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3

Am andern Tag war Feiertag. An den Bergen hingen leichte Nebel, der Himmel war grau, aber die Sonne stand hinter seinen dünnen Schleiern, und das Grau hatte einen feierlichen Silberglanz; hie und da blitzte es zwischen den Wolken von Licht, wie Bühnenflitter durch Vorhangrisse schimmert. Im Westen des Tals war eine seltsame Erscheinung, dort senkte sich der Himmel in rauchfarbenem Dunkel hinter die neuschneebedeckten Wildstöcke hinab: wie aus Alabaster geschlagener Zierat standen ihre Ränder vom Düster des Himmels ab. Auf ihre gewaltige Brust aber, den Wildi-Firn, floß ein unsichtbarer Sonnenstrahl, und es war, als komme das Licht aus den Spalten des Gletschers selbst, als höbe das tote Eismeer sich atmend und leuchtend; ein Schein, fahl und schaurig und schön zugleich, lag über der weißen Warte des Tales.

Friedrich Kirchhofer, der Städter, stand unter der Tür des Gasthauses zum Löwen. Das letztere war an die Straße, halbwegs zwischen den Rothornweg und die am Talrande ragende Kirche gestellt; von dem massigen Bau, dem neuen Gotteshaus, leitete es mit seinen weißgetünchten Mauern wohl zu den Holzhütten vom Isengrund über.

Kirchhofer stützte sich auf einen Stock.

»Ihr hättet Euch doch wohl besser tragen lassen,« sagte Trachsel, der Wirt, der neben ihm stand.

Jener lachte ihn an. »Nein,« sagte er, »aus dem Dorf will ich doch nicht getragen sein wie ein Halbtoter. Ebenaus geht das Gehen ganz gut. Eure Clari-Marie hat ein verdammt gutes Mittel.« Damit legte er seine Hand in die Pratze des Wirts.

Der sagte ein »Ade, Herr, bald wieder, Herr,« streckte den Bauch, über den ihm die offene Weste hinabhing, und trat ins Haus zurück.

Langsam schritt Kirchhofer talaus; das Gehen machte ihm Mühe, aber er suchte zu bemänteln, daß der kranke Fuß nicht sicher trat; es war ihm immer, als lachte das Bergvolk hinter ihm: Bleib daheim mit deinen weichen Knochen! Als er wenige Schritte vom Gasthaus entfernt war, hob auf dem schweren Kirchturm ein Läuten an. Männer und Weiber im Feiertagsstaat begannen ihn zu überholen, schwere und schwerfällige Gestalten, die, den Oberleib schon wie in einer Art Andacht vornüberhangend, der Kirche zutrotteten. »Tag,« grüßten sie, wenn sie an ihm vorübergingen. Nach einer Weile hatte er das Gefühl, als käme jemand hinter ihm her, immer gleich Schritt haltend, um ihn nicht zu überholen. Erst ging er seines Weges, dann wurde ihm der Nachfolger unbequem. Er sah sich um und erkannte die Cille, die, den durch ein schwarzes Spitzentuch geschützten Kopf gesenkt, auf die andre Seite der Straße ging und tat, als achtete sie seiner nicht. Er hob an, so gut er konnte rascher zu gehen. Er war jetzt der Kirche ganz nah; die Glockentöne waren so laut, daß das Tal von ihnen erfüllt war; der Erzklang strömte den Weg auswärts, es war, als trüge er ihn, Kirchhofer, mit sich. Das Herz schwoll ihm in der Brust; er schritt leichter, freier, fast schmerzlos. Drüben am Wegrand, wo die Straße sich jäh zum See hinab senkte, standen zwei Männer mit der Bahre, seiner harrend. Da hörte er einen Ruf hinter sich, leise, hastig, die Stimme zitterte in qualvoller Scheu und war spröd und rauh. Ehe er sich umwenden konnte, trat die Cille von hinten an seine Seite. Es war ihm, als glitte ein Schatten neben ihn. Eckig, hoch und doch gebeugt, mahnte sie ihn an einen dürren Baum, dessen Krone eine Last niederzog.

