Anonym
Der Heliand
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Das künftige Leiden

                                Da hieß er seine guten   Jünger ihm näher-
Treten, die zwölfe,   die ihm die treusten waren
Der Männer auf Erden.   Ihnen sagte der Mächtige
Nun abermals,   welche Angst und Not
Ihm zukünftig wäre.   »Kein Zweifel ist daran.
Jetzt nach Jerusalem   zu der Juden Volk
Geleitet ihr mich.   Da wird alles geleistet,
Dem Volk erfüllt,   was in der Vorzeit einst
Weise Männer von mir   meldeten und wiesen.
Da sollen mich verkaufen   unter die Schächer
Die Helden an die Herrschaft;   da werden mir die Hände gebunden,
Die Arme gefesselt.   Viel erdulden muß ich,
Des Hohnes hören   und der Harmrede,
Schimpfen und Schelten,   viel schmähliche Lästerung.
Sie martern mich entsetzlich   mit der Waffen Schärfe,
Lösen mich vom Leben.   Doch werd ich zu diesem Licht
Durch Gottes Kraft   vom Grab erstehen
Am dritten Tage.   Nicht deshalb kam ich diesem Volk,
Daß die Söhne der Zeit   Schweres um mich litten,
Mir dienten diese Leute;   nicht das will ich begehren,
Von dem Volk erflehen:   ihnen zum Frommen will ich werden,
Ihnen demütig dienen,   für diese Degen all
Meine Seele geben.   Sie selber will ich nun
Mit meinem Leben erlösen,   die hier lange harrten,
Die Menge der Menschen,   meiner Hilfe.

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