Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Übertragung von Walther Petry

Girolamo Morlini

Wie auch bei Bäckerknechten man Gelehrigkeit findet

Eine mit allen Reizen prangende Bäckerin, begnadeten Wuchses und alles andere denn spröde, war seit einiger Zeit zu ihrem eigenen Knecht, der von bestrickender Schönheit und noch in zarten Jahren war, in heftigstem Verlangen entglüht. Ob auch das gleiche Feuer ihn schon erfaßt hatte, war doch die Gelegenheit nie so günstig, ihr, was er im Herzen trug, aufzudecken, bis es der erbarmende Himmel denn eines Tages gab, daß der Meister aus seiner gewohnten Beschäftigung heraus eine ganze Nacht auswärts hintun mußte. In dieser Nacht, wie von einem Engel geweckt, erhob sich die Bäckerin so um die zweite Stunde von ihrem einsamen Lager und ging hin, den Sauerteig zu machen; und während sie das Brot nach Bäckerart rüstig befaustete, schwenkte sie ihre glanzvollen weißen Hinterbacken so lüstern, daß das Stroh des armen Jünglings im Nu in Flammen stand und ihn in Gefahr brachte. Durch den Anblick ihres beweglichen Rückenendes erregt, spannte sich seine vorhin so ruhsame Sehne, ohne daß er entschied, ob die Veste da vor ihm einen Angriff erwarte oder nicht. Bedenkend, daß dem Mutigen meistens das Glück gibt was er fordert, daß Stunde und Stellung seinem Angriff günstig waren, sprang er mit seiner respektablen Fuchtel im Sturm auf das Weib los, ließ sie zwischen den weichen Rundteilen verschwinden und traf, oh Anatomie! die hintere Pforte; einmal eingedrungen ließ es seine Lust nicht zu, das Stöckchen an einen anderen Platz zu tun und so spießte er, nicht ohne große Beschwer, die Frau wie einen Knaben auf. Schmerzhafteste Überraschung über die so erzwungene Einfahrt in ihren hinteren Gang ließ die Bäckerin, Zorn in Augen und Mienen, nach einem grad daliegenden Messer greifen und mit diesem ein paarmal des Jünglings glühende Wange furchen. So gedemütigt war es ihm nur eben recht den Überfall zu enden und er zog sich stumm, woher er gekommen war, wieder zurück. Die mitleidige Frau, in derlei Sachen gewiegt, nahm Eierhaut Salz und Werg und machte sich ans Verbinden. Da aber nun der Bäcker früh mit dem ersten Hahnenschrei ins Haus tritt, stößt er beim Eingange gleich auf den geschundenen Jüngling und fragt voll Erstaunens ihn um Art und Grund der Verletzung. Da spricht die keusche Gattin mit sehr feingezogener Schlauheit: »Dieser Hans Unvorsicht wollte der Stute Futter vorlegen, tritt aber, recht wie ein Dummlack, von hinten heran, wo es denn geschah, daß sie den Rücken wellte und mit dem Hinterhuf nach ihm trat, auf solche Art, daß er ob seines Leichtsinns wie ihr es da seht gestraft wurde, und mit dem Mal nun laufen muß. Hätt ers von vorne versucht, bin ich sicher, daß so etwas nicht geschehen wäre.« Diese glückliche Rede verstand der aufgeweckte Matz recht gut und schwor sich zu, käme noch einmal eine ähnliche Nacht, den Kampf anders zu führen. Es traf sich denn auch so glücklich, daß der Bäcker wieder eine Nacht draußen schlief. Wieder stand die listige Frau in stiller Nacht auf, um ihre Pflichten zu tun. Der Jüngling, darauf schon gespitzt, erhob sich voll Hurtigkeit, trat auf sie zu und begann, nachdem er sie umgewandt hatte, sie zu küssen und seinen jedes menschliche Maß übersteigenden Schwengel in das heiße Delta ihrer purpurnen, zitternden und honigtröpfelnden Einfahrt zu drängen; und in wechselseitiger inniger Umschlingung nahmen sie, was Venus ihnen bot, mit süßem Danke entgegen und beschenkten sich beide im selben Augenblicke mit der wonnesamen Frucht der Liebe.

Unnatürlichkeit, wie hierin deutlich zu sehen, ist den Frauen, die lieber sterben denn vom rechten Wege abweichen, immer verhaßt gewesen.

*

 


 << zurück weiter >>