Henryk Sienkiewicz
Auf dem Felde der Ehre
Henryk Sienkiewicz

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

1. Kapitel. Wölfe und Eber

Der Winter von 1682 auf 1683 war so streng, daß die ältesten Greise sich nicht erinnern konnten, je seinesgleichen erlebt zu haben. Nach wochenlangem Regen schlug gegen Mitte des Novembers der erste Frost die Gewässer in Bann und überzog die Bäume mit kristallner Kruste. In den Wäldern zerbrach der Rauhreif die Zweige der Kiefern. Anfang Dezember wurde der Frost noch schärfer. Scharen von Vögeln ließen sich in die Dörfer und Städte nieder. Die fleischfressenden Tiere kamen aus ihren Schlupfwinkeln hervor, um sich den menschlichen Wohnungen zu nähern. Um den Sankt-Damasus-Tag bedeckte sich der Himmel mit finstern Wolken; zehn Tage lang fiel Schnee, glich alle Erhebungen des Bodens aus und schüttete die Fenster der Hütten zu.

Mit Schaufeln bahnten die Leute sich einen Weg zu den Ställen und den Scheunen. Endlich nahm der Schneefall ein Ende, aber es gefror von neuem zum Steinzerbrechen, und die Bäume knackten wie Büchsen.

Die Bauern begaben sich truppweise in den Wald, um sich mit Holz zu versorgen, und hatten alle Angst, dort von der Nacht überrascht zu werden. Sobald die Sonne verschwunden war, wagten sie sich nur noch mit der Mistgabel oder der Axt in der Faust über ihre Schwelle. Bis zum Morgengrauen hörte man die Hunde, die den Wolf witterten, furchtsam bellen.

In einer dieser trostlosen Nächte glitt auf dem Waldwege, dessen Spur sich auf der einförmigen weißen Fläche fast verlor, eine auf Schlittenkufen festgemachte Kutsche schweigend dahin. Sie war mit vier Pferden bespannt, und eine Geleitmannschaft ritt daneben. An der Spitze trabte ein Diener. Er hielt an einer langen Stange ein eisernes Becken in die Höhe, darin ein Kienscheit brannte – nicht um den Weg zu beleuchten, denn der Mond schien hell, sondern um die Wölfe fernzuhalten.

Der Kutscher thronte auf dem Bock. Ein Knecht saß auf einem der beiden vorderen Pferde. Zu beiden Seiten der Kutsche ritten Männer, die mit Donnerbüchsen und Säbeln bewaffnet waren.

Der Zug kam nur mühsam vorwärts. Diese Langsamkeit verdroß Pan Gideon Pongowski und beunruhigte ihn auch. Als er sich entschloß, von Radom aufzubrechen, hatte er vorher gewußt, auf welche Schwierigkeiten man gefaßt sein müsse; der Weg nach Belczonka, dem Ziel seiner Reise, führte durch die gefährlichen Wälder von Kozienice. Aber er vertraute auf die Stärke seiner Begleitmannschaft. Am Morgen hatte er Radom verlassen und rechnete darauf, noch ehe der Tag zur Rüste ging, sein Haus zu erreichen. Doch zu wiederholten Malen mußte namentlich an den Biegungen des Weges der hochgewehte Schnee weggeräumt werden, was zu Verzögerungen führte. Als der Abend dämmerte, gelangte die Karawane nach Jedlinka. Obwohl die Bewohner die Reisenden aufforderten, dort die Nacht zuzubringen, setzte Pan Gideon, da er sich bei dem Schmied des Städtchens Kienscheite hatte verschaffen können, die Reise fort.

Jetzt drohte die Nacht ihn mitten im Walde zu überraschen.

Immer mühsamer wurde das Weiterkommen. Alle Augenblicke versperrten Schneewehen den Weg. Gideon schimpfte zuerst, dann begann er zu fluchen – doch stets auf lateinisch, um seine Reisegefährtinnen, Frau Winnicka,Das c wird wie z ausgesprochen, also Winnizka, Kaminiez etc. eine Verwandte von ihm, und Fräulein Siëninska, sein Mündel, nicht zu erschrecken.

