht gefürchtet hätte, ihn wirklich und ernstlich in einen Geist zu verwandeln, so hätte ihr auch die sechste Probe noch nicht genügt! Als sie nun so weit gekommen waren, ging sie vom Tun zum Reden über und begann mit freundlichen Worten zu bitten, er möge ihr sagen, wie die Sache denn eigentlich komme. Da fing denn Lucia an vom ersten Tage, an dem er sich verliebt hatte, bis zur gegenwärtigen Stunde seine ganze Liebesgeschichte zu erzählen, worüber sie sich höchlich erfreute, da sie sah, daß sie von einem solchen Jüngling in einer Weise geliebt sei, daß er viele Beschwerden und Gefahren ihr zu Liebe nicht gescheut habe. Von diesen Auseinandersetzungen schweiften sie auf tausend andere unterhaltende Gespräche über und kamen vielleicht noch zum siebenten Beweise, weshalb sie so lange mit dem Aufstehen zögerten, bis die Sonne durch die Ritzen der Fenster drang. Zuvor aber verabredeten sie, Lucia solle den Tag über vor den Leuten ein Weib bleiben, aber des Nachts oder so oft sie sonst Gelegenheit fänden, allein zusammen zu kommen, wieder zum Manne werden. Mit diesem Vorsatze verließen sie ganz heiter die Schlafkammer. Sie hielten diesen Vertrag heilig und lebten mehrere Monate so zusammen, ohne daß jemand im Hause etwas merkte. Ja, es hätte Jahre lang gedauert, wenn nicht Cecco Antonio, wiewohl er, wie gesagt, schon über gewisse Jahre hinaus war und ... wenn nicht Cecco, sage ich, indem er diese Lucia im Hause umhergehen sah, ein Auge auf ihre Liebenswürdigkeit geworfen und sich entschlossen hätte, ... weshalb er ihr manchmal sehr zur Last fiel. Sie fürchtete nämlich, es möchte früher oder später ein Ärgernis daraus erwachsen, und bat Lavinia um Gottes willen ihr diese Quälerei vom Halse zu schaffen. Ich brauche nicht zu sagen, daß ihr hierüber der Kamm nicht wenig schwoll und daß sie ein gewaltiges Aufheben davon machte, als sie zum erstenmal mit ihm darüber sprach. Ich darf kurzweg versichern, daß sie ihn alles, nur nicht Herr hieß.

Schaut doch, sprach sie, was für ein kecker Knappe, der jetzt sich noch Rittersporen verdienen will! Was zum Henker würdest du erst tun, wenn du jung und rüstig wärest, da du jetzt, wo du mit einem Fuße im Grabe stehst und jeden Tag dein letztes Stündlein schlagen kann, mir solche schöne Ehre antun willst? Verlaß, alter Tor, verlaß die Sünde, wie sie dich verlassen hat! Merkst du nicht, daß, wenn du ganz von Stahl wärest, du keine Spitze zu einer Damascenernadel abgeben könntest? Ja, das wird dir große Ehre machen, wenn du das arme Mädchen, das redlicher ist als das Brot, verführst, ohne mir es vorher kundzutun. Das ist eine schöne Mitgift! Das ist mir ein Gatte! Wie werden sich ihre Eltern freuen und ihre ganze Verwandtschaft, wenn sie sehen, wie sie das Schäflein dem Wolfe zur Obhut überantwortet haben. Sag' an, du böser Mensch, wenn einer in gleicher Weise gegen dich aufträte, was würdest du von ihm halten? Hast du nicht dieser Tage das ganze Paradies in Aufregung gesetzt, als mir ein Ständchen gebracht wurde? Aber weißt du, was ich dir zu sagen habe? Wenn du dich nicht besser besinnst, so wirst du mich auf Gedanken bringen, die ich bis diesen Augenblick nicht gehabt habe. Ja, ja, du wirst schon das Lachen aufgeben. Sieh nur zu, ich werde dir auffinden, was du suchst. Denn da ich sehe, daß es mir nichts hilft, wenn ich mich gut aufführe, so will ich doch einmal versuchen, ob es mir helfen wird, wenn ich mich schlecht aufführe. Kurz, wer es gut haben will in dieser garstigen verräterischen Welt, der muß Böses tun.

