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Übertragung von Walther Petry
Girolamo Morlini
Ein ölfleckichter, aber leiblich gutgefügter Jüngling wandte eines Tages seine ganze Stimme auf, die Waren um deren Verkauf er durch die Straßen fuhr, den Leuten anzupreisen, als an einem Fenster eine schöne Edelfrau auftauchte, die, kaum daß sie den in sichtbarster Stärke prangenden Burschen eräugelt hatte, ihn, nach unserer bescheidenen Meinung aus übermäßigem Liebesdrang, herbeirief und zu ihm sagte: »Ölträger, komm einmal ohn Verweilen herauf, wenn dein Öl gut ist, will ich mir etliches abfüllen lassen.« Er hörte sie kaum, als man ihn schon im Hause verschwinden sah, wo er von der keuschen Dame, die ihm freudig die Stufen hinab entgegengetrippelt war, empfangen wurde. Sie zog ihn ohne Umschweife in ihr Gemach, woselbst dieses freche und vor Lust brennende Weib, da sie sich allein wußte, kühnlich ihre Hand nach seinem Hängerchen ausstreckte und ihn, zart zwischen ihren elfenbeinernen Fingern drückend und streichelnd, aus seiner Mattigkeit zu voller versprechender Kraft emporzukitzeln versuchte. Aber merkend, wie wenig ihr doch so freudiges Versuchen fruchte, hob und schürzte sie die Röcke und bettete das ungelehrige Ding zwischen ihre weißen Schenkel, in dem menschlichen Hoffen, die Wärme dieses reizenden Ortes würde die schamhafte Knospe zum Erblühen bringen. Der Ölträger war jedoch so verblüfft und auf Dinge, die man im Augenblick von ihm verlangte, so wenig versehen, daß alles umsonst war. Als die züchtige Madonna endlich inne ward, daß er ihre lichterlohene Entbranntheit mit nichts zu löschen vermochte, fiel sie in heftigen Zorn, warf ihn, sie war kräftig, mit einem Schwung die Stiege herunter, und ließ an seiner nutzlosen Statt einen eben vorbeilaufenden Neger heraufkommen, dessen Bereitwilligkeit sie dann auch ersättigte; der Öltrogknabe aber entwich in eitel Bestürzung und voll Jammerns ob seinem Mißgeschicke. Da er nun wieder auf seinem Maultier saß, hob der Nichtsnutz zwischen seinen Beinen plötzlich hoffährtig das Haupt und stieg mit verschwenderischer Gebärde, leider zu spät, mächtig empor. Da sprach der Bursche zu ihm: »Zwischen den Schenkeln jener schönen Dame gelegen, schliefst du; jetzt, bar jeglichen Sinns, stehst du wie ein König auf und willst, was du versäumst, wieder auswetzen. Aber, eigensinniges Ding, ich will dirs geben!« Dabei zog er ihn über den Sattel und hieb ihn mit dem Messer ab; allerdings nicht, ohne an den heftigen Schmerzen in Kürze zu verscheiden.
Die Weiber, wie denn Exempel zeigt, sind immer nur zu bereit, wenn ihre Feste in Brand steht, sich unter einen Esel zu legen, als nutzlos brennen zu lassen.
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