Mit der Sorglosigkeit der Jugend verriet die Schöne gar keine Beängstigung. Leichten Fingers schob sie den Ledervorhang auf seiner Stange zurück und gab einem Diener den Wink, ihr nicht die Aussicht zu verstellen. Nun guckte sie vergnügt hinaus. Die Kiefern zogen an ihrem Blick vorüber, bekleidet mit weißem Schnee, auf dem der rote Schein der Fackel mit dem meergrünen Schimmer des Mondlichts stritt. Welche Kurzweil, dieses zarte Farbenspiel zu betrachten! Die Backen aufblasend und rosig erglühend wie eine Flamme, hauchte sie auf die Scheibe und wunderte sich, ihren eigenen Atem zu sehen.

Als furchtsame Person – was bei ihrem Alter entschuldbar war – erging sich dagegen Frau Winnicka in Klagen.

»Warum mußte man durchaus Radom verlassen? Warum ist man nicht wenigstens in Jedlinka geblieben? Bis nach Belczonka war es noch ein weiter Weg. In diesem endlosen Walde wird man noch von Wölfen angefallen werden. Nur der Erzengel Gabriel, der Beschützer gefährdeter Reisender, kann uns in dieser Lage helfen. Aber verdient man denn auch seine Hilfe?«

Dieses Gejammer raubte Pan Gideon Pongowski den Rest von Geduld.

»Auch das noch!« knurrte er. »Wir sollten uns verirren? Und das auf einer Straße, die so schnurgerade dahinläuft wie ein Pfeil. Die Wölfe? Die mögen kommen oder nicht kommen. Wenn sie kommen, werden meine Leute sie in Empfang nehmen. Lassen Sie sich übrigens sagen, der Wolf denkt als verständiges Tier gar nicht dran, einen Edelmann, das heißt also einen Soldaten, anzugreifen, denn der Soldat ist's, der ihn am besten mit Nahrung versorgt. Nicht ohne Grund nennt man den Krieg: die Ernte für die Wölfe.«

Trotz dieser Worte, mit denen Herr Pongowski den Wölfen zu schmeicheln gedachte, fühlte er doch einige Besorgnis. Wäre es nicht angebracht, einen seiner Leute absitzen und in der Kutsche Platz nehmen zu lassen, damit er im Notfall eine der Kutschentüren verteidigte, während er, Pongowski, die andere übernahm? Und damit wäre auch gleich eine sehr nützliche Vorsichtsmaßregel getroffen; denn im Augenblick der Gefahr würde das sich selbst überlassene Pferd die Flucht ergreifen und die Wölfe hinter sich herziehen.

Aber man hatte noch immer Zeit, sich das zu überlegen.

Einstweilen begnügte sich Pan Gideon, der mit Frau Winnicka auf dem Polster des Rücksitzes saß, neben das ihm gegenübersitzende Fräulein Siëninska ein Paar Pistolen und ein Dolchmesser zu legen. Er brauchte nun im Moment, wo es nottäte, nur den Arm auszustrecken, den rechten Arm, wohlverstanden, denn dessen allein konnte er sich noch bedienen, der linke war ihm vor langer Zeit abgenommen worden.

Sie fuhren ein gutes Stück, ohne daß etwas Unangenehmes geschah.

Der Weg wurde breiter. Pongowski stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, denn er kannte den Weg bis in die kleinsten Einzelheiten.

»Wir nähern uns der Lichtung,« stellte er fest.

Aber jetzt warf der an der Spitze trabende Vorreiter sein Pferd herum, kam im Galopp zur Kutsche zurück und sprach mit der Begleitmannschaft. Auf seine überstürzten Worte erwiderten sie kurz und rasch, wie es in Momenten drohender Gefahr geschieht.

»Heda! Was ist los?« rief der Herr.

»Gnädiger Herr, von der Lichtung schallt Lärm herüber – es klingt fast, als wenn –«

»Nun, was denn? Als wenn's Wölfe wären?«

»Wohl möglich. Gott mag's wissen.«

Pongowski dachte, an einer offenen Stelle könne man sich leichter verteidigen als mitten im Walde. Er gab Befehl, die Fahrt zu beschleunigen.