Sie räusperte sich. »Tag,« sagte sie dann. »Etwas fragen habe ich Euch wollen, Herr,« fuhr sie stockend fort, als er ihren Gruß erwidert hatte.

»Nun,« munterte er unwillkürlich auf, als sie wieder innehielt, und er sah, daß eine Gewalt in ihr arbeitete, obwohl ihr Gesicht reglos und bleich blieb.

»Der Jaun, der Bub,« stieß sie nun hervor und hob einen Augenblick die unter den starken Brauen fast düster blickenden Augen. Sie hatten einen sonderbaren Ausdruck von Hilflosigkeit. »Der – Ihr –« stotterte sie weiter, »Ihr habt gemeint – in der Stadt käme der Jaun eher fort. Wüßtet Ihr jetzt nicht etwas für ihn, etwas, wo – wo er etwas lernen könnte?«

Er mußte fast lachen ob der Jachheit, mit der sie ihn, den Wildfremden, mit einer Bitte ansprang. Da war es ihm, als durchrinne ein Zittern ihre lange, zähe Gestalt; es kam ihm eine Ahnung, was der Weg und die Stunde sie kosteten. »Ja,« sagte er sinnend, »so – so schnell läßt sich das nicht sagen. Aber überlegen will ich mir's schon.«

»So irgendwohin zum Schreiber oder – so – so, wie man sagt, auf ein Bureau,« half sie nach.

Er nickte. »Wenn mir etwas einfällt, oder wenn ich etwas finde, schreibe ich,« sagte er.

Da trat sie aufatmend einen Schritt von ihm zurück. »So sage ich Dank,« sprach sie, und dann, als er schon zum Abschied am Hut rückte, fuhr ihr ein roter Schein übers Gesicht, der erlosch, wie er gekommen, und sie sagte hastiger: »Schreibet dann nicht an mich, schreibet nur der Schwester, der Clari-Marie, ich sage ihr davon.«

»Gut,« gab er Bescheid. »Frau Clari-Marie Truttmann,« sagte er vor sich hin, den Namen in ein Notizbuch zeichnend.

»Schreibet nur: An die Clari-Marie im Isengrund,« fiel ihm die Cille ins Wort. Auch jetzt wieder hörte er aus ihrer kurzen Rede mehr, als sie sagte: der Clari-Marie mußte der Name ihres verstorbenen Mannes nicht lieb sein.

Sie gingen jetzt mit kurzem Gruß auseinander. Kirchhofer erreichte die Männer, den Jacki, den Führer, und seinen Buben, einen weißblonden mit starken Gliedern und glattem Gesicht.

»Wie geht das Gehen?« fragte Jacki mit stummem Lachen.

Kirchhofer ließ sich auf die Bahre nieder und atmete auf. »Jetzt lasse ich mich lieber tragen,« sagte er.

Dann faßten jene die Bahre und stiegen mit ihm die steile Felsstraße hinab zum See. Der Städter sah in die Weite, das heimliche Silberleuchten lag noch immer rings auf allem Land, nur der See stand schwarz, von Wellen gekräuselt und dampfend in der Tiefe. Kirchhofer aber wurde das Bild der Cille nicht los, wie die zähe, eckige Gestalt dahergekommen war, in Wesen und Art ein Stück lebendig gewordener Stein, und doch ein Weib, dem Feuer versteckt irgendwo in der Seele loderte. Das Bild des bleichen Buben trat hinzu, der in der Bergrauheit verkümmerte. Und es faßte ihn ein Mitleid für den.

Die Kirche von Isengrund war gefüllt. In der schönen, klaren, säulengetragenen Halle standen die Männer und Weiber, ein seltsames Geschlecht. Sie standen in dunkeln Feiertagskleidern, die Männer in Schafwollstoffen, die Weiber zumeist in schwarzem schlichten Gewand. An den Männern war, wie sie Reihe an Reihe hintereinander den Segen des Pfarrers über sich ergehen ließen, eine langsame Wucht; wie eine Herde Stiere standen sie da, schwer; hätte einer vor ihnen gestanden, möchte ihn unwillkürlich ein Bangen angekommen sein: wenn sie vorwärts stampfen und dich zertreten! Unter den Weibern waren viele, die Arbeit und Mühe vornüber gezwungen, viele waren plump, klein, einige ragten hoch und hager und hart aus den Reihen, junge Mädchen waren darunter, zierlich, schlank, mit runden Gesichtern und schwerem, reichem Haar.

