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Rudolf Müller

Der Pfründer. 1268.

Zu Regensberg im stillen Saal
Starrt dumpf Herr Lüthold vor sich hin;
Wie war er einst so stolz gemuth,
Wie anders ist's ihm jetzt zu Sinn!

Gar trübe hebt er seinen Blick:
»Was half mir nun der lange Strauß?
Von mancher Burg und manchem Hof,
Blieb mir nur noch dieß Eine Haus!

Wie sprach der Bote doch so recht.
Sein warnend Wort war allzuwahr:
Das Netz durchbiß so scharf der Hecht,
Und mit dem Garn entflog der Aar!

Zu hoher Muth thut nimmer gut:
Einst konnt' ich Zürich's Hauptmann sein;
Ich wollt als seinen Herrn mich sehn,
Nun ward die Stadt die Herrin mein!

Wohl bricht auch diesen letzten Thurm
Mir noch des Bürgerarmes Wucht,
Such' ich vorher da Frieden nicht.
Wo einst man Schirm bei mir gesucht!« –

Zu Boden starrt das nasse Aug':
»Ja, brich im Harm, du stolzes Herz!
Es muß wohl sein: o Habsburg, traun,
Zu bitterm Ernst wird mir dein Scherz!« –

Und wieder schickt der Graf alsbald
Gen Zürich eine Botschaft werth:
Der wird vom Rathe für den Herrn
Ein friedlich Leibgeding gewählt.

Wie anders klingt doch jetzt das Lied,
Weh, Regensberg, es klingt nicht fein:
»Dem Zürich's Schirmherrschaft zu schlecht.
Der muß nun noch sein Pfründer sein!« –

*


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