Nach einigen Minuten erschien der Vorreiter wieder am Kutschenschlag.

»Wildschweine, gnädiger Herr,« meldete er diesmal.

»Was? Wildschweine?«

»Kein Irrtum möglich. Ich höre sie dort unten rechts von der Straße grunzen.«

»Um so besser!«

»Sie sind vielleicht von einem Rudel Wölfe umringt.«

»Um so besser, sage ich dir. So werden wir unbehelligt vorüberkommen. Vorwärts!«

Auf der Lichtung angelangt, sahen die Reisenden zu ihrer Rechten, in der Entfernung von zwei bis drei Bogenschüssen, eine dichte Schar von Wildschweinen, die von einem beweglichen Gürtel von Wölfen umgeben war. Die Kutsche fuhr weiter. Von ihren Sätteln herab beobachteten die Leute der Begleitmannschaft das Verhalten der beiden feindlichen Gruppen. Die Wölfe wagten nicht, sich auf die grunzende Masse zu stürzen, sondern zogen ihre Angriffslinie nur ein wenig enger zusammen.

Zu einem runden Knäuel zusammengeschart, wobei die alten Keiler unerschrocken als Wache rings im Kreise aufgestellt waren – so bildeten die Wildschweine eine lebendige Festung, wo hier und dort wie Waffenblitzen das Weiße der Hauer hervorleuchtete.

Mit tückischen Sprüngen näherten sich die verwegensten der Wölfe, doch um alsbald zurückzuweichen, erschreckt durch das Fletschen der Zähne und noch mehr durch das furchtbare Grunzen.

Wenn der Kampf die ganze Aufmerksamkeit der Gegner in Anspruch genommen hätte, so wäre die Kutsche ohne Zweifel gefahrlos über die Lichtung hinübergekommen. Aber die wilden Tiere hielten dabei noch ununterbrochen Ausschau.

Es war also zu befürchten, daß die Wölfe von dem gefährlichen Feinde ablassen und über die neue Beute herfallen würden.

Einige von ihnen lösten sich denn auch schon von dem Rudel ab und näherten sich der Kutsche. Andere folgten ihnen. Aber der Anblick der bereitgehaltenen Waffen schreckte sie ab. Nun begannen sie ihre übliche Taktik. Sie scharten sich hinter dem Wagen zusammen, liefen vorüber, um sich hundert Schritte von ihm aufzustellen, oder umkreisten ihn mit wilden Sprüngen, wie um einander anzuspornen.

Die Leute Pongowskis wollten von ihren Waffen Gebrauch machen, allein ihr Herr gebot ihnen Einhalt. Durch Schüsse hätte man die ganze Bande herbeilocken können.

Schon drängten die Pferde, obschon an derartige Vorfälle gewöhnt, sich Seite an Seite, wandten die Köpfe hin und her und schnaubten laut. Ein unerwarteter Zwischenfall vermehrte alsbald die Gefahr.

Der junge Hengst, auf dem der Vorreiter saß, bäumte sich vor Schreck senkrecht empor. Aus dem Sattel kommen, bedeutete auf der Stelle unter den Zähnen der Wölfe sterben. Instinktiv klammerte der Mann sich an den Sattelknauf und ließ dabei das eiserne Becken mit den Kienscheiten fallen, die im Schnee versanken. Die Flamme verbreitete einen blutigen Schein, ehe sie erlosch; dann beleuchtete nur noch der Mond die Fläche.

Der Kutscher, ein Ruthene, fing an Gebete zu murmeln. Die Knechte dagegen – als gute Masuren, die sie waren – fluchten.

In der Finsternis wurden die Wölfe kühner. Die Haare sträubend und mit den Zähnen knirschend, kamen sie heran, und jetzt sah man deutlicher ihre blutunterlaufenen Augen glänzen.

Die Lage schien verzweifelt.