Der Pfarrherr ging mit dem Weihwedel durch den Gang, der die Männer- und Weiberseite schied; ein Chorbub trug ihm das Weihwasser; die schweren Schuhe, aus denen der Bub hinter dem Geistlichen herschritt, machten die Steinfliesen dröhnen. Der Pfarrherr hatte das Meßkleid abgelegt, trug nur sein bis an die Schuhe reichendes schwarzes Gewand, das um die Hüften eine Schärpe schnürte. Er war ein mittelgroßer, hagerer Mensch, trug eine altväterische Brille auf der knolligen und geröteten Nase, über der Brille strebten wie ein Bündel Spieße die Falten zwischen den dünnen Brauen hinauf in die kirchturmspitze Stirn. Wie er so durch die Reihen seiner Gemeinde schritt, hatte er einen schiebenden, sonderbaren Gang; seine Füße waren nach innen gerichtet, so daß er gleichsam immer mit dem einen über den andern stieg, die Bewegungen seiner Arme aber und seines Körpers waren von einer feierlichen, salbungsvollen Gemessenheit. Durch den Gang zurückkehrend, wendete er sich und machte das Kreuzzeichen über den Andächtigen, dann traten die Weiber aus den Stühlen, ihnen folgten die Männer. Draußen vor der Kirche lag ein heißer Glanz auf den Granitplatten des Vorhofes; die Sonne meisterte immer mehr die Nebelschleier. In diesen Schein hinein quoll die schwarze Schar der Kirchgänger; in einen Knäuel geballt kamen sie aus der Tür gestolpert, der Knäuel zerriß, bald liefen die schwarzen Menschenreihen wie Faden der geraden weißen Straße entlang dem Dorf zu. Eine kleine Schar von Weibern blieb zur Rechten des Kircheneingangs stehen; nach und nach fanden sie sich so zusammen, die Clari-Marie und die Cille waren die ersten am Platze. Zu ihnen trat die Furrerin, dem Rottalbauern sein Weib, die ging wie die andern in schwarzem Gewand und schwarzem Kopftuch und brauchte nicht auszuläuten, daß sie eine Zieglerin sei. Sie glich der Cille und glich der Clari-Marie; worin, war schwer zu sagen; jeder Zug ihres hageren Gesichts schien anders, und doch war das ganze gleich. Schärfer waren seine Linien, Kinn und Nase liefen seltsam spitz zu; ihre Augen waren schwarz und glänzend, fast schön. Sie war die Jüngste und die Kleinste; aber jung war sie doch nicht mehr.

Eine vierte trat an die Seite der andern; die Kirche war schon fast leer, als sie heranwatschelte. Ein paar Weiber, die nach ihr kamen, sagten ein »Gut Tag, Viktorine,« als sie an ihr vorübergingen. »Gut Tag« gab die Viktorine Ziegler, die Pfarrmagd, mit einer schrillen Stimme zurück. »Gut Tag,« grüßten die Weiber zu den übrigen dreien hinüber, heimsten den Gegengruß ein und tappten davon. Dann tauschten die vier Schwestern zwei, drei Worte, kurz, karg, nicht laut, und machten sich auf den Weg, sie teilten sich auf der Straße; zwei gingen diesseits, zwei jenseits am Rand. Die Clari-Marie und die Viktorine schritten je vorauf. Nach ein paar Schritten blieben sie stehen, sahen nach der Kirchentür zurück; als sie dort den Pfarrherrn heraustreten sahen, setzten sie ihren Weg fort. Die Clari-Marie und die Cille herseits gingen mit gesenkten Köpfen, gingen heim, wie sie hergegangen, die andern beiden verfielen in ein Gespräch, reckten dabei die Hälse und warfen sich die Worte mit sonderbar gleichen hohen Tönen zu; es scholl fast, als ob sie stritten. Und noch eines war sonderbar. Die Pfarrmagd, die Truttmannin und die Cille trugen Gewand, das sonntäglicher war als das der Furrerin; die ging schwarz wie die andern, aber das Schwarz war alt und schimmerte grünlich; seltsam hungrig sah die Furrerin neben den Schwestern aus.

