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XIII.

Eines Nachmittags traf Susanne ihre Freunde in starker Unruhe und Erregung. Die kleine Libby hatte Krämpfe gehabt und man wußte nicht, kamen sie vom Magen oder rührten sie von einer Gehirnaffektion her. Jetzt ruhte das Kind, schwach, hinfällig, auf dem Schoße seines Vaters, der mit ebensoviel Sorge und Bekümmernis wie Liebe zu der schweratmenden kleinen Patientin hinabsah. Das kleine Dienstmädchen, das immer des Abends nach Hause ging und bei ihren Eltern schlief, hatte er in die Wohnung eines Kollegen entsendet, um ihn zu bitten, seine Arbeit für den Abend zu übernehmen. Der ärztliche Berater der Familie, ein Naturheilkundiger, hatte kühlende Umschläge auf die Herzgegend verordnet und es hatte in der Tat den Anschein, als ob das Mittel angeschlagen habe, denn die Krämpfe hatten ganz aufgehört und nur eine große Erschöpfung schien zurückgeblieben.

Susanne ließ ihren Blick mit tiefem Mitleiden auf dem hinfälligen kleinen Geschöpfchen ruhen, das so welk und lebensschwach mit stark gekrümmten Beinchen dalag.

Frau Paula saß am Schreibtisch und machte aus Büchern, die aufgeschlagen vor ihr lagen, eifrig Notizen.

Emil Reichelt hob das gramdurchfurchte Gesicht und sah zu der emsig Arbeitenden hinüber.

»Ich bewundere dich, Paula. Daß du trotz alledem deinen klaren Kopf bewahrst!«

Sie ließ sich nicht die Zeit zu antworten, zuckte nur kurz mit den Schultern und schrieb fleißig weiter.

»Ja, was arbeiten Sie denn?« fragte nun auch Susanne und näherte sich ihrer Freundin.

»Ich habe doch heute abend Vortrag«, gab die Gefragte kurz zur Antwort. »Es ist doch Mittwoch.«

»Ach so! Im Arbeiterinnenbildungsverein.«

Susanne sah mit einem unklaren, zwiespältigen Gefühl bald nach der Schreibenden, bald nach dem kranken Kinde hin.

»Meinst du nicht, daß es besser wäre, du sagtest ab?« warf der Gatte ein.

»Dazu ist's zu spät! Soll ich zu allen einzelnen Mitgliedern herumschicken? Und du weißt, wie sehr sie sich immer die ganze Woche darauf freuen.«

»Freilich. Aber in einem solchen Fall! Die Mitglieder werden dir nicht böse sein, wenn sie auch erst im Versammlungslokal erfahren, daß du durch die Erkrankung unseres Kindes verhindert bist.«

Susanne legte mit einer unwillkürlichen Bewegung ihre Rechte der vor ihr Sitzenden beschwörend auf die Schulter. Aber die Schreibende verneinte mit einer entschiedenen Gebärde.

»Das würde ich rücksichtslos finden. Emil ist ja doch hier; zu Hause bin ich also entbehrlich, während mich dort, wenigstens heute abend, niemand ersetzen kann.«

Herr Reichelt sah fragend, bittend zu Susanne hinüber. »Vielleicht doch, vielleicht ist Frau Kamberg so liebenswürdig, dich im Verein zu vertreten.«

Susannes Augen funkelten vor Lust und Hilfsbereitschaft.

»Was für ein Thema ist es denn?« fragte sie eifrig.

Paula Reichelt drehte sich zu der Freundin herum.

»Das Jahrhundert des Kindes. Sie wissen, nach dem bekannten Buch von Ellen Key: ›Gebt ihnen das Recht, ihr volles persönliches Kinderleben vor einem Vater und einer Mutter zu leben, die selbst ein volles persönliches Leben leben.‹ Das ist die leitende Idee. Getrauen Sie sich darüber zu sprechen?«

Susanne schüttelte mutlos mit dem Kopf.