»Sollen wir schießen, gnädiger Herr?«

»Nein. Versucht sie durch Schreien abzuschrecken.«

Ein betäubendes Gebrüll erhob sich: »Ahu! Ahu!« Die Pferde schöpften wieder Mut, während die Wölfe, auf welche die menschliche Stimme immer Eindruck macht, um zehn Schritte zurückwichen.

Doch wie durch ein Wunder warf das Echo des Waldes plötzlich dieses Geschrei in hundertfacher Stärke zurück. Und es schien fast, als wenn ein wildes Lachen mitten in dem furchtbaren Getöse erscholl. Die dunkeln Gestalten von Reitern tauchten auf, schlossen sich zu einer Gruppe zusammen und brausten wie eine Lawine über die belagernden Wölfe und das Rudel Wildschweine herein.

Wie vom Winde weggefegt, zerstreuten sich im Augenblick die einen und die andern.

Schüsse, Geschrei und von neuem jene Heiterkeitsausbrüche waren zu hören. Die Leute des Pan Pongowski eilten auf die Reiter zu, die ihnen zu Hilfe gekommen waren. Nur der Kutscher und der Vorreiter blieben auf ihrem Posten.

Die vornehmen Reisenden im Wagen waren vor Erstaunen sprachlos.

»Und das Wort ist Fleisch geworden!« rief endlich Frau Winnicka. »Dieser Beistand kommt uns gewiß vom Himmel.«

»Gesegnet sei er, von wannen er auch komme!« erklärte Pan Pongowski.

Nun fügte auch Fräulein Siëninska ein Wort bei: »Gott selbst,« sagte sie, »hat uns diese jungen Ritter zugesandt.«

Woher sie wußte, daß diese Ankömmlinge Ritter und im besondern gar junge Ritter seien, hätte sich schwer sagen lassen; denn sie waren wie ein Windsturm vor dem Schlitten vorübergesprengt.

Die Lichtung hallte noch von dem Lärm der Verfolgung wider. Dicht neben der Kutsche heulte ein Wolf, dem das Rückgrat zerschmettert war, seinen Schmerz gen Himmel, und es klang so markerschütternd, daß der Vorreiter zu Boden sprang und hinlief, ihm den Gnadenstoß zu geben. Das Todesröcheln des Tieres machte die Pferde scheu, sie schlugen aus und bäumten sich, daß zuletzt die Deichsel zu zerbrechen drohte.

Jetzt zeichneten sich die Silhouetten der Reiter deutlich vom Schnee ab, und man sah im Mondlicht ihre Rosse dampfen. Lachend und singend kamen sie auf den Schlitten zu.

Mit lustiger, klangvoller Stimme fragte einer, sich zu dem Kutschschlag herüberneigend: »Wer da?«

»Pongowski, Gutsherr von Belczonka. Wem verdanke ich meine Rettung?«

Die Herren stellten sich vor.

»Stanislaus Cypryanowicz aus Jedlinka.«

»Die Brüder Bukojemski.«

»Dank sei euch abgestattet, meine Herren! Der Himmel hat euch rechtzeitig geschickt.«

»Dank sei euch abgestattet, meine Herren!« wiederholte eine jugendliche Frauenstimme.

»Laßt uns Gott loben, der uns im rechten Augenblick dazukommen ließ!«

Und Cypryanowicz lüftete seine Pelzmütze.

»Durch welches Wunder, meine Herren, waret ihr über unsere Notlage unterrichtet?« fragte Pongowski.

»Wir wußten nichts davon, Pan. Auf gut Glück, weil uns bekannt war, daß die Wölfe sich zu Rudeln zusammenscharten, machten wir uns auf den Weg, um Hilfe zu leisten, wo immer solche nottun mochte. Wir danken der Vorsehung, daß sie unsern guten Willen so erlauchten Personen zustatten kommen ließ,« sagte Cypryanowicz mit höflichem Gruße.

»Und daß sie uns eine so reiche Beute an Tierfellen bescherte« setzte einer der Brüder Bukojemski hinzu.