So aber gingen die vier immer vom Kirchgang heim. Im Isengrund wußte es keiner anders. Wo sie einem begegneten, rückte er den Hut; aber er sah nur die Clari-Marie an, wenn er grüßte, obwohl die kaum den Blick vom Boden hob. Zuweilen flog auch ein Wort der beiden Schrillstimmigen zu den andern hinüber; die Cille gab kaum je Bescheid, die Clari-Marie sprach manchmal. Wenn sie redete, war es, als würden die Schritte der andern kürzer und duckten sich ihre Hälse; vielleicht aber schien es nur so.

Nach einer Weile kam der Pfarrherr von hinten über sie. Sie drehten sich und ließen ihn in der Mitte der Straße herankommen.

»Tag, Herr Pfarrer,« grüßten sie, nur die Pfarrmagd schwieg.

Der Pfarrherr hob das Barett vom halbkahlen Schädel mit einer langsamen Handbewegung, als grüßte er einen Würdenträger seiner Kirche. Dabei leuchtete aber sein rasiertes Gesicht in einem breiten Lachen auf, sein Mund öffnete sich und zeigte eine Menge schlechter Zähne. Als sein Auge dem der Clari-Marie begegnete, schlich sich ein Unbehagen in die süße Freundlichkeit seiner Züge, so als störe ihn ihr scharfer und klarer Blick, der geradeswegs mit schuldiger Demut und doch mit forschender Offenheit in seine kleinen wässerigen Augen traf. Es hob dann ein Gespräch an, in das alle einstimmten; sie sprachen über dies und das, bloß die Cille sprach nur, wenn sie gefragt wurde. Der Pfarrherr hatte auch im Reden dieselbe Gemessenheit und Feierlichkeit wie in seinen Bewegungen und sprach vom Wetter und den alltäglichsten Dingen mit gleich ernster Gewichtigkeit, als predige er über irdisches und ewiges Heil.

An der Stelle, wo der Rothornweg in die Dorfstraße einbog, trennten der Pfarrherr und die Viktorine sich von den übrigen; das Pfarrhaus lag ganz am jenseitigen Dorfende, der alten, außer Gebrauch gesetzten Kapelle zuneben; denn als die vom Isengrund das neue Gotteshaus gebaut hatten, hatte das Geld nicht gereicht, auch des Pfarrherrn Behausung mit hinaus auf die freie Höhe zu nehmen.

»Der Pfarrer vom Isengrund verdient sich sein Mittagsbrot mit Laufen,« sagte der Hochwürdige, als er das Barett in langsamem Bogen lüftete und wieder aufsetzte; es war dasselbe, was er jeden Sonntag und an derselben Straßenstelle sprach, und die andern lachten dasselbe Lachen wie immer dazu.

Die Pfarrmagd reichte den Schwestern die Hand; während die der andern hart und glasig sich anfaßten, war die ihre feist und rund wie das ganze Weibswesen. Die Clari-Marie wendete sich kurz, die stille Cille folgte ihr, die Furrerin hatte noch mit der Viktorine zu tuscheln. Als sie auseinandergingen, trug das gelbe Gesicht der Rottalbäuerin einen zufriedenen Zug; die Schwester hatte sie zum Nachmittagskaffee geladen und die Furrerin aß gern an andrer Tisch. Die Schwestern waren ihr um ein paar Schritte voraufgekommen, sie setzte zu rascherem Steigen an; da klang ihr ein »Trini, so wart'!« in die Ohren, und dann kam ihr Mann, der Furrer, hinter ihr hergegangen, hinter dem sich eben die Tür einer jenseits der Dorfstraße liegenden Schenke zugetan hatte. Er war ein steiler Mensch; mit den eckigen Schultern ragte er weit über den vogelartig schmalen Kopf seines Weibes hinaus; er hatte eine drollige Art, den langen Oberkörper zurückzuziehen und vorzustoßen, so daß er einen Gang wie ein Straußenvogel hatte.