»Wie könnte ich? Ohne alle Vorbereitung! Dazu ist mir das Thema doch bei weitem nicht vertraut genug. Übrigens –« sie senkte beschämt ihr Gesicht, während ihr das Verbot ihres Mannes und ihr erster ernstlicher Zwist mit ihm plötzlich in die Erinnerung kam – »ich müßte es mir wohl auch ohnedies versagen.«

»Nun also!« Frau Paula warf einen triumphierenden Blick zu ihrem Gatten hinüber. »Du siehst hoffentlich nun ein, daß es nicht anders geht und daß ich meine Vorbereitung endlich zum Abschluß bringen muß.«

Sie beugte sich wieder eifrig über ihre Bücher hinab und der Bleistift flog nur so über das zum Teil schon mit kurzen Notizen gefüllte Blatt.

Susanne aber setzte sich wieder zu dem bekümmerten Vater, sprach mit Flüsterstimme tröstend auf ihn ein und beobachtete mit ihm das in tiefer Lethargie daliegende Kind, bis ein Ruf der Freundin sie wieder an den Schreibtisch lockte.

Frau Paula lehnte sich voll Genugtuung in ihren Stuhl zurück.

»Fertig! Nun passen Sie einmal auf, Frau Susanne! Kann es ein herrlicheres, zeitgemäßeres Thema geben als dieses?!«

Und sie skizzierte in großen Umrissen den Vortrag, während ihre Mienen deutlich die tiefe Befriedigung und das glühende Interesse widerspiegelten, mit dem der Gegenstand und ihre Behandlung desselben sie offenbar erfüllte.

Das kleine Dienstmädchen kehrte zurück und berichtete, daß der Kollege die Vertretung bereitwillig übernommen habe. Dann brachte sie das Abendbrot – Brot, Butter und Aufschnitt – herein. Aber Emil Reichelt dankte, nur Frau Paula aß ein Butterbrot. Und nun war es Zeit zu gehen.

»Du bleibst!« gebot Frau Paula dem Mädchen, die sich ebenfalls entfernen wollte und nun ein weinerliches Gesicht zeigte.

»Laß sie nur gehen!« meinte Herr Reichelt mißmutig. »Im Notfall wende ich mich an Frau Dietrich, unsre Nachbarin.«

»Schön! In anderthalb Stunden hoffe ich ohnedies zurück zu sein, ich werde mich möglichst beeilen ... Nun, Frau Susanne!«

Frau Paula, die zum Fortgehen fertig war, bemerkte erstaunt, daß ihre Freundin Hut und Jackett wieder ablegte. Die sorgenvollen traurigen Mienen des bekümmerten Vaters, der erbarmungswürdige Anblick des elenden Kindes, das wieder unruhig zu werden begann, hatte einen plötzlichen Entschluß in ihr hervorgerufen.

»Ich bleibe!« erklärte sie entschlossen.

»Das wollen Sie tun, wirklich, Frau Kamberg?« fragte der Redakteur mit dankbarem Blick.

Sie nickte und setzte sich auf den Stuhl neben dem Sofa.

»Aber was wird Ihr Mann sagen!« warf Frau Paula warnend, mit einem leisen Anflug von Spott ein.

Susanne errötete und zuckte mit den Achseln. Aber Herr Reichelts Mienen, die sich schon freudig erhellt hatten, glitt ein Schatten.

»Freilich. Er wird Ihretwegen in Unruhe sein. Und ich weiß nicht –«

»Ich bleibe,« unterbrach Susanne und fügte lächelnd hinzu: »Sie müßten mich denn mit Gewalt hinausweisen.«

Der Redakteur ergriff die Hand der neben ihm Sitzenden und drückte sie herzlich.

»Dann sollten wir Herrn Bürgermeister Kamberg wenigstens Nachricht senden«, sagte er.

»Jawohl.« Frau Paula nickte. »Ich springe selbst mit heran und sage Ihrem Dienstmädchen Bescheid.«

Damit eilte sie rasch davon. Dr. Kamberg war nicht wenig erstaunt, als ihm sein Mädchen meldete, es sei jemand dagewesen mit der Botschaft, daß die Frau Bürgermeister den Abend über in der Familie Reichelt verbleiben werde.

