Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

August Näff

Die Schweizergarden, gefallen in Paris am 27., 28. und 29. Juli 1830.

l. Eidesschwur.

Vom Lande, wo die freien Männer wohnen.
Vom Schweizerlande ziehn sie hinaus
Nach Frankreichs Königsstadt, die jungen Söhne,
Die Alpenkinder in das Königshaus.

Der Glanz am Throne hat ihr freies Aug geblendet.
Gefesselt wurden sie durch einen bösen Schwur,
Als stolzer Herrscher Wacht, die Freigebornen,
Und schweigen muß die Stimme der Natur.

Die Freiheit hat den harten Eid vernommen,
Der Kinder Irrung drücket sie so schwer: –
»Sie mußten Treue meinem Feinde schwören.
Ach meine Söhne kennen mich nicht mehr!«

2. Eidestreue.

Im Feuerglanze strahlt die Morgensonne;
Sie schaut hinunter in die Frankenstadt,
Und sieht zum Kampf gerüstet und bewaffnet
Die Schweizer steh'n, bereit zu blut'ger That,

Sie stehen da, die alten Schweizergarden,
Und blicken stumm und ernst zum Feinde hin.
Und junge Freiheitskinder sind die Feinde,
Die Freiheit selbst ist ihre Führerin.

Die Garde siehts mit kummerschwerem Herzen,
Doch nimmer wankt ihr kriegerischer Sinn–
»Geschwornen Eiden treu!« Sie rufen's laut und stürzen
In Kampf und Tod, die Schweizerlöwen, hin.

3. Die schlafenden Helden.

Der Kampf ist aus. – Vom fernen Himmel leuchten
Die stillen Sterne in die Mitternacht;
Die jungen Streiter und die alten Helden
Umschweben Todesengel nach der heißen Schlacht.

Wie still, wie traurig ist's im Leichenfelde,
Und nur ein schwacher leiser Klagelaut
Durchbebt die Nacht – denn eine Mutter trauert
Bei den Gefall'nen dort, und auf die Schweizer schaut.

Es ist die Freiheit; die verirrten Söhne
Sind ihr versöhnt im ernsten Heldentod.
Auf dem erschlag'nen Feind die bleichen Kämpfer schlafen,
Und ihre Waffen sind so blutig roth.

4. Der Freiheit Klage.

»O daß der Königsgunst solch Heldenblut geflossen,
Für einen morschen Thron die tapf're Garde fiel.
Wie muthig in der Schlacht, wie treu im Sterben!
Weh! Freiheit war nicht ihres Kampfes Ziel.

Die Schweizergarde schläft. – Wollt ihr noch nicht erwachen,
Ihr Volksvertreter dort im Schweizerland?

Wer hat sie hingeworfen, uns're starken Söhne,
Im ungerechten Kampf und in des Todes Hand?

Ihr habt zum harten Schwure sie verleitet, –
Hier liegen sie in grauser Todesnacht!
Das ferne Vaterland weint nicht um diese Helden;
Vom Todesengel sind sie nur bewacht.« –

*


 << zurück weiter >>