»Hast jetzt Holz gekauft?« fragte die Frau, als sie nebeneinander bergan stiegen.

»Nichts ist zu machen, alles zu teuer,« knurrte er und stieß einen Fluch durch die Zähne; dabei war sein Gesicht gelb wie das seines Weibes, aber es mochte immer so sein; denn er sah krank aus, die Backenknochen standen knorrig heraus und die Haut hing schlaff an ihnen herab, die Augen, die finster und scheu waren, lagen tief, auch waren die schwarzen dichten Bartstoppeln Ursache, daß der nackte Teil des Gesichtes fahler schien.

Die Clari-Marie war aus der Schwelle ihres Hauses stehen geblieben, bis der Furrer und sein Weib herankamen.

»Tag, Schwager,« grüßte sie den Mann. »Was ist?« munterte sie auf, als sie den Aerger in seinen Zügen sitzen sah.

Statt seiner gab sein Weib Bescheid: »Holz hat er kaufen wollen, aber wer soll kaufen heutzutage! Das Blut ziehen sie einem aus dem Leibe, so ziehen sie.«

Die Clari-Marie antwortete mit leisem Spott: »Bah, ganz umsonst kann einer nicht kaufen.«

Da brach die Furrerin in ein Jammern über die schlechten Zeiten aus, der Bauer aber reckte mit einem tiefen Aufschnaufen die lange Gestalt, die zäh und kräftig war wie wenige, und sagte:

»Meinst, ich will ewig stehen bleiben, wo ich stehe! Arbeiten tue ich, und gern und viel, aber es soll um etwas sein; wenn ich alt bin, will ich etwas auf der Sparkasse haben!« »Und ein paar Gülten im Haus,« fiel die Furrerin ein. »Und das Haus will ich frei haben,« fügte er wiederum hinzu. »Faulheit kann uns keiner vorwerfen,« fuhr sein Weib fort; »es hätte schon lang einen Knecht leiden mögen, was er« – sie wies auf ihren Mann – »allein schafft.«

»Ja, ja,« nickte die Clari-Marie, und ihre Augen ruhten mit einer Art Anhänglichkeit auf den beiden; von der Arbeitsamkeit und Sparsamkeit derer im Rottalgut erzählten sie Wunder im Dorf. »Ja, ja,« wiederholte sie und grüßte: »So, ade.« Damit trat sie in die Tür.

Der Furrer und sein Weib stiegen langsam den Rothornweg hinan, voran er, die Frau wie sein kleiner Schatten hinter ihm.

Die Clari-Marie, die in die Wohnstube trat, überfiel der Ziegler, der mit seinem Weibe am Ofen saß, mit Fragen. »Wer ist in der Kirche gewesen? Wen hast gesehen? Hast geredet mit dem und dem?«

Sie trat zum Tisch, den die Cille deckte. »Die vom Rottal sind mit mir heraufgegangen,« sagte sie halb mechanisch dem Alten zur Antwort. Dann schien ihr ein Gedanke aufzuspringen. »Schier gar zu schäbig geht sie doch herum, die Trini,« sagte sie, blieb stehen wo sie stand und sah die Cille an.

»Laß sie sparen, wenn sie sparen will,« gab diese zurück.

Töni, der Gesell, mischte sich ein, der mit Jaun, dem Buben, hinter dem Tisch saß. »Was der Furrer schafft!« sagte er. »Zugesehen habe ich ihm, die zwei Tage, die ich oben am Gaden mitgeholfen habe! Wie den habe ich noch keinen werken gesehen.«

»Arbeiten kann er,« sagte die Clan-Marie sinnend, »aber –«

Sie vollendete nicht. Einen Augenblick stand sie noch, und hinter ihrer Stirn schien es zu arbeiten, dann half sie den Tisch rüsten.

»Laß sie doch sparen, so laß sie,« eiferte der Cille zum Echo mit vorgestrecktem Halse der Ziegler vom Ofen her.

»Jere-ja – jere-ja,« stammelte im Jammerton sein Weib.


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