»Wer war denn da?« fragte er stirnrunzelnd.

»Frau Reichelt selber doch!«

Das Lächeln, das bei dieser Antwort um die Lippen des Dienstmädchens zuckte, erregte die Aufmerksamkeit des Hausherrn und er fragte die ihm Gegenüberstehende argwöhnisch nach dem Grund ihrer ihm sehr unmotiviert erscheinenden Heiterkeit.

»Na, es ist doch eine zu komische Frau die Frau Reichelt«, erwiderte das Mädchen kichernd.

»Sie kennen sie?«

»Ja. Sie hat doch mal eine große Rede gehalten in einer Dienstbotenversammlung. Wir Dienstboten sollen uns nicht länger knechten lassen und wir wären ebensoviel wie –«

Der Bürgermeister wehrte ärgerlich ab.

»Ich verstehe. Es ist gut, Sie können gehen.«

Als das Mädchen das Zimmer verlassen hatte, ging der Einsame erregt auf und ab. Zornige Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Die Mitteilung des Dienstmädchens erfüllte ihn mit Beschämung und kochendem Ingrimm. Diese Frau Reichelt, die sich sogar vor den Dienstboten wegen ihrer extravaganten Agitationen lächerlich gemacht hatte, war die intimste Freundin seiner Frau. Aber war er nicht selber schuld, daß es bereits so weit gekommen war? Hatte er sich von vornherein zu schwach und nachgiebig benommen? Es war wirklich höchste Zeit, daß er einmal ein entscheidendes Machtwort sprach.

Als Susanne um ¼ 11 Uhr nach Hause kam, empfing er sie in drohender Haltung. Mitten im Zimmer stand er mit übereinander gekreuzten Armen und sah sie mit funkelnden Augen an.

»Du warst wieder mit dieser Frau Reichelt in einer Arbeiterinnenversammlung?«

Seine Stimme klang laut, herrisch. Aber sie ließ sich nicht im geringsten einschüchtern, sondern verneinte mit der Ruhe eines guten Gewissens und berichtete über die Erkrankung des Kindes.

»Mein Entschluß, noch zu bleiben,« fuhr sie mit sichtlich froher Genugtuung fort, »erwies sich als sehr gerechtfertigt. Das Kind bekam einen neuen Krampfanfall. Es war schrecklich. Eine Stunde lang machte ich ihm kalte Umschläge auf die Herzgegend, bis endlich Beruhigung eintrat. Ein wahres Glück, daß ich da war und dem armen Mann Hilfe leisten konnte!«

»Dazu hätte doch seine Frau vollkommen ausgereicht.«

»Aber die war ja doch nicht da!«

»Nicht da?«

Susanne gab Aufklärung. Dr. Kamberg hörte mit Staunen, in wachsender Entrüstung zu. Zuletzt streckte er mit einer aufgeregten Gebärde seine beiden Arme nach oben!

»Aber das ist doch – unglaublich ist das doch! Du kompomittierst mich, du machst mich lächerlich, du machst mich unmöglich in der Stadt. Mindestens wäre es doch deine Pflicht gewesen, mich zu fragen, ehe du dich zu etwas so Ungewöhnlichem entschlossest.«

»Du hättest es mir verboten?«

»Freilich! Allerdings!«

»Dann ist es doch besser, daß ich dich nicht gefragt habe.«

»Besser?«

»Nun ja, denn ich hätte dir nicht gehorchen können und dein Ärger würde nur noch größer sein.«

Die Antwort kam ihm offenbar ganz unerwartet, denn er sah sie im ersten Moment ungläubig, bestürzt an. Ihr Antlitz war ruhig, ihre Mienen und Blicke beherrschte keine Regung des Trotzes, sondern eine feste, sichere Entschlossenheit. In dem Mann aber brach jetzt die Empörung los.