»Eine ritterliche Handlung, wahrhaftig, oder ich will nichts davon verstehen,« erklärte Gideon, »und eine gute Jagd, die was Schönes einbringen wird. Wolle Gott uns nur bald Gelegenheit geben, euch unsere Dankbarkeit zu bezeigen. Ich denke mir, ihr habt einstweilen den Wölfen den Appetit auf Menschenfleisch verdorben. Wir werden also ohne weitere Fährnis heimkehren können.«

»Ganz so sicher ist das nicht. Die Wölfe sind zäh.«

»Dann um so schlimmer. Wir müssen uns eben wieder durchschlagen. Ich sehe kein anderes Mittel.«

»O doch! Ein ganz einfaches Mittel. Wir werden die Ehre haben, Euch bis Belczonka zu begleiten. Bei dieser Gelegenheit können wir vielleicht auch noch andern Reisenden Beistand leisten.«

»Ich wagte es von mir aus nicht, die Bitte auszusprechen, doch da ihr uns eure Hilfe anbietet, so nehmen wir sie an. Nun werden meine Damen keine Angst mehr haben.«

»Angst hatte ich überhaupt nicht,« widersprach Fräulein Siëninska. »O, deshalb danke ich euch nicht minder von ganzem Herzen.«

Die Karawane setzte sich wieder in Bewegung. Aber kaum hatte die Kutsche ein kurzes Stück zurückgelegt, so blieb sie stehen, die beschädigte Deichsel war zerbrochen.

Mit Stricken knüpfte man die Bruchstelle, so gut es ging, zusammen; allein würde diese unvollkommene Reparatur wohl den Erschütterungen, die der Wagen durch die Ungleichheiten des Weges erlitt, noch lange Widerstand leisten können?

Diese Frage stellte sich der junge Cypryanowicz, und er kam daraufhin mit einem neuen Vorschlag heraus:

»Wir sind um die Hälfte näher an Jedlinka als an Belczonka. Erweist uns die Ehre, die Nacht unter unserm Dache zu verbringen, Pan. Bis dorthin können wir ganz gut die Kutsche ziehen. Die Ehre, die Ihr uns antut, wird bei weitem größer sein als der Dienst, den wir Euch geleistet haben. Aber da Ihr dabei nur der harten Notwendigkeit gehorcht, so bilden wir uns überhaupt nichts drauf ein.«

Pongowski antwortete zuerst nicht. Er fühlte einen Vorwurf aus diesen Worten heraus. Als vor zwei Jahren Cypryanowicz, der Vater, nach Belczonka gekommen war, ihm seine Reverenz zu erweisen, hatte er ihn wohl höflich, doch sehr von oben herab aufgenommen und seinen Besuch niemals erwidert. Und das geschah, weil Cypryanowicz ein »homo novus« war, erst seit zwei Generationen zum Adel gehörig und von armenischer Abstammung. Der Urgroßvater betrieb sogar noch einen Seidenhandel in Kaminiec.

Der Sohn dieses Kaufmanns, Jakob, hatte schon unter dem großen Chodkiewicz bei der Artillerie gedient. Er hatte sich unter den Mauern von Chocim ausgezeichnet, und dank der Protektion Stanislaus Lubomirskis war ihm der Adelsbrief zugleich mit der königlichen Domäne Jedlinka verliehen worden, welche er nun als Leibgedinge verwaltete.

Später, nach dem Einfall der Schweden, erhielt Seraphin, Jakobs Sohn, dieses Landgut zum Unterpfand für ein Darlehn, das er dem erschöpften Staatsschatz der Polnischen Republik vorstreckte.

Der junge Kavalier nun, dessen Hilfeleistung so gut angebracht gewesen, war der Sohn besagten Seraphins.

Pan Pongowski hatte die Anspielung verstanden; aber sie wurde mit einer Würde vorgebracht, welche dem alten Adelsherrn nicht mißfiel. Und wie hätte er die Einladung auch abweisen sollen? Der Weg nach Belczonka war lang und voller Hinterhalte. Er zauderte nicht länger.

»Ohne Eure Hilfe, Pan, würden sich jetzt die Wölfe um unsere Gebeine streiten. Fahren wir nach Jedlinka!«

Unter den freudigen Zurufen der Ritter setzte sich der Zug in Bewegung.



 << zurück weiter >>