Sie begleitete diese letzten Worte mit ein paar Tränchen, die sie durch schnöde Gewalt sich zu entlocken wußte, und stimmte den guten Alten so weich, daß er sie um Verzeihung bat und ihr versprach, nie wieder ein Wort zu jener zu sagen. Aber seine Versprechungen halfen nicht viel und so verstellt die Tränen und der Schluß der Bitten waren, so verstellt war auch das Mitleid, das sie erregten; denn als nach wenigen Tagen Lavinia zu einer Hochzeit ging, welche in der Familie Tobaldos gehalten wurde, und Lucia allein zu Hause ließ, weil sie sich etwas mißgestimmt fühlte, fand sie der kecke Alte irgend wo im Hause eingeschlafen, und ehe sie etwas merkte, fuhr er mit seiner Hand ... und fand da Dinge, die er freilich nicht erwartet hatte. Er war billig verwundert und stand eine Weile ganz verdutzt da. Tausend schlimme Gedanken kreuzten sich in seinem Kopfe und er befragte sie im barschesten Tone, was denn das heiße. Lucia hatte zwar wegen der vielen Drohungen und der wunderlichen Reden anfänglich einen heftigen Anfall von Schrecken und Angst; da sie aber mit Lavinia schon vor einiger Zeit die Ausrede für einen solchen Fall vorbereitet hatte, und wußte, daß jener einfältig genug war, um einen solchen Betrug als Wahrheit hinzunehmen, und daß er nicht tatsächlich so schrecklich war, als er in Worten sich gab, so ließ sie sich nicht beirren, sondern stellte sich, als weine sie bitterlich, und bat ihn ihre Gründe anzuhören; und nachdem sie mit etwas freundlicheren Worten von ihm beschwichtigt war, fing sie mit ganz zitternder Stimme und mit zur Erde gehefteten Augen also zu sprechen an: Wißt, o Herr, als ich in dieses Haus kam (verwünscht sei die Stunde, wo ich die Füße hereinsetzte, da mir so etwas Garstiges hier widerfahren sollte!), damals war ich nicht, was ich jetzt bin. Denn seit drei Monaten (wehe über mich!) ist mir dies gewachsen. Eines Tages, während ich wusch, fühlte ich heftige Schmerzen, da kam allmählich ... so wie Ihr es seht; und hätte ich nicht dieser Tage an einem Eurer kleinen Neffen etwas Ähnliches bemerkt, so hätte ich es für eine böse Geschwulst gehalten. Ich habe oft einen solchen Ekel, daß ich lieber ich weiß nicht was wollte, und ich schämte mich so sehr und schäme mich noch jetzt, daß ich nie so keck war, jemandem ein Wort davon zu sagen. Darum habe ich hier weder Schuld noch Sünde und ich bitte Euch um Gottes willen, und bei der heiligen Jungfrau vom Ölbaum, daß Ihr Erbarmen habt mit meinen Umständen und mit niemand in der Welt ein Wort davon redet; denn ich versichere Euch, ich möchte lieber sterben, als daß man von einem armen Mädchen, wie ich, etwas so Garstiges erführe.

Der gute Alte wußte nicht, was er hier anfangen sollte, da er ihr die Tränen in großer Zahl herabstürzen sah und sie ihre Sache so geschickt vorbringen hörte. Er fing daher fast an zu glauben, sie sage die Wahrheit. Dennoch aber, weil ihm die Sache doch gar außergewöhnlich schien und er sich an allerlei Liebkosungen erinnerte, die ihr Lavinia zu machen pflegte, besorgte er, es möchte irgendein fauler Fleck unter der Sache stecken, Lavinia könne es gemerkt und ihm so recht vor der Nase den Zufall sich zunutze gemacht haben. Deshalb fragte er sie noch eindringlicher, ob jene nicht vielleicht die Sache gewittert habe.

Gott bewahre, antwortete sie darauf ganz keck, denn es schien ihr nunmehr, die Sache sei in gutem Gange; vielmehr habe ich mich immer vor ihr gehütet, wie vor meinem Unglück; und ich sage Euch nochmals, ich würde lieber sterben, als daß jemand in der Welt etwas davon wissen sollte. Und wenn Gott mich aus solchen Unheil errettet, so weiß niemand der da lebt außer Euch von der Sache. Wollte Gott, da es mein Unglück so gefügt hat, daß ich wieder würde, was ich zuvor war! Euch die Wahrheit zu sagen, hat es mich so große Schmerzen gekostet, daß ich überzeugt bin, ich muß bald sterben; denn abgesehen von der Scham, die ich fühle, so oft ich es ansehe, ist es mir auch das Widerlichste, was mir auf Erden begegnen konnte, daß ich das Ding zwischen den Beinen herumwackeln fühle.