»Erlaube mal, das wäre deine Pflicht gewesen, hörst du: deine Pflicht! Hast du mir nicht Gehorsam gelobt? Gebietet nicht das menschliche und göttliche Gesetz der Frau, dem Mann zu gehorchen?«

»Vorausgesetzt, daß er nichts Unsittliches von ihr verlangt. Was ich getan habe, war meine einfache Menschenpflicht, von der ich mich durch niemand zurückhalten lassen durfte.«

»Susanne!« Es klang halb schmerzlich, halb entrüstet. »Aber das heißt doch die Vernunft und die Sittlichkeit auf den Kopf stellen! Siehst du denn nicht ein, daß es die Pflicht der Mutter gewesen wäre, zu Hause zu bleiben?«

»Das mag, das kann ich nicht entscheiden«, gab sie unbeirrt zur Antwort. »Ich habe kein Recht, Frau Reichelt über das, was sie als ihre Pflicht erkennt, Vorhaltungen und Vorwürfe zu machen.«

»Aber ich habe das Recht, zu hindern, daß auch bei uns die verrückte Wirtschaft einreißt, die bei deinen Freunden zu herrschen scheint, ich habe das Recht und die Pflicht, dich von Torheiten und unbedachten Handlungen zurückzuhalten. Hast du denn nicht empfunden, wie unschicklich es war, daß du den ganzen Abend über mit dem dir doch fremden Herrn in seiner Wohnung allein bliebst?«

Sie heftete einen erstaunten Blick auf den Aufgeregten, darauf lächelte sie.

»Ich habe keine Zeit gehabt, darüber Erwägungen anzustellen. Jedenfalls habe ich nicht die mindeste Furcht vor dem Alleinsein mit Herrn Reichelt empfunden.«

»Aber du hättest dir doch sagen sollen, daß du dich dem üblen Gerede der Nachbarn aussetztest, ja, es geradezu herausfordertest. Ich würde mich gar nicht wundern, wenn schließlich in der Stadt das Gerede entstände, zwischen dir und Herrn Reichelt –«

»Nun?«

»Wäre nicht alles in Ordnung.«

Der Grimm und der Zorn, der sich den ganzen Abend über in ihm angesammelt hatte und der infolge ihres ruhigen, festen, entschiedenen Widerspruchs zur Siedehitze entfacht worden, sprudelte über: »Ja, wenn ich mir vergegenwärtige, mit welcher Begeisterung du neulich von ihm gesprochen hast, muß ich nicht schließlich selber auf diesen Gedanken kommen?«

Die junge Frau zuckte wie unter einem körperlichen Schmerz zusammen; alles Blut wich aus ihrem Gesicht. Ihre Lippen krümmten sich verächtlich.

»Pfui!« rief sie – nichts weiter, nur dieses eine Wort. Dann drehte sie ihm den Rücken.

Er stand betroffen, verwirrt. Und als er sich aufgerafft und seine maßlose Heftigkeit bereut hatte, war sie schon aus dem Zimmer verschwunden. Sie hatte sich nebenan eingeriegelt und vergebens war all sein Klopfen, Bitten und Drohen. Er warf sich auf das Sofa und vergrub seine Stirn in den Händen. Eine tiefe, quälende Unzufriedenheit erfüllte ihn, am meisten mit sich selber. Wie hatte er sich nur so weit hinreißen lassen, sich selbst so tief erniedrigen können? Es fiel ihm schwer auf die Seele, daß er nun den Frieden und die Reinheit seiner Ehe selbst besudelt hatte. Die zarte und herbe Keuschheit ihres Wesens, mit dem jeder häßliche, unsaubere Gedanke einfach unvereinbar war, malte sich ihm so eindrucksvoll, daß er bis ins Innerste erschauerte, während er sich vergegenwärtigte, wie schmerzlich er sie verwundet haben mußte. Verzweifelt griff er sich ins Haar und schalt sich roh und brutal. Das, was sie selbst gegen ihn gefehlt, verblaßte mit einem Mal gegen die große Schuld, die er ihr gegenüber auf sich geladen.

Abermals eilte er zur Tür, und in dem weichsten Ton, der ihm zu Gebote stand, bat er sie zu öffnen. Endlich hörte er sie rascheln und ihre Stimme ertönte: »Was willst du?«

»Es ist Zeit zum Schlafen, Susanne.«

»Ich bleibe hier.«

Er erschrak.

»Da? Aber das ist doch unmöglich, Susanne. Die ganze Nacht auf dem schmalen, kleinen Sofa? Und Decken hast du doch auch nicht.«

»Die brauche ich nicht – nur Ruhe. Laß mich!«

Ihre Stimme klang so entschieden, so fest und hart, wie er sie noch nie vernommen. Es überlief ihn heiß und kalt. Was nun? Was hatte sie vor? Es durchrüttelte ihn bis ins Innerste seines Herzens, als sich ihm jetzt zum erstenmal die Möglichkeit einer Trennung darstellte, und er empfand in jedem Blutstropfen, daß er sie in der Ehe noch viel inniger, stärker lieben gelernt hatte. Gerade so wie sie war, flößte sie ihm Liebe und Bewunderung ein. Wieviel höher war nicht die Liebe und Achtung einer Frau einzuschätzen, die sich selber achtete, wie Susanne es tat!

Seine Arme streckten sich, ohne daß er sich dessen bewußt war, nach der Tür aus und eine heiße Sehnsucht nach dem lieben, trotzigen, eigenwilligen Geschöpf, das ihm zu imponieren und Respekt einzuflößen begann, trieb ihn wieder empor. Leise schlich er an die Tür und preßte ganz vorsichtig, unhörbar sein Ohr an die Spalte. Aber er wagte nicht zu klopfen und so beschloß er denn, sich in das Unabänderliche zu ergeben und ihren Willen zu respektieren. Und während sie in ihrem Zimmer kampierte, warf er sich im Wohnzimmer auf das Sofa, denn er wollte es nicht besser haben als sie. Als es sechs Uhr war und er das Mädchen in der Küche hantieren hörte, schlich er sich leise in das Schlafzimmer und legte sich hin, aus Scham vor dem Mädchen, damit sie nicht von dem ehelichen Zwist erführe. Die Augen auf die Tür gerichtet, wartete er. Aber Susanne kam auch jetzt nicht. So verharrte er zwei Stunden, ohne zu schlafen. Dann erhob er sich wieder und machte seine gewöhnliche Morgentoilette. Als er in das Wohnzimmer hinüberkam, fand er Susanne wie gewöhnlich am Frühstückstisch. Nur daß sie etwas matt und übernächtig aussah.

Erschüttert schritt er auf sie zu.

»Susanne, kannst du mir verzeihen?«

Sie sah überrascht in seine von Reue und Beschämung bewegten Mienen, und ohne ein Wort zu erwidern, bot sie ihm die Lippen zum Versöhnungskuß.

Er drückte sie freudig an sich und in dem Überschwang seines stürmischen Gefühls und in dem Verlangen, ihr eine Genugtuung zu bieten, rief er: »So, Schatz, nun laß uns frühstücken! Und dann begleitest du mich ein Stück, wenn ich ins Amt gehe. Du wirst doch gewiß den Wunsch haben, dich zu erkundigen, wie dein Schützling die Nacht verbracht hat.«

Ein Freudenschrei lief über ihr Gesicht, sie nickte ihm begeistert zu. Nach dem Frühstück eilte sie hinaus, um sich zum Ausgehen fertig zu machen. Als sie wieder ins Zimmer trat, lag etwas Verhaltenes, Listiges in ihren Mienen.

»Also vorwärts!« sagte er, nach seinem Hut greifend.

Aber sie hielt ihn zurück und stand ihm verschämt lächelnd gegenüber.

»Ich habe dir noch etwas zu sagen.«

»So?« fragte er erstaunt. »Da bin ich begierig.«

Sie beugte sich zu ihm hinüber und flüsterte ihm leise, innig ins Ohr: »Ich habe dich lieb, Eugen!«

Da packte er sie entzückt beim Kopf und küßte sie so heftig, daß ihr der Atem verging und der Hut total seinen Sitz verlor, so daß sie noch ein paar Minuten brauchte, bis sie sich wieder in die richtige Verfassung gebracht hatte, um mit ihm den Weg antreten zu können.

 


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