Wohlan, mein Kind, fiel ihr nun der Alte ganz gerührt in die Rede, bleib nur ruhig und sage keinem Menschen ein Wort! Es wird sich vielleicht schon ein Mittel finden, dein Übel zu heilen. Überlaß das nur mir! Am wenigsten aber mußt du der Frau etwas von der Sache sagen.

Hier schwieg er und ging mit dem verwirrtesten Kopfe hinweg, einen Arzt des Ortes aufzusuchen Namens Meister Consolo und noch einige andere, die er über den Vorfall zu Rate zog. Unterdessen war die Hochzeit ausgegangen, Lavinia ging nach Hause und hörte von Lucia, was vorgefallen war. Ob sie darüber verdrießlich war, überlasse ich Euch zu beurteilen; ich aber glaube, die Nachricht kam ihr noch ungelegener als jene, welche ihr ihre Vermählung mit einem so alten Manne verkündete. Cecco Antonio, der wie gesagt, ausgegangen war, sich über dieses Ereignis zu erkundigen, hatte von dem einen diese, von dem andern eine andere Erklärung vernommen und kam verwirrter nach Hause, als er weggegangen war. Ohne jedoch für diesen Abend jemand etwas zu sagen, beschloß er, am nächsten Morgen nach Rom zu gehen und nach einem einsichtigen Manne zu suchen, der ihm das Rätsel besser lösen könnte. Als nun der nächste Tag kam, stieg er des Morgens bei Zeiten zu Pferde und machte sich auf den Weg nach Rom. Er stieg ab im Hause eines seiner Freunde und nachdem er einige Erfrischungen zu sich genommen, ging er nach der Universität in der Ansicht, dort besser als anderswo einen zu finden, der ihm einen solchen Floh aus den Ohren holen könnte. Zum Glücke begegnete er jenem Freunde, der ihm Lucia in sein Haus eingeführt hatte und der manchmal zur Abwechselung einige Zeit dort zubrachte. Er sah ihn gut gekleidet, von Vielen geehrt und dachte, das sei ein ganz gewaltiger Potentat, nahm ihn also beiseite und befragte ihn heimlich über sein Anliegen. Menico, der den alten Narren wohl kannte und gleich merkte, worauf die Sache hinaus laufe, lachte bei sich selbst und sprach: Da bist du an die rechte Schmiede gekommen.

In langer Rede setzte er ihm sofort auseinander, daß der Fall nicht nur möglich, sondern auch wirklich sonst schon wiewohl selten vorgekommen sei; und damit er es ihm um so eher glaube, nahm er ihn mit in die Bude eines Buchhändlers, ließ sich eine Übersetzung des Plinius geben und zeigte ihm, was dort im vierten Kapitel des siebenten Buches gemeldet wird. Ebenso ließ er ihn lesen, was Batista Fulgoso in dem Kapitel von den Wundern darüber schreibt. Dadurch beruhigte er das Gemüt des bekümmerten Greises so sehr, daß, wäre auch alle Welt gekommen, man ihn doch nie zu der Überzeugung gebracht hätte, daß die Sache sich anders verhalte. Da nun Menico merkte, daß er so geschickt ins Garn gegangen war und so geschwind nicht mehr herauskomme, ging er noch weiter und sprach ihm allmählich zu, den Unglücklichen nicht aus seinem Hause zu verstoßen, denn es sei ein Glück für ein Haus, wenn dergleichen Personen darin wohnen, man zeuge dann daselbst lauter Knaben, – und ähnliche schöne Dinge zum Kranklachen. Darauf bat er ihn inständig, wenn er ihn ja aus seinem Hause wegschicke, so möge er ihn doch ihm zusenden, er werde ihn mit tausend Freuden aufnehmen. Das alles wußte er so gut vorzubringen, daß der gute Alte seinen Gast nicht um Gold weggegeben hätte. Er dankte also dem wackern Manne, bot ihm eine Belohnung an und nahm von ihm Abschied. Er konnte nicht erwarten, bis er nach Tigoli zurückkam, um zu versuchen, ob er seine Frau dahin bringen könne, ihn mit einem Söhnlein zu beglücken. Er kam endlich heim; und tat am selben Abend noch sein Möglichstes, um die gute Prophezeiung in Erfüllung zu bringen. Lavinia trug das Ihrige aufrichtig dazu bei und kam mit einem Knäblein in die Hoffnung. Dies war der Grund, daß ihr Liebster im Hause blieb, so lange es ihr behagte, ohne daß der Alte je etwas merkte oder merken wollte.

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